[0001] Die Erfindung betrifft ein Arbeitsverfahren zum Herstellen von Großrohren aus Blechtafeln
in einer Großrohrpreßanlage mit einer Presse, in der die Werkzeuge zum Verformen des
Bleches zu einem Schlitzrohr angeordnet sind.
[0002] Zum Herstellen von Großrohren aus Blechplatten sind im wesentlichen drei Verfahren
gebräuchlich, nämlich das UOE-VERFAHREN, das Dreiwalzen-Biegeverfahren und das C-Pressenverfahren.
Beim UOE-Verfahren wird eine in einer Kantenanbiegepresse vorbereitete Blechtafel
einer U-Presse zugeführt, in der ein Vorrunden des Bleches erfolgt. Im Anschluß daran
wird das vorgerundete Blech in der O-Presse fertig geformt. Das Anbiegen der Kanten
erfolgt, damit sich bei der späteren Verformung zum Schlitzrohr der gewünschte Rohrradius
bis zum Schlitz hin erstreckt und ist eine Voraussetzung für die kreisrunde Form des
geschweißten Rohres im späteren Nahtbereich. Die Kantenanbiegepresse besteht gewöhnlich
aus zwei Pressen, die auf einen gemeinsamen Grundrahmen verschiebbar angeordnet sind
und sich gegenüberstehen. Auf beiden Seiten der Blechplatte befinden sich die Anbiegewerkzeuge
für die Kanten. Das so vorbereitete Blech gelangt in die U-Presse, die aus einem Pressenständer
in Schweißkonstruktion besteht, der in einem Pressenrahmen zusammengefaßt ist. Im
Obergurt des Pressenständers sind die Preßzylinder eingesetzt, an deren Preßkolben
der obere Preßstempel mit den Preßwerkzeugen angebracht ist. Seitliche Druckrollen
und im Unterteil der Presse höhenverstellbar angeordnete Prismen dienen als Widerlager
für die Wirkung des oberen Pressenwerkzeuges, um das U-förmige Vorrohr anzubiegen.
Das derartig vorgeformte Blech gelangt in die O-Presse, in der eine von der Rohrlänge
abhängige Anzahl von Einzelpressen in einer starren Rahmenkonstruktion zusammengefaßt
sind. Die Pressenholme sind so ausgebildet, daß eine gleichmäßige Verteilung der Preßkräfte
auf die vorgesehenen Preßzylinder gewährleistet ist, wobei an dem oberen Laufholm,
der an dem Pressenständer geführt ist, die oberen Pressenwerkzeuge befestigt sind.
Das Oberwerkzeug formt in Verbindung mit dem entsprechend gestalteten Unterwerkzeug
das U-förmige Vorrohr zu einem O-Rohr, dessen endgültige Kalibrierung nach dem Verschweißen
des Spaltes durch einen mechanischen Expander, d.h. Aufweiten des Rohrdurchmessers,
gewährleistet wird.
[0003] Beim Drei-Walzenbiegeverfahren werden gleichfalls die Blechkanten außerhalb der Maschine
vorgebogen, es sei denn es werden Vier-Walzenblechbiegemaschinen verwendet, in denen
auch das Anbiegen vorgenommen werden kann. Die Drei-Walzenbiegemaschine besteht aus
drei langen Walzen, deren Länge durch die mögliche Abstützlänge begrenzt ist. Die
beiden Unterwalzen, die in ihrem Durchmesser kleiner als die Oberwalze sind, dienen
als Widerlager für das durch die Oberwalze verformte Blech, das zwischen Oberwalze
und Unterwalzen bei einstellbarem Gegendruck zu einem O-Rohr geformt wird. Ein anschließendes
Richten und Kalibrieren in einer Richt- und Kalibrierpresse oder mittels eines mechanischen
Expanders ist unumgänglich.
[0004] Die C-Presse wird gleichfalls zum Formen eines an den Kanten vorgebogenen Bleches
zu einem Schlitzrohr benutzt. Die C-Pressenanlage besteht im wesentlichen aus zwei
versetzt gegenüberstehenden C-Pressen, die ihrerseits aus mehreren C-förmig gebauten
Gerüsten bestehen, die nebeneinander angeordnet sind. Jedes C-Gerüst ist mit einem
Werkzeugsatz ausgerüstet, der aus einem Ober- und Unterteil besteht. Das Werkzeugoberteil
befindet sich an einem senkrecht angeordneten Schwert, das am oberen Teil des Rahmens
befestigt ist. Das untere Werkzeug befindet sich auf einem beweglichen Tisch, und
besteht gewöhnlich aus zwei in Längsrichtung angeordneten, in ihrem Abstand veränderbaren
Leisten, die als Widerlager für das zu formende Blech dienen. Das zu einem O-Rohr
verformte Blech ist auch bei diesem Verfahren einem Richt- oder Kalibriervorgang zu
unterziehen oder nach dem Schweißen mechanisch zu expandieren.
[0005] Wie die sehr ausführliche Beschreibung der bekannten Verfahren erkennen läßt, sind
für die Herstellung eines Großrohres eine Reihe von Arbeitsschritten erforderlich,
die in den unterschiedlichsten Aggregaten (Anbiegepresse, U-Presse, O-Presse, Expander,
Kalibrierpresse etc.) ausgeführt werden. Eine Großrohrpreßanlage bedeutet somit stets
eine erhebliche Investition für ein Rohrwerk, darüber hinaus ist stets ein beachtlicher
Platzbedarf für die Installation der Anlagenteile erforderlich.
[0006] Ziel der vorliegenden Erfindung ist es, ausgehend von den bekannten Verfahren zur
Großrohrherstellung, ein Arbeitsverfahren und eine Presse zu finden, die durch geringe
Investitionskosten und geringen Platzbedarf gekennzeichnet ist und damit auch für
Rohrwerke interessant ist, bei denen sich - beispielsweise wegen geringerer Stückzahlen
- große Investitionskosten nicht rentieren.
[0007] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Arbeitsverfahren vorgeschlagen, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß die Arbeitsschritte Anbiegen, Einformen, Kalibrieren
und Richten nacheinander in ein und derselben Presse nach Austauschen der jeweils
erforderlichen Werkzeuge durchgeführt werden.
[0008] Wenn es gelingt, in ein und demselben Pressengestell alle bekannten Arbeitsschritte
durchzuführen, so wird ein Großteil der für zusätzliche Aggregate erforderlichen Investitionskosten
erspart. Dabei müssen lediglich Maßnahmen vorgesehen werden, um die zu verwendenden
Werkzeuge gegeneinander austauschen zu können, und es müssen Aggregate vorgesehen
werden, mit denen die Werkzeuge manipulierbar sind.
[0009] Eine Presse zur Herstellung von Großrohren und Blechtafeln nach dem Arbeitsverfahren
der vorliegenden Erfindung ist deshalb gekennzeichnet durch gegeneinander austauschbare
Biege-, Einform-, Kalibrier- und Richtwerkzeuge und einen Manipulator zum Ein- und
Auswechseln der jeweiligen Werkzeuge.
[0010] Durch vereinheitliche Befestigungen für die einzelnen Werkzeuge, wobei die ggf. Adapter
Verwendung finden können, wird es möglich, die vorbereiteten Werkzeuge nach Bedarf
ein- und auszuwechseln, ohne dafür zusätzliche Aggregate, wie U- und O-Pressen oder
Biegepressen vorsehen zu müssen.
[0011] Nach einem Merkmal der Erfindung besteht der Manipulator aus einem Wechselwagen,
der in Längsrichtung des zu formenden Rohres zusammen mit dem zu wechselnden Werkzeug
seitlich aus der Presse heraus und in diese einfahrbar ist. Der Wechselwagen nimmt
die Werkzeuge auf, von wo aus diese in Wartepositionen oder in Zurichtbetriebe transportiert
werden können.
[0012] Besonders günstig ist es, wenn nach einem weiteren Merkmal der Erfindung zwei Wechselwagen
vorgesehen sind, die abwechselnd einsetzbar sind. Somit können vorbereitete Werkzeuge
schnell ausgetauscht werden, wobei - wie bei Walzenwechselaggregaten in Walzwerken
bekannt- die Wechselwagen auf einer Querverschiebeeinrichtung angeordnet und in Wechselstellung
verbringbar sind und ggf.mit dem jeweiligen Werkzeug in der Presse verbleiben.
[0013] Die vorliegende Erfindung vereinfacht Großrohranlagen erheblich, sodaß sich selbst
dann, wenn die verwendete Presse durch entsprechende Einrichtungen den Multifunktionen
angepaßt werden muß, noch deutliche Einsparungen an Investitionskosten ergeben. Der
erforderliche Platzbedarf reduziert sich erheblich.
[0014] In einer grob schematischen Darstellung ist eine erfindungsgemäße Presse erkennbar,
die nachfolgend beschrieben wird.
[0015] Es zeigt
- Fig. 1
- die erfindungsgemäße Presse mit Werkzeugen zum Anbiegen und Vorformen des Großrohres
und
- Fig. 2
- die erfindungsgemäße Presse zum Fertigformen und Kalibrieren des Rohres.
[0016] In den Zeichnungsfiguren ist die erfindungsgemäße Presse jeweils in drei Ansichten
dargestellt; sie besteht aus dem Pressenrahmen 1, der am Fundament 2 befestigt ist
und aus den Portalen 1a und 1b besteht, die über Längsholme 3 miteinander verbunden
sind. An den Längsholmen stützen sich die Pressenzylinder 4 ab, deren Kolben 5 auf
den Biegebalken wirken.
[0017] In der unteren Pressenhälfte befindet sich auf einem Tisch 7 das Unterwerkzeug mit
Widerlagern 8, das quer zur Pressenlängsachse verschiebbar ist und dadurch den Kantenbiegevorgang
der Blechtafel ermöglicht. Durch schrittweises Einformen der Bleche 9 mit dem Biegeschwert
6 über die Widerlager 8 lassen sich Schlitzrohre herstellen, die einen nahezu geschlossenen
Querschnitt aufweisen. Nachdem diese Schlitzrohre durch Außen- und IInnenschweißung
zu einem Rundrohr zusammengeschweißt wurden, müssen sie kalibriert und gerichtet werden.
Dazu werden sie der Multifunktionspresse erneut zugeführt.
[0018] Die für den Biege- und Richtprozeß .erfordrlichen Werkzeuge sind auswechselbar mit
dem Biegebalken 15 und dem Tisch 7 verbunden.In Fig.1 ist das Oberwekzeug als Schwert
6 ausgeführt. In Fig.2 sind Kalibrier- und Richtwerkzeuge vorgesehen.
[0019] Um den Werkzeugwechsel schnell durchführen zu können und damit die Multifunktionsweise
der Presse sicherzustellen, sind Werkzeugwechselwagen vorgesehen, auf die die erforderlichen
Werkzeuge aufgebaut sind, wobei die Werkzeuge auch direkt als Wechselwagen ausgeführt
werden können.Das Ein- und Ausfahren der Wagen erfolgt über ein Schienensystem 10;12,
damit der Werkzeugwechsel i n den Nebenzeiten der Presse durchgeführt werden kann
und die Verfügbarkeit der Presse selbst erhöht wird.
[0020] Es gibt zwei Möglichkeiten: Der Wechselwagen mit aufgesetzten Werkzeugen verbleibt
in der Presse, in diesem Fall sind mindestens zwei Wagen erforderlich. Es kann jedoch
auch ein Wagen verwendet werden, der für den jeweiligen Werkzeugwechsel in die Presse
eingefahren wird.
[0021] Um einen schnellen Werkzeugwechsel vornehmen zu können, ist das Schienensystem vor
der Presse so angeordnet, daß durch Querverfahren das jeweilige Wekzeug schnell und
effizient eingesetzt werden kann.
1. Arbeitsverfahren zur Herstellen von Großrohren aus Blechtafeln in einer Großrohrpreßanlage
mit einer Presse, in der die Werkzeuge zum Verformen des Bleches zu einem Schlitzrohr
angeordnet sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitsschritte Anbiegen, Einformen, Kalibrieren und Richten nacheinander
in ein und derselben Presse nach Austausch jeweils erforderlichen Werkzeuge durchgeführt
werden.
2. Presse zum Herstellen von Großrohren aus Blechtafeln,
gekennzeichnet durch die gegeneinander austauschbare Biege-, Einform-, Kalibrier-
und Richtwerkzeugen an den Hydraulikaggregaten (4) der Presse (1) und einem Manipulator
(11, 12) zum Ein- und Auswechseln der jeweiligen Werkzeuge (6, 13, 14).
3. Presse nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Manipulator aus mindestens einem Wechselwagen (11 oder 12) besteht, der in
Längsrichtung des zu formenden Rohres 9 zusammen mit dem zu wechselnden Werkzeug (6,
13, 14) seitlich (1a) aus der Presse (1) heraus und in diese einfahrbar ist.
4. Presse nach Anspruch 3
dadurch gekennzeichnet,
daß zwei Wechselwagen (11, 12) abwechselnd einsetzbar sind.
5. Presse nach Anspruch 2 und 3
dadurch gekennzeichnet,
daß der jeweilig benötigte Werkzeugwechselwagen (11,12) während des Arbeitsverfahrens
in der Presse verbleibt.
6. Presse nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Tisch (7) oder das Kalibrierwerkzeug (14) als Wechselwagen ausgebildet ist