[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Verarbeiten von pelletierbarem Material
in einer, mit einer Lochmatrize und einem oder mehreren Kollern ausgestatteten Pelletierpresse,
wobei die Koller durch z. B. hydraulisch angetriebene Verstellvorrichtungen mit zugehörigen
Lagemeßvorrichtungen, auf einen vorgebbaren Abstand zur Oberfläche der Lochmatrize
eingestellt werden können.
[0002] Zum Verdichten von Material, wie dies bei der Herstellung von Pellets als Viehfutter
geschieht, entsteht zwischen der angetriebenen Matrize, z.B. einer Ringmatrize, und
den Preßrollen, meist Koller genannt, ein Materialfilm, dessen Dicke die Durchsatzmenge
und auch die Qualität der Pellets mitbestimmt.
[0003] Zur Verbesserung des Betriebes derartiger Pressen ist es aus der EP - 0 231 764 bekannt,
die Koller verstellbar gegenüber der Matrize anzuordnen, so daß sie entsprechend dem
zu verarbeitenden Material, seiner Zusammensetzung und der Pressenkonstruktion eingestellt
werden können. Aus dieser Veröffentlichung ist es auch bekannt, eine Steuereinrichtung
einzusetzen, die bei Überlastung des Antriebsmotors, die Koller von der Oberfläche
der Matrize entfernt und dann den Koller wieder schrittweise an die Matrize annähert.
[0004] Ferner ist es bekannt, die Griffigkeit der Koller und damit den Materialdurchsatz
durch eine entsprechende Gestaltung der Kolleroberfläche zu verbessern. In den meisten
Fällen haben die Koller keinen eigenen Antrieb, rollen dementsprechend mit mehr oder
weniger Schlupf gegenüber der angetriebenen Matrize ab.
[0005] Zur Erzielung einer hohen Vorverdichtung bzw. einer guten Entlüftung des zu verarbeitenden
Materials, wählt man häufig eine starke Materialfilmstärke. Diese hat aber zur Folge,
daß in vielen Fällen kein ausreichend guter Mitnahmekontakt zwischen Preßrollen und
Matrize entsteht, was einen großen Schlupf bewirken kann, der bis zu einer Art "Aquaplaning"
führt. Dies bewirkt aber, daß sich die Koller nicht mehr ausreichend mitdrehen. Das
zu pelletierende Material wird dann nicht mehr richtig gepreßt und verarbeitet. Der
Lauf der Pressen wird bei stark schwankender Stromaufnahme unruhig, bis hin zu einem
blockieren der Presse. In vielen Fällen muß dann die Presse geöffnet und gereinigt,
zumindest aber die Lage der Koller neu eingestellt werden. Insbesondere bei Produkten,
die zum Schmieren neigen, treten solche Erscheinungen häufig auf.
[0006] Zur Vermeidung derartiger Betriebszustände und weiterer Nachteile, wie die starke
Erhitzung des zu verarbeitenden Materials, ist mit der DE - OS 38 16 842 bekannt geworden,
zusätzlich zur Ringmatrize, die Preßrolle(n) gleichsinnig zu dieser anzutreiben. Hierfür
hat man die Preßrollen mit Tragachse starr verbunden, die Tragachse drehbar gelagert
und diese über einen Zahnriemen mit dem Antrieb der Ringmatrize verbunden. Bei Verwendung
mehrerer Preßrollen ist dieser Zahnriemen so gelegt, daß jede einzelne der Lagerachsen
der Preßrollen entsprechend angetrieben wird. Handelsübliche Spannvorrichtungen ergänzen
diese Zahnriemenantriebe. Für eine Einstellung des Abstandes zwischen Ringmatrize
und Preßrolle ist ein Handhebel vorgesehen, der eine Einstellung der Koller bei leerer
Presse ermöglicht.
[0007] Bei dieser bekannten Ausführungsform ergibt sich bedingt durch die Konstruktion eine
starre Kopplung der Drehzahlen von Matrize und Preßrolle, unabhängig vom Abstand des
Kollers von der Matrize. Eine Anpassung an die bei Verschleiß oder bei unterschiedlicher
Materialfilmstärke notwendigen Drehzahländerungen ist damit ebensowenig möglich, wie
eine Anpassung der Größe eines gewollten Schlupfes in Abhängigkeit des zu verpressenden
Materials.
[0008] Aus der EP 0 238 147 ist bekannt, die Koller gegenüber einer starren Matrize umlaufend
anzutreiben. Eine Einstellung der Relativbewegung zwischen Matrize und Koller, also
der Drehzahlen ist damit nicht möglich.
[0009] Nach der DE 38 06 945 ist es bei flachen Lochmatrizen bekannt, sowohl die Lochmatrize,
als auch die darauf abrollenden Koller einzeln oder zusammen anzutreiben. Zu dieser
bekannten Ausführung ist angegeben, daß Einrichtungen vorgesehen sein können, die
Drehzahlen der Antriebsmotoren zu variieren. Verstellvorrichtungen mit zugehörigen
Lagenmeßvorrichtungen sind bei diesen Kollerpressen nicht vorgesehen.
[0010] In der WO 91/02644 ist eine Pelletierpresse beschrieben, bei der sowohl die Koller,
als auch die Ringmatrize unabhängig von einander mit variabler Geschwindigkeit angetrieben
werden können. Die Lagerung der Matrize und / oder der Koller sind derart ausgebildet,
daß der Abstand Zwischen Koller und Ringmatrize, also die Spaltbreite zwischen Koller
und Matrize einstellbar ist. Bei dieser bekannten Ausführungsform wird davon ausgegangen,
daß die Scherspannungen in dem zu verpressenden Material an den Oberflächen von Koller
und Matrize etwa gleich sein sollen. Diese Scherspannungen sind dann gleich, so wird
bei diesem Vorschlag angenommen, wenn die Kräfte die am Koller angreifen, etwa denen
entsprechen, die an der Matrize angreifen. Zur Steuerung der Drehzahl von Koller und
Matrize werden deshalb die Drehmomente oder die Leistungsaufnahmen am Kollerantrieb
und am Matrizenantrieb, bezogen auf deren Durchmesser herangezogen. Das Drehmoment
kann dabei über die Leistung der Antriebe oder z.B. über Drehmomentmessungen an Antriebswellen
erfaßt werden.
[0011] Sieht man einmal davon ab, daß die Erfassung der Leistungsaufnahme von Antrieben
ebenso wie die Erfassung eines Drehmomentes durch Messung der Torsion von Wellen schwierig
ist und bei Pelletierpressen während des Betriebes große Schwankungen im Leistungsbedarf
auftreten können, so berücksichtigt der bekannte Lösungsvorschlag den Verschleiß an
Matrize und Koller nicht. Durch die Verkleinerung des Durchmessers der Koller, bei
gleichzeitiger Vergrößerung des Durchmessers der Matrize durch Verschleiß, ergeben
sich nicht erfaßbare Differenzen bei der notwendigen Berücksichtigung der Durchmesser
zur Steuerung der Antriebsdrehzahl in Abhängigkeit der Antriebsdrehmomente.
[0012] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, eine Presse so auszustatten, daß sie einerseits
unter allen Betriebsbedingungen einen ruhigen und gleichmäßigen Preßvorgang ermöglicht,
daß auch bei Änderungen durch betriebsbedingte Materialabnutzung gleich gute Preßbedingungen
einstellbar sind und daß die Pressenparameter einschließlich der Matrizendrehzahl
und der Schichtdicke des Preßgutes materialabhängig eingestellt werden können.
[0013] Gemäß der Erfindung wird dies mit einem Verfahren unter Einsatz der angegebenen Maschinenvoraussetzung
dadurch erreicht, daß die Koller bei leerer Presse durch die Verstellvorrichtung zum
Reibschluß an die angetriebene Lochmatrize angelegt werden und diese durch die Lagemeßvorrichtung
erfaßte Lage der Koller als Steuergröße zusammen mit der dabei erfaßten Kollerdrehzahl
einem Rechner zugeführt wird, der bei Lastbetrieb über eine Drehzahl - Steuervorrichtung
einen Kollerantrieb so aussteuert, daß die Umfangsgeschwindigkeit der Kolleroberfläche
in Abhängigkeit der Kollerlage, jeweils der Umfangsgeschwindigkeit der zugewandten
Oberfläche der Lochmatrize, gegebenenfalls mit einem vorgebbarem Schlupf zwischen
Koller und Matrize entspricht.
[0014] Vorteilhalt ist es, auch die Leerlaufdrehzahl des Matrizenantriebes im Rechner zu
erfassen, damit bei einem Drehzahlabfall unter Last, auch die Drehzahl der Koller
entsprechend angepaßt wird. Da neben der Drehzahlen von Koller und Matrize, auch die
Lage der Kollerachse gegenüber der Matrizenoberfläche durch die Lagemeßvorrichtung
erfaßt wird, kann über einen einfachen Rechenvorgang die Kollerdrehzahl unmittelbar
an die Änderung des Abstandes zwischen Matrize und Koller, also an die Schichtdicke
angepaßt werden.
[0015] An Hand der Zeichnungen wird eine Pelletierpresse und das Verfahren nach der Erfindung
beschrieben.
[0016] Die Fig. 1 zeigt in Seitenansicht eine Pelletierpresse nach der Erfindung in schematischer
Darstellung zum Teil im Schnitt, wobei der Antrieb und die Lagerung der Koller dargestellt
ist.
[0017] Die Fig. 2 zeigt die gleiche Presse wie Fig. 1, wobei anstelle der Koller, die Materalzufuhr
dargestellt ist.
[0018] Die Fig. 3 zeigt im Aufriß längs der Linie III - III, in schematischer Darstellung
die Ringmatrize mit der räumlichen Zuordnung von Kollerantrieb und Materialzufuhr.
[0019] In allen Zeichnungen sind gleiche Teile mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0020] Auf einem Grundrahmen 1 sind winkelsteif die Träger 2, 4 und der Halter 3 aufgesetzt.
Der Stützträger 2 ist am Grundrahmen 1 unter Einschaltung des Gleitlagers 5 längsverschieblich
derart gelagert, daß die Presse zum Austauschen der Matrize 12 durch eine Längsbewegung
auf diesem Gleitlager 5 geöffnet und geschlossen werden kann. Der Stützträger 2 haltert
die Tragwelle 6, auf der über die Rollenlager 7 der Matrizenhalter 8 drehbar gelagert
ist. Am Stützträger 2 ist ferner der Antriebsmotor 9 befestigt, der über seine Riemenscheibe
10 und die Riemenscheibe 11 des Matrizenträgers 8, die Ringmatrize 12 mit den Bohrungen
13 antreibt.
[0021] Am Grundrahmen 1 ist auf der dem Stützträger 2 abgelegenen Seite der Presse, der
Halter 3 winkelsteif und starr befestigt. Dieser Halter 3 trägt mit Fortsätzen 14,
15 und 16 die Lager 17 für die Wellen 18 der Koller 19 und den Kollerantrieb 20 samt
Getriebe 21. Die für die Steuerung der Antriebe 20 und der Getriebe 21 erforderlichen
Steuergeräte, wie Frequenzwandler, Drehmomentwandler usw., sind der Übersicht halber
ebenso weggelassen, wie die Antriebe für die Lageverstellung der Koller gegenüber
den Matrizen, die Meßgeräte für die Kollerlage und der notwendige Rechner.
[0022] Aus Fig. 3 ist die Lage der senkrecht übereinander angeordneten Kollerantriebe und
die über den Träger 4 mit den Grundrahmen 1 verbundenen, nebeneinander angeordneten
Materialzuführungen ersichtlich. Die Materialzuführungen bestehen aus je einem Aufnahmetrichter
22, von dem über eine Transportschecke 23 das zu pelletierende Gut über die Öffnungen
24, dem Innenraum der Ringmatrize 12 zugeführt wird.
[0023] Über den im Grundrahmen 1 angeordneten Auslaß 25 werden die aus der Presse kommenden
Pellets zu Transport oder Abpackeinrichtungen abgeleitet.
[0024] Bei der Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung wird bei leerer Presse der
Antrieb 9 für die Ringmatrize 12 eingeschaltet. Über eine nicht gezeichnete, an sich
bekannte Verstellvorrichtung werden dann die Koller 19 gegen die laufende Ringmatrize
12 gefahren und damit in Reibschluß gebracht. In einem Rechner wird nun die erfaßte
Drehzahl des Kollers und der Matrize sowie die räumliche Lage der Koller bzw. deren
Achse erfaßt und dann der für das Pelletiergut gewünschte Abstand zwischen der Matrize
und dem Koller eingegeben. Der Rechner gibt nunmehr die aus den Messungen und den
Vorgaben sich ergebenden Werte für die Drehzahl der Koller als Steuerbefehl an den
Kollerantrieb.
[0025] Die Aussteuerung des Kollerantriebes kann mit allen bekannten Mittel durchgeführt
werden. Bei einem Elektroantrieb kann zum Beispiel ein Frequenzwandler eingesetzt
werden, dessen Ausgangsfrequenz die Drehzahl des Motors für den Kollerantrieb bestimmt.
Zusätzlich, beziehungsweise anstatt eines direkt gesteuerten Elektroantriebes, kann
auch ein steuerbarer Drehmomentwandler zusammen mit einem, hinsichtlich seiner Drehzahl
konstanten Elektromotor, gegebenenfalls zusammen mit einem Untersetzungsgetriebe eingesetzt
werden. Auch rein hydraulische Antriebe, können bei für eine Drehzahlsteuerung geeigneter
Ausstattung eingesetzt werden.
[0026] Bei Lastbetrieb kann es erforderlich sein, die gemessene Kollerdrehzahl nicht nur
in Abhängigkeit des Kollerabstandes nachzusteuern, vielmehr kann auch ein unter Last
erzwungener Drehzahlabfall des Matrizenantriebes im Rechner erfaßt und damit in der
Drehzahlsteuerung der Kollerantriebe Berücksichtigung finden.
[0027] Schließlich kann auch ein gewünschter Schlupf zwischen Matrize und Koller durch entsprechende
Vorgaben in der Steuerung zur Verbesserungen des Produktes ebenso beitragen, wie zu
geringerem Energieeinsatz
[0028] Werden, wie im Ausführungsbeispiel dargestellt und beschrieben, jedem der eingesetzten
Koller ein eigener steuerbarer Antrieb zugeordnet, dann können durch die Drehzahlsteuerung
auch örtlich unterschiedliche Verdichtungen und dergleichen ausgesteuert werden.
1. Verfahren zum Verarbeiten von pelletierbarem Material in einer, mit einer Lochmatrize
und einem oder mehreren Kollern ausgestatteten Pelletierpresse, wobei die Koller durch
z. B. hydraulisch angetriebene Verstellvorrichtungen mit zugehörigen Lagemeßvorrichtungen,
auf einen vorgebbaren Abstand zur Oberfläche der Lochmatrize einstellbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Koller bei leerer Presse durch die Verstellvorrichtung zum Reibschluß an die
angetriebene Lochmatrize angelegt werden und diese durch die Lagemeßvorrichtung erfaßte
Lage der Koller als Steuergröße zusammen mit der dabei erfaßten Kollerdrehzahl einem
Rechner zugeführt wird, der bei Lastbetrieb über eine Drehzahl - Steuervorrichtung
Antriebe für die Koller so aussteuert, daß die Umfangsgeschwindigkeit der Kolleroberfläche
in Abhängigkeit der Abstände zwischen den Oberflächen von Koller und Lochmatrize,
jeweils der Umfangsgeschwindigkeit der zugewandten Oberfläche der Lochmatrize, gegebenenfalls
mit einem vorgebbarem Schlupf zwischen Koller und Matrize entspricht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehzahl des Matrizenantriebes während des Lastbetriebes erfaßt und die Drehzahl
der Kollerantriebe abhängig von der gegenüber der Leerlaufdrehzahl abweichenden Arbeitsdrehzahl
des Matrizenantriebes durch den Rechner zusätzlich nachgesteuert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Vergrößerung des Kollerabstandes gegenüber der Matrize, die Drehzahl des Kollerantriebes
über die Drehzahl - Steuervorrichtung, entsprechend der Vergrößerung des Kollerabstandes
so vermindert wird, daß die Kolleroberfläche gegenüber der zugewandten Oberfläche
der Ringmatrize, mit gleicher Oberflächengeschwindigkeit schlupffrei abrollt.
4. Pelletierpresse zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Koller (19) mit Antrieben (20) ausgestattet sind, deren Drehzahl direkt oder
über vorgeschaltete Getriebe (21) zumindest in Bereichen der üblichen Betriebsdrehzahlen
veränderbar sind.
5. Pelletierpresse nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kollerantriebe (20,21) mit frequenzabhängigen Elektroantrieben (20) ausgestattet
sind.
6. Pelletierpresse nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß den Elektroantrieben (20) Frequenzwandler vorgeschaltet sind, deren Ausgangsfrequenz
in Abhängigkeit der vom Rechner gelieferten Steuerwerte veränderbar ist.
7. Pelletierpresse nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Koller (19) und seinem Antrieb, vorzugsweise hydraulische Drehmomentwandler
eingesetzt sind.
8. Pelletierpresse nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kollerantriebe selbst als Hydraulikantriebe ausgebildet sind.
9. Pelletierpresse nach Anspruch 4 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Koller ((19) samt ihren Antrieben (20) und den Verstelleinrichtungen für die
Lage der Koller gegenüber der Matrize (19), winkelsteif mit einem Grundrahmen (1)
und dem Stützträger (2) des Matrizenhalters (8) samt Antrieb (9) verbunden ist.
10. Pelletierpresse nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Matrizenhalter (8) samt Antrieb (9), über den Stützträger (2) längsverschieblich
auf dem Grundrahmen (1) gelagert ist.