[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Vorrichtung zur Zustandsüberwachung einer
umstellbaren Bogendruckmaschine gemäß dem Oberbegriff des Verfahrens- bzw. Vorrichtungsanspruches.
[0002] Umstellbare Bogendruckmaschine, welche nach dem Prinzip der Bogenhinterkantenwendung
arbeiten sind allgemein bekannt und wahlweise in den Betriebsarten Schön- oder Schön-
und Widerdruck einsetzbar. Das Umstellen einer derartigen Druckmaschine von der Betriebsart
Schöndruck auf die Betriebsart Schön- und Widerdruck bedeutet dabei, daß der der Wendeeinrichtung
nachfolgende Teil der Druckmaschine entsprechend dem Format des Bedruckstoffes gegenüber
dem Teil vor der Wendeeinrichtung verstellt werden muß. Derartige Druckmaschinen weisen
daher Kupplungs- und Umstelleinrichtungen auf, vermittels den der Betriebsartwechsel
durchzuführen ist. Die oben dargestellten Umstellvorgänge sind dabei aus der DE 3
526 123 A1 bekannt. Neben dem formatabhängigen Verdrehen der Druckwerke nach der Wendung
müssen noch weitere der Wendung dienenden Baugruppen formatabhängig umgestellt werden,
was aus der oben genannten Schrift ebenfalls bekannt ist.
[0003] Da von Schön- auf Schön- und Widerdruck umstellbare Bogendruckmaschine lösbare Kupplungen
im Hauptantrieb aufweisen, muß gewährleistet sein, daß die formatabhängige Einstellung
stets erhalten bleibt. Bei derartigen Druckmaschinen werden in der Regel reibschlüssig
wirkende Kupplungen verwendet, welche eine beliebige Formateinstellung erlauben. Bei
nicht ordnungsgemäßer Funktion oder bei Verunreinigung mit Schmierstoffen können solche
Kupplungen einen Schlupf ermöglichen. Schlupf in der Kupplung einer umstellbaren Bogendruckmaschine
führt beim Druckbetrieb zu schweren Maschinenschäden, wobei hierdurch auch eine Gefährdung
von Bedienpersonen ausgehen kann.
[0004] Aus der EP 0 243 700 B1 ist eine Vorrichtung zum Absichern einer Rotationsdruckmaschine
bekannt, welche über mechanische Mittel den Klemmzustand der Kupplung der umstellbaren
Wendeeinrichtung überprüft. Wegen der Vielzahl der zusätzlich vorzusehenden Bauelemente
gestaltet sich diese Lösung aber sehr kostenintensiv.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung
zur Zustandsüberwachung einer umstellbaren Bogendruckmaschine gemäß dem Oberbegriff
des Verfahrens bzw. Vorrichtungsanspruches derartig weiterzubilden, so daß in bautechnisch
einfacher Weise eine exakte Überprüfung des ordnungsgemäßen Betriebszustandes möglich
ist.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Verfahrens bzw.
Vorrichtungsanspruches. Vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung ergeben sich aus
den entsprechenden Unteransprüchen.
[0007] Erfindungsgemäß ist vorgesehen, daß eine der Winkelstellung der Druckmaschine entsprechende
Größe sowohl vor als auch nach der umstellbaren Wendeeinrichtung erfaßt wird und diese
Größen unter Berücksichtigung einer formatabhängigen Winkeldifferenz in der Betriebsart
Schön- und Widerdruck miteinander verglichen und ausgewertet werden. Ein ordnungsgemäßer
Klemmzustand in der Kupplung der umstellbaren Wendeeinrichtung ergibt sich dabei daraus,
daß sich die Differenz dieser Winkelwerte zeitlich nicht ändert. Der Absolutwert dieser
Differenz spielt dabei bei der Überwachung keine Rolle, es kommt nur auf die zeitlich
Konstanz dieser Differenz an.
[0008] Vorrichtungsgemäß ist vorgesehen, daß neben einem ersten Winkelgeber vor der ersten
Wendeeinrichtung ein zusätzlicher zweiter Winkelgeber nach der letzten Wendeeinrichtung
vorgesehen ist. Die Winkelgeber können dabei als Absolutwertgeber ausgebildet sein,
aber auch Inkrementalgeber oder dergleichen sind anwendbar. Die Signale der Winkelgeber
werden einem Schön- und Widerdruckrechner zugeführt, der die erfindungsgemäß vorgesehene
Überwachung durchführt. Durch diesen Schön- und Widerdruckrechner werden dabei auch
die Umstellvorgänge für den Betriebsartwechsel von Schön- auf Schön- und Widerdruck
und umgekehrt durchgeführt.
[0009] Des weiteren erfolgt die Erläuterung einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
anhand der Figuren 1 und 2. Diese zeigen prinzipiell eine Bogenoffsetdruckmaschine
mit einer Wendeeinrichtung nach dem ersten Druckwerk.
[0010] Die Figuren 1 und 2 zeigen in Ansicht bzw. als Draufsicht die ersten fünf Druckwerke
einer Bogenoffsetdruckmaschine. Mit G sind die Gegendruckzylinder und mit T die dazwischen
liegenden Transfer- bzw. Umführtrommeln gekennzeichnet. Zwischen den Gegendruckzylindern
G des ersten und zweiten Druckwerkes ist dabei eine ebenfalls doppeltgroße Wendetrommel
in angeordnet, so daß nach entsprechender Umstellung von Schön- auf Schön- und Widerdruck
die Bogen nach dem Prinzip der Bogenhinterkantenwendung gewendet und über die Wendetrommel
W dem zweiten Gegendruckzylinder G zugeführt werden. Die Bogen werden dabei über eine
Anlegertrommel A dem Gegendruckzylinder G des ersten Druckwerkes zugeführt.
[0011] Zum Antrieb der Bogenoffsetdruckmaschine ist ein geregelter Gleichstrommotor in einem
Hauptantrieb HA vorgesehen, durch den eine Längswelle LW antreibbar ist. Die Längswelle
LW weist in diesem Beispiel drei Einspeisungsgetriebe E auf, durch welche die Gegendruckzylinder
G des ersten, des dritten und des fünften Druckwerkes angetrieben werden. Wie in Fig.
2 zu erkennen, sind die Gegendruckzylinder G, die Transfertrommel T, die Wendetrommel
W sowie die Anlegertrommel A über einen durchgehenden Räderzug R miteinander gekoppelt.
Zur Umstellbarkeit der Wendeeinrichtung weist dazu der erste Gegendruckzylinder G
in an sich bekannter Weise zwei nebeneinander liegende und relativ zueinander verstellbare
sowie über eine nicht dargestellte Kupplung miteinander klemmbare Zahnkränze auf.
Die Wendetrommel W weist ein einfachbreites und der nachfolgende Gegendruckzylinder
G ein doppeltbreites Zahnrad auf. Die Gegendruckzylinder G und die Transfertrommeln
T der nachfolgenden Druckwerke weisen wiederum einfachbreite Zahnräder in einer Ebene
liegend auf.
[0012] Nach der Wendeeinrichtung ist vor dem zweiten Einspeisungsgetriebe E eine elektrisch
schaltbare Kupplung KLW in der Längswelle LW angeordnet. An dem Einspeisungsgetriebe
E des dritten Druckwerkes ist ferner über eine weitere Kupplung KPA ein Positionierantrieb
PA angebracht, mittels dem nach Öffnen der in der Längswelle LW angeordneten Kupplung
KLW sowie dem Öffnen der nicht dargestellten Kupplung in dem doppelten Zahnkranz des
ersten Gegendruckzylinders G der Teil der Druckmaschine nach der Wendeeinrichtung
formatgerecht von Schön- auf Schön- und Widerdruck und umgekehrt verstellt werden
kann. Sämtliche Umstellvorgänge und insbesondere das formatgerechte Verfahren der
Druckwerke relativ zueinander über den Positionierantrieb PA erfolgt dabei gesteuert
durch einen Schön- und Widerdruckrechner SWR. Dieser Schön- und Widerdruckrechner
steuert dabei die auch hier nicht angesprochenen weiteren formatabhängigen Umstellvorgänge,
wobei hier nur beispielshaft das Verstellen der Greiferöffnungskurve von Schön- auf
Schön- und Widerdruck genannt ist.
[0013] Der Schön- und Widerdruckrechner SWR steht mit zwei Winkelgebern WG1, WG2 in Verbindung.
Der erste Winkelgeber WG1 ist eintourig an der einfach großen Anlegertrommel A angebracht.
Der zweite Winkelgeber WG2 ist stirnseitig an dem Ende der Längswelle LW hinter dem
letzten Einspeisungsgetriebe E angebracht. Da die Längswelle LW sowie die Anlegertrommel
A unterschiedlich tourig zueinander laufen, ist dem zweiten Winkelgeber WG2 ein entsprechendes,
hier aber nicht dargestelltes Getriebe vorgeschaltet, so daß der zweite Winkelgeber
WG2 mit der gleichen Drehzahl wie der erste Winkelgeber läuft. Der erste Winkelgeber
WG1 ist ferner mit einer nicht dargestellten Maschinensteuerung verbunden, so daß
über den ersten Winkelgeber WG1 die entsprechende Steuerung sämtliche maschinendrehwinkelabhängige
Operationen (z.B. Druckan/-abstellung bzw. Bogenabfrage) gesteuert werden. Auch der
Schön- und Widerdruckrechner SWR ist über ein nicht dargestelltes Bussystem mit der
Maschinensteuerung verbunden.
[0014] Zum Wechseln der Betriebsart von Schön- auf Schön- und Widerdruck und umgekehrt schaltet
nun der Schön- und Widerdruckrechner SWR den Positionierantrieb PA über die Kupplung
KPA an das mittlere Einspeisungsgetriebe E. Im normalen Druckbetrieb ist der Positionierantrieb
PA über die Kupplung KPA abgekoppelt. Ferner öffnet der Schön- und Widerdruckrechner
SWR die Kupplung KLW in der Längswelle LW sowie die nicht dargestellte Kupplung zwischen
den beiden Zahnrädern des ersten Gegendruckzylinders G. Entsprechend dem eingegebenen
Format steuert der Schön- und Widerdruckrechner SWR den Positionierantrieb PA nun
derartig an, so daß die Wendetrommel W sowie die nachfolgenden Druckwerke von beispielsweise
Schön- auf Schön- und Widerdruck umgestellt werden. Dazu liest der Schön- und Widerdruckrechner
SWR die Winkelwerte des zweiten Winkelgebers WG2 ein und stoppt den Positionierantrieb
PA, wenn der vom zweiten Winkelgeber WG2 gelieferte Ist-Wert dem formatabhängig errechneten
Soll-Wert entspricht. Sodann wird der Positionierantrieb PA über die Kupplung KPA
wieder abgekuppelt und die Kupplung am ersten Gegendruckzylinder G sowie die Kupplung
KLW in der Längswelle werden geschlossen. Durch den Schön- und Widerdruckrechner SWR
erfolgt während des Umstellvorganges zusätzlich eine Überwachung des von dem ersten
Winkelgeber WG1 gelieferten Wertes, dahingehend, daß sich dieser nicht ändert. Somit
wird vorteilhafterweise eine zusätzliche Sicherheit bezüglich der Formatumstellung
erzielt. Dadurch ist feststellbar, ob die Kupplungen der Wendeeinrichtungen auch ordnungsgemäß
trennen.
[0015] Nach dem oben beschriebenen Umstellvorgang vergleicht der Schön- und Widerdruckrechner
SWR ständig oder wenigstens zeitweise die von dem ersten und zweiten Winkelgeber WG1,
WG2 gelieferten Winkelwerte. Ergibt sich eine Änderung in der Differenz dieser Winkelwerte,
so löst der Schön- und Widerdruckrechner SWR beispielsweise über die nicht dargestellte
Maschinensteuerung den Maschinenstopp aus bzw. verhindert ein Anlaufen der Druckmaschine
aus dem Stillstand. Die Differenz, hinsichtlich der der Schön- und Widerdruckrechner
SWR die vom ersten und zweiten Winkelgeber WG1, WG2 gelieferten Winkelwerte miteinander
vergleicht, kann beispielsweise diejenige sein, welche sich durch den zuvor gemachten
Umstellvorgang ergibt. Da gerade bei schnellaufenden Druckmaschinen das Einlesen der
vom ersten und zweiten Winkelgeber WG1, WG2 gelieferten Winkelwerte zeitkritisch sein
kann, ist gemäß einer vorteilhaften Ausführung der Erfindung vorgesehen, daß der Schön-
und Widerdruckrechner SWR den vorgesehenen Vergleich der Winkelwerte lediglich bei
jedem Stillstand der Druckmaschine durchführt. Dies ist insbesondere dann vorteilhaft,
wenn die Winkelwerte der Winkelgeber WG1, WG2 über unterschiedliche Bussysteme dem
Schön- und Widerdruckrechner SWR zugeführt werden.
Die Erfindung wurde zuvorstehend an einer Bogendruckmaschine mit einer umstellbaren
Wendeeinrichtung beschrieben. Selbstverständlich ist es möglich, daß die erfindungsgemäße
Abfrage der Winkelstellung der Maschine auch bei einer Druckmaschine mit mehreren
umstellbaren Wendeeinrichtungen angewendet wird. Wesentlich ist dabei dann nur, daß
eine erste Winkelabfrage vor den Wendeeinrichtungen und die zweite Winkelwertabfrage
in Bogenlaufrichtung nach der letzten Wendeeinrichtung durchgeführt wird.
Bezugszeichenliste
[0016]
- G
- Gegendruckzylinder
- T
- Transfertrommel
- W
- Wendetrommel
- A
- Anlegertrommel
- HA
- Hauptantrieb
- LW
- Längswelle
- R
- Räderzug
- E
- Einspeisungsgetriebe
- KLW
- Kupplung Längswelle LW
- KPA
- " Positionierantrieb
- PA
- Positionierantrieb
- SWR
- Schön- und Widerdruckrechner
- WG1
- erster Winkelgeber
- WG2
- zweiter Winkelgeber
1. Verfahren zur Zustandsüberwachung einer umstellbaren Bogendruckmaschine mit wenigstens
einer Bogenwendeeinrichtung,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Bogenlaufrichtung vor und nach der umstellbaren Wendeeinrichtung jeweils die
Winkelstellung der Druckmaschine erfaßt wird, daß die Differenz dieser beiden Werte
gebildet wird, und daß bei einer Abweichung dieser Differenz bezüglich einem vorgegebenen
Soll-Wert der Maschinenbetrieb unterbrochen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erfassung der Winkelstellung der Druckmaschine in digitaler Form erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Erfassung und die Differenzbildung der beiden Winkelstellungen der Druckmaschine
bei jedem Stillstand der Druckmaschine erfolgt und bei einer Abweichung der Differenz
bezüglich dem vorgegebenen Soll-Wert die Druckmaschine gegen ein Anlaufen gesichert
wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß mittels der nach der Wendeeinrichtung erfaßten Winkelstellung das Umstellen der
Maschine von Schön- auf Schön- und Widerdruck und umgekehrt erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß während eines Umstellvorganges die vor der Wendeeinrichtung erfaßte Winkelstellung
auf zeitliche Konstanz hin überprüft wird.
6. Vorrichtung zur Zustandsüberwachung einer umstellbaren Bogendruckmaschine mit wenigstens
einer Bogenwendeeinrichtung, bei Anwendung eines der Verfahrensansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß an der Druckmaschine sowohl vor als auch nach der umstellbaren Wendeeinrichtung
ein erster und ein zweiter Winkelgeber (WG1, WG2) angebracht sind, daß diese Winkelgeber
(WG1, WG2) an einem Rechner (SWR) geschaltet sind, durch welche eine Differenzbildung
der gelieferten Winkelwerte durchführbar ist, und daß der Rechner (SWR) dazu ausgebildet
ist, den Hauptantrieb (HA) der Druckmaschine stillzusetzen, wenn eine Abweichung der
Differenz der gelieferten Winkelwerte bezüglich einem vorgegebenen Soll-Wert festgestellt
wird.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Winkelgeber (WG1, WG2) als gleichartige Absolutwertgeber ausgebildet sind.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit dem Rechner (SWR) ein Positionierantrieb (PA) in Wirkverbindung steht, vermittels
dem, in Verbindung mit dem zweiten Winkelgeber (WG2) das Umstellen der Maschine von
Schön- auf Schön- und Widerdruck und umgekehrt durchführbar ist.