[0001] Die Erfindung betriffl eine korrosionsbeständige Legierung nach dem Oberbegriff des
Anspruches 1. Weiters bezieht sich die Erfindung auf ein Verfahren zur Herstellung
von Schneidwaren mit hoher Härte und großer Biegezähigkeit gemäß dem Oberbegriff des
Anspruches 4.
[0002] In der Lebens- und Genußmittelindustrie werden korrosionsbeständige Legierungen,
insbesondere für Schneidwaren, benötigt, welche chemischen Angriffen besonders gut
widerstehen müssen und keinerlei Geschmacksveränderungen und Verkürzung der Lagerfähigkeit
von Speisen und dgl. bewirken dürfen. Auch für medizinische Instrumente ist eine höchstmögliche
Korrosionsbeständigkeit und gute Polierfähigkeit des dafür verwendeten Werkstoffes
gefordert. Bei beiden Verwendungsarten wird auch eine hohe Materialzähigkeit sowie
Härte und gratfreie gute Schärfbarkeit verlangt, wobei jedoch keine besonders hohen
Anforderungen an die Verschleißfestigkeit des Werkstoffes gestellt werden.
[0003] Nichtrostende Stähle, also Eisenbasislegierungen mit einem Cr-Gehalt von etwa 13
%, z.B. DIN Werkstoff Nr. 1.4110, werden mit Erfolg für Schneidwaren eingesetzt. Weil
jedoch die Korrosionsbeständigkeit derartiger Werkstoffe, insbesondere in chlorionenhaltiger
Umgebung, nicht immer ausreichend ist, kommen auch Legierungen mit ca. 18 % Cr-Gehalt,
z.B. Werkstoff Nr. 1.4112 zum Einsatz, welche auf Grund einer höheren Cr- Konzentration
eine vermehrte Beständigkeit gegen chemischen Angriff besitzen. Legierungen mit ca.
18 % Cr und über 0,85 % C haben jedoch den Nachteil, daß insbesondere durch grobe
Karbidausscheidungen, zwar bei erhöhter Verschleißfestigkeit und Härte des Materials,
die Biegezähigkeit und die Polierbarkeit verringert sein können. Es wurde schon versucht,
einen Stahl mit ca. 15 % Cr sowie 0,3 % C, der mit 0,3 % N legiert ist, als Schneidwarenwerkstoff
zu verwenden. Bei der Erzeugung dieser Stähle sind jedoch einerseits teure Druckschmelzverfahren
einzusetzen, was wirtschaftliche Nachteile bringt, andererseits können die Korrosionsbeständigkeit
und Schleifbarkeit sowie die Biegezähigkeit des Werkstoffes nicht immer ausreichend
gute Werte liefern.
[0004] Es wurde auch gefunden, daß trotz der hohen Cr- Gehalte von korrosionsbeständigen
Legierungen und der dadurch an der Oberfläche der Teile gebildeten Passivschicht von
diesen gegebenenfalls durch eine zu hohe Konzentration von Ni und/oder Co und/oder
Cu bei einem Kontakt mit der Haut von Lebewesen allergische Reaktionen hervorgerufen
werden können.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist nun, eine besonders korrosionsbeständige sowie für einen
Hautkontakt verträgliche Legierung mit hoher Härte, guter Polierfähigkeit und insbesondere
hoher Biegezähigkeit bei hoher Bruchsicherheit, welche auch in chlorionenhaltigen
Medien verwendbar ist, zu schaffen.
Weiters setzt sich die Erfindung zum Ziel, ein Verfahren zur Herstellung korrosionsbeständiger
Schneidewaren für die Lebensmittelindustrie und für medizinische Instrumente anzugeben,
mit welchen die Nachteile der bekannten Schneidteile beseitigt werden.
[0006] Die Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Werkstoff durch die kennzeichnenden Merkmale
des Anspruches 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen
gekennzeichnet.
[0007] Die weiteren Ziele werden bei einem Verfahren der eingangs genannten Art durch die
im Anspruch 4 gekennzeichnete Erfindung gelöst, wobei deren Weiterbildungen in den
Unteransprüchen gekennzeichnet sind.
[0008] Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die Zusammensetzung
der Legierung bei einem niedrigen Gesamtkarbidanteil geringe Karbidkorngrößen sowie
eine hohe Matrixhärte und dadurch eine gute Schleif- und Polierbarkeit und insbesondere
eine gute Biegezähigkeit sicherstellt. Dabei ist wichtig, daß in den Konzentrationsgrenzen
die Summe der Gehalte an Kohlenstoff und Stickstoff in einem bestimmten Bereich liegen.
Es wurde überraschend gefunden, daß bei einem Stahl mit einem Chromgehalt von ca.
17,5 % die Chromkonzentration in der Matrix durch Zulegieren von Stickstoff erhöht
und somit die Korrosionsbeständigkeit verbessert werden kann, wobei ohne Härtbarkeitseinbuße
die Kohlenstoffkonzentration absenkbar ist. Die Ursachen hiefür sind wissenschaftlich
noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch von den Erfindern angenommen, daß bei
einem Stickstoffgehalt von größer als 0,1, insbesondere größer als 0,12, feine Nitride
und/oder Karbonitride vorzugsweise der Elemente der IV. und V. Gruppe des periodischen
Systems, z.B. Vanadin, ausgebildet werden, welche eine wesentliche Verringerung der
Karbidkorngröße bewirken. Durch eine Feinkornstruktur mit den härtesteigemden Elementen
Kohlenstoff und Stickstoff in Kombination werden sowohl die Matrixhärte und Matrixzähigkeit
als auch deren Cr- Konzentration erhöht und eine Bildung von groben scharfkantigen
Karbiden vermieden.
[0009] Werden jedoch höhere Stickstoffgehalte als ca. 0,29 Gew.-% in der Legierung eingestellt,
können grobe nadelige Nitride entstehen und eine Umwandlung des Austenits in Martensit
behindert werden, was sich außerordentlich nachteilig auf die Gebrauchseigenschaften
des Werkstoffes auswirkt. Die höchste Korrosionsbeständigkeit bei besten Werkstoffeigenschaften
wurde im Bereich der obigen Stickstoffgehalte bei Kohlenstoffkonzentrationen zwischen
0,4 und 0,85 Gew.-% gefunden, wenn die Summe von Kohlenstoff - und Stickstoffgehalt
im Bereich von 0,61 bis 0,95 liegt.
[0010] Bei einem Verfahren zur Herstellung korrosionsbeständiger Schneidwaren sind die durch
die Erfindung erreichten Vorteile im wesentlichen darin zu sehen, daß auf wirtschaftliche
Weise Legierungen herstellbar sind und durch Wärmebehandlung der daraus gefertigten
Messer und Instrumente beste Gebrauchseigenschaften der Teile erreicht werden. Dabei
ist wichtig, daß die legierungstechnischen Voraussetzungen gegeben werden und daß
durch eine Lösungsglühbehandlung eine homogene Gefügestruktur bewirkt wird. Von besonderer
Wichtigkeit ist weiters ein Weichglühen des Werkstoffes um den A3-Punkt der Legierung
vor einem Austenitisieren, um die Ausscheidungs- und Umwandlungskinetik beim nachfolgenden
Abkühlen mit erhöhter Intensität zu vergleichmäßigen. Eine nachfolgende Anlaßbehandlung
wird bei vergleichsweise niedriger Temperatur durchgeführt und dient insbesondere
der Entspannung des Materials.
[0011] Um eine gleichmäßige Wärmeabfuhr von der Oberfläche der Teile beim intensivierten
Abkühlen von der Austenitisierungstemperatur zu erreichen und ein thermisch bedingtes
Verziehen des Materials durch inhomogene Spannungen zu vermeiden, kann es von Vorteil
sein, wenn ein Abkühlen zwischen zwei stabilisierenden Platten erfolgt. Dieses Abkühl-
bzw. Quettenverfahren hat sich als besonders günstig für die Herstellung von großflächigen
Messern mit komplizierter Schneidenform herausgestellt.
[0012] Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens wird nach dem Härten
mindestens eine Tiefkühlbehandlung des Werkstoffes durchgeführt, um einem gegebenenfalls
im Gefüge verbliebenen Anteil an Restaustenit ebenfalls in Martensit umzuwandeln.
[0013] Bei klinischen Untersuchungen wurde festgestellt, daß bei einem Gehalt von unter
0,25 Gew.-% Ni, unter 0,20 Gew.-% Co und unter 0,25 Gew.-% Cu, insbesondere bei einem
Gesamtgehalt von Ni+Co+Cu von unter 0,48 Gew.-% der Legierung praktisch keine allergischen
Reaktionen der Haut von Lebewesen auftreten, wobei jedoch bei besonderer Sensibilität
etwas geringere Konzentrationen obiger Elemente Überempfindlichkeitsreaktionen vollkommen
ausschließen.
[0014] Anhand einiger Beispiele aus den Versuchsreihen sei die Erfindung näher erläutert.
Es zeigen
Tabelle 1 eine Auflistung von Versuchswerkstoffen und
Tabelle 2 eine Zusammenstellung der Gebrauchseigenschaften der aus den Werkstoffen
gefertigten Schneidwaren bei Anwendung unterschiedlicher Wärmebehandlungsparameter.

1. Korrosionsbeständige Legierung mit einer Härte von größer als 54 HRC, guter Polierfähigkeit
und hoher Biegezähigkeit enthaltend im wesentlichen die Elemente Kohlenstoff, Silizium,
Mangan, Chrom, Molybdän, Vanadin, Stickstoff sowie Eisen und erzeugungsbedingte Verunreinigungen,
gekennzeichnet durch einen Anteil in Gew.-%
C = 0,40 b is 0,85
Si = bis 1,0
Mn = bis 1,4
Cr = 16,0 bis 19,0
Mo = 0,8 bis 1,5
V = 0,05 bis 0,2
Nb = bis 0,15
Ti bis 0,18
N = 0,12 bis 0,29
mit der Maßgabe, daß die Gehalte an
Ni maximal 0,25
Co maximal 0,20
Cu maximal 0,25
Ni + Co +Cu maximal 0,48
betragen und die Summe der Konzentration von Kohlensotff und Stickstoff einen Wert
von mindesens 0,61, höchstens jedoch 0,95 ergibt.
2. Legierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Gehalte an in Gew.-%
Ni maximal 0,15
Cu maximal 0,15
Ni + Co + Cu maximal 0,24
betragen.
3. Legierung nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Summe
der Konzentration von Kohlenstoff und Stickstoff einen Wert von mindestens 0,66 und
höchstens 0,84 ergibt.
4. Verfahren zur Herstellung korrosionsbeständiger Schneidwaren mit einer Härte von 54
bis 61 HRC und hoher Biegezähigkeit insbesondere für die Lebensmittelindustrie und
für medizinische Instrumente aus einer Legierung enthaltend im wesentlichen die Elemente
Kohlenstoff, Silizium, Mangan, Chrom, Molybdän, Vanadin, Stickstoff sowie Eisen und
erzeugungsbedingte Verunreinigungen, dadurch gekennzeichnet, daß eine Legierung mit
Anteilen von in Gew.-%
C = 0,40 bis 0,84
Si = bis 1,0
Mn = bis 1,4
Cr = 16,0 bis 19,0
Mo= 0,8 bis 1,5
V = 0,05 bis 0,2
Nb= bis 0,15
Ti = bis 0,18
N = 0,12 bis 0,29
mit der Maßgabe hergestellt wird, daß die Gehalte an
Ni maximal 0,25
Co maximal 0,20
Cu maximal 0,25
Ni +Co +Cu maximal 0,48
betragen und die Summe der Konzentrationen von Kohlenstoff und Stickstoff einen Wert
von mindenstens 0,61 und höchstens 0,95 ergibt und der Werkstoff, vorzugsweise während
einer Verformung, mindestens einer Lösungsglühbehandlung bei einer Temperatur von
höher als 1065 °C unterworfen wird, wonach der aus der Legierung gebildete Teil bzw.
das Werkstück, insbesondere die Schneidware im Rohzustand, im Bereich des A3- Punktes
der Legierung, vorzugsweise bei einer Temperatur zwischen 800 und 880 °C, weichgeglüht,
sodann mit geringer Intensität abgekühlt, danach wieder erwärmt und in einem Temperaturbereich
von 940 bis 1060 °C austenitisiert und anschließend mit erhöhter Intensität abgekühlt
wird, worauf mindestens eine Anlaßbehandlung bei einer Temperatur zwischen 165 und
385 °C und eine Fertigbearbeitung des Schneidteiles durchgeführt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit Gehalten
an in Gew.-%
Ni maximal 0,15
Cu maximal 0,15
Ni +Co +Cu maximal 0,24
und/oder einen Summenwert der Konzentration
von C+N von 0,66 bis 0,84 hergestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Abkühlung
der Teile mit erhöhter Intensität im Quettenverfahren, gegebenenfalls mit Wasser,
vorzugweise mit Preßluft, insbesondere mit Öl, durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Austenitisierung
der Teile in einem Temperaturbereich zwischen 960 und 1050 °c, vorzugsweise von 980
bis 1030 °C, durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Abkühlen
mit erhöhter Intensität von der Austenitisierungstemperatur der Teil einer Tiefkühlbehandlung
bei einer Temperatur von unter minus 55 °C, vorzugsweise unter minus 70 °C, unterworfen
wird.