[0001] Die Erfindung geht aus von einem Extruder für keramische Massen mit den im Oberbegriff
des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen. Ein solcher Extruder ist bekannt aus dem Firmenprospekt
"Händle, Labor-Vakuumaggregat PZVM 8d". Bei dem bekannten Extruder wird die keramische
Masse, z.B. ein aufbereiteter Ziegelton, mittels einer vertikal angeordneten Zuführungspresse
einer waagerecht angeordneten Schneckenpresse zugeführt, an deren Spitze sich ein
Preßkopf mit auswechselbarem Mundstück befindet, aus welchem der gepreßte Strang der
keramischen Masse austritt. Die Schneckenpresse und die Zuführungspresse sind durch
getrennte Gleichstrommotoren angetrieben. Im Übergangsbereich zwischen der Stopfschnecke
und der Preßschnecke befindet sich eine Vakuumkammer, die mit einer Unterdruckquelle,
insbesondere mit einer elektrischen Vakuumpumpe, verbunden ist. Sie dient dazu, die
keramische Masse zu entgasen, damit die aus dem gepreßten Strang gebildeten Formkörper
aus der keramischen Masse beim Trocknen im Trockenofen nicht platzen. Die Vakuumkammer
wird einerseits durch die dicht gepreßte keramische Masse in der Schneckenpresse und
andererseits durch die gepreßte keramische Masse in der Zuführungspresse abgedichtet.
[0002] Um den Extruder reinigen zu können, ist die Zuführungspresse auf einer mechansichen
Hubeinrichtung montiert und kann nach Lösen einer Schraubverbindung zwischen dem Gehäuse
der Schneckenpresse und dem Gehäuse der Zuführungspresse angehoben werden. Ausserdem
ist das Gehäuse der Schneckenpresse von einem Getriebegehäuse, welches sich zwischen
dem Gehäuse der Schneckenpresse und ihrem Antriebsmotor befindet, trennbar. Ferner
ist das Gehäuse der Schneckenpresse in Abschnitte zerlegbar und der Preßkopf demontierbar.
Nachteilig bei dem bekannten Extruder, der für Versuche in Labors und zur Fertigung
keramischer Kleinteile dient, ist seine aufwendige Konstruktion. Zahlreiche Flanschverbindungen
können unerwünschte Leckagen verursachen und die Reinigung ist nicht eben einfach.
[0003] Große Vakuum-Extruder für die keramische Industrie werden üblicherweise nicht mit
einer Stopfschnecke, sondern mittels eines Doppelwellenmischers beschickt.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Extruder der eingangs
genannten Art herzustellen, der sich durch einen einfacheren Aufbau auszeichnet.
[0005] Diese Aufgabe wird gelöst durch einen Extruder mit den im Anspruch 1 angegebenen
Merkmalen. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der abhängigen
Ansprüche.
[0006] Der erfindungsgemässe Extruder zeichnet sich dadurch aus, dass er die Preßschnecke
und die Stopfschnecke in zueinander koaxialer Anordnung enthält. Die Stopfschnecke
ist zu diesem Zweck hohl ausgebildet und nimmt die Welle der Preßschnecke auf, welche
durch die Stopfschnecke hindurchgeführt ist. Die beiden Schnecken können grundsätzlich
getrennt angetrieben sein, wenn man Wert darauf legt, ihre Drehzahlen beliebig und
unabhängig voneinander einzustellen. Am einfachsten ist es jedoch, die beiden Schnecken
durch einen gemeinsamen Motor über ein Verteilgetriebe anzutreiben, welches hinter
den Schnecken angeordnet ist und dank der koaxialen Anordnung von ganz einfachem Aufbau
sein kann. Vorzugsweise ist das Verteilgetriebe durch zwei Kegelzahnräder gebildet,
von denen eines auf der Welle der Preßschnecke und eines auf der Welle der Stopfschnecke
angeordnet ist, wobei die Zähne einander zugewandt sind, so dass beide Kegelzahnräder
durch ein mit ihnen kämmendes gemeinsames Ritzel angetrieben werden können.
[0007] Die Stopfschnecke fördert die keramische Masse, welche ihr üblicherweise z.B. mittels
eines Aufgabetrichters zugeführt wird, in den hinteren Bereich der Schneckenpresse.
Dabei ist eine Umlenkung des Materialflusses nicht erforderlich, was sich in einem
vergleichweise niedrigen Leistungsbedarf des Extruderantriebs niederschlägt. Besonders
vorteilhaft ist, dass anders als beim Stand der Technik auf eine besondere Vakuumkammer
verzichtet werden kann. Es genügt vielmehr, den Übergangsbereich zwischen der Stopfschnecke
und der Preßschnecke mit einer Unterdruckquelle zu verbinden, vorzugsweise durch den
Zwischenraum zwischen der Rille der Preßschnecke und der hohlen Stopfschnecke hindurch.
Damit sich dieser Zwischenraum nicht allmählich mit der keramischen Masse zusetzt,
ist in bevorzugter Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, dass die Stopfschnecke
mit einem vorderen Abschnitt einen hinteren Abschnitt der Preßschnecke umgibt, so
dass die Preßschnecke in den Zwischenraum eindringendes keramisches Material sofort
wieder herausbefördert. Die dafür erforderliche Förderleistung ist natürlich sehr
viel geringer als die für den Extrusionsvorgang erforderliche Förderleistung. Deswegen
kann der hintere Abschnitt der Preßschnecke, der im vorderen Abschnitt der Stopfschnecke
liegt, im Durchmesser viel kleiner sein als der vor der Stopfschnecke liegende Abschnitt
der Preßschnecke, so dass der Innendurchmesser der hohlen Welle der Stopfschnecke
nicht viel größer sein muss als der Aussendurchmesser der Welle der Preßschnecke.
[0008] Die Unterdruckquelle ist vorzugsweise am hinteren Lagerdeckel des Verteilgetriebes
mittels einer Rohrleitung angeschlossen. Durch die zentrisch durchbohrte Antriebswelle
der Preßschnecke erfolgt die Verbindung zum Übergangsbereich zwischen Stopfschnecke
und Preßschnecke. In diesem Bereich erfolgt dann die Entlüftung der keramischen Masse.
[0009] Damit die Preßschnecke mit ihrem hinteren Abschnitt in die hohle Welle der Stopfschnecke
eingedrungenes keramisches Material herausbefördern kann, muss zwischen beiden eine
Relativbewegung bestehen. Deshalb ist vorzugsweise vorgesehen, dass die beiden Schnecken
gegenläufig angetrieben sind. Ein solcher gegenläufiger Antrieb ist mittels des erwähnten
Getriebes mit den beiden Kegelzahnrädern leicht möglich.
[0010] Durch den koaxialen Aufbau ist der erfindungsgemässe Extruder ausserordentlich kompakt.
Das Gehäuse ist kleiner und leichter als bei vergleichbaren herkömmlichen Extrudern,
was ihn preisgünstiger und leichter handhabbar macht. Ausserdem besteht der erfindungsgemässe
Extruder aus deutlich weniger Teilen als vergleichbare bekannte Extruder. Um für Reinigungszwecke
guten Zugang zu den Schnecken zu haben, genügt es, lediglich im Übergangsbereich zwischen
den beiden Schnecken einen Dichtflansch zwischen dem Preßzylinder der Preßschnecke
und dem Gehäuse der Stopfschnecke vorzusehen. Die Gefahr von Leckagen ist dadurch
vermindert.
[0011] Da eine gesonderte Vakuumkammer nicht mehr vorgesehen ist, müssen auch keine Maßnahmen
ergriffen werden, um sie abzudichten.
[0012] Durch den koaxialen Aufbau sind die Schnecken auch leicht demontierbar. Beide Schnecken
können nach vorne ausgebaut werden.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel des erfindungsgemässen Extruders ist in den beigefügten Zeichnungen
schematisch dargestellt.
- Figur 1
- zeigt eine Seitenansicht des Extruders,
- Figur 2
- zeigt eine Vorderansicht des Extruders,
- Figur 3
- zeigt einen Längsschnitt durch die Gehäuse der Preßschnecke und der Stopfschnecke,
und
- Figur 4
- zeigt einen Längsschnitt durch das Getriebegehäuse und den hinteren Abschnitt der
Stopfschnecke.
[0014] Der Extruder ist auf einem Tisch 1 aufgebaut, auf welchem ein Getriebegehäuse 2 ruht,
an welchem der Pressenrumpf 3 einer Zuführungspresse 4 mit seinem hinteren Ende angeflanscht
ist. Am vorderen Ende des Gehäuses 3 ist ein Preßzylinder 5 einer Schneckenpresse
6 mit seinem hinteren Ende angeflanscht. Am vorderen Ende des Preßzylinders 5 der
Schneckenpresse 6 ist ein Preßkopf 7 angeflanscht, der ein auswechselbares Mundstück
8 trägt, aus welchem ein gepreßter Strang aus einer keramischen Masse austritt.
[0015] An der Unterseite der Tischplatte ist ein Antriebsaggregat aufgehängt, bestehend
aus einem Elektromotor 9 und einem drehzahlregelbaren Zwischengetriebe 10. Ferner
ist unter dem Tisch eine Vakuumpumpe 11 angeordnet, welche über eine Rohrleitung 12
und ein Filter 13 über den hinteren Lagerdeckel 30 mit der zentrisch durchbohrten
Antriebswelle 40 der Preßschnecke 19 Verbindung hat, in welcher ein Unterdruck erzeugt
wird, der sich in den Übergangsbereich von der Stopfschnecke 21 zur Preßschnecke 19
fortsetzt und durch ein Manometer 14 angezeigt wird. Die Vakuumpumpe 11, die Rohrleitung
12 und der Filter 13 sind in Figur 2 nicht mit dargestellt.
[0016] Die Zuführung der keramischen Masse zur Zuführpresse erfolgt über einen nach oben
offenen Aufgabeschacht 15.
[0017] Wie Figur 3 zeigt, kann der Preßkopf 7 am Verbindungsflansch 16 des Preßzylinders
5 der Schneckenpresse getrennt werden. Der Preßzylinder 5 der Schneckenpresse kann
vom Pressenrumpf 3 der Zuführungspresse am Dichtflansch 17 getrennt werden.
[0018] Im Preßzylinder 5 der Schneckenpresse ist drehbar gelagert eine Preßschnecke, deren
Welle 18 sich mit ihrer Spitze bis in den Preßkopf erstreckt und rückwärtig durch
die hohle Welle 20 einer Stopfschnecke 21 hindurchgeführt ist, welche drehbar im Pressenrumpf
3 der Zuführungspresse 4 gelagert ist. Zwischen der Welle 18 und der Hohlwelle 20
besteht ein Zwischenraum in Gestalt eines Ringspalts 22, in welchem einige Windungen
eines hinteren Abschnitts 23 der Preßschnecke liegen, wobei der Durchmesser des hinteren
Abschnitts 23 der Preßschnecke kleiner ist als der Durchmesser der Preßschnecke 19
im daran anschließenden vorderen Abschnitt, welcher sich im Preßzylinder 5 erstreckt,
so dass die Höhe der Schneckengänge im Preßzylinder 5 wesentlich größer ist als in
der Hohlwelle 20. Die Hohlwelle 20 trägt die Schneckengänge der Stopfschnecke 21,
deren Durchmesser größer ist als der Durchmesser der Preßschnecke 19 im Preßzylinder
5; die Durchmesserdifferenz wird überbrückt durch einen Konus 24, der teilweise in
einem Ringeinsatz 25 verläuft, der Bestandteil des Gehäuses 3 der Zuführungspresse
ist, als Siebscheibe dienen kann und zu diesem Zweck nach Lösen des Dichtflansches
17 auswechselbar ist. Die Hohlwelle 20 ist im Bereich des Ringeinsatzes 25 auf ihrer
Aussenseite umgekehrt konisch ausgebildet. Die dadurch bewirkte Verengung des Förderspaltes
in der Zuführungspresse 4 führt zur Verdichtung der keramischen Masse und bildet folglich
ein ringförmiges Massepolster, das es ermöglicht, im Übergangsbereich zwischen der
Zuführungspresse 4 und der Schneckenpresse 6, unmittelbar vor dem Ringeinsatz 25,
den inneren Unterdruck gegen den atmosphärischen Außendruck aufrechtzuerhalten, indem
dieser Bereich durch den Ringspalt 22, sowie durch die Antriebswelle 40 hindurch mit
einer Unterdruckquelle, nämlich mit der Vakuumpumpe 11 in Verbindung steht. Gegenüber
dem Mundstück 8 wird der Übergangsbereich zwischen Zuführungspresse 4 und Schneckenpresse
6 durch die verdichtende Wirkung der Schneckenpresse 6 abgedichtet, im übrigen nach
aussen hin allein durch die Dichtflansche 16 und 17, so dass die Möglichkeiten von
Leckagen äußerst gering sind.
[0019] Die beiden koaxialen Wellen 18 und 20 führen in das Getriebegehäuse 2 hinein, in
welchem die Hohlwelle 20 durch zwei Wälzlager 26 und 27, insbesondere Kegelrollenlager,
drehbar gelagert ist. Die Welle 18 der Preßschnecke 19 ist ihrerseits über eine Steckwellenverbindung
32 mit der Antriebswelle 40 verbunden, welche im vorderen Bereich wiederum über ein
Kegelrollenlager 28 in der Lagerbüchse 41 und am Ende mittels eines Drucklagers 29,
welches die Preßkraft aufnehmen kann, im Getriebegehäuse gelagert ist. Dem Ende der
Antriebswelle 40 gegenüberliegend ist in der Wand des Getriebegehäuses ein Lagerdeckel
37 mit einem Schraubanschluß 30 für die Rohrleitung 12 vorgesehen. Auf diese Weise
kann sich der Unterdruck durch die zentrisch durchbohrte Antriebswelle 40 und den
Ringspalt 22 in den Übergangsbereich zwischen Stopfschnecke und Preßschnecke fortpflanzen.
[0020] Auf der Antriebswelle 40 mit aufgesteckter Welle 18 ist ein erstes Kegelzahnrad 33
und mit der Hohlwelle 20 über das Lagergehäuse 41 ein zweites Kegelzahnrad 34 drehfest
verbunden. Ein kegeliges Ritzel 35, welches auf einer vom Zwischengetriebe 10 kommenden
Welle 36 sitzt, kämmt mit beiden Kegelzahnrädern 33 und 34 und treibt dadurch die
beiden Schnecken 19 und 21 gegenläufig synchron an.
[0021] Das Getriebegehäuse ist rückseitig durch einen Lagerdeckel 37 verschlossen, der nach
Lösen von Schrauben 38 abgenommen werden kann.
1. Extruder für keramische Massen
- mit einer Schneckenpresse (6), welche in einem Preßzylinder (5), an dessen Spitze
sich ein Preßkopf (7) befindet, eine angetriebene Preßschnecke (19) hat,
- mit einer Zuführungspresse (4), welche in einem Pressenrumpf (3) eine angetriebene
Stopfschnecke (21) hat und die Schneckenpresse (6) speist,
- und mit Mitteln (11, 12) zum Erzeugen eines Unterdrucks im Übergangsbereich von
der Stopfschnecke (21) zur Preßschnecke (19),
dadurch gekennzeichnet, dass die Stopfschnecke (21) koaxial zur Preßschnecke (19) angeordnet ist und die
Welle (18) der Preßschnecke (19) durch die Stopfschnecke (21) hindurchgeführt ist.
2. Extruder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein vorderer Abschnitt der Stopfschnecke (21) einen hinteren Abschnitt (23)
der Preßschnecke (19) umgibt.
3. Extruder nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der hintere Abschnitt (23) der Preßschnecke (19) einen kleineren Durchmesser
hat als der daran anschließende vordere Abschnitt der Preßschnecke (19).
4. Extruder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass im Übergangsbereich zwischen Preßschnecke (19) und Stopfschnecke (21) ein Dichtflansch
(17) zum Verbinden der beiden Gehäuse (3, 5) miteinander vorgesehen ist.
5. Extruder nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Übergangsbereich zwischen Preßschnecke (19) und Stopfschnecke (21) durch
den Zwischenraum (22) zwischen der Welle (18) der Preßschnecke (19) und der hohlen
Welle (20) der Stopfschnecke (21) mit einer Unterdruckquelle (11) verbunden ist.
6. Extruder nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Schnecken (19, 21) gegenläufig angetrieben sind.
7. Extruder nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die beiden Schnecken (19, 21) durch einen gemeinsamen Motor (9) mittels eines
Verteilgetriebes (33-35) angetrieben sind.
8. Extruder nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Verteilgetriebe (33-35) ein erstes Kegelzahnrad (33) auf der Antriebswelle
(40) der Preßschnecke (19), ein zweites Kegelzahnrad (34) an die Lagerbüchse (41)
der Stopfschnecke (21) angeschraubt ist und ein mit beiden Kegelzahnrädern (33, 34)
kämmendes Ritzel (35) hat.
9. Extruder nach Anspruch 5 und 7, dadurch gekennzeichnet, dass sich das Verteilgetriebe (33-35) in einem Getriebegehäuse (2) befindet und
die Unterdruckquelle (11) mit einer zentrischen Bohrung einer im Getriebegehäuse (2)
gelagerten Antriebswelle (40) für die Preßschnecke (19) verbunden ist, wobei die zentrische
Bohrung ihrerseits Verbindung mit dem Übergangsbereich von der Stopfschnecke (21)
zur Preßschnecke (19) hat.