[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aufbereitung von Ton zur Herstellung von
Ziegein nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 und eine Anlage zur Durchführung
eines solchen Verfahrens.
[0002] Ziegel im Sinne der Erfindung sind in erster Linie Hochlochziegel für den Wohnungsbau,
wobei zur Herabsetzung der Wärmeleitfähigkeit des Scherbens ein organisches Porosierungsmittel
in den Ton eingemischt wird. Das Porosierungsmittel besteht aus im Ton verteilten
kleinen Partikeln, die nach dem Brennen kleine Hohlräume im Scherben zurücklassen.
Zum Beispiel hat sich Papierfangstoff als Porosierungsmittel bewährt, weil der Papierfangstoff
bei besonders intensiver Einmischung in den Ton dem Ziegelscherben eine feine Porosität
verleiht, die sich auf dessen Festigkeit günstig auswirkt. Dies ist vor allem von
Bedeutung, wenn vorgesehen ist, sehr dünnwandigen Ziegelscherben herzustellen.
[0003] Es ist bekannt, Porosierungsmittel dem grubenfeuchten Ton zuzufügen, und zwar gewöhnlich
ganz am Anfang des Aufbereitungsprozesses. Dabei wird das Porosierungsmittel bei dem
ohnehin erforderlichen Zerkleinern und Durchmischen in das Naturprodukt Ton eingearbeitet,
bis schließlich eine extrudierfähige plastische Masse entsteht.
[0004] Allerdings besteht dabei das Problem der Einstellung des richtigen Wassergehalts.
Die Grubenfeuchte der meisten Tone schwankt je nach Witterung und Jahreszeit sehr
stark. Im breiten Mittel liegt der Wassergehalt zwischen 12 und 20 %. Papierfangstoff
(Papierschlamm) enthält bei Anlieferung von der Papierfabrik mindestens 50 % Wasser.
Wenn also beispielsweise 30 Volumenprozent Papierfangstoff dem Ton zugegeben wird,
ist es erforderlich, der Masse Wasser zu entziehen, um letztlich auf ca. 20 % Gesamtwassergehalt
zum Extrudieren zu kommen.
[0005] Es ist zwar bekannt, statt eines unmittelbaren Wasserentzuges der Masse trockenes
Ziegelmehl oder ungebrannten Ziegelbruch beizufügen und dadurch den richtigen Wassergehalt
einzustellen. Die hierfür erforderlichen Trockenbruchmengen stehen jedoch in der Praxis
bei weitem nicht zur Verfügung.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, zur Herstellung sehr feingliedriger Hochlochziegel,
das heißt von Ziegeln mit extrem geringer Wandstärke zwischen den Löchern, eine besonders
homogene Mischung Ton/Papierfasern zu erreichen, die Preßmasse von Verunreinigungen
frei zu halten, den Wassergehalt einfach und genau einstellen zu können und somit
einen ungestörten Mundstücklauf zu erreichen.
[0007] Je filigraner das Ziegel-Lochbild ist, desto wichtiger ist die restlose Auflösung
von Fangstoffverklumpungen und die gleichmäßige Verteilung der Fasern im Ton. Außerdem
sind bei solchen Lochbildern mit entsprechend feinen Mundstücksöffnungen Störungen
durch Hängenbleiben von Verunreinigungen im Mundstück erfahrungsgemäß häufig. Diese
Fremdkörper, zum Beispiel Holzspäne, Teile von Kunststoffolien, Blätter oder dergleichen,
die meist beim Transport und der Lagerung des Papierfangstoffs in diesen hineingelangen,
sind ein großes Problem.
[0008] Die gestellte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Verfahrensmerkmale
des Anspruchs 1 gelöst. Der grundlegende Vorschlag besteht darin, den gesamten Ton
zunächst ohne Porosierungsmittel auf einen sehr geringen Wassergehalt von zum Beispiel
3 bis 5 % zu trocknen und sodann fein zu mahlen und zu sieben, zum Beispiel mit einer
Maschenweite von unter 1 mm. Dieses somit gereinigte trockene Tonpulver wird in einem
sogenannten Intensivmischer mit stark wasserhaltigem Papierfangstoff zusammengebracht.
Dabei bildet sich keine zusammenfließende teigige Masse, sondern eine Ansammlung diskreter
kugelähnlicher Pellets in der Größenordnung von einem bis mehrere Millimeter Durchmesser.
Diese siebfähige Masse wird sodann ebenfalls gesiebt, sodaß die aus dem Papierfangstoff
kommenden Fremdkörper abgetrennt werden können. Das so gewonnene reine Ton/Faser-Gemisch
wird dann der Tonpresse oder zuvor einem zugehörigen Knetwerk zugeführt und erweist
sich als höchst homogene plastische Masse, die ohne Störungen auch durch hochfiligrane
Mundstücke gepreßt werden kann.
[0009] Ein weiterer Vorteil der Erfindung ist die in solchem Ausmaß nicht erwartete Erhöhung
der Scherbendruckfestigkeit durch die beschriebene Trockenaufbereitung und Feinmahlung
des Tons. Genau genommen führt die erhöhte sogenannte Biegezugfestigkeit zu einer
höheren Druckfestigkeit des gebrannten Scherbens. Die Erhöhung kann zwischen 20 und
100 % liegen. Ursache dürfte sein, daß die "fetten" Tonbestandteile gleichmäßiger
in der Gesamtmasse verteilt sind. Dadurch werden die sandigen Bestandteile besser
in den fetten Ton eingebettet und dadurch wird die Bindefähigkeit des Tons insgesamt
erhöht. Dieser Festigkeitsanstieg ist eine sehr willkommene Voraussetzung für die
Produktion von Ziegeln, bei denen man aus Gründen der Wärmedämmung sehr niedrige Stegdicken
im Ziegellochbild wählt.
[0010] Als weiterer vorteilhafter Effekt der Erfindung wird zuverlässig erreicht, daß beim
Absieben des Tonpulvers auf einer feinmaschigen Siebmaschine die im Ton vorhandenen
Kalkkörner ebenfalls ausgeschieden werden. Ein guter Mittelwert für die Siebmaschenweite
liegt bei 0,5 bis 0,8 mm. Kalkeinlagerungen in den gebrannten Ton vergrößern durch
Wasseraufnahme ihr Volumen und vermögen daher ab einer bestimmten Größe das Tongefüge
zu sprengen und seine Festigkeit zu vermindern. Die Erfindung macht es nun möglich,
daß die Ziegelindustrie Tone verwenden kann, die reichlich körnigen Kalk enthalten.
Bisher übliche Feinwalzwerklinien sind kaum in der Lage, tonige Preßmassen mit derart
niedrigen Höchstkorngrößen an Kalkeinschlüssen zu produzieren.
[0011] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung
erläutert, die ein Schema eines Tonaufbereitungsverfahrens zeigt.
[0012] Der zum Beispiel über zwei Förderlinien 1 und 2 aus verschiedenen Gruben herbeigeförderte
Ton wird über einen Kastenbeschicker 3 einem Walzenbrecher 4 zugeführt. Er wird weiter
über ein Schlagleisten-Walzwerk 5 auf eine Korngröße von höchstens 15 mm zerkleinert.
Danach wird dieser vorzerkleinerte Ton zur Pufferung in einen Tonsumpf 6 eingelagert.
Dieser insoweit beschriebene Primärschritt der Aufbereitung kann wegen der hohen Leistung
der erwähnten Maschinen (etwa 150 Tonnen je Stunde Durchsetzleistung) üblicherweise
in einer Schicht erfolgen.
[0013] Mit Hilfe eines Eimerkettenbaggers wird dieses Rohmaterial einem Trommeltrockner
7 zugeführt. Dieser wird im 24-Stunden-Betrieb mit vollautomatischer Steuerung gefahren.
Infolge dieser Betriebsart kann vorteilhafterweise gereinigtes Ofenabgas mit zur Energieversorgung
des Trockners herangezogen werden.
[0014] Das auf 3 bis 5 % Wassergehalt getrocknete Material wird in einer geeigneten Mühle
8 zu Pulver vermahlen. Dieses Tonpulver wird in einer anschließenden Siebmaschine
9 gesiebt. Es handelt sich um einen Maschinentyp für verhältnismäßig feinmaschige
Siebe mit einer Maschenweite von 0,8 mm oder weniger. Sodann gelangt das gesiebte
Ton-Feinmehl zu einem Intensivmischer 10. Das Überkorn geht zurück zur Mühle 8.
[0015] In dem Intensivmischer erfolgt die Zumischung von vorzugsweise ca. 20 bis 35 Gewichtsprozenten
nassen Papierfangstoffes mit einem Wassergehalt von 50 bis 60 % mittels eines Fangstoffbeschickers
11. Die Mischung muß sehr intensiv geschehen, um auch kleinste Papierknötchen aufzulösen.
Es entsteht ein feines, feuchtes Granulat aus runden Pellets, welches siebbar ist.
Die durchschnittliche Größe der Pellets hängt auch von der Mischzeit ab. Je länger
die Masse im Intensivmischer verbleibt, desto kleiner werden die Pellets. Nach dem
Intensivmischer ist eine Siebmaschine 12 vorgesehen, in welcher das Granulat als letzter
Verfahrensschritt gesiebt wird. Dabei ist ein Doppeldeckersieb mit Maschenweiten von
etwa 10 mm und etwa 4 mm vorgesehen. Durch das obere Sieb können Fremdkörper jeder
Art, insbesondere solche, die mit dem Papierfangstoff eingetragen wurden, eliminiert
werden. Das untere Sieb sondert übergroße Pellets ab, die zum Intensivmischer zurückgeführt
werden. Diese Pellets, die wesentlich größer als der Durchschnitt sind, entstehen
beispielsweise, wenn sich Faserverklumpungen noch nicht genügend aufgelöst haben.
[0016] Die somit gewonnene, zur Extrudierung von feingliedrigen Hochlochziegeln geeignete
Masse läßt sich auf einen verhältnismäßig genau definierten Wassergehalt von 17 bis
20 % einstellen. Sie wird zunächst von einem Zwischenlager 13 mit einem Aufnahmevolumen
von etwa 2000 m³ aufgenommen und dann mit Hilfe von Eimerkettenbaggern zu den Pressen
gefördert. Der genau definierbare Feuchtegrad erlaubt vorteilhafterweise auch eine
Bedampfung des Tonstranges an der Presse, wodurch dessen Feuchtegrad und Temperatur
in bekannter Weise erhöht wird, was den Mundstücklauf weiter verbessert.
Bezugszeichenliste:
[0017]
- 1
- Förderlinie
- 2
- Förderlinie
- 3
- Kastenbeschicker
- 4
- Walzenbrecher
- 5
- Schlagleisten-Walzwerk
- 6
- Tonsumpf
- 7
- Trommeltrockner
- 8
- Mühle
- 9
- Siebmaschine
- 10
- Intensivmischer
- 11
- Fangstoffbeschicker
- 12
- Siebmaschine
- 13
- Fertiglager
1. Verfahren zur Aufbereitung von Ton zur Herstellung von Ziegeln, wobei der Ton zerkleinert,
durchmischt und unter Zugabe eines Porosierungsmittels zu einer extrudierfähigen Masse
verarbeitet wird, dadurch gekennzeichnet,
daß der aus seiner natürlichen Lagerstätte entnommene Ton in einem Primärschritt vorwiegend
durch Walzvorgänge (4,5 ) in feuchtem Zustand zerkleinert und durchmischt wird,
daß der Ton sodann getrocknet (7), fein gemahlen (8) und gesiebt (9) wird,
und daß das Tonpulver sodann in einem Intensivmischer (10) mit produktionsfeuchtem
Papierfangstoff (11) vermischt und die entstehende schüttfähige Mase aus diskreten
kleinen Pellets gesiebt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ton auf einen Wassergehalt
von höchstens etwa 5 % getrocknet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aus der dem Intensivmischer
entnommenen Masse durch fraktioniertes Sieben einerseits Fremdkörper abgetrennt und
entfernt und andererseits Pellets ab einer bestimmten Übergröße abgetrennt und dem
Intensivmischer wieder zugeführt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der in den Intensivmischer
(10) eingebrachte Papierfangstoff einen Wassergehalt von ca. 35 bis 65 % hat.
5. Tonaufbereitungsanlage zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Durchführung des Primärschrittes ein Walzenbrecher (4) zur Vorzerkleinerung
sowie ein Schlagleisten-Walzwerk (5) oder ein Kollergang und/oder eine ähnliche Tonaufbereitungsmaschine
zur Mittelzerkleinerung vorgesehen ist (sind).
6. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß am Ende der Anlage zur Durchführung
des Primärschritts ein Zwischenlager-Sumpf (6) zum Einlagern des Tons vorgesehen ist,
vorzugsweise mit einem zur Entnahme dienenden Eimerkettenbagger.
7. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein Trommeltrockner (5) oder Wirbelschichttrockner
oder Bandtrockner zur Tontrocknung vorgesehen ist.
8. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß einer Tonmühle (8) eine Siebmaschine
(9) nachgeordnet ist, die eine Maschenweite von höchstens 0,8 mm hat.
9. Anlage nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine dem Intensivmischer (10)
nachgeordnete Siebmaschine (12) ein Sieb mit einer Maschenweite bis etwa 10 mm zur
Absonderung von Fremdstoffen aufweist.
10. Anlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Intensivmischer nachgeordnete
Siebmaschine (12) ein weiteres Sieb mit einer geringeren Maschenweite von ca. 4 mm
aufweist, um besonders große Pellets zur Nachbehandlung abzusondern.