[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Wickelvorrichtung mit einer Wickelrolle für bahnförmiges
Material, insbesondere Papier, mit einer einer Durchbiegung der Wickelrolle von unten
entgegenwirkenden Stützeinrichtung, die ein Druckluftkissen zwischen der Stützeinrichtung
und der Wickelrolle erzeugt.
[0002] Beim Auf- und Abwickeln eines bahnförmigen Materials, insbesondere Papier, kommt
es je nach Relation der Wickelmasse, Bahnbreite, physikalischen Eigenschaften der
Wickellagen (z.B. Wickelhärte, Dehnungs-, Kompressions- und Reibverhalten des Papiers),
Steifigkeit und Lagerabstand der Wickelwelle bzw. des Tambours zu Schwierigkeiten
aufgrund der Durchbiegung der Aufwickelrolle.
[0003] Vor allem bei Verwendung einer Kontakt- oder Anlagewalze, die etwa horizontal gegen
die Wicklung auf der Wickelrolle gedrückt wird, führen unterschiedliche Durchbiegungen
von Anlagewalze und Wickelrolle zu einem ungleichförmigen Kontaktdruckverlauf über
die Bahnbreite, mit der Folge, daß Kreppfalten und Platzer in den Randbereichen der
Wicklung auftreten.
[0004] Aus der DE-OS 36 39 244 ist es bekannt, eine Durchbiegungsdifferenz durch vollständiges
oder teilweises Aufheben des Rollengewichts über mitlaufende, unterstützende Bänder
auszugleichen.
[0005] Bei der eingangs geschilderten, aus der DE-OS 40 26 597 bekannten Wickelvorrichtung
wird in einem Raum zwischen unterhalb der Wickelrolle und achsparallel zu dieser angeordneten
Tragwalzen ein Überdruck erzeugt, der ein Luftkissen in einem Spalt zwischen der Wickelrolle
und den Tragwalzen ausbildet.
[0006] Beide Vorrichtungen bewirken jedoch eine unzureichende Schonung der Wickeloberfläche,
denn sowohl die Tragwalzen als auch das mitlaufende Band üben einen mechanischen Einfluß
auf die aufzuwickelnde Bahn aus, und zwar bei der Wickelvorrichtung mit Luftkissenraum
deshalb, weil die Abdichtung an den beiden axialen Enden des Luftkissenraums wegen
des sich verändernden Wickelradius, der beispielsweise von 500 mm auf 3000 mm anwachsen
kann, schwierig ist.
[0007] Aus der DE 42 01 815 A1, Fig. 7, ist es bekannt, unterhalb der Wickelrolle einen
sich über deren Länge erstreckenden, nach oben offenen und mit Druckluft beaufschlagten
Luftkasten höhenverstellbar und verschwenkbar anzuordnen. An seinen stirnseitigen
Oberkanten ist der Luftkasten mit der Krümmung der Wickelrolle mittels im Luftkasten
angeordneter Stellelemente anpaßbaren Dichtleisten und an seiner einen längsseitigen
Oberkante ebenfalls mit einer Dichtleiste und an der anderen längsseitigen Oberkante
mit einer sich längs dieser Oberkante erstreckenden Distanzrolle versehen. Die Dichtleisten
werden durch die sich beim Anschwenken des Luftkastens an die Wickelrolle an diese
anlegende Distanzrolle in einem Abstand entsprechend einem gewünschten Luftspalt von
der Wickelrolle gehalten, um eine Reibung zwischen der Wickelrolle und den Dichtleisten
zu vermeiden. Bei der Ausführungsform nach Fig. 8 ist eine weitere Distanzrolle längs
der anderen längsseitigen Oberkante des Luftkastens gelagert. Eine solche Einrichtung
ist wegen ihrer zahlreichen Bauteile aufwendig und arbeitet nicht berührungslos.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Wickelvorrichtung der eingangs genannten Art anzugeben,
die eine die Bahn zuverlässiger schonende Abstützung der Wickelrolle innerhalb der
Bahnbreite ermöglicht.
[0009] Erfindungsgemäß ist diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Stützeinrichtung wenigstens
eine Stützplatte mit einer der Kontur der Unterseite der Wickelrolle weitgehend angepaßten
Oberseite aufweist, in der wenigstens eine Druckluftaustrittsöffnung ausgebildet ist,
daß die Druckluft durch einen Spalt zwischen der Wickelrolle und der Stützplatte austreten
kann und daß die Stützplatte radial zur Wickelrolle in Abhängigkeit vom Wickeldurchmesser
selbsttätig verstellbar ist und sich dabei der Wickelrollenkontur anpaßt.
[0010] Die Stützplatte kann biegeelastisch ausgebildet sein. Die Stützplatte kann sich daher
über einen verhältnismäßig großen Umschlingungswinkel der Wickelrolle erstrecken und
sich dennoch leicht unter der Kraft von Stellmotoren, die in der Nähe ihrer sich achsparallel
zur Wickelrolle erstreckenden Ränder angreifen, gegen die Kraft der Druckluft so verbiegen,
daß der Krümmungsradius ihrer Oberseite weitgehend dem jeweiligen Krümmungsradius
des Wickels bzw. der Wicklung auf der Wickelrolle angepaßt ist.
[0011] Es ist aber auch möglich, daß die Stützplatte an ihrer Unterseite in der Nähe jedes
ihrer axialen Längsränder jeweils einen nach unten vorstehenden Vorsprung aufweist
und zwischen den Enden der Vorsprünge ein Stellmotor gelenkig befestigt ist, durch
den auf jene Enden eine Kraft ausübbar ist, die eine derartige Verbiegung der Stützplatte
bewirkt, daß der Krümmungsradius ihrer Oberseite dem augenblicklichen Radius des Wickels
auf der Wickelrolle entspricht.
[0012] Die Erfindung wird nachstehend anhand der beigefügten Zeichnungen näher beschrieben.
Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer herkömmlichen Wickelvorrichtung in Seiten- und
Vorderansicht,
- Fig. 2
- ein erstes Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung in schematischer
Darstellung,
- Fig. 3
- ein zweites Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung in schematischer
Darstellung,
- Fig. 4 und 5
- einen Teil der Wickelvorrichtung nach Fig. 3 im unbewickelten Zustand der Wickelrolle
(Fig. 4) und im vollständig bewickelten Zustand der Wickelrolle (Fig. 5) und
- Fig. 6
- eine schematische Darstellung eines weiteren Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen
Wickelvorrichtung.
[0013] Bei einer herkömmlichen Wickelvorrichtung nach Fig. 1 wird eine Bahn 1, hier eine
Papierbahn, auf eine Wickelrolle 2 gewickelt und dabei durch eine Kontakt- oder Anlagewalze
3 horizontal mit einer Kraft F
k an die Wickelrolle 2 bzw. den Wickel 4 (oder die Wicklung) angedrückt. Mit zunehmendem
Durchmesser und entsprechend steigendem Gewicht des Wickels 4 biegen sich die Wickelrolle
2 und der Wickel 4 stärker durch, wobei die unterschiedlichen Durchbiegungsdifferenzen
ΔF zwischen Anlagewalze 3 und Wickelrolle 2 bzw. Wickel 4 zu einem ungleichförmigen
Kontaktdruckverlauf q
k über die Bahnbreite führen, mit der Folge, daß Kreppfalten und Platzer in den Randbereichen
des Wickels 4 auftreten.
[0014] Bei dem Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung nach Fig. 2
ist eine Stützeinrichtung mit einer biegeelastischen Stützplatte 5 und pneumatischen
oder hydraulischen Stellmotoren 6 in Form von Kolben-Zylinder-Anordnungen vorgesehen.
Die Stützplatte 5 hat eine der Kontur der Unterseite der Wickelrolle 2 weitgehend
angepaßte Oberseite, in der drei Druckluftaustrittsöffnungen 7, denen Druckluft durch
die Stützplatte 5 hindurch aus einer nicht dargestellten Druckluftquelle zugeführt
wird, ausgebildet sind. Die Druckluft kann durch Spalte 8 zwischen der Wickelrolle
2 und der Stützplatte 5 austreten und wirkt der in der Nähe der zur Wickelrolle 2
parallelen Längsränder der Stützplatte 5 angreifenden Kraft F
r der Stellmotoren 6 entgegen. Die Druckluft bildet ein Luftkissen in dem Spalt 8 zwischen
der Stützplatte 5 und der Wickelrolle 2, wobei sich die Oberseite der Stützplatte
5 aufgrund der Biegeelastizität der Stützplatte 5 der Kontur des Wickels 4 mit zunehmendem
Durchmesser des Wickels 4 von dem kleinsten Wickelradius R
min, der dem Radius der Wickelrolle 2 entspricht, bis zum größten Krümmungsradius R
max des Wickels 4 weitgehend anpaßt. Synchron mit der Zunahme des Durchmessers des Wickels
4 wird dazu die Stützplatte 5 durch die Stellmotoren 6 nach unten verschoben, wie
es durch die untere Lage der Stützplatte 5 in Fig. 2 dargestellt ist.
[0015] Bei dem Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Wickelvorrichtung nach Fig. 3 sind
nur zwei Stützplatten 5 mit jeweils einer Druckluftaustrittsöffnung 7 vorgesehen,
bei denen der Krümmungsradius der Oberseiten der Stützplatten 5 einem mittleren Krümmungsradius
R
mittel des Wickels 4 angepaßt ist. Jede Stützplatte 5 hat nur eine Druckluftaustrittsöffnung
7 und wird individuell durch einen der beiden Stellmotoren 6 mit der Kraft F
r beaufschlagt, wobei die Wirkungsrichtung der Kräfte F
r, im Gegensatz zu der der Kräfte F
r bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2, in der Mitte der jeweiligen Stützplatte
5 angreift und genau radial zur Mittelachse der Wickelrolle 2 gerichtet ist.
[0016] Bei beiden Ausführungsbeispielen sind die Stellmotoren 6 einerseits mit ihrer Kolbenstange
an der Stützplatte 5 und andererseits an einem ortsfesten Gestell angelenkt. Ferner
wirkt der Wickelradius als Führungsgröße für die Verstellung der Stützplatte(n) 5
durch die Stellmotoren 6 in einer Lageregeleinrichtung.
[0017] Bei beiden Ausführungsbeispielen können allerdings auch leichte Abweichungen von
einem bei jedem Wickelradius genau konzentrischen Spalt 8 auftreten.
[0018] Während sich die Stützplatte 5 bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 eventuell
nicht ganz genau kreisförmig biegen läßt, ergeben sich bei dem Ausführungsbeispiel
nach Fig. 3 Änderungen der Spalte 8 in Abhängigkeit vom Wickelradius, wie es in den
Fig. 4 und 5 dargestellt ist: Bei dem kleinsten Wickelradius R
min nach Fig. 4 hat der Spalt 8 die kleinste Höhe h
min in der Mitte und die größte Höhe h
max an den Längsrändern. Bei dem größten Wickelradius R
max nach Fig. 5 hat der Spalt 8 dagegen die größte Höhe h
max in der Mitte und die kleinste Höhe h
min an den Rändern. Die Spalthöhe oder -weite ändert sich mithin um den Betrag

, da die Stützplatte 5 bei dem Ausführungsbeispiel nach den Fig. 3 bis 5 nicht biegeelastisch
ist und nicht an beiden Längsrändern abgestützt wird.
[0019] Es ist jedoch möglich, sowohl bei nur einer Stützplatte 5 gemäß Fig. 2 als auch bei
zwei Stützplatten 5 gemäß Fig. 3, eine Abwandlung gemäß Fig. 6 vorzusehen, bei der
die einzige oder jede Stützplatte 5 an ihrer Unterseite in der Nähe jedes ihrer axialen
Längsränder jeweils einen nach unten vorstehenden Vorsprung 9 aufweist und zwischen
den Enden der Vorsprünge 9 ein Stellmotor 10 gelenkig befestigt ist, durch den auf
jene Enden eine tangentiale Kraft F
t ausübbar ist, die eine derartige Verbiegung der Stützplatte 5 bewirkt, daß der Krümmungsradius
ihrer Oberseite dem augenblicklichen Radius R des Wickels 4 auf der Wickelrolle 2
entspricht. Auch kann hier für die bzw. jede Stützplatte 5 nur ein Stellmotor 6 vorgesehen
sein, dessen radiale Kraft F
r in der Mitte der Stützplatte 5 angreift, während durch die tangentiale Kraft F
t des Linear-Stellmotors 10 ein Biegemoment

, wobei a der Hebelarm bzw. etwa die radiale Länge der Vorsprünge 9 ist, auf die Stützplatte
5 ausgeübt wird, das selbsttätig etwa umgekehrt proportional zum Wickelradius R eingestellt
wird und eine kreisbogenförmige Verbiegung der Stützplatte 5 bewirkt. Auf diese Weise
ist es möglich, den Spalt 8 bei allen Wickelradien R konzentrisch zur Achse der Wickelrolle
2 einzustellen und somit eine wesentliche Verringerung der mittleren Spalthöhe zu
erreichen. Dies hat den Vorteil, daß der Luftverbrauch minimiert wird.
[0020] Sodann ergibt sich bei der Wickelvorrichtung nach Fig. 6 eine klare Trennung zwischen
der Stützkraftregelung und der Spaltformregelung, wobei der Wickelradius R die Führungsgröße
für beide Regelvorgänge ist.
1. Wickelvorrichtung mit einer Wickelrolle (2) für bahnförmiges Material (1), insbesondere
Papier, einer einer Durchbiegung der Wickelrolle (2) von unten entgegenwirkenden Stützeinrichtung
(5, 6), die ein Druckluftkissen zwischen der Stützeinrichtung(5, 6) und der Wickelrolle
(2) erzeugt, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützeinrichtung (5, 6) wenigstens eine
Stützplatte (5) mit einer der Kontur der Unterseite der Wickelrolle (2) weitgehend
angepaßten Oberseite aufweist, in der wenigstens eine Druckluftaustrittsöffnung (7)
ausgebildet ist, daß die Druckluft durch einen Spalt (8) zwischen der Wickelrolle
(2) und der Stützplatte (5) austreten kann und daß die Stützplatte (5) radial zur
Wickelrolle (2) in Abhängigkeit vom Wickeldurchmesser selbsttätig verstellbar ist
und sich dabei der Wickelrollenkontur anpaßt.
2. Wickelvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützplatte (5)
biegeelastisch ist.
3. Wickelvorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützplatte (5)
an ihrer Unterseite in der Nähe jedes ihrer axialen Längsränder über einen jeweils
daran gelenkig befestigten Stellmotor (6) abgestützt wird, durch die (6) auf jene
Längsränder jeweils eine Kraft (Fr) ausübbar ist, wobei durch die axiale Verstellung der Stellmotoren (6) und der dadurch
bewirkten Höhenverstellung der Stützplatte (5) eine derartige Verbiegung der Stützplatte
(5) erfolgt, daß der Krümmungsradius ihrer Oberseite dem augenblicklichen Radius (R)
des Wickels (4) auf der Wickelrolle (2) entspricht.
4. Wickelvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Stützplatten
(5) jeweils an ihrer Unterseite über einen daran gelenkig befestigten Stellmotor (6)
frei verschwenkbar abgestützt werden, durch die (6) jeweils eine Kraft (Fr) ausübbar ist, wobei durch die axiale Verstellung der Stellmotoren (6) und der dadurch
bewirkten Höhenverstellung der Stützplatten (5) eine derartige Positionierung der
Stützplatten (5) gewährleistet ist, daß der Krümmungsradius ihrer Oberseiten dem augenblicklichen
Radius (R) des Wickels (4) auf der Wickelrolle (2) entspricht.
5. Wickelvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stützplatte(n) (5) an ihrer Unterseite in der Nähe jedes ihrer axialen Längsränder
jeweils einen nach unten vorstehenden Vorsprung (9) aufweist oder aufweisen und an
den Vorsprüngen (9) (je)der Stützplatte ein Stellmotor (10) gelenkig befestigt ist,
durch den auf jene Vorsprünge (9) eine Kraft (Ft) ausübbar ist, die eine derartige Verbiegung der Stützplatte (5) bewirkt, daß der
Krümmungsradius ihrer Oberseite dem augenblicklichen Radius (R) des Wickels (4) auf
der Wickelrolle (2) entspricht.