[0001] Moderne Waschmittel bestehen aus mehreren Stoffen, welche verschiedene Funktionen
erfüllen. So dienen Builder zur Entfernung der natürlichen Wasserhärte in der Waschlauge,
Tenside zur Entfernung von Schmutz sowie Bleichsysteme, welche durch Stabilisatoren
geschützt werden, zur oxidativen Zerstörung von Schmutz und Keimen.
[0002] Als Bleichmittel werden gegenwärtig in größerem Umfang noch Perborate, beispielsweise
NaBO₃ . 4H₂O oder NaBO₃ . H₂O, eingesetzt, gegen die jedoch ökologische Bedenken vorgetragen
werden. Der Einsatz des als Oxidationsmittel bekannten Natriumcarbonat-Peroxohydrat
("Natriumpercarbonat") als Bleichmittel in Waschmitteln wird durch anwendungstechnische
Nachteile erschwert. Natriumpercarbonat kann nämlich nur in wasserfreien, zumindest
wasserarmen Waschmittelformulierungen verwendet werden, die jedoch spezielle Produktionstechnologien
und Rohstoffe erfordern.
[0003] Aus der DE-OS 42 23 546 ist ein Verfahren zur Herstellung eines Gemisches aus Natriumsilikaten
und einem weiteren Salz bekannt, bei welchem man im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehendes
Natriumsilikat mit Kohlendioxid umsetzt und dem Umsetzungsprodukt Wasserstoffperoxidlösung
zusetzt. Die resultierende Mischung dampft man entweder unter Unterdruck oder durch
Versprühen in einen warmen Gasstrom ein und trocknet den festen Rückstand anschließend.
Das auf die Weise erhaltene Gemisch besteht im wesentlichen aus teildehydratisiertem
Kanemit und Natriumpercarbonat, wobei das in situ gebildete Natriumpercarbonat auf
der Oberfläche des teildehydratisierten Kanemits in feinster Verteilung adsorbiert
ist; das Gemisch wird in der Folge mit dem Terminus "Kanemit/NaPC" bezeichnet.
[0004] Kanemit/NaPC weist wegen des direkten Kontaktes des Natriumpercarbonates mit dem
Kanemit eine gute Lagerstabilität auf.
[0005] Wegen der optimalen Verteilung des Aktivsauerstoffes auf den Kanemitpartikeln hat
Kanemit/NaPC keine brandfördernden Eigenschaften, wie eine Untersuchung nach der UN-Vorschrift
"Test auf brandfördernde Eigenschaften" (vergl. "Recommendations on the Transport
of Dangerous Goods", 8. Ausgabe, United Nations, New York, 1993) zeigt. Deshalb ist
Kanemit/NaPC nicht in die Klassen 4.1, 4.2 und 5.1 nach den Transportvorschriften
einzustufen.
[0006] Aufgrund dieser günstigen Eigenschaften ist es möglich, Kanemit/NaPC in üblichen
Sprühnebelmischsystemen ohne weiteren Aufwand zu einem Waschmittel zu verarbeiten.
[0007] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Waschmittel auf der Basis von Kanemit/NaPC
zu formulieren. Dabei besteht das erfindungsgemäße Waschmittel aus
- 10 bis 80 Gewichts%
- teildehydratisiertem Kanemit mit an seiner Oberfläche in feinster Verteilung adsorbiertem
Natriumpercarbonat (Kanemit/NaPC),
- 5 bis 40 Gewichts%
- mindestens eines Tensids,
- 0 bis 5 Gewichts%
- Enzyme,
- 0 bis 1 Gewichts%
- optische Aufheller
sowie üblichen Waschhilfsstoffen.
[0008] Das Waschmittel gemäß der Erfindung kann wahlweise auch noch dadurch weitergebildet
sein, daß
a) der teildehydratisierte Kanemit an seiner Oberfläche bis zu 31 Gewichts% Natriumpercarbonat
adsorbiert enthält;
b) der teildehydratisierte Kanemit mit an seiner Oberfläche adsorbiertem Natriumpercarbonat
hergestellt worden ist durch
aa) mindestens teilweises Umsetzen eines im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehenden
Natriumsilikates mit Kohlendioxid und Wasser unter ständigem Umwälzen, wobei sich
ein Kanemit/Natriumhydrogencarbonat-Gemisch bildete,
bb) Inberührungbringen des Kanemit/Natriumhydrogencarbonat-Gemisches und weiteren,
im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehenden Natriumsilikates unter ständigem Umwälzem
mit zerstäubtem Wasser, wobei sich ein Kanemit/Natriumcarbonat-Gemisch bildete,
cc) Zusetzen von Wasserstoffperoxid zu dem Kanemit-Natriumcarbonat-Gemisch, wobei
0,015 bis 1,5 Mol Wasserstoffperoxid je Mol eingesetztem, im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅
bestehendem Natriumsilikat aufgewendet wurden und
dd) Trocknen des Produktes bei Temperaturen von 20 bis 150 °C.
[0009] Das erfindungsgemäße Waschmittel zeichnet sich durch gute Waschleistung und Lagerstabilität
auf, wobei sich überraschenderweise herausgestellt hat, daß das erfindungsgemäße Waschmittel
bei gleichem Aktivsauerstoff-Gehalt in der Waschflotte eine deutlich bessere Bleichwirkung
zeigt als ein Waschmittel auf der Grundlage von Natriumpercarbonaten in Kombination
mit Schichtsilikaten der Formel NaMSi
xO
2x+1 . yH₂O (mit x = 1,9 bis 4; y = 0 - 20; M = H, Na) und/oder Zeolith. Die überraschend
gute Bleichwirkung rührt vermutlich von der besonderen Partikelstruktur des Kanemit/NaPC
her. Das in situ gebildete Natriumpercarbonat ist auf dem Kanemit in feinster Verteilung
adsorbiert, wobei die geringe Partikelgröße des adsorbierten Natriumpercarbonates
eine besonders hohe Bleichgeschwindigkeit und Bleichausbeute mit sich bringt. Die
dispergierende Wirkung des Kanemits im Kanemit/NaPC-System ist von entscheidender
Bedeutung für die Herabsetzung des mechanischen Verlustes in der Waschmaschine, wobei
mit mechanischem Verlust hier der Anteil von schlecht löslichen oder schweren Bleichmittelteilchen
bezeichnet wird, die auf den Boden der Waschmaschine absinken oder in ihren Abpumpanschlüssen
liegenbleiben und daher zum aktiven Waschprozeß nicht beitragen.
[0010] Das Waschmittel gemäß der Erfindung zeigt außerdem eine überraschend niedrige Inkrustierungsneigung.
[0011] Die gute Fließfähigkeit des Waschmittels gemäß der Erfindung auch nach harten Lagerbedingungen
stellt einen weiteren Vorteil dar, wobei offensichtlich die feine Verteilung des Natriumpercarbonates
auf den Kanemit-Partikeln ein Verwachsen der Natriumpercarbonat-Partikel und damit
eine Verbackung während der Lagerung verhindert.
[0012] Das erfindungsgemäße Waschmittel kann anionische Tenside ("Anionics") und/oder nichtionische
Tenside ("Nonionics") enthalten.
[0013] Zu den Tensiden und Waschhilfsstoffen, welche im erfindungsgemäßen Waschmittel enthalten
sind, sei noch ausgeführt:
Unter anionischen Tensiden sind die wasserlöslichen Salze höherer Fettsäuren oder
Harzsäuren, wie Natrium- oder Kaliumseifen von Kokos-, Palmkern- oder Rüböl sowie
von Talg und Gemische davon zu verstehen. Weiterhin zählen dazu höhere alkylsubstituierte,
aromatische Sulfonate, wie lineare Alkylbenzolsulfonate mit 9 bis 14 C-Atomen im Alkylrest
(LAS), Alkylnaphthalinsulfonate, Alkyltoluolsulfonate, Alkylxylolsulfonate oder Alkylphenolsulfonate;
Fettalkoholsulfate (R-CH₂-O-SO₃Na; R = C₁₁₋₁₇) oder Fettalkoholethersulfate, wie Alkalilaurylsulfat
oder Alkalihexadecylsulfat, Triethanolaminlaurylsulfat, Natrium- oder Kaliumoleylsulfat,
Natrium- oder Kaliumsalze von mit 2 bis 6 Mol Ethylenoxid ethoxyliertem Laurylsulfat.
Weitere geeignete anionische Tenside sind sekundäre lineare Alkansulfonate sowie α-Olefinsulfonate
mit einer Kettenlänge von 12 - 20 C-Atomen.
[0014] Unter nichtionischen Tensiden (Nonionics) sind solche Verbindungen zu verstehen,
die eine organische, hydrophobe Gruppe sowie einen hydrophilen Rest aufweisen, z.B.
die Kondensationsprodukte von Alkylphenolen oder höheren Fettalkoholen mit Ethylenoxid
(Fettalkoholethoxylate), die Kondensationsprodukte von Polypropylenglykol mit Ethylenoxid
oder Propylenoxid, die Kondensationsprodukte von Ethylenoxid mit dem Reaktionsprodukt
aus Ethylendiamin und Propylenoxid, sowie langkettige tertiäre Aminoxide

Schließlich umfassen Tenside mit zwitterionischem (ampholytischem) Charakter folgende
Verbindungen:
Derivate von aliphatischen, sekundären und tertiären Aminen oder quaternären Ammoniumverbindungen
mit 8 bis 18 C-Atomen und einer hydrophilen Gruppe im aliphatischen Rest, wie z.B.
Natrium-3-dodecylaminopropionat, Natrium-3-dodecylaminopropansulfonat, 3-(N,N-Dimethyl-N-hexadecyl-ammonium)propan-1-sulfonat
oder Fettsäureaminoalkyl-N,N-dimethylacetobetain, wobei die Fettsäure 8 bis 10 C-Atome
und der Alkylrest 1-3 C-Atome enthält.
[0015] Als Waschhilfsstoffe eignen sich anorganische Salze, organische Säuren und deren
Salze sowie Komplexbildner.
[0016] Brauchbare anorganische Salze sind beispielsweise die Bicarbonate oder Carbonate
der Alkalien, z.B. Soda. Zu den organischen Waschhilfsstoffen gehören 1 bis 7 C-Atome
enthaltende Sulfonsäuren, Carbonsäuren und Sulfocarbonsäuren sowie deren Salze. Hierbei
sind vor allem Benzol-, Toluol- oder Xylolsulfonsäure, Sulfoessigsäure, Sulfobenzoesäure,
Sulfodicarbonsäuren, Essigsäure, Milchsäure, Zitronensäure und Weinsäure sowie deren
Salze hervorzuheben. Zu den Komplexbildnern gehören beispielsweise Nitrilotriessigäsure,
Ethylendiamintetraessigsäure, N-Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure oder Polyalkylenpolyamin-N-polycarbonsäuren.
[0017] Waschhilfsstoffe umfassen ferner Alkali- oder Ammoniumsalze der Schwefelsäure (z.B.
Na₂SO₄), Borsäure, Alkylen-, Hydroxyalkylen- oder Aminoalkylenphosphonsäure, Methylendiphosphonsäure,
1-Hydroxyethan-1,1-diphosphonsäure und Nitrilotrismethylenphosphonsäure.
[0018] Waschhilfsstoffe, die das Schmutztragevermögen von Waschflotten erhöhen, wie Carboxymethylcellulose,
Carboxymethylstärke und Methylcellulose, Schaumregulatoren, wie Mono- und Dialkylphosphorsäureester
mit 16 bis 20 C-Atomen im Alkylrest sowie optische Aufheller, Desinfizienzien und
Enzyme, wie Proteasen, Amylasen, Lipasen, ferner Duftstoffe, können ebenfalls Bestandteile
sein.
[0019] Die Herstellung der in den folgenden Beispielen aufgeführten Waschmittel erfolgte
nach dem Sprühnebelmischverfahren. Dabei kam ein Freifallmischer zur Anwendung, in
welchem die festen pulverförmigen Bestandteile vorgemischt wurden, während die flüssigen
Bestandteile anschließend auf die trockene Vormischung aufgedüst wurden (vergl. "Seifen,
Fette, Öle, Wachse", Band 99, Seiten 351 bis 357, 1973).
[0020] Die in der Tabelle (vergl. Seite 9) angegebenen Waschmittelformulierungen, in denen
Wa I und Wa II Vergleichsformulierungen sind, während Wa III ein Waschmittel gemäß
der Erfindung ist, wurden entsprechend den nachstehenden Bedingungen waschtechnisch
geprüft:
Primärwaschwirkung (bleichbare Anschmutzungen)
[0021] Nur Hauptwaschgang (lochkartengesteuerte Haushaltswaschmaschine; Typ Miele TMT)
Aktivsauerstoff: |
2,6 g/Waschgang |
Wasserhärte: |
18 °dH |
Waschtemperatur: |
60 °C |
Testgewebe: |
Angefärbte bzw. angeschmutzte Baumwolle |
[0022] Die Schmutzentfernung wurde am gewaschenen Testgewebe durch optische Remissionsmessung
bei 460 nm (Gerät: Datacolor 3890) nach der sogenannten Differenzmethode entsprechend
folgender Gleichung bestimmt:

wobei
% Rd = % Remissionsdifferenz (Maß für Schmutzentfernung)
% Rg = % Remission des gewaschenen Testgewebes
% Ru = % Remission des ungewaschenen Testgewebes bedeuten.
Testgewebe |
Wa I [% Rd] |
Wa II [% Rd] |
Wa III [% Rd] |
Baumwolle mit Immedialschwarzanfärbung |
9,8 |
10,0 |
10,5 |
Baumwolle mit Tee-Anschmutzung |
15,8 |
16,5 |
18,1 |
Baumwolle mit Curry-Anschmutzung |
11,6 |
13,0 |
15,2 |
Baumwolle mit Rote Bete-Anschmutzung |
6,9 |
8,2 |
10,1 |
Sekundärwaschwirkung (Inkrustierung)
[0023]
Hauptwaschgang: |
25 Waschzyklen |
Wasserhärte: |
18 °dH |
Waschtemperatur: |
60 °C |
Testgewebe: |
WFK Baumwolle |
WFK Polyester/Baumwolle 2:1 |
(WFK = Wäschereiforschung Krefeld, DE) |
[0024] Die Gewebeablagerungen (Inkrustierungen) wurden in Form der durchschnittlichen anorganischen
Gewebeasche (Mittel aus 5 Testgeweben) als prozentualer Glührückstand bei 800 °C bestimmt.
Testgewebe |
Wa I [%] |
Wa II [%] |
Wa III [%] |
WFK Baumwolle |
3,8 |
3,2 |
2,8 |
WFK Polyester/Baumwolle 2:1 |
2,4 |
2,0 |
1,6 |

[0025] Das für das erfindungsgemäße Waschmittel Wa III verwendete Gemisch aus teilhydratisiertem
Kanemit (70 Gew.-%) mit an seiner Oberfläche in feinster Verteilung absorbiertem Natriumpercarbonat
(30 Gew.-%) wurde nach dem Verfahren der DE-OS 42 23 546 erhalten. Hierzu wurde ein
im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂0₅ bestehendes Natriumsilikat in wäßriger Lösung bis zur
Sättigung mit CO₂ versetzt und anschließend H₂0₂ zugesetzt. Die Mengen der einzelnen
Komponenten waren zuvor auf die oben beschriebene, gewünschte Zusammensetzung berechnet
worden.
[0026] Das erhaltene Produkt wurde anschließend, wie vorstehend auf Seite 6 beschrieben,
in das Waschmittel eingearbeitet.
1. Waschmittel, bestehend aus
10 bis 80 Gewichts% teildehydratisiertem Kanemit mit an seiner Oberfläche in feinster
Verteilung adsorbiertem Natriumpercarbonat (Kanemit/NaPC),
5 bis 40 Gewichts% mindestens eines Tensids,
0 bis 5 Gewichts% Enzyme,
0 bis 1 Gewichts% optische Aufheller
sowie üblichen Waschhilfsstoffen.
2. Waschmittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der teildehydratisierte Kanemit an seiner Oberfläche bis zu 31 Gewichts% Natriumpercarbonat
adsorbiert enthält.
3. Waschmittel nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der teildehydratisierte Kanemit mit an seiner Oberfläche adsorbiertem Natriumpercarbonat
hergestellt worden ist durch
aa) mindestens teilweises Umsetzen eines im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehenden
Natriumsilikates mit Kohlendioxid und Wasser unter ständigem Umwälzen, wobei sich
ein Kanemit/Natriumhydrogencarbonat-Gemisch bildete,
bb) Inberührungbringen des Kanemit/Natriumhydrogancarbonat-Gemisches und weiteren,
im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅ bestehenden Natriumsilikates unter ständigem Umwälzen
mit zerstäubtem Wasser, wobei sich ein Kanemit/Natriumcarbonat-Gemisch bildete,
cc) Zusetzen von Wasserstoffperoxid zu dem Kanemit/Natriumcarbonat-Gemisch, wobei
0,015 bis 1,5 Mol Wasserstoffperoxid je Mol eingesetztem, im wesentlichen aus δ-Na₂Si₂O₅
bestehendem Natriumsilikat aufgewendet wurden und
dd) Trocknen des Produktes bei Temperaturen von 20 bis 150 °C.