[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung eines lichtdurchlässigen Bauteils, wobei das
Bauteil auf den allgemein bekannten Kompakt- oder Hohlkammerplatten, insbesondere
Doppelstegplatten, aufbaut.
[0002] Insbesondere bezieht sich die Erfindung auf die Verwendung von Bauteilen, bestehend
aus einer eine Unterseite und eine der Bewitterung ausgesetzten Oberseite aufweisenden
Platte aus PVC oder PC, die eine Beschichtung mit einem nicht brennbaren, gegen Flugfeuer
und Strahlungswärme beständigen Material aufweist.
[0003] Zum Stand der Technik werden die FR-A-1 403 655, DE-A-33 00 408, DE 93 17 460 U1,
EP-A-0 109 388 sowie die EP-A-0 353 397 = DE-A-38 24 077 genannt.
[0004] Aus der FR-A-1 403 655 ist eine sogenannte lichtdurchlässige "Sandwich"-Platte bekannt,
deren Kern aus zueinander parallel ausgerichteten Hohlfasern aus thermoplastischem
Kunststoff besteht. Senkrecht dazu ausgerichtet deckt eine dünne Folie die oberen
und unteren offenen Enden der Fasern ab. Für die Festigkeit des Bauelements sorgt
dann eine weitere auf dieser Folie befindliche Schicht, bestehend aus einem Gemisch
von Kunststoffmaterial und Glasfasern.
[0005] Die DE-A-33 00 408 offenbart eine Schichtenanordnung zur lichtdurchlässigen und wärmedammenden
Abdeckung von Gebäuden, bei der ein Kunststoffkörper auf der einem abzudeckenden Raum
gegenüberliegenden Innenseite mit einer dünnen Glasplatte versehen ist. In Frage kommen
z. B. Hohlkammerplatten, beispielsweise aus Polycarbonat, auf deren Innenseite eine
dünne Glasplatte mittels Gleitmittelstreifen aus PTFE aufkaschiert ist, wobei die
Gleitmittelstreifen lediglich im Bereich des Auflagebettes der Halterungen bzw. Sprossen
verlegt werden. Hierdurch wird eine Relativbewegung von Kunststoffkörper und Glasplatte
ermöglicht. Die gesamte Schichtenanordnung dient vor allem zur Vermeidung von ansonsten
an Kunststoffkörpern auftretender unerwünschter Wassertröpfenbildung.
[0006] Durch die DE 93 17 460 U1 wird ein Verfahren zum Herstellen von lichtdurchlässigen
Bauteilen zur Verfügung gestellt, bei dem eine Glasscheibe mit einer PUR-Heißklebefolie
versehen wird und anschließend unter Druck und Wärme mit der Unterseite einer weiteren
Glasscheibe dauerhaft verklebt wird. Es handelt sich hierbei um eine einbruchhemmende
Autoglasscheibe aus mehrschichtigem Verbundglas.
[0007] In der EP-A-0 109 388 wird eine Stegplatte aus Kunststoff beschrieben, bei der auf
mindestens einer ihrer beiden Seiten eine Verfestigungsschicht aus einem vom Kunststoffmaterial
der Stegplatte unterschiedlichem Kunststoff mit Hilfe einer Ausgleichsschicht angebracht
ist.
[0008] Von keinem dieser Bauteile ist jedoch die Eignung als "harte Bedachung" bekannt,
im Gegensatz zu dem aus der EP-A-0 353 397 bekannten Bauteil.
[0009] Der Begriff "harte Bedachung" wird in den Landesbauordnungen und in den Richtlinien
für die Verwendung von brennbaren Baustoffen näher erläutert. Demzufolge liegt eine
sogenannte harte Bedachung dann vor, wenn das als Dachhaut einzusetzende Bauteil gegen
Flugfeuer und strahlende Wärme in bestimmtem Maße widerstandsfähig ist. Das Maß definiert
sich durch die Prüfung nach DIN 4102, Teil 7 "Harte Bedachung".
[0010] Bei der Durchführung der Prüfung wird eine definierte Holzwollmenge auf der der Bewitterung
ausgesetzten Oberseite der Platte entzündet. Um die DIN 4102, Teil 7 zu bestehen,
dürfen keine Flammen an der Unterseite, also der der Bewitterung abgewandten Seite
der Platte, auftreten, brennende Teile dürfen nicht abtropfen und die Dachfläche muß
so geschlossen bleiben, daß brennende oder glimmende Teile nicht durch die Bedachung
bzw. eine geschlossene tragende Unterlage durchfallen können. Löcher bis zu 0,25 cm²
Fläche - je Versuchsstelle insgesamt bis zu 45 cm² Fläche - sind zulässig, wenn der
Abstand von Lochrand zu Lochrand mindestens 1 cm beträgt.
[0011] Das aus der EP-A-0 353 397 bekannte Bauteil, bei dem eine Stegplatte aus Polymethylmethacrylat,
Polycarbonat oder PVC auf der Oberseite mit einem Glasfasergewebe beschichtet ist,
besteht nun die Prüfung nach DIN 4102 nämlich dadurch, daß das Gewebe, das sich bei
den mit der beschichteten Seite nach außen angebrachten Platten, auf der der Bewitterung
ausgesetzten Seite befindet, ein Ausbreiten des Brandes nach unten verhindert, während
der unter dem Brandherd liegende Teil der Platte plastisch wird. Dieser verformt sich
nach unten und entfernt sich dadurch vom Brandgeschehen.
[0012] Darüber hinaus soll das Bauteil der EP-A-0 353 397 auch folgende Eigenschaften in
sich vereinen:
- Lichtdurchlässig, > 40 %
- Wärmedämmend, k-Werte von 2,8 W/m²K und besser, je nach Plattengeometrie
- Großflächig verlegbar. Formate von 1,2 x 10 m sind noch problemlos zu fertigen. Größere
Formate können hergestellt werden.
- Je nach verwendetem Werkstoff (Kunststoff) kalt einbiegbar oder auch thermoplastisch
verformbar.
- Witterungsbeständig
- Bei Bränden im Inneren des Gebäudes öffnet sich die mit diesen Elementen eingedeckte
Dachfläche und ermöglicht einen Rauchabzug.
[0013] Hierbei hat es sich in der Praxis herausgestellt, daß das bekannte Bauteil die genannten
Anforderungen zwar grundsätzlich erfüllen kann, daß es aber zumindest hinsichtlich
einiger der aufgezählten Eigenschaften noch verbesserungsbedürftig ist.
[0014] Ein sehr gravierender Nachteil des bekannten Bauteils besteht beispielsweise darin,
daß die Verbindung des Glasgewebes mit der Oberseite des Kunststoffteils bei längerer
Bewitterung noch nicht dauerhaft genug ist. Die Glasgewebebeschichtung nimmt aufgrund
ihrer Dochtwirkung verhältnismäßig viel Feuchtigkeit auf, wodurch es zu Delaminationserscheinungen
zwischen Kunststoffplatte und Beschichtung kommen kann. Zwar kann man einen geschwächten
Verbund grundsätzlich mit Haftvermittlern stabilisieren, doch insgesamt gesehen ist
eine hierzu nötige Modifizierung des Gewebes noch nicht ausreichend, weil es zusätzlich
antiadhesive Oberflächen und hydrophobe Eigenschaften aufweisen soll.
[0015] Daneben kann es nicht nur aufgrund der Feuchtigkeitsaufnahme sondern auch wegen Temperaturunterschieden
zwischen Innen- und Außenraum zu Spannungen zwischen Platte und Beschichtung kommen.
[0016] In beiden Fällen jedoch kann es im Brandfall dazu kommen, daß Löschwasser durch das
geschwächte Bauteil in ein damit bedachtes Gebäude gelangen kann.
[0017] Zusätzlich verschmutzt die Glasfaser-Deckschicht sehr stark, da sie relativ rauh
ist.
[0018] Aufgrund der vorbeschriebenen Nachteile hat sich bislang noch keine kommerzielle
Nutzung des in der EP-A-0 353 397 beschriebenen Bauteils ergeben.
[0019] Aufgrund der Nachteile, die den im Stand der Technik bekannten Bauteilen anhaften,
ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die an sich aus der EP-A-0 353 397 bekannten
Bauteile so für die "harte Bedachung" zu verwenden, daß die "harte Bedachung" witterungsbeständiger
wird und zudem das Risiko eines Löschwassereinbruchs im Brandfall deutlich gesenkt
wird.
[0020] Gelöst werden diese und weiter nicht im einzelnen angegebene Aufgaben mit der Verwendung
des lichtdurchlässigen Bauteils für die harte Bedachung gemäß Anspruch 1.
[0021] Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der auf den Anspruch 1 rückbezogenen
abhängigen Ansprüche.
[0022] Dadurch, daß als Kunststoff für die Platte Polycarbonat (PC) oder Polyvinylchlorid
(PVC) ausgewählt wird und, daß die Seite der Kunststoffplatte beschichtet ist, die
nicht der Bewitterung ausgesetzt ist, werden entscheidende Vorteile verwirklicht,
die das erfindungsgemäße, lichtdurchlässige Bauteil für die harte Bedachung dem aus
der EP-A-0 353 397 bekannten Bauteil überlegen machen.
[0023] Die nicht brennbare, gegen Flugfeuer und Strahlungswärme beständige Beschichtung
wird nicht oder nur in sehr geringem Umfang der Bewitterung ausgesetzt; kostspielige
Modifikationen an der Beschichtung können entfallen oder entsprechend reduziert werden;
Haftungsprobleme durch Feuchtigkeitsaufnahme (Dochtwirkung) bei Außenbewitterung werden
minimiert; der Verbund der Kunststoffplatte mit der Beschichtung ist einfach herstellbar
und die Forderungen gemäß DIN 4102 werden auch über einen längeren Zeitraum ohne wesentliche
Alterung des lichtdurchlässigen Bauteils für die harte Bedachung erfüllt.
[0024] Die erfindungsgemäß als ein Bestandteil des lichtdurchlässigen Bauteils für die harte
Bedachung zu verwendenden Kunststoffplatten sind dem Fachmann grundsätzlich geläufig.
Es handelt sich um die bekannten massiv ausgeführten Kompaktplatten oder um sogenannte
Hohlkammerplatten, die zur Gewichtsreduzierung unter gleichzeitiger Gewährleistung
der Stabilität im Inneren Stege in verschiedenster Anordnung aufweisen können. Zu
nennen sind u. a. die Stegplatte, die Doppelstegplatte oder auch die sogenannte Fachwerkplatte.
Besonders bevorzugt sind im Rahmen der Erfindung die Kompaktplatte und die Fachwerkplatte.
[0025] Als Kunststoffmaterialien, aus denen die Platten bestehen können, kommen alle Kunststoffe
in Frage, aus denen sich lichtdurchlässige Platten mit den brandschutztechnisch erforderlichen
Eigenschaften fertigen lassen. Insbesondere vorteilhaft sind Kunststoffsorten, die
gemäß DIN 4102 in die Brandklasse B1 (schwer entflammbar) einzustufen sind. Zu den
Kunststoffen, die diese Anforderungen erfüllen, gehören u. a. Polycarbonat (PC) und
Polyvinylchlorid (PVC). Hierbei wird im Sinne der Erfindung unter Polycarbonat oder
Polyvinylchlorid nicht nur das Homopolymere verstanden, sondern auch alle Co- und
Terpolymere, die neben anderen Struktureinheiten einen überwiegenden Anteil an Polycarbonat-
oder Polyvinylchlorideinheiten aufweisen, sowie auch physikalische Mischungen, d.
h. Blends aus zwei oder mehreren der vorgenannten Komponenten, sowie entsprechende
Polymere, die aus den die vorgenannten Komponenten überwiegend und übliche Verarbeitungs-
und Modifizierungsverbindungen enthaltenden Formmassen erhältlich sind.
[0026] Besonders bevorzugt sind in der Erfindung Polycarbonat oder Polyvinylchloridplatten.
[0027] Acrylglasplatten, insbesondere solche, die überwiegend aus Polymethylmethacrylat
bestehen, sind für die Erfindung weniger zweckmäßig, da sie bei direktem Kontakt mit
Flugfeuer entflammbar sind, was zu einem Versagen im Test gemäß DIN 4102, Teil 7 führen
kann.
[0028] Die Kunststoffplatten, die die Basis des erfindungsgemäßen lichtdurchlässigen Bauteils
bilden, weisen i. d. R. eine Ober- und eine Unterseite auf. Im Rahmen der Erfindung
wird unter Oberseite, die im eingebauten Zustand der Platte nach außen weisende, der
Witterung zugewandte Seite verstanden, während die Unterseite immer der Bewitterung
abgewandt ist. Im Unterschied zum bekannten Bauteil, bei dem die Beschichtung zwingend
nach außen zeigte, ist erfindungsgemäß die Plattenunterseite, die der Bewitterung
nicht ausgesetzt wird, mit einer feuerbeständigen Beschichtung ausgerüstet. Hierbei
kann es sich um nicht brennbare Gewebe, Gewirke, Gewirre oder Vliese handeln, wobei
erfindungsgemäß Gewebe oder Vliese besonders bevorzugt sind.
[0029] Diese bestehen vorzugsweise aus Glasfasern und weisen vorteilhafterweise ein Flächengewicht
von 40 bis 600 g/m², bevorzugt 80 bis 220 g/m² (Fasergewicht) auf.
[0030] Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, dicht geschlagene Gewebe zu verwenden.
Außer aus Glasfasern kann das Gewebe, Gewirke, Gewirre oder Vlies auch aus anderen
Materialien, wie z. B. Asbest, Mineralfaser und Metallen bestehen.
[0031] Ausschlaggebend für ihre Verwendbarkeit ist, daß sie unbrennbar sind und die Lichtdurchlässigkeit
der zu beschichtenden Platten nicht vollständig beseitigen.
[0032] Die Gewebe sind vorteilhafterweise zumindest auf der Seite, mit der sie auf den als
Grundstrukturelement dienenden Platten haften sollen, mit einer Schicht aus thermoplastischem
Kunststoff, insbesondere Acrylat, Polyurethan oder PVC überzogen oder aber durchtränkt.
Weiterhin kann an der der Bewitterung ausgesetzten Seite des Bauteils bevorzugt eine
allgemein als wetterfest bekannte Folie, insbesondere PTFE oder PVF, auf das Bauteil
aufkaschiert sein. Eine solche wetterfeste Folie kann, falls gewünscht, auch auf die
Beschichtung, insbesondere das Gewebe oder Vlies, aufkaschiert sein und zwar auf die
dem Bauteil abgewandte Seite der Beschichtung. Es ist jedoch bei weitem bevorzugt,
auf der dem Bauteil abgewandten Seite der Beschichtung eine allgemein als antiadhesiv
bekannte Folie, insbesondere aus PTFE oder PVF, aufzukaschieren.
Die Beschichtung des Bauteils kann vorteilhaft auch flammhemmende Substanzen enthalten.
[0033] Bei der Herstellung der Bauteile geht man bevorzugt so vor, daß man das nicht brennbare
Gewebe, Gewirke, Gewirre oder Vlies, das insbesondere aus Glasfasern besteht, während
der Herstellung der Platten, die auf allgemein bekannte Weise erfolgt, in die Kalibrierung
einlaufen läßt und auf der Unterseite der Platten zum Haften bringt. Unter Kalibrierung
versteht man eine Vorrichtung zur Ausübung eines Formzwangs, welche der eigentlichen
Extrusion mit dem Zwecke nachgeordnet ist, das plastische Kunststoffmaterial bis zur
Unterschreitung der Glastemperatur in der angestrebten Form zu halten.
[0034] Dabei kommen natürlich die oben beschriebenen verschiedenen Gewebe, Gewirke, Gewirre
oder Vliese zur Verwendung. Ggf. verwendet man zur Befestigung einen zusätzlichen
Kleber, z. B. einen Acrylatkleber.
Der Verbund kann aber auch nach allgemein bekannten Verfahren nach der Herstellung
der Platte, z. B. durch Aufkleben der beschichteten Gewebe, etc., mit einem Acrylat-Kleber
(z. B. Agovit®: kalthärtender Reaktionsklebstoff auf Acrylatbasis), erfolgen.
[0035] Bevorzugt geht man im Rahmen der Erfindung so vor, daß man das nicht brennbare Beschichtungsmaterial
mit einer PUR-Heißklebefolie versieht und anschließend unter Druck und Wärme mit der
Unterseite der Platte dauerhaft verklebt.
[0036] Die oben beschriebenen einfachen Maßnahmen führen dazu, daß die als Grundelement
der erfindungsgemäßen Bauteile eingesetzten Platten (Hohlkammer- und Kompaktplatten)
die Prüfung nach DIN 4102, Teil 7 "Harte Bedachung" bestehen und gleichzeitig hinsichtlich
ihrer Dauerfestigkeit verbessert sind. Dies zeigt sich insbesondere in einer gesteigerten
Witterungsbeständigkeit des Verbundes.
[0037] Bei dieser Prüfung wird, wie bereits oben ausgeführt, eine definierte Holzmenge (Wolle
oder Scheite) auf der Außenseite des Bauteils entzündet.
Die beschichtete Oberfläche befindet sich hierbei an der Unterseite des Bauteils und
wird dadurch nicht oder nur in sehr geringem Umfang der Bewitterung ausgesetzt.
Das Gewebe verhindert ein Ausbreiten des Brandes nach unten. Dabei wird der unter
dem Brandherd liegende Teil des Bauteils plastisch. Flammen treten an der Unterseite
nicht auf. Brennende Teile tropfen nicht ab und die Dachfläche bleibt geschlossen.
Der Einbau der erfindungsgemäßen Bauteile erfolgt nach allgemein bekannten Verfahren.
Dabei werden sie mit der beschichteten Seiten nach unten eingebaut. Bei dieser besonderen
Anordnung ergeben sich für die erfindungsgemäßen Bauteile die bereits genannten Vorteile,
die das Bauteil zur Verwendung als "harte Bedachung" prädestinieren, zumal da bei
dem erfindungsgemäßen Bauteil eine Einschränkung auf bestimmte Geometrien oder Einfärbung
nicht vorhanden ist.
[0038] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und nicht erfindungsgemäßen
Vergleichsbeispielen weiter erläutert.
[0039] In den Beispielen und Vergleichsbeispielen bedeuten:
- Decarglas®
- = Polycarbonatplatte der Fa. Degussa
- PUR-Heißklebefolie
- = Polyurethan-Heißklebefolie
- PTFE-Beschichtung
- = Beschichtung auf Basis von Polytetrafluorethylen
- Deglas®
- = Platte auf Acrylglasbasis der Fa. Degussa
- Agovit® 1900
- = Kalthärtender Reaktionsklebstoff für Acrylglasverklebungen
- PVF Folie
- = Polyvinylfluorid-Folie
- SDP
- = Stegdoppelplatte
- FWP
- = Fachwerkplatte
- TMT 1614, 1615, 1617, 1618
- = modifiziertes Glasgewebe (mit Acrylatfolie überzogen); Unterscheidung nach dem Grad
der Geschlagenheit des Gewebes.
Beispiele:
A) Herstellung von erfindungsgemäßen lichtdurchlässigen Bauteilen
Beispiel 1
[0040] Auf die Unterseite einer Decarglas® Stegdoppelplatte 16 mm, farblos, wird ein Glasgewebe
(200 g/m²) mit Hilfe eines Transfer-Klebebands, z. B. Isotac / 3M aufgebracht.
Beispiel 2
[0041] Wie Beispiel 1, jedoch mit Glasgewebe (300 g/m²).
Beispiel 3
[0042] Wie Beispiel 1, jedoch wird zur Aufbringung anstelle eines Klebebands eine PUR-Heißklebefolie
unter Druck (3 bar) und Temperatur (130 °C) verwendet.
Beispiel 4
[0043] Auf die Unterseite einer Decarglas®-Kompaktplatte 3 mm, eingefärbt, wird ein selbstklebendes
PTFE-beschichtetes Glasgewebe aufgebracht.
Beispiel 5
[0044] Auf die Unterseite einer Decarglas®-Stegdoppelplatte 16 mm, eingefärbt, wird ein
selbstklebendes PTFE-beschichtetes Glasgewebe aufgebracht.
Beispiel 6
[0045] Auf die Unterseite einer Decarglas®-Kompaktplatte 3 mm wird mit Hilfe einer PUR-Heißklebefolie
unter Druck (3 bar) und Temperatur (130 °C) ein Glasgewebe (200 g/m²) aufgebracht.
[0046] Alle, wie in den Beispielen 1 - 6 beschrieben, hergestellten Bauteile erfüllen die
Anforderungen gemäß DIN 4102, Teil 7, und besitzen die weiteren, in der Aufgabenstellung
als wünschenswert aufgeführten Eigenschaften.
Vergleichsbeispiel 7
[0047] Auf die Oberseite einer Deglas®-Stegdoppelplatte 16 mm, farblos, wird Glasgewebe
(Leinenbildung, 44 g/m²) mit 400 g Agovit 1900® aufkaschiert.
[0048] Darauf wird eine Deckschicht von 400 g/m² Agovit 1900® aufgebracht. Dem Agovit wurden
10 % Flammschutzmittel Fyrol CEF [Tis(β-chlorethyl)phosphat] zugesetzt.
Vergleichsbeispiel 8
[0049] Wie Vergleichsbeispiel 7, jedoch mit Glasgewebe, Leinenbildung, von 270 g/m².
Vergleichsbeispiel 9
[0050] Wie Vergleichsbeispiel 7, jedoch mit Glasgewebe, Leinenbildung, von 600 g/m².
Vergleichsbeispiel 10
[0051] Bei der Herstellung einer Stegdoppelplatte 16 mm wird ein acrylatbeschichtetes Glasgewebe,
Gesamtgewicht 270 g/m², in die Kalibrierung eingeführt und dadurch auf der Oberfläche
der Oberseite der Stegplatte zum Haften gebracht. Haftung 2 kg/5 cm.
Vergleichsbeispiel 11
[0052] Wie Vergleichsbeispiel 10. Es wird jedoch ein PVC-beschichtetes Glasgewebe, Gesamtgewicht
770 g/m², eingeführt. Das beidseitig beschichtete Gewebe ist auf der Oberseite mit
einer PVF-Folie von 25 µm Dicke kaschiert. Die Haftung auf der Stegplatte beträgt
17 kg/5 cm.
[0053] Auch alle in den Vergleichsbeispielen 7 - 11 beschriebenen Bauteile erfüllen die
Anforderungen gemäß DIN 4102, Teil 7.
B) Brandverhalten
Vergleichsbeispiel 12
[0054] Eine Deglas® SDP-Platte, weiß, opal, die mittels Einführung eines Glasgewebes TMT
1614 der Firma Hornschuch in die Kalibrierung mit einer Außenbeschichtung versehen
worden ist, wurde bei einer Neigung von 15° und einer Umgebungstemperatur von 19 °C
der Brandprüfung nach DIN 4102, Teil 7, unterzogen. Die Platte bestand die Prüfung
"Harte Bedachung", nach 3 min öffnete sich die Plattenunterseite und es war kein brennendes
Abtropfen von Material zu beobachten. Der Brandversuch wurde nach 8 min abgebrochen.
Vergleichsbeispiel 13
[0055] Wie Vergleichsbeispiel 12, es wurde jedoch als Trägermaterial Deglas® SDP, 21110
und als Gewebe auf der Oberseite ein Material der Firma Hornschuch mit der Bezeichnung
TMT 1615 eingesetzt. Das verwendete Material bestand den Brandtest "Harte Bedachung"
nicht, die Unterseite öffnete sich bereits nach 3,5 min, es war ein Durchschlagen
von Flammen und eine Blasenbildung des erwärmten Materials zu beobachten. Allerdings
kam es nicht zu brennendem Abtropfen. Der Versuch wurde nach 9,5 min abgebrochen.
Vergleichsbeispiel 14
[0056] Wie Vergleichsbeispiel 13, jedoch mit dem Unterschied, daß als Gewebebeschichtung
ein Material der Firma Hornschuch mit dem Kürzel TMT 1617 verwendet wurde. Im Brandtest
öffnete sich die Unterseite der geprüften Platte nach 4,5 min, es kam zu einer Blasenbildung
und es konnte brennendes Abtropfen beobachtet werden. Nach 8 min wurde der Versuch
abgebrochen. Die Platte bestand den Test "Harte Bedachung" nicht.
Vergleichsbeispiel 15
[0057] Wie Vergleichsbeispiel 14, jedoch mit dem Unterschied, daß als Beschichtung der Außenseite
ein Material der Firma Hornschuch TMT 1618 verwendet wurde. Nach 4 minütigem Brand
kam es zu geringfügigem Öffnen der Unterseite; es konnte eine Blasenbildung beobachtet
werden, jedoch kein brennendes Abtropfen. Nach 8 min wurde der Versuch abgebrochen,
die untersuchte Platte bestand den Test "Harte Bedachung" gut.
Vergleichsbeispiel 16
[0058] Es wurde ein Material der Brandprüfung nach DIN 4102, Teil 7, unterzogen, welches
als Träger aus einer Acrylglasplatte SDP Normalkammer, glasklar, bestand und, welches
an seiner Oberseite eine Gewebebeschichtung aus PTFE aufwies, welches oben eine Flontex
AP-Type 1080/40 bräunlich aufwies. Beim Brandtest kam es nach 3 min 15 sec langsam
zur Verformung des Thermoplasten vom Brandherd weg. Man konnte eine Blasenbildung
sowie ein Öffnen der Unterseite nach ca. 5 min beobachten. Der Brandtest wurde nach
10 min abgebrochen. Die Platte bestand den Test "Harte Bedachung" gemäß DIN 4102,
Teil 7.
Beispiel 17
[0059] Eine erfindungsgemäße Platte aus Decarglas® FWP, welche an ihrer Unterseite mit einem
Glasgewebe kaschiert war, wobei der Verbund durch eine Klebefolie der Firma 3M erreicht
worden ist, wurde dem Brandtest nach DIN 4102, Teil 7, unterzogen. Dadurch, daß das
Gewebe auf der witterungsabgewandten Seite auf das Trägermaterial aufgebracht worden
war, plastifizierte im Brandtest das Polycarbonat durch die Hitzeentwicklung und fing
an örtlich zu brennen (mit rußender Flamme). Ein Öffnen der Unterseite war nicht zu
beobachten, allerdings kam es vereinzelt zum Abtropfen von plastifiziertem Material.
Nach ca. 10 min war keine Ausbreitung des Brandes auf der Oberfläche der Fachwerkplatte
zu erkennen, was durch die selbstlöschende Eigenschaft von Polycarbonat zu erklären
ist. Vielmehr konnte ein langsames Ausgehen des Brandes beobachtet werden. Das plastifizierte
Polycarbonat erstarrte auf dem Gewebe, das Glasgewebe war fast vollständig mit Polycarbonatmaterial
überzogen. Insgesamt war keine Öffnung des Bauteils zu beobachten, ebensowenig wie
etwa eine Blasenbildung durch sich verformenden Thermoplasten an der Unterseite. Die
Platte gemäß Beispiel 18 bestand den Test nach DIN 4102, Teil 7, "Harte Bedachung".
Beispiel 18
[0060] Wie Beispiel 17, jedoch mit dem Unterschied, daß die Unterseite mit PTFE-Glasgewebe
Flontex AP, selbstklebend, beschichtet war. Wie in Beispiel 17 war kein Abtropfen
von plastifiziertem Material zu beobachten. Die Unterseite blieb geschlossen. Der
Test wurde nach 14 min abgebrochen, der Test "Harte Bedachung" wurde bestanden.
Vergleichsbeispiel 19
[0061] Es wurde eine Decarglas®-Kompaktplatte ohne Modifikation der Unterseite dem Brandtest
unterzogen. Es kam zum Plastifizieren des Polycarbonats vom Brandherd aus sowie zu
einem Aufreißen der Unterseite bzw. zum Abtropfen von brennendem Material von der
Platte. Der Brandtest wurde nach 3 min abgebrochen, mit dem Ergebnis, daß ohne Glasgewebe-Beschichtung
bzw. Modifikation des Trägers die Brandprüfung "Harte Bedachung" nicht bestanden wurde.
Beispiel 20
[0062] Wie Vergleichsbeispiel 19, jedoch wurde das Trägermaterial an der Unterseite mit
einem Gewebe Flontex PTFE AP der Firma Hornschuch, selbstklebend, modifiziert.
[0063] Nach Aufbringung der Brandlast kam es zu einer Wölbung der Platte nach oben, zum
Plastifizieren des Thermoplasten und es wurde kein brennendes Abtropfen beobachtet.
Das plastifizierte Polycarbonat erstarrte auf der Gewebeoberseite, eine Blasenbildung
auf der Unterseite konnte nicht beobachtet werden. Im Ergebnis wurde der Brandtest
"Harte Bedachung" nach DIN 4102, Teil 7, bestanden.
Beispiel 21
[0064] Es wurde eine Decarglas®-Fachwerkplatte (16 mm), die mit einem Glasvlies der Firma
Schuler DH 120 (120 g/m²) auf der Unterseite versehen war, getestet. Das Glasvlies
wurde mit einem Kleber Agovit® 1900 aufgebracht.
[0065] Bei der Brandprüfung wurde ein Abtropfen von plastifiziertem Material beobachtet,
wobei es sich jedoch um Agovit® handelte, welches nicht brannte. Im Verlauf der Brandprüfung
wurde kein Ausbreiten des Brandes auf der Oberfläche der Fachwerkplatte beobachtet,
nach dem Abbrennen der Brandlast (Holzwolle) verlöschte das Polycarbonat von selbst,
die Unterseite der Fachwerkplatte blieb geschlossen. Im Ergebnis wurde der Test "Harte
Bedachung" bestanden.
Beispiel 22
[0066] Wie Beispiel 21, jedoch mit dem Unterschied, daß eine Decarglas®-Kompaktplatte mit
dem Glasvlies der Firma Schuler DH 120 (120 g/m²) mit Agovit 1900 auf der Unterseite
aufgebracht, verwendet wurde. Der Versuchsablauf war analog dem vorherigen Versuch,
wobei insbesondere sich das Glasvlies verfestigte. Vom Ergebnis betrachtet, handelt
es sich beim Beispiel 22 auch um eine "Harte Bedachung" nach DIN 4102, Teil 7.
Beispiel 23
[0067] Wie Beispiel 22, jedoch mit dem Unterschied, daß die Decarglas®-Fachwerkplatte 16
mit einem Glasvlies der Firma Schuler SM 50 (50 g/m²) mit Agovit® 1900 auf der Unterseite
aufgebracht, der Brandprüfung unterzogen wurde. Das Glasvlies verfestigte sich bei
der Brandprüfung, ein Abtropfen von plastifiziertem Material wurde beobachtet (nicht
brennendes Agovit® 1900). Die Unterseite der Fachwerkplatte blieb geschlossen. Es
handelt sich im Ergebnis um eine "Harte Bedachung" nach DIN 4102, Teil 7.
Beispiel 24
[0068] Wie Beispiel 23, jedoch mit dem Unterschied, daß zur Modifikation der Trägerfachwerkplatte
aus Decarglas® ein Glasvlies der Firma Schuler SM 70 (70 g/m²) mit Agovit® 1900 auf
der Unterseite der Fachwerkplatte aufgebracht wurde. Bei der Brandprüfung verfestigte
sich das Glasvlies, es war ein Abtropfen von plastifiziertem Material zu beobachten
(Agovit® 1900 - nicht brennend). Die Unterseite der Fachwerkplatte blieb geschlossen,
es handelte sich um eine "Harte Bedachung" nach DIN 4102, Teil 7.
Vergleichsbeispiel 25
[0069] Eine Deglas® Stegdoppelplatte (SDP-Platte), die auf der Außenseite mit einer Gewebebeschichtung
versehen war, wobei es sich um ein Glasfasergewebe mit PVC-Beschichtung und einseitigem
Acryllacküberzug handelte (Material der Firma Hornschuch, Typenbezeichnung TEB 1525),
wurde gemäß der DIN-Norm 4102, Teil 7, bebrandet. Dabei war die Neigung der Platte
15° und auch die sonstigen Bedingungen entsprachen denen in Vergleichsbeispiel 12.
[0070] Die Platte öffnete sich nach 7 min Branddauer, der Brandversuch wurde nach 15 min
abgebrochen, die Brandprüfung "Harte Bedachung" wurde bestanden.
C) Bewitterungsverhalten
Vergleichsbeispiel 26
[0071] Das nicht erfindungsgemäße Material aus Vergleichsbeispiel 25 wurde einem Praxistest
unterzogen. Hierzu wurde eine Doppelgarage mit 1200 mm breiten Platten mit der Beschichtung
nach außen zeigend eingedeckt. Hierzu fand das Degussa Kombiset 3200 bzw. 3206 Verwendung.
Alle Platten wurden mit Tesametall und Klebeband abgedichtet.
[0072] Die eingedeckte Garage wurde über den Zeitraum von 1 Jahr beobachtet. Nach ca. 1/2
Jahr kam es aufgrund der Dochtwirkung zur Weißverfärbung der Platten vom Rand her.
Nach ca. 1 Jahr war eine vollständige Delamination des Gewebes von der Plattenoberfläche
zu beobachten. Insbesondere kam es trotz Einspannens der Platten in Profile teilweise
zu einer vollständigen Ablösung der aufkaschierten Gewebeschicht, beispielsweise wurden
Gewebeschichten vollständig durch starken Wind weggeblasen.
Vergleichsbeispiel 27
[0073] Wärmelagerung. Aus einer kaschierten SDP-Platte aus Vergleichsbeispiel 25 wurden
Proben geschnitten und 5 h bei 60 °C gelagert. Nach Ablauf von 5 h hatte sich bei
allen Proben das aufkaschierte Glasfasergewebe über die gesamte Oberfläche von der
PVC-Beschichtung gelöst (vollständige Delamination).
[0074] Die in den Vergleichsbeispielen 26 und 27 beobachteten Materialausfälle sind beim
erfindungsgemäßen Aufbau nicht zu erwarten. Da im Einbaufall das Gewebe oder Vlies
beim Gegenstand der Erfindung nicht der direkten Bewitterung ausgesetzt wird, minimiert
dies die Wasseraufnahme bzw. Dochtwirkung des Verbundes. Da kaum ein Kontakt mit Wasser
besteht und der Verbund in der Regel außerdem durch UV-undurchlässiges Trägermaterial
vor dieser Strahlung geschützt ist, ist das Bewitterungsverhalten bei Platten der
Erfindung wesentlich verbessert.
[0075] Weitere Vorteile und Ausführungsformen ergeben sich aus den nachfolgenden Patentansprüchen.