[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unterdrückung des Einflusses von Walzenexzentrizitäten
auf die Auslaufdicke des Walzgutes in einem Walzgerüst.
[0002] In Walzgerüsten finden sich häufig durch ungenau gearbeitete Stützwalzen oder nicht
exakte Lagerung der Stützwalzen Exzentrizitäten, die die Qualität des zu walzenden
Bandes beeinträchtigen, wobei sich je nach Steifigkeit des Walzgerüsts und des Walzgutes
die Exzentrizitäten mit der Drehzahl der exzentrizitätsbehafteten Walzen, in der Regel
der Stützwalzen, in dem Band abbilden. Das Frequenzspektrum der Exzentrizitäten und
der von ihnen hervorgerufenen Störungen in dem Band beinhaltet im wesentlichen die
Grundfrequenzen der oberen und unteren Stützwalze; es sind aber auch höhere harmonische
Oberschwingungen vorhanden, die allerdings häufig nur mit verminderten Amplituden
in Erscheinung treten. Aufgrund geringfügig unterschiedlicher Durchmesser und Drehzahlen
der oberen und unteren Stützwalze können die den Stützwalzen zugeordneten Frequenzen
voneinander abweichen.
[0003] Bei einem aus der EP-B-0 170 016 bekannten Verfahren werden zur Unterdrückung des
Einflusses von Walzenexzentrizitäten auf die Auslaufdicke des Walzgutes in einem Walzgerüst
die Walzenexzentrizitäten der oberen und unteren Stützwalze durch die Summe der Ausgangssignale
zweier rückgekoppelter Oszillatoren nachgebildet und einer Positions- oder Dickenregelung
für das Walzgerüst aufgeschaltet. Die Oszillatoren arbeiten dabei nach dem Beobachterprinzip,
wobei die Frequenzen ihrer Ausgangssignale in Abhängigkeit von den gemessenen Drehzahlen
der Walzen eingestellt werden; die Amplituden- und Phasenlage der Ausgangssignale
wird in Abhängigkeit von der Abweichung zwischen dem Summenausgangssignal der beiden
Oszillatoren und einem weiteren Summensignal nachgeführt, das sich aus der mit der
Summe der Kehrwerte der Steifigkeiten des Walzgerüsts und des Walzgutes multiplizierten
gemessenen Walzkraft und dem gemessenen Istwert der Walzenanstellung zusammensetzt.
Die Oszillatoren können als Digitalfilter realisiert werden, wobei sie über Analog-/Digital-Umsetzer
und Digital-/Analog-Umsetzer an die übrige analoge Positions- oder Dickenregelung
des Walzgerüsts angekoppelt sind.
[0004] Unter der Voraussetzung, daß die Dynamik der Positionsregelung, d. h. die Dynamik
der zur Regelung der Anstellposition der Walzen dienenden Regelkreise und Stellglieder,
vernachlässigbar ist, liefert das bekannte Verfahren eine gute Kompensation der Walzenexzentrizität.
Durch Reibung in dem Walzgerüst kann jedoch die Messung der Walzkraft und damit die
Kompensation der Walzenexzentrizität beeinträchtigt werden.
[0005] Bei einem aus der US-A-4 648 257 bekannten Verfahren zur Kompensation von Walzenexzentrizitäten
wird die Dicke des Walzgutes nach seinem Austritt aus dem Walzgerüst gemessen und
zusammen mit dem ebenfalls gemessenen momentanen Drehwinkel wenigstens einer der Walzen
zur laufenden Berechnung von Schätzwerten für die Dickenänderungen des Walzgutes herangezogen.
Diese Schätzwerte werden in Abhängigkeit von der in entsprechende Drehwinkel der Walze
umgerechneten Meßverzögerung korrigiert, die aus dem Abstand der Meßstelle für die
Dickenmessung von dem Walzspalt, also dem Ort der Dickenänderung des Walzgutes, resultiert.
Die drehwinkelbezogenen korrigierten Schätzwerte werden dann der Positions- oder Dickenregelung
zur Kompensation von Exzentrizitäten aufgeschaltet. Die genaue Erfassung des momentanen
Drehwinkels an den Walzen ist jedoch insbesondere im Hinblick auf die rauhen Bedingungen
in der Umgebung des Walzgerüsts als relativ aufwendig anzusehen.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Kompensation von Walzenexzentrizitäten
anzugeben, ohne daß hierzu eine Messung der Walzkraft oder des momentanen Drehwinkels
von Walzen erforderlich ist.
[0007] Gemäß der Erfindung wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß zur Unterdrückung des Einflusses
von Walzenexzentrizitäten auf die Auslaufdicke des Walzgutes in einem Walzgerüst die
Walzenexzentrizitäten durch das Ausgangssignal eines rückgekoppelten Oszillators nachgebildet
werden, welches einer Positions- oder Dickenregelung für das Walzgerüst aufgeschaltet
wird, wobei die Frequenz des Ausgangssignals in Abhängigkeit von der gemessenen Drehzahl
der Walzen eingestellt wird und wobei die Einstellung der Amplitude und Phasenlage
des Ausgangssignals in der Weise erfolgt, daß die Dicke des Walzgutes nach seinem
Austritt aus dem Walzgerüst mit einer Meßverzögerung gegenüber der im Walzgerüst erfolgenden
Dickenreduktion gemessen wird, daß ein der Walzenanstellung entsprechendes Signal
gebildet und zumindest annähernd um den Betrag der Meßverzögerung verzögert wird,
daß ein Differenzsignal aus dem verzögerten Walzenanstellungssignal und dem mit der
Summe aus Eins und dem Quotienten aus der Steifigkeit des Walzgutes und der Steifigkeit
des Walzgerüsts multiplizierten Dickenmeßsignal gebildet wird, daß die Amplitude und
Phasenlage des Ausgangssignals des Oszillators in Abhängigkeit von der Abweichung
zwischen dem Ausgangssignal und dem Differenzsignal im Sinne einer Minimierung dieser
Abweichung nachgeführt wird und daß das Ausgangssignal um einen der Meßverzögerung
entsprechenden Betrag im Sinne einer Voreilung phasenverschoben wird.
[0008] Im Unterschied zu dem aus der EP-B-0 170 016 bekannten Verfahren wird also anstelle
der Walzkraft die Dicke des Walzgutes nach seinem Austritt aus dem Walzgerüst gemessen
und unter Verwendung der Gaugemeter-Gleichungen in einen Schätzverlauf der Walzenexzentrizitäten
umgerechnet. Die Grundschwingung der geschätzten Walzenexzentrizitäten wird von dem
Oszillator nachgebildet und der Positions- oder Dickenregelung aufgeschaltet. Die
beim Messen der Dicke des Walzgutes auftretende Meßverzögerung gegenüber dem Walzspalt,
in dem die Dickenreduktion erfolgt und die Exzentrizitäten in bezug auf die Dicke
des Walzgutes wirksam werden, wird bei der Exzentrizitätskompensation durch die voreilende
Phasenverschiebung des sinusförmigen Ausgangssignals des Oszillators rückgängig gemacht.
Bei einem Oszillator, der entsprechend FIG 3 der EP-B-0 170 016 aus zwei Integratoren
besteht und ein sinusförmiges und cosinusförmiges Signal liefert, läßt sich diese
Phasenverschiebung sehr einfach entsprechend

realisieren.
[0009] Als Walzenanstellungssignal wird anstelle des Istwertes vorzugsweise der Sollwert
der Walzenanstellung herangezogen. Hierdurch wird erreicht, daß Walzenexzentrizitäten
auch bei langsamer und/oder nicht exakt bekannter Dynamik der Positionsregelung genau,
d. h. vollständig, kompensiert werden. Dabei wird mit zunehmend langsamerer Dynamik
der Positionsregelung lediglich die Ausregelzeit für die Kompensation der Walzenexzentrizitäten
verlängert.
[0010] Die Unempfindlichkeit der Exzentrizitätskompensation gegenüber der Dynamik der Positionsregelung
gilt jedoch nicht mehr bei hohen Drehzahlen der Walzen, da bei hohen Drehzahlen und
gleichzeitig langsamer Dynamik der Positionsregelung der gesamte Regelkreis instabil
werden kann. Zur Vermeidung dieses Effekts ist es denkbar, den von dem Oszillator
gebildeten Störbeobachter um die Dynamik der Positionsregelung zu erweitern. Einfacher
ist jedoch eine dynamische Korrektur der Verzögerung der Positionsregelung mittels
eines Proportional-Differential-Gliedes (PD-Glied), über das das zur Bildung des Differenzsignals
herangezogene Dickenmeßsignal geführt wird. Alternativ dazu kann das phasenverschobene
Ausgangssignal des Oszillators der Positions- oder Dickenregelung über ein Proportial-Differential-Glied
(PD-Glied) zugeführt werden, wobei außerdem das zur Bildung des Differenzsignals herangezogene
Walzenanstellungssignal über ein Proportional-Verzögerungs-Glied (PT1-Glied) geführt
wird.
[0011] Vorzugsweise ist eine direkte digitale Realisierung der Positions- oder Dickenregelung
und des Oszillators vorgesehen, wobei das Walzenanstellungssignal, das Dickenmeßsignal
und die gemessene Drehzahl der Walzen Digitalwerte sind bzw. in Digitalwerte umgesetzt
werden. Im Unterschied zu einer quasikontinuierlichen Realisierung, wie sie in der
bereits erwähnten EP-B-0 170 016 für die dortigen Oszillatoren vorgeschlagen wird,
wirkt bei der direkten digitalen Regelung (Direct Digital Control, DDC) ein Prozeßrechnersystem
unmittelbar auf die Stellglieder der Regelstrecke. Zur Realisierung des Störbeobachters
(Oszillators) ist daher keine zusätzliche Hardware erforderlich, wobei außerdem der
zur Nachführung des Oszillators vorzugsweise verwendete Sollwert der Walzenanstellung
im Unterschied zu dem bei dem bekannten Verfahren gemäß der EP-B-0 170 016 verwendeten
Istwert als Digitalwert zur Verfügung steht, so daß eine Analog-/Digital-Umsetzung
nicht erforderlich ist und die damit verbundenen, insbesondere dynamischen, Fehler
nicht auftreten können. Im Unterschied zu einer quasikontinuierlichen Realisierung
erfolgt bei der direkten digitalen Regelung auch bei relativ zur Walzendrehzahl nicht
deutlich hoher liegender Abtastfrequenz des Störbeobachters (Oszillators), also beispielsweise
bei einer nur 5- bis 10-fach höheren Abtastfrequenz, eine amplituden- und phasenrichtige
Nachbildung der Walzenexzentrizitäten.
[0012] Unter der vereinfachenden Annahme, daß die obere und untere Walze des Walzgerüsts
gleiche Drehzahlen aufweisen, ist die Verwendung eines einzigen Oszillators zur Exzentrizitätsnachbildung
möglich. Da jedoch die Drehzahlen der oberen und unteren Walze in der Praxis - wenn
auch nur geringfügig - unterschiedlich sind, wird vorzugsweise ein weiterer rückgekoppelter
Oszillator verwendet, wobei die Frequenz des Ausgangssignals eines der beiden Oszillatoren
in Abhängigkeit von der Drehzahl der oberen Walze und die Frequenz des Ausgangssignals
des unteren Oszillators in Abhängigkeit von der Drehzahl der unteren Walze des Walzgerüsts
eingestellt wird und wobei die Ausgangssignale beider Oszillatoren additiv miteinander
verknüpft werden. Ebenso ist eine Reihenschaltung beider Oszillatoren möglich.
[0013] Zur Unterdrückung von Oberschwingungen der Walzenexzentrizitäten können darüber hinaus
weitere rückgekoppelte Oszillatoren verwendet werden, die ebenfalls in Reihe geschaltet
werden oder deren Ausgangssignale additiv miteinander verknüpft werden.
[0014] Entsprechend einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
dieses mit dem aus der EP-B-0 170 016 bekannten Verfahren kombiniert, indem die Walzenexzentrizitäten
zusätzlich durch das Ausgangssignal mindestens eines zusätzlichen Oszillators nachgebildet
werden, welches der Positions- oder Dickenregelung aufschaltbar ist, wobei die Frequenz
des Ausgangssignals in Abhängigkeit von der gemessenen Drehzahl der Walzen eingestellt
wird und die Amplitude und Phasenlage des Ausgangssignals in Abhängigkeit von der
Abweichung zwischen dem Ausgangssignal des Oszillators und dem Summensignal aus der
mit der Summe der Kehrwerte der Steifigkeiten des Walzgerüsts und des Walzgutes multiplizierten
gemessenen Walzkraft und der Walzenanstellung im Sinne einer Minimierung dieser Abweichung
nachgeführt werden. Auch hier wird zur Ermittlung der Abweichung vorzugsweise der
Sollwert der Walzenanstellung herangezogen.
[0015] Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird im folgenden auf die Figuren der Zeichnung
Bezug genommen. Im einzelnen zeigen
- FIG 1
- ein Beispiel für die Positionsregelung für ein Walzgerüst,
- FIG 2
- ein Blockschaltbild der von der Positionsregelung und dem Walzgerüst nach FIG 1 gebildeten
Regelstrecke mit einem nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitenden Störbeobachter,
- FIG 3
- eine erweiterte Ausführung des in FIG 2 gezeigten Blockschaltbildes,
- FIG 4
- ein Beispiel für die Ausführung des Störbeobachters mit einem rückgekoppelten Oszillator
und
- FIG 5
- ein weiteres Ausführungsbeispiel des Störbeobachters mit mehreren rückgekoppelten
Oszillatoren.
[0016] FIG 1 zeigt ein Beispiel für die Positionsregelung eines Walzgerüsts 1 mit einer
oberen und unteren Stützwalze 2 bzw. 3, zwei Arbeitswalzen 4 und 5, einer über ein
Steuerventil 6 betätigbaren hydraulischen Anstellvorrichtung 7 zur Einstellung der
Walzenanstellung s und einer die Elastizität des Walzgerüsts 1 symbolisierenden Feder
c
G. Das Walzgut 8, dem im Walzspalt eine äquivalente Materialfeder c
M zugeordnet werden kann, wird durch die beiden Arbeitswalzen 4 und 5 von einer Einlaufdicke
h
e auf eine Auslaufdicke h
a heruntergewalzt. Die Walzenexzentrizitäten können durch eine effektive Änderung des
Walzenradius ΔR beschrieben werden.
[0017] Die Walzenanstellung s wird mit einem Positionsaufnehmer 9 an der Anstellvorrichtung
7 gemessen und als Istwert an einem Summierpunkt 10 mit einem Sollwert s* der Walzenanstellung
verglichen, wobei das Vergleichsergebnis über einen Positionsregler 11 und einen nachgeordneten
Stellantrieb 12 zur Betätigung des Stellventils 6 und damit zur Einstellung der Walzenanstellung
s herangezogen wird.
[0018] Wie untenstehend noch erläutert wird, ist für die Kompensation der Walzenexzentrizitäten
ΔR die Messung der Auslaufdicke h
a und der Walzendrehzahl n sowie im Falle des in FIG 3 gezeigten Ausführungsbeispiels
die Messung der Walzkraft F
W erforderlich. Die Walzkraft F
W wird dabei mittels eines Druckfühlers 13 an dem Walzgerüst 1 gemessen.
[0019] Die Messung der Walzendrehzahl n dient zur Ermittlung der Grundschwingung der Walzenexzentrizitäten.
Unter der vereinfachenden Voraussetzung, daß sich die Ober- und Unterwalzen des Walzgerüsts
1 gleich schnell drehen, genügt es, die Drehzahl lediglich einer angetriebenen Walze,
z. B. der Arbeitswalze 5, mittels eines Drehzahlmessers 14 zu erfassen.
[0020] Sind dabei, wie in den meisten Fallen, die Stützwalzen 2 und 3 die exzentrizitätsbehafteten
Walzen, so wird in einer Einheit 15 die gemessene Drehzahl der Arbeitswalze 5 über
das Verhältnis des Durchmessers der Arbeitswalze 5 zu dem der Stützwalze 3 in die
Drehzahl n
u der unteren Stützwalze 3 umgerechnet. Da in der Regel die Drehzahlen der Ober- und
Unterwalzen aufgrund geringfügig verschiedener Durchmesser unterschiedlich sind, ist
bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel ein weiterer Drehzahlmesser 16 mit nachgeordneter
Umrechnungseinheit 17 zur Erfassung der Drehzahl n
o der oberen Stützwalze 2 vorhanden.
[0021] Die Messung der Auslaufdicke h
a des Walzgutes 8 erfolgt mittels eines Dickenmeßgerätes 18, welches mit einem Abstand
l hinter dem Walzspalt angeordnet ist.
[0022] In FIG 2 ist mit dem Bezugszeichen 19 das vereinfachte Blockschaltbild der von der
in FIG 1 gezeigten Positionsregelung und dem Walzgerüst gebildeten Regelstrecke bezeichnet.
Dabei beinhaltet die Positionsregelung 20 unter anderem den Positionsregler 11 mit
dem Summierpunkt 10, den Stellantrieb 12, das Ventil 6 und die hydraulische Anstellvorrichtung
7 mit der von ihr bewegten Walzenmasse. Als Ausgangsgröße liefert die Positionsregelung
20 den Istwert s der Walzenanstellung. Aus FIG 1 lassen sich für die Walzkraft F
W folgende Beziehungen ableiten:

[0023] Damit ergeben sich die Beziehungen

die in dem in FIG 2 gezeigten Blockschaltbild der Regelstrecke 19 durch den Summierpunkt
21 mit den Eingangsgrößen h
e, ΔR und -s, den nachgeordneten Funktionsblock 22 mit der Gesamtsteifigkeit c₀ der
in Reihe liegenden Gerüstfeder c
G und Materialfeder c
M sowie den nachfolgenden Funktionsblock 23 mit dem negativen Kehrwert der Materialfeder
c
M wiedergegeben ist. Am Ausgang des Funktionsblockes 22 erscheint die Walzkraft F
W, deren Meßwert F
W' durch Störungen ΔF
stör, wie z. B. die Reibung im Walzgerüst, beeinflußt ist. Aufgrund der am Ausgang des
Funktionsblocks 23 erscheinenden Dickenreduktion h
a-h
e ergibt sich die Austrittsdicke h
a des Walzgutes 8, die mit Hilfe des Dickenmeßgerätes 18 mit einer von der Austrittsgeschwindigkeit
v
B des Walzgutes 8 und dem Abstand l zwischen dem Walzspalt und dem Dickenmeßgerät 18
abhängigen Meßverzögerung gemessen wird.
[0024] Zur Kompensation der Walzenexzentrizitäten ΔR, von denen hier angenommen wird, daß
sie nur eine Grundschwingung

, mit

, aufweisen, dient ein Störbeobachter in Form eines gegengekoppelten Oszillators 24,
der an seinem Ausgang 25 im eingeschwungenen Zustand die Grundschwingung der Störung,
d. h. der Walzenexzentrizitäten ΔR nachbildet. Dabei wird die Frequenz ω des Oszillators
24 in Abhängigkeit von der gemessenen Walzendrehzahl n mit

eingestellt. Die von dem Oszillator 24 nachgebildete Störung ΔR' wird über einen
die Meßverzögerung zwischen dem Walzspalt und dem Dickenmeßgerät 18 kompensierenden
Phasendreher 26, ein Proportional-Differential-Glied (PD-Glied) 27 und einen Schalter
28 einem Summierglied 29 zugeführt und dort dem Sollwert s* der Walzenanstellung am
Eingang der Regelstrecke 19 aufgeschaltet.
[0025] Der mit der nachgebildeten Störung überlagerte Sollwert der Walzenanstellung

wird über ein zu dem PD-Glied 27 komplementäres Proportional-Verzögerungs-Glied (PT1-Glied)
30 und ein Verzögerungsglied 31 mit einer der Meßverzögerung in dem Dickenmeßgerät
18 zumindest annähernd entsprechenden Verzögerung einem Summierpunkt 32 zugeführt.
Das von dem Dickenmeßgerät 18 gelieferte Dickenmeßsignal h
a' wird in einem Multiplizierglied 33 mit der Summe aus Eins und dem Quotienten aus
den Steifigkeiten c
M' und c
G' des Walzgutes 8 und des Walzgerüsts 1, d. h. mit

multipliziert und mit negativem Vorzeichen ebenfalls dem Summierpunkt 32 zugeführt.
Das in dem Summierpunkt 32 erzeugte Differenzsignal u und das Ausgangssignal ΔR' des
Oszillators 24 werden an einem weiteren Summierpunkt 34 miteinander verglichen, wobei
ein Korrektursignal

gebildet wird, über das der Oszillator 24 an seinem Eingang 35 in Amplitude und Phase
so lange nachgeführt wird, bis die nachgebildete Störung ΔR' und das Differenzsignal
u übereinstimmen und der Fehler somit zu Null wird.
[0026] Dadurch, daß dem Summierpunkt 32 der mit der Störnachbildung ΔR' überlagerte Sollwert
s' der Walzenanstellung zugeführt wird, ist die jeweilige Dynamik der Positionsregelung
20 ohne jeden Einfluß auf die Kompensation der Walzenexzentrizitäten ΔR, so daß diese
asymptotisch vollständig in ihrer Auswirkung auf die Austrittsdicke h
a des Walzgutes 8 eliminiert werden. Dies gilt jedoch nicht mehr bei sehr hohen Drehzahlen
der Walzen, da bei solchen hohen Drehzahlen und gleichzeitig langsamer Dynamik der
Positionsregelung 20 der gesamte Regelkreis instabil werden kann. Zur Vermeidung derartiger
Instabilitäten erfolgt daher eine dynamische Korrektur der Verzögerung der Positionsregelung
20 mittels des bereits erwähnten PD-Gliedes 27. Damit die Störgrößenkompensation weiterhin
vollständig erfolgt (e = 0) ist das PT1-Glied 30 vorgesehen. Anstelle des PD-Gliedes
27 und des PT1-Gliedes 30 kann auch ein einziges PD-Glied im Bereich der Verarbeitung
des Dickenmeßsignals h
a' zwischen dem Dickenmeßgerät 18 und dem Summierpunkt 32 vorgesehen werden.
[0027] FIG 3 zeigt eine erweiterte Ausbildung des Blockschaltbildes nach FIG 2, wobei mit
19 wieder die Regelstrecke bezeichnet ist, der eingangs über einen Digital-/Analog-Umsetzer
der Sollwert s* für die Walzenanstellung zugeführt wird. Die Regelstrecke 19 liefert
als Ausgangssignale das Walzkraftmeßsignal F
W' und das Dickenmeßsignal h
a', die beide jeweils über einen Analog-/Digital-Umsetzer in Digitalwerte umgesetzt
werden. Sowohl die Walzkraft F
W als auch die Ausgangsdicke h
a des Walzgutes 8 werden in der Regelstrecke 19 durch die Walzenexzentrizitäten beeinflußt,
die für die oberen und unteren Walzen des Walzgerüsts 1 aufgrund von Durchmesserdifferenzen
geringfügig unterschiedlich sind und hier mit ΔR
o bzw. ΔR
u bezeichnet sind. Zur Kompensation der Walzenexzentrizitäten ΔR
o und ΔR
u auf der Grundlage des Dickenmeßsignals h
a' sind zwei rückgekoppelte Oszillatoren 36 und 37 vorgesehen, von denen der mit 36
bezeichnete Oszillator die von den oberen Walzen herrührenden Störungen ΔR
o nachbildet und der mit 37 bezeichnete Oszillator die von den unteren Walzen herrührenden
Störungen ΔR
u nachbildet. Dazu wird die Frequenz des Oszillators 36 in Abhängigkeit von der gemessenen
Drehzahl n
o der Oberwalzen mit

und der Oszillator 37 in Abhängigkeit von der Drehzahl n
u der Unterwalzen mit

eingestellt. Die von den beiden Oszillatoren 36 und 37 nachgebildeten Störgrößen
ΔR
o' und ΔR
u' werden in einem Summierglied 38 aufsummiert und über den Phasendreher 26, das PD-Glied
27 und den Schalter 28 in dem Summierpunkt 29 dem Sollwert s* der Walzenanstellung
aufgeschaltet sowie zur Rückkopplung der beiden Oszillatoren 36 und 37 mit negativem
Vorzeichen dem Summierpunkt 34 zugeführt. Im übrigen werden, ebenso wie bei dem in
FIG 2 gezeigten Ausführungsbeispiel, der störgrößenbehaftete Sollwert der Walzenanstellung

über das PT1-Glied 30 und das Verzögerungsglied 31 sowie das Dickenmeßsignal h
a' über das Multiplizierglied 33 dem Summierpunkt 32 zur Bildung des Differenzsignals
u zugeführt.
[0028] Zusätzlich ist eine Kompensation der Walzenexzentrizitäten ΔR
o + ΔR
u auf der Grundlage des Walzkraftmeßsignals F
W' vorgesehen. Dazu bildet ein mit ω
o frequenzgesteuerter rückgekoppelter Oszillator 39 die von den oberen Walzen herrührenden
Störungen ΔR
o nach, wahrend ein weiterer Oszillator 40 mit ω
u frequenzgesteuert wird und die von den unteren Walzen herrührenden Störungen ΔR
u nachbildet. Die von den beiden Oszillatoren 39 und 40 nachgebildeten Störgrößen werden
in einem Summierglied 41 aufsummiert und über ein PD-Glied 42 und einen Schalter 43
in einem Summierpunkt 44 dem Sollwert s* der Walzenanstellung aufgeschaltet. Der mit
den nachgebildeten Störungen überlagerte Sollwert der Walzenanstellung

wird über ein PT1-Glied 45 einem Summierpunkt 46 zugeführt und dort mit dem in einem
Multiplizierglied 47 mit dem berechneten Kehrwert 1/c₀' der Gesamtsteifigkeit der
Gerüst- und Materialfeder multiplizierten Walzkraftmeßsignals F
W' zu einem Summensignal u verknüpft. Dieses Summensignal u und das Ausgangssummensignal
ΔR
o' + ΔR
u' der beiden Oszillatoren 39 und 40 werden an einem weiteren Summierpunkt 48 miteinander
verglichen, wobei mit dem so erhaltenen Korrektursignal e die beiden Oszillatoren
39 und 40 in Amplitude und Phase so lange nachgeführt werden, bis die Summe der nachgebildeten
Störungen ΔR
o' + ΔR
u' und das Summensignal u übereinstimmen.
[0029] FIG 4 zeigt eine direkte digitale Realisierung des in FIG 2 gezeigten Oszillators
24 mit dem nachgeordneten Phasendreher 26. Die Übertragungsfunktion des gezeigten
digitalen rückgekoppelten Oszillators 24 lautet

wobei T
ab die Abtastperiode bezeichnet. Ebenso wie bei einer analogen Realisierung des Oszillators
bestimmen die Nachführkoeffizienten a und b die Einschwingdynamik des rückgekoppelten
Oszillators 24, wobei die Nachführkoeffizienten a und b in Abhängigkeit von der Frequenz
ω der Grundschwingung einstellbar sind.
[0030] Das am Ausgang 25 des Oszillators 24 erzeugte sinusförmige Ausgangssignal und ein
an einem Schaltungspunkt 49 in dem Oszillator 24 erzeugtes entsprechendes cosinusförmiges
Ausgangssignal werden entsprechend der Beziehung

in Multipliziergliedern 50 und 51 mit den Faktoren cos φ bzw. sin φ multipliziert
und anschließend in einem Summierglied 52 aufsummiert. Unter der Annahme konstanter
Geschwindigkeiten gilt für die Phasenverschiebung

wobei T
tot die Meßverzögerung und l den Abstand zwischen dem Walzspalt und dem Dickenmeßgerät
18, v
W die Walzenumlaufgeschwindigkeit, v
B die Austrittsgeschwindigkeit des Walzgutes 8 aus dem Walzspalt, R den Radius der
Arbeitswalzen 4 bzw. 5 und k
V die Voreilung mit

bezeichnen.
[0031] FIG 5 zeigt ein weiteres Ausführungsbeispiel für den zur Kompensation der Walzenexzentrizitäten
auf der Grundlage des Dickenmeßsignals h
a' verwendeten Störbeobachters. Dieser enthält vier Oszillatoren 53, 54, 55 und 56,
von denen der Oszillator 53 die Grundschwingung ω
o und der Oszillator 55 die Oberschwingung 2ω
o der von den oberen Walzen herrührenden Störungen und der Oszillator 54 die Grundschwingung
ω
u und der Oszillator 56 die Oberschwingung 2ω
u der von den unteren Walzen ausgehenden Störungen nachbildet. Der Aufbau der einzelnen
Oszillatoren 53 bis 56 entspricht dem des Oszillators 24 in FIG 4. Daher sind hier
lediglich die Einstellglieder 57 für die unterschiedlichen Nachführkoeffizienten a₁,
b₁ bis a₄, b₄ dargestellt, die eingangsseitig ebenso, wie bei dem Oszillator 24 in
FIG 4, mit der Abweichung e zwischen dem Differenzsignal u und der nachgebildeten
Störung ΔR' beaufschlagt sind. Die nachgebildete Störung ΔR' wird in einem Summierpunkt
58 aus der Summe der Ausgangssignale der Oszillatoren 53 bis 56 gebildet, wobei diese
Ausgangssignale, wie ein Vergleich der Figuren 4 und 5 zeigt, nicht notwendigerweise
den an den Schaltungspunkten 25 oder 49 anliegenden Signalen entsprechen müssen.
[0032] Zur Kompensation der Meßverzögerung zwischen dem Walzspalt und dem Dickenmeßgerät
18 ist bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel jedem Oszillator 53 bis 56 jeweils ein
Phasendreher 59, 60, 61 und 62 nachgeordnet Die Phasendreher 59 und 60, die den zur
Nachbildung der Grundschwingung ω
o bzw. ω
u dienenden Oszillatoren 53 und 54 nachgeordnet sind, enthalten jeweils zwei Multiplizierglieder
63 und 64, in denen das sinusförmige Signal an dem Schaltpunkt 25 mit cos φ und das
cosinusförmige Signal an dem Schaltungspunkt 49 mit sin φ multipliziert werden; anschließend
werden beide Signale in dem Addierglied 65 aufsummiert. Die beiden Phasendreher 61
und 62, die den zur Nachbildung der Oberschwingungen 2ω
o bzw. 2ω
u dienenden Oszillatoren 55 und 56 nachgeordnet sind, enthalten ebenfalls jeweils zwei
Multiplizierglieder 66 und 67, in denen jeweils das sinusförmige Signal an dem Schaltpunkt
25 mit cos 2φ und das cosinusförmige Signal an dem Schaltungspunkt 49 mit sin 2φ multipliziert
wird; anschließend werden beide Signale in einem Summierglied 68 aufsummiert. Die
Ausgangssignale der Phasendreher 59 und 60 werden in einem Summierpunkt 69 aufaddiert
und der Positions- oder Dickenregelung entsprechend den Darstellungen in FIG 2 oder
3 aufgeschaltet. Die Ausgangssignale der Phasendreher 61 und 62 werden ebenfalls in
einem Summierpunkt 70 aufaddiert und bei Bedarf über einen Schalter 71 und einen weiteren
Summierpunkt 72 ebenfalls der Positions- oder Dickenregelung aufgeschaltet.
1. Verfahren zur Unterdrückung des Einflusses von Walzenexzentrizitäten (ΔR) auf die
Auslaufdicke des Walzgutes (8) in einem Walzgerüst (1), indem die Walzenexzentrizitäten
(ΔR) durch das Ausgangssignal (ΔR') eines rückgekoppelten Oszillators (24) nachgebildet
werden, welches einer Positions- oder Dickenregelung für das Walzgerüst (1) aufgeschaltet
wird, wobei die Frequenz (ω) des Ausgangssignals (ΔR') in Abhängigkeit von der gemessenen
Drehzahl (n) der Walzen (2 bis 5) eingestellt wird und wobei die Einstellung der Amplitude
und Phasenlage des Ausgangssignals (ΔR') in der Weise erfolgt, daß die Dicke (ha) des Walzgutes (8) nach seinem Austritt aus dem Walzgerüst (1) mit einer Meßverzögerung
gegenüber der im Walzgerüst (1) erfolgenden Dickenreduktion gemessen wird, daß ein
der Walzenanstellung (s) entsprechendes Signal gebildet und zumindest annähernd um
den Betrag der Meßverzögerung verzögert wird, daß ein Differenzsignal (u) aus dem
verzögerten Walzenanstellungssignal und dem mit der Summe aus Eins und dem Quotienten
aus der Steifigkeit (cM') des Walzgutes (8) und der Steifigkeit (cG') des Walzgerüsts (1) multiplizierten Dickenmeßsignal (ha') gebildet wird, daß die Amplitude und Phasenlage des Ausgangssignals (ΔR') des Oszillators
(24) in Abhängigkeit von der Abweichung zwischen dem Ausgangssignal (ΔR') und dem
Differenzsignal (u) im Sinne einer Minimierung dieser Abweichung (e) nachgeführt wird
und daß das Ausgangssignal (ΔR') um einen der Meßverzögerung entsprechenden Betrag
im Sinne einer Voreilung phasenverschoben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Walzenanstellungssignal der Sollwert (s*) der Walzenanstellung herangezogen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das zur Bildung des Differenzsignals (u) herangezogene Dickenmeßsignal (ha') über ein Proportional-Differential-Glied (PD-Glied) geführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das phasenverschobene Ausgangssignal (ΔR') des Oszillators (24) der Positions-
oder Dickenregelung über ein Proportional-Differential-Glied (PD-Glied) (27) zugeführt
wird und daß das zur Bildung des Differenzsignals (u) herangezogene Walzenanstellungssignal
(s*) über ein Proportional-Verzögerungs-Glied (PT1-Glied) (30) geführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine direkte digitale Realisierung der Positions- oder Dickenregelung und des Oszillators
(24), wobei das Walzenanstellungssignal (s*), das Dickenmeßsignal (ha') und die gemessene Drehzahl (no, nu) der Walzen (2 bis 5) Digitalwerte sind bzw. in Digitalwerte umgesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein weiterer rückgekoppelter Oszillator (37) verwendet wird, daß die Frequenz
des Ausgangssignals (ΔRo') eines der beiden Oszillatoren (36) in Abhängigkeit von der Drehzahl (no) der oberen Walze (2) und die Frequenz des Ausgangssignals (ΔRu') des anderen Oszillators (37) in Abhängigkeit von der Drehzahl (nu) der unteren Walze (3) des Walzgerüsts (1) eingestellt wird und daß die Ausgangssignale
(ΔRo', ΔRu') beider Oszillatoren (36, 37) additiv miteinander verknüpft werden oder beide Oszillatoren
in Reihe geschaltet werden.
7. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Unterdrückung von Oberschwingungen der Walzenexzentrizitäten weitere rückgekoppelte
Oszillatoren (55, 56) verwendet werden, die in Reihe geschaltet werden oder deren
Ausgangssignale additiv miteinander verknüpft werden.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Walzenexzentrizitäten zusätzlich durch das Ausgangssignal mindestens eines
zusätzlichen Oszillators (39, 40) nachgebildet werden, welches der Positions- oder
Dickenregelung aufschaltbar ist, wobei die Frequenz des Ausgangssignals in Abhängigkeit
von der gemessenen Drehzahl der Walzen (2 bis 5) eingestellt wird und die Amplitude
und Phasenlage des Ausgangssignals in Abhängigkeit von der Abweichung zwischen dem
Ausgangssignal des Oszillators (39, 40) und dem Summensignal aus der mit der Summe
der Kehrwerte der Steifigkeiten (cG', cM') des Walzgerüsts (1) und des Walzgutes (8) multiplizierten gemessenen Walzkraft
(FW') und der Walzenanstellung (s*) im Sinne einer Minimierung dieser Abweichung nachgeführt
werden.