[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung spezieller Werkstoffe für Matrizen und vergleichbare
Bauteile zum Strangpressen von Leicht- und Buntmetallen.
[0002] Die Güte von Matrizenwerkstoffen für derartige Anwendungen wird an folgenden wesentlichen
Forderungen gemessen:
- hohe Maßhaltigkeit, d.h. hohe Fließgrenze und Kriechfestigkeit bei Matrizeneinsatztemperatur
- geringe Anfälligkeit gegen thermomechanische Ermüdung bzw. Ausbildung von Rissen (vorteilhafte
Vorbedingung hierfür ist eine hohe Werkstoffwärmeleitfähigkeit)
- hohe Oberflächengüte bzw. geringe Oberflächenrauhigkeit des Strangpreßgutes
- Verwendbarkeit für hohe Preßgeschwindigkeiten
- ausreichende Kaltduktilität
- hohe Erosions-/Korrosions-Beständigkeit.
[0003] Für derartige Anwendungen wurden bisher als Matrizenwerkstoffe hauptsächlich Warmarbeitsstähle,
Nickelbasis-Superlegierungen und Stellite verwendet. Diese Werkstoffe weisen nur vergleichsweise
geringe Wärmeleitfähigkeit auf und sind daher anfällig für thermomechanisch induzierte
Bruchrisse. Die Oberflächengüte des Strangpreßgutes beim Einsatz derartiger Matrizen
ist stark verbesserungsbedürftig im Vergleich etwa zur Oberflächenqualität, hergestellt
mittels keramischer Matrizen.
Doch die bekannten Nachteile des Keramikwerkstoffes, besonders die geringe Duktilität,
insbesondere Kaltduktilität, engen auch das Anwendungsfeld für Keramikmatrizen stark
ein.
[0004] Die DE-AS 17 58 508 beschreibt die Verwendung eines Verbundwerkstoffes, bestehend
aus 20 - 85 Vol.% Molybdän und/oder Wolfram als metallische Komponente, Rest Zirkoniumoxid
als oxidkeramische Komponente als Werkstoff für die Herstellung von Matrizen für das
Strangpressen von Bunt- und Leichtmetallen.
[0005] Das mit derartigen Matrizen hergestellte Strangpreßgut zeichnet sich durch sehr gute
Oberflächenqualität aus. Nachteilig ist die nicht immer ausreichende Warm- und Kriechfestigkeit
und damit der frühzeitige Ausfall der Matrizen.
[0006] Molybdänlegierungen der Zusammensetzung Mo, 1,2 % Hf, 0,1 % C oder Mo, 0,5 % Ti,
0,08 % Zr, 0,02 - 0,04 % C werden als Matrizenwerkstoffe für das Strangpressen von
Kupferlegierungen verwendet, wobei die Anwendbarkeit auf Kupferlegierungen mit einem
Kupfergehalt < 70 Gew.% beschränkt werden mußte.
Das Strangpressen anders legierter Leicht- und Buntmetalle scheiterte an der geringen
Erosionsbeständigkeit dieses Werkstoffes. Es kam insbesondere zu unerwünschten Reaktionen
des extrudierten Materials mit dem Matrizenwerkstoff.
[0007] Aus der DE-AS 17 58 923 sowie DE-AS 17 58 924 ist beispielsweise bekannt, die Abriebbeständigkeit
von "Werkstücken" aus Metallegierungen durch oberflächliches Nitrieren zu verbessern,
wobei die Metallegierungen Metalle dreier Gruppen enthalten, zum einen Niob, Tantal
und Vanadium, zum anderen Molybdän und Wolfram und zum dritten Titan. Konkret ist
in diesen Vorveröffentlichungen die Anwendung derartiger "Werkstücke" als Werkzeuge,
insbesondere Schneidwerkzeuge genannt und erprobt worden. Unter der Vielzahl der dort
explizit genannten Werkstoffe befinden sich auch einige molybdänhaltige Werkstoffe
mit einem Molybdängehalt von max. 60 Gew.%, bevorzugt unter 45 Gew.% Molybdänanteil.
Gemäß Patentbeschreibung erhalten derartige Werkstoffe durch das Oberflächennitrieren
"bestimmte mechanische Eigenschaften, insbesondere Verschleißfestigkeit", die bei
Schneidversuchen von Schneidwerkzeugen aus derartigen Werkstoffen zum Tragen kommen.
[0008] Strangpreßmatrizen mit gegenüber Schneidwerkzeugen sehr unterschiedlichen Qualitätsanforderungen
sind dort nicht erwähnt.
[0009] Ausgehend von der allgemeinen technischen Bedeutung des Oberflächennitrierens zur
Änderung der Oberflächeneigenschaften von metallischen Werkstoffen ist in jüngerer
Zeit in einer Arbeit von H.P. Martinz in den "Proceedings zum 13. Internationalen
PLANSEE Seminar 1993", Vol. I, Seiten 632ff, das Nitrieren von Molybdän-Werkstoffen
in größerer Systematik beschrieben worden. Die Arbeit belegt, daß das Nitrieren von
Molybdän-Werkstoffen, anders als etwa das von Eisenwerkstoffen, eine Vielzahl unterschiedlicher
Nitrierreaktionen, aber auch gegenläufiger Reaktionen mit einschließt, je nach den
im Detail gegebenen Verfahrensbedingungen. Die durch das Nitrieren verursachten Eigenschaftsänderungen
in Molybdän-Legierungen sind auch durch die genannte Arbeit nicht wesentlich erhellt
worden. Sie beschränken sich dort im wesentlichen auf die Feststellung, Nitridschichten
erhöhen die Oxidationsbeständigkeit von Molybdän bei Temperaturen über 640°C nicht.
[0010] Aufgabe vorliegender Erfindung ist die Bereitstellung eines Matrizenwerkstoffes für
das Strangpressen von Bunt- und Leichtmetallen mit verbesserten Eigenschaften. Der
Werkstoff soll den eingangs genannten Anforderungen in Summe besser entsprechen als
die bisher verwendeten Werkstoffe, vor allem auch im Hinblick auf die bisher bewährten
Werkstoffe auf Molybdänbasis.
[0011] Erfindungsgemäß wird dies durch Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich
gehärtet wurden, erreicht.
[0012] Durch die Verwendung dieser Werkstoffe für das Strangpressen von Bunt- und Leichtmetallen
ist es möglich, sowohl die Standzeit als auch die Preßgeschwindigkeit und Oberflächenqualität
des Strangpreßgutes deutlich zu verbesseren. So kann bei Aluminium und Aluminiumlegierungen
die Preßgeschwindigkeit im Vergleich zu bekannten, bisher verwendeten Matrizen aus
Warmarbeitsstahl um einen deutlichen Betrag, bei zumindest gleichwertiger Oberflächenqualität
des Preßgutes und zumindest gleichbleibender vielfach sogar verbesserter Matrizen-Standzeit,
erhöht werden.
[0013] Bei Kupfer und Kupferlegierungen kann im Vergleich zu den bisher üblicherweise verwendeten
Nickelbasis-Superlegierungen und Stelliten als Werkstoffe für die Matrizen die Standzeit
ganz wesentlich verbessert werden, bei einer vergleichsweise besseren Oberflächenqualität
des Strangpreßmaterials und dies sogar bei einer deutlich höheren Preßgeschwindigkeit.
[0014] Als besonders geeignete Molybdänlegierungen haben sich die unter der Bezeichnung
MHC bekannten Molybdänlegierungen mit 0,5 bis 2 Gew.% Hafnium, 0,04 bis 0,2 Gew.%
Kohlenstoff, Rest Molybdän, oder die unter der Bezeichnung TZM bekannte Molybdänlegierung
mit 0,4 bis 0,55 Gew.% Titan, 0,06 bis 0,12 Gew.% Zirkon, 0,01 - 0,04 Gew.% Kohlenstoff,
Rest Molybdän bewährt.
[0015] Als besonders vorteilhafte Verfahren zur Oberflächennitrierung der Matrizen haben
sich die Gasnitrierung, die Plasmanitrierung oder Stickstoff-Ionennitrierung bewährt.
[0016] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert:
BEISPIEL 1
[0017] Aus einer MHC-Legierung mit der nominellen Zusammensetzung 1,2 Gew.% Hf, 0,1 Gew.%
C, Rest Mo, wurden mittels üblicher pulvermetallurgischer Verfahren Ronden durch Pressen
und Sintern hergestellt und anschließend durch Schmieden um 75 % umgeformt. Aus diesen
Schmiederohlingen wurden Matrizeneinsätze für ein Rechteckprofil 23,5 mm x 2 mm gefertigt,
wobei der Matrizendurchmesser 60 mm und die Matrizenlänge 15 mm betrugen. Die Matrizeneinsätze
wurden in einem Schutzgasofen unter Argon auf 850°C erwärmt. Dann wurde Ammoniak eingeleitet
und die Matrizeneinsätze während 24 Stunden nitriert. Im Schnitt betrug die Stärke
der Nitridschicht 9 µm und die Mikrohärte der Matrizeneinsätze 1950 HV 0,001. Die
derart hergestellten Matrizeneinsätze wurden in eine Matrizenfassung aus Warmarbeitsstahl
eingelegt und damit Stäbe aus Aluminium stranggepreßt.
[0018] Im Vergleich zu bisher verwendeten Matrizen aus Warmarbeitsstahl konnte die mittlere
Standzeit um einen Faktor 1,6 bei einer im Schnitt 1,5-fach höheren Strangpreßgeschwindigkeit
erhöht werden. Darüberhinaus zeigte das Strangpreßgut, das mit den erfindungsgemäßen
Matrizeneinsätzen hergestellt wurde, eine glattere Oberfläche als jenes, das mit Matrizen
aus Warmarbeitsstahl hergestellt wurde.
BEISPIEL 2
[0019] Matrizeneinsätze aus einer MHC-Legierung wurden wie nach Beispiel 1 hergestellt und
danach bei 900°C 6 Stunden in Ammoniak nitriert. Die mittlere Nitridschichtstärke
betrug 5 µm, die Mikrohärte 1810 HV 0,001. Mit den Matrizeneinsätzen wurden Profile
aus sauerstoffarmem Kupfer stranggepreßt. Im Vergleich zu bisher üblicherweise verwendeten
Matrizen aus Nickelbasis-Superlegierungen konnte die mittlere Standzeit um einen Faktor
1,9 bei einer 1,2-fach höheren Preßgeschwindigkeit erhöht werden. Auch hier zeigte
das Strangpreßgut eine glattere Oberfläche als bei den Matrizen aus der Nickelbasis-Superlegierung.
BEISPIEL 3
[0020] Matrizen aus einer MHC-Legierung wurden wie nach Beispiel 1 hergestellt und nitriert.
Mit den derart hergestellten Matrizeneinsätzen wurden Profile aus der Legierung Ms63
stranggepreßt. Im Vergleich zu bisher üblicherweise verwendeten Matrizen aus Stellit
konnte die mittlere Standzeit um einen Faktor 2,8 bei einer um etwa 1,2-fach höheren
Preßgeschwindigkeit erhöht werden. Auch in diesem Fall zeigte das Strangpreßgut eine
glattere Oberfläche als bei den Matrizen aus Stellit.
1. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
für Matrizen und vergleichbare Bauteile zum Strangpressen von Leicht- und Buntmetallen.
2. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächelich gehärtet
wurden nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdänlegierung aus 0,5
bis 2 Gew.% Hafnium, 0,04 bis 0,2 Gew.% Kohlenstoff, Rest Molybdän besteht.
3. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdänlegierung aus 0,4 bis 0,55
Gew.% Titan, 0,06 bis 0,12 Gew.% Zirkon, 0,01 bis 0,04 Gew.% Kohlenstoff, Rest Molybdän
besteht.
4. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Molybdänlegierung aus 0,5 Gew.% Titan,
0,08 Gew.% Zirkon, 0,04 Gew.% Kohlenstoff, Rest Molybdän besteht.
5. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrizen mittels
Gasnitrieren oberflächenbehandelt wurden.
6. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrizen mittels
Plasmanitrierung oberflächenbehandelt wurden.
7. Verwendung von Molybdänlegierungen, die mittels Nitrieren oberflächlich gehärtet wurden
nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrizen mittels
Stickstoff-Ionennitrierung oberflächenbehandelt wurden.