[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Unterdruck-Entwässerungssystem, insbesondere für
die Entwässerung von Siedlungen, umfassend einen Unterdruckkanal, an den einerseits
zumindest eine Unterdruckquelle und andererseits über Absaugventile Schmutzwasseranfallstellen
zum schubweisen Einsaugen von Abwasser und Luft anschließbar sind, wobei der Unterdruckkanal
mit einem Höhenprofil verlegt ist, das Hochpunkte und Ansammlungen von Schmutzwasser
ermöglichende Tiefpunkte aufweist.
[0002] Entsprechende Anlagen bzw. Systeme werden z.B. in Bereichen eingesetzt, in denen
eine geringe Siedlungsdichte vorherrscht, kein für eine konventionelle Freispiegel
entwässerung ausreichendes natürliches Gefälle vorhanden ist, wo nur zeitweilig Schmutzwasser
anfällt, wie z.B. in Feriensiedlungen, oder wo Wasserschutzgebiete zu durchqueren
sind. Außerdem hat sich ein Einsatz bewährt, wo die Untergrundverhältnisse ungünstig
sind, z.B. in Gebieten mit hohem Grundwasserstand.
[0003] Unterdruck-Entwässerungssysteme werden vorwiegend als reine Schmutzwasser-Kanalisationen
eingesetzt, d.h. Regenwasser wird normalerweise nicht in sie eingeleitet. Demzufolge
ist der tägliche Schmutzwasseranfall ungefähr gleich dem täglichen Wasserverbrauch.
[0004] Das Schmutzwasser fließt üblicherweise in freiem Gefälle von angeschlossenen Gebäuden
in Schmutzwassersammelräume. Das Volumen dieser Sammelräume ist ausreichend groß,
um als Notstauraum zu dienen für den Fall, daß der Betrieb des Unterdruck-Entwässerungssystems
unterbrochen ist. Die Sammelräume sind mit dem Unterdruckkanal über normalerweise
geschlossene Absaugventile verbunden. Sobald sich eine bestimmte Schmutzwassercharge
im Sammelraum angesammelt hat, aktiviert ein Füllstandsgeber eine Steuerung, die das
Ventil für eine bestimmte Dauer öffnet. Die Schmutzwassercharge und ein Luftvolumen,
das normalerweise mehrfach größer ist als die Schmutzwassercharge, wird durch das
geöffnete Absperrventil zum Unterdruckkanal eingesaugt. Dabei kann die Luft entweder
gleichzeitig mit oder nach dem Schmutzwasser eingesaugt werden. Schmutzwasser und
Luft strömen den Unterdruckkanal entlang zu einem Unterdruckbehälter einer Unterdruckstation.
In dem Unterdruckbehälter wird über zumindest eine Unterdruckquelle, z.B. eine Vakuumpumpe,
ein bestimmter Unterdruck aufrechterhalten. Gesteuert vom Füllstand des Schmutzwassers
in dem Behälter wird das Schmutzwasser aus dem Behälter weggefördert, z.B. zu einer
Kläranlage. Hierfür werden üblicherweise Schmutzwasserpumpen eingesetzt.
[0005] Unterdruckkanäle werden nach einem bestimmten Höhenprofil verlegt, wobei systematisch
Hoch- und Tiefpunkte angeordnet werden. Wenn keine Luft strömt, d.h. wenn das System
in Ruhe ist, sammelt sich Schmutzwasser an den Tiefpunkten. Wenn stromaufwärts ein
Absaugventil geöffnet wird, strömt Luft im Unterdruckkanal in Richtung Unterdruckstation
und treibt Schmutzwasseransammlungen von den Tiefpunkten über die nächsten Hochpunkte.
Das Höhenprofil soll derart ausgebildet sein, daß eine gute Impulsübertragung vom
Luftstrom auf das Schmutzwasser erreicht wird. Dieser Impuls dient dazu, das Schmutzwasser
mit ausreichender Geschwindigkeit im Unterdruckkanal zu fördern, so daß Feststoffablagerungen
durch turbulente Strömung aufgewirbelt werden. Eine Mindestgeschwindigkeit von 0,7
m/s muß dabei von Zeit zu Zeit erreicht werden. Die Luft überholt das Schmutzwasser
in abwärts geneigten Abschnitten des Unterdruckkanals und treibt das Schmutzwasser,
das sich am nächstfolgenden Tiefpunkt angesammelt hat, über den nächstfolgenden Hochpunkt.
[0006] Insgesamt ansteigende Abschnitte des Unterdruckkanals werden derart ausgebildet,
daß die Höhendifferenz zwischen den Hochpunkten und nachfolgenden Tiefpunkten geringer
ist als diejenige zwischen den Tiefpunkten und nachfolgenden Hochpunkten.
[0007] Entlang des Unterdruckkanals bildet sich ein Druckgradient aus, zum einen hydrostatisch
infolge von Wasserverschlüssen an den Tiefpunkten und zum anderen hydrodynamisch infolge
von Beschleunigungs- und Reibungskräften. Die Gesamtlänge und die geodätische Höhendifferenz
von Unterdruckkanälen ist durch die zwischen den stromaufwärtigen Strangenden und
der Unterdruckstation verfügbare Druckdifferenz beschränkt. Diese liegt üblicherweise
in der Größenordnung von 40 kPa. Je größer das Volumenverhältnis von angesaugter Luft
(im Normzustand) und angesaugtem Schmutzwasser, das sogenannte Luft/Wasser-Verhätnis
ist, desto mehr Energie steht für den Transport des Schmutzwassers zur Verfügung.
Andererseits erfordert ein hohes Luft/Wasser-Verhältnis eine entsprechend große Leistung
der Unterdruckerzeuger in der Unterdruckstation und große Durchmesser der Unterdruckkanäle
und bedingt einen hohen Energieverbrauch. Unterdruck-Entwässerungssysteme sollten
deshalb so geplant werden, daß die Druckverluste gering bleiben. bei der Planung sind
sowohl die hydrostatischen Verluste infolge von Wasserverschlüssen, als auch die hydrodynamischen
Verluste infolge von Beschleunigung und Reibung zu berücksichtigen.
[0008] Nach dem Stand der Technik gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Arten von
Höhenprofilen.
[0009] Die meisten in Deutschland eingesetzten Unterdruck-Entwässerungssysteme haben ein
Höhenprofil mit in Abständen von 10 bis 20 m angeordneten Hoch- und Tiefpunkten. Die
Steigungen und Neigungen liegen in der Größenordnung von 1 %, die Höhendifferenz zwischen
Tief- und Hochpunkten beträgt in ebenem Gelände ungefähr 10 bis 30 cm. Schmutzwasserchargen
von ca. 10 l werden durch Absaugventile mit einem Durchmesser von ca. 50 mm eingesaugt.
Dieses Höhenprofil liegt dem Arbeitsblatt A 116 der ATV (Abwassertechnischen Vereinigung)
zugrunde.
[0010] Bei der Planung eines Unterdruck-Entwässerungssystems muß der ungünstigste Fall berücksichtigt
werden, der dann gegeben ist, wenn der Unterdruckkanal maximal mit Schmutzwasser gefüllt
ist. Dieses Fluten kann vorkommen, wenn nur Schmutzwasser und keine Luft eingesaugt
worden ist, wenn sich in den Sammelräumen sehr große Schmutzwassermengen angesammelt
haben, z.B. nach einer Betriebsunterbrechung des Systems. In diesem ungünstigsten
Fall erstrecken sich die Schmutzwasseransammlungen an den Tiefpunkten stromaufwärts
bis zu einem Punkt, wo die Rohrsohle ungefähr auf der Ebene des Rohrscheitels am Tiefpunkt
liegt. Sie erstrecken sich stromabwärts bis zum nächstfolgenden Hochpunkt.
[0011] Beispielsweise soll eine Leitung in ebenem Gelände mit einem Innendurchmesser D von
100 mm betrachtet werden, bei der der Abstand zwischen Hochpunkten und nachfolgenden
Tiefpunkten ca. 15 m und der Abstand zwischen den Tiefpunkten und nachfolgenden Hochpunkten
ca. 10 m und die Höhendifferenz H jeweils 15 cm beträgt. Das Maximalvolumen der Schmutzwasseransammlungen
an den Tiefpunkten beträgt ungefähr 90 l, was einer vollgefüllten Leitungslänge von
knapp 12 m entspricht. Die maximale hydrostatische Druckdifferenz entspricht der Höhenlagendifferenz
zwischen der Rohrsohle am Hochpunkt und dem Rohrscheitel am Tiefpunkt (

) und beträgt 0,5 kPa. Eine verfügbare Gesamtdruckdifferenz von 40 kPa reicht im ungünstigsten
Fall gerade aus, um 40 : 0,5 = 80 Tiefpunkte in einem Unterdruckkanal anzuordnen.
Damit ist die maximale Länge des Unterdruckkanals auf 80 * (15m + 10m) = 2 km beschränkt.
Falls eine geodätische Höhendifferenz zu überwinden ist, ist die Maximallänge entsprechend
kürzer.
[0012] Die Energie, die erforderlich ist, um diese Schmutzwasseransammlung mit einem Volumen
von 90 l auf eine Geschwindigkeit von 1 m/s zu beschleunigen und sie um 15 cm zu heben,
beträgt ca. 180 J. Diese Energie entspricht der isothermen Expansionsenergie, die
frei wird, wenn 360 l Luft von einem Druck von 70 kPa auf 69,5 kPa entspannt wird,
was einem Normvolumen von 250 Nl entspricht.
[0013] Die in Deutschland vorwiegend eingesetzten Unterdrucksysteme werden üblicherweise
mit Luft/Wasser-Verhältnissen unter 15:1 betrieben. Bei einer Schmutzwassercharge
von 10 l beträgt die eingesaugte Luftcharge weniger als 150 Nl. Üblicherweise liegt
sie sogar im Bereich zwischen 30 und 100 Nl. Wenn ein System geflutet ist, sind demzufolge
die erreichbarenen Geschwindigkeiten zu gering, um Schlammablagerungen aufzuwirbeln.
Außerdem verhindern diese langsamen Geschwindigkeiten eine rasche Erholung von gefluteten
Systemen. Insbesondere ist die Erholung dann langwierig, wenn Absaugventile eingesetzt
werden, bei denen das Luft/Wasser-Verhältnis sehr gering oder gar Null wird, wenn
die Sammelräume mit Wasser gefüllt sind.
[0014] Aus diesen Gründen schreibt das Arbeitsblatt A 116 der ATV eine maximale Stranglänge
von 2 km, eine maximale Nennweite von 150 mm und eine Maximalzahl von 500 je Hauptstrang
anschließbaren Einwohnern vor.
[0015] Das andere Höhenprofil wird vorwiegend in den USA verwendet und ist im Handbuch Nr.
625/1-91/024 der EPA (Environmental Protection Agency) beschrieben. Dabei handelt
es sich um ein sägezahnförmiges Höhenprofil. Zwischen den Hochpunkten und den Tiefpunkten
beträgt die Neigung mindestens 0,2%. Zwischen den Tiefpunkten und den Hochpunkten
beträgt die Steigung üblicherweise 100% und die Steighöhe H zwischen 30 und 60 cm.
Das Maximalvolumen der Abwasseransammlungen in einem Unterdruckkanal mit einem Innendurchmesser
D von 100 mm beträgt 200 l, was ungefähr einer voll gefüllten Leitungslänge von 25
m entspricht.
[0016] Chargenvolumina von ca. 40 l Schmutzwasser werden bei jedem Absaugvorgang durch Absaugventile
mit einem Durchmesser von ca. 75 mm eingesaugt. Die Energie, die benötigt wird, um
200 l auf 1 m/s zu beschleunigen und um 30 cm über den nachfolgenden Hochpunkt zu
heben, beträgt ca. 700 J. Ein Luftvolumen von ca. 345 l bzw. 240 Nl, das von 70 auf
68 kPa entspannt wird, wäre erforderlich. Das erfordert ein Luft/Wasser-Verhältnis
von 6:1, das nicht immer gegeben ist. Außerdem sollten so große Chargenvolumina vermieden
werden, um die Gefahr des Anfaulens und von Geruchsemissionen zu vermindern.
[0017] Das der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Problem besteht darin, ein Unterdruck-Entwässerungssystem
der zuvor genannten Art so weiterzubilden, daß sie hinsichtlich ihrer Betriebssicherheit,
Wirtschaftlichkeit und ihres Energiebedarfes verbessert werden. Geflutete Systeme
sollen sich schnell wieder erholen können. Die Maximallänge von Unterdruckkanälen
und die Maximalzahl der je Hauptstrang anschließbaren Einwohner soll deutlich über
2 km bzw. 500 liegen. Dauerhafte Schlammanlagerungen in den Unterdruckkanälen sollen
auch dann verhindert werden, wenn das Schmutzwasserchargenvolumen, die Absaugventile
und/oder das Luft/Wasser-Verhältnis klein ist.
[0018] Das Problem wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Unterdruckkanal erste und
zweite Abschnitte mit voneinander unterschiedlichen ersten und zweiten Höhenprofilen
im Bereich der Hochpunkte und Tiefpunkte aufweist, wobei im Ruhezustand das Maximalvolumen
der Abwasseransammlungen im Bereich der Tiefpunkte des ersten Abschnittes des Unterdruckkanals
kleiner ist als das Maximalvolumen der Abwasseransammlungen im Bereich der Tiefpunkte
des zweiten Abschnittes des Unterdruckkanals.
[0019] Insbesondere ist das Maximalvolumen der Abwasseransammlungen im ersten Abschnitt
mindestens ungefähr 3 mal, vorzugsweise mindestens 6 mal Kleiner als dasjenige im
zweiten Abschnitt.
[0020] In Ausgestaltung der Erfindung ist das Höhenprofil I im ersten Abschnitt derart ausgebildet,
daß sich die Abwasseransammlungen an den Tiefpunkten maximal 1 bis 3 m stromaufwärts
vom Tiefpunkt erstrecken, wohingegen sich die Abwasserportionen im zweiten Abschnitt
mehr als 5 m stromaufwärts von den Tiefpunkten erstrecken können. Das Höhenprofil
II entspricht dem bekannten und zuvor beschriebenen Sägezahnprofil.
[0021] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, daß es einen grundsätzlichen Unterschied
macht, ob in Unterdruckkanälen eine chargenweise oder eine kontinuierliche Förderung
erfolgt. Eine chargenweise Förderung erfolgt sogar bei Spitzenschmutzwasseranfall
an den stromaufwärtigen Enden der Unterdruckkanäle, wo stromaufwärts nur wenige Einwohner
angeschlossen sind. Es gibt dort Pausen zwischen den Öffnungszeiten der Absaugventile.
Eine kontinuierliche Strömung erfolgt zumindest bei Spitzenschmutzwasseranfall dort,
wo stromaufwärts ausreichend viele Einwohner angeschlossen sind oder wo periodisch
Luft über längere Zeiträume eingesaugt wird, wenn z.B. ein Belüftungsventil stromaufwärts
angeschlossen ist und periodisch geöffnet wird.
[0022] Die ersten Abschnitte der Unterdruckkanäle erstrecken sich an deren stromaufwärtigen
Enden, wohingegen die zweiten Abschnitte an die Unterdruckquelle anschließen. In den
ersten Abschnitten wird das Schmutzwasser schubweise von den Tiefpunkten über die
Hochpunkte gefördert, wohingegen Schmutzwasser und Luft in den zweiten Abschnitten
zumindest bei Spitzenschmutzwasseranfall mehr oder weniger kontinuierlich strömen.
[0023] Mit anderen Worten wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, unterschiedliche Höhenprofile
zu verwenden. Das erste Höhenprofil I wird in ersten Abschnitten eingesetzt, in der
Nähe der stromaufwärtigen Strangenden der Unterdruckkanäle; in diesen ersten Abschnitten,
in denen Luft und Schmutzwasser normalerweise stoßartig gefördert werden, ist das
Höhenprofil derart ausgebildet, daß sich nur Kleine Maximalvolumina Schmutzwasser
an den Tiefpunkten ansammeln können, wenn das System in Ruhe ist (d.h. Zustand ohne
Strömung); das zweite Höhenprofil II wird in zweiten Abschnitten eingesetzt, stromabwärts
von den ersten Abschnitten in Richtung Unterdruckstation, wo Schmutzwasser und Luft
zumindest bei Spitzenschmutzwasseranfall mehr oder weniger kontinuierlich strömen;
dieses Höhenprofil II ist derart ausgebildet, daß sich im Ruhezustand große Schmutzwasseransammlungen
an den Tiefpunkten bilden können.
[0024] Bei einer stoßartigen Förderung ist es wesentlich, daß die Schmutzwasseransammlungen
an den Tiefpunkten von nachströmender Luft als Pfropfen über den nächsten Hochpunkt
geschoben werden. Dabei müssen die Geschwindigkeiten zum Verhindern dauerhafter Schlammansammlungen
ausreichen. Das Maximalvolumen der Schmutzwasseransammlungen soll so klein sein, daß
auch Kleine Luftchargen ausreichen, um hierfür ausreichende Geschwindigkeiten zu erzeugen.
Die Schmutzwasseransammlungen sollen den Unterdruckkanal an den Tiefpunkten ganz verschließen
oder fast bis zum Scheitel reichen, so daß entweder Wasserverschlüsse gebildet werden
oder der für die Luftströmung verbleibende freie Querschnitt oberhalb der Schmutzwasseroberfläche
stark eingengt ist. Dies ist notwendig für eine gute Impulsübertragung von der Luft
auf das Schmutzwasser. Starke Einschnürungen der freien Querschnittsfläche führen
zu hohen Luftgeschwindigkeiten unmittelbar über der Schmutzwasseroberfläche. Dadurch
werden Wellen erzeugt, die den Luftdurchgang blockieren und die Impulsübertragung
verbessern. Die je Ventilöffnung eingesaugte Luftmenge soll ausreichend sein, um auf
die Schmutzwasseransammlungen so viel Energie zu übertragen, wie erforderlich ist,
uni die Schmutzwasseransammlungen ausreichend zu beschleunigen und über den nachfolgenden
Hochpunkt zu schieben, wenn diese Luftmenge uni diejenige hydrostatische Druckdifferenz
entspannt wird, die bei mit Schmutzwasser verschlossenen Tiefpunkten vorhanden ist.
[0025] Beim Höhenprofil II erfolgt eine kontinuierliche Strömung zumindest bei Spitzenschmutzwasseranfall
oder dann, wenn stromaufwärts ein Belüftungsventil geöffnet ist. An den Tiefpunkten,
an denen der freie Querschnitt für die Luftströmung vermindert ist, werden bei kontinuierlicher
Strömung Wellen mit zum Aufwirbeln von Schlammablagerungen ausreichenden Geschwindigkeiten
erzeugt. Die Abwasseransammlungen brauchen nicht vollständig über den Hochpunkt geschoben
zu werden, es reicht aus, wenn eine Folge von Wellen über den Hochpunkt geschoben
wird. Die Luftgeschwindigkeit muß größer sein als die Wellengeschwindigkeit. Eine
Leerrohrgeschwindigkeit der Luft von mindestens 1 m/s ist ausreichend.
[0026] Die Abwasseransammlungen an den Tiefpunkten des zweiten Abschnitts können sehr lang
sein und sich bis weit stromaufwärts von den Tiefpunkten erstrecken. In einer Leitung
mit einem Innendurchmesser D von 100 mm, einem Gefälle von 0,2 % zwischen Hochpunkt
und nachfolgendem Tiefpunkt und einer Anstiegshöhe H von über 100 mm können die Abwasserportionen
bis zu 50 m lang sein und ein Volumen von ca. 200 l erreichen. Eine Schubförderung
diese gesamten Volumens ist mit kleinen Luftschüben nicht möglich. Kleine Luftschübe
können nur kleine Wellen erzeugen und damit Schlammablagerungen nicht verhindern.
Deshalb ist das Höhenprofil II nur dann bzw. dort geeignet, wo eine kontinuierliche
Luftströmung vorhanden ist oder wenn große Luftschübe erzeugt werden, z.B. über Belüftungsventile.
[0027] Die Gesamtlänge eines erfindungsgemäßen Unterdruckentwässerungssystems ist nicht
auf 2 km beschränkt, wie in dem zuvor erwähnten ATV Arbeitsblatt A 116 gefordert.
Im ersten Abschnitt mit Höhenprofil I sind die hydrostatischen Verluste zwar relativ
hoch und üblicherweise größer als die zum Erreichen einer ausreichenden Strömungsgeschwindigkeit
erforderlichen hydrodynamischen Verluste, im zweiten Abschnitt mit Höhenprofil II
sind die hydrostatischen Verluste jedoch relativ gering, sogar dann, wenn die Anstiegshöhen
H größer sind als der Innendurchmesser D der Leitung. Wenn

ist, ist der hydrodynamische Druckverlust bei einer Schmutzwasserfördergeschwindigkeit
von über 1,5 m/s in der Regel geringer als der maximale hydrostatische Druckverlust,
solange das Luft/Wasser-Verhältnis über 2:1 liegt, was normalerweise der Fall ist.
Die Beschränkungen auf maximal 500 angeschlossene Einwohner je Strang und auf einen
maximalen Durchmesser der Leitung von 150 mm sind nur für den ersten Abschnitt mit
Höhenprofil I, nicht aber für den zweiten Abschnitt mit Höhenprofil II gültig. Schlammablagerungen
werden durch ausreichende Strömungsgeschwindigkeiten von über 0,7 m/s verhindert,
die im ersten Abschnitt jedesmal dann schubweise erreicht werden, wenn ein stromaufwärtiges
Absaugventil öffnet, und im zweiten Abschnitt kontinuierlich während des Spitzenschmutzwasserabflusses
oder während der Öffnungszeit eines Belüftungsventils erreicht werden.
[0028] Vorzugsweise beträgt das Maximalvolumen der Schmutzwasseransammlungen an den Tiefpunkten
von Abschnitt I zwischen 5 und 50 l. Zum ausreichenden Beschleunigen auf ca. 1 m/s
und Heben über eine Höhe H von 30 cm in einer Leitung mit einem Innendurchmesser D
von 100 mm ist eine Energie von 17,5 bis 175 J erforderlich. Hierfür muß eine Luftmenge
von 8,5 Nl bis 85 Nl von 70 kPa auf 68 kPa entspannt werden. Unter der Annahme, daß
das Schmutzwasserchargenvolumen 10 l beträgt, ist ein Luft/Wasser-Verhältnis von 0,9:1
bis 9:1 erforderlich.
[0029] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird Höhenprofil I derart ausgebildet, daß
der Tiefpunkt in einem U-förmigen Rohrsabschnitt mit zwei unterschiedlich langen Schenkeln
liegt, wobei der längere Schenkel den Tiefpunkt mit dem nachfolgenden Hochpunkt und
der kürzere Schenkel den Tiefpunkt mit dem stromaufwärtigen Unterdruckkanal verbindet.
Vorzugsweise haben beide Schenkel eine Steigung bzw. Neigung von mindestens 3% und
hat der Unterdruckkanal zwischen dem stromaufwärtigen Hochpunkt und dem Anschluß an
den kürzeren Schenkel ein Gefälle von mindestens 0,2%, wobei die Sohle am Übergang
zu dem kürzeren Schenkel ungefähr höhengleich mit dem Scheitel am Tiefpunkt ist. Wenn
die Steighöhe H zwischen Tiefpunkt und Hochpunkt 30 cm beträgt und der Innendurchmesser
D der Leitung 100 mm, ist die Länge des mit 0,2% geneigten Unterdruckkanalabschnittes
100 m. Der stromaufwärtige kurze Schenkel fällt um ca. 10 cm ab. Wenn sein Gefälle
10% beträgt, so ist er 1 m lang. Der stromabwärtige längere Schenkel zwischen dem
Tief- und nachfolgenden Hochpunkt steigt um 30 cm an. Falls auch dieser eine Steigung
von 10% hat, beträgt seine Länge 3 m. Die Schmutzwasseransammlung am Tiefpunkt hat
dann ihr maximales Volumen erreicht, wenn der lange Schenkel bis zur Sohle des nachfolgenden
Tiefpunktes und der kurze Schenkel bis ungefähr zum Scheitel des Tiefpunktes gefüllt
ist. Dann ist der lange Schenkel fast ganz gefüllt und der kurze Schenkel etwa zur
Hälfte. Das Maximalvolumen beträgt ca. 27 l. Selbstverständlich können auch andere
Formen mit dem verlangten Maximalvolumen und andere Steigungen gewählt werden. In
der Praxis wird man vorzugsweise gebogene Rohre verwenden, um die Tief- und Hochpunkte
auszubilden. Diese gebogenen Rohre haben zwei Wendepunkte, einen in jedem Schenkel.
[0030] Erfindungsgemäß wird weiterhin vorgeschlagen, das Höhenprofil II im zweiten Abschnitt
derart auszubilden, daß der Unterdruckkanal in ebenem Gelände zwischen den Hochpunkten
und den jeweilig stromabwärts liegenden Tiefpunkten ein Gefälle von mindestens 0,2%
und zwischen den Tiefpunkten und den jeweils nachfolgenden Hochpunkten eine Steigung
von mindestens 3% aufweist. Die Anstiegshöhen H liegen vorzugsweise im Bereich zwischen
dem ein- und dreifachen Innendurchmesser D. Vorzugsweise beträgt das Gefälle nur 0,2%
und die Steighöhe 10 bis 30 cm. Bei einer Steighöhe von 20 cm beträgt dann die Länge
des geneigten Abschnittes 100 m. Wenn die Tief- und Hochpunkte durch Biegen gerader
Rohre mit einem Verhältnis von Biegeradius zu Durchmesser von 50:1 hergestellt werden,
beträgt der Abstand des Anstieges zwischen Tiefpunkt und nachfolgendem Hochpunkt ca.
3 m und die mittlere Steigung ca. 6,7%.
[0031] Die Anstiege in Abschnitt II sind S-förmig mit nur einem Wendepunkt, der zwischen
dem Tief- und Hochpunkt liegt. Selbstverständlich können die Anstiege auch aus gewinkelten
anstelle von gebogenen Rohrstücken hergestellt werden.
[0032] Weder die gesamten hydrostatischen noch die hydrodynamischen Druckverluste bei Spitzendurchfluß
(der ungefähr einer Leerrohrgeschwindigkeit der Luft von 1 m/s entspricht) sollte
die verfügbare Druckdifferenz überschreiten. Solange die hydrostatischen Druckverluste
die hydrodynamischen Druckverluste bei Spitzendurchfluß nicht übersteigen, können
die Anstiegshöhen H beim Höhenprofil II größer sein als der Innendurchmesser D der
Rohrleitung.
[0033] Das Höhenprofil I wird vorzugsweise eingesetzt, wo die Wahrscheinlichkeit dafür,
daß mindestens eines der stromaufwärtigen Absaugventile bei Spitzenschmutzwasseranfall
geöffnet ist, geringer ist als 90%. Wäre diese Wahrscheinlichkeit größer, so wäre
der Durchfluß nahezu kontinuierlich und man setzte vorzugsweise Höhenprofil II ein,
weil dessen hydrostatische Druckverluste geringer sind. Höhenprofil II wird vorzugsweise
dort eingesetzt, wo diese Wahrscheinlichkeit über 50% liegt. Bei einer Wahrscheinlichkeit
zwischen 50 und 90% können beide Höhenprofile eingesetzt werden.
[0034] Alternativ wird Höhenprofil I vorzugsweise dort verwendet, wo der maximale stündliche
Schmutzwasserdurchfluß geringer ist als 1 l/s, und wird Höhenprofil vorzugsweise eingesetzt,
wo dieser Durchfluß größer ist als 0,5 l/s. Dies entspricht den obigen Wahrscheinlichkeiten
z.B. dann, wenn 10 l Schmutzwasser und 100 Nl Luft je Öffnungszyklus eines 50 mm -
Absaugventils mit einer Dauer von 10 s eingesaugt werden.
[0035] Alternativ wird Höhenprofil I vorzugsweise eingesetzt, wo weniger als 125 Einwohner
stromaufwärts angeschlossen sind, und wird Höhenprofil II vorzugsweise dort verwendet,
wo mehr als 60 Einwohner stromaufwärts angeschlossen sind. Unter der Annahme eines
Spitzenschmutzwasseranfalls von 0,008 l/(E*s) ist dies gleichwertig mit einem Durchfluß
von 1 l/s bzw. 0,5 l/s.
[0036] Andere Werte für den Schmutzwasserdurchfluß und für die Anzahl der angeschlossenen
Einwohner erhält man, wenn Absaugventile anderer Größe eingesetzt werden oder das
Luft-/Wasser-Verhältnis oder der Spitzenabfluß andere Werte haben.
[0037] Vorzugsweise haben die ersten Abschnitte der Unterdruckkanäle mit Höhenprofil I einen
Innendurchmesser D von maximal 125 mm. Unter der Annahme eines Chargenvolumens von
10 l Schmutzwasser und 100 Nl Luft, einer Einsaugzeit von 10 s und eines Druckes im
Unterdruckkanal von 70 kPa beträgt die Geschwindigkeit im Unterdruckkanal ca. 1,25
m/s. Der Mindestdurchmesser von Abschnitt II beträgt vorzugsweise 70 mm. Unter der
Annahme eines Spitzendurchflusses von 0,5 l/s, eines Luft-/Wasser-Verhältnisses von
4:1 und eines Druckes von 60 kPa entspricht dies einer Geschwindigkeit von über 1
m/s.
[0038] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung werden Belüftungsventile vorzugsweise an
den Übergangsstellen von Höhenprofil I auf Höhenprofil II oder bei Erweiterungen des
Innendurchmessers der Vakuumkanäle angeordnet. Diese Belüftungsventile können zeitgesteuert
geöffnet werden, um den stromabwärtigen Unterdruckkanal mit hoher Strömungsgeschwindigkeit
von über 0,7 m/s zu spülen. Das erlaubt den Einsatz des Höhenprofils II auch dann,
wenn sogar bei Spitzendurchfluß keine ausreichende Strömungsgeschwindigkeit sichergestellt
ist, z.B. wenn der Schmutzwasseranfall saisonal stark schwankt, also z.B. in Feriengebieten,
oder wo an lange Unterdruckkanäle nur wenige Einwohner angeschlossenen werden sollen.
Mit anderen Worten: Belüftungsventile erlauben den Einsatz von Höhenprofil II auch
dort, wo der Schmutzwasserdurchsatz gering sein kann.
[0039] Vorzugsweise werden Abschnitte des Unterdruckkanals, die jeweils einen Tiefpunkt
und nachfolgenden Hochpunkt beinhalten, aus warmverformten Kunststoffrohren hergestellt.
Da der Biegeradius von Kunststoffleitungen nach unten beschränkt ist, erfordert die
Herstellung kurzer Anstiege normalerweise die Verbindung von Rohrbögen oder -winkeln.
Durch die Verwendung warmverformter Rohre können derartige Verbindungen vermieden
werden, wodurch die Kosten und die Gefahr von Leckagen vermindert werden. Die Warmverformung
erfolgt üblicherweise bei in einer heißen Flüssigkeit eingetauchten Rohren. Um ein
Einknicken während der Warmverformung zu vermeiden, werden die Rohre mit Sand gefüllt
oder mit einem inneren Überdruck beaufschlagt.
[0040] Weitere Einzelheiten, Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich nicht nur
aus den Ansprüchen - für sich und/oder in Kombination-, sondern auch aus der nachfolgenden
Beschreibung von der Zeichnung zu entnehmenden Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine prinzipielle Darstellung eines Ausschnittes eines ersten Abschnittes eines Unterdruckkanals
nach Höhenprofil I im Bereich eines Tief- und Hochpunktes und
- Fig. 2
- einen Ausschnitt eines zweiten Abschnittes eines Unterdruckkanales mit Höhenprofil
II im Bereich eines Tief- und Hochpunktes.
[0041] In den Abschnitten (10) und (100) des Unterdruckkanals (28) eines Unterdruckentwässerungssystems
wird das Schmutzwasser in Pfeilrichtung transportiert. Fig. 1 zeigt einen ersten Abschnitt
(10) mit Höhenprofil I, der in der Nähe der Strangenden angeordnet ist. Fig. 2 zeigt
einen zweiten Abschnitt (100) mit Höhenprofil II, der stromabwärts des ersten Abschnittes
in Richtung Unterdruckstation angeordnet ist. Beide Abschnitte (10) und (100) enthalten
einen Tiefpunkt (12) bzw. (112) und einen Hochpunkt (14) bzw, (114).
[0042] Fig. 1 und 2. zeigen eine Schmutzwasseransammlung (16) bzw. (116) an den Tiefpunkten
(12) und (112) bei ruhendem System. Hochpunkte (14) bzw. (114) sind stromabwärts der
Tiefpunkte (12) bzw. (112) angeordnet.
[0043] Während die Schmutzwasseransammlung (16) am Tiefpunkt (12) beim Höhenprofil I (10)
einen Wasserverschluß bildet, der den Luftdurchfluß blockiert, bleibt beim Höhenprofil
II (100) eine Kleine Querschnittsfläche (104) für die Luft oberhalb des Wasserspiegels
(102) am Tiefpunkt (112) frei. Durch diese Querschnittsfläche (104) kann Luft strömen.
Während es beim Höhenprofil I (10) einen hydrostatischen Druckverlust und eine Höhendifferenz
der Wasserspiegel (20) und (22) vor und nach dem Tiefpunkt (12) gibt, fehlt ein solcher
beim dargestellten Höhenprofil II (100). Der maximale hydrostatische Druckverlust
beim Höhenprofil I (10) entspricht dem maximalen Höhenunterschied der Wasseroberflächen
(20) und (22), der gleich der Höhendifferenz h zwischen der Rohrsohle (24) am Hochpunkt
(14) und dem Scheitel (26) am Tiefpunkt (12) ist.
[0044] Bei beiden Höhenprofilen (10) und (100) entspricht die maximale hydrostatische Druckverlusthöhe
h der Differenz zwischen der Steighöhe H und dem Innendurchmesser D. Somit gilt

. Beim in Fig. 2 gezeigten Höhenprofil II ist H-D negativ und es gibt keine hydrostatische
Druckverlusthöhe h. Es wird allerdings betont, daß die Steighöhe H beim Höhenprofil
II im Unterschied zu dem in Fig. 2 gezeigten Beispiel auch größer als der Innendurchmesser
D des Rohres sein kann. Falls die Höhendifferenz H zwischen der Sohle (124) des Hochpunktes
(114) und der Sohle des Tiefpunktes (112) größer ist als der Innendurchmesser D, gibt
es auch beim Höhenprofil II eine hydrostatische Druckverlusthöhe

. Die maximalen hydrostatischen Druckverluste werden erreicht, wenn die Wasseroberflächen
(22) und (102) die Rohrsohlen (24) und (124) an den Hochpunkten (14) und (114) erreichen.
Dann erreichen die Schmutzwasseransammlungen (16) und (116) ihr maximales Volumen.
Unter normalen Bedingungen verhindert ein Überlaufen über die Hochpunkte (14) und
(114), daß die Wasserspiegel (229 und (102) weiter steigen.
[0045] Wenn das System in Ruhe ist, d.h. wenn weder Luft noch Schmutzwasser durch den Unterdruckkanal
(28) strömt, gibt es einen Druckgradienten entlang des Unterdruckkanales (28), wobei
der Druck in Richtung zur Unterdruckstation bei jedem Wasserverschluß um dessen hydrostatischen
Druckhöhenverlust h abfällt. Normalerweise sind diese Druckhöhenverluste geringer
als deren Maximalwert

, weil die Volumina der Wasseransammlungen (16) und (116) nicht ihre Maximalwerte
erreichen. Bei der Planung eines Systems sollten jedoch die maximalen hydrostatischen
Druckverlusthöhen h berücksichtigt werden, deren Summe Kleiner sein soll als die verfügbare
Druckdifferenz zwischen den Strangenden der Unterdruckkanäle und der Unterdruckstation.
Diese verfügbare Druckdifferenz liegt üblicherweise in der Größenordnung von 40 kPa.
[0046] Wenn das System in Ruhe ist, kann die maximale Höhe der Wasseroberfläche (20) nur
wenig höher liegen als der Rohrscheitel (26) am Tiefpunkt (12). Bei einem weiteren
Anstieg des Wasserstandes (20) würde das zwischen dem Tiefpunkt (12) und dem vorhergehenden
Hochpunkt eingeschlossene Luftvolumen (18) komprimiert werden. Die Druckdifferenz
der Luft vor und hinter dem Tiefpunkt (12) ist allerdings beschränkt auf die Höhendifferenz
der Wasserspiegel (22) und (20), die maximal den Wert h erreichen kann.
[0047] Um das Maximalvolumen der Schmutzwasseransammlung (16) beim Höhenprofil I (10) gering
zu halten, weist der Unterdruckkanal (28) ein starkes Gefälle unmittelbar vor dem
Tiefpunkt (12) auf. Die Wasseransammlung (16) kann sich maximal bis zu einem Punkt
(30) stromaufwärts des Tiefpunktes (12) erstrecken. Der Punkt (30) liegt ungefähr
höhengleich mit dem Scheitel (26) am Tiefpunkt (12). Der Abstand zwischen den Punkten
(30) und (12) ist umso kürzer, je steiler der Unterdruckkanal zum Tiefpunkt (12) abfällt.
Je Kleiner das Volumen der Schmutzwasseransammlung (16) ist, desto weniger Energie
wird zum Beschleunigen und Heben der Schmutzwasseransammlung (16) benötigt.
[0048] In ebenem Gelände hat ein Abschnitt (32) des Unterdruckkanals (28) zwischen einem
vorhergehenden nicht dargestellten Hochpunkt und dem Punkt (30) ein sanftes Gefälle
und fällt um eine Höhe

ab. Wenn das Gefälle mindestens 0,2% beträgt, ist die maximale Länge des Abschnittes
(32) gleich 500 * h. Wenn h = 10 cm ist, wenn also der maximale hydrostatische Druckverlust
p = 1 kPa beträgt, beträgt die Maximallänge von Abschnitt (32) 50 m. Unter Vernachlässigung
der relativ kurzen Entfernung zwischen den Punkten (30) und (14) beträgt die maximale
Gesamtlänge L eines nach Höhenprofil I verlegten Unterdruckkanals

, wobei P die insgesamt verfügbare Druckdifferenz ist. Wenn P = 40 kPa beträgt, so
ist die Maximallänge L = 2 km.
[0049] Die Länge der ersten Abschnitte von Unterdruckkanälen mit Höhenprofil I (10) muß
demnach deutlich kürzer sein als 2 km, wenn die Gesamtlänge der Unterdruckkanäle 2
km überschreiten soll. Zwischen den ersten Abschnitten mit Höhenprofil I (10) und
der Unterdruckstation werden zweite Abschnitte mit Höhenprofil II (100) angeordnet.
Die hydrostatischen Druckverluste sind beim Höhenprofil II (100) geringer als beim
Höhenprofil I (10). Sie entsprechen den Druckhöhenverlusten

und sind Null, wenn

ist. Insbesondere dort, wo das Gelände ansteigt, werden die Anstiege H größer sein
als der Innendurchmesser D.
[0050] Bein, Höhenprofil II (100) sind die Anstiege zwischen den Tiefpunkten (112) und den
Hochpunkten (114) vorzugsweise kurz und steil. Das Gefälle zwischen den Hochpunkten
(114) und den Tiefpunkten (112) ist sanft und deren Abstand groß. Bei einem Gefälle
von 0,2% beträgt die Länge der Gefälleabschnitte (132) 500 * H. Bei einer Anstiegshöhe
H = 20 cm und einem Innendurchmesser D = 15 cm beträgt die Länge des Gefälleabschnittes
(132) 100 m und der maximale hydrostatische Druckverlust 0,5 kPa.
[0051] Die Schmutzwasseransammlung (116) beim Höhenprofil II (100) erstreckt sich maximal
bis zum Punkt (130), der höhengleich mit dem Scheitel des Tiefpunktes (112) ist. Punkt
(130) fällt zusammen mit dem Hochpunkt (114), wenn

ist, wie in Fig. 2 dargestellt. Die Entfernung zwischen Punkt (130) und dem nächstfolgenden
Tiefpunkt beträgt das Minimum von 500 * D und 500 * H. Wenn

ist, fallen die Punkte (130) und (114) zusammen und der Unterdruckkanal (28) ist
maximal zur Hälfte mit Schmutzwasser gefüllt. Wenn H = 20 cm und D = 15 cm ist, beträgt
die Länge der sanft geneigten Abschnitte (132) 500* H = 100 m, das Maximalvolumen
der Schmutzwasseransammlungen (116) ca. 880 l und die maximale hydrostatische Druckverlusthöhe

, was einem hydrostatischen Druckverlust von 0,5 kPa entspricht. Der hydrodynamische
Druckverlust beträgt ebenfalls etwa 0,5 kPa, wenn Schmutzwasser-Luft-Gemisch bei einem
Luft-/Wasser-Verhältnis von 3:1 mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s kontinuierlich
über den Anstieg gefördert wird.
[0052] Unter der Annahme, daß in ebenen, Gelände ein Unterdruckkanal mit einer Gesamtlänge
von 4 km gebaut werden soll, dessen erster Abschnitt mit Höhenprofil I (10) 1 km und
dessen zweiter Abschnitt mit Höhenprofil II (100) 3 km lang ist, beträgt die Summe
der maximalen hydrostatischen Druckverluste im ersten Abschnitt 20 kPa und im zweiten
Abschnitt 15 kPa. Damit sind die gesamten maximalen hydrostatischen Druckverluste
mit 35 kPa Kleiner als die verfügbare Druckdifferenz von üblicherweise 40 kPa. Das
mittlere Luft/Wasser-Verhältnis muß im zweiten Abschnitt mindestens 3:1 betragen,
damit dort die hydrodynamischen Druckverluste bei einer zum Aufwirbeln von Schlammablagerungen
ausreichenden Fördergeschwindigkeit von ca. 1 m/s geringer bleiben als die maximalen
hydrostatischen Druckverluste.
1. Unterdruck-Entwässerungssystem, insbesondere für die Entwässerung von Siedlungen,
umfassend einen Unterdruckkanal, an den einerseits zumindest eine Unterdruckquelle
und andererseits über Absaugventile Schmutzwasseranfallstellen zum schubweisen Einsaugen
von Abwasser und Luft anschließbar sind, wobei der Unterdruckkanal (28) mit einem
Höhenprofil verlegt ist, das Hochpunkte (14, 114) und Ansammlungen (16,1 16) von Schmutzwasser
ermöglichende Tiefpunkte (12, 112) aufweist,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Unterdruckkanal (28) erste und zweite Abschnitte mit voneinander unterschiedlichen
ersten und zweiten Höhenprofilen (10,100) im Bereich der Hochpunkte (14, 114) und
Tiefpunkte (12, 112) aufweist, wobei im Ruhezustand das Maximalvolumen der Abwasseransammlungen
(16) im Bereich der Tiefpunkte (12) des ersten Abschnittes (10) des Unterdruckkanals
Kleiner ist als das Maximalvolumen der Abwasseransammlungen (116) im Bereich der Tiefpunkte
(112) des zweiten Abschnittes (100) des Unterdruckkanals.
2. Unterdruck-Entwässerungssystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das maximale Volumen der Schmutzwasseransammlung (116) im Bereich der Tiefpunkte
(112) des zweiten Abschnittes (100) des Unterdruckkanals (28) zumindest 2-fach und
vorzugsweise mehr als 10-fach größer ist als das maximale Volumen der Schmutzwasseransammlung
(16) im Bereich der Tiefpunkte (12) des ersten Abschnittes (10) des Unterdruckkanals.
3. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der erste Abschnitt (10) des Unterdruckkanals (28) ein im Bereich der Tiefpunkte
(12) und Hochpunkte (14) derart ausgebildetes Höhenprofil I aufweist, daß sich die
maximale Schmutzwasseransammlung (16) im Ruhezustand maximal 5 m, vorzugsweise weniger
als 3 m stromaufwärts vom Tiefpunkt (12) erstreckt, und/oder daß der zweite Abschnitt
(100) des Unterdruckkanals (28) ein im Bereich der Tiefpunkte (112) und Hochpunkte
(114) derart ausgebildetes Höhenprofil II aufweist, daß sich die maximale Schmutzwasseransammlung
(116) zumindest 5 m, vorzugsweise 10 bis 100 m stromaufwärts vom Tiefpunkt (112) erstrecken
kann.
4. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Volumen der Schmutzwasseransammlungen (16) im Bereich der Tiefpunkte (12)
beim Höhenprofil I (10) im Ruhezustand maximal 100 l, vorzugsweise 10 bis 50 l beträgt
und/oder daß das Volumen der Schmutzwasseransammlungen (116) im Bereich der Tiefpunkte
(112) beim Höhenprofil II (100) im Ruhezustand mindestens 50 l, vorzugsweise mehr
als 100 l betragen kann.
5. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß erste Abschnitte (10) des Unterdruckkanals (28) sich von stromaufwärtigen Enden
des Unterdruckkanals (28) stromabwärts in Richtung zur Unterdruckquelle erstrecken,
daß Schmutzwasser im Bereich der ersten Abschnitte (10) auch bei Spitzenschmutzwasserdurchsatz
schubweise von Tiefpunkten (12) über Hochpunkte (14) gefördert wird, daß zweite Abschnitte
(100) des Unterdruckkanals (28) sich stromabwärts an den ersten Abschnitten (10) anschließend
in Richtung zur Unterdruckquelle erstrecken und daß Schmutzwasser im Bereich der zweiten
Abschnitte (100) zumindest bei Schmutzwasserspitzendurchsatz oder dann, wenn ein stromaufwärtig
angeordnetes Belüftungsventil geöffnet ist, in etwa kontinuierlich von Tiefpunkten
(112) über Hochpunkte (114) gefördert wird.
6. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß erste Abschnitte mit Höhenprofil I (10) dort angeordnet werden, wo die Wahrscheinlichkeit
dafür, daß bei Schmutzwasserspitzenanfall zumindest ein Absaugventil stromaufwärts
offen ist, maximal 90% beträgt, und daß zweite Abschnitte mit Höhenprofil II (100)
dort angeordnet werden, wo die Wahrscheinlichkeit dafür, daß bei Schmutzwasserspitzenanfall
zumindest ein Absaugventil stromaufwärts offen ist, mindestens 50% beträgt.
7. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Höhenprofil I (10) der ersten Abschnitte der Unterdruckkanäle U-förmig ausgebildete
Rohrabschnitte mit Tiefpunkten (12) und mit jeweils zwei Schenkeln unterschiedlicher
Länge aufweist, wobei die längeren Schenkel die Tiefpunkte (12) mit den nachfolgenden
Hochpunkten (14) verbinden und die kürzeren Schenkel sich von den Tiefpunkten (12)
ausgehend stromaufwärts erstrecken und/oder daß das Höhenprofil II (100) der zweiten
Abschnitte der Unterdruckkanäle S-förmig ausgebildete Rohrabschnitte aufweist, die
jeweils einen Tiefpunkt (112) und einen nachfolgenden Hochpunkt (114) umfassen, und
daß die Rohrabschnitte, die jeweils einen Tiefpunkt (12, 112) und einen nachfolgenden
Hochpunkt (14, 114) umfassen, vorzugsweise aus warmverformten Kunststoffrohr hergestellt
sind.
8. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Höhenprofil I (10) Steighöhen H zwischen Tiefpunkten (12) und nachfolgenden
Hochpunken (14) den 1- bis 5-fachen Innendurchmesser des Unterdruckkanals (28) in
diesem Bereich haben und/oder daß beim Höhenprofil II (100) Steighöhen H zwischen
Tiefpunkten (112) und nachfolgenden Hochpunkten (114) den 0,6- bis 3-fachen Innendurchmesser
des Unterdruckkanals (28) in diesem Bereich haben, wobei bei beiden Höhenprofilen
(10,100) die Steighöhen H vorzugsweise 10 bis 60 cm betragen.
9. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Unterdruckkanal (28) in ebenem Gelände stromabwärts der Hochpunkte (14, 114)
Abschnitte (32, 132) mit geringem Gefälle von zumindest 0,2% aufweist und zwischen
den Tiefpunkten (12, 112) und den nachfolgenden Hochpunkten (14,114) mit einer mittleren
Steigung von mindestens 3% ansteigt, daß beim Höhenprofil I (10) der Abschnitt (32)
an einem Punkt (30) endet, an dem die Rohsohle ungefähr höhengleich mit dem Scheitel
(26) des Tiefpunktes (12) ist, daß der Unterdruckkanal zwischen dem Punkt (30) und
dem Tiefpunkt (12) ein durchschnittliches Gefälle von mindestens 3% aufweist und um
etwa einen Innendurchmesser des Unterdruckkanals in diesem Bereich abfällt und daß
beim Höhenprofil II (100) der Abschnitt (132) bis zum Tiefpunkt (112) reicht.
10. Unterdruck-Entwässerungssystem nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Belüftungsventile zum periodischen Erzeugen von hohen stromabwärtigen Strömungsgeschwindigkeiten
in der Nähe von Übergängen von den ersten Abschnitten (10) auf die zweiten Abschnitte
(100) der Unterdruckkanäle (28) oder in der Nähe von Rohrerweiterungen angeordnet
sind.