[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum maschinellen Reinigen und thermischen Desinfizieren
von medizinischen und biotechnologischen Apparaten und Instrumenten unter thermischer
Desinfektion der Reinigerflotte.
[0002] Für die Reinigung und Desinfektion von medizinischen oder chirurgischen sowie biotechnologischen
Instrumenten und Apparaturen werden Spezialspülmaschinen eingesetzt; die Desinfektion
erfolgt thermisch. Als Spülmaschinen werden hier im wesentlichen zwei Arten von Maschinen
eingesetzt, und zwar einerseits sogenannte Eintankmaschinen mit Frischwasserwechsel,
z. B. gemäß DE-A 36 01 777 und DE-A 33 27 466, und andererseits sogenannte Taktstraßen,
in denen die Instrumente nacheinander verschiedene Reinigungs- und Desinfektionszonen
durchlaufen.
[0003] Der Programmablauf bei den Eintankmaschinen ist typischerweise wie folgt: Kalt- oder
Warmwasser läuft in die Maschine ein und wird mit einem alkalischen Reiniger versetzt.
Diese alkalische Reinigungslösung wird anschließend auf Thermodesinfektionstemperaturen
von 93°C aufgeheizt. Nach einer Temperaturhaltezeit von z.B. 10 min erfolgt das Abpumpen
der heißen alkalischen Lauge; anschließend erfolgt eine Neutralisation mit einem sauren
Reagens sowie eine Nachspülung mit Wasser in mehreren Nachspülgängen. Taktstraßenmaschinen
beginnen aus Gründen der besseren Reinigungswirkung mit einer warmen, sauren Vorreinigung.
In einem nachfolgenden Tank erfolgt eine alkalische Hauptreinigung und die thermische
Desinfektion; die üblichen Spülgänge schließen sich an.
[0004] Speziell bei Apparaten und Instrumenten, die mit Rückständen von Körperflüssigkeiten
verunreinigt sind, wird im allgemeinen mit einer sauren Reinigung ein besseres Reinigungsergebnis
erzielt. Ein saurer Reiniger ist jedoch in Eintankmaschinen mit Frischwasserwechsel,
wie sie oben beschrieben wurden, nicht einsetzbar, weil eine Thermodesinfektion mit
einer sauren Reinigungslösung erhebliche Materialschäden an den Instrumenten verursacht.
[0005] Eine kalte oder warme saure Vorreinigung mit anschließendem Abpumpen der dabei verwendeten
sauren Reinigungslösung, gefolgt von einem zweiten Reinigungsschritt mit einem alkalischen
Reiniger und einer thermischen Desinfektion, ist in diesen Maschinen jedoch ebenfalls
nicht anwendbar, da derartige Maschinen vom Bundesgesundheitsamt (BGA) nicht zugelassen
werden. Die BGA-Zulassung hat zur Voraussetzung, daß im ersten Behandlungsschritt
in der Maschine bereits die Thermodesinfektion erfolgen muß, d.h. es muß bereits das
erste, aus der Maschine ablaufende Abwasser desinfiziert sein.
[0006] Somit war es bisher nicht möglich, in einer Eintankmaschine mit Frischwasserwechsel
einer handelsüblichen Art, z. B. eines von der Firma Miele, Gütersloh, hergestellten
Typs, eine saure Vorreinigung, wie sich diese z. B. bei Laborglas mit Blutrückständen
bewährt hat, durchzuführen.
[0007] Da jedoch saure Reiniger im Vergleich zu alkalischen Reinigern verbesserte Reinigungsergebnisse
liefern, besteht ein Bedürfnis an Verfahren für Eintankmaschinen, in denen die erste
Reinigung im sauren Milieu erfolgt.
[0008] Dieses Ziel läßt sich erfindungsgemäß dadurch erreichen, daß man in Eintankmaschinen
der handelsüblichen Art ein Verfahren einsetzt, gemäß dem man die Apparate und Instrumente
mit einer sauren bzw. sauer eingestellten Reinigerflotte bei Temperaturen bis zu 55°C
behandelt, der Reinigerflotte in Gegenwart der Apparate und Instrumente ein mit dieser
verträgliches basisches Reinigungs- und Neutralisationsmittel unter Einstellung eines
PH-Wertes von mindestens 6,5 zusetzt und die neutralisierte bzw. alkalisierte Reinigerflotte
sowie die mit der Reinigerflotte in Kontakt befindlichen Apparate und Instrumente
thermischen Desinfektionsbedingungen unterwirft.
[0009] Gemäß dem Verfahren der Erfindung wird somit eine Eintankmaschine der üblichen Art
mit Frischwasserwechsel mit Kaltwasser befüllt. Dem kalten Wasser wird ein sauer Reiniger
zudosiert; das sauer eingestellte Reinigungsmedium wird anschließend für die Reinigung
in einem relativ niedrigen Temperaturbereich benutzt. Damit lassen sich Beschädigungen
an Instrumenten, insbesondere durch Korrosion, ausschalten. Nach einer gewissen Einwirk-
bzw. Reinigungszeit, wobei die dabei verwendete kalte, saure Reinigungslösung auch
allmählich auf Temperaturen bis zu 55°C, insbesondere bis zu 40°C, erwärmt werden
kann, erfolgt die Zudosierung eines alkalischen Reinigungs- und Neutralisationsmittels
zur Erzeugung der für die Thermodesinfektion aus Korrosionsschutzgründen erforderlichen
alkalischen Reinigungslösung. Der Reiniger muß dabei so beschaffen sein, daß er beim
Zudosieren in die saure Reinigungslösung nicht zu Ausflockungen oder Ausfällungen
führt. Dabei wird neutralisiert, bis der pH-Wert mindestens 6,5 und bis zu 7,5 beträgt,
oder es wird insbesondere überneutralisiert, bis der pH-Wert der Reinigerlösung im
Bereich von 9 bis 10 liegt. Anschließend folgt ein weiteres Aufheizen bis zur Thermodesinfektionstemperatur.
Anschließend wird wie üblich eine Reinigungszeit von z. B. 10 min eingehalten; die
üblichen Neutralisations- und Nachspülgänge schließen sich an. Die vorerwähnten Zeiten
können im übrigen - je nach Bedarf - verkürzt oder verlängert werden, solange das
angestrebte Ergebnis der Desinfektion von Instrumenten und Reinigerflotte hierdurch
nicht beeinträchtigt wird. Das Verfahren der Erfindung hat den weiteren Vorteil, daß
die Reinigung der zu behandelnden Apparate und Instrumente einmal im sauren Milieu
und zum anderen im neutralen bzw. alkalischen Milieu erfolgt, so daß auch solche Verunreinigungen
wirksam entfernt werden, die sich nur im Sauren oder nur im Neutralen bis Alkalischen
besonders gründlich entfernen lassen.
[0010] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Reinigerflotte einen pH-Wert im
Bereich von 1 bis 4 auf; die Behandlung mit der sauren Reinigerflotte erfolgt vorzugsweise
im Temperaturbereich zwischen 10 und 30°C, insbesondere bei Umgebungstemperatur.
[0011] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung weist die Reinigerflotte
nach der Neutralisation bzw. der Alkalisierung einen pH-Wert im Bereich von 7 bis
12, insbesondere von 9 bis 12, auf.
[0012] Gemäß einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung erfolgt die thermische
Desinfektion bei Temperaturen oberhalb von 90°C, wobei die Dauer der thermischen Desinfektion
vorzugsweise mindestens 10 min beträgt. Es handelt sich hierbei um für Deutschland
empfohlene Parameter. Es sind jedoch auch nach den jeweiligen nationalen Vorschriften
andere Betriebsparameter für die thermische Desinfektion möglich, z. B. 85°C und 3
Minuten.
[0013] Nach Beendigung der thermischen Desinfektion wird die Reinigerlösung abgepumpt und
die Reinigungsanlage mit Frischwasser beschickt. Diesem Frischwasser wird, falls bei
der thermischen Desinfektion alkalisch gearbeitet wurde, ein Neutralisationsmittel
zugesetzt, vorzugsweise die in der ersten Stufe eingesetzte saure Reinigerlösung.
Es ist auch möglich, die saure Reinigerlösung direkt in die alkalische Lösung nach
der thermischen Desinfektion zur Neutralisation derselben einzudosieren. Das Verfahren
wird durch mindestens einen Spülgang mit Frischwasser, vorzugsweise gefolgt von einem
Spülgang mit erwärmtem, entmineralisiertem Wasser und den üblichen thermischen Trocknungsstufen,
abgeschlossen.
[0014] Nachfolgend werden bevorzugte Ausführungsbeispiele für die Durchführung des Verfahrens
der Erfindung gegeben.
Programmschritt/Funktion |
Beispiel 1 |
Beispiel 2 |
Wassereinlauf, enthärtet oder demineralisiert |
10 l kalt = 10-20°C |
5 l kalt + 5 l warm = 30-40°C |
Dosierung eines sauren Reinigungsmittels, 10-20ml auf 10 l Wasservolumen |
pH-Wert 2,5 -3,5 |
pH-Wert 2,5-3,5 |
Saure Reinigungsphase |
Wassereinflauftemperatur ohne Einschalten der Heizung oder Aufheizen der sauren Reinigungslösung
auf bis zu 55°C; Zeit: 0,5-5 min |
Zudosierung des alkalischen Reinigers, 30-40 ml auf 10 l Wasser |
pH-Wert > 11 |
pH-Wert > 11 |
Erfolgt die saure Reinigung bei Wassereinlauftemperaturen, wird der alkalische Reiniger
nach Abschluß der sauren Reinigung zudosiert; erfolgt eine Aufheizung der sauren Reinigungslösung,
wird die Zudosierung des alkalischen Reinigers vorgenommen, wenn die saure Reinigungslösung
eine Temperatur von etwa 40°C erreicht hat. |
Weiteres Aufheizen bis zur Thermodesinfektionstemperatur |
93°C |
93°C |
Thermodesinfektion wie nach dem Stand der Technik |
10 min |
10 min |
[0015] Typische Beispiele für in dem Verfahren der Erfindung einzusetzende saure Reiniger
sind organische Monocarbonsäuren wie Ameisensäure oder Essigsäure oder Hydroxycarbonsäuren
wie Zitronensäure oder Äpfelsäure. Auch anorganische Säuren wie Phosphorsäure, Schwefelsäure,
Salpetersäure oder Amidosulfonsäure sind möglich, weiterhin können auch Persäuren,
z. B. Peressigsäure, eingesetzt werden.
[0016] Der saure Reiniger kann außer den oben beschriebenen Säuren Hilfsstoffe wie Dispergatoren,
Netzmittel, korrosionsverhindernde Zusätze oder dergleichen enthalten.
[0017] Der in dem Verfahren der Erfindung einsetzbare alkalische Reiniger kann z. B. Kaliumhydroxid,
Natriumhydroxid, Nitrilotrisessigsäure, EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure), Polyphosphat,
Härtedispergatoren, Tenside sowie korrosionsverringernde Zusätze, z. B. Aminderivate
wie Triethanolamin enthalten. Die vorerwähnten Inhaltsstoffe sind an sich nicht neu
und sind dem Reinigungsfachmann auf dem hier angesprochenen Gebiet bestens bekannt.
[0018] Eine besonders bevorzugte Rezeptur für den sauren und den alkalischen Reiniger zur
Verwendung in dem Verfahren der Erfindung wird im folgenden wiedergegeben.
- Saurer Reiniger:
- 62 % Phosphorsäure
2 % Zitronensäure
Rest: vollentsalztes Wasser
- Alkalischer Reiniger:
- 14 % Natriumhydroxid
16 % Nitrilotrisessigsäure
1,5 % Tensid (Natriumalkylaminodipropionat)
Rest: vollentsalztes Wasser
Die vorgenannten Prozentzahlen beziehen sich auf Gew.-%.
Beispiel 3:
[0019] Es wurde eine handelsübliche Eintankmaschine vom Typ Miele G 7735 OP zur Instrumentenaufbereitung
mit Mikroprozessorsteuerung verwendet. Der Programmablauf war wie folgt:
[0020] In die Spülmaschine wurden 10 l kaltes enthärtetes Wasser eingegeben und mit 10 ml
eines sauren Reinigers mit 39 Gew.-% Zitronensäure und 1 Gew.-% Äpfelsäure versetzt.
Die resultierende saure Reinigungslösung wurde von der Umwälzpumpe der Spülmaschine
2 min lang für eine saure Reinigung chirurgischer Instrumente verwendet. Anschließend
wurde die saure Reinigungslösung durch automatisches Einschalten der Heizung auf 40°C
aufgeheitzt. Hierfür wurde eine Zeit von 4 min benötigt. Anschließend erfolgte eine
Zudosierung von 30 ml eines alkalischen Reinigers. Der alkalische Reiniger enthielt
14 % Natriumhydroxid, 16 % NTA sowie 1,5 % Natriumalkylaminodipropionat (handelsüblich).
Nach Zudosierung des alkalischen Reinigers wies die Flotte einen pH-Wert von 11 auf.
Ausflockungen in der nun alkalisierten Flotte wurden nicht beobachtet. Während der
Zudosierung des alkalischen Reinigers und nach Beendigung der Dosierung wurde weiter
aufgeheizt, bis eine Thermodesinfektionstemperatur von 93°C erreicht war. Von Beginn
der Dosierung des alkalischen Reinigers bei 40°C bis zum Erreichen der Temperatur
von 93°C vergingen 7 min. Nach dem Erreichen von 93°C erfolgte die übliche und bekannte
Thermodesinfektion sowie der dann anschließende übliche und bekannte Programmablauf
des Nachspülens und Trocknens.
1. Verfahren zum maschinellen Reinigen und thermischen Desinfizieren von medizinischen
und biotechnologischen Apparaten und Instrumenten mit thermischer Desinfektion der
Reinigerflotte, dadurch gekennzeichnet, daß man die Apparate und Instrumente mit einer
sauren bzw. sauer eingestellten Reinigerflotte bei Temperaturen bis zu 55°C behandelt,
der Reinigerflotte in Gegenwart der Apparate und Instrumente ein mit dieser verträgliches
basisches Reinigungs- und Neutralisationsmittel unter Einstellung eines pH-Wertes
von mindestens 6,5 zusetzt und die neutralisierte bzw. alkalisierte Reinigerflotte
sowie die mit der Reinigerflotte in Kontakt befindlichen Apparate und Instrumente
unter Erhitzen desinfiziert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Reinigerflotte einen pH-Wert
im Bereich von 1 bis 4 aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Behandlung mit der
sauren Reinigerflottte im Temperaturbereich zwischen 10 und 30°C, insbesondere bei
Umgebungstemperatur erfolgt.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Reinigerflotte nach der Neutralisation bzw. der Alkalisierung einen pH-Wert im
Bereich von 7 bis 12 aufweist.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die thermische Desinfektion bei Temperaturen über 84°C, insbesondere über 90°C erfolgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die thermische Desinfektion
über mindestens 3 min, insbesondere mindestens 10 min erfolgt.