[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Herstellung metallischer
Formteile durch Verarbeitung einer Spritzgießmasse, wobei man a.) die Spritzgießmasse
zu dem Formteil verarbeitet und b.) einen Teil des im Formteil enthaltenen Bindemittels
entfernt und c.) das so erhaltene Formteil sintert.
[0002] Zur Herstellung metallischer Formteile durch Pulvermetallspritzguß sind bereits verschiedene
Verfahren bekannt. In der EP-A 413 231 wird ein Verfahren zur Herstellung anorganischer
Sinterformteile beschrieben. In einer ersten Stufe wird aus dem sinterbaren Pulver
und Polyoxymethylen als Bindemittel eine verformbare Masse in Form von Granulaten
hergestellt. Aus diesen verformbaren Massen werden anschließend durch Spritzguß sogenannte
Grünkörper hergestellt. Dazu wird das Granulat in Spritzgießmaschinen aufgeschmolzen
und die Schmelze in die entsprechenden Formen gespritzt, wo sie unter Temperaturerniedrigung
abkühlen und durch Unterschreitung der Glaserweichungstemperatur und/oder des Kristallitschmelzpunktes
des Bindemittels erstarren und anschließend aus der Form entfernt werden (Seite 1,
Zeile 38 bis Seite 2, Zeile 2). Die so erhaltenen Grünkörper werden im sich anschließenden
Entbinderungsschritt vom größten Teil des Bindemittels befreit, wobei eine säurekatalytische
Entbinderung den Vorteil bietet, durch die schonende Entfernung des Bindemittels die
Gefahr der Rißbildung zu unterbinden (Seite 2, Zeilen 3 bis 32). Die so erhaltenen,
porösen Teile werden anschließend bei Temperaturen von etwa 1100 bis 1500°C gesintert,
wobei ggf. noch geringe Mengen restlichen Bindemittels entweichen (Seite 2, Zeilen
33 bis 34).
[0003] Das Verfahren ist zur Herstellung anorganischer Sinterformteile im allgemeinen sehr
gut geeignet, allerdings kann es beispielsweise im Falle großer Teile, welche ggf.
komplizierte Formen und/oder geringe Wandstärken besitzen, beim Sintern zu unerwünschten
Verformungen kommen. Der Sinterprozeß erfordert hohe Temperaturen, um das gewünschte
Gefüge im Formkörper einzustellen. Üblicherweise liegen die Temperaturen bei etwa
1100 bis 1500°C. Bei diesen hohen Temperaturen kann jedoch eine gewisse Erweichung
des zu sinternden Formkörpers nicht ausgeschlossen werden. Dies kann beispielsweise
bei Besteckteilen, welche beim Sinterprozeß auf planen Unterlagen nur sehr unvollständig
aufliegen, zu unerwünschten Verformungen führen, da der Formkörper bereits durch sein
Eigengewicht eine beträchtliche Belastung erfährt.
[0004] In der DE-C 4124393 werden Besteckteile offenbart, welche durch pulvermetallurgisches
Spritzgießen hergestellt werden. Auch hier wird ein Verfahren beschrieben, bei dem
die Formkörper im wesentlichen durch die Verfahrensschritte Spritzgießen, Entfernung
des Bindemittels und anschließende Sinterung des Formkörpers hergestellt werden (Spalte
2, Zeilen 58 bis 64). Auch hier ergibt sich der Nachteil, daß es bei der Sinterung
der Besteckteile, welche durch pulvermetallurgisches Spritzgießen hergestellt worden
sind, zu einer unerwünschten Verformung kommen kann.
[0005] Es stellte sich somit die Aufgabe, ein wirtschaftliches und kostengünstiges Verfahren
zu finden, daß den genannten Nachteilen abhilft und welches auch im Falle dünnwandiger
bzw. kompliziert geformter Formteile zu Produkten von hoher und gleichmäßiger Qualität
führt.
[0006] Demgemäß wurde ein Verfahren zur Herstellung eines metallischen Formteiles durch
Verarbeitung einer Spritzgießmasse gefunden, wobei man
a. die Spritzgießmasse zu dem Formteil verarbeitet und
b. einen Teil des im Formteil enthaltenen Bindemittels bei einer Temperatur von 90
bis 600°C entfernt und
c. das so erhaltene Formteil sintert,
indem man das Formteil auf einer Unterlage sintert, welche annähernd die Kontur des
fertigen Formteils aufweist, wobei die Kontur der Unterlage beim Sinterprozeß im wesentlichen
erhalten bleibt.
[0007] Weiterhin betrifft die Erfindung die mit dem Verfahren erhältlichen Formteile.
[0008] Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Unterlagen gewährleisten während
des Sinterprozesses eine gute Formstabilität des Formteils. Besonders eignen sich
Unterlagen, welche vorteilhafterweise annähernd die Kontur des fertigen Formteils
aufweisen, eine höhere Kriechbeständigkeit besitzen als die Formteile oder im Sintertemperaturbereich
unter dem Einfluß der Auflagekräfte nicht meßbar kriechen.
[0009] Es können verschiedene Werkstoffe für die Unterlagen eingesetzt werden. Bei der Verwendung
metallischer Werkstoffe ist zu beachten, daß es während des Sinterprozesses nicht
zu einer unerwünschten Versinterung zwischen Formteil und Unterlage kommt. Dies kann
jedoch durch verschiedene Maßnahmen, wie beispielsweise die Beschichtung der Unterlage
mit inerten Pulvern wie Borcarbid, Bornitrid oder α-Aluminiumoxid vermieden werden.
Besonders gut eignen sich keramische Materialien wie beispielsweise gesintertes Aluminiumoxid,
Zirkondioxid, Siliziumcarbid, Aluminiumnitrid, Borcarbid oder Bornitrid.
[0010] Die Herstellung der Unterlage kann bei einigen Formteilen bevorzugt direkt unter
Verwendung der Form für das metallische Formteil erfolgen. Dies ist beispielsweise
bei der Unterlage zur Herstellung von Löffeln der Fall. Hier kann man unter Verwendung
der Form eine Unterlage durch Spritzguß erzeugen, welche später als Unterlage für
die metallischen Formteile dient. Dabei kann man vorteilhafterweise die Dimension
der fertiggesinterten Unterlage etwas größer als das spätere Formteil einstellen,
sodaß die Unterlage eine ausgezeichnete Paßform für die Formteile besitzt. Es empfiehlt
sich hierbei, die Unterlage etwa 1 bis 20 % größer zu dimensionieren als das Formteil,
besonders bevorzugt 2 bis 10 %. Die zur Einstellung der Dimension notwendigen Maßnahmen
sind dem Fachmann bekannt. So ist beispielsweise das Schwinden des Formkörpers von
der Zusammensetzung der Einsatzstoffe abhängig und kann entsprechend variiert werden.
Weiterhin kann durch die Sintertemperatur Einfluß auf das Schwinden genommen werden,
mit Erhöhung der Sintertemperatur wird ein stärkeres Schwinden des Formteils beobachtet.
[0011] Im folgenden wird das Verfahren zur Herstellung metallischer Formteile schematisch
näher beschrieben.
[0012] In bekannter Art und Weise wird aus sinterbarem Metallpulver, fließfähigem Bindemittel
und ggf. noch beigefügten Hilfsmitteln ein Granulat hergestellt. Als fließfähige Bindemittel
sind zahlreiche Stoffe bekannt. Wesentlich ist, daß sie bei Temperaturerhöhung möglichst
wenig Restkohlenstoff liefern. Beispielsweise genannt werden Polyoxymethylen, Polystyrol,
Polymethylmethacrylat, Polypropylen, Polyethylen, Ethylen-Vinylacetat-Copolymere sowie
deren Mischungen.
[0013] Die Polyoxymethylenhomo- oder -copolymerisate sind dem Fachmann an sich bekannt und
in der Literatur beschrieben.
[0014] Die Homopolymeren werden im allgemeinen durch Polymerisation von Formaldehyd oder
Trioxan hergestellt, vorzugsweise in der Gegenwart von geeigneten Katalysatoren.
[0015] Im Rahmen der Erfindung bevorzugte Polyoxymethylencopolymere enthalten neben den
wiederkehrenden Einheiten -OCH₂- noch bis zu 50, vorzugsweise 0,1-20 und insbesondere
0,3-10 mol-% an wiederkehrenden Einheiten.

wobei R¹ bis R⁴ unabhängig voneinander ein Wasserstoffatom, eine C₁-C₄-Alkylgruppe
oder eine halogensubstituierte Alkylgruppe mit 1-4 C-Atomen und R⁵ eine -CH₂-, -CH₂O-,
eine durch C₁-C₄-Alkyl- oder C₁-C₄-Haloalkyl substituierte Methylengruppe oder eine
entsprechende Oxymethylengruppe darstellen und n einen Wert im Bereich von 0-3 hat.
Vorteilhafterweise können diese Gruppen durch Ringöffnung von cyclischen Ethern in
die Copolymere eingeführt werden. Bevorzugte cyclische Ether sind solche der Formel

wobei R¹-R⁵ und n die oben genannte Bedeutung haben. Nur beispielsweise seien Ethylenoxid,
1,2-Propylenoxid, 1,2-Butylenoxid, 1,3-Butylenoxid, 1,3-Dioxan, 1,3-Dioxolan und Dioxepan
als cyclische Ether genannt sowie lineare Oligoformale als Comonomere genannt.
[0016] Ebenfalls geeignet sind Oxymethylenterpolymerisate, die beispielsweise durch Umsetzung
von Trioxan, einem der vorstehend beschriebenen cyclischen Ether und einem dritten
Monomeren, vorzugsweise einer bifunktionellen Verbindung der Formel

wobei Z eine chemische Bindung, -O- oder -ORO- (R = C₁-C₈-Alkylen oder C₃-C₈-Cycloalkylen)
ist, hergestellt wird.
[0017] Bevorzugte Monomere dieser Art sind Ethylendiglycid, Diglycidylether und Diether
aus Glycidylen und Formaldehyd, Dioxan oder Trioxan im Molverhältnis 2:1 sowie Diether
aus 2 mol Glycidylverbindung und 1 mol eines aliphatischen Diols mit 2-8 C-Atomen
wie beispielsweise die Diglyidylether von Ethylenglykol, 1,4-Butandiol, 1,3-Butandiol,
Cyclobutan-1,3-diol, 1,2-Propandiol und Cyclohexan-1,4-diol um nur einige Beispiele
zu nennen.
[0018] Neben den Polyoxymethylenhomo- und Copolymeren sind auch Poly-1,3-oxiolan und Poly-1,3-dioxepan
wie beispielsweise in der EP-A-44 475 beschrieben, geeignet. Verfahren zur Herstellung
der vorstehend beschriebenen Homo- und Copolymerisate sind dem Fachmann bekannt und
in der Literatur beschrieben, so daß sich hier nähere Angaben erübrigen.
[0019] Die bevorzugten Polyoxymethylenhomo- bzw. Copolymerisate haben Schmelzpunkte von
mindestens 150°C und Molekulargewichte (Gewichtsmittelwert) im Bereich von 5000 bis
15000, vorzugsweise von 7000 bis 60000.
[0020] Als Metalle, die in Pulverform enthalten sein können, seien nur beispielsweise Eisen,
Cobalt, Nickel und Silizium genannt; Legierungen sind z.B. eisenbasierte Legierungen
wie niedrig- und hochlegierte Stähle, Leichtmetallegierungen auf der Basis von Aluminium
und Titan sowie legierungen mit Kupfer oder Bronze. Schließlich kommen auch Hartmetalle
wie Wolframcarbid, Borcarbid oder Titannitrid in Kombination mit Metallen wie Cobalt
und Nickel in Betracht. Letztere können bei der Herstellung von metallgebundenen Hartschneidwerkzeugen
(sog. Cermets) eingesetzt werden.
[0021] Als Hilfsmittel werden beispielsweise Fließverbesserer, Stabilisatoren oder Entformungshilfsmittel
eingesetzt.
[0022] Aus dem Granulat wird durch Spritzguß in bekannter Weise ein sogenannter Grünkörper
hergestellt. Dazu wird das Granulat in Spritzgießmaschinen bei Temperaturen von etwa
120 bis 220°C, bevorzugt 170 bis 200°C aufgeschmolzen und die Schmelze in die entsprechende
Form gespritzt, wo sie unter Temperaturerniedrigung abkühlt und durch Unterschreitung
der Glaserweichungstemperatur und/oder des Kristallitschmelzpunktes des Bindemittels
erstarrt und anschließend aus der Form entfernt wird.
[0023] Die so erhaltenen Grünkörper werden im anschließenden Entbinderungsschritt bei Temperaturen
von etwa 90 bis 600°C von einem großen Teil des enthaltenen Bindemittels befreit.
Hierbei kann sich auch eine Entbinderung in Gegenwart einer Säure empfehlen, wodurch
bei säurekatalytischer Spaltung des Bindemittels niedrigere Temperaturen während der
Entbinderung ermöglicht werden. Geeignete Säuren sind beispielsweise Salpetersäure,
Oxalsäure oder Bortrifluorid, die Temperaturen während der Entbinderung liegen hier
üblicherweise bei etwa 110 bis 150°C.
[0024] Es kann sich besonders empfehlen, bereits zu Beginn des Prozesses ein weiteres permanentes
Bindemittel in geringen Mengen hinzuzufügen, welches bei der säurekatalytischen Entbindung
nicht entfernt wird.
[0025] Die so verbleibenden Reste des Bindemittels gewährleisten eine gute Festigkeit des
Formkörpers auch zu Beginn des Sinterprozesses, bevor eine Verfestigung über das Ansintern
des Metallpartikels einsetzt.
[0026] Als permanente Bindemittel eignen sich beispielsweise Polyethylen, Polypropylen,
Polystyrol, Polymethylmethacrylat oder Polyvinylpyrrolidon.
[0027] Die Anteile des permanenten Bindemittels betragen bevorzugt etwa 0,5 bis 20 Gew.-%,
besonders bevorzugt 2 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das gesamt eingesetzte Bindemittel.
[0028] In dem sich anschließenden Sinterprozess wird das Formteil stark erhitzt, wodurch
das Gefüge in gewünschter Art und Weise verändert wird und ggf. noch verbleibende
Reste enthaltenen Bindemittels ausgetrieben werden können. Hierzu wird das zu sinternde
Formteil auf eine die Konturen des Formteils stabilisierende Unterlage gebracht. Die
Temperaturen während des Sinterprozesses liegen üblicherweise bei etwa 600 bis 1600°C,
bevorzugt 800 bis 1400°C, die Dauer erstreckt sich üblicherweise von etwa 0,5 bis
10, bevorzugt 1 bis 2 Stunden ohne Aufheiz- und Abkühlzeiten.
[0029] Die Unterlage sollte dabei bevorzugt so beschaffen sein, daß das zu sinternde Formteil
nicht nur an wenigen Punkten aufliegt, sondern großflächig in Kontakt mit der Unterlage
steht, sodaß eine gute Stabilisierung während des Sinterns gewährleistet ist. Hierbei
ist zu beachten, daß die Unterlage selber bei den Sintertemperaturen eine ausreichende
Kriechstabilität aufweist.
[0030] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders zur Herstellung dünnwandiger
bzw. großer oder komplex geformter Bauteile, welche ohne eine solche Abstützung bereits
durch ihr Eigengewicht zu Verformung neigen, sobald die Kriechbeständigkeit des Werkstoffes
reduziert wird. Somit eröffnet es die Möglichkeit, auch solche Formteile durch Pulverspritzguß
herzustellen, welche bisher diesem Verfahren wegen der unerwünschten Verformung nicht
zugänglich waren. Dies ist neben den bereits aufgeführten Formteilen allgemein dort
von Relevanz, wo eine hohe Maßgenauigkeit erfordert wird. Üblicherweise kann man mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens eine Maßgenauigkeit bei den fertigen Formteilen
erzielen, welche etwa 0,5 %, in besonderen Fällen 0,3 % bezogen auf den vorgegebenen
Wert nicht überschreitet.
[0031] Als Beispiele genannt werden Besteckteile wie Messer, Gabel, Löffel sowie Formkörper
mit ausladenden Teilen, die sonst unter ihrem Eigengewicht leicht abknicken.
[0032] Das erfindungsgemäße Verfahren bietet eine einfache Möglichkeit, Formteile wirtschaftlich
und kostengünstig herzustellen, wobei eine hohe Maßgenauigkeit auch komplex geformter
Bauteile mit insgesamt hohen Eigenschaftsniveau erzielt werden kann. Dabei kann das
Verfahren vorteilhafterweise ohne größeren Aufwand in bereits vorhandene Spritzgießverfahren
zur Herstellung metallischer Formteile eingebunden werden.
Beispiele
[0033] In einem auf 185°C beheizten, evakuierbaren Kneter werden 10.080 g eines Edelstahlpulvers
des Typs 316 L in Argon verdüst, mit einer mittleren Korngröße von 22 µm, 886,5 g
eines Polyoxymethylens mit dem Schmelzindex 50 g/10 min bei 190°C, 98,5 g eines Polyethylens
mit einem Schmelzindex von 42 g/10 min bei 190°C sowie 500 g Butylglykol als Lösungsmittel
für die Binderkomponente gemischt. Nachdem eine homogene Mischung erhalten war, wurde
der Kneter evakuiert und unter weiteren Kneten das Lösungsmittel abdestilliert. Danach
wurde der Kneter auf 100°C abgekühlt, wobei sich die Masse verfestigte und dabei granuliert
wurde. Die so erhaltene Spritzgießmasse enthielt 63 Vol.-% des Edelstahlpulvers.
[0034] Eine Spritzgießmaschine wurde mit einer Form für einen Löffel ausgerüstet. Der gesinterte
Löffel wird gekennzeichnet durch die Dimensionen Gesamtlänge 204 mm, Stiellänge 140
mm, Löffelbreite 44 mm, Wölbung des Löffels 9 mm, Wölbung des Stiels bei Auflage auf
ebener Unterlage 12 mm, bei Wandstärken von 1 mm am Löffelteil und 3 mm am Stiel.
Aufgrund des zu erwartenden linearen Sinterschrumpfs von 14,5 % ist die Form in allen
Maßen 14,5 % größer als der gesinterte Löffel. Die Spritzgießmasse wurde bei einer
Massetemperatur von 190°C aufgeschmolzen und in die auf 110°C temperierte Form gespritzt.
Nach einer Abkühlzeit von ca. 20 sec wurden die Grünteile der Form entnommen.
[0035] In die gleiche Form wurde zur Herstellung der Sinterunterlage eine Masse gespritzt,
die zu 56 Vol.-% aus Aluminiumoxidpulver mit einer mittleren Korngröße um 1,2 µm und
zu 44 Vol.-% aus einem Binder bestand, der sich zu 88 Gew.-% aus einem Polyoxymethylen,
Schmelzindex 50 g/10 min bei 190°C und zu 12 Gew.-% aus einem Polybutandiolformal
mit einer mittleren Molmasse um 60.000 zusammensetzte.
[0036] Das Metallpulver enthaltende Löffelgrünteil wurde in einer Stickstoffatmosphäre,
die ca. 1,5 % konzentrierte Salpetersäure enthielt, bei einer Temperatur von 120°C
innerhalb von 1 h entbindert.
[0037] Die Sinterunterlage wurde in der gleichen Vorrichtung in einer Stickstoffatmosphäre,
die ebenfalls ca. 1,5 % konzentrierte Salpetersäure enthielt, bei einer Temperatur
von 130°C innerhalb von 2,5 h entbindert. Daraufhin wurde die entbinderte Sinterunterlage
unter Luft mit einer Geschwindigkeit von 3°C/min auf 1,540°C aufgeheizt, 2 Stunden
auf 1,540°C gehalten und dann mit 5°C/min abgekühlt.
[0038] Die Maße der so erhaltenen nicht dicht gesinterten Sinterunterlage sind um 4 % größer
als die des fertig gesinterten Metalllöffels.
[0039] Das entbinderte Metallpulver enthaltende Löffelgrünteil wurde auf die Sinterunterlage
gelegt und in einem mit Molybdänheizstäben ausgerüsteten Sinterofen unter Wasserstoff,
der einen Taupunkt von weniger als -80°C aufwies mit einer Geschwindigkeit von 5°C/min
auf 1,300°C aufgeheizt, 120 min bei 1,300°C gesintert und der Sinterofen dann abgekühlt.
Als Produkt wurde ein exakt maßgetreuer Löffel erhalten.
Vergleichsbeispiel
[0040] Die nach Beispiel 1 erhaltenen Grünteile wurden von der Binderkomponente befreit,
indem die Teile mit einer Geschwindigkeit von 1°C/min von 160°C bis 210°C, mit 0,5°C/min
von 210°C auf 250°C und mit 2°C von 250°C auf 600°C aufgeheizt wurden, ohne die Teile
auf die Sinterunterlage in Löffelform zu legen. Nach dem öffnen des Entbinderungsofens
wurde festgestellt, daß sich die sphärischen Teile von Löffel und Stiel dem Einfluß
der Schwerkraft entsprechend gesetzt hatten und die Wölbungen teilweise eingefallen
werden.
[0041] Die Grünteile wurden auf übliche flache Aluminiumoxid-Unterlagen gelegt und dann
im Sinteröfen unter Wasserstoff wie im vorigen Beispiel mit einer Geschwindigkeit
von 5°C/min auf 1,300°C erhitzt und weitere 120 min bei 1,300°C gehalten. Danach wurde
der Ofen abgekühlt und geöffnet. Die geschwungenen Konturen der Löffel hatten sich
noch weiter abgeflacht.