(57) Für die Herstellung von Gießformen, insbesondere Stranggießkokillen, die beim Stranggießen
von Stahl mit einer elektromagnetischen Rühreinrichtung betrieben werden, werden thermisch
hochleitende Werkstoffe mit geringer magnetischer Felddämpfung benötigt.
Erfindungsgemäß wird für diese Anwendung eine aushärtbare Kupferlegierung vorgeschlagen,
die aus 0,1 bis 2 % Nickel, 0,3 bis 1,5 % Chrom, 0,01 bis 0,5 % Zirkonium, bis zu
0,04 % mindestens eines Elements aus der Phosphor, Lithium, Kalzium, Magnesium, Silizium
und Bor umfassenden Gruppe, Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen
besteht.
Zur weiteren gezielten Erhöhung der Festigkeit kann die aushärtbare Kupferlegierung
noch bis zu 0,2 % Titan, bis zu 0,4 % Eisen und außerdem bis zu 0,8 % Aluminium und/oder
Mangan enthalten.
[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung als Werkstoff
mit gezielt einstellbarer elektrischer Leitfähigkeit zur Herstellung von Gießformen,
insbesondere Stranggießkokillen, bei denen schmelzflüssiges Metall durch Einwirkung
von elektromagnetischen Kräften gerührt wird.
[0002] Beim Stranggießen von insbesondere Stahl ist es allgemein bekannt, daß eine Qualitätsverbesserung
durch elektromagnetisches Rühren der in der gekühlten Stranggießkokille befindlichen
Schmelze erreicht werden kann. Mit elektromagnetischen Rühreinrichtungen wird dem
flüssigen Kern der Metallschmelze innerhalb der erstarrten Strangschale eine gewünschte
Strömung aufgezwungen, die das Gußgefüge des Strangs nachteilig beeinflussende Seigerungen
während des Erstarrungsvorgangs verhindert.
[0003] Die flüssige Metallschmelze wird während des Gießens in der Rühreinrichtung unter
Einwirkung eines elektrischen Drehfeldes quer zur Strangabzugsrichtung gebracht und
durch die entstehenden Induktionsströme in eine kreisende Bewegung versetzt, die im
wesentlichen konzentrisch zur Stranglängsachse verläuft. Als Ergebnis erhält man ein
homogenes Gußgefüge, das besonders hohe Qualitätsansprüche erfüllt. Um den technischen
Aufwand möglichst gering zu halten, ordnet man Rühreinrichtungen üblicherweise unterhalb
der Kokille an, damit das restliche schmelzflüssige Metall im teilerstarrten Strang
dicht unter der Kokille gerührt werden kann. Um aber das Erstarrungsgefüge auch in
den zuerst erstarrenden äußeren Randbereichen des Strangs beeinflussen zu können,
ist es günstig, die Rühreinrichtung entweder in Höhe der Kokille oder in der Kokille
selbst unterzubringen.
[0004] Die beim Stranggießen von Stahl eingesetzten Kokillenwerkstoffe weisen in der Regel
bei hoher mechanischer Festigkeit gleichzeitig eine hohe Wärmeleitfähigkeit auf, um
eine optimale Wärmeabfuhr und Kühlleistung sicherzustellen. Die damit verbundene hohe
maximale Gießgeschwindigkeit vergrößert die Wirtschaftlichkeit des Stahlstranggießens.
Bei Anordnung einer Induktions-Rühreinrichtung erweist sich die hohe elektrische Leitfähigkeit
der bewährten Kokillenwerkstoffe, wie beispielsweise Kupfer-Chrom-Zirkonium-Legierungen,
mit größer als 85 % IACS jedoch als nachteilig. Die hohe elektrische Leitfähigkeit
führt zu einer unerwünscht hohen Abschirmwirkung des Kokillenwerkstoffs in Bezug auf
das zum Rühren erzeugte Magnetfeld. Diese Abschwächung des Magnetfeldes resultiert
in einer geringeren Tiefenwirkung des Rühreffekts. Zwar kann die Rührwirkung durch
Erhöhung der Stromstärke verstärkt werden, wodurch allerdings der dazu notwendige
technische Aufwand überproportional ansteigt. Insgesamt ist also eine optimale Rührwirkung
mit eine hohe Wärmeleitfähigkeit aufweisenden Kokillenwerkstoffen nicht erreichbar.
[0005] Es sind zwar auch schon Kokillenwerkstoffe mit geringerer Wärmeleitfähigkeit bekannt.
Diese weisen jedoch extrem hohe Festigkeiten auf, so daß sie vorzugsweise bei höheren
Temperaturen eingesetzt werden. Zudem ist die Bearbeitung dieser Kokillenwerkstoffe
durch die extrem hohe Festigkeit relativ aufwendig. Als weiterer Nachteil kommt hinzu,
daß die Bruchdehnung bei Temperaturen oberhalb von 350 °C zu gering ist.
[0006] Die bekannten Kokillenwerkstoffe geringerer Wärmeleitfähigkeit stellen somit keine
wirtschaftliche Alternative zu den hochleitfähigen Kokillenwerkstoffen, wie beispielsweise
Kupfer-Chrom-Zirkonium-Legierungen, für den Einsatz in Gießanlagen mit elektromagnetischer
Rühreinrichtung dar.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen aushärtbaren Kupferwerkstoff,
insbesondere für den Einsatz in Gießanlagen mit einer elektromagnetischen Rührvorrichtung,
bereitzustellen, der eine geringe Felddämpfung hervorruft und der weiterhin günstige
Festigkeits- und Bruchdehnungseigenschaften besitzt.
[0008] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in der Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung
aus 0,1 bis 2,0 % Nickel, 0,3 bis 1,3 % Chrom, 0,1 bis 0,5 % Zirkonium, bis zu 0,2
% mindestens eines Elements aus der Phosphor, Lithium, Kalzium, Magnesium, Silizium
und Bor umfassenden Gruppe, Rest Kupfer einschließlich Verunreinigungen als Werkstoff
mit gezielt einstellbarer elektrischer Leitfähigkeit für die Herstellung von Gießformen,
insbesondere Stranggießkokillen, bei denen schmelzflüssiges Metall durch Einwirkung
elektromagnetischer Kräfte gerührt wird.
[0009] Vorzugsweise enthält die erfindungsgemäß zu verwendende Legierung 0,4 bis 1,6 % Nickel,
0,6 bis 0,8 % Chrom, 0,15 bis 0,25 % Zirkonium, mindestens ein Element aus der Gruppe
0,005 bis 0,02 % Bor, 0,005 bis 0,05 % Magnesium und 0,005 bis 0,03 % Phosphor, Rest
Kupfer einschließlich unvermeidbarer Verunreinigungen. Der Borzusatz kann der Schmelze
beispielsweise als Kalziumborid zugegeben werden.
[0010] Überraschenderweise zeichnet sich die erfindungsgemäße Kupferlegierung durch eine
besonders vorteilhafte Kombination von mechanischen und physikalischen Eigenschaften
aus. Mit einer unterhalb 80 % IACS liegenden elektrischen Leitfähigkeit erfüllt diese
Kupferlegierung auch die wesentliche Anforderung an eine geringe Felddämpfung einer
aus dieser Legierung hergestellten Kokillenwand.
[0011] Zur weiteren gezielten Erhöhung der Festigkeit ist es vorteilhaft, der Legierung
noch bis zu 0,2 % Titan und/oder 0,4 % Eisen zuzusetzen. Ein geringer Titangehalt
bildet mit den in der Legierung vorhandenen Komponenten Nickel und Eisen intermetallische
Verbindungen, die festigkeitssteigernd wirken.
[0012] Bis zu jeweils 0,8 % Aluminium und/oder Mangan bewirken ebenfalls eine Festigkeitssteigerung,
die sich bei nur geringer Beeinflussung der niedrigen elektrischen Leitfähigkeit vorteilhaft
nutzen läßt.
[0013] Die Erfindung wird anhand einiger Ausführungsbeispiele im folgenden noch näher erläutert.
[0014] Die Zusammmensetzung von neun Beispiellegierungen ist in Tabelle 1 jeweils in Gew.-%
angegeben. Mit X ist der Gesamtgehalt der Einzelelemente Bor, Magnesium und/oder Phosphor
zu verstehen, die bis zu insgesamt 0,05 % als Desoxidationsmittel zugesetzt werden.
Höhere Gehalte können ebenfalls zur Festigkeitssteigerung der Legierung eingesetzt
werden.
Tabelle 1
Leg. |
Ni |
Cr |
Zr |
X |
Ti |
Fe |
Al |
Mn |
Cu |
1 |
0,20 |
0,70 |
0,18 |
0,015 |
|
|
|
|
Rest |
2 |
0,38 |
0,65 |
0,16 |
0,016 |
|
|
|
|
Rest |
3 |
0,65 |
0,60 |
0,20 |
0,012 |
|
|
0,41 |
0,25 |
Rest |
4 |
0,81 |
0,68 |
0,16 |
0,014 |
|
|
|
|
Rest |
5 |
0,81 |
0,66 |
0,17 |
0,014 |
0,10 |
0,22 |
|
|
Rest |
6 |
1,25 |
0,70 |
0,15 |
0,015 |
|
|
|
|
Rest |
7 |
1,60 |
0,66 |
0,18 |
0,016 |
|
|
|
|
Rest |
8 |
1,68 |
0,72 |
0,17 |
0,016 |
|
|
|
|
Rest |
9 |
2,0 |
0,73 |
0,16 |
0,013 |
|
|
|
|
Rest |
[0015] Kupferlegierungen mit unterschiedlichen Nickelgehalten von 0,2 bis 2 %, etwa 0,7
% Chrom, 0,16 bis 0,2 % Zirkonium, bis zu 0,02 % Bor, Magnesium und/oder Phosphor,
Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen wurden zunächst
geschmolzen, zu Walzbarren vergossen und dann bei 950 °C in mehreren Stichen mit einem
Gesamtumformgrad von 65 % warmgewalzt. Nach einer mindestens einstündigen Lösungsglühung
bei 1 030 °C und einem nachfolgenden Abschrecken in Wasser wurden die gewalzten Platten
mindestens 4 Stunden bei 475 °C ausgehärtet. Nach abschließender spanender Bearbeitung
wiesen die Kokillenplatten jeweils abhängig vom Nickelanteil (0,2 bis 2 % Nickel)
die in Tabelle 2 zusammengefaßten Eigenschaftswerte auf. Wird ein Bereich angegeben,
so ist der zuerst genannte Eigenschaftswert der erfindungsgemäß zu verwendenden Kupferlegierung
mit 0,2 % Nickelgehalt zugeordnet.
Tabelle 2
Elektrische Leitfähigkeit |
80 bis 35 % IACS |
Erweichungstemperatur (10 % Abfall der Festigkeit bei R.T. nach 1 h Glühdauer) |
525 °C |
Härte HB 2,5/62 |
130 bis 150 |
Zugfestigkeit |
430 bis 450 N/mm² |
Dehngrenze |
325 bis 340 N/mm² |
Bruchdehnung |
28 bis 22 % |
Warmfestigkeit bei 350 °C |
340 bis 355 N/mm² |
Dehngrenze bei 350 °C |
270 bis 290 N/mm² |
Bruchdehnung bei 350 °C |
22 bis 10 % |
[0016] Die erfindungsgemäß zu verwendenden Legierungen besitzen eine elektrische Leitfähigkeit,
die durch Wahl der Nickelkonzentration innerhalb des angegebenen Bereichs von etwa
35 bis 80 % IACS eingestellt werden kann, wobei die mechanischen Eigenschaften weitgehend
unverändert bleiben. Mit zunehmendem Nickelgehalt bis 2,0 % verändert sich im gesamten
Konzentrationsbereich die Dehngrenze und die Zugfestigkeit des Werkstoffs im ausgehärteten
Zustand nur geringfügig zu höheren Kennwerten. Ein geringer Anstieg gilt auch für
die Warmfestigkeit, z. B. bei 350 °C. Demgegenüber erhält man auch für die Bruchdehnung
einen vom Nickelgehalt weitgehend unabhängigen Wert, der sich bei einer Temperatur
von 350 °C nur bis auf 10 % Dehnung bei einer Legierung mit 2,0 % Nickelanteil reduziert.
[0017] In ergänzenden dehnungsgeregelten Ermüdungsversuchen wurde die Beständigkeit der
erfindungsgemäß zu verwendenden Legierung sowohl bei Raumtemperatur als auch bei einer
Temperatur bis zu 350 °C - entsprechend einer zyklischen Temperaturbeanspruchung im
Gießbetrieb - geprüft. Die Ermüdungsrißbildung ergab dabei eine weitgehende Unabhängigkeit
vom Nickelgehalt, so daß das bekannt günstige Verhalten der im Gießbetrieb bisher
eingesetzten Kupfer-Chrom-Zirkonium-Legierungen auch bezüglich auf die hohe Lebensdauer
gegeben ist. Die mit steigendem Nickelgehalt zunehmende Härte liefert eine zusätzliche
Eigenschaftsverbesserung, aus der auch ein günstigeres tribologisches Verhalten des
Kokillenwerkstoffs resultiert.
[0018] Der Einsatz der erfindungsgemäß zu verwendenden Legierung ist nicht nur auf die in
den Ausführungsbeispielen beschriebene Plattenkokille beschränkt. Entsprechende Vorteile
ergeben sich auch bei anderen Kokillen, mit denen sich in halb- oder vollkontinuierlicher
Weise metallische Formstränge herstellen lassen, zum Beispiel Rohrkokillen, Blockkokillen,
Gießräder, Gießwalzen und Gießwalzenmäntel.
1. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung aus 0,1 bis 2 % Nickel, 0,3 bis 1,3
% Chrom, 0,1 bis 0,5 % Zirkonium, gegebenenfalls bis zu 0,2 % mindestens eines Elements
aus der Phosphor, Lithium, Kalzium, Magnesium, Silizium und Bor umfassenden Gruppe,
Rest Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen als Werkstoff mit
gezielt einstellbarer elektrischer Leitfähigkeit zur Herstellung von Gießformen, insbesondere
Stranggießkokillen, bei denen schmelzflüssiges Metall durch Einwirkung von elektromagnetischen
Kräften gerührt wird.
2. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach Anspruch 1, die 0,4 bis 1,6 % Nickel,
0,6 bis 0,8 % Chrom, 0,15 bis 0,25 % Zirkonium, mindestens ein Element aus der Gruppe
0,005 bis 0,02 % Bor, 0,005 bis 0,05 % Magnesium und 0,005 bis 0,03 % Phosphor, Rest
Kupfer einschließlich herstellungsbedingter Verunreinigungen für den in Anspruch 1
genannten Zweck.
3. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach Anspruch 1 oder 2, die außerdem
noch bis zu 0,2 % Titan und/oder bis zu 0,4 % Eisen enthält.
4. Verwendung einer aushärtbaren Kupferlegierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, die
außerdem noch bis zu 0,8 % Aluminium und/oder bis zu 0,8 % Mangan enthält.