[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Oberleitungsdraht einer elektrischen Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke
mit einer Zugfestigkeit (R
m) des Drahtes von mindestens 550 MPa und einer elektrischen leitfähigkeit (κ) von
mindestens 65 %, bezogen auf die von geglühtem reinen Kupfer gemäß International Annealed
Copper Standard (IACS). Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung
eines solchen Oberleitungsdrahtes.Ein derartiger Oberleitungsdraht und ein entsprechendes
Herstellungsverfahren gehen aus der ER 0 569 036 A hervor.
[0002] Auf Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken ist für eine sichere Energiezufuhr über ein
Oberleitungssystem eine hohe mechanische Vorspannung des Fahrdrahtes eine unverzichtbare
Voraussetzung. An den Fahrdrahtwerkstoff werden somit höchste Anforderungen bezuglich
seiner mechanischen Zugfestigkeit R
m bei gleichzeitig hoher elektrischer leitfähigkeit κ gestellt.
[0003] Gegenwärtig wird für den Fahrdraht der Regeloberleitung Re250 der Deutschen Bahn
AG mit Rillenprofil und 120 mm² Durchmesser eine CuAg-Legierung mit einem Ag-Anteil
von 0,1 Gew.-% Ag-Anteil verwendet. Diese Legierung weist eine Zugfestigkeit R
m von etwa 350 MPa(N/mm²) auf bei einer leitfähigkeit κ von etwa 95 %, bezogen auf
die von geglühtem reinen Cu gemäß IACS (International Annealed Copper Standard). Der
Fahrdraht ist für einen Regelbetrieb mit Fahrgeschwindigkeiten von höchstens 250 km/h
ausgelegt. Er ist unter Berücksichtigung einer unvermeidbaren Abnutzung mit 125 MPa
vorgespannt, d.h. mit etwa 36 % seiner Zugfestigkeit κ bzw. einer Sicherheitsmarge
gegen Bruch von etwa 2,8 (vgl. "Elektrische Bahnen", 80. Jg., 1982, H. 4, Seiten 119
bis 125 oder "Eisenbahntechnische Rundschau", Bd. 35, H. 9, Sept. 1986, Seiten 593
bis 599). Diese Vorspannung wurde für eine Hochgeschwindigkeitsfahrt mit über 400
km/h kurzfristig auf 175 MPa erhöht ("Elektrische Bahnen", 86. Jg., 1988, H. 9, Seiten
268 bis 289).
[0004] Zur Auslegung der Oberleitung für einen Regelbetrieb mit Hochgeschwindigkeiten von
über 300 km/h wird eine Fahrdrahtvorspannung von bis zu 200 MPa gefordert. Dies bedingt
unter Zugrundelegung der vorgenannten Sicherheitsmarge eine Fahrdrahtlegierung mit
einer Mindestzugfestigkeit κ von etwa 550 MPa. Die Zugfestigkeit wird dabei durch
Zugversuche nach DIN 50145/46 bestimmt (vgl. das Buch "Werkstoffe in der Elektrotechnik"
von H. Fischer, 3. Auflage, G. Hanser Verlag München Wien, 1987, Seiten 113 bis 121).
[0005] Eine derart hohe Mindestzugfestigkeit kann z.B. mit aus der genannten EP-A zu entnehmenden
Cu-Legierungen erreicht werden. Gemäß einem speziellen Ausführungsbeispiel setzt sich
eine dieser Legierungen aus den Komponenten Cr (0,1 bis 1 %), Zr (0,01 bis 0,3 %),
Mg (0,001 bis 0,05 %), O (maximal 10 ppm) und Cu (Rest) unter Einschluß unvermeidbarer
Verunreinigungen zusammen. Die gewählte Zusammensetzung der Legierung bedingt dabei,
daß ein aus den erschmolzenen Komponenten gewonnener Gießstrang nach einem Warmwalzen
zu einem Ausgangsdraht entweder durch Eintauchen in ein Wasser- oder Ölbad sehr rasch
abgekühlt werden muß oder nach einer langsameren Luftabkühlung anschließend einer
zusätzlichen Wärmebehandlung (Lösungsglühung) mit Raschabkühlung unterzogen werden
muß. Der so gewonnene Vorkörper wird dann mehreren Kaltverformungen unterzogen, die
von Ausscheidungsglühungen unterbrochen sind. Wegen der generell notwendigen raschen
Abkühlung des Vorprodukts von der Lösungstemperatur (860 - 1000°C) ist das bekannte
Verfahren verhältnismäßig aufwendig und deshalb für eine kommerzielle Drahtfertigung
wenig geeignet.
[0006] Aus der US-PS 4,755,235 ist ferner ein elektrischer Draht aus einer ausscheidungsgehärteten
Cu-Legierung mit Cr (0,05 bis 1,5 Gew.-%), Zr (0,05 bis 0,5 Gew.-%) und Mg (0,005
bis 0,1 Gew.-%) zu entnehmen. Auch hier soll eine Legierungsschmelze rasch abgekühlt
werden (innerhalb 1 bis 2 Minuten von etwa 1200°C auf Raumtemperatur).
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Oberleitungsdraht aus einem Material
anzugeben, das einerseits die genannten Mindestanforderungen bezuglich der mechanischen
Zugfestigkeit R
m und der elektrischen Leitfähigkeit κ erfüllt und das andererseits eine gegenüber
den bekannten Verfahren vereinfachte Herstellung des Drahtes ermöglicht.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Oberleitungsdraht aus
einer wenigstens 5-komponentigen, aushartbaren Cu
aCr
bZr
cMg
dX
e-Legierung besteht, wobei X ein Element aus der Gruppe der Elemente Al, P, S, Fe,
Ni, Zn, Ag, Cd, In, Sn, Sb und Bi ist und für die Komponenten gelten soll (jeweils
in Gewichtsprozent):

mit

unter Einschluß unvermeidbarer Verunreinigungselemente.
[0009] Die Erfindung geht dabei von der Erkennntnis aus, daß mit der Wahl der Mg-Komponente
in Kombination mit den genannten Anteilen der übrigen Komponenten vorteilhaft auf
eine besondere Behandlung des Draht-Vorproduktes in Form einer raschen Abkühlung von
der Schmelz- bzw. Lösungstemperatur verzichtet werden kann. Ein aus der erfindungsgemäßen
Legierung erschmolzenes, dann in üblicher Weise normal, z.B. von 1200°C auf Raumtemperatur
in 5 bis 10 min, abgekühltes und gegebenenfalls noch beispielsweise durch Warmwalzen
vorverformtes Ausgangsprodukt bzw. Drahtvorprodukt braucht also nur noch kaltverformt
und ausgelagert zu werden, um einen Draht mit den gewünschten Eigenschaften zu erhalten.
Es wurde erkannt, daß die für die X-Komponente (5. Komponente) zu wählenden Materialien
vorteilhaft die Streckgrenze der Cu-Legierung erhöhen und die Umformbarkeit des Drahtvorproduktes
verbessern. Diese Eigenschaften sind insbesondere von Bedeutung, wenn bei der Herstellung
des Drahtes nur ein einmaliges Kaltverformen vorgesehen werden soll.
[0010] Besonders vorteilhaft wird als X-Komponente Al oder In gewählt. Die entsprechende
Cu-Legierung zeichnet sich durch verhältnismäßig hohe Zugfestigkeitswerte R
m und verhältnismäßig hohe Werte der 0,01 %-Dehnungsgrenze (= technische Elastizitätsgrenze)
aus.
[0011] Außerdem ist es vorteilhaft, wenn der erfindungsgemäße Draht eine Si-freie Cu-Legierung
aufweist. Denn durch die Vermeidung eines Si-Anteils läßt sich so eine unerwünschte
Verminderung der elektrischen Leitfähigkeit κ ausschließen (vgl. z.B. das genannte
Buch "Werkstoffe in der Elektrotechnik", Seite 172).
[0012] Das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß zunächst
ein Drahtvorprodukt erstellt wird, wobei die Cu-Legierung erschmolzen und anschließend
gegenüber einer Raschabkühlung vergleichsweise langsamer abgekühlt wird, darauf das
Drahtvorprodukt mittels mindestens einer Kaltverformung in ein Drahtzwischenprodukt
überführt wird, dann das Drahtzwischenprodukt mindestens einer Auslagerungswärmebehandlung
unterzogen wird und gegebenenfalls die Schritte der Kaltverformung und/oder der Auslagerungsbehandlung
mindestens noch einmal wiederholt werden, wobei mit der letzten Kaltverformung die
Endform des Drahtes erzeugt wird. Dabei kann das Drahtvorprodukt unmittelbar aus der
Schmelze der Cu-Legierung gegossen werden. Es ist aber auch möglich, ein aus der langsam
erstarrten Schmelze ausgebildetes Ausgangsprodukt mittels mindestens einer Vorverformung
in das Drahtvorprodukt zu überführen. Da die für eine Raschabkühlung charakteristischen
Abkühlraten bei etwa 100°C/s und höher liegen, soll bei dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Schmelze mit vergleichsweise kleinerer Abkühlrate, insbesondere mit höchstens
20°C/s in dem wichtigen Temperaturbereich von der Schmelztemperatur auf etwa 700°C,
abgekühlt werden. Unterhalb von 700°C kann die Abkühlrate noch deutlich geringer sein
und beispielsweise bei 5°C/s liegen. Solche Abkühlraten lassen sich ohne größeren
Aufwand realisieren, so daß das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft entsprechend
einfach durchzuführen ist. Die Auslagerungswärmebehandlung wird in an sich bekannter
Weise bei erhöhter Temperatur und über einen solchen Zeitraum durchgeführt, daß sich
die für eine Härtung des Materials erforderlichen Ausscheidungen an den mit der Kaltverformung
erzeugten Versetzungsstrukturen ausbilden.
[0013] Vorteilhafte Weiterbildungen des Oberleitungsdrahtes und des Verfahrens zu seiner
Herstellung gehen aus den jeweils abhängigen Ansprüchen hervor.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen noch weiter erläutert.
[0015] Zur Herstellung eines Oberleitungsdrahtes aus einer Cu-Legierung mit der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung wird zunächst das Material aus den einzelnen Komponenten vorzugsweise
in einer Schutzgasatmosphäre wie z.B. unter Ar erschmolzen. Der Sauerstoffgehalt in
der Schmelze sollte nämlich möglichst niedrig sein und vorzugsweise unter 100 ppm
liegen. Um eine gute Homogenität der Schmelze zu gewährleisten, muß über den Schmelzpunkt
von Cu (1084°C), insbesondere auf mindestens 1200°C erhitzt werden. Gegebenenfalls
kommen noch höhere Temperaturen in Frage. Deswegen wird vorteilhaft ein Induktionsschmelzen
vorgesehen. Die Schmelze wird dann mit einer Abkühlgeschwindigkeit bzw. -rate (in
°C/min) abgekühlt, die in dem für die Ausbildung des ausscheidungsgehärteten Materials
wichtigen Temperaturbereich zwischen der Schmelztemperatur und etwa 700°C deutlich
unterhalb der für eine rasche Abkühlung charakteristischen Abkühlraten von mindestens
etwa 100°C/s liegt. So kommen insbesondere Abkühlraten von höchstens 20°C/s in dem
genannten Temperaturbereich in Frage. Solche Abkühlraten lassen sich beispielsweise
durch ein einfaches Abgießen in eine wassergekühlte Kokille unter Luft oder in einer
Schutzgasatmosphäre realisieren. Auf ein Abschrecken in einem Wasser- oder Ölbad kann
also vorteilhaft verzichtet werden. Das direkte Abgießen der Schmelze zu einem Vordraht
mit z.B. 20 bis 30 mm Durchmesser mittels Abziehens der Schmelze durch eine wassergekühlte,
horizontal gelagerte Kokille ist hier besonders geeignet.
[0016] Die gegebenenfalls zu Blöcken oder Barren abgegossene Schmelzmasse kann dann noch
umgeschmolzen werden, um daraus ein hinsichtlich der Drahtform geeigneteres Drahtvorprodukt
zu schaffen. Darüber hinaus läßt sich die abgekühlte Schmelzmasse durch ein Warmwalzen
zu einem Drahtvorprodukt als ein Vordraht verarbeiten. Das Warmwalzen kann sich auch
in einem kontinuierlichen Schritt, einem sogenannten Gießwalzen, unmittelbar an das
Erschmelzen der Cu-Legierung anschließen. Ferner ist auch ein Umschmelzen der abgekühlten
Schmelzmasse zu einem Barren möglich, der z.B. durch Strangpressen zu einem Vordraht
verarbeitet wird. Aus einem entsprechenden Barren können auch stiftartige Körper herausgearbeitet
werden, die dann z.B. durch Rundhämmern zu einem Vordraht verformt werden. Der Vordrahtquerschnitt
sollte dabei so eingestellt werden, daß bei der sich anschließenden mindestens einen
Kaltverformung eine Querschnittsreduktion von 50 bis 99 %, vorzugsweise von 60 bis
95 %, erfolgt, um so den gewünschten Endquerschnitt des Oberleitungsdrahtes zu erhalten.
[0017] Das Drahtvorprodukt (bzw. der Vordraht) wird anschließend einer ersten Kaltverformung
unterzogen. Eine solche Kaltverformung kann z.B. durch Pressen oder Walzen oder Hämmern,
insbesondere durch Ziehen, vorgenommen werden. Der Verformungsgrad liegt dabei im
allgemeinen zwischen 20 und 80 %, vorzugsweise zwischen 40 und 70 %. Beispielsweise
werden drei Ziehschritte mit einer Querschnittsreduktion von 38 % bis 34 % (1. Schritt)
bzw. von 34 % bis 30 % (2. Schritt) bzw. von 26 % bis 24 % (3. Schritt) gewählt. Mit
dieser Kaltverformung werden in dem so zu erhaltenden Drahtzwischenprodukt in bekannter
Weise Versetzungsstrukturen erzeugt, die Voraussetzung für eine hinreichende Härtung
des Materials sind.
[0018] Dem ersten Kaltverformungsschritt schließt sich dann eine erste Auslagerungswärmebehandlung
des Drahtzwischenproduktes an, die vorteilhaft bei einer Temperatur zwischen 350°C
und 600°C, vorzugsweise zwischen 450°C und 500°C, durchgeführt wird. Mit dieser Wärmebehandlung
wird eine Härtung des Materials aufgrund von Ausscheidungen an den mit der Kaltverformung
erzeugten Versetzungsstrukturen erreicht. Die Dauer dieser Wärmebehandlung liegt im
allgemeinen zwischen 10 Minuten und 10 Stunden. Bei großen Chargen sind dabei erhebliche
Aufheiz- und Abkühlzeiten zu berücksichtigen.
[0019] Die Verarbeitungsschritte der Kaltverformung und/oder Härtung durch Wärmebehandlung
werden zweckmäßigerweise wiederholt, wobei vorteilhaft mit einer Kaltverformung abgeschlossen
wird, um das gewünschte Endprodukt des Oberleitungsdrahtes im hartgezogenen Zustand
zu erhalten. Wenn diese letzte Kaltverformung in nur einem Schritt vorgenommen werden
soll, dann sollte die hier zu wählende Querschnittsreduktion nicht über 20 % bis 22
% betragen. Selbstverständlich kann sich aber jede Kaltverformung, also insbesondere
auch die letzte Kaltverformung, aus mehreren Kaltverformungsschritten zusammensetzen.
[0020] Hinsichtlich einer möglichst einfachen Herstellung des Oberleitungsdrahtes kann man
gegebenenfalls auch eine nur einstufige Kaltverformung vorsehen. Der Verformungsgrad
liegt hier natürlich höher.
[0021] Für den so herzustellenden Oberleitungsdraht wird eine mindestens 5-komponentige
Cu-Legierung der Zusammensetzung Cu
aCr
bZr
cMg
dX
e vorgesehen. Um eine Mindestfestigkeit R
m von 550 MPa und eine elektrische Leitfähigkeit κ von mindestens 65 % IACS gewährleisten
zu können, werden für die einzelnen Komponenten erfindungsgemäß folgende Anteile (jeweils
in Gew.-%) gewählt:

und

wobei δ durch den Einschluß unvermeidbarer Verunreinigungselemente in der Legierung
bestimmt ist. Dieser Anteil δ an Verunreinigungselementen liegt im allgemeinen unter
100 ppm pro Verunreinigungselement.
[0022] Im Hinblick auf die geforderten Materialeigenschaften und die verhältnismäßig einfache
Verarbeitungsmöglichkeit zu einem Oberleitungsdraht ist es als besonders vorteilhaft
anzusehen, wenn der Anteil d der Mg-Komponente mindestens 0,05 Gew.-% beträgt. Offenbar
hält dann der Mg-Zusatz auch die beiden anderen Komponenten Cr und Zr während der
verhältnismäßig langsamen Abkühlungsphase der Schmelze in Lösung. Zugleich wird vorteilhaft
ein Anteil b der Cr-Komponente gewählt, der mindestens 0,3 Gew.-% beträgt und vorteilhaft
unter 0,6 Gew.-% liegt. Ferner sollte der Anteil c der Zr-Komponente mindestens 0,15
Gew.-% betragen. Darüber hinaus soll die Cu-Legierung des erfindungsgemäßen Oberleitungsdrahtes
zumindest eines der Elemente aus der Gruppe Al, P, S, Fe, Ni, Zn, Ag, Cd, In, Sn,
Sb und Bi mit einem Anteil zwischen 0,01 und 0,4 Gew.-% enthalten. Diese Elemente,
die im wesentlichen auch nach der Warmebehandlung im Cu gelöst bleiben, sind insbesondere
unter den folgenden zwei Gesichtspunkten von Vorteil:
1) Das Material besitzt gegenüber der nur 4-komponentigen CuCrZrMg-Legierung eine
verbesserte Kaltumformbarkeit.
2) Der Kaltverfestigungsgrad wahrend der abschließenden Kaltumformung ist vergleichsweise
höher, so daß eine gegenüber der 4-komponentigen Legierung erhöhte Elastizitätsgrenze
erreicht wird. Diese Vorteile kommen insbesondere bei einer nur einstufigen Kaltverformung
zum Tragen.
[0023] Die genannten Anteile der einzelnen Komponenten gewährleisten eine gute Aushärtbarkeit
und somit Zugfestigkeit der Legierung bei einer hinreichenden Leitfähigkeit und einer
genügenden Bruchdehnung des Materials.
[0024] Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zugfestigkeit R
m, die Mikrohärte HV, die Leitfähigkeit κ und die Bruchdehnung ε
B für einige Drähte aus erfindungsgemäßen Cu-Legierungen im Vergleich zu der bekannten
CuAg0.1-Legierung für verschiedene Verarbeitungszustände. Zur mechanischen Charakterisierung
wurden standardmäßig die Zugfestigkeit R
m, die sogenannte 0,01 %-Dehngrenze (= technische Elastizitätsgrenze) R
p0,01 und die Bruchdehnung ε
B ≅ A₁₀₀ bei Raumtemperatur bestimmt. Dies geschah in Zerreißversuchen an 100 mm langen
Drahtstücken mit meist 1 mm φ bei einer Dehngeschwindigkeit von 1 mm/min entsprechend
1,7 x 10⁻⁴ s⁻¹. An Querschliffen senkrecht zur Drahtlängsrichtung wurde die Mikrohärte
HV₅₀ bestimmt. Die elektrische Leitfähigkeit κ wurde mit 0,2 bis 1 A Wechselstrom
in Lock-in-Technik bei 370 Hz mit Hilfe einer Vierpunktmethode gemessen. Die ermittelten
Leitfähigkeitswerte gelten für eine Temperatur von 20°C. Die angegebenen Eigenschaften
sind bei entsprechenden Oberleitungsdrähten dieselben.

[0025] Zur Herstellung der in der Tabelle aufgeführten Legierungen wurde von hochreinen
Elementen (99,99 %) der Komponenten ausgegangen. Mit den Elementen wurden in einer
Ar-Schutzgasatmosphäre zylindrische Reguli (ca. 60 g) in einem MgO-Tiegel induktiv
erschmolzen und anschließend in einem Lichtbogenofen zu Barren (Länge ca. 10 bis 15
cm) umgeschmolzen. Aus den Barren wurden funkenerosiv und durch Drehen Stifte mit
kreisförmigem Querschnitt (typisch 3 mm Durchmesser ⌀) herausgeschnitten, wobei der
beim Schmelzen gebildete Schlackesack entfernt wurde. Die Stifte wurden zunächst auf
ca. 2 mm ⌀ rundgehämmert und anschließend auf ca. 1,5 mm ⌀ gezogen. Die Kaltumformung
wurde mit kleinen Stichabnahmen von 0,1 bis 0,05 mm durchgeführt. Eine relative Querschnittsreduktion
beim Kaltziehen von ca. 75 %, entsprechend einer Längung von l/l₀ = 44, d.h. einem
Umformungsgrad

von 1,39, konnte bei allen untersuchten Legierungen aufgrund eines hohen Kaltverformungsvermögens
ohne Materialfehler erzielt werden. Die Wärmebehandlungen wurden in einem Quarzrohr
unter Ar-Atmosphäre durchgeführt. Nach Auslagerungsglühungen (450 bis 500°C) wurde
das Material im Quarzrohr außerhalb des Ofens relativ langsam abgekühlt.
[0026] Abweichend von den in der Tabelle aufgeführten Cu-Legierungen sind insbesondere auch
mit den folgenden erfindungsgemäßen Legierungen die genannten Zugfestigkeits- und
Leitfähigkeitsbedingungen zu erfüllen (Angaben jeweils in Gew.-%):
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,2 |
Mg |
0,1 |
In |
0,1 |
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,1 |
Mg |
0,1 |
Al |
0,05 |
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,05 |
Mg |
0,05 |
In |
0,15 |
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,2 |
Mg |
0,05 |
Al |
0,085 |
CuCr |
0,55 |
Zr |
0,2 |
Mg |
0,2 |
Sn |
0,05 |
CuCr |
0,55 |
Zr |
0,1 |
Mg |
0,1 |
Zn |
0,15 |
CuCr |
0,55 |
Zr |
0,05 |
Mg |
0,05 |
Ni |
0,2 |
CuCr |
0,55 |
Zr |
0,05 |
Mg |
0,2 |
Cd |
0,05 |
CuCr |
0,5 |
Zr |
0,18 |
Mg |
0,06 |
Ag |
0,15 |
CuCr |
0,6 |
Zr |
0,15 |
Mg |
0,05 |
Bi |
0,15 |
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,1 |
Mg |
0,05 |
Fe |
0,03 |
CuCr |
0,4 |
Zr |
0,1 |
Mg |
0,08 |
P |
0,04 |
CuCr |
0,3 |
Zr |
0,05 |
Mg |
0,1 |
S |
0,05 |
CuCr |
0,5 |
Zr |
0,18 |
Mg |
0,05 |
Sb |
0,1 |
[0027] Die erfindungsgemäße 5-komponentige Legierung stellt selbstverständlich nur eine
Basislegierung für einen Oberleitungsdraht für elektrische Hochgeschwindigkeitsbahnen
dar, zu der gegebenenfalls mindestens ein weiteres Element zu einem verhältnismäßig
geringen Anteil von unter 0,1 Gew.-% hinzulegiert sein kann. Solche Zusatzelemente
werden insbesondere aus den für die X-Komponente vorgesehenen Elementen ausgewählt.
1. Oberleitungsdraht einer elektrischen Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke mit einer Zugfestigkeit
(R
m) des Drahtes von mindestens 550 MPa und einer elektrischen Leitfähigkeit (κ), bezogen
auf die von geglühtem reinen Cu (International Annealed Copper Standard), von mindestens
65 %, bestehend aus einer wenigstens 5-komponentigen, aushartbaren Cu
aCr
bZr
cMg
dX
e-Legierung,
wobei X ein Element aus der Gruppe der Elemente Al, P, S, Fe, Ni, Zn, Ag, Cd, In,
Sn, Sb und Bi ist und für die Komponenten (jeweils in Gew.-%) gilt:

mit

unter Einschluß unvermeidbarer Verunreinigungselemente.
2. Draht nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß daß für die X
e-Komponente gilt:
3. Draht nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß für die Mg
d-Komponente gilt:
4. Draht nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß für die Zr
c-Komponente gilt:
5. Draht nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß für die Cr
b-Komponente gilt:
6. Draht nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Cu-Legierung mindestens ein weiteres Element aus der Gruppe der X-Elemente
zu einem Anteil unter 0,1 Gew.-% hinzulegiert ist.
7. Draht nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Cu-Legierung praktisch frei von Si ist.
8. Draht nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Cu-Legierung als weitere Komponente Si mit einem Anteil von höchstens 0,1
Gew.-% enthält.
9. Verfahren zur Herstellung des Oberleitungsdrahtes nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
gekennzeichnet, durch folgende Schritte:
a) Es wird zunächst ein Drahtvorprodukt erstellt, wobei die Cu-Legierung erschmolzen
und anschließend gegenüber einer Raschabkühlung vergleichsweise langsamer abgekühlt
wird,
b) darauf wird das Drahtvorprodukt mittels mindestens einer Kaltverformung in ein
Drahtzwischenprodukt überführt,
c) dann wird das Drahtzwischenprodukt mindestens einer Auslagerungswärmebehandlung
unterzogen,
d) gegebenenfalls werden die Schritte b) und/oder c) mindestens noch einmal wiederholt,
wobei mit der letzten Kaltverformung die Endform des Drahtes erzeugt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Drahtvorprodukt dadurch ausgebildet wird, daß zunächst ein Ausgangsprodukt
aus den Elementen der Cu-Legierung mittels Erschmelzens und anschließender Abkühlung
erstellt wird und dann das Ausgangsprodukt mittels mindestens einer Vorverformung
in das Drahtvorprodukt überführt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens eine Vorverformung bei erhöhter Temperatur vorgenommen wird.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens eine Vorverformung mittels Pressens und/oder Walzens und/oder
Hämmerns vorgenommen wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 10 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß mittels der mindestens einen Vorverformung des Ausgangsproduktes ein Drahtvorprodukt
gebildet wird, dessen Querschnitt eine Querschnittsreduktion durch das mindestens
eine nachfolgende Kaltverformen von 50 bis 99 %, vorzugsweise von 60 bis 95 %, erforderlich
macht, um den gewünschten Endquerschnitt des Drahtes zu erhalten.
14. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Drahtvorprodukt aus der Schmelze der Cu-Legierung gegossen wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß eine Abkühlung der Schmelze in Schritt a) im Temperaturbereich zwischen der Schmelztemperatur
und 700°C mit einer Abkühlrate von unter 100°C/s, vorzugsweise von höchstens 20°C/s
erfolgt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß das Erschmelzen bei Schritt a) bei einer Temperatur von mindestens 1200°C vorgenommen
wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei Kaltverformungen vorgesehen werden, wobei mit der letzten Kaltverformung
eine vergleichsweise geringere Querschnittsreduktion erfolgt.
18. Verfahren nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß mit der ersten Kaltverformung eine Querschnittsreduktion zwischen 60 und 80 %
und mit der letzten Kaltverformung eine Querschnittsreduktion zwischen 10 und 30 %
erfolgt.
19. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 18, dadurch gekennzeichnet, daß mit der letzten Kaltverformung das Endprodukt des Drahtes erhalten wird.
20. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 16, dadurch gekennzeichnet, daß mit einer einzigen Kaltverformung des Drahtvorproduktes die Endform des Drahtes
erzeugt wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine Kaltverformung mehrere Verformungsschritte umfaßt.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß die letzte Kaltverformung mehrere Verformungsschritte umfaßt.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 22, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens eine Kaltverformung mittels Pressens und/oder Walzens und/oder
Hämmerns und/oder Ziehens vorgenommen wird.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 23, dadurch gekennzeichnet, daß die mindestens eine Auslagerungswärmebehandlung bei einer Temperatur zwischen
350°C und 600°C vorgenommen wird.