[0001] Die Erfindung betrifft eine Bogenüberführtrommel nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Ausgehend von dem unterschiedlichen Verhalten, welches Karton auf der einen und dünne
Papiere auf der anderen Seite beim Transport zeigen, haben sich spezielle Maschinen
beziehungsweise Standard-Druckmaschinen mit speziellen, auf die jeweiligen Anforderungen
angepaßte Einrichtungen am Markt etabliert.
[0003] Die DE-PS 36 02 084 zeigt eine Bogenüberführtrommel, welche den dreifachen Durchmesser
des Plattenzylinders aufweist. Diese Trommel ist so ausgebildet, daß aus dem vollen
Zylinder der für biegesteife Bedruckstoffe benötigte Bewegungsraum entfernt wurde.
Damit verbleibt eine nahezu dreiecksförmige Kontur. Diese Kontur weist die in der
Patentschrift genannten Vorteile auf. Zur Verarbeitung sehr dünner Papiere kann die
Trommel durch Bogentragelemente zum vollen Zylinder ergänzt werden. Die Oberfläche
dieses vollen Zylinders kann wiederum mit einen Antiabschmierbelag versehen sein.
[0004] Gleiche bzw. ähnliche Zusammenhänge gelten für die im US-Patent 2,933,039 geschützte
1tourige Trommel. Hier verbleibt kein hinreichender steifer Kern, wie er für die heutige
übliche Anzahl von Druckwerken und die damit verbundenen Antriebsleistungen notwendig
wäre.
[0005] Die DE-PS 35 36 536 und DE-PS 35 36 442 beschreiben weitere Lösungen mit klappbaren
Lamellen, welche eine Anpassung an den Bedruckstoff ermöglichen sollen. Dabei muß
jedoch durch Blasluft ein Abschmierschutz erzielt werden. Diese Vorrichtungen können
nur einen kleineren Bereich von Bedruckstoffen verarbeiten. Für Kartons muß erneut
durch starken Einsatz von Blasluft verbunden mit sehr hohen Betriebs- und Installationskosten
Abschmierfreiheit angestrebt werden. Für die besonders steifen Materialien sind derartige
Lösungen allerdings nicht brauchbar.
[0006] Die Einstellung der Lamellen zur Anpassung an den Bedruckstoff ist aufgrund der Unzugänglichkeit
in der Maschine und der vielen Einstellparameter für den Bediener äußerst zeitaufwendig,
wenn nicht gar unmöglich.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist, eine Bogenüberführtrommel mit doppelt großem Durchmesser
zu schaffen, die ohne aufwendige Rüstzeiten alle auf den Markt verfügbaren Bedruckstoffe,
d.h. Kartons, Papiere abschmierfrei zu verarbeiten vermag.
[0008] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch die kennzeichnende Merkmale nach
Anspruch 1. Eine Kontur, wie sie in Anspruch 1 beschrieben wird, ermöglicht eine flatter-
und schmierfreie Abnahme selbst sehr dünner oder steifer Bögen von dem vorausgehenden
Druckzylinder. Über das Bogenleitblech unterhalb der Überführtrommel wird ein transportierter
Bogen derart bewegt, daß im Höchstfalle die Bogenhinterkante auf der Oberflache dieses
Bogenleitbleches entlangegleitet. Auch bei Bogenübernahme durch den nachfolgenden
Druckzylinder kommt es im äußersten Falle lediglich zur Anlage der Bogenhinterkante
an der Leitfläche der Bogenüberfuhrtrommel. Daher ist der Gegenstand der Erfindung
nicht nur bei Schöndruck sondern auch bei Schön- und Widerdruck für alle Karton- und
Papierarten einsetzbar.
[0009] Will man einen Bedruckstoff gemäß der Erfindung schmierfrei verarbeiten, so muß man
sein dynamisches Verhalten kennen. Dabei sind zur Analyse folgende Parameter zu beachten:
[0010] Biegesteifigkeit (des Bedruckstoffes), Flächengewicht, Format, Elastizität und Plastizität
des Bedruckstoffes, Durchmesser der Überführtrommel, Durchmesser der Druckzylinder,
Lage der Überführtrommel zu den Druckzylindern, Lage der Gummizylinder zu den Druckzylindern,
Durchmesser der Gummizylinder und Druckzylinder Produktionsgeschwindigkeit aus dem
Betriebszustand, Pressung der Gummizylinder, Färbung und Feuchtung.
[0011] Bei der Betrachtung der zuvor genannten Parameter ist von den konstruktiven Gegebenheiten
der Maschine auszugehen und die jeweils ungünstigsten Bedingungen für Bedruckstoffe
am Betriebszustand zu wählen. Von allen Parametern sind jedoch die Einflüsse der Steifigkeit,
des Formats und der Geschwindigkeit von besonderer Bedeutung.
[0012] Die Erfindung wird anhand der Figuren 1 bis 4 näher beschrieben.
[0013] Die Umrisse der Überführtrommel 1, die die zu transportierenden Bögen 3 von einem
Druckzylinder 4 übernehmen und an den nachfolgenden Druckzylinder 5 des nächsten Druckwerks
übergeben, setzen sich aus zwei Geometrien oder besonders geformte Seitenflächen 2
zusammen, wie in Figur 1 dargestellt ist. Über den Seitenflächen 2 sind Bogenleitbleche
6 am Trommelkern 7 befestigt, deren Form der Form des Trommelkerns 7 angeglichen ist.
[0014] Dabei erfüllt die erfindungsgemäße Ausbildung der Überführtrommel 1 folgende Forderung:
- Nahezu rotationssymmetrische Biegesteifigkeit (vergleichbar mit der Gleichförmigkeit
eines Vollzylinders mit Kanal),
- absolut mehr als drei-fache Steifigkeit, um die schwächere Achse gegenüber bekannten
Bogenüberführtrommeln,
- Abstützung der Hinterkante steifer Kartons (bei maximaler Formatlänge und niedrigster
Fortdruckgeschwindigkeit, also der ungünstigsten Situation), so daß ohne Blasluft
von außen völlige Abschmierfreiheit gewährleistet ist,
- keine Berührung der bedruckten Oberfläche weder bei Karton noch bei dünnem Papier,
- Schaufelwirkung, d.h. Leitung von Luft derart, daß über dem Bogen Druckerhöhung stattfindet,
aber bei Freidrehung aus dem Bogenleitblech heraus keine Turbulenzen unter den Bogen
gelangen.
[0015] Die Gestaltung der Überführtrommel nach der Erfindung kann im einzelnen wie in Figur
1, 2 oder 3 dargestellt, aussehen, nämlich
a) der Trommelkern 7 besteht aus einem Guß- oder Schmiedeteil. Vorgesehen ist ein
maximaler Innenkreisdurchmesser zur Erzielung der notwendigen Biegesteifigkeit. Insgesamt
hat der Trommelkern eine annähernd ovale Form mit Anbindung der Greiferbrücken 8 auf
der y-Achse an einem Anschlagsteg 10. Die Rotationssymmetrie für Biegesteifigkeit
kann auch durch entsprechende Verrippung 9 erzielt werden. Die Seitenflächen 2 des
Trommelkerns 7 können als Führungsflächen ausgebildet sein. Oder
b) auf den Seitenflächen 2 des Trommelkerns 7 kann je ein Bogenleitblech 6 vorgesehen
sein (Fig. 1),
- es zeigt weitgehend die Form der Seitenflächen 2 nach Figur 1 und ist auf Stützflächen
15 an dem Trommelkern 7 befestigt, so daß die für Bogenführung optimale Oberflächenkontur
entsteht ohne die Rotationssymmetrie der Kernbiegesteifigkeit zu mindern.
- Die Bogenleitbleche 6 sind fest auf dem Trommelkern 7 verschraubt, mit einem zentralen
Durchmesser d zu dem theoretisch Trommeldurchmesser D im Verhältnis 1:2 bis 1,35:2
und mit an den zentralen Durchmesser d sich anschließenden Leitflächen 11, die nach
innen zur y-Achse hin geneigt sind und im Bereich der Greiferbrücken 8 nach innen
Abgerundet enden.
- Die Bogenleitbleche 12, 13 können aber auch verstellbar auf dem Trommelkern 7 zur
Anpassung an den jeweiligen Bedruckstoff, die Geschwindigkeit und das Format angeordnet
sein (Fig. 2 und 3). Die Verstellung der Mantelleitbleche 12, 13, die im Bereich der
Greiferbrücken 8 an Schwenklagern 14 gelagert sind, von der eingeschwenkten Stellung
gemäß Fig. 2 in die ausgeschwenkte Stellung gemäß Fig. 3, erfolgt vorteilhaft über
ein einziges Stellmittel, z.B. Hubzylinder oder Stellantrieb, wobei die Anpassung
an alle Parameter mit Einfluß auf die Bogenführung und die Automatisierung durch Vorgabe
von Bedruckstoffstärke und Format stark vereinfacht wird.
[0016] Die Schaufelwirkung der Trommelkontur wird anhand von Figur 4 veranschaulicht. Die
Gestaltung der durch Leitflächen des Trommelkerns oder der Bogenleitbleche, auf dem
Trommelkern erzeugten Konturgeometrie erfolgt neben der Beachtung der vorgenannten
Bewegungsbahn auch unter Berücksichtigung der Druckverhältnisse und Luftturbulenzen
bei der Trommeldrehung.
[0017] Die Trommeldrehung bewirkt bekanntermaßen die Entstehung eines Potentialwirbelfeldes,
ähnlich dem eines Querstromlüfters. Die Bedeutung liegt hier jedoch in der relativen
Drehzahl. Jede Schaufel, welche durch eine nicht als Vollzylinder ausgebildete Trommel
zwangsläufig entsteht, beeinflußt einen transportierten Bogen.
[0018] Aus dieser Wechselwirkung zwischen Leitflächen und Bogen ergibt sich eine Gestaltung
der Kontur, so daß jeder Bogenbereich von der Vorderkante bis zum Ende mit entsprechender
Wirkung beeinflußt wird. Dabei ist im vorderen Teil des Bogens 3 eine Saugwirkung
16 (von der Trommelmitte aus) sinnvoll, um Flächenberührung mit dem Leitblech 6 zu
vermeiden. Weiter hilft eine Saugwirkung in der Übergabezone vom vorausgelegenen Druckzylinder
4 vor allem dünne Papiere vom Druckzylinder zu lösen. Diese Unterdruckwirkung wird
erreicht, in dem der freibleibende Querschnitt zwischen Trommelkontur und Leitblech
6 sich ähnlich einem Difusor erweitert. Diese Erweiterung entsteht durch die Drehung
der Trommelkontur gegenüber der stehenden Luft und dem Leitblech.
[0019] Über dem Bogenende ist in allen Bewegungszonen ein überdruck 17 sinnvoll, und zwar
- bei der Übergabe vom vorausgehenden Druckzylinder, um das Herabfallen des Bogenendes
bei niedrigerer Geschwindigkeit zu verhindern, und bei hohen Geschwindigkeiten um
das Umschlagen des Bogenendes bei dünnen Papieren sowie das Hochschnellen des Bogenendes
bei dickem Karton zu vermeiden.
- Ferner ist ein überdruck 19 sinnvoll über dem Leitblech 18, um das Bogenende bzw.
vor allem Kartonende auf dem Leitblech 18 zu führen.
- Und schließlich ist bei der Übergabe zum nachfolgenden Druckzylinder ein überdruck
20 von Vorteil, um den benötigten Freiraum von steifem Karton möglichst gering zu
halten.
[0020] Diese Druckwirkung entsteht umgekehrt der Saugwirkung durch Verengung des Querschnitts
aus der Trommeldrehung heraus. Dabei unterstützen sich Unter- und überdruck gegenseitig
wie in der Abwicklung gemäß Fig. 4 schematisch und geradlinig dargestellt.
[0021] Vom vorauseilenden Bogen gelangt die über dem Bogen 3 gelegene Überdruckzone 17 unter
den betrachteten Bogen. Unterstützt durch die Unterdruckzone 16 im Difusorbereich
(Erweiterung) der Überführtrommel 1 schwimmt der Bogen 3 auf dieser Tragluft auf und
wird auf beiden Seiten berührungslos geführt, was besonders beim Schön- und Widerdruck
bedeutsam ist.
[0022] Das Bogenende 21 wird in der Konfusorzone der Trommel durch die überdruckwirkung
17 gegen das Leitblech 18 gedrückt. Durch die Krümmung des Leitblechs erfolgt die
Berührung nur an der Hinterkante, wo gleichzeitig durch den Bogen die Trennung zwischen
über- und Unterdruckzone erfolgt.
[0023] Bei der Drehung der Überführtrommel 1 außerhalb des Leitblechs 18 soll eine möglichst
turbulenzarme Umströmung der drehenden Schaufelkontur erfolgen. Daher wird der Auslauf
der Leitfläche 11 in Höhe der Greiferbrücke entsprechend abgerundet und im stumpfen
Winkel zur Leitfläche ausgeführt. Durch den sogenannten Coanda-Effekt erfolgt die
Umströmung der Kante der Leitfläche 11 des Bogenleitblechs 6 derart, daß die oberhalb
der Seitenfläche bzw. des Bogenleitblechs abströmende Luft nicht unter den bereits
an den nächstfolgenden Druckzylinder 5 abgegebenen Bogen 3 gelangt. Ein Hochblasen
dieses Bogenendes wird somit vermieden.
[0024] Wie Figur 1 zeigt, ist der Querschnitt des Trommelkerns 7, dessen Seitenflächen 2
als Leitflächen ausgebildet sein können, in Richtung der Achse x am dicksten, dagegen
aber im Bereich der Greiferbrücken am schmalsten. Dennoch hat dieser Trommelkern 7
im Bereich der Achse x des Querschnitts den größten Abstand von der theoretischen
Trommelumfangslinie 22.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0025]
- 1
- Überführtrommel
- 2
- Seitenflächen
- 3
- Bogen
- 4
- Druckzylinder
- 5
- Druckzylinder
- 6
- Bogenleitblech
- 7
- Trommelkern
- 8
- Greiferbrücke
- 9
- Verrippung
- 10
- Anschlagsteg
- 11
- Leitfläche
- 12
- Bogenleitblech
- 13
- Bogenleitblech
- 14
- Schwenklager
- 15
- Stützfläche
- 16
- Sogwirkung
- 17
- Überdruck
- 18
- Leitblech
- 19
- Überdruck
- 20
- Überdruck
- 21
- Bogenende
- 22
- Trommelumfangslinie
1. Bogenüberführtrommel, die zwischen den Druckwerken in den Seitenwänden einer Rotationsdruckmaschine
gelagert ist,
- die zwei symmetrisch am Umfang angeordneten Greiferbrücken (8) aufweist, die auf
der y-Achse der Bogenüberführtrommel (1) diametral gegenüberliegend angeordent sind,
- mit innerhalb des Trommelumfangs zwischen den Greiferbrücken (8) sich über die ganze
Trommellänge erstreckende konvex gekrümmten Seitenflächen (2),
- deren größter Krümmungsgrad im Bereich de x-Achse liegt und deren Krümmungsgrad
zu den Greiferbrücken (8) hin stufenlos abnimmt.
2. Bogenüberführtrommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet ,
- daß die Seitenflächen (2) zu dem theoretischen Trommeldurchmesser (d:D) ein Durchmesserverhältnis
von 1:2 bis 1,35:2, anfweisen und
- die an den zentralen Durchmesser (d) sich anschließenden Flächen geradlinig nach
innen zur y-Achse hin geneigt sind.
3. Bogenüberführtrommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Trommelkörper (7) über seine Länge im Anschluß an die beiden Greiferbrücken
(8) Leitflächen aufweist.
4. Bogenüberführtrommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Trommelkörper (7) beiderseits Stützflächen (15) aufweist, auf denen Bogenleitbleche
(6) befestigt sind, die als Leitflächen ausgebildet sind, wobei die sich an den zentralen
Durchmesser (d) anschließenden Leitflächen (11) nach innen geneigt sind.
5. Bogenüberführtrommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bogenleitbleche (6) in Richtung auf den Trommelumfang verstellbar angebracht
und im Bereich der Greiferbrücken (8) an Schwenklagern gelagert sind.
6. Bogenüberführtrommel nach einem der Ansprüche 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Leitflächen bzw. die Bogenleitbleche (6), im Bereich der Greiferbrücken (8)
nach innen abgerundet enden.