(19)
(11) EP 0 703 074 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.03.1996  Patentblatt  1996/13

(21) Anmeldenummer: 95112721.6

(22) Anmeldetag:  11.08.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 21/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 23.09.1994 DE 4434000

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
D-63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Dettinger, Dietrich
    D-63150 Heusenstamm (DE)
  • Höll, Roland
    D-64331 Weiterstadt (DE)

(74) Vertreter: Marek, Joachim, Dipl.-Ing. 
c/o MAN Roland Druckmaschinen AG Patentabteilung/FTB S, Postfach 10 12 64
D-63012 Offenbach
D-63012 Offenbach (DE)

   


(54) Bogenführende Trommel für Rotationsdruckmaschinen


(57) Die Erfindung betrifft eine bogenführende Trommel für Druckmaschinen unter Verwendung von Greiferbrücken, deren Greiferaufschlagleisten am Trommelumfang annähernd radial auf die Bedruckstoffstärke einstellbar sind. Aufgabe der Erfindung ist es, eine separate Verstellung aller Greiferbrücken der bogenführenden Trommel auf die zu bearbeitende Bedruckstoffstärke vorzunehmen und mögliche Ungenauigkeiten bei der Bogenübernahme bzw. Bogenübergabe auszugleichen. Gelöst wird das dadurch, daß zum Hoch- oder Tiefstellen jeder Greiferaufschlagleiste (2) eine Positioniereinrichtung (3) der Greiferaufschlagleiste (2) zugeordnet ist, die mit einer Betätigungseinrichtung (7), vorzugsweise einem Pneumatikarbeitszylinder, gekoppelt ist, die separat über einen Drehübertrager (9) durch eine Energieversorgung (10) gesteuert werden kann.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine bogenführende Trommel zwischen den Druckwerken oder Weiterverarbeitungseinheiten von Rotationsdruckmaschinen unter Verwendung von einer oder mehreren Greiferbrücken, die gleichmäßig am Trommelumfang verteilt und auf unterschiedliche Bedruckstoffstärken einstellbar sind.

[0002] Gemäß der DE 3 428 668 C2 ist eine zentrale Greiferaufschlagleistenverstellung für zwei- und mehrfachgroße Umführtrommeln bekannt. An die Greiferauflagen angreifende Mittel gestatten die Einzeljustage jeder Auflage und auf diese Mittel wirken insgesamt die Greiferauflagen verstellende Positioniermittel ein, die von einer zentralen Stellvorrichtung betätigt werden. Die zentrale Stellvorrichtung kann dabei motorisch angetrieben und von einem Steuerpult aus gesteuert werden. Hinweise, wie der Antrieb mit der Stellvorrichtung zu koppeln ist, sind nicht zu entnehmen.

[0003] Aus der GB 2 098 966 A ist eine Einrichtung zum Positionieren (Hoch- und Tiefstellen) der Greiferauflage einer Greiferbrücke eines Bogenführungszylinders bekannt. Das Positionieren der Greiferauflagen, je nach Dicke des zu verarbeitenden Bedruckstoffes, erfolgt mittels Einstellstange, die in Zylinderachsrichtung gegen Federkraft mittels einer Schraube verschiebbar unter einer über die gesamte Zylinderlänge verlaufenden Greiferauflage angeordnet ist. Die Kontaktflächen von Greiferauflage und Einstellstangen bilden in Zylinderachsrichtung ein Schubkeilgetriebe, derart, daß eine Verschiebung der Einstellstange die radiale Positionierung der Greiferauflagen (höher oder tiefer stellen) bewirkt.

[0004] Nachteilig ist, daß zum zentralen Einstellen der Greiferaufschlagleisten auf die jeweilige Bedruckstoffstärke ein hoher Aufwand erforderlich ist. Bei Umführtrommeln mit mehreren Greiferbrücken nach DE 3 428 668 C2 ist eine Grund- und Feinjustierung der Greiferaufschlagleisten erforderlich um eine genaue Verstellung aller Greiferaufschlagleisten zu ermöglichen. Danach ist eine separate Verstellung der Greiferaufschlagleisten, beispielsweise um Ungenauigkeiten bei der Bogenübernahme oder Bogenübergabe zwischen bogenführenden Zylindern zu vermeiden oder bei einer unbeabsichtigten Greiferaufschlagleistenverstellung, nicht möglich. Eine individuelle Verstellung jeder Greiferaufschlagleiste ist nur durch Lösen der arretierten Justiermittel manuell möglich.

[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine separate Verstellung (hoch bzw. tief stellen) aller Greiferbrücken der bogenführenden Trommel auf die zu verarbeitende Bedruckstoffstärke vorzunehmen und mögliche Ungenauigkeiten bei der Bogenübernahme/Bogenübergabe auszugleichen.

[0006] Gelöst wird das durch den kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0007] Die erfindungsgemäße Lösung ist vorwiegend für bogenführende Trommeln (Umführtrommeln) geeignet, sie ist darüberhinaus auch auf bogenführende Zylinder anwendbar und eignet sich somit auch zur Greiferaufschlagleistenverstellung bei Anlegetrommeln oder Vorgreiferzylindern. Die vorliegende Erfindung eignet sich insbesondere für ein- bis vierfachgroße Trommeln (bezogen auf einen einfachgroßen Druckzylinder) mit der entsprechenden Anzahl von symmetrisch am Umfang angeordnete Greiferbrücken. Sie dient der Verarbeitung von Bedruckstoffen mit unterschiedlicher Stärke, wie z.B. Papier oder Karton. Die separate Verstellung der Greiferauflagen einer bogenführenden Trommel verkürzt die Umstellzeit und minimiert subjektive Einflüsse und eliminiert Ungenauigkeiten bei der Bogenübergabe bzw. Bogenübernahme. Weiterhin stellt die Erfindung eine wirtschaftliche, automatisierbare Lösung dar. Die Einbaulage der Betätigungseinrichtung ist fluchtend mit der Positioniereinrichtung am Trommelkörper, derart, daß keine Kollision mit den benachbarten Seitengestellen eintritt. Jede Betätigungseinrichtung wird separat von der jeweiligen Energieversorgung, insbesondere in Folge, angesteuert.

[0008] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigen:
Fig. 1
die Erfindung bei einer doppeltgroßen Trommel (Vorderansicht).


[0009] Eine bogenführende Trommel 1 ist in einer Offset-Rotationsdruckmaschine einem Druckzylinder des vorhergehenden Druckwerkes nachgeordnet und der Trommel 1 ist ein Druckzylinder eines weiteren Druckwerkes nachgeordnet. Die Trommel 1 ist, bezogen auf einen einfachen Druckzylinder, mit einem zweifachgroßen Durchmesser ausgeführt und trägt somit zwei Greiferbrücken 12. Am Umfang der Trommel 1 sind die beiden Greiferbrücken 12 symmetrisch verteilt angeordnet (180° versetzt). Jede Greiferbrücke 12 besteht aus einer Greiferwelle, Greifern und in annähernd radialer Richtung einstellbaren Greiferaufschlagleisten 2. Die Greiferaufschlagleiste 2 trägt für jeden Greifer zugeordnete Auflageklötzchen für die Einzelgreiferauflage.

[0010] Die Trommel 1 ist mit beiden Trommelzapfen drehbar in jeweils einer Lagerung eines Seitengestelles 11 aufgenommen. Jeder Greiferaufschlagleiste 2 ist eine Positioniereinrichtung 3 zugeordnet, die abhängig von der Bedruckstoffstärke das Hoch- oder Tiefstellen der Greiferaufschlagleiste 2 bewirkt. Die Positioniereinrichtung 3 ist axial beweglich am Trommelkörper 1 gelagert. Bei einer zweifachgroßen Trommel 1 sind somit zwei Positioniereinrichtungen 3 angeordnet, die jeweils durch eine Positionierstange 4 und mehrere daran befestigte keilförmige Elemente 5 gebildet sind. Die keilförmigen Elemente 5 einer Positioniereinrichtung 3 sind mehreren keilförmigen Elementen der Greiferaufschlagleiste 2 zugeordnet. Die keilförmigen Elemente 5 sowie die keilförmigen Elemente der Greiferaufschlagleiste 2 bilden je ein Gleitgelenk in Form eines Schubkeils. Jedes an der Positionierstange 4 angeordnete keilförmige Element 5 wirkt dabei als Antriebsglied, jedes keilförmige Element der Greiferaufschlagleiste 2 wirkt als Abtriebsglied. Die Greiferaufschlagleiste 2 ist federbelastet gegen die Positioniereinrichtung 3 abgestützt. An einem freien Ende jeder Positioniereinrichtung 3 ist eine Betätigungseinrichtung 7, im vorliegenden Beispiel ein Pneumatikzylinder, am Trommelkörper 1 angeordnet. Die Betätigungseinrichtung 7 ist mit der Positionierstange 4 gekoppelt und ist über ein Leitungssystem 8 mit einem am Trommelzapfen angeordneten Drehübertrager 9 verbunden. Der Drehübertrager 9 ist mit eine Energieversorgung 10 verbunden, die jede Betätigungseinrichtung 7 separat steuert. Bei Verwendung von Pneumatikzylindern erfolgt die gesteuerte Druckluftzufuhr über einen Ventilblock. Jede Positioniereinrichtung 3 ist in ihrem axialen Hub durch justierbare Anschläge 6 begrenzt. Dadurch läßt sich durch die Positioniereinrichtung 3 jede Greiferaufschlagleiste 2 in zwei Stufen verstellbar betreiben. Die erste Stufe (Hochstellen der Greiferaufschlagleiste 2) ist für Papier geeignet. Die zweite Stufe (Tiefstellen der Greiferaufschlagleiste 2) ist für Karton geeignet.

[0011] Die Wirkungsweise ist wie folgt:
Die Trommel 1 übernimmt einen bedruckten Bogen von einem Druckzylinder eines vorgeordneten Druckwerkes und übergibt den Bogen an den Druckzylinder des nachgeordneten Druckwerkes. Soll ein Bedruckstoff mit veränderter Dicke (Stärke) verarbeitet werden, ist es erforderlich die Greiferaufschlagleiste 2 höher oder tiefer einzustellen. Die Energieversorgung 10 wird manuell oder automatisch, z.B. von einem Leitstand aus aktiviert. Jede Betätigungseinrichtung 7, hier der Pneumatikzylinder, wird mit Druckluft einzeln in Folge an der betreffenden Greiferbrücke 12 angesteuert. Dies bewirkt, daß der Kolben des Pneumatikzylinders die gekoppelte Positionierstange 4 axial bis zum Anschlag bewegt (erste Stufe). Die axiale Bewegung der Positionierstange 4 bewirkt die radiale Verstellung der Greiferaufschlagleiste 2 innerhalb von zwei Stufen. Die umgekehrte Ansteuerung der Betätigungseinrichtung 7, im vorliegenden Fall ist dies ein doppeltwirkender Pneumatikzylinder, bewegt den Kolben und damit die Positioniereinrichtung 3 in entgegengesetzte Richtung. Dies bewirkt wiederum die Verstellung der Greiferaufschlagleiste 2 gegen den entsprechenden Anschlag in die zweite Stufe. Es hat sich in der Druckpraxis die Verstellung in zwei Stufen als ausreichend herausgestellt. So ist z.B. ein Abstand der Oberkanten der Greiferaufschlagleisten einer Trommel 1 zum benachbarten Druckzylinder bei Papier von ca. 0,2mm und bei Karton von ca. 0,7mm günstig.

Bezugszeichenaufstellung



[0012] 
1
bogenführende Trommel
2
Greiferaufschlagleiste
3
Positioniereinrichtung
4
Positionierstange
5
keilförmiges Element
6
justierbarer Anschlag
7
Betätigungseinrichtung
8
Leitungssystem
9
Drehübertrager
10
Energieversorgung
11
Seitengestell
12
Greiferbrücke



Ansprüche

1. Bogenführende Trommel für Druckmaschinen unter Verwendung von jeweils aus Greiferwelle, Greifern und einstellbaren Greiferaufschlagleisten gebildeten und am Trommelumfang gleichmäßig verteilt angeordneten Greiferbrücken,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Hoch- und Tiefstellen jeder Greiferaufschlagleiste (2) eine an die Greiferaufschlagleiste (2) einwirkende Positioniereinrichtung (3) zugeordnet ist, die mit einer an der Trommel angeordneten Betätigungseinrichtung (7) gekoppelt ist, die separat über einen Drehübertrager (9) durch eine gesteuerte Energieversorgung (10) betätigbar ist.
 
2. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Hub der Betätigungseinrichtung (7) und/oder der Postioniereinrichtung (3) durch justierbare Anschläge (6) einstellbar ist.
 
3. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Positioniereinrichtung (3) durch eine axial bewegliche, mehrere keilförmige Elemente (5) aufweisende Positionierstange (4) gebildet ist, deren Elemente (5) mit zugeordneten keilförmigen Elementen der Greiferaufschlagleiste (2) ein Gleitgelenk in Form eines Schubkeils bilden.
 
4. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei zweifachgroßen Trommeln (1) zwei, einzeln mittels Positioniereinrichtung (3) auf die entsprechende Greiferaufschlagleiste (2) wirkende Betätigungseinrichtungen (7) angeordnet sind, die mittels separaten Leitungen (8) über den Drehübertrager (9) mit der Energieversorgung (10) gekoppelt sind.
 
5. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei dreifachgroßen Trommeln (1) drei, einzeln mittels Positioniereinrichtungen (3) auf die entsprechenden Greiferaufschlagleisten (2) wirkende Betätigungseinrichtungen (7) angeordnet sind, die mittels separaten Leitungen (8) über den Drehübertrager (9) mit der Energieversorgung (10) gekoppelt sind.
 
6. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei vierfachgroßen Trommeln (1) vier, einzeln mittels Positioniereinrichtungen auf die entsprechenden Greiferaufschlagleisten (2) wirkende Betätigungseinrichtungen (7) angeordnet sind, die mittels separaten Leitungen (8) über den Drehübertrager (9) mit der Energieversorgung (10) gekoppelt sind.
 
7. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Betätigungseinrichtung (7) aus einem pneumatisch oder hydraulisch betätigten Arbeitszylinder oder einem elektrischen Antrieb gebildet ist.
 




Zeichnung