(57) Zur wirtschaftlicheren Durchführung eines Dekatierverfahrens mit dem sich zudem auch
qualitativ bessere Behandlungsergebnisse erzielen lassen, wird vorgeschlagen, daß
Textilgewebe in an sich bekannter Weise zusammen mit einem Mitläufer auf einen perforierten
Dekatierzylinder aufzuwickeln und den so gebildeten Wickel in einem Autoklaven einer
Wärmebehandlung auszusetzen. Um die Nachteile konventioneller Mitläufer zu eliminieren,
wird vorgeschlagen, als Mitläufer ein aus nicht orientierten Fasern bestehendes Flächengebilde
zu verwenden. Das Flächengewicht des Mitläufers soll weniger als 80 g/m² betragen
und die Wasserdampfdurchlässigkeit des Mitläufers nicht kleiner sein als 3500 g/m²/24
h. Der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendete Mitläufer kann aus einem preiswerten
Faservlies bestehen, das aus synthetischen Polypropylen- oder Polyäthylenfasern oder
dergleichen hergestellt ist. Die Fasern können nach Art eines Nadelfilzes oder aber
auch durch eine chemische oder thermische Klebung miteinander verbunden sein. Wesentlich
ist das geringe Flächengewicht des verwendeten Mitläufers und dessen gute Wasserdampfdurchlässigkeit.
Auf eine hohe mechanische Festigkeit des Mitläufers kann dagegen verzichtet werden.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Dekatieren eines Textilgewebes aus oder
unter Mitverwendung eines wesentlichen Anteils an Wollfasern. Dabei wird das Textilgewebe
zusammen mit einem Mitläufer auf einem perforierten Dekatierzylinder aufgewickelt
und der so gebildete Wickel in einem Autoclaven einer Wärmebehandlung ausgesetzt.
[0002] Bei allgemein bekannten Dekatierverfahren erfolgt die Wickelbildung wahlweise außerhalb
des Dekatierautoklaven, woraufhin der Wickel in den Autoklaven eingebracht wird oder
innerhalb des Dekatierautoklaven, so daß ein Hin- und Hertransport des Wickels entfällt,
da nach Beendigung der Dekatierbehandlung das Textilgut mit dem Mitläufer von dem
im Autoklaven verbleibenden Dekatierzylinder abgezogen wird. Zu den übrigen druck-
und abmessungstechnischen Vorteilen des Wickelauf- und -abbaues innerhalb des Autoklaven
wird auf die DE-AS 17 85 460 verwiesen.
[0003] Ein allen bisher bekannten Dekatierverfahren gemeinsamer Nachteil resultiert aus
dem dabei als Mitläufer verwendeten Bahnmaterial, dessen Breiten- und Längenabmessungen
denen des zu dekatierenden Textilgewebes entsprechen müssen. Dabei ist der Mitläufer
hohen Drücken und Temperaturen sowie Feuchtigkeit und Restchemikalien, insbesondere
Säuren aus der Carbonisur, Reduktionsmitteln, Flächenfixiermitteln und dergleichen
ausgesetzt, die insgesamt eine schädigende Wirkung auf den Mitläufer ausüben. Damit
der Mitläufer zumindest über eine limitierte Einsatzdauer seine Haltbarkeit aufrechterhält,
wird dafür hochwertiges technisches Gewebe eingesetzt. Dies ist aber nicht nur kostspielig,
sondern mit wesentlichen weiteren Nachteilen behaftet. Um den mechanischen und chemischen
Anforderungen zu entsprechen, ist der Mitläufer robust auszuführen, fällt dadurch
relativ dick aus und hat ein entsprechend hohes Flächengewicht. Die Dicke des Mitläufers
begünstigt unerwünschte Markierungen auf dem zu dekatierenden Gewebe und bewirkt aber
auch Hitzestaus, die eine Ungleichmäßigkeit im Behandlungsergebnis hervorrufen können.
Schließlich schränkt die Mitläuferdicke aber auch die Ladekapazität des Dekatierautoklaven
für das zu behandelnde Textilgewebe ein.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Dekatierverfahren der eingangs beschriebenen
Art so zu verbessern, daß sich das Verfahren gegenüber konventionellen Dekatierverfahren
wirtschaftlicher durchführen läßt und zudem auch qualitativ bessere Behandlungsergebnisse
ermöglicht.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe wird von einem im Oberbegriff des Anspruchs 1 angegebenen
konventionellen Dekatierverfahren ausgegangen und gemäß dem kennzeichnenden Teil des
Anspruchs 1 erfindungsgemäß vorgeschlagen, als Mitläufer ein aus nicht orientierten
Fasern bestehendes Flächengebilde zu verwenden, dessen Flächengewicht weniger als
80 g/m² beträgt und dessen Wasserdampfdurchlässigkeit nicht kleiner ist als 3500 g/m²/24
h.
[0006] Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren als Mitläufer zu verwendende Flächengebilde
kann beispielsweise aus einem preiswerten dünnen Faservlies bestehen, das aus synthetischen
Polypropylen- oder Polyäthylenfasern oder dergleichen hergestellt ist, wobei die Fasern
nach Art eines Nadelfilzes oder aber auch durch eine chemische oder thermische Klebung
miteinander verbunden sein können. Wesentlich ist das geringe Flächengewicht des verwendeten
Mitläufers und dessen gute Wasserdampfdurchlässigkeit. Dagegen kann auf eine hohe
mechanische Festigkeit verzichtet werden, weil die geringen Kosten, welche die Herstellung
des Mitläufers verursacht, es unter Beibehaltung der Wirtschaftlichkeit erlaubt, bereits
nach wenigen Einsätzen den Mitläufer gegen einen neuen Mitläufer auszutauschen. Als
Mitläufer geeignetes, preisgünstiges, handelsübliches Flächenmaterial ist darüber
hinaus recyclefähig und kann somit auch wiederholt zu neuem Mitläufermaterial verarbeitet
werden.
[0007] Nach einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Gewebe mit einer
Restfeuchte von 10 bis 100 Gew.-% auf den perforierten Dekatierzylinder aufgewickelt
und in diesem Zustand der Wärmebehandlung ausgesetzt.
[0008] Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens besteht darin, daß im nassen Zustand aufgewickelte,
zu dekatierende Textilgewebe nach dem Färben und vor dem Dekatierprozeß keine Zwischentrocknung
erfordern, sondern lediglich auf die gewünschte Restfeuchte abgequetscht werden müssen.
Mit konventionellen Mitläufern ist dagegen eine Zwischentrocknung unerläßlich, da
die hohe Mitläuferdichte bei einem feuchten Textilgewebe Überhitzungsstaus entstehen
läßt.
[0009] Schließlich sieht eine Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens noch vor, daß
die jeweils während der Behandlungsdauer erforderliche Restfeuchte des im Autoklaven
befindlichen Textilgewebes durch eine externe Dampfzufuhr aufrechterhalten und geregelt
wird.
[0010] Zur Verdeutlichung der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren gegenüber einem konventionellen
Verfahren möglichen qualitativen Verbesserungen wurden folgende Versuche durchgeführt:
1. Ein 1,60 m breites Kammgarngewebe aus reiner Wolle mit einem Laufmetergewicht von
280 g/m und einem dementsprechenden Flächengewicht von 280 g/m : 1,60 m = 175 g/m²
wurde unter Verwendung eines konventionellen Mitläufers mit einem Flächengewicht von
440 g/m² dekatiert.
2. Ein eben solches Kammgarngewebe wurde bei im übrigen unveränderten Bedingungen
unter Verwendung eines Mitläufers aus einem Faservlies mit einem Flächengewicht von
nur 18 g/m² dekatiert.
[0011] Bei beiden Dekatierprozessen wurde das Kammgarngewebe jeweils im trockenen Zustand
in den Dekatierautoklaven eingebracht. Während des Dekatiervorganges erfolgte bei
beiden Dekatierprozessen übereinstimmend eine Feuchtigkeitszugabe von 100 Gew.-% über
Dampf.
[0012] Eine Untersuchung der unter Verwendung eines konventionellen Mitläufers dekatierten
Textilgewebeprobe (nachfolgend Probe I) und der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
dekatierten Textilgewebeprobe (nachfolgend Probe II) ergab für die nachfolgenden Parameter
die dazu angegebenen Mittelwerte:
A. Griffbestimmung nach Kawabata
[0013]
1. Biegesteifigkeit in µNm |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 7,40 ; |
Standardabweichung s 0,298 |
Schuß |
Mittelwert x 5,89 ; |
Standardabweichung s 0,249 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 7,01 ; |
Standardabweichung s 0,346 |
Schuß |
Mittelwert x 6,23 ; |
Standardabweichung s 0,277 |
2. Biegehysteresehöhe in mNm/m |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 0,238 ; |
Standardabweichung s 0,0444 |
Schuß |
Mittelwert x 0,181 ; |
Standardabweichung s 0,0300 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 0,230 ; |
Standardabweichung s 0,0524 |
Schuß |
Mittelwert x 0,197 ; |
Standardabweichung s 0,0272 |
3. Schersteifigkeit in N/m rad |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 41 ; |
Standardabweichung s 2,0 |
Schuß |
Mittelwert x 40 ; |
Standardabweichung s 1,4 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 23 ; |
Standardabweichung s 0,7 |
Schuß |
Mittelwert x 22 ; |
Standardabweichung s 1,8 |
4. Scherhysteresehöhe bei 0,5° in N/m |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 0,6 ; |
Standardabweichung s 0,01 |
Schuß |
Mittelwert x 0,5 ; |
Standardabweichung s 0,09 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 0,4 ; |
Standardabweichung s 0,04 |
Schuß |
Mittelwert x 0,4 ; |
Standardabweichung s 0,03 |
5. Scherhysteresehöhe bei 5° in N/m |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 1,5 ; |
Standardabweichung s 0,02 |
Schuß |
Mittelwert x 1,4 ; |
Standardabweichung s 0,05 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 0,6 ; |
Standardabweichung s 0,02 |
Schuß |
Mittelwert x 0,6 ; |
Standardabweichung s 0,02 |
6. Höchstzugkraftdehnung bei 500 cN/cm in % |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 3,7 ; |
Standardabweichung s 0,19 |
Schuß |
Mittelwert x 5,7 ; |
Standardabweichung s 0,10 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 6,7 ; |
Standardabweichung s 0,28 |
Schuß |
Mittelwert x 7,9 ; |
Standardabweichung s 0,50 |
7. Zugarbeit in J/m² |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 6,6 ; |
Standardabweichung s 0,28 |
Schuß |
Mittelwert x 9,6 ; |
Standardabweichung s 0,10 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 9,6 ; |
Standardabweichung s 0,22 |
Schuß |
Mittelwert x 11,4 ; |
Standardabweichung s 0,47 |
8. Erholungsvermögen in % |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 66 ; |
Standardabweichung s 1,1 |
Schuß |
Mittelwert x 65 ; |
Standardabweichung s 0,7 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 67 ; |
Standardabweichung s 0,4 |
Schuß |
Mittelwert x 67 ; |
Standardabweichung s 0,3 |
9. Linearität |
Probe I: |
Kette |
Mittelwert x 0,74 ; |
Standardabweichung s 0,014 |
Schuß |
Mittelwert x 0,69 ; |
Standardabweichung s 0,011 |
Probe II: |
Kette |
Mittelwert x 0,58 ; |
Standardabweichung s 0,012 |
Schuß |
Mittelwert x 0,59 ; |
Standardabweichung s 0,013 |
B. Fallkoeffizient
[0014]
Probe I: |
Mittelwert x 0,756 ; |
Standardabweichung s 0,012 |
Probe II: |
Mittelwert x 0,690 ; |
Standardabweichung s 0,026 |
C. Glanzzahl
[0015]
Probe I: |
Mittelwert x 1,38 ; |
Standardabweichung s 0,00 |
Probe II: |
Mittelwert x 1,25 ; |
Standardabweichung s 0,03 |
D. Dicke und Zusammendrückbarkeit
[0016]
1. Dicke bei 2 cN/cm² |
Probe I: |
Mittelwert x 0,391 ; |
Standardabweichung s 0,004 |
Probe II: |
Mittelwert x 0,502 ; |
Standardabweichung s 0,006 |
2. Dicke bei 20 cN/cm² |
Probe I: |
Mittelwert x 0,329 ; |
Standardabweichung s 0,005 |
Probe II: |
Mittelwert x 0,391 ; |
Standardabweichung s 0,001 |
3. Absolute Zusammendrückbarkeit in mm |
Probe I: |
0,062 (kein Mittelwertsvergleich durchführbar) |
Probe II: |
0,111 (kein Mittelwertsvergleich durchführbar) |
4. Relative Zusammendrückbarkeit in % |
Probe I: |
15 (kein Mittelwertsvergleich durchführbar) |
Probe II: |
22 (kein Mittelwertsvergleich durchführbar) |
E. Flächenknitterung nach Aku-Test
[0017]
1. Note sofort nach Entlastung |
Probe I: |
2 |
Probe II: |
4 |
2. Note nach 1 Stunde Erholung |
Probe I: |
5 |
Probe II: |
6-7 |
3. Note nach 2 Stunden Erholung |
Probe I: |
6 |
Probe II: |
7 |
4. Note nach 24 Stunden Erholung |
Probe I: |
7-8 |
Probe II: |
7-8 |
(Beurteilungsstufen von 1 bis 8: bei Note 1 schlechtestes und Note 8 bestes Ergebnis)
F. Harnstoffbisulfitlöslichkeit HBL in % (als Maß für die chemische Veränderung)
[0018]
Probe I: |
42,2 |
Probe II: |
45,5 |
[0019] Die Dickenmessung erfolgte nach DIN 53855 und die Harnstoffbisulfitlöslichkeit nach
IWTO (International Wool Technical Organisation) 11-64.
[0020] Die Flächenknitterung wurde in Anlehnung an die Aku-Methode (Zylinderknittermethode)
mit 3,5 kg Belastungsgewicht und 25 min Belastungsdauer durchgeführt.
[0021] Alle Prüfungen erfolgten im Normklima.
[0022] Ein Mittelwertsvergleich der Prüfungsergebnisse belegt, daß mit dem erfindungsgemäßen
Dekatierverfahren eine überraschende Qualitätsverbesserung eines Textilgewebes in
vielfältiger Hinsicht erzielbar ist.
1. Verfahren zum Dekatieren eines Textilgewebes aus oder unter Mitverwendung eines wesentlichen
Anteils von Wollfasern, wobei das Textilgewebe zusammen mit einem Mitläufer auf einen
perforierten Dekatierzylinder aufgewickelt und der so gebildete Wickel in einem Autoklaven
einer Wärmebehandlung ausgesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß als Mitläufer ein
aus nicht orientierten Fasern bestehendes Flächengebilde verwendet wird, dessen Flächengewicht
weniger als 80 g/m² beträgt und dessen Wasserdampfdurchlässigkeit nicht kleiner ist
als 3500 g/m²/24 h.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Gewebe mit einer Restfeuchte
von 10 - 100 Gew.- % auf den perforierten Dekatierzylinder aufgewickelt und in diesem
Zustand der Wärmebehandlung ausgesetzt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die jeweils während
der Behandlungsdauer erforderliche Restfeuchte des im Autoklaven befindlichen Textilgewebes
durch eine externe Dampfzufuhr aufrechterhalten und geregelt wird.