[0001] Die Erfindung betrifft einen abwerfbaren Treibkäfig für ein unterkalibriges Geschoß
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Treibkäfige für großkalibrige KE- und KE-Üb-Geschosse, die aus Glattrohrgeschützen
verschossen werden, sind überwiegend mit einem Führungsband aus Kunststoff, insbesondere
Polyamid, versehen, welches im Bereich der Trennfugen der Treibkäfigsegmente Sollbruchstellen
aufweist. Während der Öffnungsphase des Treibkäfigs soll dann eine Trennung des Führungsbandes
durch diese Sollbruchstellen eingeleitet werden.
[0003] Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Führungsbänder, insbesondere dann, wenn die Geschosse
mehrere Jahre im Depot gelegen haben, nicht mehr reproduzierbar aufreißen, weil der
Kunststoff mit der Zeit Feuchtigkeit aufnimmt und dabei sein anfänglich relativ sprödes
Verhalten verliert. Die durch die Feuchtigkeit erlangte gute Dehnbarkeit führt zu
einer zeitlichen nicht reproduzierbaren Verzögerung des Öffnens des Treibkäfigs, wobei
die einzelnen Treibkäfigsegmente sich unterschiedlich weit öffnen können. Dadurch
schlagen einzelne Treibkäfigsegmente mit ihrem Heckteil gegen den Penetrator und verursachen
bei diesem eine relativ hohe Anfangsstörung, die dazu führt, daß der ohnehin häufig
vorhandene geringe Abgangsfehler erhöht und der Penetrator zu starken Pendelungen
angeregt wird. Dieses wiederum führt zu einer reduzierten endballistischen Leistung,
insbesondere zu einer verminderten Treffergenauigkeit.
[0004] Es ist zwar aus der DE 40 09 220 A1 bereits bekannt, zur Verminderung des Einflusses
der Feuchtigkeit beim Reißen des Führungsbandes die einzelnen mit Kunststoffsegmenten
versehene Führungsbandelemente mit einem Haltering zusammenzuhalten, der aus einem
spröden feuchtigkeitsunabhängigen Material besteht, doch ist die Herstellung derartiger
mehrteiliger Führungsbänder (Kunststoffsegmente mit Haltering) relativ aufwendig herstellbar.
[0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Treibkäfig der eingangs
erwähnten Art derart weiterzuentwickeln, daß ein reproduzierbares Ablösen der Treibkäfigsegmente,
unabhängig von dem Feuchtigkeitsgehalt des jeweiligen Führungsbandes, auf einfache
Weise erreichbar ist.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles des Anspruchs 1
gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0007] Im wesentlichen liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, Führungsbänder an sich
bekannter Bauart nachträglich im Bereich der Trennfugen der Treibkäfigsegmente mit
einer schlitzförmigen Längsnut zu versehen. Dabei erstreckt sich diese Längsnut vorzugsweise
über mindestens (30%) der Breite des Führungsbandes und weist einen Verlauf auf, der
derart gewählt ist, daß es beim Öffnungsvorgang des jeweiligen Treibkäfigs zu keine
in Umfangsrichtung verlaufenden Rißausbildung im Führungsbandbereich kommt.
[0008] Zwischen dem heckseitigen Ende der Längsnut und dem heckseitigen Ende des Führungsbandes
sollte ein vorgebbarer Bereich mit Führungsbandmaterial verbleiben, um beim Abschuß
die Liderungsfunktion des Führungsbandes an diese Stelle nicht zu beeinträchtigen.
[0009] Besonders bewährt haben sich derartige Längsnuten bei Treibkäfigen, die als Führungsbandmaterial
Polyamid verwenden, weil dieses Material zwar einerseits besonders geeignet ist, die
beiden Führungsbandfunktionen: Liderung und Geschoßführung im Rohr zu erfüllen, andererseits
aber bei Aufnahme von Feuchtigkeit relativ elastisch wird und dadurch seine Reißeigenschaften
stark ändert.
[0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergehen sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Seitenansicht eines unterkalibrigen Panzergeschosses mit einem erfindungsgemäßen
Treibkäfig,
- Fig. 2
- einen Querschnitt des in Fig. 1 dargestellten Geschosses entlang der dort mit II-II
bezeichneten Schnittlinie;
- Fig. 3
- einen vergrößerten Querschnitt des in Fig. 1 mit III bezeichneten Druckflanschbereiches;
- Fig. 4 und Fig. 5
- den Fig. 3 entsprechenden Druckflanschbereich zweier weiterer Ausführungsbeispiele.
[0011] In Fig. 1 ist mit 1 ein unterkalibriges Geschoß bezeichnet, welches im wesentlichen
aus einem flügelstabilisierten Penetrator 2 und einem Zweiflanschtreibkäfig 3 besteht.
Der Treibkäfig 3 setzt sich aus drei Segmenten 4-6 (Fig. 2) zusammen, die miteinander
die Trennfugen 7-9 bilden und die im Bereich des hinteren Flansches (Druckflansches)
10 mit Hilfe eines Führungsbandes 11 zusammengehalten werden.
[0012] Erfindungsgemäß sind in dem Führungsband 11 entlang der Trennfugen 7-9 Längsnuten
12-14 vorgesehen, die ein definiertes Ausreißen des Führungsbandes 11 entlang dieser
Nuten bewirken, sobald das Geschoß 1 das jeweilige Waffenrohr verläßt.
[0013] Wie in Fig. 3 am Beispiel der zwischen den Treibkäfigsegmenten 6 und 4 bestehenden
Trennfuge 7 dargestellt ist, verläuft die Längsnut 12 parallel zur Geschoßlängsachse
15 (Fig. 1) und weist eine Länge 16 auf, die beinahe die gesamte Breite 17 des Führungsbandes
11 überdeckt. Dabei ist der dem Penetrator zugewandte Verlauf der Längsnut 16 derart
gewählt, daß das Führungsband 11 im Bereich der Trennfuge 7 zwar geschwächt ist, aber
ein Reißen des Führungsbandes in Umfangsrichtung zuverlässig vermieden wird. Dieses
wird insbesondere dadurch erreicht, daß der die Längsnut 12 erzeugende Längsschnitt
durch das Führungsband 11 so geführt wird, daß Stege in der Unterkonstruktion, die
für den festen Sitz des Führungsbandes 11 erforderlich sind, so in das Schnittprofil
der Längsnut 12 einbezogen werden, daß scharfe Querschnittsänderungen des Führungsbandprofils,
an denen der zu vermeidende Riß in Umfangsrichtung abgelenkt werden kann, ausgeglichen
werden. Damit wird zuverlässig und reproduzierbar ein axialer Rißverlauf erreicht.
Die Schnittbreite sollte 0,6 mm nicht übersteigen, damit gewährleistet wird, daß er
beim Einpressen in den Übergangskegel des Geschützrohres (nicht dargestellt) durch
verdrängtes Führungsbandmaterial vollständig verschlossen wird, so daß die Dichtfunktion
des Führungsbandes 12 in keiner Weise beeinträchtigt wird.
[0014] Die Länge und Tiefe der durch Schnitte erzeugten Längsnuten 12 sind der jeweiligen
Führungsbandgeometrie anzupassen. Scharfe Querschnittsänderungen sind durch die Schnittführung
auszugleichen. Andererseits muß genügend Querschnittsfläche erhalten bleiben, am die
Haltefunktion des Führungsbandes zu gewährleisten.
[0015] Die Fig. 4 und 5 gehen zwei weitere Ausführungsbeispiele an, bei denen die Längsnut
12' bzw. 12'' zwar ebenfalls derart ausgebildet ist, daß ein radiales Reißen in Umfangsrichtung
des Führungsbandes 11 zuverlässig vermieden wird, bei denen aber die Länge der Längsnut
etwas geringer ist als bei dem in Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel. Wie Versuche
ergehen haben, soll die Länge 16 allerdings mindestens 30% der Länge der Breite 17
des jeweiligen Führungsbandes 11 betragen.
[0016] Damit die Liderungsfunktion des Führungsbandes im Trennfugenbereich erhalten bleibt,
sollte die Längsnut nicht direkt am heckseitigen Führungsbandanfang 18 (Fig. 3) beginnen,
sondern erst nach einem Abstand 19, der für den jeweiligen Geschoßtyp experimentell
ermittelt werden muß.
Bezugszeichenliste
[0017]
- 1
- unterkalibriges Geschoß
- 2
- Penetrator
- 3
- Treibkäfig, Zweiflanschtreibkäfig
- 4-6
- Treibkäfigsegmente, Segmente
- 7-9
- Trennfugen
- 10
- Druckflansch, Flansch
- 11
- Führungsband
- 12-14
- Längsnuten
- 12',12''
- Längsnuten
- 15
- Geschoßlängsachse
- 16
- Länge der Längsnuten
- 17
- Breite des Führungsbandes
- 18
- Führungsbandanfang
- 19
- Abstand zwischen dem Führungsband- und dem Längsnutenanfang
1. Abwerfbarer Treibkäfig (3) für ein unterkalibriges Geschoß (1), der aus mehreren in
Umfangsrichtung geteilten Segmenten (4-6) besteht und auf dessen Außenumfang ein aus
Kunststoff bestehendes Führungsband (11) angeordnet ist, wobei sich in dem Führungsband
(11) im Bereich der Trennfugen (7-9) jeweils mindestens eine von der Oberseite in
das Führungsband (11) hinein erstreckende Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') befindet,
dadurch gekennzeichnet, daß die Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') in Richtung der Geschoßlängsachse (15)
als schlitzförmige Längsnut ausgebildet ist, und daß die Länge (16) der Längsnut (12-14;
12', 12'') und ihr dem Penetrator (2) zugewandter Verlauf derart gewählt sind, daß
es beim Öffnungsvorgang des Treibkäfigs (3) zu keiner in Umfangsrichtung verlaufenden
Rißausbildung im Führungsbandbereich (11) kommt.
2. Abwerfbarer Treibkäfig nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge (16) der Längsnut (12-14; 12', 12'') mindestens (30%) der Breite (17)
des Führungsbandes (11) beträgt.
3. Abwerfbarer Treibkäfig nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennnet, daß das Führungsband (11) aus Polyamid besteht.