(19)
(11) EP 0 703 428 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.03.1996  Patentblatt  1996/13

(21) Anmeldenummer: 95111479.2

(22) Anmeldetag:  21.07.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F42B 14/02, F42B 14/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT CH DE ES LI NL SE

(30) Priorität: 21.09.1994 DE 4433628

(71) Anmelder: Rheinmetall Industrie GmbH
D-40880 Ratingen (DE)

(72) Erfinder:
  • Ortmann, Helmut
    D-47269 Duisburg (DE)
  • Engelmann, Wilfried
    D-47803 Krefeld (DE)
  • Simon, Walter
    D-52134 Herzogenrath (DE)
  • Vogel, Gerhard
    D-29345 Unterlüss (DE)
  • Jungbluth, Dieter
    D-56249 Herschbach (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Abwerfbarer Treibkäfig für ein unterkalibriges Geschoss


    (57) Die Erfindung betrifft einen abwerfbaren Treibkäfig (3) für ein unterkalibriges Geschoß (1), der aus mehreren in Umfangsrichtung geteilten Segmenten (4-6) besteht und auf dessen Außenumfang ein aus Kunststoff bestehendes Führungsband (11) angeordnet ist, wobei sich in dem Führungsband (11) im Bereich der Trennfugen (7-9) jeweils mindestens eine von der Oberseite in das Führungsband (11) hinein erstreckende Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') befindet.
    Um ein reproduzierbares Ablösen der Treibkäfigsegmente, unabhängig von dem Feuchtigkeitsgehalt des Führungsbandes (11), auf einfache Weise zu erreichen, schlägt die Erfindung vor, die Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') in Richtung der Geschoßlängsachse (15) als schlitzförmige Längsnut auszubilden. Dabei sind die Länge (16) der Längsnut (12-14; 12'; 12'') und ihr dem Penetrator (2) zugewandter Verlauf derart gewählt, daß es beim Öffnungsvorgang des Treibkäfigs (3) zu keiner in Umfangsrichtung verlaufenden Rißausbildung im Führungsbandbereich (11) kommen kann.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen abwerfbaren Treibkäfig für ein unterkalibriges Geschoß nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

    [0002] Treibkäfige für großkalibrige KE- und KE-Üb-Geschosse, die aus Glattrohrgeschützen verschossen werden, sind überwiegend mit einem Führungsband aus Kunststoff, insbesondere Polyamid, versehen, welches im Bereich der Trennfugen der Treibkäfigsegmente Sollbruchstellen aufweist. Während der Öffnungsphase des Treibkäfigs soll dann eine Trennung des Führungsbandes durch diese Sollbruchstellen eingeleitet werden.

    [0003] Es hat sich jedoch gezeigt, daß die Führungsbänder, insbesondere dann, wenn die Geschosse mehrere Jahre im Depot gelegen haben, nicht mehr reproduzierbar aufreißen, weil der Kunststoff mit der Zeit Feuchtigkeit aufnimmt und dabei sein anfänglich relativ sprödes Verhalten verliert. Die durch die Feuchtigkeit erlangte gute Dehnbarkeit führt zu einer zeitlichen nicht reproduzierbaren Verzögerung des Öffnens des Treibkäfigs, wobei die einzelnen Treibkäfigsegmente sich unterschiedlich weit öffnen können. Dadurch schlagen einzelne Treibkäfigsegmente mit ihrem Heckteil gegen den Penetrator und verursachen bei diesem eine relativ hohe Anfangsstörung, die dazu führt, daß der ohnehin häufig vorhandene geringe Abgangsfehler erhöht und der Penetrator zu starken Pendelungen angeregt wird. Dieses wiederum führt zu einer reduzierten endballistischen Leistung, insbesondere zu einer verminderten Treffergenauigkeit.

    [0004] Es ist zwar aus der DE 40 09 220 A1 bereits bekannt, zur Verminderung des Einflusses der Feuchtigkeit beim Reißen des Führungsbandes die einzelnen mit Kunststoffsegmenten versehene Führungsbandelemente mit einem Haltering zusammenzuhalten, der aus einem spröden feuchtigkeitsunabhängigen Material besteht, doch ist die Herstellung derartiger mehrteiliger Führungsbänder (Kunststoffsegmente mit Haltering) relativ aufwendig herstellbar.

    [0005] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, einen Treibkäfig der eingangs erwähnten Art derart weiterzuentwickeln, daß ein reproduzierbares Ablösen der Treibkäfigsegmente, unabhängig von dem Feuchtigkeitsgehalt des jeweiligen Führungsbandes, auf einfache Weise erreichbar ist.

    [0006] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des kennzeichnenden Teiles des Anspruchs 1 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.

    [0007] Im wesentlichen liegt der Erfindung der Gedanke zugrunde, Führungsbänder an sich bekannter Bauart nachträglich im Bereich der Trennfugen der Treibkäfigsegmente mit einer schlitzförmigen Längsnut zu versehen. Dabei erstreckt sich diese Längsnut vorzugsweise über mindestens (30%) der Breite des Führungsbandes und weist einen Verlauf auf, der derart gewählt ist, daß es beim Öffnungsvorgang des jeweiligen Treibkäfigs zu keine in Umfangsrichtung verlaufenden Rißausbildung im Führungsbandbereich kommt.

    [0008] Zwischen dem heckseitigen Ende der Längsnut und dem heckseitigen Ende des Führungsbandes sollte ein vorgebbarer Bereich mit Führungsbandmaterial verbleiben, um beim Abschuß die Liderungsfunktion des Führungsbandes an diese Stelle nicht zu beeinträchtigen.

    [0009] Besonders bewährt haben sich derartige Längsnuten bei Treibkäfigen, die als Führungsbandmaterial Polyamid verwenden, weil dieses Material zwar einerseits besonders geeignet ist, die beiden Führungsbandfunktionen: Liderung und Geschoßführung im Rohr zu erfüllen, andererseits aber bei Aufnahme von Feuchtigkeit relativ elastisch wird und dadurch seine Reißeigenschaften stark ändert.

    [0010] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergehen sich aus den folgenden anhand von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
    Fig. 1
    eine Seitenansicht eines unterkalibrigen Panzergeschosses mit einem erfindungsgemäßen Treibkäfig,
    Fig. 2
    einen Querschnitt des in Fig. 1 dargestellten Geschosses entlang der dort mit II-II bezeichneten Schnittlinie;
    Fig. 3
    einen vergrößerten Querschnitt des in Fig. 1 mit III bezeichneten Druckflanschbereiches;
    Fig. 4 und Fig. 5
    den Fig. 3 entsprechenden Druckflanschbereich zweier weiterer Ausführungsbeispiele.


    [0011] In Fig. 1 ist mit 1 ein unterkalibriges Geschoß bezeichnet, welches im wesentlichen aus einem flügelstabilisierten Penetrator 2 und einem Zweiflanschtreibkäfig 3 besteht. Der Treibkäfig 3 setzt sich aus drei Segmenten 4-6 (Fig. 2) zusammen, die miteinander die Trennfugen 7-9 bilden und die im Bereich des hinteren Flansches (Druckflansches) 10 mit Hilfe eines Führungsbandes 11 zusammengehalten werden.

    [0012] Erfindungsgemäß sind in dem Führungsband 11 entlang der Trennfugen 7-9 Längsnuten 12-14 vorgesehen, die ein definiertes Ausreißen des Führungsbandes 11 entlang dieser Nuten bewirken, sobald das Geschoß 1 das jeweilige Waffenrohr verläßt.

    [0013] Wie in Fig. 3 am Beispiel der zwischen den Treibkäfigsegmenten 6 und 4 bestehenden Trennfuge 7 dargestellt ist, verläuft die Längsnut 12 parallel zur Geschoßlängsachse 15 (Fig. 1) und weist eine Länge 16 auf, die beinahe die gesamte Breite 17 des Führungsbandes 11 überdeckt. Dabei ist der dem Penetrator zugewandte Verlauf der Längsnut 16 derart gewählt, daß das Führungsband 11 im Bereich der Trennfuge 7 zwar geschwächt ist, aber ein Reißen des Führungsbandes in Umfangsrichtung zuverlässig vermieden wird. Dieses wird insbesondere dadurch erreicht, daß der die Längsnut 12 erzeugende Längsschnitt durch das Führungsband 11 so geführt wird, daß Stege in der Unterkonstruktion, die für den festen Sitz des Führungsbandes 11 erforderlich sind, so in das Schnittprofil der Längsnut 12 einbezogen werden, daß scharfe Querschnittsänderungen des Führungsbandprofils, an denen der zu vermeidende Riß in Umfangsrichtung abgelenkt werden kann, ausgeglichen werden. Damit wird zuverlässig und reproduzierbar ein axialer Rißverlauf erreicht. Die Schnittbreite sollte 0,6 mm nicht übersteigen, damit gewährleistet wird, daß er beim Einpressen in den Übergangskegel des Geschützrohres (nicht dargestellt) durch verdrängtes Führungsbandmaterial vollständig verschlossen wird, so daß die Dichtfunktion des Führungsbandes 12 in keiner Weise beeinträchtigt wird.

    [0014] Die Länge und Tiefe der durch Schnitte erzeugten Längsnuten 12 sind der jeweiligen Führungsbandgeometrie anzupassen. Scharfe Querschnittsänderungen sind durch die Schnittführung auszugleichen. Andererseits muß genügend Querschnittsfläche erhalten bleiben, am die Haltefunktion des Führungsbandes zu gewährleisten.

    [0015] Die Fig. 4 und 5 gehen zwei weitere Ausführungsbeispiele an, bei denen die Längsnut 12' bzw. 12'' zwar ebenfalls derart ausgebildet ist, daß ein radiales Reißen in Umfangsrichtung des Führungsbandes 11 zuverlässig vermieden wird, bei denen aber die Länge der Längsnut etwas geringer ist als bei dem in Fig. 3 dargestellten Ausführungsbeispiel. Wie Versuche ergehen haben, soll die Länge 16 allerdings mindestens 30% der Länge der Breite 17 des jeweiligen Führungsbandes 11 betragen.

    [0016] Damit die Liderungsfunktion des Führungsbandes im Trennfugenbereich erhalten bleibt, sollte die Längsnut nicht direkt am heckseitigen Führungsbandanfang 18 (Fig. 3) beginnen, sondern erst nach einem Abstand 19, der für den jeweiligen Geschoßtyp experimentell ermittelt werden muß.

    Bezugszeichenliste



    [0017] 
    1
    unterkalibriges Geschoß
    2
    Penetrator
    3
    Treibkäfig, Zweiflanschtreibkäfig
    4-6
    Treibkäfigsegmente, Segmente
    7-9
    Trennfugen
    10
    Druckflansch, Flansch
    11
    Führungsband
    12-14
    Längsnuten
    12',12''
    Längsnuten
    15
    Geschoßlängsachse
    16
    Länge der Längsnuten
    17
    Breite des Führungsbandes
    18
    Führungsbandanfang
    19
    Abstand zwischen dem Führungsband- und dem Längsnutenanfang



    Ansprüche

    1. Abwerfbarer Treibkäfig (3) für ein unterkalibriges Geschoß (1), der aus mehreren in Umfangsrichtung geteilten Segmenten (4-6) besteht und auf dessen Außenumfang ein aus Kunststoff bestehendes Führungsband (11) angeordnet ist, wobei sich in dem Führungsband (11) im Bereich der Trennfugen (7-9) jeweils mindestens eine von der Oberseite in das Führungsband (11) hinein erstreckende Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') befindet, dadurch gekennzeichnet, daß die Sollbruchstelle (12-14; 12'; 12'') in Richtung der Geschoßlängsachse (15) als schlitzförmige Längsnut ausgebildet ist, und daß die Länge (16) der Längsnut (12-14; 12', 12'') und ihr dem Penetrator (2) zugewandter Verlauf derart gewählt sind, daß es beim Öffnungsvorgang des Treibkäfigs (3) zu keiner in Umfangsrichtung verlaufenden Rißausbildung im Führungsbandbereich (11) kommt.
     
    2. Abwerfbarer Treibkäfig nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge (16) der Längsnut (12-14; 12', 12'') mindestens (30%) der Breite (17) des Führungsbandes (11) beträgt.
     
    3. Abwerfbarer Treibkäfig nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennnet, daß das Führungsband (11) aus Polyamid besteht.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht