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EP 0 704 943 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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03.04.1996 Patentblatt 1996/14 |
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Anmeldetag: 18.09.1995 |
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(84) |
Benannte Vertragsstaaten: |
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DE DK GB IT |
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Priorität: |
30.09.1994 DE 9415851 U
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Anmelder: SIEMENS AKTIENGESELLSCHAFT |
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D-80333 München (DE) |
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Erfinder: |
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- Maihofer, Thomas
D-97230 Estenfeld (DE)
- Geiger-Hilk, Michael, Dipl.-Ing. (FH)
D-97080 Würzburg (DE)
- Muck, Jürgen, Dipl.-Ing. (FH)
D-97225 Zellingen (DE)
- Poch Parramon, Jose,
Dipl.-Ing.
D-58642 Iserlohn (DE)
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Schleifring bzw. Kommutator |
(57) Für eine asbestfreie und trotzdem gegen Temperaturüberbelastungen unempfindliche
Preßmasse einer Schleifring- bzw. Kommutatormotoranordnung ist als Preßmassen-Beigabe
ein bei den Temperaturüberbelastungen unter Energieaufnahme niedermolekulare Verbindungen
abspaltender Füllstoff, insbesondere eine Beigabe von, vorzugsweise bei ca 400°C,
H₂O abspaltendem Magnesiumhydroxid (Mg(OH)₂) vorgesehen.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Schleifring bzw. Kommutator gemäß Oberbegriff
des Anspruchs 1; ein Kommutator dieser Art ist z.B. durch die EP-A1-0 482 235 bekannt.
[0002] Die bei einem Schleifring- bzw. Kommutatormotor zur Stromversorgung des Rotors von
statorseitigen Bürsten beschliffenen Schleifringe bzw. Lamellen werden am Außenumfang
eines radial innen auf einer Rotorwelle befestigten Tragkörpers gehalten, der üblicherweise
aus einer Preßmasse, insbesondere einer Duroplast-Preßmasse, besteht und dem als Streckmaterial
Füllstoffe beigefügt sind. Es ist bekannt, als Füllstoff Asbestfasern beizumischen,
die sich durch eine große Temperaturstabilität, mechanische Festigkeit, gute Anbindungsfähigkeit
und hohe Fülldichte bei geringem Ausdehnungskoeffizienten auszeichnen, jedoch wegen
ihrer geringen Bioverträglichkeit, insbesondere krebserregenden Wirkung, unerwünscht,
in der Regel sogar vom Gesetzgeber verboten sind.
[0003] Zur Substitution von Asbest hat man den Einsatz von Glasfaser- bzw. Glaskugel-Füllstoffen
versucht, die jedoch insbesondere auf Grund ihrer geringeren Elastizität, ihrer geringen
Temperaturbeständigkeit sowie der schlechten Anbindungsmöglichkeit zur übrigen Preßmasse
mit wesentlichen Nachteilen verbunden sind.
[0004] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Asbest-Ersatzstoff anzugeben, der
bei guter physiologischer Verträglichkeit die bisher von Asbest gezeigten spezifischen
vorteilhaften Materialeigenschaften aufweist.
[0005] Von besonderer Bedeutung ist dabei eine Resistenz gegenüber kurzzeitigen Temperaturüberbelastungen;
zu derartigen Temperaturbelastungen kann es insbesondere beim Heißverstemmen der Wicklungsdrähte
mit den Segmenthaken des Kommutators bzw. der Schleifringe oder beim Blockiertest
des fertigen Motors kommen. Der Ersatzstoff soll darüberhinaus bei als Massenprodukt
hergestellten Schleifring- bzw. Kommutatormotoren problemlos einsetzbar sein.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt bei einem Schleifring- bzw. Kommutatormotor der
eingangs genannten Art dadurch, daß eine Beigabe von asbestfreiem, bei Temperaturüberbelastungen
unter Energieaufnahme niedermolekulare Verbindungen abspaltendem Füllstoff vorgesehen
ist; nach einer Ausgestaltung der Erfindung ist insbesondere zur Erhöhung der Temperaturverträglichkeit
dem Füllstoff ein, bei vorzugsweise ca. 400°C, H₂O abspaltendes Magnesiumhydroxid
beigegeben.
[0007] Es hat sich in überraschender Weise gezeigt, daß durch die erfindungsgemäße Beigabe
ein Temperaturpuffer bei gleichzeitig guten mechanischen und isolationstechnischen
Kennwerten, insbesondere mit geringem Ausdehnungskoeffizienten, geschaffen werden
kann.
[0008] Als weiterer Füllstoff ist nach einer Ausgestaltung der Erfindung Wollastonit, vorzugsweise
nadelförmig strukturiert, in einem Anteil von ca. 7% bis 70% des gesamten Füllstoffanteils
(100%) beigemischt; das Länge/Dicke-Verhältnis der Nadeln des nadelförmig strukturierten
Wollastonit-Füllstoffanteils liegt vorzugsweise im Bereich zwischen 30:1 bis 35:1.
[0009] Als weiterer Füllstoffanteil ist nach einer weiteren Ausgestaltung eine Beigabe von
Glasfasern und/oder Glaskugeln vorgesehen.
[0010] Wollastonit ist ein Calciumsilicat (CaSiO₃) und gehört zur Gruppe der natürlich vorkommenden
Kettensilikate, wobei die Kettenrichtung der (SiO₄)-Tetraeder der Längserstreckung
der nadelförmig strukturierten Wollastonitpartikel entspricht. Die kristallographische
Eigenschaft des Wollastonites bedingt eine hohe mechanische Festigkeit, wobei die
Zugfestigkeit und der Elastizitätsmodul bedeutend höher als der des für die Preßmasse
vorgesehenen Phenolharzes liegen. Es hat sich gezeigt, daß darüberhinaus gegenüber
ersatzweise vorgesehenen Füllstoffen in Form von Glasfasern bzw. Glaskugeln die Magnesiumhydroxid-Beigabe
bzw. der Wollastonit-Füllstoff sowohl eine höhere Temperaturstabilität und höhere
Fülldichte sowie auch eine hohe Wärmeleitfähigkeit und gute Schweißtemperaturbeständigkeit
mit hoher thermischer Stabilität beim Verschweißen der Kommutatorhaken sowie eine
nur geringe Schwindung bei geringem Ausdehnungskoeffizienten gewährleistet werden
kann.
[0011] Diese vorgenannten vorteilhaften spezifischen Eigenschaften sind verbunden mit einer
hohen physiologischen Verträglichkeit der vorgesehenen Beigaben zu der Preßmasse aufgrund
einer schnellen Abbaubarkeit von in die menschliche Lunge gelangten Fasern innerhalb
von 8 bis 15 Tagen im Vergleich zu einem Zeitraum von etwa 100 Tagen bei Glasfasern
bzw. von 40.000 bis 60.000 Tagen bei bisher zur Anwendung kommenden Asbestmaterialen.
[0012] Durch eine vorteilhafte Oberflächenbehandlung der Wollastonit-Partikel mit einer
Beschichtung durch Silanilierung, insbesondere durch Epoxi-, Amino- und Methacrylsilanen
kann insbesondere die Anbindungsfähigkeit zwischen der Harzmatrix der für den Tragkörper
vorgesehenen Phenolharz-Preßmasse und dem Füllstoff verbessert werden.
1. Schleifring bzw. Kommutator für einen Schleifring- bzw. Kommutatormotor mit einer
Füllstoff enthaltenden Schleifring- bzw. Kollektorpreßmasse, insbesondere Duroplast-Preßmasse,
als Träger für eine von Kontakten beschliffene Schleifring- bzw. Lamellenfläche, gekennzeichnet durch eine Beigabe von asbestfreiem, bei Übertemperaturbelastungen unter Energieaufnahme
niedermolekulare Verbindungen abspaltendem Füllstoff.
2. Schleifring bzw. Kommutator nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine Beigabe von, insbesondere bei ca. 400°C, H₂O abspaltendem Magnesiumhydroxid
Mg (OH)₂.
3. Schleifring bzw. Kommutator nach Anspruch 1 und/oder 2, gekennzeichnet durch eine weitere Beigabe in Form eines Wollastonit-Füllstoffes mit einem Anteil von ca.
7% bis 70% an der gesamten Füllstoffmenge.
4. Schleifring bzw. Kommutator nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch einen nadelförmig strukturierten Wollastonit-Füllstoff.
5. Schleifring bzw. Kommutator nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen weiteren Füllstoff in Form von Glasfasern und/oder Glaskugeln.
