(19)
(11) EP 0 705 691 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
10.04.1996  Patentblatt  1996/15

(21) Anmeldenummer: 95112719.0

(22) Anmeldetag:  11.08.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B41F 21/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 23.09.1994 DE 4433998

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
D-63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Kemmerer, Klemens
    D-63500 Seligenstadt (DE)
  • Richter, Franz-Peter
    D-64407 Fränkisch-Crumbach (DE)
  • Bayer, Harald
    D-63110 Rodgau 3 (DE)

(74) Vertreter: Marek, Joachim, Dipl.-Ing. 
c/o MAN Roland Druckmaschinen AG Patentabteilung/FTB S, Postfach 10 12 64
D-63012 Offenbach
D-63012 Offenbach (DE)

   


(54) Bogenführende Trommel für Rotationsdruckmaschinen


(57) Die Erfindung betrifft eine bogenführende Trommel (1) für Rotationsdruckmaschinen unter Verwendung von jeweils am Trommelumfang gleichmäßig verteilt angeordneten Greiferbrücken (13). Aufgabe der Erfindung ist es, eine dezentrale Einzelverstellung aller Greiferbrücken (13) von bogenführenden Trommeln (1) in einer Druckmaschine gemeinsam auf die zu verarbeitende Bedruckstoffstärke vorzunehmen. Gelöst wird das dadurch, daß zum einzelnen Hoch- und Tiefstellen einer Greiferaufschlagleiste (2) eine an die Greiferaufschlagleiste (2) einwirkende Positioniereinrichtung (3) zugeordnet ist, an deren freien Ende je ein Adapter (12) angeordnet ist, der mit einer Betätigungseinrichtung (6), die an einem Seitengestell (11) fixiert ist, periodisch koppelbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft eine bogenführende Trommel zwischen den Druckwerken oder Weiterverarbeitungseinheiten von Rotationsdruckmaschinen unter Verwendung von einer oder mehreren Greiferbrücken, die gleichmäßig am Trommelumfang verteilt und auf unterschiedliche Bedruckstoffstärken einstellbar sind.

[0002] Gemäß der DE 3 428 668 C2 ist eine zentrale Greiferaufschlagleistenverstellung für zwei- und mehrfachgroße Umführtrommeln bekannt. An die Greiferauflagen angreifende Mittel gestatten die Einzeljustage jeder Auflage und auf diese Mittel wirken insgesamt die greiferauflagenverstellende Positioniermittel ein, die von einer am Trommelkörper angeordneten zentralen Verstellvorrichtung betätigt werden. Die zentrale Stellvorrichtung kann dabei motorisch angetrieben und von einem Steuerpult aus gesteuert werden. Hinweise, wie der Antrieb mit der Stellvorrichtung zu koppeln ist, sind nicht zu entnehmen.

[0003] Aus der GB 2 098 966 A ist eine Einrichtung zum Positionieren der Greiferauflage einer Greiferbrücke eines Bogenführungszylinders bekannt. Das Positionieren der Greiferauflage, je nach Dicke des zu verarbeitenden Bedruckstoffes, erfolgt mittels Einstellstange die in Zylinderachsrichtung gegen Federkraft mittels einer Schraube verschiebbar unter einer über die gesamte Zylinderlänge verlaufenden Greiferauflage angeordnet ist. Die Kontaktflächen von Greiferauflage und Einstellstangen bilden in Zylinderachsrichtung ein Schubkeilgetriebe, derart, daß eine Verschiebung der Einstellstange die radiale Positionierung der Greiferauflagen bewirkt.

[0004] Nachteilig ist, daß zum zentralen Einstellen der Greiferaufschlagleisten auf die jeweilige Bedruckstoffstärke ein hoher Aufwand erforderlich ist. Bei Umführtrommeln mit mehreren Greiferbrücken nach DE 3 428 668 C2 ist eine Grund- und Feinjustierung der Greiferaufschlagleisten erforderlich um eine gemeinsame Verstellung aller Greiferaufschlagleisten zu ermöglichen. Danach ist eine separate Verstellung der Greiferaufschlagleisten, beispielsweise um Ungenauigkeiten bei der Bogenübergabe oder Bogenübernahme zwischen bogenführenden Zylindern zu vermeiden oder bei einer unbeabsichtigten Greiferaufschlagleistenverstellung, nicht möglich.

[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine dezentrale Einzelverstellung (Hoch- bzw. Tiefstellen) aller Greiferbrücken von bogenführenden Trommeln in einer Druckmaschine gemeinsam auf die zu verarbeitende Bedruckstoffstärke vorzunehmen.

[0006] Gelöst wird das durch den kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen. Die erfindungsgemäße Lösung ist vorwiegend für bogenführende Trommeln (Umführtrommeln) geeignet, sie ist darüberhinaus auch auf bogenführende Zylinder anwendbar und eignet sich somit auch zur Greiferaufschlagleistenverstellung bei Anlegetrommeln oder Vorgreiferzylindern. Die vorliegende Erfindung eignet sich insbesondere für ein- bis vierfachgroße Trommeln (bezogen auf einen einfachgroßen Druckzylinder) mit der entsprechenden Anzahl von symmetrisch am Umfang angeordneten Greiferbrücken. Sie dient der Verarbeitung von Bedruckstoffen mit unterschiedlicher Stärke, wie z.B. Papier oder Karton. Die dezentrale Einzelverstellung der Greiferauflagen aller bogenführenden Trommeln in einer Druckmaschine verkürzt die Umstellzeiten und minimiert subjektive Einflüsse. Weiterhin stellt die Erfindung eine wirtschaftliche, automatisierbare Lösung dar. Die Betätigungseinrichtung am Seitengestell ist vorzugsweise auf den im Druckbetrieb sich ergebenden Kreis der Positioniereinrichtungen ausgerichtet, wobei die Betätigung durch einen Elektromotor oder einen pneumatisch oder hydraulisch betriebenen Arbeitszylinder erfolgt. Ausgehend von einer fixierten Betätigungseinrichtung erfolgt die Übertragung der Verstellbewegung der Positioniereinrichtung durch eine periodische Koppelung der Betätigungseinrichtung mit den an der rotierenden, bogenführenden Trommel angeordneten, der Positioniereinrichtung zugeordneten, Adaptern. Durch die gegenüberliegende Anordnung von Betätigungseinrichtungen können die Greiferaufschlagleisten auf jede beliebige Bedruckstoffstärke eingestellt werden, indem beide Betätigungseinrichtungen differenziert angesteuert auf die Positioniereinrichtung wirken. In der Druckpraxis hat sich auch eine einfache Umstellung (zwei Stellungen) der Greiferaufschlagleisten von Papier auf Karton und umgekehrt bewährt. Dies wird in einer ersten Stellung erreicht, indem nur eine Betätigungseinrichtung angesteuert wird und die gegenüberliegende als Anschlag für die axial verschiebbare Positioniereinrichtung dient oder die angesteuerte Betätigungseinrichtung die Positioniereinrichtung in eine vorherbestimmte Stellung verbringt, in der diese arretiert wird. Die Umstellung in die zweite Stellung erfolgt durch eine umgekehrte Ansteuerung der Betätigungseinrichtung. Für die Papierverarbeitung ist die Greiferaufschlagleiste hoch und für die Kartonverarbeitung ist die Greiferaufschlagleiste tief zu stellen. Nach dem Verstellvorgang werden die Betätigungseinrichtungen von den Adaptern der Positioniereinrichtung entkoppelt. Die bogenführenden Trommeln der Druckmaschine müssen nicht in eine definierte Winkelposition gedreht werden, sondern sämtliche oder auch nur einzelne Greiferaufschlagleisten werden bei niedriger Drehzahl im Schleichgang der Druckmaschine an den positionierten Betätigungseinrichtungen auf ihrem Kreis vorbeibewegt, so daß periodisch eine die Positioniereinrichtung verstellende Kopplung von Betätigungseinrichtung und Adapter der Positioniereinrichtung erfolgt.

[0007] Für die weitere Automatisierung wird im Leitstand einer Druckmaschine manuell durch den Bediener oder durch eine Einrichtung zur Bedruckstoffstärkenerfassung, die mit dem Leitstand schaltungstechnisch gekoppelt ist, die Aktivierung der auf die Positioniereinrichtung wirkenden Betätigungseinrichtung gesteuert.

[0008] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigt:
Fig. 1
die Erfindung bei einer doppeltgroßen Trommel (Vorderansicht).


[0009] Eine bogenführende Trommel 1 ist in einer Offsetrotationsdruckmaschine einem Druckzylinder des vorhergehenden Druckwerkes nachgeordnet und der Trommel 1 ist ein Druckzylinder eines weiteren Druckwerkes nachgeordnet. Bezogen auf einen einfachgroßen Druckzylinder ist die Trommel 1 mit einem zweifachgroßen Druckzylinder ausgeführt und trägt somit zwei Greiferbrücken 13. Am Umfang der Trommel 1 sind beide Greiferbrücken 13 symmetrisch verteilt angeordnet (180° versetzt). Jede Greiferbrücke 13 besteht aus einer Greiferwelle, Greifern und in annähernd radialer Richtung einstellbare Greiferaufschlagleisten 2. Die Greiferaufschlagleiste 2 trägt für jeden Greifer zugeordnete Auflageklötzchen für die Einzelgreiferauflage.

[0010] Die Trommel 1 ist mit beiden Trommelzapfen drehbar in jeweils einer Lagerung eines Seitengestells 11 aufgenommen. Jeder Greiferaufschlagleiste 2 ist eine Positioniereinrichtung 3 zugeordnet, die abhängig von der Bedruckstoffstärke das Hoch- oder Tiefstellen der Greiferaufschlagleiste 2 bewirkt. Die Postioniereinrichtung 3 ist axial beweglich am Trommelkörper 1 gelagert. Bei einer zweifachgroßen Trommel 1 sind somit zwei Positioniereinrichtungen 3 angeordnet, die jeweils durch eine Positionierstange 4 und mehrere daran befestigte keilförmige Elemente 5 gebildet sind. Die keilförmigen Elemente 5 einer Positioniereinrichtung 3 sind mehreren keilförmigen Elementen der Greiferaufschlagleiste 2 zugeordnet. Die keilförmigen Elemente 5 sowie die keilförmigen Elemente der Greiferaufschlagleiste 2 bilden je ein Gleitgelenk in Form eines Schubkeiles. Jedes keilförmige Element 5 an der Positionierstange 4 wirkt dabei als Antriebsglied, jedes keilförmige Element 5 der Greiferaufschlagleiste 2 wirkt als Abtriebsglied. Die Greiferaufschlagleiste 2 ist federbelastet gegen die Positioniereinrichtung 3 abgestützt.

[0011] An den freien Enden der Positionierstange 4 sind Adapter 12 angeordnet. Ein Adapter 12 kann beispielsweise als Halterung mit einer drehbaren Rolle ausgeführt sein und besitzt zwischen der Positionierstange 4 eine Justiermöglichkeit. Der Adapter 12 besitzt eine in Richtung Seitengestell 11 weisende Kontaktfläche. Bei Drehung der Trommel 1 entsteht durch die Positioniereinrichtungen 3 ein gedachter Kreis. Fluchtend zu diesem Kreis sind in beiden Seitengestellen 11 Betätigungseinrichtungen 6 angeordnet. Im vorliegenden Beispiel ist die Betätigungseinrichtung 6 ein Pneumatik-Arbeitszylinder. Jede pneumatische Betätigungseinrichtung 6 ist mit einer Energieversorgung 8, hier ein Pneumatiksystem, gekoppelt. In bevorzugter, automatisierter Ausführung ist die Energieversorgung 8 mit einem Leitstand 9 einer Druckmaschine gekoppelt, der schaltungstechnisch mit einer Bedruckstoffstärkenerfassungseinrichtung 10 verbunden ist. Die Bedruckstoffstärkenerfassungseinrichtung 10 ist an der Druckmaschine vor dem ersten Druckwerk angeordnet und kann z.B. in eine Doppelbogenkontrolleinrichtung integriert sein. Die erfindungsgemäße Ausführung der bogenführenden Trommel 1 ist jedoch nicht auf die automatisierte Verstellung der Greiferaufschlagleisten 2 beschränkt. Vielmehr läßt sich die Verstellung vom Leitstand 9 oder der Energieversorgung 8 bzw. der Betätigungseinrichtung 6 ausgehend manuell steuern.

[0012] Die Wirkungsweise ist wie folgt:
Eine Trommel 1 übernimmt einen bedruckten Bogen von dem Druckzylinder eines vorgeordneten Druckwerkes und übergibt diesen Bogen an den Druckzylinder des nachgeordneten Druckwerkes. Soll ein Bedruckstoff mit veränderter Dicke (Stärke) verarbeitet werden, ist es erforderlich, die Greiferaufschlagleisten 2 höher oder tiefer einzustellen. Die Energieversorgung 8 wird manuell oder auch automatisch über den Leitstand 9 aktiviert. Die Betätigungseinrichtung 6, hier als einfachwirkender Pneumatik-Arbeitszylinder, wird über ein Leitungssystem 7 mit Druckluft angesteuert. Dies bewirkt, daß der Kolben der einen Betätigungseinrichtung 6 ausgefahren wird, die gegenüberliegende Betätigungseinrichtung 6 ist über die Rückstellfeder stillgesetzt. Die Kolben der Betätigungseinrichtungen 6 tragen an ihrem freien Ende eine Arbeitsfläche. Die Arbeitsfläche ist in der vorliegenden Ausführung mit einer Anlaufschräge versehen. Die Druckmaschine wird über den Leitstand 9 oder manuell mit geringer Geschwindigkeit im Schleichgang in Rotation gesetzt. Die Anlaufschräge der ausgefahrenen Betätigungseinrichtung 6 kommt mit dem Adapter 12 der ersten Positioniereinrichtung 3 während die Trommel 1 dreht in Kontakt und verstellt in axialer Richtung die Positioniereinrichtung 3. Die keilförmigen Elemente 5 wirken als Schubkeil auf die keilförmigen Elemente (Hubkeil) der Greiferaufschlagleiste 2. Dadurch wird die Greiferaufschlagleiste 2 radial bewegt. Wird jeweils eine Betätigungseinrichtung 6 angesteuert, so wird die Greiferaufschlagleiste 2 nur in zwei Stellungen (Hoch- oder Tiefstellung) verstellt. Dies ist im allgemeinen für Papier- und Kartonverarbeitung ausreichend. Soll individuell verstellt werden, so werden beide Betätigungseinrichtungen 6 mit Druckluft angesteuert und jede erhält einen definierten Hub, der als axiale Bewegung der Positionierstange 4 eine radiale Verstellung der Greiferaufschlagleiste 2 bewirkt.

[0013] Um den Verstellvorgang bei allen Greiferbrücken 13 zu realisieren, ist bei jeder Trommel 1 lediglich eine Zylinderumdrehung erforderlich.

Bezugszeichenliste



[0014] 
1
bogenführende Trommel
2
Greiferaufschlagleiste
3
Positioniereinrichtung
4
Positionierstange
5
keilförmiges Element
6
Betätigungseinrichtung
7
Leitungssystem
8
Energieversorgung
9
Leitstand
10
Bedruckstoffstärkenerfassungseinrichtung
11
Seitengestell
12
Adapter
13
Greiferbrücke



Ansprüche

1. Bogenführende Trommel für Rotationsdruckmaschinen unter Verwendung von jeweils aus Greiferwelle, Greifern und annähernd in radialer Richtung auf unterschiedliche Bedruckstoffstärken einstellbaren Greiferaufschlagleisten gebildeten und am Trommelumfang gleichmäßig verteilt angeordneten Greiferbrücken,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum einzelnen Hoch- und Tiefstellen einer Greiferaufschlagleiste (2) eine an die Greiferaufschlagleiste (2) einwirkende Positioniereinrichtung (3) zugeordnet ist, deren Enden mit je einer an einem Seitengestell (11) beidseitig fixierten über eine Energieversorgung (8) ansteuerbaren Betätigungseinrichtung (6) periodisch koppelbar sind.
 
2. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Positioniereinrichtung (3) durch eine axial bewegliche, mehrere keilförmige Elemente (5) aufweisende Positionierstange (4) gebildet ist, deren Elemente (5) mit zugeordneten keilförmigen Elementen der Greiferaufschlagleiste (2) ein Gleitgelenk in Form eines Schubkeils bilden.
 
3. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Positioniereinrichtung (13) zugeordnet je ein Adapter (12) fluchtend am freien Ende der Positionierstange (4) angeordnet ist.
 
4. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Positioniereinrichtung (13) arretierbar ist.
 
5. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Adapter (12) justierbar ist.
 
6. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Betätigungseinrichtung (6) fluchtend mit jeder Postioniereinrichtung (3) korrespondiert.
 
7. Bogenführende Trommel nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Betätigungseinrichtung (6) aus einem pneumatisch oder hydraulisch betätigten Arbeitszylinder oder einem elektrischen Antrieb gebildet ist.
 




Zeichnung







Recherchenbericht