[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein schnellverarbeitbares photographisches Aufzeichnungsmaterial
für die medizinische Radiographie, das sich durch eine schnelle Verarbeitbarkeit bei
sehr guten photographischen und physikalischen Eigenschaften auszeichnet.
[0002] In der medizinischen Radiologie werden photographische Aufzeichnungsmaterialien die
auf beiden Seiten eines Trägers jeweils mindestens eine strahlungsempfindliche Silberhalogenidemulsionsschicht
enthalten (nachfolgend als Röntgenfilme bezeichnet) in Kombination mit Verstärkerfolien
verwendet. Physikalische und photographische Eigenschaften der Röntgenfilme bestimmen
dabei deren Eignung zur sicheren Diagnose von Erkrankungen durch den Radiologen.
[0003] Neben gleichbleibend hohen Qualitätsanforderungen an moderne Röntgenfilme ist auch
die schnelle Verfügbarkeit der daraus entwickelten Röntgenbilder von Bedeutung, beispielsweise
von Aufnahmen, die während Operationen aufgenommen werden und Hinweise auf den weiteren
Verlauf von Operationen gehen sollen.
[0004] Desweiteren werden in Krankenhäusern oder großen Arztpraxen häufig Bildaufnahmen
von mehreren Aufnahmegeräten wie beispielsweise Röntgenapparat, Laserkamera, Gerät
für Monitorphotographie und Kopiergerät für Röntgenfilme in der gleichen Filmentwicklungsmaschine
verarbeitet. Daher ist eine möglichst kurze Verarbeitungszeit der Filmentwicklungsmaschine
für Röntgenfilme sowie andere in den entsprechenden Krankenhäusern und Arztpraxen
von weniger als 60 Sekunden erwünscht.
[0005] Die Verarbeitungszeit eines photographischen Filmes hängt entscheidend von der Zusammensetzung
des jeweiligen Filmes, dem Aufbau und der Betriebsweise der jeweiligen Filmentwicklungsmaschine
und der in der Filmentwicklungsmaschine verwendeten Entwicklerlösung sowie Fixierbad
ab. Alle Parameter wie beispielsweise die Trocknergeometrie und Trocknungszeit der
Filmentwicklungsmaschine oder die Prozeßwasseraufnahme des entsprechenden photographischen
Filmes, welche die Trocknung der photographischen Filme in der Filmentwicklungsmaschine
beeinflussen, sind dabei von besonderer Bedeutung.
[0006] Die Verarbeitungszeit ist hierbei definiert als die Zeit, die ein Röntgenfilm im
Standardformat von 0,35 X 0,35 m Kantenlänge für den Durchlauf durch eine Filmentwicklungsmaschine
benötigt, beginnend mit dem Einzugsbegin des Röntgenfilmes und endend mit der vollständigen
Freigabe des entwickelten Röntgenbildes. Diese Zeitspanne wird in der Literatur auch
als "nose to drop" bezeichnet.
[0007] Ein photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial gilt als schnellverarbeitbar,
wenn es innerhalb von 30 bis 60 Sekunden in einer Filmentwicklungsmaschine verarbeitbar
ist.
[0008] Ein Beispiel für eine für diese Verarbeitung geeignete Rollenentwicklungsmaschine
sowie eine Rezeptur für einen darin verwendbaren Entwickler sowie ein Fixierbad ist
in EP-A 02 38 271 beschrieben.
[0009] Zur Verringerung der Verarbeitungszeit von photographischen Filmen wurde die Verminderung
des Gesamtgelatineauftrags in EP-A 02 48 390 auf einen Bereich von 2,2 bis 3,1 g/m²
pro Seite vorgeschlagen. Dadurch werden aber bestimmte Eigenschaften von Röntgenfilmen
wie beispielsweise Naßdruck, Kratzsensibilisierung, Körnigkeit und Druckdesensibilisierung
sowie die Bildqualität des mit diesem Material hergestellten Bildes verschlechtert.
[0010] Als weiterer Weg zur Reduktion der Verarbeitungszeit von Röntgenfilmen wurde die
Verminderung der Quellung des Bindemittels durch stärkere Vernetzung vorgeschlagen.
Diese Maßnahme hat aber eine Verschlechterung von photographischen Eigenschaften wie
Gradation, Empfindlichkeit und maximale Bildschwärze zur Folge.
[0011] Eine gleichzeitige Verminderung von Bindemittel- und Silberhalogenidauftrag im Aufzeichnungsmaterial
führt zu einer niedrigeren maximalen Bildschwärze und einer verstärkten Durchbelichtung
und damit zu einer schlechteren Bildschärfe des damit hergestellten Bildes. Dies kann
durch die Verwendung von Filterfarbstoffen nur ungenügend kompensiert werden, da die
Filterfarbstoffe bei der angestrebten kurzen Verarbeitungszeit nicht vollständig auswaschbar
sind und somit die Bildfarbe des so hergestellten Röntgenbildes negativ beeinflussen.
[0012] Als weiterer Weg zur schnelleren Verarbeitung von Röntgenfilmen wurde der Einsatz
von während des Entwicklungsprozesses auswaschbaren Polymeren wie Polyacrylamid und/oder
Saccharose in der Silberhalogenid- bzw. Schutzschicht in EP-A 02 59 855 vorgeschlagen.
[0013] Die auswaschbaren Polymere verschmutzen aber die Prozessorflüssigkeiten und sind
daher von Nachteil. Weiterhin besitzen solche Filme mit einem niedrigem gewichtsmäßigen
Verhältnis von nichtauswaschbaren Bindemittel zu Silber schlechte Naßdruckeigenschaften.
[0014] Bisher wurde kein photographisches Aufzeichnungsmaterial für die medizinische Radiologie
gefunden, das sowohl innerhalb von 60 Sekunden mit einer Rollenentwicklungsmaschine
verarbeitbar ist und auch sehr gute physikalischen und photographischen Eigenschaften
sowie eine hohe Bildqualität besitzt.
[0015] Die bisher vorgeschlagenen photographischen Aufzeichnungsmaterialien für die medizinische
Radiologie, welche innerhalb von 60 Sekunden verarbeitbar sind, weisen zudem unterschiedliche
sensitometrische Daten in Abhängigkeit von der Verarbeitungszeit auf. Dies ist in
der Anwendung unerwünscht, da für unterschiedliche Verarbeitungsgeschwindigkeiten
verschiedene Aufnahmeparameter notwendig werden.
[0016] Aufgabe der Erfindung ist die Bereitstellung eines photographischen Aufzeichnungsmaterials
für die medizinische Radiographie, welches sehr gute photographische und physikalische
Eigenschaften besitzt und in weniger als 60 Sekunden in einer Rollenentwicklungsmaschine
verarbeitbar ist.
[0017] Die Aufgabe wird gelöst durch ein schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial
für die medizinische Radiographie gemäß Anspruch 1.
[0018] Unter Bindemittelauftrag bzw. Silberauftrag wird das Gewicht der Summe der Bindemittel
bzw. das Gewicht an Silber in Form seiner Ionen in den die Silberhalogenidkristalle
enthaltenden Schichten, bezogen auf die Flächeneinheit des photographischen Silberhalogenidmaterials
verstanden. Unberücksichtigt bleiben bei der Berechnung des Bindemittelauftrags also
die Bindemittel, die in den Hilfsschichten des photographischen Silberhalogenidmaterials
enthalten sind. Die Werte für den Bindemittel- oder Silberauftrag sind in Gramm/Quadratmeter
angegeben und beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf die Gesamtheit aller
Silberhalogenid enthaltenden Schichten des Aufzeichnungsmaterials.
[0019] Geeignet für das erfindungsgemäße schnellverarbeitbare photographische Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial
ist ein Silberauftrag von mindestens 5g/m². Bevorzugt wird ein Silberauftrag von mindestens
5,2 g/m² verwendet. Besonders bevorzugt ist der Bereich von 5,2 bis 6,0 g/m².
[0020] In einer bevorzugten Ausführung enthält des erfindungsgemäße Aufzeichnungsmaterial
auf jeder Seite des Trägers mindestens eine Silberhalogenidemulsionsschicht. Besonders
bevorzugt ist dabei ein Aufzeichnungsmaterial, welches auf jeder Seite des Substrates
mindestens eine Silberhalogenidemulsionsschicht enthält und die Silberhalogenidemulsionsschichten
auf beiden Seiten des Substrats sich weitgehend gleichen.
[0021] Der Silberauftrag kann beispielsweise über die Silberhalogenidkonzentration in der
Silberhalogenidemulsion und die Schichtdicke der Silberhalogenidemulsionsschicht beziehungsweise
Silberhalogenidemulsionsschichten eingestellt werden.
[0022] Beispiele für Bindemittel, welche in den verschiedenen Schichten des Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials
Verwendung finden können, sind synthetische Polymere wie Polymerisate oder Copolymerisate
aus Vinylalkohol, N-Vinylpyrrolidon, Acrylamid, Acrylsäure, Methacrylsäure, Vinylimidazol,
Vinylpyrazol sowie natürliche Polymere wie Casein, Gelatine(sauer oder alkalisch aufgeschlossen,
aus Rinderknochen oder Schweinehäuten hergestellt), Cellulose und Cellulosederivate,
Alginate, Albumin, Stärke, sowie modifizierte Polymere wie Hydroxyethylcellulose,
hydrolysierte Gelatine, chemisch modifizierte Gelatine wie beispielsweise beschrieben
in EP-A 03 75 522, chemisch modifizierte und hydrolysierte Gelatine wie beispielsweise
beschrieben in DE-B 21 66 605 und U.S. 3,837,861.
[0023] In den einzelnen Schichten können auch Mischungen von Bindemitteln Verwendung finden.
Bevorzugter Hauptbestandteil einer Bindemittelmischung oder alleiniges Bindemittel
in den Schichten von photographischen Aufzeichnungsmaterialien kann beispielsweise
Gelatine sein.
[0024] Als Schutzkolloid für die Silberhalogenidkristalle und Bindemittel in der Emulsionsschicht
wird bevorzugt alkalisch aufgeschlossene Rinderknochengelatine verwendet. Diese kann
ionenausgetauscht oder auch nicht ionenausgetauscht sein.
[0025] Bevorzugt wird in der Silberhalogenidemulsion ein gewichtsmäßiges Verhältnis von
Bindemittel oder Bindemittelmischung zu Silber von mindestens 1,1 verwendet. Besonders
bevorzugt ist dabei ein Verhältnis zwischen 1,1 und 1,4.
[0026] Dieses Verhältnis wird beispielsweise während der Herstellung der Silberhalogenidemulsion
über die zuzugebende Menge an Bindemittel relativ zur Silbermenge eingestellt.
[0027] Unter Kornvolumen einer Silberhalogenidemulsion wird das mittlere Kolnvolumen verstanden.
Damit lassen sich auch unterschiedliche Kornformen wie Sphären, Kuben, Oktaeder oder
Platten geeignet miteinander vergleichen.
[0028] Erfindungsgemäß werden im wesentlichen Silberhalogenidemulsionen verwendet, deren
mittleres Kornvolumen unter 0,35 µm³ liegt. Der bevorzugter Bereich liegt dabei zwischen
0,05 und 0,35 µm³
[0029] Die Korngröße oder das Kornvolumen kann mit Hilfe von verschiedenen Methoden wie
beispielsweise mit Hilfe von Elektronenmikroskopaufnahmen der entsprechenden Emulsion
oder nach dem in DE 20 25 147 beschriebenen Verfahren bestimmt werden.
[0030] Die Prozesswasseraufnahme PWP eines photographischen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials
kann beispielsweise nach dem in den Ausführungsbeispielen beschriebenen Verfahren
bestimmt werden. Eine weitere Methode ist in der Europäischen Patentschrift EP-A 03
08 193 beschrieben. Erfindungsgemäße Aufzeichnungsmaterialien weisen eine Prozesswasseraufnahme
von weniger als 20 g Wasser pro Quadratmeter Aufzeichnungsmaterial auf. Bevorzugt
wird jedoch ein Aufzeichnungsmaterial verwendet, welches einen PWP von weniger als
18 g Wasser /m² aufweist.
[0031] Die Prozesswasseraufnahme eines photographischen Aufzeichnungsmaterials kann beispielsweise
über die zur Härtung der in dem Aufzeichnungsmaterial befindlichen Schichten verwendeten
Menge von Härtungsmitteln eingestellt werden. Die dazu erforderliche Härtermittelmenge
kann beispielsweise mit Hilfe von Reihenversuchen mit unterschiedlichen Härtermittelmengen
ermittelt werden.
[0032] Die Silberhalogenidkörner in der Silberhalogenidemulsion können eine regelmäßige
Kristallform wie Kuben, Oktaeder, Kubooktaeder oder Tetraeder, eine unregelmäßige
Form wie Platten oder Sphären oder Mischungen aus mindestens zwei dieser Formen aufweisen.
Bevorzugt werden Silberhalogenidemulsionen verwendet, welche im wesentlichen Körner
mit einer regelmäßigen Kristallform und/oder sphärenförmige Silberhalogenidkörner
enthalten. Besonders bevorzugt sind dabei Silberhalogenidemulsionen welche im wesentlichen
sphärenförmige Silberhalogenidkörner enthalten.
[0033] Kuben, Oktaeder, Kubooktaeder und Einfachzwillinge mit (111) und/oder (100) Begrenzungsflächen
weisen ein durchschnittliches Verhältnis von kleinster zu größter Abmessung (Aspektverhältnis)
zwischen 1,0 : 1,1 und zu 2,0 auf und können als angenähert sphärisch betrachtet werden.
[0034] Sphärische Silberhalogenidkristalle weisen ein Verhältnis von kleinster zu größter
Abmessung zwischen 1,0 : 1,1 und 1,0 : 1,0 auf. Plattenförmigen Silberhalogenidkristallen
weisen ein Aspektverhältnis von mindestens 1,0 : 2,0 auf.
[0035] Das photographische Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial kann auf beiden Seiten
des Substrates neben Emulsionsschichten Hilfsschichten wie beispielsweise haftvermittelnde
Schichten, Schutzschichten, Zwischenschichten, Antistatikschichten sowie Farbmittel
enthaltende Schichten enthalten.
[0036] Als Schutzschicht wird die am weitesten von der Unterlage entfernte, üblicherweise
kein Silberhalogenid enthaltende Schicht bezeichnet. Solche Schutzschichten enthalten
neben Bindemitteln und oberflächenaktiven Stoffen gegebenenfalls auch andere Stoffe,
welche die chemischen, physikalischen und mechanischen Eigenschaften von photographischen
Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien beeinflussen. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise
Gleitmittel, Perfluoralkygruppen enthaltende oberflächenaktive Stoffe, Latizes (polymere
organische Teilchen), feinteilige kristalline SiO₂-Dispersionen, Mattierungsmittel
(Abstandhalter), Härtungsmittel, antistatisch wirkende Stoffe sowie Konservierungsmittel.
[0037] Der Bindemittelauftrag liegt für Emulsionsschichten üblicherweise zwischen 0,5 g/m²
und 10,0 g/m² für Schutzschichten zwischen 0,5 g/m² und 5,0 g/m² und für Zwischenschichten
zwischen 0,1 g/m² und 5,5 g/m².
[0038] Die photographischen Emulsionen können nach verschiedenen Methoden aus löslichen
Silbersalzen und löslichen Halogeniden hergestellt werden.
[0039] Während der Herstellung und/oder physikalischen Reifung der Silberhalogenidemulsion
können Metallionen wie beispielsweise solche von Cadmium, Zink, Thallium, Quecksilber,
Iridium, Rhodium sowie Eisen oder deren Komplexe zugegen sein.
[0040] Die Silberhalogenidemulsion kann Silberhalogenidkristalle bestehend aus Silberbromid,
Silberbromojodid, Silberchlorobromojodid oder Silberchlorobromid enthalten. Bevorzugt
wird eine Silberhalogenidemulsion verwendet, welche Silberbromojodid mit einem Anteil
von maximal 5% Jodid bezogen auf den Halogenidanteil enthält.
[0041] Nach abgeschlossener Kristallbildung oder auch schon zu einem früheren Zeitpunkt
werden die löslichen Salze aus der Emulsion entfernt, zum Beispiel durch Nudeln und
Waschen, durch Flocken und Waschen, durch Ultrafiltration oder mit Hilfe von Ionenaustauschern.
[0042] Die Silberhalogenidemulsion wird im allgemeinen einer chemischen Sensibilisierung
unter definierten Bedingungen - pH, pAg, Temperatur, Gelatine-, Silberhalogenid-,
und Sensibilisatorkonzentration - bis zum Erreichen des Empfindlichkeits- und Schleieroptimums
unterworfen. Bei der chemischen Sensibilisierung können chemische Sensibilisatoren
wie beispielsweise aktive Gelatine, Schwefel-, Selen- oder Tellurverbindungen, Salze
oder Komplexe von Gold, Platin, Rhodium, Palladium, Iridium, Osmium, Rhenium, Ruthenium
alleine oder in Kombination Verwendung finden. Verfahrensweisen sind zum Beispiel
bei H. Frieser "Die Grundlagen der Photographischen Prozesse mit Silberhalogeniden"
Seite 675-734, Akademische Verlagsgesellschaft (1968) oder in T. H. James, The theory
of the photographic process, 4th ed., Macmillan Publishing C., Inc., New York, S.
149-160 und den darin zitierten Publikationen beschrieben.
[0043] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen photographischen Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterialien
können die hydrophile Bindemittel enthaltenden Schichten organische oder anorganische
Härtungsmittel enthalten. Die Härtung einer Schicht kann auch bewirkt werden, indem
die zu härtende Schicht mit einer Schicht überschichtet wird, die ein diffusionsfähiges
Härtungsmittel enthält, wie es beispielsweise in DE-A 38 36 945 beschrieben ist. Das
Härtungsmittel kann im Verlauf der Herstellung von Emulsionslösungen und/oder Gießlösung
für Hilfsschichten zugesetzt werden. Eine weitere mögliche Zugabeform ist das Injizieren
einer Lösung des Härtungsmittels in mindestens eine Emulsions- oder Gießlösung während
dessen Transports vom Vorratskessel zur Gießeinrichtung.
[0044] Beispiele für solche in photographischenAufzeichnungsmitteln verwendbaren Härtungsmittel
sind Chromsalze wie Chromalaun, Aldehyde wie Formaldehyd, Glyoxal und Glutardialdehyd,
N-Methylolverbindungen wie N,N'-Dimethylolharnstoff, reaktive Vinylgruppen tragende
Verbindungen wie 1,3-Bis-(vinylsulfonyl)-2-propanol, Bis-(vinylsulfonyl)methylether,
N,N',N''-trisacryloylhexahydrotriazin, polymere Härtungsmittel wie beispielsweise
in DE-C 32 23 621 beschrieben, 1,3-Bis-carbamoylimidazoliumverbindungen wie in DE-B
41 19 982 beschrieben oder Carbamoylpyrimidiniumverbindungen wie beispielsweise in
DE-C 23 17 677 beschrieben.
[0045] In der Silberhalogenidemulsion können spektrale Sensibilisatoren wie beispielsweise
Cyaninfarbstoffe, Merocyaninfarbstoffe, Hemicyaninfarbstoffe, Styrylfarbstoffe enthalten
sein. Es kann ein spektraler Sensibilisator alleine oder eine Kombination verwendet
werden.
[0046] In der Silberhalogenidemulsion können Stoffe zur Stabilisierung der Emulsion gegen
Schleierbildung oder zur Stabilisierung anderer photographischen Eigenschaften wie
beispielsweise Benzothiazoliumsalze, Nitroindazole, Nitrobenzimidazole, Mercaptothiazole,
Mercaptobenzothiazole, Mercaptobenzimidazole, Mercaptothiadiazole, Chlorobenzimidazole,
Bromobenzimidazole, Aminotriazole, Benzotriazole, Nitrobenzotriazole, Mercaptopyrimidine,
Mercaptotriazine, Thioketoverbindungen wie zum Beispiel Oxazolinthion, Azaindene wie
Triazainen und Tetraazainden wie das besonders bevorzugte 5-Hydroxy-7-methyl-1,3,3a,4,-tetraazainden,
und Mercaptotetrazole wie zum Beispiel 1-Phenyl-5-mercaptotetrazol für sich alleine
oder in Kombination mit anderen Stoffen dieser Gruppe Verwendung finden.
[0047] In der Silberhalogenidemulsion sowie in den Gemischen zur Herstellung der Hilfsschichten
können sich oberflächenaktive Stoffe für verschiedene Zwecke befinden, wie Überzugshilfen,
zur Verhinderung der elektrostatischen Aufladung, zur Verbesserung der Gleiteigenschaften,
zum Emulgieren der Dispersion, zur Verhinderung der Adhäsion und zur Verbesserung
von photographischen Charakteristika (zum Beispiel Entwicklungsbeschleunigung, hoher
Kontrast, Sensibilisierung). Neben natürlichen oberflächenaktiven Verbindungen wie
beispielsweise Saponin finden hauptsächlich synthetische oberflächenaktive Verbindungen
(Tenside) Verwendung: nicht-ionische Tenside welche Oligo- oder Polyoxyalkylengruppen
enthalten, Glycerinverbindungen und Glycidolverbindungen, kationische Tenside, zum
Beispiel höhere Alkylamine, quartäre Ammoniumsalze, Pyridinverbindungen, und andere
heterozyklische Verbindungen, Sulphoniumverbindungen oder Phosphoniumverbindungen,
anionische Tenside , enthaltend eine Säuregruppe , zum Beispiel Karbonsäure-, Phosphorsäure-,
Schwefelsäureester- oder Phosphorsäureestergruppe, ampholytische Tenside wie zum Beispiel
Aminosäure- und Aminosulphonsäureverbindungen sowie Schwefel- und Phosphorsäureester
eines Aminoalkohols.
[0048] Die verschiedenen Schichten des photographischen Aufzeichnungsmaterials können Filterfarbstoffe
wie Oxonolfarbstoffe, Hemioxonolfarbstoffe, Styrylfarbstoffe, Merocyaninfarbstoffe,
Anthrachinonfarbstoffe, Cyaninfarbstoffe, Azomethinfarbstoffe, Triarylmethanfarbstoffe,
Phtalocyanine und Azofarbstoffe enthalten.
[0049] Der Träger des photographischen Aufzeichnungsmaterials kann aus einer transparenten
und gegebenenfalls blau eingefärbten Kunststoffolie bestehen, die aus Polyethylenterephthalat,
Celluloseacetat, Celluloseacetatbutyrat, Polystyrol, oder Polycarbonat hergestellt
wurde.
[0050] Die Oberfläche des Träger wird bevorzugt vor einer ersten Beschichtung zur Verbesserung
der Adhäsionseigenschaften durch Coronarentladung behandelt.
[0051] Verschiedene Gießverfahren können zur Herstellung des photographischen Aufzeichnungsmaterials
Verwendung finden. Beispiele hierfür sind Vorhanggießen, Kaskadengießen, Tauchgießen,
Anspülgießen, Schlitzgießen. Es können gegebenenfalls mehrere Schichten gleichzeitig
aufgebracht werden.
[0052] Eine generelle Übersicht über photographische Silberhalogenidemulsionen, deren Herstellung,
Zusätze, Verarbeitung und Verwendung ist in Research Disclosure, Vol. 308, Nummer
308119, 1989 sowie in "Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry", Band 20A,
Seiten 1 bis 159, VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1992 und in den jeweils aufgeführten
Zitaten gegeben. Research Disclosure wird von Kenneth Mason Publications Ltd., Dudley
Annex, 21a North Street, Elmsworth, Hampshire P010 7DQ, England herausgegeben.
[0053] Standardverfahren zur Belichtung und Verarbeitung sowie zur Qualitätssicherung in
der radiologischen Praxis sind in "Bildqualität in der Röntgendiagnostik", herausgegeben
von H.-S. Stender und F.-E. Stieve, Deutscher Ärzte-Verlag Köln, 1990 beschrieben.
[0054] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen schnellverarbeitbaren photographischen
Aufzeichnungsmaterials besteht in der Eigenschaft, sowohl bei einer Verarbeitungszeit
von 90 Sekunden als auch bei einer Verarbeitungszeit von weniger als 60 Sekunden eine
vergleichbare Sensitometrie aufzuweisen.
[0055] Das erfindungsgemäße schnellverarbeitbare photographische Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial
weist zudem eine verbesserte visuelle Auflösung, eine verbesserte Bildsilberfarbe,
eine besonders gute Naßkratzfestigkeit sowie verbesserte Naßdruckeigenschaften auf.
Ausführungsbeispiele:
[0056] Es wurde eine Silberhalogenidemulsion A unter Verwendung von sphärischen Silberbromidjodidkörnern
(2% Jodidanteil) mit einem mittleren Kornvolumen von 0,09 µm³ hergestellt, wobei das
Verhältnis der gewichtsmäßigen Anteile von Bindemitteln zu Silber 1,4 betrug. Die
Emulsion und eine Mischung zur Herstellung einer Schutzschicht wurde gleichmäßig beidseitig
auf einer beidseitig mit einer Haftschicht versehenen Polyesterunterlage aufgebracht
und getrocknet. Die Mischung zur Herstellung einer Schutzschicht bestand im wesentlichen
aus einer wäßrigen Gelatinelösung und enthielt weiterhin Netzmittel und Formaldehyd
als Härtungsmittel. Die Schichten auf beiden Seiten einer Filmprobe wiesen jeweils
den gleichen Silber- und Bindemittelauftrag auf und wurden jeweils mit der jeweils
gleichen Härtermittelmenge gehärtet. Dabei wurde die verwendete Härtungsmittelmenge
und der Naßauftrag der beiden Schichten so gewählt, daß die in Tabelle 1 beschriebenen
Silberaufträge und Prozesswasseraufnahmewerte PWP der beiden Filmproben A1 und A2
sowie ein Gelatineauftrag der Schutzschicht jeweils pro Seite von 1,2 g/m² erzielt
wurden.
[0057] Weiterhin wurde eine Silberhalogenidemulsion B unter Verwendung von sphärischen Silberbromidjodidkörnern
(2% Jodidanteil) mit einem mittleren Kornvolumen von 0,22 µm³ hergestellt, wobei das
Verhältnis der gewichtsmäßigen Anteile von Bindemitteln zu Silber 1,15 betrug. Die
Emulsion wurde zusammen mit einer Mischung zur Herstellung einer über der Emulsionsschicht
befindlichen, im wesentlichen Gelatine enthaltenden Schutzschicht und unter Verwendung
von Formaldehyd als Härtungsmittel zu den Filmproben B1 und B2 so wie für die Filmproben
A1 und A2 beschrieben aufgebracht und getrocknet, so daß die in Tabelle 1 beschriebenen
Silberaufträge und Prozesswasseraufnahmewerte PWP erzielt wurden und der Gelatineauftrag
der Schutzschicht jeweils pro Seite 1,36 g/m² betrug.
[0058] Das mittlere Kornvolumen wurde jeweils mit dem in der deutschen Patentschrift DE
20 25 147 beschriebenen Verfahren bestimmt.
[0059] Die Prozesswasseraufnahmewerte PWP der Filmproben wurde bestimmt, indem ein Blatt
des zu untersuchenden Aufzeichnungsmaterials ohne Gießränder oder unbegossenen Stellen
zuerst vollflächig mit einer dem Sättigungsbereich der Schwärzungskurve entsprechenden
Belichtung exponiert, mit einer Rollenentwicklungsmaschine Kodak Prozessor M8, bei
der die hintere Abdeckung und das obere Umlenkwelle hinter der Wässerung entfernt
wurde, beschickt mit einer Entwicklerlösung und einem Fixierbad folgender Zusammensetzung:
Entwickler: |
Fixierbad: |
Hydrochinon |
24,0 g/l |
Ammoniumthiosulfat |
130,0 g/l |
Phenylpyrazolidon |
0,75 g/l |
Natriumsulfit, wasserfrei |
10,0 g/l |
Natriumsulfit, wasserfrei |
60,0 g/l |
Borsäure |
7,0 g/l |
Natriummetaborat |
33,0 g/l |
Essigsäure (90 gew.%) |
5,5 g/l |
Natriumhydroxid |
19,0 g/l |
Natriumacetat Trihydrat |
25,0 g/l |
Kaliumbromid |
10,0 g/l |
Aluminiumsulfat X 18 H₂O |
9,0 g/l |
6-Nitrobenzimidazol |
0,5 g/l |
Schwefelsäure (60 gew.%) |
5,0 g/l |
Dinatriumsalz der Ethylendiamintetraessigsäure |
3,5 g/l |
Wasser zum Auffüllen auf 1 Liter |
Glutaraldehydnatriumbisulfit |
15,0 g/l |
|
|
Wasser zum Auffüllen auf 1 Liter |
|
|
[0060] im RP-Prozess (90 Sekunden Durchlaufzeit; Entwicklerbadtemperatur 34°) verarbeitet
und direkt nach der Wässerung entnommen, im nassen Zustand gewogen, getrocknet und
im trockenen Zustand erneut gewogen wurde. Die Gewichtsdifferenz, dividiert durch
die Fläche ist als Prozesswasseraufnahme PWP des Aufzeichnungsmaterials in Gramm Wasser
pro Quadratmeter Film angegeben.
Tabelle 1
Filmprobe |
A1 |
A2 |
B1 |
B2 |
Ag-Auftrag [g/m²] |
4,4 |
5,2 |
5,2 |
6,0 |
Bindemittel/Ag |
1,4 |
1,4 |
1,15 |
1,15 |
PWP [g/m²] |
25 |
15 |
27 |
19 |
[0061] Die sensitometrischen Daten für die Empfindlichkeit, maximale Bildschwärze (D-Max)
und Mittelgradient wurden durch standardisierte Belichtung und Verarbeitung erhalten
und sind in den Tabellen 2 und 3 dargestellt. Zahlenwerte in Klammern bedeuten dabei
daß der Film die Filmentwicklungsmaschine nicht hinreichend trocken verlassen hat
und damit die gemessenen Daten für einen direkten Vergleich nicht geeignet sind.
Tabelle 2
Filmprobe |
A1 |
A2 |
Verarbeitungszeit [s] |
90 |
53 |
90 |
53 |
Empfindlichkeit [%] |
100 |
(93) |
100 |
97 |
D-Max [%] |
100 |
(92) |
92 |
94 |
Mittelgradient [%] |
100 |
(103) |
100 |
88 |
[0062] Vergleich wichtiger sensitometrischen Daten bei Verarbeitungszyklen von 90 und 53
Sekunden der zwei Filmproben A1 und A2.
Tabelle 3
Filmprobe |
B1 |
B2 |
Durchlaufzeit [s] |
90 |
53 |
90 |
53 |
Empfindlichkeit [%] : |
100 |
(100) |
95 |
95 |
D-Max [%] |
100 |
(100) |
96 |
95 |
Mittelgradient [%] |
100 |
(90) |
97 |
88 |
[0063] Vergleich wichtiger sensitometrischen Daten bei Verarbeitungszyklen von 90 und 53
Sekunden der beiden Filmproben B1 und B2.
[0064] Die Filmproben A2 und B2 verlassen die Filmentwicklungsmaschine nach einer Verarbeitungszeit
von 53 Sekunden im Gegensatz zu den Filmproben A1 und B1 trocken und weisen jeweils
eine für die radiologische Verwendung geeignete Sensitometrie auf. Nach der Verarbeitung
in den zwei verwendeten Verarbeitungszeiten weisen die beiden Filmproben A2 und B2
jeweils vergleichbare sensitometrische Werte für Empfindlichkeit, maximalen Bildschwärze
und Gradation auf. Beide Filmproben A2 und B2 weisen zudem verglichen mit den Filmproben
A1 beziehungsweise B1 eine verbesserte Naßdruckeigenschaft, eine verbesserte, also
mehr in das Neutrale gehende Bildsilberfarbe, verbesserte Drucksensibilisierungseigenschaften,
ein verbessertes Rauschen und eine verbesserte Bildschärfe auf.
1. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial für die
medizinische Radiographie, bestehend aus einem Träger und darauf beidseitig aufgebrachten
Silberhalogenidemulsionsschichten sowie Hilfsschichten, welches sich innerhalb von
60 Sekunden in einer Rollenentwicklungsmaschine verarbeiten läßt, dadurch gekennzeichnet,
daß
A) der Silberauftrag mindestens 5,0 g/m² beträgt,
B) das gewichtsmäßige Verhältnis von Bindemittelauftrag in der Silberhalogenidemulsionsschicht
zu Silberauftrag in der Silberhalogenidemulsionsschicht mindestens 1,1 beträgt,
C) das Kornvolumen der verwendeten Silberhalogenidkörner im Mittel unter 0,35 µm³
liegt und
D) die Prozeßwasseraufnahme des Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials unter 20 g/m²
liegt.
2. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Silberauftrag mindestens 5,2 g/m² beträgt.
3. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Silberauftrag zwischen 5,2 g/m² und 6,0
g/m² beträgt.
4. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Kornvolumen der verwendeten Silberhalogenidkörner
im Mittel zwischen 0,05 µm³ und 0,35 µm³ liegt.
5. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Prozesswasseraufnahme des Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterials
unter 18 g/m² liegt.
6. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das gewichtsmäßige Verhältnis von Bindemittelauftrag
zu Silberauftrag in der Silberhalogenidemulsionsschicht zwischen 1,1 und 1,4 beträgt.
7. Schnellverarbeitbares photographisches Silberhalogenid-Aufzeichnungsmaterial nach
Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendete Silberhalogenidemulsion
im wesentlichen sphärenförmige Silberhalogenidkristalle enthält.