[0001] Die Erfindung betrifft einen Bogenführungsmodul für eine Wendeeinrichtung in einer
für Schön- und Widerdruck einsetzbaren Rotationsdruckmaschine, wobei die Wendeeinrichtung
aus einer Wendetrommel und mindestens einem in Bogenlaufrichtung vorgeordneten bogenführenden
Zylinder zwischen zwei Druckwerken gebildet ist.
[0002] Eine bogenführende Wendeeinrichtung dieser Art ist aus der DE-AS 2 354 418 bekannt.
Zwischen zwei Druckwerken einer Rotationsdruckmaschine sind drei Trommeln zur Bogenübergabe
angeordnet, wobei in Bogenlaufrichtung dem nachfolgenden Druckwerk zugeordnet eine
Trommel als Wendetrommel ausgeführt ist. In Bogenlaufrichtung ist der Wendetrommel
eine Übergabetrommel vorgeordnet, welche axial am Umfang in einem definierten Abstand
angeordnete, nutenförmig verlaufende, mit Saugluft beaufschlagte Strömungskanäle aufweist.
Diese Lösung soll der spannungsfreien, gestrafften Auflage des Bogens auf einer Übergabetrommel
dienen, um den Bogen paßgerecht an die Wendetrommel übergeben zu können. Der Wendetrommel
bzw. Übergabetrommel sind keine Einrichtungen zugeordnet, die eine abschmierfreie
Bogenführung des frei hängenden Endes des Druckbogens in der Wendephase gewährleisten.
[0003] Aus dem DE-G 6 949 816 ist ein Bogenübertragungszylinder bekannt, bei dem der Bogen
am Anfang und Ende durch Greifer gehalten ist und durch Luftunterdruck auf dem Umfang
des Bogenübertragungszylinders festgesaugt wird. Damit soll der Bogen flächig anliegen
und zum Bogenende hin glattgezogen werden. Der Übertragungszylinder ist für die Führung
eines freihängenden Druckbogens aufgrund der Anordnung von Greifern an der Hinterkante
ungeeignet.
[0004] Gemäß der EP 0 306 684 B1 ist eine Vorrichtung zum flächigen Anpressen eines Bogens
auf den Druckzylinder beschrieben. Nach Durchlaufen der Druckzone wird der Bogen im
Bereich zwischen Druckzone und dem Übergabebereich (Tangentenpunkt) der nachfolgenden
Wendetrommel mittels Blasluft auf dem Druckzylinder geführt.
[0005] Eine Bogenleiteinrichtung als durchgehende Führungsfläche, die mit Strömungskanälen
verbundene Luftdüsen aufweist ist z. B. aus der DE 3 411 029 C2 bekannt.
[0006] Aus der DE 4 140 763 A1 ist eine Einrichtung zur Bogenführung bekannt, die die Bogenvorderkante
während der Wendephase mittels Blasluft vom Druckzylinder anhebt und den vorderen
Teil des Bogens an einer Leitrakel führt.
[0007] Nachteilig bei diesen Lösungen ist es, daß in der Wendephase bei der der Bogen eine
Bewegungsumkehr erfährt, keine ausreichenden Mittel zur Verfügung stehen, um den bedruckten
Bogen abschmierfrei von dem vorgeordneten bogenführenden Zylinder, einem Druckzylinder
oder einer Speichertrommel, zur Wendetrommel zu transportieren.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung zu entwickeln, die eine abschmierfreie
Bogenführung, insbesondere der freihängenden Hinterkante, von nach dem Prinzip der
Hinterkantenwendung gewendeten Druckbogen während der Wendephase in einer Rotationsdruckmaschine
gewährleistet.
[0009] Gelöst wird dies durch den kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches, Weiterbildungen
ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0010] Die Erfindung hat den Vorteil, daß insbesondere der freihängende, hintere Bereich
eines gewendeten Bogens am Abschmieren gehindert wird, so daß eine Verbesserung der
Druckqualität erreicht wird. Die erfindungsgemäße Lösung eignet sich für Rotationsdruckmaschinen,
die nach dem Prinzip der Hinterkantenwendung von Bogen arbeiten und eine oder drei
bogenführende Trommeln/Zylinder zwischen den Druckwerken aufweisen. Bei der Anordnung
von einer bogenführenden Trommel wird die Blaseinrichtung dem vorgeordneten Druckzylinder
zugeordnet. Bei der Anordnung von drei bogenführenden Trommeln ist die Blaseinrichtung
der vorgeordneten Speichertrommel zugeordnet.
[0011] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden, dabei zeigt:
- Fig. 1
- die schematische Anordnung eines Bogenführungsmoduls mit einer Wendeeinrichtung zwischen
den Druckwerken.
[0012] In einer bogenverarbeitenden Offsetdruckmaschine in Reihenbauweise ist zwischen zwei
Druckwerken eine Wendeeinrichtung angeordnet. Das in Bogenlaufrichtung vorgeordnete
Druckwerk wird in bekannter Weise durch einen Druckzylinder 2, einen Gummituchzylinder
4 und einen Plattenzylinder 5 gebildet. Analog wird das in Bogenlaufrichtung der Wendeeinrichtung
nachfolgende Druckwerk durch einen Druckzylinder 3, einen Gummituchzylinder 4 und
einen Plattenzylinder 5 gebildet. Die dem Plattenzylinder 5 zugeordneten Farb- und
Feuchtwerke sind nicht dargestellt. Die bogenführenden Zylinder, hier die Druckzylinder
2, 3 sind zweifachgroß ausgeführt und die Wendeeinrichtung wird im wesentlichen durch
eine zweifachgroße Wendetrommel 1 gebildet. Die Wendetrommel 1 trägt auf jeweils einer
Hälfte eine 180° versetzt angeordnete Greifeinrichtung 6. Die Greifeinrichtung 6 besteht
in bekannter Weise aus einem Saugersystem, einem Widerdruckgreifersystem und einem
Schöndruckgreifersystem mit entsprechenden Greiferauflagen. Der Bogenführungsmodul
besteht im wesentlichen aus einer Blaseinrichtung 9, zwei in die Wendetrommel 1 integrierte
Blas-/Saugeinrichtungen 16 sowie einer Bogenführungseinrichtung 12. Die Blaseinrichtung
9 ist nach einer durch Druckzylinder 2 und Gummituchzylinder 4 gebildeten Druckzone
7, jedoch vor einem Übergabebereich 8 (gebildet durch Druckzylinder 2 und Wendetrommel
1) dem Druckzylinder 2 über dessen Länge zugeordnet. Um den Bogen auf dem Druckzylinder
2 mit Blasluft flächig angepreßt zu führen, besitzt die Blaseinrichtung 9 an die Kontur
des Druckzylinders 2 angepaßte Luftaustrittsöffnungen. Die Luftaustrittsöffnungen
reichen bis zum Übergabebereich 8. Die Blaseinrichtung 9 besitzt weiterhin mindestens
eine separate Luftaustrittsöffnung 10, die tangential in den Übergabebereich 8 gerichtet
ist. Die Luftaustrittsöffnungen 10 sind mit einem höheren Luftdruck beaufschlagt als
die Austrittsöffnungen, welche auf den Druckzylinder 2 gerichtet sind. Die Blaseinrichtung
9 weist somit zwei Zuleitungen für die Zuführung von Druckluft mit unterschiedlicher
Intensität auf und ist in einem Drehgelenk 15 aus dem Übergabebereich 8 schwenkbar
gelagert.
[0013] Auf der doppeltgroßen Wendetrommel 1 sind zwischen den Greifeinrichtungen 6 zwei
bogentragende Mantelflächen am Umfang angeordnet. Diese Mantelflächen werden durch
zwei in der Wendetrommel 1 aufgenommene Blas-/Saugeinrichtungen 16 gebildet. Jede
Mantelfläche weist am Trommelumfang eine Vielzahl von Luftöffnungen, z.B. Bohrungen,
auf, die vorzugsweise in regelmäßigem Abstand angeordnet sind. Jede Blas-/Saugeinrichtung
16 ist mit einem Pneumatiksystem 17 gekoppelt. Das Pneumatiksystem 17 kann beispielsweise
aus in der Wendetrommel angeordneten Ventilatoren oder einer externen Luftversorgung
bestehen. Die externe Luftversorgung ist vorzugsweise mittels Drehübertrager mit den
Blas-/Saugeinrichtungen 16 gekoppelt.
[0014] Unterhalb des Bogenförderweges ist zwischen der Wendetrommel 1 und dem vorgeordneten
bogenführenden Druckzylinder 2 eine Bogenführungseinrichtung 12 angeordnet. Die Bogenführungseinrichtung
12 ist über ein Leitungssystem 11 mit einer externen Luftversorgungsquelle verbunden.
Der dem Bogenaufgang zugeordnete Teil der Bogenführungseinrichtung 12 erhält seine
Luftversorgung über Ventilatoren. Dieser Teil der Bogenführungseinrichtung 12 ist
mit einem Drehgelenk 13 gekoppelt und ist über einen Arbeitszylinder 14 um den Drehpunkt
des Drehgelenkes 13 schwenkbar.
[0015] Die Wirkungsweise ist wie folgt:
Im Schön- und Widerdruck wird der auf dem Druckzylinder 2 durch die Druckzone 7 geführte
Bogen mittels Luft der Blaseinrichtung 9 auf den Druckzylinder 2 flächig gepreßt.
Der Bogen wird bis zur Hinterkante in den Übergabebereich 8 geführt. Die separate
Luftaustrittsöffnung 10 der Blaseinrichtung 9 bläst tangential gegen die Hinterkante
des Bogens, so daß der hintere Bereich des Bogens nach Passieren des Übergabebereiches
8 vom Druckzylinder 2 getrennt wird. Der vom Greifersystem des Druckzylinders freigegebene
Bogen wird von der Greifeinrichtung 6 der Wendetrommel 1 nach dem Prinzip der Hinterkantenwendung
übernommen (Wendephase). Die Hinterkante des Bogens wird somit zur Vorderkante auf
der Wendetrommel 1 und wird an den Druckzylinder 3 für den Widerdruck übergeben.
[0016] Die Wendephase ist ein kritischer Bereich, da der Bogen in sehr kurzer Zeit vom Druckzylinder
2 "abgeschält" werden muß, die ehemalige Vorderkante (Bewegungsumkehr) zur freihängenden
Hinterkante wird und die bedruckte, durchhängende Fläche des Bogens geneigt ist abzuschmieren.
Das "Abschälen" wird durch die Luftströmung der separaten Luftaustrittsöffnung 10
erreicht. Zwischen Bogenhinterkante und Druckzylinder wird somit ein Luftkissen eingebracht,
das die Haftkraft des Bogens und die Gleitreibung (zwischen Bogen und Druckzylinder)
in der Wendephase reduziert. Die Bogenführungseinrichtung 12 bläst Luft gegen die
bedruckte Fläche des Bogens, wobei die separate Luftaustrittsöffnung 10 der Blaseinrichtung
9 weiterhin Luft durch den Übergabebereich 8 bläst. Dadurch soll unter anderem die
Entstehung von Unterdruck unterhalb des Übergabebereiches 8 vermieden werden. Der
von der Wendetrommel 1 übernommene Bogen wird somit in seinem freien Bereich an der
bedruckten und der unbedruckten Fläche (von oben und unten) mittels Luft geführt.
Bei weiterer Drehung der Wendetrommel 1 wird der Bogen von der saugenden Blas-/Saugeinrichtung
16 angezogen und legt sich an dem Umfang der Wendetrommel 1 mit der unbedruckten Fläche
an. Der dem Umfang der Wendetrommel 1 folgende Bogen erhält eine leichte konvexe Krümmung,
was sich zusätzlich stabilisierend auf den hinteren, noch frei hängenden Bereich des
Bogens auswirkt. Durch die Kombination von Luftführung und zusätzlicher Stabilisierung
wird das Abschmieren des bedruckten Bogenseite gegen die Bogenführungseinrichtung
12 vermieden. Die Bogenführungseinrichtung 12 im Bogenaufgang zum nachgeordneten Druckzylinder
3 ist über den Arbeitszylinder 14 je nach Betriebsart schwenkbar.
[0017] Im Schöndruck wird der auf dem Druckzylinder 2 durch die Druckzone 7 geführte Bogen
mit der Vorderkante im Übergabebereich 8 an die Wendetrommel 1 übergeben. Die Blaseinrichtung
9 mit separater Luftaustrittsöffnung 10 ist aus dem Übergabebereich 8 über das Drehgelenk
15 herausgeschwenkt, so daß die Schöndruckgreifer der Greifeinrichtung 6 nicht mit
der Blaseinrichtung 9 kollidieren können. Der Bogen liegt nun mit der bedruckten Seite
auf dem Umfang der Wendetrommel 1 auf. Die Blas-/Saugeinrichtung 16 ist auf Blasluft
umgestellt, so daß sich zwischen Bogen und Mantelfläche der Wendetrommel 1 ein Luftpolster
bildet. Das Luftpolster verhindert ein Abschmieren des Bogens auf der Wendetrommel
1. Die Bogenführungseinrichtung 12 ist auf Saugluft umgestellt und in ihrem Bogenausgang
näher an die Wendetrommel 1 angeschwenkt. Dadurch kann der Bogen unterhalb des von
Wendetrommel 1 und Druckzylinder 3 gebildeten Übergabebereiches von der Bogenführungseinrichtung
12 angesaugt werden. Am Ende der Bogenführungseinrichtung 12 kann ebenso ein Bogenglätter
angeordnet sein, der den Bogen entgegen der Bogenlaufrichtung streckt. Dadurch wird
der Bogen auf den Druckzylinder 3 flächig aufgezogen.
[0018] Die Blas-/Saugeinrichtungen 16 sind abhängig von Format und Bedruckstoff in mehreren
Kammern einzeln oder paarweise zuschaltbar.
Bezugszeichenaufstellung
[0019]
- 1
- Wendetrommel
- 2
- Druckzylinder
- 3
- Druckzylinder
- 4
- Gummituchzylinder
- 5
- Plattenzylinder
- 6
- Greifeinrichtung
- 7
- Druckzone
- 8
- Übergabebereich
- 9
- Blaseinrichtung
- 10
- separate Luftaustrittsöffnung
- 11
- Leitungssystem
- 12
- Bogenführungseinrichtung
- 13
- Drehgelenk
- 14
- Arbeitszylinder
- 15
- Drehgelenk
- 16
- Blas-/Saugeinrichtung
- 17
- Pneumatiksystem
1. Bogenführungsmodul für eine Wendeeinrichtung in einer für Schön- und Widerdruck einsetzbaren
Rotationsdruckmaschine, wobei die Wendeeinrichtung aus einer Bogenhaltesysteme aufweisenden
Wendetrommel und mindestens einem in Bogenlaufrichtung vorgeordneten bogenführenden
Zylinder zwischen zwei Druckwerken gebildet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Bogenlaufrichtung vor einem durch Wendetrommel (1) und bogenführendem Zylinder
(2) gebildeten Übergabebereich (8) eine achsparallel über die Länge des Zylinders
(2) sich erstreckende Blaseinrichtung (9) angeordnet ist, die auf den Zylinder (2)
gerichtete Luftaustrittsöffnungen aufweist und mindestens eine separate Luftaustrittsöffnung
(10) besitzt, die tangential in den Übergabebereich (8) gerichtet ist und daß innerhalb
der Wendetrommel (1) jeder bogentragenden Mantelfläche eine mit einer Vielzahl von
Öffnungen innerhalb der Mantelfläche kommunizierende und mit einem Pneumatiksystem
gekoppelte Blas-/Saugeinrichtung (16) zugeordnet ist und daß unterhalb des Bogenförderweges
zwischen Wendetrommel (1) und bogenführendem Zylinder (2) eine auf Blas- oder Saugluft
umschaltbare Bogenführungseinrichtung (12) angeordnet ist.
2. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die separate Luftaustrittsöffnung (10) mit zur Blaseinrichtung (9) unterschiedlicher,
vorzugsweise höherer Intensität von Blasluft beaufschlagbar ist.
3. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blaseinrichtung (9) aus dem Übergabebereich (8) schwenkbar ist.
4. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blas-/Saugeinrichtung (16) im Widerdruck auf Saugluft und im Schöndruck auf
Blasluft umstellbar ist.
5. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Pneumatiksystem durch Ventilatoren oder eine separate Luftversorgungseinheit
gebildet ist.
6. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Bogenführungseinrichtung (12) im Bogenaufgang der Wendetrommel (1) mittels
Arbeitszylinder (14) und Drehgelenk (13) schwenkbar ist.
7. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Pneumatiksystem (17) einzelne oder paarweise auf Blasen oder Saugen umschaltbar
ist.
8. Bogenführungsmodul nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Anordnung von einer bogenführenden Trommel zwischen den Druckwerken die Blaseinrichtung
(9, 10) einem Druckzylinder (2) als bogenführenden Zylinder zugeordnet ist oder bei
Anordnung von drei Trommeln zwischen zwei Druckwerken die Blaseinrichtung (9, 10)
der vorgeordneten Speichertrommel als bogenführendem Zylinder zugeordnet ist.