[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer automatischen Rangieranlage
für Waggons in einem Rangierbahnhof, - welche Rangieranlage Verteilergleise sowie
an die Verteilergleise angeschlossene Richtungsgleise aufweist, bei der in den einzelnen
Richtungsgleisen Fördereinrichtungen für die in den Richtungsgleisen zu Zügen oder
Zugabschnitten zusammengestellten Waggons angeordnet sind, die an Zugseile angeschlossene
Waggonförderwagen aufweisen, und bei der die Fördereinrichtungen mit einem elektromotorischen
Antrieb sowie mit einer mit einem Rechner kombinierten Steuereinrichtung ausgerüstet
sind, - wobei beim Betrieb der automatischen Rangieranlage in den Richtungsgleisen
die Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens auf einen vorgegebenen Fördergeschwindigkeits-Sollwert
geregelt und dazu am Antrieb der Fördereinrichtung mit Hilfe eines Istwertabnehmers
der Istwert der Fördergeschwindigkeit abgenommen sowie dem Rechner zugeführt wird.
[0002] Verfahren des vorstehend beschriebenen Aufbaus sowie der vorstehend beschriebenen
Zweckbestimmung sind in verschiedenen Ausführungsformen bekannt. Ein bekanntes Verfahren
ist verwirklicht bei einer automatischen Rangieranlage im Eisenbahnbetrieb (ETR 35,
1986, S. 561 ff.), die im Verteilbereich mit Verteilergleisen und mit einer Mehrzahl
von an die Verteilergleise anschließenden Richtungsgleisen ausgelegt ist, wobei in
den einzelnen Richtungsgleisen Fördereinrichtungen mit an Zugseile angeschlossenen
Waggonförderwagen angeordnet sind, mit denen die in ein Richtungsgleis einlaufenden
Waggons oder Waggongruppen zu Zugkompositionen zusammenschiebbar sind. Hierbei weisen
die Fördereinrichtungen Antriebe auf, die von einer Steueranlage steuerbar und/oder
regelbar sind. Der Steueranlage werden Meßdaten über Eigenschaften der einzelnen Waggons
oder Waggongruppen zugeführt, nach denen über einen Rechner u. a. die Antriebe gesteuert
werden. Auf diese Weise wird eine Sollgeschwindigkeit für den Waggonförderwagen und
damit für die einzelnen Waggons oder Waggongruppen vorgegeben. Bei dieser bekannten
Steuereinrichtung kann, je nach den betrieblichen Verhältnissen, ein sogenannter Katapulteffekt
auftreten. Katapulteffekt bezeichnet ein Phänomen, welches in den beschriebenen Fördereinrichtungen
auftritt. Im Rahmen der vorstehend beschriebenen, bekannten Maßnahmen arbeiten die
Fördereinrichtungen mit einem Zugseil, welches z. B. endlos im Umlauf geführt und
mit einer Montagevorspannung angeordnet ist. Der Antrieb zieht an dem Zugseil und
über das Zugseil an dem zugeordneten Waggonförderwagen (vgl. DE 37 11 411 A1). Wird
die Fahrt des Waggonförderwagens blockiert und arbeitet der Antrieb weiter, so erfährt
das Zugseil des blockierten Waggonförderwagens zunächst eine beachtlich erhöhte Zugkraft.
Das führt zu einer elastischen Dehnung des Zugseils, das insoweit gleichsam wie eine
Katapultfeder wirkt, deren Spannkraft der Montagevorspannung überlagert ist. Wird
die Blockierung des Waggonförderwagens aufgehoben, so schnellt das Zugseil in seine
Ausgangsstellung zurück und katapultiert den Waggonförderwagen mit hoher Geschwindigkeit
in Richtung der durch die Blockierung aufgebauten Spannkraft.
[0003] Die Waggons des Eisenbahnverkehrs besitzen unterschiedliches Bewegungsverhalten.
Es ist unterschiedlich nach Maßgabe der Masse, die aus den unterschiedlichen Ladungsgewichten
resultiert, sowie nach Maßgabe unterschiedlicher Rollwiderstände. Die unterschiedliche
Masse macht sich insbesondere bei Beschleunigungsvorgängen bemerkbar. Unterschiedliche
Rollwiderstände beruhen auf unterschiedlicher Reibung im Fahrwerk oder unterschiedlicher
rollender Reibung am Fahrwerk. Der Betrieb automatischer Rangieranlagen wird durch
rangierende, aber gegenüber dem Durchschnitt langsam laufende Waggons, sogenannte
Langsamläufer, erschwert. Erfolgt die Blockierung des Waggonförderwagens durch einen
in dem Richtungsgleis, dem die Fördereinrichtung zugeordnet ist, stehenden Waggon,
z. B. durch einen Langsamläufer, der im Richtungsgleis stehengeblieben ist, so baut
sich wie beschrieben im Zugseil eine unter Umständen sehr hohe Spannkraft auf. Nimmt
danach der Waggonförderwagen den Waggon mit, so baut sich diese Spannkraft ab, was
den Katapulteffekt bewirkt. Der Waggon bewegt sich dadurch für eine Zeitspanne mit
einer Geschwindigkeit, die höher ist als die vorgegebene Transportgeschwindigkeit.
Dieses Phänomen heißt Katapulteffekt. Ähnlich liegen die Verhältnisse, wenn der im
vorstehenden Beispiel als Langsamläufer bezeichnete Waggon sich langsamer bewegt als
der Waggonförderwagen. Die erhöhte Geschwindigkeit baut sich unter Dissipation der
aus dem Katapulteffekt stammenden kinetischen Energie ab - und danach arbeitet die
Fördereinrichtung nach Maßgabe ihrer Vorgaben weiter. Die Steueranlage mit den bekannten
Maßnahmen beherrscht den Katapulteffekt nicht. Zwar ist in den Antrieb regelmäßig
eine die Zugkraft begrenzende Kupplung integriert, diese dient jedoch dazu, zu verhindern,
daß das Zugseil bei der Blockierung eines Waggonförderwagens reißt oder daß die zulässige
Kraft, mit der der Waggonförderwagen am Waggon angreift, überschritten wird. Die zugkraftbegrenzende
Kupplung ist im Rahmen der bekannten Maßnahmen nach Maßgabe der aus mechanischen Gründen
maximal zulässigen Kraft am Waggonrad ausgelegt. Ihr Grenzwert liegt notwenigerweise
so hoch, daß der Katapulteffekt nicht vermieden werden kann.
[0004] Der Katapulteffekt stört je nach der dabei frei werdenden, von dem katapultierten
Waggon aufgenommenen Energie den Rangierbetrieb erheblich. Einerseits entsteht eine
störende Geräuschbelästigung der Umwelt, wenn der katapultierte Waggon mit seinen
Puffern auf die Puffer eines in dem Richtungsgleis bereits angeordneten, alleine oder
als Teil einer Waggongruppe vorstehenden Waggons aufprallt, andererseits kann die
katapulteffektbedingte Geschwindigkeit so groß sein, daß die genormten Werte beachtlich
überschritten werden und beim Aufprall die Transportgüter in dem katapultierten Waggon
oder in dem Waggon, auf den der katapultierte Waggon aufprallt, Schaden nehmen.
[0005] Um beim Zusammenstellen eines Zuges mit Hilfe einer automatischen Rangieranlage verschleißarm
und energiesparend zu arbeiten, ist es bekannt (DE 41 01 078 C1), wie folgt zu verfahren:
Ausgehend von der eingangs beschriebenen Steuereinrichtung (ETR 35, 1986, S. 561 ff.)
werden die Antriebe der Fördereinrichtung mit einem Asynchron-Drehstrommotor ausgerüstet,
an den die zugeordnete Fördereinrichtung jeweils starr angeschlossen ist. Mit dem
Rechner der Steueranlage werden Geschwindigkeitsmeßwerte der einzelnen Waggons oder
Waggongruppen in Sollwerte für das Drehmoment umgesetzt, mit dem die Fördereinrichtungen
angetrieben werden müssen, um die betreffenden Waggons oder Waggongruppen in den Richtungsgleisen
mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit, der Sollgeschwindigkeit zu bewegen. Die Sollwerte
werden über einen Frequenzumrichter dem Asynchron-Drehstrommotor der Fördereinrichtung
in dem Richtungsgleis zugeführt, in das der Waggon oder die Waggongruppe einläuft.
Unmittelbar von dem Antrieb des Asynchron-Drehstrommotors oder mittelbar an der Fördereinrichtung
wird der Istwert der Fördergeschwindigkeit oder ein mit der Fördergeschwindigkeit
verbundener Wert abgegriffen und über einen Meßwertumsetzer einem geschlossenen Regelkreis
für das Drehmoment des Asynchron-Drehstrommotors zugeführt. Die Fördereinrichtung
arbeitet auf diese Weise mit einer vorgegebenen und vorgeschriebenen Geschwindigkeit.
Die dazu erforderliche Beschleunigung erfolgt nach Maßgabe einer für alle Betriebszustände
konstanten und verhältnismäßig steilen Beschleunigungscharakteristik. Das hat sich
bewährt, beseitigt jedoch den Katapulteffekt nicht.
[0006] Der Erfindung liegt das technische Problem zugrunde, ein einfaches Verfahren zum
katapulteffektarm bis katapulteffektfrei arbeitenden Betrieb einer automatischen Rangieranlage
im Eisenbahnverkehr zu schaffen. Katapulteffektarm bezeichnet die Tatsache, daß störende
Katapulteffekte nicht mehr auftreten, und zwar auch dann nicht, wenn beim Zusammenstellen
der Waggons einer Zugkomposition ein oder mehrere extrem langsam laufende Waggons
rangiert werden müssen, auf die der Waggonförderwagen beim Rangierbetrieb aufprallt.
[0007] Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung, ausgehend von dem eingangs
beschriebenen Verfahren, daß zum Zwecke der Vermeidung eines störenden Katapulteffektes
nach Aufprall des laufenden Waggonförderwagens auf einen in einem Richtungsgleis befindlichen
Waggon in die Regelung der Fördergeschwindigkeit eingegriffen wird und nach Maßgabe
des über den Istwertabnehmer erfaßten, aufprallbedingten Fördergeschwindigkeitseinbruchs
der Sollwert der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens bis in den Bereich des
niedrigsten Istwertes der Fördergeschwindigkeit im Fördergeschwindigkeitseinbruch
zurückgenommen wird und daß danach der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
über den Rechner dem Antrieb des Waggonförderwagens ausreichend katapulteffektfrei
wieder vorgegeben wird. - Im Rahmen der Erfindung umfaßt der Begriff "elektromotorischer
Antrieb" auch elektrohydraulische Antriebe. Der Istwertabnehmer kann in verschiedenen
Bereichen des Antriebes angeordnet werden. Besonders genau läßt sich der Istwert erfassen,
wenn er am Zugseil in Förderrichtung hinter dem Waggonförderwagen abgenommen wird,
wo das Zugseil nicht mehr unter der Zugspannung des Antriebes steht.
[0008] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß beim Aufprall des laufenden Waggonförderwagens
auf einen in einem Richtungsgleis befindlichen, zu fördernden Waggon die Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens einen aufprallbedingten Fördergeschwindigkeitseinbruch erfährt,
der ausgenutzt werden kann, um den Katapulteffekt vollständig oder teilweise, je nach
den Erfordernissen, zu unterdrücken. Das gelingt, wenn nach der Lehre der Erfindung
verfahren wird, weil die erfindungsgemäßen Sollwertvorgaben in dem elektromotorischen
Antrieb Drehmomente für die Bewegung der Fördereinrichtung bewirken, die wie angegeben
niedriger sind als die Drehmomente, die für den Fördergeschwindigkeits-Sollwert erforderlich
sind. Die beim Auflaufen des Waggonförderwagens auf den im Richtungsgleis befindlichen
Waggon in dem Zugseil gespeicherte Energie baut sich ab, wenn nach Zurücknahme des
Sollwertes der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens nach Maßgabe des Fördergeschwindigkeitseinbruchs
wieder auf den vorgegebenen Fördergeschwindigkeits-Sollwert umgestellt wird. Das gilt
unabhängig davon, ob der Waggon durch Ladungsgewicht eine große oder eine kleine zu
beschleunigende Masse aufweist. Bei einem Waggon großer Masse erfolgt der Wiederanstieg
der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens langsamer, anders ausgedrückt weniger
steil, als bei einem Waggon geringer Masse. Keinesfalls reicht bei der erfindungsgemäßen
Verfahrensweise die in dem gespannten Zugseil gespeicherte mechanische Energie aus,
um den Waggon auf den der Waggonförderwagen aufgelaufen ist, beachtlich über den Fördergeschwindigkeits-Sollwert
zu beschleunigen. Der Katapulteffekt ist folglich vollständig oder ausreichend unterdrückbar.
Es versteht sich, daß man aus Gründen der Rangierleistung die Fördereinrichtung so
schnell wie möglich und im Eisenbahnbetrieb zulässig arbeiten läßt. Folglich wird
man auch nach dem Fördergeschwindigkeitseinbruch beim Aufprall des Waggonförderwagens
auf den im Richtungsgleis befindlichen Waggon den Antrieb so schnell wie möglich wieder
auf den Fördergeschwindigkeits-Sollwert umsteuern. Ähnlich liegen die Verhältnisse,
wenn der Waggonförderwagen bereits einen oder mehrere Waggons mitnimmt und diese mit
dem Waggonförderwagen auf einen im Richtungsgleis befindlichen Waggon auflaufen. Im
Rahmen der Erfindung liegt auch dieser Betriebsfall.
[0009] Im einzelnen bestehen mehrere Möglichkeiten der weiteren Ausbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens. So ist eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung dadurch gekennzeichnet,
daß dem Rechner Meßdaten über die Eigenschaften der einzelnen Waggons oder der einzelnen
Waggongruppen, die in ein Richtungsgleis einlaufen, zugeführt werden, und von dem
Rechner daraus der diesen Waggons oder Waggongruppen zugeordnete Fördergeschwindigkeits-Sollwert
ermittelt wird. Dabei können die Eigenschaften der einzelnen Waggons oder Waggongruppen
mit Hilfe von Meßeinrichtungen ermittelt werden, die im Bereich der Verteilergleise
und/oder eines vorgeordneten Ablaufberges angeordnet sind. Das erfindungsgemäße Verfahren
erlaubt es jedoch auch, auf diese Maßnahme zu verzichten und den gesamten Rangierbetrieb
für einen Rangierbahnhof gleichsam zu normieren, denn das erfindungsgemäße Verfahren
beherrscht auch unterschiedliche Eigenschaften der einzelnen Waggons oder Waggongruppen.
Insoweit bringt das erfindungsgemäße Verfahren bei Fortfall der beschriebenen Meßdatenerfassung
eine beachtliche Vereinfachung.
[0010] Insbesondere beim Rangieren von Waggons mit durch das Ladegewicht verhältnismäßig
großer Masse empfiehlt es sich, so zu verfahren, daß nach Aufprall des laufenden Waggonförderwagens
auf einen in einem Richtungsgleis stehenden Waggon der Sollwert der Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens auf Null oder bis in den Nullbereich zurückgenommen und unmittelbar
danach der vorgegebene Geschwindigkeitssollwert wieder eingestellt wird. Beim Rangieren
von Waggons mit durch das Ladegewicht verhältnismäßig kleiner Masse lehrt die Erfindung,
daß nach Aufprall des laufenden Förderwagens auf einen in einem Richtungsgleis noch
laufenden Waggon der Sollwert der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens auf
den niedrigsten Istwert der Fördergeschwindigkeit im Fördergeschwindigkeitseinbruch
zurückgenommen und nach einer Pause, deren Zeitspanne klein ist in bezug auf die Zeitspanne
des Fördergeschwindigkeitseinbruchs, der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
wieder eingestellt wird. Die Pause führt zu einem Antriebsbereich, in dem Seilspannung
sich ausgleicht.
[0011] Im Rahmen der Erfindung kann mit den verschiedensten elektromotorischen Antrieben
gearbeitet werden. Erforderlich ist lediglich, daß die Steueranlage die beschriebenen
regeltechnischen Maßnahmen zuläßt. Durch Einfachheit und Funktionssicherheit ausgezeichnet
ist eine Verfahrensweise, die dadurch gekennzeichnet ist, daß für den elektromotorischen
Antrieb ein Asynchron-Drehstrommotor verwendet wird, der mit einem Frequenzumrichter
ausgerüstet ist, daß an den Asynchron-Drehstrommotor die Fördereinrichtung starr angeschlossen
ist, daß der Asynchron-Drehstrommotor mit dem Frequenzumrichter über einen Regelkreis
für die Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens gesteuert wird, dem der Rechner
angehört, und daß von dem Rechner, der ein entsprechendes Programm aufweist, der Fördergeschwindigkeits-Sollwert
sowie die zum Zwecke der Vermeidung eines störenden Katapulteffektes geänderten Sollwerte
der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens für den Regelkreis ermittelt werden,
nach deren Maßgabe der Frequenzumrichter arbeitet.
[0012] Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung ausführlicher erläutert.
- Fig. 1
- das Schema einer automatischen Rangieranlage mit Steuereinrichtung für den Rangierbetrieb,
- Fig. 2
- das Schalt- und Regelschema für den Antrieb einer Fördereinrichtung aus dem Gegenstand
nach Fig. 1,
- Fig. 3
- das Geschwindigkeits/Zeit-Diagramm für den Waggonförderwagen einer automatischen Rangieranlage
mit störendem Katapulteffekt,
- Fig. 4
- den Gegenstand nach Fig. 3 für die erfindungsgemäße Ausführungsform.
[0013] In der in Fig. 1 dargestellten automatischen Rangieranlage erkennt man einen Ablaufberg
1, einen Verteilbereich 2 mit Verteilergleisen 3 und einer Mehrzahl von an die Verteilergleise
3 anschließbaren Richtungsgleisen 4. In den einzelnen Richtungsgleisen 4 arbeiten
Fördereinrichtungen 5 mit Waggonförderwagen 6. Mit den Fördereinrichtungen 5 und den
Waggonförderwagen 6 kann ein in ein Richtungsgleis 4 einlaufender Waggon und/oder
eine einlaufende Waggongruppe zu einer Zugkomposition zusammengeschoben werden. Die
Fördereinrichtungen 5 weisen Antriebe 7 auf, die in Fig. 1 angedeutet wurden und zu
denen im Detail auf die Fig. 2 verwiesen wird.
[0014] Die Antriebe 7 sind von einer Steueranlage 8 steuerbar und/oder regelbar. Der Steueranlage
8 werden Meßdaten über Eigenschaften der einzelnen Waggons oder Waggongruppen zugeführt,
die z. B. an Meßeinrichtungen 9 im Bereich des Ablaufberges 1 oder im Bereich der
Verteilergleise 3 abgenommen und über die Leitungen 10 geführt werden. Nach den Meßwerten
werden über einen Rechner 11 unter anderem die Antriebe 7 gesteuert.
[0015] In dem Schema der Fig. 2 erkennt man einen Asynchron-Drehstrommotor 12, an den die
zugeordneten Fördereinrichtungen 5 über eine abgehende Welle 13 starr angeschlossen
ist. Mit dem Rechner 11 der Steueranlage 8 werden die Meßdaten der einzelnen Waggons
oder Waggongruppen in Sollwerte für das Drehmoment umgesetzt, mit dem die Fördereinrichtungen
5 angetrieben werden müssen, um die entsprechenden Waggons in den Richtungsgleisen
4 mit einer vorgegebenen Fördergeschwindigkeit zu bewegen. Die Sollwerte werden über
einen Frequenzumrichter 14 dem Asynchron-Drehstrommotor 12 der Fördereinrichtung 5
in dem Richtungsgleis zugeführt, in das der Waggon einläuft. Man erkennt in der Fig.
2, daß von dem Abtrieb des Asynchron-Drehstrommotors 12 unmittelbar oder mittelbar
an der Fördereinrichtung der Istwert der Fördergeschwindigkeit oder ein der Fördergeschwindigkeit
entsprechender Wert bei 15 abgegriffen werden. Über einen Meßwertumsetzer 16 gelangt
dieser Istwert in einen geschlossenen Regelkreis 17 für das Drehmoment des Asynchron-Drehstrommotors.
Es versteht sich, daß zu jeder vorgegebenen Fördergeschwindigkeit eine Beschleunigung
gehört. Die Beschleunigungscharakteristik der Fördereinrichtungen 5 ist für alle vorgegebenen
Fördergeschwindigkeiten bei Normalbetrieb gleich und steil, damit die Rangieranlage
mit kurzen Taktzeiten arbeiten kann. Die Beschleunigungscharakteristik erfährt der
Rechner über ein Programm, welches über die Leitung 18 in den Rechner einführbar ist.
[0016] In den Fig. 3 und 4 ist auf der Abszisse die Zeit, auf der Ordinate die Geschwindigkeit
des Waggonförderwagens 6 einer Fördereinrichtung 5 des in den Fig. 1 und 2 erläuterten
Aufbaus eingetragen. Es werde angenommen, ein Waggon, der aus irgendwelchen Gründen
das Verhalten eines Langsamläufers aufweist (also einen hohen Rollwiderstand besitzt)
laufe in eines der Verteilergleise ein. An den Meßeinrichtungen 9 wurden Geschwindigkeitsmeßwerte
dieses Langsamläufers abgenommen, die dem Rechner 11 zugeführt wurden. Der Rechner
11 ermittelt das Drehmoment, welches auf den Antrieb 7 über die Welle 13 auf die Fördereinrichtung
5 des entsprechenden Richtungsgleises 4, in welches der Langsamläufer einläuft, einwirkt.
In Verbindung mit den entsprechenden regeltechnischen Maßnahmen werden die vorgegebenen
Sollgeschwindigkeiten 19 für diesen Langsamläufer produziert. Diese Sollgeschwindigkeit
19 wurde in die Fig. 3 und 4 eingetragen. Zu ihr gehört eine vorgegebene Beschleunigungscharakteristik,
für die die Steigung in der Geschwindigkeitskurve bei 21 von Fig. 3 ein Maß ist.
[0017] In der Fig. 3 bewegt sich mit dieser Sollgeschwindigkeit 19 in diesem Richtungsgleis
4 der Waggonförderwagen 6, bis er auf einen aus dem Verteilergleis 3 abgelaufenen,
im Richtungleis 4 stehengebliebenen oder langsam fahrenden Langsamläufer auftrifft.
Der Waggonförderwagen 6 wird durch diesen stehenden Langsamläufer zunächst blockiert
oder fast blockiert, d. h. kommt zum Stehen oder fast zum Stehen: Der Katapulteffekt
entwickelt sich. Der Langsamläufer setzt sich dabei in Bewegung, der Waggonförderwagen
6 und der Langsamläufer nehmen die Katapultgeschwindigkeit 20 an. Daraus können die
beschriebenen Nachteile resultieren, wenn der auf Katapultgeschwindigkeit beschleunigte
Langsamläufer z. B. auf den letzten Waggon einer bereits kupplungsgerecht zusammengestellten
Waggongruppe auftrifft. Diese Nachteile gilt es erfindungsgemäß zu vermeiden.
[0018] In der Fig. 4 sind die Verhältnisse dargestellt, die sich ergeben, wenn erfindungsgemäß
gearbeitet wird. Auch hier bewegt sich der Waggonförderwagen 6 einer Fördereinrichtung
5 in dem betrachteten Richtungsgleis 4 zunächst mit der Sollgeschwindigkeit 19, bis
er auf einen dort zum Stehen gekommenen oder langsam fahrenden Langsamläufer aufläuft.
Daraus resultiert eine beachtliche Abweichung des Istwertes der Fördergeschwindigkeit
vom Sollwert 19, die wie beschrieben erfaßt wird. Sie bewirkt über den Rechner 11
und den entsprechenden Antrieb 7, daß die Fördereinrichtung 5 mit einer flacheren
Beschleunigungscharakteristik arbeitet, für die in Fig. 4 die Steigung in der Geschwindigkeitskurve
bei 22 ein Maß ist. Der Katapulteffekt mit einem Antrieb der Geschwindigkeit bis auf
die Katapultgeschwindigkeit 20 findet nicht mehr statt.
[0019] Man entnimmt aus der Fig. 1, daß die in den einzelnen Richtungsgleisen 4 angeordneten
Fördereinrichtungen 5 für die in den Richtungsgleisen 4 zu Zügen oder zu Zugabschnitten
zusammenzustellenden Waggons an Zugseile angeschlossene Waggonförderwagen 6 aufweisen.
Die Fördereinrichtung 5 ist mit einem elektromotorischen Antrieb 7 sowie mit einem
Rechner 11 kombinierten Steueranlage 8 ausgerüstet. Im Ausführungsbeispiel, aber nicht
beschränkend, wird für den elektromotorischen Antrieb 7 ein Asynchron-Drehstrommotor
12 verwendet, der mit einem Frequenzumrichter 14 ausgerüstet ist. An den Asynchron-Drehstrommotor
12 ist die Fördereinrichtung 5 starr angeschlossen, d. h. es fehlt eine Rutschkupplung
oder dergleichen. Der Asynchron-Drehstrommotor 12 ist mit dem Frequenzumrichter 14
über einen Regelkreis 17 für die Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens 6 gesteuert.
Dem Regelkreis 17 gehört der Rechner 11 an, wie Fig. 2 zu entnehmen ist.
[0020] Beim Betrieb der automatischen Rangieranlage wird in den Richtungsgleisen 4 die Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens 6 auf einen vorgegebenen Fördergeschwindigkeits-Sollwert 19
geregelt. Der Fördergeschwindigkeits-Sollwert 19 ist in den Fig. 3 und 4 eingetragen.
Im Rahmen dieser regeltechnischen Maßnahmen wird am Antrieb 7 der Fördereinrichtung
5 bei 15 mit Hilfe eines Istwertabnehmers der Istwert der Fördergeschwindigkeit abgenommen
sowie dem Rechner 11 zugeführt.
[0021] Zum Zwecke der Vermeidung eines störenden Katapulteffektes wird nach Aufprall des
laufenden Waggonförderwagens 6 auf einen in einem Richtungsgleis 4 befindlichen Waggon
in die Regelung der Fördergeschwindigkeit eingegriffen. Zunächst wird die Tatsache
ausgenutzt, daß beim Aufprall des laufenden Waggonförderwagens 6 auf einen in einem
Richtungsgleis 4 befindlichen Waggon ein Fördergeschwindigkeitseinbruch stattfindet.
Der Fördergeschwindigkeitseinbruch wird über den Istwertabnehmer bei 15 erfaßt. Nach
Maßgabe dieses über den Istwertabnehmer erfaßten Fördergeschwindigkeitseinbruchs wird
der Sollwert der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens 6 bis in den Bereich
des niedrigsten Istwertes der Fördergeschwindigkeit im Fördergeschwindigkeitseinbruch
zurückgenommen. Danach wird der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert 19 über
den Rechner 11 dem Antrieb 7 des Waggonförderwagens 6 ausreichend katapulteffektfrei
wieder vorgegeben. Ausreichend katapulteffektfrei bedeutet, daß der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
19 nicht gleichsam als Stufe sondern allmählich wieder vorgegeben wird, und zwar so,
daß der Katapulteffekt sich nicht mehr einstellt oder zumindest nicht mehr stört.
[0022] Im Ausführungsbeispiel wurde angedeutet, daß dem Rechner 11 über die Leitungen 10
Meßdaten über die Eigenschaften der einzelnen Waggons oder der einzelnen Waggongruppen,
die in ein Richtungsgleis 4 einlaufen, zugeführt werden. Von dem Rechner 11 werden
daraus die diesen Waggons oder Waggongruppen zugeordneten Fördergeschwindigkeits-Sollwerte
19 ermittelt. Im Ausführungsbeispiel befindet sich die Meßeinrichtung 9 für die Aufnahme
dieser Meßwerte im Bereich der Verteilergleise 3 und/oder eines vorgeordneten Ablaufberges.
[0023] In der Fig. 4 wurde gestrichelt angedeutet, daß nach Auftreffen des laufenden Waggonförderwagens
6 auf einen in einem Richtungsgleis 4 stehenden Waggon der Sollwert der Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens auf Null oder bis in den Nullbereich zurückgenommen und unmittelbar
danach der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert 19 wieder eingestellt wird.
Die Fig. 4 zeigt fernerhin punktiert, daß nach Auftreffen des laufenden Waggonförderwagens
auf einen in einem Richtungsgleis noch langsam laufenden Wagen der Sollwert der Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens auf den niedrigsten Istwert des Fördergeschwindigkeitseinbruchs
zurückgenommen wird und nach einer Pause, deren Zeitspanne klein ist in bezug auf
die Zeitspanne des Fördergeschwindigkeitseinbruchs, der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
wieder eingestellt wird. Die Pause wird so gewählt, daß in der Pause die beschriebene
Seilspannung, die aus dem Auftreffen resultiert, abgebaut wird.
[0024] Betrachtet man die Fig. 2, so erkennt man, daß von dem Rechner 11, der ein entsprechendes
Programm aufweist, der Fördergeschwindigkeits-Sollwert 19 sowie die zum Zwecke der
Vermeidung eines störenden Katapulteffektes geänderten Sollwerte der Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens 6 für den Regelkreis 17 ermittelt werden, nach deren Maßgabe
der Frequenzumrichter 14 arbeitet.
1. Verfahren zum Betrieb einer automatischen Rangieranlage für Waggons in einem Rangierbahnhof,
welche Rangieranlage Verteilergleise sowie an die Verteilergleise angeschlossene
Richtungsgleise aufweist, bei der in den einzelnen Richtungsgleisen Fördereinrichtungen
für die in den Richtungsgleisen zu Zügen oder Zugabschnitten zusammengestellten Waggons
angeordnet sind, die an Zugseile angeschlossene Waggonförderwagen aufweisen, und bei
der die Fördereinrichtungen mit einem elektromotorischen Antrieb sowie mit einer mit
einem Rechner kombinierten Steueranlage ausgerüstet sind,
wobei beim Betrieb der automatischen Rangieranlage in den Richtungsgleisen die Fördergeschwindigkeit
des Waggonförderwagens auf einen vorgegebenen Fördergeschwindigkeits-Sollwert geregelt
und dazu am Antrieb der Fördereinrichtung mit Hilfe eines Istwertabnehmers der Istwert
der Fördergeschwindigkeit abgenommen sowie dem Rechner zugeführt wird, dadurch gekennzeichnet, daß zum Zwecke der Vermeidung eines störenden Katapulteffektes nach Aufprall des
laufenden Waggonförderwagens auf einen in einem Richtungsgleis befindlichen Waggon
in die Regelung der Fördergeschwindigkeit eingegriffen und nach Maßgabe des über den
Istwertaufnehmer erfaßten, aufprallbedingten Fördergeschwindigkeitseinbruchs der Sollwert
der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens bis in den Bereich des niedrigsten
Istwertes der Fördergeschwindigkeit im Fördergeschwindigkeitseinbruch zurückgenommen
wird und daß danach der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert über den Rechner
dem Antrieb des Waggonförderwagens ausreichend katapulteffektfrei wieder vorgegeben
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß dem Rechner Meßdaten über die
Eigenschaften der einzelnen Waggons oder einzelnen Waggongruppen, in das Richtungsgleis
einlaufen, zugeführt werden und von dem Rechner daraus der diesen Waggons oder Waggongruppen
zugeordnete Fördergeschwindigkeit-Sollwert ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Eigenschaften der einzelnen
Waggons oder Waggongruppen mit Hilfe von Meßeinrichtungen ermittelt werden, die im
Bereich der Verteilergleise und/oder im Bereich eines vorgeordneten Ablaufberges angeordnet
sind.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß nach Aufprall
des laufenden Waggonförderwagens auf einen in einem Richtungsgleis stehenden Waggon
der Sollwert der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens auf Null oder bis in
den Nullbereich zurückgenommen und unmittelbar danach der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
wieder eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß nach Aufprall
des laufenden Waggonförderwagens auf einen in einem Richtungsgleis noch (langsam)
laufenden Waggon der Sollwert der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens auf
den niedrigsten Istwert der Fördergeschwindigkeit im Fördergeschwindigkeitseinbruch
zurückgenommen und nach einer Pause, deren Zeitspanne klein ist in bezug auf die Zeitspanne
des Fördergeschwindigkeitseinbruchs, der vorgegebene Fördergeschwindigkeits-Sollwert
wieder eingestellt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß für den elektromotorischen
Antrieb ein Asynchron-Drehstrommotor verwendet wird, der mit einem Frequenzumrichter
ausgerüstet ist, daß an den Asynchron-Drehstrommotor die Fördereinrichtung starr angeschlossen
ist, daß der Asynchron-Drehstrommotor mit dem Frequenzumrichter über einen Regelkreis
für die Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens gesteuert wird, dem der Rechner
angehört, und daß von dem Rechner, der ein entsprechendes Programm aufweist, der Fördergeschwindigkeits-Sollwert
sowie die zum Zwecke der Vermeidung eines störenden Katapulteffektes geänderten Sollwerte
der Fördergeschwindigkeit des Waggonförderwagens für den Regelkreis ermittelt werden,
nach deren Maßgabe der Frequenzumrichter arbeitet.