(19)
(11) EP 0 709 271 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
01.05.1996  Patentblatt  1996/18

(21) Anmeldenummer: 95116173.6

(22) Anmeldetag:  13.10.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B61J 3/06
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE FR IT LI

(30) Priorität: 25.10.1994 DE 4438048

(71) Anmelder: DEUTSCHE BAHN AG
D-10365 Berlin (DE)

(72) Erfinder:
  • Borkamm, Volker
    D-06507 Bad Suderode (DE)
  • Labus, Bernhard
    D-38889 Blankenburg (DE)

   


(54) Laufwagen für Rangierzwecke


(57) 2.1. Die bisher für Rangierzwecke eingesetzten Laufwagen haben den Nachteil, daß der Verschleiß am Schienenkopf/Schienenfuß und an den Laufrädem des Laufwagens wenig oder nicht berücksichtigt werden kann oder/und daß zulassungspflichtige Sonderbauformen für die Schienen erforderlich sind. Für den neuen Laufwagen sind keine Schienen mit einer Sonderbauform erforderlich. Der Verschleiß im System Laufwagen/Schiene läßt sich auf einfache Weise berücksichtigen.
2.2. Um die antriebslosen Schienenfahrzeuge bedrücken zu können, läßt sich der Laufwagen auf einfache Weise in seiner oberen Beidrückstellung, in der der Rahmen eine abgewinkelte Stellung einnimmt, verriegeln. Für die Lokfahrtstellung wird der Rahmen des Laufwagens auf eine gleichfalls einfache Weise in eine entriegelte profilfreie Stellung gebracht.
2.3. Der Laufwagen für Rangierzwecke wird zum Beidrücken von antriebslosen Schienenfahrzeugen auf Rangieranlagen genutzt.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Laufwagen für Rangierzwecke, der zwischen den Schienen eines Eisenbahngleises läuft. Dieser Laufwagen wird auf Rangierbahnhöfen im Räumbereich und/oder im Beidrückbereich der Richtungsgleise zum Räumen und/oder Beidrücken von antriebslosen Eisenbahnfahrzeugen in eine kuppelreife Stellung benutzt. Es ist dabei wesentlich, daß der Laufwagen außerhalb der Umgrenzungslinie des Lichtraumes unter den Eisenbahnfahrzeugen hindurch fahren kann, wobei in der einen Richtung ein Verholen der Eisenbahnfahrzeuge zum Zwecke der Zugbildung und in der Gegenrichtung eine Rückfahrt als Leerfahrt erfolgt und daß der Lautwagen in eine sogenannte Lokfahrtstellung gebracht werden kann.

[0002] Gemäß der DE 1605325 ist ein Laufwagen bekannt, der zwischen den Schienen eines Eisenbahngleises läuft, wobei die schräg gestellten Laufräder in der Kehle dicht am Schienensteg auf dem Fuß der Schiene laufen. Je zwei Laufräder sind zu beiden Seiten des Rahmens jeweils einem nicht näher beschriebenen Radgestell befestigt. Die Laufräder auf der einen Seite des Laufwagens sind um eine im wesentlichen horizontale Achse schwenkbar, so daß Toleranzen in der Spurweite dadurch ausgeglichen werden können. Von Nachteil ist dabei, daß sich die Höhe des Laufwagens verändert, d.h., der Abstand zwischen dem Oberbau und dem Boden des Laufwagens verändert sich, was bei einer Verringerung dieses Abstandes zu Beschädigungen am Laufwagen oder an den Kleineisen führen kann

[0003] Gemäß der DE 2112760 ist eine Einrichtung zum Beidrücken von Eisenbahnfahrzeugen bekannt, bei der zwei Beidrückarme am Wagenkasten der Einrichtung voneinander unabhängig um eine horizontale Achse verschwenkbar gelagert sind und bei der als Kupplung zwischen den beiden Anschlägen der beiden Beidrückarme eine mechanische oder eine hydraulische Kupplung vorgesehen ist. Im Wagenkasten dieser Einrichtung zum Bedrücken ist ein weiterer parallel zur Gleisrichtung verfahrbarer Wagen angeordnet.

[0004] An den Seitenträgern dieses Wagens ist jeweils eine Rampe angeordnet, mit der die ortsfest und unabhängig voneinander verschwenkbar an den Seitenträgern des Wagenkastens angeordneten Beidrückarme in die Förderstellung, d.h., in die für das Bedrücken der antriebslosen Eisenbahnfahrzeuge erforderliche Stellung, geschwenkt werden. Ein Nachteil dieser Einrichtung ist, daß die Beidrückarme nur in vertikaler Ebene verschwenkt werden können und somit ein Spiel zwischen den Mitnehmrrollen der Beidrückarme und dem Schienenkopf vorhanden ist, so daß der mögliche Angriffsbereich zwischen den Laufrädern des Eisenbahnfahrzeuges und den Mitnehmerrollen eingeschränkt ist. Ein weiterer Nachteil ist der erhöhte Aufwand für die Wagen-im-Wagen-Lösung.

[0005] Der in den Ansprüchen angegebenen Erfindung liegt das Problem zugrunde, einen einfachen Laufwagen für Rangierzwecke , der sowohl im Räumbereich der Verteilzone als auch im Beidrückbereich der Richtungsgleise ohne einen kostenaufwendigen Einbau von Spezialschienen eingesetzt werden kann. Dabei ist zu gewährleisten, daß einerseits der Laufwagen von eigenangetriebenen Eisenbahnfahrzeugen unter Beachtung des Lichtraumes überfahren werden kann und andererseits antriebslos fahrende Eisenbahnfahrzeug damit bewegt werden können.

[0006] Erfindungsgemäß wird das erreicht, indem die Längsträger des Rahmens des Laufwagens mit jeweils einem Gelenk und einer Verriegelung gemäß der im Anspruch 1 aufgeführten Merkmale ausgeführt sind. Die mit der Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß der zulässige Verschleiß der Schienen bei der Bemessung der Hebelarme ohne Schwierigkeiten berücksichtigt werden kann und daß für eine Parkstellung, die sogenannte Lokfahrtstellung, kein kostenaufwendiger und ggf. zulassungspflichtiger Sonderoberbau in Form von gesondert gefertigten Hochstegschienen erforderlich ist. Die Lokfahrtstellung läßt sich mit wenigen Handgriffen durch ein Entriegeln der Längsträger und Absenken der Rahmenteile auf einfache Weise einstellen. Umgekehrt läßt sich die Beidrückstellung durch ein Anheben des Rahmens und ein Verriegeln der Längsträger in der abgewinkelten Stellung auf eine gleichfalls einfache Weise einstellen.

[0007] Von Vorteil ist gemäß Anspruch 2, wenn mittels einem Initiator oder einem analogen Mittel ein Signal, das die eingenommene Parkstellung des Laufwagens signalisiert, ausgelöst wird.

[0008] Eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung ist im Anspruch 3 angegeben. Die Weiterbildung nach Anspruch 3 ermöglicht es, daß die Lokfahrtstellung als Parkstellung und die Beidrückstellung jeweils selbsttätig durch den Laufwagen eingenommen werden kann.

[0009] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im folgenden näher beschrieben.

[0010] Es zeigen
Fig.1
eine Seitenansicht eines Laufwagens in einer Beidrückstellung
Fig.2
eine Aufsicht eines Laufwagens in einer Beidrückstellung als Halbschnitt längs zum Gleis
Fig.3
eine Aufsicht eines Laufwagens in einer Parkstellung einschließlich der Schaltlineale als Halbschnitt längs zum Gleis sowie eine Ansicht Z
In der Fig.1 wurde auf die Darstellung des an und für sich im Vordergrund der Ansicht befindlichen Schienensteges und des Schienenkopfes und in Fig.2 auf die Darstellung des Schienenkopfes sowie eine weitere Ausgestaltung des Gleises verzichtet.

[0011] Der auf den inneren Schienenfüßen 1 nahe der Schienenstege 2 mittels der Laufwerke 3 fahrende Laufwagen weist eine nahezu symmetrische Konstruktion gegenüber der Gleismitte auf. Der Laufwagen befindet sich in der Beidrückstellung. Die Längsträger 4,5 sind durch eine Lagerung 6 gelenkig miteinander verbunden. Die durch den Halbschnitt nicht gezeigte Längsträger-Anordnung und die Längsträger 4,5 sind durch Querträger 7,8,9 fest miteinander verbunden. Am Querträger 9 sind symmetrisch Riegelmechanismen 10 angeordnet, die den Laufwagen in der Beidrückstellung halten. Die Beidrückstellung ist die verriegelte Stellung. bei der die Längsträger 4,5 die abgewinkelte Stellung eingenommen haben. An den Riegelmechanismen 10 befinden sich weitgehend senkrecht angeordnete Schaltrollen 11, durch die die Riegel 13 in der horizontalen Ebene zur Gleismitte hin gezogen werden. Durch ein Zurückziehen der Riegel 13 wird die Lokfahrtstellung des Laufwagens eingenommen. Zum Verriegeln der Beidrückstellung wird der Riegel 13 mittels einer Feder 20 in die entgegengesetzte Richtung geschoben.

[0012] Der Längsträger 4 ist über die Lagerung 6 hinaus in Richtung des Längsträgers 5 verlängert. Im Endbereich dieser Verlängerung befindet sich ein Gegenlager 12 für den Riegel 13 in Form einer Halbschale. In der Beidrückstellung liegt das Gegenlager 12 auf dem Riegel 13 auf

[0013] Am Querträger 8 sind Schaltrollen 15 waagerecht, mit quer zum Gleis vertaufender Achse angeordnet. Mittels dieser Schaltrollen 15 werden die Längsträger 4,5 um die Lagerung 6 zueinander verschwenkt, so daß der Laufwagen seine Höhe verändert und somit in das Lichtraumprofil hineinragt. Die an den Beidrückarmen 19 angeordneten Schaltrollen 14 dienen dem Einrücken der Rollen 21 an die Spurkränze der Laufräder der Radsätze der antriebslosen Eisenbahnfahrzeuge, indem damit die gelenkig mit den Längsträgern 4 verbundenen Beidrückarme 19 nach außen gestellt werden. Die Anpreßkräfte der Rollen 21 an den Spurkränzen der Laufräder eines Radsatzes werden durch ein Federelement, das einerseits mit dem Querträger 8 und andererseits mit der Stellachse 26 für die Rollen 21 verbunden ist, ausgeglichen.

[0014] Unter dem Laufwagen wird eine Zugstange 22 hindurch geführt, an deren Enden die Zugseile 23 einer Antriebseinheit befestigt werden. Der Laufwagen ist fliegend an der Zugstange 22 befestigt.

[0015] Zur Positionierung des Laufwagens im Gleis sind Geber 24 angeordnet.

[0016] In der Fig.3 befindet sich der Laufwagen in der Lokfahrtstellung. Der Riegel 13 ist zurückgezogen, so daß die Längsträger 4,5 ein waagerechte Lage einnehmen. Die Schaltrolle 15 liegt dabei auf dem Schaltlineal 27 auf. Die Schaltrolle 11 wird an das Schaltlineal 28 und die Schaltrolle 14 wird an das Schaltlineal 29 mittels Federkraft gedrückt. Der Laufwagen befindet sich in dieser Lage außerhalb des Lichtraumprofiles 31. Die Schaltlineale 27,28,29 sind im Bereich für die Lokfahrt sellung an den Schwellen befestigt. Mit einem am Querträger 8 angeordneten Schaltlineal 33 wird ein im Bereich der Lokfahrtstellungen angeordneter Geber erreicht, der den Impuls zur Signalisierung der Lokfahrtstellung auslöst, wenn die Lokfahrtstellung durch den Laufwagen eingenommenen wird.

[0017] Der in der Ansicht Z gezeigte Vorstecker 30 ist lediglich zur Lagesicherung der Beidrückarme 19 beim Entfernen des Laufwagens aus dem Gleis erforderlich.


Ansprüche

1. Laufwagen für Rangierzwecke mit Antriebsmitteln und Einrichtungen zum Bedrücken von antriebslosen Schienenfahrzeugen in eine kuppelreife Stellung und mindestens einer profilfreien Parkstellung im Gleis, dadurch gekennzeichnet, daß Längsträger 4, 5 mindestens zweier Teilrahmen durch eine Lagerung 6 gelenkig miteinander verbunden sind, daß ein ab der Lagerung 6 verlängertes Ende sich in eine Gabel des Längsträgers 5 erstreckt, wobei sich in der Beidrückstellung die Verlängerung des Längsträgers 5 mit einem im Endbereich der Verlängerung angeordneten Auflager 12 auf einem Riegel 13 abstützt oder in der Lokfahrtstellung die Längsträger 4, 5 nach dem Entriegeln in einer Lage außerhalb des Lichtraumprofiles 31 einstellbar sind.
 
2. Laufwagen für Rangierzwecke nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Geber im Gleis und ein Schaltlineal 33 am Laufwagen angeordnet ist, wobei der Geber nach dem Einstellen des Laufwagens in der Lokfahrtstellung die Signalisierung der Einnahme der Lokfahrtstellung auslöst.
 
3. Laufwagen für Rangierzwecke nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß Schaltrollen 14, 15, 11 am Laufwagen und Schaltlineale 29, 27, 28 im Gleis zum selbsttätigen Einstellen der Lokfahrtstellung oder der Beidrückstellung angeordnet sind.
 




Zeichnung










Recherchenbericht