[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Personenfernfessel gemäß dem Oberbegriff des
Anspruch 1
Zur Durchsetzung von Schutzbedürfnissen stehen heute neben Schuß- und Stichwaffen,
für deren Besitz eine Privatperson nur in den seltensten Fällen eine Erlaubnis erhält,
praktisch nur Knüppel, Tränengas- und Schreckschußpistolen, Elektroschocker etc. zur
Verfügung. Bewährt haben sich - besonders für Frauen - die kleinen Blend- oder Betäubungsgassprühdosen.
Alle diese Mittel setzen aber einen "Nahkampf", zumindest aber eine Distanzlosigkeit
voraus und sind gewissermaßen nur "auf Tuchfühlung" wirksam.
[0002] Fur größere Distanzen stehen Wasserwerfer, Tränengas- und Handgranaten neben Schußwaffen
etc. zur Verfügung. Solche Konzeptionen arbeiten entweder nur großflächig oder ihre
Wirkung kann tödlich sein, außerdem sind sie generell situationsverschärfend und treffen
häufig sogenannte "unbeteiligte Personen".
[0003] Durch die DE 31 46 166 A1 ist ein speziell gestalteter Wurfkörper bekanntgeworden,
bei dem ein Netzwerk in einem Gehäuse angeordnet ist und in Zielnähe durch eine Energiequelle
ausgestoßen und entfaltet wird. Eine mittels des ausgestoßenen Netzes gefangene Person
wird sich jedoch relativ schnell von der Fessel befreien können.
[0004] Aus der DE 35 22 661 A1 ist es bekannt, zur Fesselung einer Person Klebebänder oder
Klebeschnüre abzuschießen. Hier ist zwar - wie auch angegeben - mehr eine Kennzeichnung
der Person als eine Fesselung gegeben, da es sehr vieler der zum Schutz begehrten
Klebebänder bedarf, um auch nur eine geringe Behinderung der Person in ihrer Bewegungsfreiheit
zu erzielen.
[0005] Aus der DE 93 08 186 ist eine Einrichtung zum vorübergehenden Außer-Gefecht-Setzen
einer Person offenbart, wobei mittels eines Gasdruck- oder Patronengerätes ein Netz
ausgeschleudert wird. Bei dieser Ausführungsform dürfte die Fesselung - wenn überhaupt
eine stattfindet - in kürzester Zeit beseitigt sein.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Hilfsmittel zu schaffen,
das die Bewegung einer Einzelperson auch auf größere Distanz gezielt einschränkt und
hemmt und vom Prinzip her nicht tödlich oder schwer verletzend wirkt.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 aufgezeigten Maßnahmen gelöst. In den
Unteransprüchen sind Ausgestaltungen und Weiterbildungen angegeben und in der nachfolgenden
Beschreibung sind Ausführungsbeispiele erläutert sowie in den Figuren der Zeichnung
skizziert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Schaubild eines Ausführungsbeispiels einer Personenfernfessel in seinen einzelnen
Ablaufphasen,
- Fig. 2
- ein weiteres Ausführungsbeispiel einer Personenfernfessel in seinen Funktionsabläufen
a bis d,
- Fig. 3
- ein drittes Ausführungsbeispiel mit einer gasdichten Verpackungshülle,
- Fig. 4
- ein viertes Ausführungsbeispiel auf dem Prinzip einer "Bola" basierend,
- Fig. 5
- ein fünftes Ausführungsbeispiel das stationär angeordnet ist und dem Schutz von Eingängen
und Geräten gegen eindringende Personen dient.
[0008] Der allgemeine Erfindungsgedanke sieht zur Lösung der gestellten Aufgabe eine sogenannte
Personenfernfessel vor, die aus einem Netz besteht, das in komprimierter Form in einem
abschieß- oder schleuderbaren Gehäuse gelagert ist, in Zielnähe sich automatisch entfaltet
und anschließend das Ziel umfaßt, einbindet und an ihm festklebt.
[0009] In Fig. 1 ist ein erstes Ausführungsbeispiel einer solchen Konzeption dargestellt.
In einem geschoßartigen Körper ist ein unzerreißbares Netz in komprimierter Form -
das heißt zu einem kleinstmöglichen Paket gefaltet - (ähnlich einem Fallschirm etc.)
gelagert, der auf die Zielperson abgeschossen wird. Das Netz ist mit einem Kleber
beschichtet, der seine Klebwirkung erst nach dem Zielumschließvorgang voll erhält
und dadurch einerseits die Entfaltung des Netzes nicht behindert und andererseits
dem "gefangenen" Objekt eine schnelle Befreiung verwehrt.
[0010] Ein weiteres Ausführungsbeispiel veranschaulicht die Fig. 2. Hier wird das Netz bis
zur Entfaltung von einer gasdichten Hülle umschlossen. Das Netz ist mit einem Kleber
getränkt, der durch ein leichtflüchtiges Lösungsmittel in seiner Klebekraft stark
herabgesetzt ist. Für den Entfaltungsvorgang in Zielnähe zerplatzt die Hülle und das
Lösungsmittel beginnt zu verdampfen, wodurch die Klebkraft zunimmt. Da der Entfaltungsvorgang
schnell abläuft, ist die Klebkraft während seines Verlaufs noch gering, so daß die
zur Entfaltung erforderlichen Kräfte klein bleiben können. Hierfür geeignete Kleber
und Lösungsmittel sind grundsätzlich bekannt. Bei geeigneter Auswahl kann die volle
Klebkraft innerhalb von Sekunden erreicht werden, also rechtzeitig genug, um das Abstreifen
des Netzes wirkungsvoll zu verhindern. Als alternative Möglichkeiten zur Aktivierung
des Klebers sind chemische Reaktionen, die mit dem oder parallel zum Entfalten eingeleitet
werden, gegeben, beispielsweise durch das Entweichen eines Inhibitors oder durch Oxidationsprozesse.
[0011] Die Entfaltung des Netzes wird durch an sich bekannte Einrichtungen bewerkstelligt,
wie zum Beispiel durch radial zur Flugbahn in verschiedene Richtungen ausgeschleuderte
Massen (Bleikügelchen etc.), die an einigen Stellen an der Netzperipherie befestigt
sind. Es sind hierzu eine Reihe von Möglichkeiten gegeben, wie Verwendung von Rotationsenergie,
pyrotechnische Maßnahmen, gegebenenfalls auch Federkraft etc. Andere Wirkmaßnahmen
sind beispielsweise das Aufblasen eines Sackes oder Schlauches ähnlich dem Airbag-System
oder "Bladder-Prinzip", wie in Fig. 3 skizziert. Als Energiespeicher können Druckgasspeicher,
Gasgeneratoren usw. dienen, wobei Netz und Sack eine integrale Einheit bilden.
[0012] Die Geometrie des Netzes kann im wesentlichen zweidimensional, aber auch dreidimensional
geformt sein. Als Variante ist auch eine im wesentlichen eindimensionale Ausführung
machbar, beispielsweise in der Form, daß einzelne Fäden in mehr oder weniger großer
Menge auf das Ziel geschleudert werden.
[0013] Eine besondere Ausführungsform - (Fig. 4) - greift auf das "Bola-Prinzip" zurück.
Hier wird ein Faden, Band oder Seilstück in linearem oder sternförmigem Arrangement
an allen Enden beschwert und in Rotation versetzt. Beim Auftreffen auf ein Ziel umschlingt
es dieses und bewirkt so die beabsichtigte Fesselung, wobei auch hier die einzelnen
Fäden etc. mit Klebstoff versehen sind.
[0014] Dadurch, daß die vorgeschlagene Fernfessel in komprimierter Form bis in Zielnähe
"geschossen" wird und sich erst dort entfaltet, eignet sie sich für den gezielten
Einsatz auch auf größere Entfernungen. Sie ist als Wurf- bzw. Geschoßkörper mit relativ
großem ballistischen Faktor ( Masse/Widerstand ) ausführbar, wodurch aufgrund eines
Anfangsimpulses (Abschuß) größere Entfernungen und gute Treffergenauigkeit erreichbar
werden.
[0015] Diese Fernfessel-Konzeption läßt sich aber auch als sogenannte "Lauerwaffe" einsetzen.
Ein Ausführungsbeispiel ist in der Fig. 5 skizziert. Ein spezieller Eingang, Torabschnitt
etc. ist mit einem verdeckt installierten "Fesseltopf" versehen,.in dem ein Fernfesselnetz
ausstoßbar untergebracht ist. Die Auslösung wird entweder ferngesteuert oder automatisch
durch eine Signalgabe bei Überschreitung einer gewissen Grenze etc. ausgelöst. Gleichzeitig
mit dem Auslösen des Netzes wird beispielsweise ein Signal an eine Zentralüberwachungsstelle
etc. übergeben.In einer bestimmten Distanz, die festliegend oder voreinstellbar ist,
entfaltet sich das Netz und umschließt den Eindringling, wobei das Netz ihn nicht
nur umschließt sondern auch an ihm klebt. Diese Konzeption läßt sich natürlich in
vielfältiger Weise variieren. So können die das Netz tragenden Entfaltungskörper selbst
als richtungsorientierte Wirkkörper ausgebildet sein, die eine exakte Entfaltung des
Netzes gewährleisten. Weiterhin können durch den das Netz entfaltenden Wirkkörper
noch zusätzliche Einrichtungen wie Blendkörper, Betäubungsgas aktiviert werden, die
gleichzeitig oder zeitlich versetzt mit der Netzaufspannung gezündet werden.
1. Personenfernfessel mit einer, als Wurf- oder Geschoßkörper ausgebildeten gasdichten
Hülle, die ein komprimiert gefaltetes Netzwerk enthält, das in Zielnähe durch eine
Energiequelle ausgestoßen und mittels am Netz befestigten Massen radial zur Flugbahn
entfaltet wird, wobei es zumindest teilweise mit einem sich während oder unmittelbar
nach der Entfaltung aktivierenden, schnell bindenden Kleber versehen ist.
2. Personenfernfessel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das gefaltete Netzwerk von einer gasdichten Hülle umschlossen und mit einem Kleber
getränkt ist, der in seiner Klebekraft durch ein leicht verdampfendes Lösungsmittel
vermindert ist und seine volle Klebekraft unmittelbar nach der Netzauffaltung erhält.
3. Personenfernfessel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Kleber durch chemische Reaktionen innerhalb der Netz-Entfaltungszeit zu seiner
vollen Klebekraft aktiviert wird.
4. Personenfernfessel nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Netzauffaltung durch Bleikügelchen, kleine Stahlpfeile etc. durchgeführt
wird.
5. Personenfernfessel nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch geknnzeichnet, daß die Netzauffaltung durch Rotationsenergie, pyrotechnische Maßnahmen oder durch
Federkraft erfolgt.
6. Personenfernfessel nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Netz aus an einem aufblasbaren Ring angebrachten und miteinander verflochtenen
Textilbändern oder -fäden besteht und durch einen integrierten Energiespeicher nach
dem "Airbag- oder Bladdersystem" aufgefaltet wird.
7. Personenfernfessel nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß daß die Fernfessel stationär eingebaut ist und durch die zu fangende Person selbst
oder ferngesteuert aktiviert wird.
8. Personenfernfessel nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Wirkkörper zur Entfaltung des Netzwerkes mit einer oder mehreren zusätzlichen
Einrichtungen in Wirkverbindung steht, wie beispielsweise Blendkörper, Signalgeber,
Gassprüher.