[0001] Die Erfindung betrifft ein Hörgerät mit einem in seinen Übertragungseigenschaften
zwischen Mikrofon und Hörer auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren
Verstärker- und Übertragungsteil.
[0002] Ein programmierbares Hörgerät in Mehrkanalausführung, bei dem hinter dem die Eingangsschallsignale
aufnehmenden Mikrofon eine Anordnung aus mehreren Signalzweigen angeordnet ist, von
welchen jeder aus jeweils einem frequenzselektiven Filter, einer pegelabhängigen Verstärkungsregelung
und einer Anordnung zur nichtlinearen Signalverformung besteht, gefolgt von einem
die Teilsignale zusammenfassenden Summierverstärker, der über einen Endverstärker
mit einem Ausgangssignalwandler (Hörer) verbunden ist, ist aus der EP-B-0 071 845
bekannt. Bei diesem bekannten Mehrkanal-Hörgerät ist jedem Frequenzkanal eine automatische
Verstärkungsreglerschaltung (AGC = automatic gain control) zugeordnet, wobei diese
AGC-Schaltungen unabhängig voneinander arbeiten und wobei ihre Schwellenwerte verschieden
einstellbar sind. Diese Schwellenwerte können mit einem Programmiergerät abgerufen
oder verändert werden. Die jeweils gewählten Einstellwerte der Kanaltrennfrequenzen,
der AGC-Schwellenwerte je Kanal und der individuellen Verstärkungseinstellung je Kanal
befinden sich in einem digitalen Speicher des Hörgerätes.
[0003] Aus der DE-A-27 16 336 ist ferner ein Hörgerät bekannt, bei dem das analoge, vom
Mikrofon kommende Schallsignal nach Durchlaufen eines Tiefpaßfilters in einem A/D-Wandler
in ein digitales Signal umgesetzt und einer diskreten Signalverarbeitungsschaltung
zugeführt wird, deren Übertragungsfunktion n-ter Ordnung aus in einem elektrisch programmierbaren
Festwertspeicher (EPROM) gespeicherten Parametern mittels eines Mikroprozessors mit
arithmetischer Einheit zur Anpassung an die Gehörschädigung steuerbar ist. Die Programmierung
kann durch Löschen des Festwertspeichers und erneutes Programmieren geändert werden.
Das so modifizierte Digitalsignal wird dann in einem D/A-Wandler in ein entsprechendes
Analogsignal umgesetzt, verstärkt und dem Hörer zugeführt.
[0004] Ferner ist aus der EP-B-0 064 042 eine Schaltungsanordnung für ein Hörgerät bekannt,
bei dem in dem Hörgerät selbst in einem Speicher beispielsweise die Parameter mehrerer
verschiedener Umgebungssituationen abgespeichert sind. Durch Betätigen eines Schalters
wird eine erste Gruppe von Parametern abgerufen und steuert über eine Steuereinheit
einen zwischen Mikrofon und Hörer eingeschalteten Signalprozessor, der dann eine erste,
für eine vorgesehene Umgebungssituation bestimmte Übertragungsfunktion einstellt.
Über einen Schalter können so die Übertragungsfunktionen mehrerer gespeicherter Signalübertragungsprogramme
nacheinander abgerufen werden, bis die gerade zur gegebenen Umgebungssituation passende
Übertragungsfunktion gefunden ist.
[0005] Folglich ist es bekannt, Hörgeräte an den individuellen Hörverlust des zu versorgenden
Hörgeräteträgers anzupassen. Dabei wird auch eine Einstellung des Hörgerätes für verschiedene
Hörsituationen vorgesehen. Programmierbare Hörgeräte bieten eine Vielzahl von einstellbaren
Parametern, welche die möglichst optimale Anpassung des elektroakustischen Verhaltens
des Hörgerätes an den zu kompensierenden Gehörschaden ermöglichen sollen.
[0006] Wünschenswert ist nun eine weitgehend automatische Regelung von Signalverarbeitungsfunktionen
im Hörgerät durch Auswertung des Eingangssignals und unter Anwendung eines vereinfachten,
optimierten Regelungssystems.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hörgerät zu schaffen, das sich durch ein vereinfachtes,
optimiertes Regelungssystem auszeichnet.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem Hörgerät der eingangs genannten Art
dadurch gelöst, daß im Verstärker- und Übertragungsteil Regelfunktionen vorgesehen
sind, die ganz oder teilweise nach dem Prinzip der neuronalen Strukturen realisiert
sind. In modernen Hörgeräten findet neben anderen Signalverarbeitungsfunktionen auch
eine Anpassung des Dynamikbereichs des Eingangssignals an den im allgemeinen eingeschränkten
Dynamikbereich des Hörgeschädigten statt. Hierzu sind spezifische Regelungsfunktionen
nötig. Diese lassen sich durch Komponenten realisieren, welche nach dem Prinzip der
neuronalen Strukturen arbeiten und ein einfaches Einstellen der notwendigen Reglercharakteristik
erlauben. Unter anderem wird damit auch das gezielte Einbringen von nichtlinearen
Anteilen in die Reglercharakteristik möglich, sowie unter Umständen die kontinuierliche
Optimierung des Regelverhaltens im laufenden Betrieb.
[0009] In vorteilhafter Ausbildung der Erfindung ist bei einem programmierbaren Hörgerät
in wenigstens einem Signalpfad zwischen Mikrofon und Hörer wenigstens ein automatischer
Verstärkungsregler - AGC = automatic gain control - zur individuellen Anpassung des
Dynamikbereiches eines Eingangssignales an einen eingeschränkten Dynamikbereich des
Hörbehinderten vorgesehen und diesem Verstärkungsregler ein Regler nach dem Prinzip
der neuronalen Strukturen zugeordnet.
[0010] Vorteilhafte Ausführungsformen der Erfindung sind durch die Patentansprüche gekennzeichnet.
[0011] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der in
den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0012] Es zeigen:
Figur 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgerätes,
Figur 2 ein Blockschaltbild einer neuronalen Struktur mit Signalaufbereitung, zugeordnetem
Konfigurationsspeicher sowie Mittel zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes,
Figur 3 ein Modul zur Signalaufbereitung nach Figur 1,
Figur 4 ein Blockschaltbild eines einzelnen Neurons,
Figuren 5a, 5b, 5c Beispiele für mögliche Schwellenwertverläufe der Ausgabefunktion
W gemäß Figur 4,
Figur 6 ein einlagiges, rückgekoppeltes Netz mit beispielhafter Verschaltung von drei
Neuronen,
Figur 7 ein mehrlagiges, rückkopplungsfreies Netz mit beispielhafter Verschaltung
von elf Neuronen in drei Lagen,
Figur 8 ein Schaltungsbeispiel für die schaltungstechnische Realisierung eines einlagigen
rückgekoppelten Netzes gemäß Figur 6,
Figur 9 eine mögliche Schaltung zur Realisierung einer Synapse mit programmierbarer
Verbindungsstärke,
Figur 10 eine Ausführung einer Schaltung für eine Synapse mit programmierbarer variabler
Verbindungsstärke,
Figur 11 ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Hörgerätes, bei dem die aus
dem Signalpfad zwischen dem Mikrofon und dem Hörer abgegriffenen Signale über die
Signalaufbereitung und über ein Fuzzy-Logik-System dem Regler nach dem Prinzip der
neuronalen Strukturen zugeführt werden.
[0013] Das in Figur 1 schematisch dargestellte erfindungsgemäße Hörgerät 1 nimmt über ein
Mikrofon 2 Schallsignale x auf. Diese akustische Information (Eingangssignal) wird
im Mikrofon in elektrische Signale umgesetzt. Nach einer Signalbearbeitung in einem
Verstärkungs- und Übertragungsteil 4 wird das elektrische Signal y einem Hörer 3 als
Ausgangswandler zugeführt. Im Ausführungsbeispiel wird das Prinzip der Regelung von
Signalverarbeitungsfunktionen durch neuronale Strukturen 5 am Beispiel einer AGC (Verstärkungsregler
31 = automatic gain control) aufgezeigt. Figur 1 zeigt die Grundstruktur eines AGC-Regelkreises.
Die zu regelnde Ausgangsgröße y wird abgegriffen und aufbereitet (z.B. durch Gleichrichtung
und Bildung eines geeigneten zeitlichen Mittelwerts) und einem Regler 5' zugeführt.
Dieser Regler 5' steuert die Verstärkung des Nutzsignals durch einen Verstärker mit
variabler Verstärkung und bestimmt durch seine Regelcharakteristik das Verhalten der
AGC 31 (unter anderem die sogenannte Ein- und Ausschwingzeit).
[0014] Aus dem Signalpfad des Hörgerätes 1 zwischen seinem Mikrofon 2 und seinem Hörer 3
werden an bestimmten gewünschten Abgriffstellen 7 Signale 8 abgegriffen. Diese Signale
8 werden einem im Hörgerät vorgesehenen Regler 5' zugeführt, welcher nach dem Prinzip
der neuronalen Strukturen 5 ausgelegt ist. Dabei gelangen die Signale 8 zuerst zu
einem Modul 9 zur Signalaufbereitung und von dessen Ausgängen werden aufbereitete
Signale 10, 10', 10'' der neuronalen Struktur 5 zugeführt. Der neuronalen Struktur
5 ist ein Datenträger 6 zugeordnet, in dem Konfigurationsinformation der neuronalen
Struktur abgespeichert ist. Unter Berücksichtigung der Konfigurationsinformation des
Datenträgers 6 erzeugt die neuronale Struktur 5 aus den aufbereiteten Signalen 10,
10', 10'' Steuersignale 11, welche dem Verstärker- und Übertragungsteil 4 zur Anpassung
seiner Übertragungscharakteristika zuführbar sind. Gemäß Ausführungsbeispiel beeinflussen
diese erzeugten Steuersignale 11 die Verarbeitung der zu regelnden Größe (Nutzsignale).
[0015] Wie sich aus Figur 2 ergibt, werden aus dem Signalpfad des Hörgerätes an allen relevanten
Punkten bzw. Abgriffstellen 7 Signale abgegriffen und in geeigneter Weise aufbereitet.
Diese aufbereiteten Signale sowie eventuelle weitere Systeminformationen, z.B. ob
Mikrofon- oder Telefonbetrieb gewünscht ist, werden der neuronalen Struktur zugeführt.
Die erzeugten Signale 11 beeinflussen somit die Signalbearbeitung des Eingangssignales
x zum Ausgangssignal y. Dabei muß das Verhalten der neuronalen Strukturen nicht notwendigerweise
unveränderlich (also durch die Hardware-Struktur vollständig beschrieben) sein, sondern
kann konfigurierbar sein (z.B. durch Programmierung). Wie bereits erwähnt, kann in
dem Speicher 6 im Hörgerät 1 Konfigurationsinformation gespeichert sein.
[0016] Figur 3 zeigt die prinzipielle Struktur der Signalaufbereitung und des Reglers nach
dem Prinzip der neuronalen Strukturen für die AGC. Im Block Signalaufbereitung werden
aus dem Eingangssignal z.B. durch Gleichrichtung, Bildung eines zeitlichen Mittelwerts
sowie eventuell dessen Ableitung die benötigten Eingangsgrößen des Neuro-Reglers gewonnen.
Dem Neuro-Regler selbst kann hierbei noch ein Speicher mit Konfigurationsinformation
zugeordnet sein, so daß eine Anpassung des Regelverhaltens an unterschiedliche Anforderungen
möglich ist. Folgende mögliche Verallgemeinerungen sind in Figuren 2,3 angedeutet:
- Die Bildung des zeitlichen Mittelwerts (sowie eventuell der zugehörigen Ableitung)
kann mehrfach mit unterschiedlichen Zeitkonstanten geschehen, um auf verschieden schnelle
Änderungen des Signalpegels spezifisch reagieren zu können.
- Gleichermaßen kann auch das Signal direkt (also ohne Bildung eines zeitlichen Mittelwertes)
dem Neuro-Regler zugeführt werden, um auf Signalspitzen reagieren zu können.
- Weitere Systeminformationen 14 (z.B. über die momentan eingestellte Hörsituation oder
Mikrofon-/Telefonposition) können dem Regler zugeführt werden, um diese ebenfalls
in das Reglerverhalten mit einbeziehen zu können.
- Sowohl mehrere Eingangsgrößen 8 als auch Ausgangsgrößen 11 sind möglich, so daß der
Signalpegel an unterschiedlichen Stellen des gesamten Signalpfads in die Regelung
mit einbezogen werden kann bzw. die Regelung an mehreren Stellen im Signalpfad eingreifen
kann.
[0017] In weiterer Ausbildung des Hörgerätes nach der Erfindung sind Mittel 13 zur Erfassung
von Systemzuständen des Hörgerätes 1 vorgesehen, deren Ausgangssignale 14 dem Modul
9 zur Signalaufbereitung und/oder der neuronalen Struktur 5 zuführbar sind, wobei
diese Ausgangssignale bei der Erzeugung der Steuersignale 11 berücksichtigbar sind.
[0018] Als Mittel 13 zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes 1 können vom Hörgeräteträger
betätigbare Steuerelemente, wie Schalter, Taster, Potentiometer, od.dgl., vorgesehen
sein. Danach kann das Hörgerät z.B. mit einem Situationsumschalter ausgerüstet sein,
der es dem Hörgeräteträger - wie eingangs zur EP-B-0 064 042 beschrieben - ermöglicht,
eine seiner Meinung nach zur gegebenen Umgebungssituation passende gespeicherte Übertragungsfunktion
zu wählen. Andererseits kann das Hörgerät z.B. einen Schalter zum Umschalten von Mikrofonbetrieb
auf Telefonspulenbetrieb aufweisen. Des weiteren besitzt das Hörgerät regelmäßig einen
Lautstärkeregler, mit dem der Hörbehinderte die Lautstärke beeinflußt.
[0019] Schließlich kann sich das Hörgerät noch dadurch auszeichnen, daß zusätzlich als Mittel
zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes 1 eine den Ladezustand der nicht
dargestellten Hörgerätebatterie überwachende Einrichtung 15 vorgesehen ist. Danach
ist es möglich, daß der jeweilige Ladezustand der Hörgerätebatterie ebenfalls Berücksichtigung
bei der Erzeugung der Ausgangssignale 11 der neuronalen Struktur 5 findet.
[0020] Bei den bekannten sogenannten Mehrkanalgeräten, d.h. bei Hörgeräten mit mehreren
Frequenzkanälen, werden nach der Erfindung die Signale 8 aus den von den einzelnen
Kanälen gebildeten Signalpfaden abgegriffen. Wie in Figur 3 gezeigt ist, werden die
Signale 8 aus den Signalpfaden und die Ausgangssignale 14 der Mittel 13, 13' zur Erfassung
von Systemzuständen des Hörgerätes, z.B. durch Gleichrichtung, Bildung geeigneter
zeitlicher Mittelwerte sowie eventuell von deren Ableitungen aufbereitet. In der Signalaufbereitung
- Modul 9 - werden aus wenigstens einer Eingangsgröße, z.B. Signale 8, 14, durch eine
Komponente 16 zur Gleichrichtung und/oder eine Komponente 17 zur Mittelwertbildung
(Bildung eines zeitlichen Mittelwertes) und/oder eine Komponente 18 zur zeitlichen
Ableitung (Ableitungsblock d/dt) aus den Signalen 8, 14 aufbereitete Signale 10, 10',
10'' gewonnen, die der neuronalen Struktur 5 zugeführt werden. Gleichermaßen können
die Signale 14 auch direkt der neuronalen Struktur zugeführt werden (Figur 2).
[0021] Anhand der Figuren 4-10 werden Beispiele zur Realisierung der neuronalen Struktur
beschrieben.
[0022] Neuronale Strukturen bestehen aus vielen gleichartigen Elementen bzw. Neuronen 19.
Die Funktion der neuronalen Struktur als Ganzes hängt im wesentlichen von der Art
der Verschaltung dieser Neuronen untereinander ab.
[0023] Figur 4 zeigt das Blockschaltbild eines einzelnen Neurons 19. Das Neuron erzeugt
das Ausgangssignal a
j(t+ΔT) zum Zeitpunkt t+ΔT aus theoretisch beliebig vielen Eingangssignalen e
i(t) zum Zeitpunkt t. Seine Funktion läßt sich in drei Grundfunktionen zerlegen:
- Propagierungsfunktion

Die Ausgangsgröße dieser Funktion ist die Summe aller, jeweils mit dem individuellen
Faktor wi multiplizierten Eingangssignale.
- Aktivierungsfunktion

Im allgemeinen Fall geht in die Ausgangsgröße auch deren eigene Vorgeschichte ein.
In vielen Fällen kann hierauf jedoch verzichtet werden. v(t) zum Zeitpunkt t=t₀ ist
dann nur noch eine Funktion von u(t) zum Zeitpunkt t=t₀.
- Ausgangsfunktion W:w(t)
Sie nimmt eine Schwellenwertbildung vor. Dabei sind gemäß Figur 5 zwei grundsätzliche
Arten der Schwellenwertbildung möglich.
[0024] Nach Figur 5a stellt der Verlauf der Ausgabefunktion W eine Sprungfunktion am Schwellenwert
s dar.
[0025] Nach den Figuren 5b und 5c besitzt die Ausgabefunktion W einen stetigen Verlauf um
den Schwellenwert s. In Figur 5b ist ein stetiger, sogenannter sigmoider Verlauf der
Ausgangsgröße mit Begrenzung auf einen maximalen und einen minimalen Ausgangswert
dargestellt. Eine häufig verwendete Kennlinie ist hierbei das Sigmoid:

. Figur 5c zeigt einen linearen Verlauf im Übergangsbereich.
[0026] Die Signale, welche von der neuronalen Struktur verarbeitet werden, können als Spannungssignale,
Stromsignale oder als frequenzvariable Impulssignale ausgeführt sein. Im letzteren
Fall muß das Signal eventuell an manchen Stellen der neuronalen Struktur mit Hilfe
geeigneter Schaltungen in ein kontinuierliches Strom- oder Spannungssignal und wieder
zurück umgewandelt werden.
[0027] Figur 6 zeigt die beispielhafte Verschaltung von drei Neuronen 19 zur typischen Struktur
eines einlagigen rückgekoppelten Netzes mit den Eingängen e
i(t) und den Ausgängen a
j(t+ΔT).
[0028] Figur 7 zeigt beispielhaft die Struktur eines mehrlagigen rückkopplungsfreien Netzes.
Je nach zu implementierender Funktion der neuronalen Struktur ist die eine oder andere
Netzstruktur anzuwenden. Auch Mischformen aus beiden Strukturen sind dabei möglich.
[0029] Die Funktion einer neuronalen Struktur im Ganzen wird im wesentlichen von der Netzstruktur
und von den Gewichtungsfunktionen der Eingangssignale an jedem Neuron 19 bestimmt.
Diese Parameter können durch die schaltungstechnische Realisierung fest eingestellt
werden, wenn ein immer gleichbleibendes Verhalten erwünscht ist. Soll dagegen eine
Veränderung des Verhaltens möglich sein, so sind einige oder alle dieser Parameter
programmierbar auszuführen. Ihre jeweiligen Werte müssen dann in einem Konfigurationsspeicher
bzw. Datenträger 6 gespeichert werden. Hierbei können die einzelnen Speicherelemente
in konzentrierter Form angeordnet sein oder lokal dem jeweiligen Neuron zugeordnet
sein.
[0030] Die Modifikation der gespeicherten Parameter kann entweder durch externes Programmieren
der Speicherelemente geschehen und/oder durch einen in der Schaltung implementierten
Algorithmus. Hierbei ist auch die Modifikation während des laufenden Betriebs der
neuronalen Struktur möglich.
[0031] Figur 8 zeigt ein Beispiel für die schaltungstechnische Realisierung eines einlagigen
rückgekoppelten Netzes. Als Schwellenelemente wirken Verstärker 24 mit komplementären
Ausgängen. Die Gewichtung der Verbindungen (Synapsen) zwischen den Aus- und Eingängen
der Neuronen erfolgt über die Leitwerte R
ij. Die Addition der Eingangssignale für jedes Neuron (Ströme

) geschieht in den Schaltungsknoten am Eingang eines jeden Verstärkers. Die Ausgangssignale
der Verstärker und damit der neuronalen Struktur sind die Spannungssignale U
i. Mit e1 bis e4 sind die Eingänge der Schaltung und mit a1 bis a4 sind invertierende
und nichtinvertierende Ausgänge der Schaltung bezeichnet.
[0032] Figur 9 zeigt eine mögliche schaltungstechnische Realisierung einer Synapse (gewichteter
Eingang eines Neurons) mit programmierbarer Verbindungsstärke. Hierbei sind nur die
Verbindungsstärken +1, -1 und 0 möglich und die von dieser Synapse zu übertragenden
Signale können nur die logischen Werte 0 und 1 annehmen. Sind beide Speicherzellen
25, 26 so programmiert, daß sie den jeweiligen zugehörigen Schalttransistor 27 bzw.
28 sperren, so ist der Ausgang a unabhängig vom Eingang e; die Synapse stellt also
eine Unterbrechung dar (Verbindungsstärke 0). Ist dagegen die Speicherzelle 25 so
programmiert, daß sie den Schalter schließt und die Speicherzelle 26 so, daß sie den
zugehörigen Schalter öffnet, so fließt aus dem Ausgang a dann ein Strom (logisch 1),
wenn der Eingang logisch 1 ist, und kein Strom (logisch 0), wenn der Eingang logisch
0 ist. Die Synapse wirkt also als Verbindung der Stärke +1. Sind beide Speicherzellen
25, 26 hierzu invers programmiert, so ergibt sich das inverse logische Verhalten.
Die Synapse wirkt dann als Verbindung der Stärke -1. V
dd gibt in der Zeichnung den Schaltungsanschluß zur Versorgungsspannung an.
[0033] Figur 10 zeigt eine mögliche Realisierung einer programmierbaren Synapse mit variabler
Verbindungsstärke. Sie arbeitet nach dem Prinzip des Multiplizierers. Die Stärke der
synaptischen Verbindung wird als Differenz zweier analoger Spannungswerte auf zwei
Kapazitäten 29, 30 gespeichert. Das Ausgangssignal (Strom I
out) ergibt sich als Produkt des Eingangssignals (Spannung V
in) multipliziert mit der auf den Kapazitäten gespeicherten Spannungsdifferenz (

). Werden die Spannungen V
w+ und V
w- auf den Floating Gates von entsprechenden EEPROM-Transistoren gespeichert, so ist
auch eine dauerhafte Speicherung der Synapsenstärke möglich.
[0034] Eine Weiterbildung der Erfindung ist anhand des Blockschaltbildes nach Figur 11 schematisch
dargestellt, wobei eine Kombination des Fuzzy-Logik-Prinzips mit dem Prinzip der neuronalen
Strukturen vorgesehen ist. Beispielsweise kann Fuzzy-Logik dazu verwendet werden,
die Eingangsgrößen der neuronalen Struktur nach bestimmten vorgebbaren Regeln aufzubereiten.
Auch können explizit vorgebbare Anteile des Regelverhaltens als Fuzzy-Logik realisiert
werden, während zusätzliche und nicht explizit formulierbare Anteile, z.B. im laufenden
Betrieb erlernte Anteile des Regelverhaltens, von der neuronalen Struktur realisiert
werden. In letzterem Fall ergäbe sich dann bevorzugt eine Parallelschaltung dieser
beiden Komponenten des Reglers. Beiden Komponenten kann wiederum ein Speicher mit
Konfigurationsinformation zugeordnet sein, der das Verhalten der jeweiligen Komponente
bestimmt. Die prinzipielle Funktionsweise sowie eine mögliche schaltungstechnische
Realisierung der für die Fuzzy-Logik notwendigen Funktionen Fuzzyfizierung, Inferenzbildung
und Defuzzyfizierung ist in der europäischen Patentanmeldung 94104619.5 beschrieben.
[0035] Wesentliche Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den verbesserten Möglichkeiten
beim Einstellen der gewünschten Regelcharakteristik, unter anderem durch Einbringen
von nichtlinearen Anteilen. Ferner durch eine kontinuierliche Optimierung der Regelcharakteristik
durch "Lernen" im laufenden Betrieb und schließlich durch einfaches und genau definiertes
Miteinbeziehen von unterschiedlichen Eingangsgrößen in die Regelcharakteristik, z.B.
von Größen, welche den Zustand des Gesamtsystems charakterisieren.
1. Hörgerät(1) mit einem in seinen Übertragungseigenschaften zwischen Mikrofon (2) und
Hörer (3) auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren Verstärker- und
Übertragungsteil (4), dadurch gekennzeichnet, daß im Verstärker- und Übertragungsteil (4) Regelfunktionen vorgesehen sind, die
ganz oder teilweise nach dem Prinzip der neuronalen Strukturen (5) realisiert sind.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in wenigstens einem Signalpfad zwischen Mikrofon (2) und Hörer (3) wenigstens
ein automatischer Verstärkungsregler (31) - AGC = automatic gain control - zur individuellen
Anpassung des Dynamikbereiches eines Eingangssignals an einen eingeschränkten Dynamikbereich
des Hörbehinderten vorgesehen und diesem Verstärkungsregler ein Regler (5') nach dem
Prinzip der neuronalen Strukturen zugeordnet ist.
3. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Verstärker- und Übertragungsteil eine Begrenzerschaltung (PC, Peak-Clipping)
und/oder eine automatische Lautstärkeregelung aufweist, der ein Regler nach dem Prinzip
der neuronalen Strukturen zugeordnet ist.
4. Hörgerät nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Mehrkanal-Hörgerät in den einzelnen Frequenzkanälen einstellbare Verstärker-
und Übertragungsteile vorgesehen und diesen Regler nach dem Prinzip der neuronalen
Strukturen zugeordnet sind.
5. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß dem Regler (5') nach dem Prinzip der neuronalen Strukturen ein Datenträger (6)
zugeordnet ist, wobei aus dem Signalpfad aus einer oder mehreren Abgriffstellen (7)
Signale (8) abgegriffen und einem Modul (9) zur Signalaufbereitung zugeführt werden
und wobei die aufbereiteten Signale (10, 10', 10'') der neuronalen Struktur (5) zuführbar
sind, welche Steuersignale (11) erzeugt, die die Verarbeitung der zu regelnden Größe
(Nutzsignale) beeinflussen.
6. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (13) zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) vorgesehen sind,
deren Ausgangssignale (14) dem Modul (9) zur Signalaufbereitung und/oder der neuronalen
Struktur (5) zuführbar sind, wobei diese Ausgangssignale bei der Erzeugung der Steuersignale
(11) berücksichtigbar sind.
7. Hörgerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel (13) zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) vom Hörgeräteträger
betätigbare Stellelemente, wie Schalter, Taster, Potentiometer od.dgl., vorgesehen
sind.
8. Hörgerät nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel (13, 13')zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) eine
den Ladezustand der Hörgerätebatterie überwachende Einrichtung (15) vorgesehen ist.
9. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalaufbereitung Komponenten zur Gleichrichtung (16) und/oder
zur Mittelwertbildung (17) und/oder zur zeitlichen Ableitung (18) umfaßt.
10. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß im Datenträger (6), der der neuronalen Struktur (5) zugeordnet ist, Konfigurationsinformation
für die neuronale Struktur abgespeichert ist.
11. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die neuronale Struktur (5) entweder als einlagig rückgekoppeltes Netz (Fig. 6)
oder als mehrlagig rückkopplungsfreies Netz (Fig. 7) oder als Mischform aus beiden
Netzstrukturen ausgeführt ist.
12. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch die Schaltungsstruktur
fest vorgegeben sind.
13. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch ein externes Steuergerät
programmierbar ausgeführt sind, wobei die Programmierdaten in einem gemeinsamen Datenträger
(6) oder die jeweiligen Programmierdaten im einzelnen, den Neuronen zugeordneten Teilspeichern
gespeichert sind.
14. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch einen in der Schaltungsstruktur
implementierten Algorithmus zu bestimmten Zeitpunkten oder fortlaufend modifizierbar
sind.
15. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß der Regler (5') nach dem Prinzip der neuronalen Strukturen zusätzliche Funktionsteile
(20) umfaßt, welche nach dem Prinzip der Fuzzy-Logik arbeiten.
16. Hörgerät nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die aus dem Signalpfad zwischen dem Mikrofon (2) und dem Hörer (3) abgegriffenen
Signale (8) über die Signalaufbereitung (9) und über das Fuzzy-Logik-System (20) dem
Regler (5') nach dem Prinzip der neuronalen Strukturen zugeführt werden.