[0001] Die Erfindung betrifft ein programmierbares Hörgerät mit einem in seinen Übertragungseigenschaften
zwischen Mikrofon und Hörer auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren
Verstärker- und Übertragungsteil.
[0002] Bei einem aus der EP-B-0 064 042 bekannten Hörgerät dieser Art sind in einem Hörgerätespeicher
acht Parametersätze für unterschiedliche Übertragungscharakteristika für verschiedene
Umgebungssituationen abgespeichert. Durch Betätigen eines Schalters können nacheinander
die verschiedenen Parametersätze für die acht gespeicherten Programme abgerufen werden.
Eine Steuereinheit steuert einen zwischen Mikrofon und Hörer eingeschalteten Signalprozessor,
der dann eine erste, für eine vorgesehene Umgebungssituation bestimmte Übertragungsfunktion
einstellt. Über den Schalter können jedoch die gespeicherten Signalübertragungsprogramme
nur nacheinander abgerufen werden, bis nach Meinung des Hörgeräteträgers die gerade
zur gegebenen Umgebungssituation passende Übertragungsfunktion gefunden ist. Andererseits
soll nach der EP-B-0 064 042 auch ein automatisches Umschalten auf eine andere Übertragungsfunktion
vorgesehen sein, wenn der Benutzer z.B. von einer geräuschvollen Umgebung in eine
ruhige Umgebung kommt oder umgekehrt. Ohne daß für die automatische Umschaltung eine
Lösung angegeben ist, soll diese Umschaltung wie die manuelle Umschaltung zyklisch
erfolgen. Möchte man andere als die gespeicherten Übertragungsfunktionen einstellen,
dann muß der nicht flüchtige Speicher durch eine externe Programmiereinheit gelöscht
und durch diese erneut programmiert werden. Auf diese Weise ist auch eine Anpassung
des programmierbaren Hörgerätes an eine sich ändernde Gehörschädigung möglich.
[0003] In dem bekannten programmierbaren Hörgerät werden demnach im allgemeinen mehrere
vom Benutzer wählbare Parametersätze, sogenannte Hörsituationen, abgespeichert. Jeder
dieser Parametersätze stellt die sinnvoll aufeinander abgestimmte Einstellung aller
Signalverarbeitungsparameter für eine bestimmte akustische Situation dar, z.B. in
Ruhe, d.h. ohne störende Hintergrundgeräusche oder Gesprächssituation mit tieffrequentem
Störgeräusch usw. Der Hörgeräteträger wählt die jeweils gewünschte Situation durch
Betätigen einer Taste am Hörgerät aus.
[0004] Wünschenswert ist nun eine weitgehend automatische Auswahl der jeweils nötigen Hörsituation
oder das automatische Einstellen einzelner Signalverarbeitungsparameter durch Auswertung
des Signals nach vorzugebenden Regeln.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Hörgerät zu schaffen, das sich durch ein Regelungssystem
auszeichnet, das die gewünschte automatische oder weitgehend automatische, von Eingangs-
oder Meßsignalen abhängige Anpassung ermöglicht.
[0006] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe bei einem programmierbaren Hörgerät der eingangs
genannten Art gelöst durch eine dem Signalpfad vom Mikrofon zum Hörer nebengeordnete
neuronale Struktur, der ein Datenträger zugeordnet ist, wobei aus dem Signalpfad aus
einer oder mehreren Abgriffstellen Signale abgegriffen und einem Modul zur Signalaufbereitung
zugeführt werden und wobei die aufbereiteten Signale der neuronalen Struktur zuführbar
sind, welche Steuersignale erzeugt, die zur Auswahl von in einem dem Signalpfad zugeordneten
Datenspeicher gespeicherte Parameter des Verstärker- und Übertragungsteils oder zur
Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik an das Verstärker- und
Übertragungsteil abgebbar sind.
[0007] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung bildet die neuronale Struktur einen
Controller zur automatischen signalabhängigen Auswahl von im Datenspeicher abgelegten
Hörsituationen. Ein wesentliches Merkmal des erfindungsgemäßen Hörgerätes ist damit
ein Controller, basierend auf dem Prinzip der neuronalen Strukturen, zur automatischen
signalabhängigen Auswahl von Hörsituationen oder zur Einstellung von einzelnen Signalverarbeitungsparametern
im Hörgerät. Dieses Grundprinzip erlaubt es, eine beliebiges Auswahlverhalten einzustellen.
Für die schaltungstechnische Realisierung des Prinzips der neuronalen Strukturen bietet
sich die analoge Schaltungstechnik an.
[0008] Vorteilhafte Ausführungen der Erfindung sind durch die Patentansprüche gekennzeichnet.
[0009] Weitere Vorteile und Einzelheiten der Erfindung werden nachfolgend anhand der in
den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert.
[0010] Es zeigen:
Figur 1 ein Blockschaltbild eines erfindungsgemäßen Hörgerätes,
Figur 2 ein Blockschaltbild eines Controllers nach dem Prinzip einer neuronalen Struktur
eines Hörgerätes gemäß Figur 1,
Figur 3 ein Modul zur Signalaufbereitung nach Figur 1,
Figur 4 ein Blockschaltbild eines einzelnen Neurons,
Figuren 5a, 5b, 5c Beispiele für mögliche Schwellenwertverläufe der Ausgabefunktion
W gemäß Figur 4,
Figur 6 ein einlagiges, rückgekoppeltes Netz mit beispielhafter Verschaltung von drei
Neuronen,
Figur 7 ein mehrlagiges, rückkopplungsfreies Netz mit beispielhafter Verschaltung
von elf Neuronen in drei Lagen,
Figur 8 ein Schaltungsbeispiel für die schaltungstechnische Realisierung eines einlagigen
rückgekoppelten Netzes gemäß Figur 6,
Figur 9 eine mögliche Schaltung zur Realisierung einer Synapse mit programmierbarer
Verbindungsstärke,
Figur 10 eine Ausführung einer Schaltung für eine Synapse mit programmierbarer variabler
Verbindungsstärke,
Figur 11 ein Ausführungsbeispiel einer dem nicht gezeichneten Signalpfad zwischen
Mikrofon und Hörer eines Hörgerätes nebengeordneten neuronalen Struktur, welche mit
einem Fuzzy-Logik-System kombiniert ist.
[0011] Das in Figur 1 schematisch dargestellte erfindungsgemäße Hörgerät 1 nimmt über ein
Mikrofon 2 Schallsignale auf. Diese akustische Information wird im Mikrofon in elektrische
Signale umgesetzt. Nach einer Signalbearbeitung in einem Verstärkungs- und Übertragungsteil
4 wird das elektrische Signal einem Hörer 3 als Ausgangswandler zugeführt.
[0012] Um ein zusätzliches Mikrofon oder einen sonstigen Sensor zu erübrigen, werden aus
dem Signalpfad des Hörgerätes 1 zwischen seinem Mikrofon 2 und seinem Hörer 3 an bestimmten,
gewünschten Abgriffstellen 7 Signale 8 abgegriffen. Diese Signale 8 werden einer im
Hörgerät zum Signalpfad nebengeordneten neuronalen Struktur 5 zugeführt. Dabei gelangen
die Signale 8 zuerst zu einem Modul 9 zur Signalaufbereitung und von dessen Ausgängen
werden aufbereitete Signale 10, 10', 10'' der neuronalen Struktur 5 zugeführt. Der
neuronalen Struktur 5 ist ein Datenträger 6 zugeordnet, in dem Konfigurationsinformation
der neuronalen Struktur abgespeichert ist. Unter Berücksichtigung der Konfigurationsinformation
des Datenträgers 6 erzeugt die neuronale Struktur 5 aus den aufbereiteten Signalen
10, 10', 10'' Steuersignale 11, welche dem Verstärker- und Übertragungsteil 4 zur
Anpassung seiner Übertragungscharakteristika zuführbar sind. Dabei können diese Steuersignale
11 zur Auswahl von in einem dem Signalpfad des Hörgerätes zugeordneten Datenspeicher
12 gespeicherte Parameter des Verstärker- und Übertragungsteils dienen oder zur Veränderung
der Verstärker- und Übertragungscharakteristik an das Verstärker- und Übertragungsteil
4 abgegeben werden.
[0013] Wie auch Figur 2 zur Struktur eines Controllers zeigt, werden aus dem Signalpfad
des Hörgerätes an allen relevanten Punkten bzw. Abgriffstellen 7 Signale abgegriffen
und in geeigneter Weise aufbereitet. Diese aufbereiteten Signale sowie eventuelle
weitere Systeminformationen, z.B. ob Mikrofon- oder Telefonbetrieb gewünscht ist,
werden dem Block "Neuronale Struktur" zugeführt. Die Ausgänge des Controllers sind
Signale, welche die Einstellung der Hörsituationen bewirken oder die Einstellgrößen
einzelner Signalverarbeitungsparameter repräsentieren. Dabei muß das Verhalten des
Controllers nicht notwendigerweise unveränderlich (also durch die Hardware-Struktur
vollständig beschrieben) sein, sondern kann konfigurierbar sein (z.B. durch Programmierung).
In einem Speicher im Hörgerät kann Konfigurationsinformation des Controllers abgespeichert
sein.
[0014] Nach einer ersten Ausführung bildet danach die neuronale Struktur 5 zusammen mit
dem Modul 9 zur Aufbereitung der Signale und dem Datenträger 6 einen Controller zur
automatischen signalabhängigen Auswahl von im Datenspeicher 12 abgelegten Hörsituationen.
[0015] Nach einer zweiten Ausführungsform ist vorgesehen, daß die neuronale Struktur 5 einen
Controller zur automatischen Einstellung einzelner Signalverarbeitungsparameter des
Verstärker- und Übertragungsteils 4 bildet.
[0016] In weiterer Ausbildung des Hörgerätes nach der Erfindung sind Mittel 13 zur Erfassung
von Systemzuständen des Hörgerätes 1 vorgesehen, deren Ausgangssignale 14 dem Modul
9 zur Signalaufbereitung und/oder der neuronalen Struktur 5 zuführbar sind, wobei
diese Ausgangssignale bei der Erzeugung der Steuersignale 11 berücksichtigbar sind.
[0017] Als Mittel 13 zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes 1 können vom Hörgeräteträger
betätigbare Steuerelemente, wie Schalter, Taster, Potentiometer od.dgl., vorgesehen
sein. Danach kann das Hörgerät z.B. mit einem Situationsumschalter ausgerüstet sein,
der es dem Hörgeräteträger - wie eingangs zur EP-B-0 064 042 beschrieben - ermöglicht,
eine seiner Meinung nach zur gegebenen Umgebungssituation passende gespeicherte Übertragungsfunktion
zu wählen. Andererseits kann das Hörgerät z.B. einen Schalter zum Umschalten von Mikrofonbetrieb
auf Telefonspulenbetrieb aufweisen. Des weiteren besitzt das Hörgerät regelmäßig einen
Lautstärkeregler, mit dem der Hörbehinderte die Lautstärke beeinflußt.
[0018] Schließlich kann sich das Hörgerät noch dadurch auszeichnen, daß zusätzlich als Mittel
zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes 1 eine den Ladezustand der nicht
dargestellten Hörgerätebatterie überwachende Einrichtung 15 vorgesehen ist. Danach
ist es möglich, daß der jeweilige Ladezustand der Hörgerätebatterie ebenfalls Berücksichtigung
bei der Erzeugung der Ausgangssignale 11 der neuronalen Struktur 5 bzw. des Controllers
findet, die für einzelnen Hörsituationen und/oder Signalverarbeitungsparameter mit
bestimmbar sind.
[0019] Bei den bekannten sogenannten Mehrkanalgeräten, d.h. bei Hörgeräten mit mehreren
Frequenzkanälen, werden nach der Erfindung die Signale 8 aus den von den einzelnen
Kanälen gebildeten Signalpfaden abgegriffen. Wie in Figur 3 gezeigt ist, werden die
Signale 8 aus den Signalpfaden und die Ausgangssignale 14 der Mittel 13, 13' zur Erfassung
von Systemzuständen des Hörgerätes z.B. durch Gleichrichtung, Bildung geeigneter zeitlicher
Mittelwerte sowie eventuell von deren Ableitungen aufbereitet. In der Signalaufbereitung
- Modul 9 - werden aus wenigstens einer Eingangsgröße, z.B. Signale 8, 14, durch eine
Komponente 16 zur Gleichrichtung und/oder eine Komponente 17 zur Mittelwertbildung
(Bildung eines zeitlichen Mittelwertes) und/oder eine Komponente 18 zur zeitlichen
Ableitung (Ableitungsblock d/dt) aus den Signalen 8, 14 aufbereitete Signale 10, 10',
10'' gewonnen, die der neuronalen Struktur 5 zugeführt werden. Gleichermaßen können
die Signale 14 auch direkt der neuronalen Struktur zugeführt werden (Figur 2).
[0020] Anhand der Figuren 4-10 werden Beispiele zur Realisierung der neuronalen Struktur
beschrieben.
[0021] Neuronale Strukturen bestehen aus vielen gleichartigen Elementen bzw. Neuronen 19.
Die Funktion der neuronalen Struktur als Ganzes hängt im wesentlichen von der Art
der Verschaltung dieser Neuronen untereinander ab.
[0022] Figur 4 zeigt das Blockschaltbild eines einzelnen Neurons 19. Das Neuron erzeugt
das Ausgangssignal a
j(t+ΔT) zum Zeitpunkt t+ΔT aus theoretisch beliebig vielen Eingangssignalen e
i(t) zum Zeitpunkt t. Seine Funktion läßt sich in drei Grundfunktionen zerlegen:
- Propagierungsfunktion

Die Ausgangsgröße dieser Funktion ist die Summe aller, jeweils mit dem individuellen
Faktor wi multiplizierten Eingangssignale.
- Aktivierungsfunktion

Im allgemeinen Fall geht in die Ausgangsgröße auch deren eigene Vorgeschichte ein.
In vielen Fällen kann hierauf jedoch verzichtet werden. v(t) zum Zeitpunkt t=t₀ ist
dann nur noch eine Funktion von u(t) zum Zeitpunkt t=t₀.
- Ausgangsfunktion W:w(t) Sie nimmt eine Schwellenwertbildung vor. Dabei sind gemäß
Figur 5 zwei grundsätzliche Arten der Schwellenwertbildung möglich.
[0023] Nach Figur 5a stellt der Verlauf der Ausgabefunktion W eine Sprungfunktion am Schwellenwert
s dar.
[0024] Nach den Figuren 5b und 5c besitzt die Ausgabefunktion W einen stetigen Verlauf um
den Schwellenwert s. In Figur 5b ist ein stetiger, sogenannter sigmoider Verlauf der
Ausgangsgröße mit Begrenzung auf einen maximalen und einen minimalen Ausgangswert
dargestellt. Eine häufig verwendete Kennlinie ist hierbei das Sigmoid:

. Figur 5c zeigt einen linearen Verlauf im Übergangsbereich.
[0025] Die Signale, welche von der neuronalen Struktur verarbeitet werden, können als Spannungssignale,
Stromsignale oder als frequenzvariable Impulssignale ausgeführt sein. Im letzteren
Fall muß das Signal eventuell an manchen Stellen der neuronalen Struktur mit Hilfe
geeigneter Schaltungen in ein kontinuierliches Strom- oder Spannungssignal und wieder
zurück umgewandelt werden.
[0026] Figur 6 zeigt die beispielhafte Verschaltung von drei Neuronen 19 zur typischen Struktur
eines einlagigen rückgekoppelten Netzes mit den Eingängen e
i(t) und den Ausgängen a
j(t+ΔT).
[0027] Figur 7 zeigt beispielhaft die Struktur eines mehrlagigen rückkopplungsfreien Netzes.
Je nach zu implementierender Funktion der neuronalen Struktur ist die eine oder andere
Netzstruktur anzuwenden. Auch Mischformen aus beiden Strukturen sind dabei möglich.
[0028] Die Funktion einer neuronalen Struktur im Ganzen wird im wesentlichen von der Netzstruktur
und von den Gewichtungsfunktionen der Eingangssignale an jedem Neuron 19 bestimmt.
Diese Parameter können durch die schaltungstechnische Realisierung fest eingestellt
werden, wenn ein immer gleichbleibendes Verhalten erwünscht ist. Soll dagegen eine
Veränderung des Verhaltens möglich sein, so sind einige oder alle dieser Parameter
programmierbar auszuführen. Ihre jeweiligen Werte müssen dann in einem Konfigurationsspeicher
bzw. Datenträger 6 gespeichert werden. Hierbei können die einzelnen Speicherelemente
in konzentrierter Form angeordnet sein oder lokal dem jeweiligen Neuron zugeordnet
sein.
[0029] Die Modifikation der gespeicherten Parameter kann entweder durch externes Programmieren
der Speicherelemente geschehen und/oder durch einen in der Schaltung implementierten
Algorithmus. Hierbei ist auch die Modifikation während des laufenden Betriebs der
neuronalen Struktur möglich.
[0030] Figur 8 zeigt ein Beispiel für die schaltungstechnische Realisierung eines einlagigen
rückgekoppelten Netzes. Als Schwellenelemente wirken Verstärker 24 mit komplementären
Ausgängen. Die Gewichtung der Verbindungen (Synapsen) zwischen den Aus- und Eingängen
der Neuronen erfolgt über die Leitwerte R
ij. Die Addition der Eingangssignale für jedes Neuron (

) geschieht in den Schaltungsknoten am Eingang eines jeden Verstärkers. Die Ausgangssignale
der Verstärker und damit der neuronalen Struktur sind die Spannungssignale U
i. Mit e1 bis e4 sind die Eingänge der Schaltung und mit a1 bis a4 sind invertierende
und nichtinvertierende Ausgänge der Schaltung bezeichnet.
[0031] Figur 9 zeigt eine mögliche schaltungstechnische Realisierung einer Synapse (gewichteter
Eingang eines Neurons) mit programmierbarer Verbindungsstärke. Hierbei sind nur die
Verbindungsstärken +1, -1 und 0 möglich und die von dieser Synapse zu übertragenden
Signale können nur die logischen Werte 0 und 1 annehmen. Sind beide Speicherzellen
25, 26 so programmiert, daß sie den jeweiligen zugehörigen Schalttransistor 27 bzw.
28 sperren, so ist der Ausgang a unabhängig vom Eingang e; die Synapse stellt also
eine Unterbrechung dar (Verbindungsstärke 0). Ist dagegen die Speicherzelle 25 so
programmiert, daß sie den Schalter schließt und die Speicherzelle 26 so, daß sie den
zugehörigen Schalter öffnet, so fließt aus dem Ausgang a dann ein Strom (logisch 1),
wenn der Eingang logisch 1 ist, und kein Strom (logisch 0), wenn der Eingang logisch
0 ist. Die Synapse wirkt also als Verbindung der Stärke +1. Sind beide Speicherzellen
25, 26 hierzu invers programmiert, so ergibt sich das inverse logische Verhalten.
Die Synapse wirkt dann als Verbindung der Stärke -1. V
dd gibt in der Zeichnung den Schaltungsanschluß zur Versorgungsspannung an.
[0032] Figur 10 zeigt eine mögliche Realisierung einer programmierbaren Synapse mit variabler
Verbindungsstarke. Sie arbeitet nach dem Prinzip des Multiplizierers. Die Stärke der
synaptischen Verbindung wird als Differenz zweier analoger Spannungswerte auf zwei
Kapazitäten 29, 30 gespeichert. Das Ausgangssignal (Strom I
out) ergibt sich als Produkt des Eingangssignals (Spannung V
in) multipliziert mit der auf den Kapazitäten gespeicherten Spannungsdifferenz (

). Werden die Spannungen V
w+ und V
w- auf den Floating Gates von entsprechenden EEPROM-Transistoren gespeichert, so ist
auch eine dauerhafte Speicherung der Synapsenstärke möglich.
[0033] Eine vorteilhafte Weiterbildung der Erfindung zeichnet sich dadurch aus, daß der
dem Signalpfad vom Mikrofon 2 zum Hörer 3 nebengeordnete Controller 5 zusätzliche
Funktionsteile umfaßt, welche nach einem Fuzzy-Logik-System 20 arbeiten. Gemäß Figur
11 weist das Fuzzy-Logik-System 20 Komponenten zur Fuzzyfizierung 21 und zur Inferenzbildung
22 auf und ferner ist eine zugeordnete Entscheidungsmittelkomponente 23 als neuronale
Struktur ausgebildet. Nach dem im Blockschaltbild gezeichneten Ausführungsbeispiel
weist das Hörgerät - neben seinem hier nicht dargestellten Signalpfad vom Mikrofon
über das Verstärker- und Übertragungsteil zum Hörer - einen Controller 5 als neuronale
Struktur mit einem Datenträger 6 für Konfigurationsinformation des Controllers sowie
eine Signalaufbereitung 9 auf. Der Signalaufbereitung 9 werden Signale 8 aus dem Signalpfad
des Hörgerätes zugeführt. Von den Mitteln 13, 13' ausgehende Signale 14 über den Systemzustand
des Hörgerätes können der Signalaufbereitung 9 und/oder dem Controller 5 zugeführt
werden. Der Controller 5 umfaßt ein Fuzzy-Logik-System 20, welches sich in eine Komponente
zur Fuzzyfizierung 21 und in eine Komponente zur Inferenzbildung 22 unterteilt. Dabei
werden die aufbereiteten Signale 10, 10', 10'' der Signalaufbereitung 9 und gegebenenfalls
Signale 14 der Fuzzyfizierungskomponente 21 zugeführt. Der Fuzzyfizierungskomponente
21 nachgeschaltet ist die Inferenzbildungskomponente 22. Die weitere Entscheidungsmittelkomponente
23 des Controllers 5 ist dann als neuronale Struktur ausgebildet. Alle drei Komponenten
21, 22, 23 stehen in Informationsaustausch zum Datenträger 6. Die erzeugten Steuersignale
11 bilden z.B. Auswahlsignale für einzelne Hörsituationen und/oder Signalverarbeitungsparameter.
[0034] Eine weitere vorteilhafte Realisierung des Controllers mit einer Kombination der
Prinzipien der neuronalen Strukturen und der Fuzzy-Logik kann darin bestehen, daß
die Implementierung der Regeln, welche das Regel- oder Auswahlverhalten des Fuzzy-Logik-Teils
bestimmen, mit Hilfe einer neuronalen Struktur realisiert wird.
[0035] Die prinzipielle Funktionsweise sowie eine mögliche schaltungstechnische Realisierung
der Blöcke Fuzzyfizierung und Inferenzbildung ist in der europäischen Patentanmeldung
94104619.5 beschrieben. Die neuronale Struktur zur 1-aus-N-Auswahl entspricht dabei
prinzipiell der in der älteren Anmeldung beschriebenen Struktur, ist jedoch vorteilhafter
gelöst.
[0036] Wesentliche Vorteile der Erfindung ergeben sich in einer besseren Anpassung des Hörgerätes
an den Hörschaden durch fortlaufende signalabhängige Einstellung von Signalverarbeitungsparametern
sowie durch die Entlastung des Hörgeräteträgers wegen der automatischen Auswahl von
Signalverarbeitungsparametern oder Sätzen von Signalverarbeitungsparametern (Hörsituationen).
1. Programmierbares Hörgerät (1) mit einem in seinen Übertragungseigenschaften zwischen
Mikrofon (2) und Hörer (3) auf verschiedene Übertragungscharakteristika einstellbaren
Verstärker- und Übertragungsteil (4), gekennzeichnet durch eine dem Signalpfad vom Mikrofon zum Hörer nebengeordnete neuronale Struktur (5),
der ein Datenträger (6) zugeordnet ist, wobei aus dem Signalpfad aus einer oder mehreren
Abgriffstellen (7) Signale (8) abgegriffen und einem Modul (9) zur Signalaufbereitung
zugeführt werden und wobei die aufbereiteten Signale (10, 10', 10'') der neuronalen
Struktur (5) zuführbar sind, welche Steuersignale (11) erzeugt, die zur Auswahl von
in einem dem Signalpfad zugeordneten Datenspeicher (12) gespeicherte Parameter des
Verstärker- und Übertragungsteils oder zur Veränderung der Verstärker- und Übertragungscharakteristik
an das Verstärker- und Übertragungsteil abgebbar sind.
2. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die neuronale Struktur (5) einen Controller zur automatischen signalabhängigen
Auswahl von im Datenspeicher (12) abgelegten Hörsituationen bildet.
3. Hörgerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die neuronale Struktur (5) zusammen mit dem Modul (9) zur Aufbereitung der Signale
und dem Datenträger (6) einen Controller zur automatischen Einstellung einzelner Signalverarbeitungsparameter
des Verstärker- und Übertragungsteils (4) bildet.
4. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß Mittel (13) zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) vorgesehen sind,
deren Ausgangssignale (14) dem Modul (9) zur Signalaufbereitung und/oder der neuronalen
Struktur (5) zuführbar sind, wobei diese Ausgangssignale bei der Erzeugung der Steuersignale
(11) berücksichtigbar sind.
5. Hörgerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel (13) zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) vom Hörgeräteträger
betätigbare Stellelemente, wie Schalter, Taster, Potentiometer od.dgl., vorgesehen
sind.
6. Hörgerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Mittel (13, 13') zur Erfassung von Systemzuständen des Hörgerätes (1) eine
den Ladezustand der Hörgerätebatterie überwachende Einrichtung (15) vorgesehen ist.
7. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Modul (9) zur Signalaufbereitung Komponenten zur Gleichrichtung (16) und/oder
zur Mittelwertbildung (17) und/oder zur zeitlichen Ableitung (18) umfaßt.
8. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Hörgerät mit mehreren Frequenzkanälen Abgriffstellen (7) für die Signale
(8) in den einzelnen Kanälen vorgesehen sind.
9. Hörgerät nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß im Datenträger (6), der der neuronalen Struktur (5) zugeordnet ist, Konfigurationsinformation
des Controllers abgespeichert ist.
10. Hörgerät nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der dem Signalpfad vom Mikrofon zum Hörer nebengeordnete Controller zusätzliche
Funktionsteile (20) umfaßt, welche nach dem Prinzip der Fuzzy-Logik arbeiten.
11. Hörgerät nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Fuzzy-Logik-System (20) Komponenten zur Fuzzyfizierung (21) und zur Inferenzbildung
(22) aufweist und wobei eine zugeordnete Entscheidungsmittelkomponente (23) als neuronale
Struktur ausgebildet ist.
12. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die neuronale Struktur (5) entweder als einlagig rückgekoppeltes Netz (Figur
6) oder als mehrlagig rückkopplungsfreies Netz (Figur 7) oder als Mischform aus beiden
Netsstrukturen ausgeführt ist.
13. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch die Schaltungsstruktur
fest vorgegeben sind.
14. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch ein externes Steuergerät
programmierbar ausgeführt sind, wobei die Programmierdaten in einem gemeinsamen Datenträger
(6) oder die jeweiligen Programmierdaten in einzelnen, den Neuronen zugeordneten Teilspeichern
gespeichert sind.
15. Hörgerät nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Gewichtungsfunktionen am Eingang aller Neuronen durch einen in der Schaltungsstruktur
implementierten Algorithmus zu bestimmten Zeitpunkten oder fortlaufend modifizierbar
sind.