[0001] Die Erfindung betrifft eine tiefziehbare und schweissbare Aluminiumlegierung vom
Typ AlMgSi in der Form von Bändern oder Blechen sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0002] In der Praxis bekannte Legierungen, die zur Herstellung von Karosserieblechen für
die Automobilindustrie eingesetzt werden, sind in DE-A-27 14 395, US-A-4 082 578 und
EP-B-0 259 232 beschrieben. Jede dieser Legierungen hat ihre Vorzüge, indem gewisse
mechanische Eigenschaften wie beispielsweise die Festigkeit optimiert sind, allerdings
zumeist unter Inkaufnahme einer Verschlechterung anderer Eigenschaften wie beispielsweise
des Umformvermögens.
[0003] Angesichts dieser Gegebenheiten hat sich der Erfinder die Aufgabe gestellt, eine
Legierung der eingangs erwähnten Art zu schaffen, die bei guter Festigkeit ein gegenüber
Legierungen nach dem Stand der Technik verbessertes Umformverhalten mit möglichst
geringer Rückfederung nach dem Tiefziehen zeigt.
[0004] Zur erfindungsgemässen Lösung der Aufgabe führt, dass die Gehalte (Gew.%) der Legierungselemente
Mg und Si durch das Trapez ABCDE mit den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A |
0,50 |
0,35 |
B |
0,50 |
0,60 |
C |
0,95 |
0,60 |
D |
0,95 |
0,40 |
E |
0,80 |
0,35 |
begrenzt sind und die Legierung zusätzlich
Cu |
0,05 - 0,4 |
Mn |
max. 0,15 |
Fe |
max. 0,25 |
sowie weitere Legierungselemente einzeln max. 0,05, insgesamt max. 0,15 und Aluminium
als Rest enthält.
[0005] Alle für die Legierungselemente verwendeten Gehaltsangaben beziehen sich auf Gewichtsprozente.
[0006] Spezielle und weiterbildende Ausführungsarten der erfindungsgemässen Legierung sind
Gegenstand von abhängigen Patentansprüchen.
[0007] Die erfindungsgemässe Legierungszusammensetzung ermöglicht die Herstellung von tiefgezogenen
Karosserieteilen mit optimalen Eigenschaften bezüglich mechanischer Festigkeit und
Umformverhalten.
[0008] Bei einer bevorzugten Legierungszusammensetzung sind die Gehalte (Gew.%) der Legierungselemente
Mg und Si durch die Eckpunkte A'B'C'D' mit den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A' |
0,50 |
0,35 |
B' |
0,50 |
0,50 |
C' |
0,75 |
0,50 |
D' |
0,75 |
0,35 |
begrenzt.
[0009] Bei einer weiter bevorzugten Legierungszusammensetzung sind die Gehalte (Gew.%) der
Legierungselemente Mg und Si durch die Eckpunkte A"B"C"D" mit den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A'' |
0,55 |
0,35 |
B'' |
0,55 |
0,45 |
C'' |
0,7 |
0,45 |
D'' |
0,7 |
0,35 |
begrenzt.
[0010] Der Kupfergehalt der erfindungsgemässen Legierung liegt bevorzugt zwischen 0,2 und
0,4 Gew.%.
[0011] Durch einen Zusatz von 0,05 bis 0,4 Gew.%, insbesondere 0,1 bis 0,3 Gew.% Zink kann
eine weitere Festigkeitssteigerung verbunden mit einer leichten Verbesserung des Umformvermögens
erreicht werden.
[0012] Ein zusätzlicher Gehalt an Vanadium von 0,05 bis 0,2 Gew.% führt zu einer weiteren
Verbesserung des Umformverhaltens.
[0013] Die mittlere Korngrösse im Blech sollte 80 µm nicht übersteigen und liegt bevorzugt
unter 60 µm.
[0014] Die erfindungsgemässe Legierung wird auf übliche Weise durch Strang- oder Bandgiessen,
Warm- und Kaltwalzen zu einem Blech oder Band verarbeitet. Zur Erzielung der vorstehend
beschriebenen optimalen Eigenschaften der Legierung bezüglich Festigkeit und Umformverhalten
hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, wenn die Lösungsglühung in einem
Banddurchlaufofen in einem Temperaturbereich von 520°C bis 580°C bzw. bis zur Solidustemperatur
der Legierung durchgeführt wird.
[0015] Optimale mechanische Festigkeitswerte und Eigenschaften lassen sich erzielen, wenn
die Legierung vorzugsweise spätestens 60 min nach der Lösungsglühung einer sogenannten
Stabilisierungsglühung von maximal 24h in einem Temperaturbereich von 50°C bis 150°C
unterzogen wird.
[0016] Die Legierung kann bei Bedarf auf Enddicke abgewalzt, lösungsgeglüht und anschliessend
einem Temperaturbereich von 160°C bis 220 °C warmausgehärtet werden. Vorteilhaft ist
auch eine Umformung um maximal 25% nach der Lösungsglühung und vor der Endglühung
im erwähnten Temperaturbereich.
[0017] Wenn mit der Legierung lackierte Karosserieteile hergestellt werden, kann es vorteilhaft
sein, die Endglühung mit der Lackeinbrennung zu kombinieren.
[0018] Die erfindungsgemässe Legierung ist insbesondere geeignet zur Herstellung tiefgezogener
Karosserieteile.
[0019] Weitere Vorteile, Merkmale und Einzelheiten der erfindungsgemässen Legierung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele sowie anhand
der Zeichnung; diese zeigt in ihrer einzigen Figur ein Diagramm mit den Gehaltsgrenzen
für die Legierungselemente Mg und Si.
[0020] Eine Legierung der Zusammensetzung
Si 0,69
Mg 0,37
Cu 0,38
Mn 0,06
Fe 0,23
[0021] mit Aluminium als Rest und eine Standardkarosserielegierung AA6016 als Vergleichslegierung
wurden auf übliche Weise durch Stranggiessen, Warm- und Kaltwalzen zu einem Blech
mit einer Dicke von 1,3 mm verarbeitet. Die an Blechproben ermittelten mechanischen
Festigkeitswerte und Eigenschaften der erfindungegemässen Legierung und der Vergleichslegierung
sind nachfolgend einander gegenübergestellt.
|
Rm (MPa) |
Rp0,2 (MPa) |
Rp0,2/Rm |
A10 (%) |
n5% |
r |
Erfindung |
212 |
106 |
0,50 |
26,5 |
0,30 |
0,65 |
+S |
213 |
111 |
0,52 |
28,0 |
0,31 |
0,68 |
|
AA6016 |
222 |
114 |
0,5 |
28,0 |
0,27 |
0,55 |
+S: mit zusätzlicher Stabilisierungsglühung 100°C/10h |
[0022] Die Bleche wurden in praxisnahen Versuchen tiefgezogen und weiteren, bei der Herstellung
von Karosserieteilen üblichen Umformoperationen unterzogen. Die durchgeführten Praxistests
haben die erwarteten Verbesserungen des Umformverhaltens bei gleichzeitig ausgezeichneten
Festigkeitswerten bestätigt. Im Vergleich zur Standardkarosserielegierung AA6016 (Anticorodal-120)
besitzt die erfindungsgemässe Legierung insbesondere eine tiefere Streckgrenze sowie
höhere n- bzw. r-Werte, d.h. eine geringere Rückfederung und verbesserte Streckzieh-
und Tiefzieheigenschaften.
1. Tiefziehbare und schweissbare Aluminumlegierung vom Typ AlMgSi in der Form von Bändern
oder Blechen,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Gehalte (Gew.%) der Legierungselemente Mg und Si durch das Trapez ABCDE mit
den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A |
0,50 |
0,35 |
B |
0,50 |
0,60 |
C |
0,95 |
0,60 |
D |
0,95 |
0,40 |
E |
0,80 |
0,35 |
begrenzt sind und die Legierung zusätzlich
Cu |
0,05 - 0,4 |
Mn |
max. 0,15 |
Fe |
max. 0,25 |
sowie weitere Legierungselemente einzeln max. 0,05, insgesamt max. 0,15 und Aluminium
als Rest enthält.
2. Legierung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Gehalte (Gew.%) der Legierungselemente
Mg und Si durch die Eckpunkte A'B'C'D' mit den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A' |
0,50 |
0,35 |
B' |
0,50 |
0,50 |
C' |
0,75 |
0,50 |
D' |
0,75 |
0,35 |
begrenzt sind.
3. Legierung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Gehalte (Gew.%) der Legierungselemente
Mg und Si durch die Eckpunkte A"B"C"D" mit den Koordinaten
|
Si |
Mg |
A'' |
0,55 |
0,35 |
B'' |
0,55 |
0,45 |
C'' |
0,7 |
0,45 |
D'' |
0,7 |
0,35 |
begrenzt sind.
4. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass sie 0,2 bis
0,4 Gew.% Cu enthält.
5. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass sie 0,05
bis 0,4 Gew.%, insbesondere 0,1 bis 0,3 Gew.% Zn enthält.
6. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass sie 0,05
bis 0,2 Gew.% V enthält.
7. Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die mittlere
Korngrösse max. 80 µm, vorzugsweise max. 60 µm beträgt.
8. Verfahren zur Herstellung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 durch Strang-
oder Bandgiessen, Warm- und Kaltwalzen, dadurch gekennzeichnet, dass eine Lösungsglühung
in einem Banddurchlaufofen in einem Temperaturbereich von 520°C bis 580°C bzw. bis
zur Solidustemperatur der Legierung durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung nach der Lösungsglühung,
vorzugsweise spätestens 60 min nach der Lösungsglühung, einer Stabilisierungsglühung
von maximal 24h in einem Temperaturbereich von 50°C bis 150°C unterzogen wird.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Legierung nach
der Lösungsglühung um max. 25% umgeformt und anschliessend in einem Temperaturbereich
von 160°C bis 220°C ausgehärtet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Endglühung als Lackeinbrennung
durchgeführt wird.
12. Verwendung einer Legierung nach einem der Ansprüche 1 bis 7 zur Herstellung tiefgezogener
Karosserieteile.