[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Zuführung von Polgarn zu den
Tuftingwerkzeugen einer Tuftingmaschine zur Erstellung von Versatzmustern, bei dem
die Polgarnzugkraft kontinuierlich erfaßt und über die Läufergeschwindigkeit der Garnlieferwalzen
geregelt wird, wobei das Polgarn zum Ausgleich der erforderlichen Garnmenge bei Versatzsprüngen
über einen angetriebenen Garnspeicher läuft.
[0002] Bisher erfolgt die Einstellung der Polgarnzugkraft über die Läufergeschwindigkeit
der Garnlieferwalzen entweder manuell durch das Bedienungspersonal oder automatisch,
indem die Polgarnzugkraft gemessen und regelnd auf die Liefergeschwindigkeit der Garnlieferwalzen
eingegriffen wurde.
[0003] Eine manuelle Einstellung führt zu starken individuellen Schwankungen der Polgarnzugkraft.
Veränderungen am Spulengatter durch Klimaänderungen (Temperatur und Luftfeuchtigkeit),
die auf die Garneigenschaften und somit auch auf die Polgarnzugkraft einen großen
Einfluß ausüben, werden gar nicht erfaßt. Dies verursacht ebenso wie die erwähnten
Einstellungsmängel Warenbildveränderungen und reduziert somit die Warenqualität.
[0004] Bei der Erstellung von Versatzmustern, der sogenannten COC-Technik (Cross-Over-Cut),
ist die Gefahr von deutlichen Abweichungen in der Polgarnzugkraft besonders groß,
da die Tuftingnadeln abweichend von einer geradeaus verlaufenden Stichfolge Versatzsprünge
ausführen, also von dem Geradeaus-Verlauf seitlich abweichen und damit für den Vollzug
dieser Bewegung eine erhöhte Menge an Polgarn erfordern.
[0005] Auch bei einer automatischen Regelung der Polgarnzugkraft können deren sehr kurzfristige
Änderungen beim Auftreten von Versatzsprüngen nicht ausgeglichen werden.
[0006] Aus der GB 2 216 148 A ist nun bereits ein Garnspeicher bekannt, der diese kurzfristigen
Änderungen der Polgarnzugkraft ausgleichen soll. Der Garnspeicher arbeitet mit dem
Nadelantrieb zusammen und wird synchron mit diesem bewegt. Die genaue Beibehaltung
einer gewählten Polgarnzugkraft, unabhängig von der zu erwartenden Stichfolge, ist
jedoch auch mit dieser Maßnahme noch nicht möglich, so daß es auch hier immer noch
zu unerwünschten Veränderungen des Warenbildes kommt.
[0007] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht nun darin, bei Tuftingwerkzeugen einer
Tuftingmaschine zur Erstellung von Versatzmustern ein Verfahren der eingangs erwähnten
Art derart weiterzubilden, daß Warenbildveränderungen und Qualitätsminderungen, die
auf unerwünschten Veränderungen der Polgarnzugkraft beruhen, mit einfachen Mitteln
vermieden werden.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art
dadurch gelöst, daß
- die bei Erzeugung des Versatzmusters unter Beachtung der Versatzsprünge auftretende
mittlere Polgarnzugkraft ermittelt wird,
- daß diese mittlere Polgarnzugkraft durch Erhöhung der Liefergeschwindigkeit der Garnlieferwalzen
auf die Soll-Polgarnzugkraft abgesenkt wird und
- daß der Garnspeicher ebenfalls durch die Polgarnzugkraft in der Weise geregelt wird,
daß das Polgarn beim Absinken der Ist-Polgarnzugkraft unter die Soll-Polgarnzugkraft
von diesem aufgenommen und beim Anstieg der Ist-Polgarnzugkraft über die soll-Polgarnzugkraft
wieder abgegeben wird.
[0009] Gemäß einem weiteren Vorschlag des erfindungsgemäßen Verfahrens kann die Soll-Polgarnzugkraft
zunächst bei der Herstellung einer Testware mit geradeaus verlaufenden Stichfolgen
ermittelt werden.
[0010] Somit wird die Soll-Polgarnzugkraft als Optimalwert zunächst empirisch festgestellt.
[0011] Gemäß einem weiteren Vorschlag der Erfindung ist vorgesehen, daß das Polgarn durch
eine verschiebbare, den Garnspeicher bildende Polgarnlochleiste geführt wird.
[0012] Eine nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitende Tuftingmaschine ist in der Lage,
die bei jedem Versatzsprung auftretenden, sehr schnellen Änderungen der Polgarnzugkraft
auszuregeln und insgesamt eine optimale Garnzugkraft beizubehalten. Die Warenqualität
wird auf diese Weise spürbar verbessert.
[0013] Über längere Zeiträume auftretende, z. B. durch Klimaänderungen bedingte Änderungen
der Polgarnzugkraft, werden weiterhin durch Beeinflussung der Läufergeschwindigkeit
der Garnlieferwalzen ausgeglichen.
[0014] Im folgenden Teil der Beschreibung wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand eines
Ausführungsbeispiels näher beschrieben. In den Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1
- eine Teilansicht einer Tuftingmaschine, die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeiten
kann,
- Fig. 2
- eine Teilansicht eines Speichers zur Garnaufnahme bei entleertem Speicher,
- Fig. 3
- eine Teilansicht eines Speichers zur Garnaufnahme bei gefülltem Speicher,
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung einer Stichfolge mit fünf aufeinanderfolgenden Einstichen
mit Versatzsprüngen.
[0015] Bei der in Fig. 1 dargestellten Tuftingmaschine laufen die Fäden eines Polgarns 1
über Zulieferwalzen 2,3 und dann nacheinander durch mehrere Polgarnlochleisten 4-9.
Sie gelangen dann zu den Tuftingwerkzeugen, nämlich den Nadeln 10, den Rietfingern
11 und den Loopern 12.
[0016] Zur Durchführung des Verfahrens ist die Polgarnlochleiste 5 längs einer Führung 13
verschiebbar. Zwischen den Lochleisten 6 und 7 werden die Fäden des Polgarns 1 über
einen Zugkraftaufnehmer 14 geführt.
[0017] In den Fig. 2 und 3 sind die Lochleisten 4,5,6 schematisch dargestellt. Eine Schar
von Fäden des Polgarns 1 verläuft in der Projektionsdarstellung gemäß Fig. 2 geradlinig
durch die hintereinander angeordneten Lochleisten 4,5,6 hindurch. Fig. 3 zeigt die
gleich Ansicht auf die Lochleisten 4,5,6, wobei aber die Polgarnlochleiste 5 hier
nach rechts verschoben ist und somit den Fäden des Polgarns 1 eine Umlenkung aufzwingt
und damit eine Speicherung von Garnlänge bewirkt.
[0018] In Fig. 4 erkennt man eine Stichfolge von sechs aufeinanderfolgenden Einstichen.
Dabei hat der erste in Geradeausrichtung verlaufende Fadensprung die Länge L1 bei
normaler Polgarnzugkraft F1. Es folgt ein Versatzsprung mit der Länge L1 + δl1 bei
einer erhöhten Polgarnzugkraft F2. Der anschließende Fadensprung ist wieder geradlinig
und entspricht in Länge und Polgarnzugkraft dem ersten Fadensprung. Der vierte Fadensprung
wiederum entspricht in Länge und Polgarnzugkraft dem zweiten. Der fünfte Fadensprung
schließlich ist wieder ein Versatzsprung. Er entspricht der Summe der Versatzsprünge
2 und 4.
[0019] Bei dem vorgeschlagenen Verfahren erfaßt der Zufkraftaufnehmer 14 kontinuierlich
oder in kurzen Zeitabständen die jeweils vorliegende Polgarnzugkraft. Dieser an sich
bekannte Zugkraftaufnehmer 14 ist über bekannte, nicht dargestellte Regeleinrichtungen
mit dem Antrieb der Zulieferwalzen 2,3 verbunden, so daß dann, wenn an dem Zugkraftaufnehmer
14 eine über einer Soll-Polgarnzugkraft liegende Kraft festgestellt wird, die Umdrehungszahl
der Zulieferwalzen 2,3 erhöht wird. Wird die Soll-Polgarnzugkraft unterschritten,
so wird die Drehzahl der Zulieferwalzen 2,3 reduziert. Auf diese Weise kann z.B. auf
Klimaänderungen ausreichend schnell reagiert werden, um unerwünschte Veränderungen
am Produkt zu vermeiden.
[0020] Die Tuftingmaschine arbeitet auf folgende Weise:
Zunächst wird eine Testware mit geradeaus verlaufenden Stichfolgen produziert. Dabei
wird dann die optimale Polgarnzugkraft ermittelt und die ihr zugehörige Drehzahl der
Zulieferwalzen 2,3 eingestellt. Anschließend läßt man die Tuftingmaschine mit dem
gewünschten Versatzmuster laufen. In dieser Testphase wird die mittlere Polgarnzugkraft
über mehrere Stichfolgen hinweg ermittelt. In diese Rechnung gehen also die Polgarnzugkräfte
ein, die sich bei Geradeaus-Sprüngen sowie bei Versatzsprüngen des Garns ergeben.
Anschließend wird die Drehzahl der Zulieferwalzen 1,2 soweit erhöht, daß die mittlere
Polgarnzugkraft bis auf die zuvor empirisch gewonnene optimale Polgarnzugkraft abgesenkt
wird. Bei dieser Einstellung der Zulieferwalzen 1,2 wird insgesamt die erforderliche
Polgarnmenge bereitgestellt, wobei allerdings die Garnzulieferung für Geradeaussprünge
zu groß und für Versatzsprünge zu klein sein wird. Diese Abweichungen zwischen der
jeweils bereitgestellten Garnmenge einerseits und der jeweils von den Tuftingwerkzeugen
geforderten Garnmenge andererseits wird durch einen Speicher kompensiert. Dieser Speicher
wird von der Polgarnlochleiste 5 gebildet, die zwischen den feststehenden Polgarnlochleisten
4 und 6 verschiebbar angeordnet ist. Die Position der diese Speicherfunktion ausübenden
Polgarnlochleiste 5 wird über bekannte Regeleinrichtungen von dem Zugkraftaufnehmer
14 gesteuert. Stellt dieser ein Absinken der Polgarnzugkraft fest, so wird auf die
Polgarnlochleiste 5 über die Regeleinrichtung derart eingewirkt, daß sie sich aus
der in Fig. 2 dargestellten Position in Richtung auf die in Fig. 3 dargestellte Position
bewegt. Dabei wird die Fadenlänge zwischen den Lieferwalzen 1,2 einerseits und den
Tuftingwerkzeugen 10, 11,12 andererseits vergrößert und die Polfadenzugkraft konstant
gehalten.
[0021] Wird aber am Zugkraftaufnehmer 14 ein Anstieg der Polfadenzugkraft festgestellt,
wie dies bei Versatzsprüngen zu erwarten ist, so wird über die Regeleinrichtung die
Polgarnlochleiste 5 aus einer Position gemäß Fig. 3 in Richtung auf eine Position
gemäß Fig. 2 verschoben. Dabei wird also die Fadenlänge zwischen den Zulieferwalzen,
1,2 und den Tuftingwerkzeugen 10,11,12 verkürzt. Mit dieser Verkürzung wird dem für
den Versatzsprung erforderlichen erhöhten Garnbedarf Rechnung getragen, ohne die Polgarnzugkraft
zu verändern.
[0022] Zur Erreichung möglichst kurzer Ansprechzeiten des Speichers ist es zweckmäßig, die
den Polgarnspeicher bildende Polgarnlochleiste 5 möglichst nahe den Tuftingwerkzeugen
zu plazieren.
1. Verfahren zur Regelung der Zuführung von Polgarn zu den Tuftingwerkzeugen einer Tuftingmaschine
zur Erstellung von Versatzmustern, bei dem die Polgarnzugkraft kontinuierlich erfaßt
und über die Läufergeschwindigkeit der Garnlieferwalzen geregelt wird, wobei das Polgarn
zum Ausgleich der erforderlichen Garnmenge bei Versatzsprüngen über einen angetriebenen
Garnspeicher läuft, dadurch gekennzeichnet, daß die bei Erzeugung des Versatzmusters unter Beachtung der Versatzsprünge auftretende
mittlere Polgarnzugkraft ermittelt wird,
daß diese mittlere Polgarnzugkraft durch Erhöhung der Liefergeschwindigkeit der Garnlieferwalzen
auf die Soll-Polgarnzugkraft abgesenkt wird
und daß der Garnspeicher ebenfalls durch die Polgarnzugkraft in der Weise geregelt
wird, daß das Polgarn beim Absinken der Ist-Polgarnzugkraft unter die Soll-Polgarnzugkraft
von diesem aufgenommen und beim Anstieg der Ist-Polgarnzugkraft über die Soll-Polgarnzugkraft
wieder abgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Soll-Polgarnzugkraft bei
der Herstellung einer Testware mit geradeaus verlaufenden Stichfolgen ermittelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Polgarn durch eine
verschiebbare, den Garnspeicher bildende Polgarnlochleiste geführt wird.