[0001] Im Baubereich werden bei geneigten Dächern bzw. Steildächern unter dem Deckmaterial
wie Ziegel, Schindeln, Blech etc. Dachunterspannbahnen verwendet, die das Gebäude
vor Niederschlag schützen, bis das Dach mit dem Deckmaterial eingedeckt ist. Nach
Fertigstellung des Daches schützt die Dachunterspannbahn vor eindringendem Wasser
z. B. bei Beschädigung des Deckmaterials, vor Flugschnee, Staub etc.
[0002] Bisher werden als Dachunterspannbahn Kunststoff-, insbesondere Polyethylenfolien
verwendet, die ggf. gewebeverstärkt sind, oder bitumenbeschichtete Materialien wie
z. B. die klassische Dachpappe. Beide Materialqualitäten sind sehr gut wasserdicht,
jedoch nicht dampfdurchlässig. Die Wasserdampfdurchlässigkeit ist jedoch notwendig,
damit es unter dem Dach nicht zu einem Feuchtigkeitsstau und damit verbunden zur Kondensation
kommt. Das Dach muß "atmen" können, d. h. die Unterspannbahn muß wasserdampfdurchlässig
sein.
[0003] Neuere Dachunterspannbahnen aus kalandrierten Spinnvliesen oder sogenannten Flashspunvliesen
weisen bei gerade ausreichender Wasserdichtigkei (über 100 cm Wassersäule dicht) bei
weitem nicht die Wasserdampfdurchlässigkeit auf, die wünschenswert wäre. Außerdem
sind sie sehr dünn und flatterig und damit insbesondere bei Wind nur von mehreren
Personen zu verlegen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Dachunterspannbahn hoher Wasserdichtigkeit
verbunden mit einer verbesserten Wasserdampfdurchlässigkeit zu realisieren, deren
gute Planlage gleichzeitig ein problemloses Verlegen erlaubt.
[0005] Gelöst wird die Aufgabe der Erfindung dadurch, daß Feinstfaservliese eingesetzt werden,
die nach dem Meltblownprozeß hergestellt werden. Dabei wird der Meltblownprozeß in
an sich bereits bekannter Form eingesetzt, z. B. wie in Wente, Van A., "Superfine
Thermoplastic Fibers", Industrial Engineering Chemestry, Vol. 48, S. 1342 - 1346 veröffentlicht.
[0006] Im Vergleich zu Spinnvliesen oder Flashspunvliesen werden nach dem Meltblownprozeß
Vliese mit wesentlich feineren Fasern (bis zu 0,1 µm dünn) gebildet. Dadurch lassen
sich bei hoher offener Fläche (offenes Volumen) sehr feine Poren erzeugen. Eine hohe
offene Fläche bzw. ein hohes offenes Volumen (geringes Faservolumen pro Vliesvolumen)
bedeutet hohe Luft- und Dampfdurchlässigkeit. Je feiner die Poren, desto höher wird
auch der Penetrationsdruck für eine Flüssigkeit. Dieser Penetrationsdruck bzw. der
Druck, der notwendig ist, um die Poren zu benetzen, ist auch abhängig von der Oberflächenspannung
der Benetzungsflüssigkeit. Diese ist für die betrachtete Anwendung, bezogen auf Wasser,
als konstant anzusehen. Der Penetrationsdruck ist weiterhin abhängig von der Oberflächenenergie
bzw. Hydrophobie des beim Meltblownprozeß eingesetzten Polymeren. Dieser Effekt kann
auch durch Modifizierung der Faseroberfläche z. B. mit Flourchemikalien zusätzlich
erhöht werden. Somit lassen sich Vliese erzeugen, die im Vergleich zu Spinnvliese
oder Flashspunvliesen eine gleich hohe oder sogar höhere Wasserdichtigkeit aufweisen
und zugleich auch eine stark erhöhte Dampfdurchlässigkeit.
[0007] Als Polymer werden deshalb hydrophobe Polymere wie z. B. Polypropylen, Polyethylen,
Polyester, Ethylentetrafluorethylen oder Poly-Butylen-Terephthalat, Poly-Ethylen-Terephthalat
oder Polycarbonat verwendet. Je nach Flächenmasse und Verdichtung im Meltblownprozeß
sind diese Materialien ohne nachträgliche Verdichtung einsetzbar. Zusätzlich kann
das Meltblownvlies kalandriert, d. h. die Poren verkleinert werden und somit eine
hohe Wasserdichtigkeit bei relativ niedriger Flächenmasse erzielt, was das Produkt
auch kostengünstiger macht. Die Kalandrierung kann bei Raumtemperatur oder unter Hitze
erfolgen. Die Temperatur kann je nach Polymer bis 180°C betragen und wird vorzugsweise
im Bereich der sog. Dauergebrauchstemperatur des jeweiligen Polymeren liegen. Wird
die Kaltkalandrierung unter genügend hohem Druck durchgeführt, dann ist sie auch unter
Temperatureinfluß bei Gebrauch (maximal 60 - 80°C) nicht mehr reversibel. Die Linienkraft
im Kalanderspalt liegt dabei im Bereich von 50 - 500 daN/cm, vorzugsweise bei 150
- 300 daN/cm.
[0008] Meltblownmaterialien werden zur Erhöhung der mechanischen Festigkeit im Verbund mit
Spinnvliesen eingesetzt. Dabei kann es sich um zweilagige oder mehrlagige Verbunde
handeln. Bei einem dreilagigen Verbund können z. B. zwei gleiche oder unterschiedliche
Spinnvliese verwendet werden, zwischen denen das Meltblownvlies eingebettet ist. Der
dreilagige Verbund hat den Vorteil, daß das Meltblownmaterial von beiden Seiten schützend
abgedeckt ist und so die aktive Schicht optimal geschützt wird.
[0009] Wird, um eine höhere Wasserdichtigkeit zu erzielen, kalandriert, so kann dies entweder
nur am Meltblown allein erfolgen und der Verbund anschließend erzeugt werden, oder
es wird der gesamte Verbund kalandriert.
[0010] Um einen genügenden Schutz gegen UV-Bestrahlung sicherzustellen, können die Spinnvliese
dunkel eingefärbt sein und/oder mit UV-Stabilisatoren ausgerüstet sein, um die mechanische
Stabilität zu erhalten und auch das darunterliegende Meltblown zu schützen. Ebenso
kann das Meltblown mit UV-Stabilisatoren versehen werden.
[0011] Als Verbundtechnologien zur Verbindung zwischen Meltblown und Spinnvliesen sind verschiedenste
Methoden denkbar: Kleben, Schweißen, Ultraschallschweißen, Kalandrieren etc. Als besonders
vorteilhaft hat sich erwiesen, in einem Punkt- oder anderen Design eine Durchschweißung
über den gesamten Querschnitt zu erzielen. Bei einem dreilagigen Verbund tritt dann
ein ähnlicher Effekt wie bei einer Vernietung ein, da die beiden mechnisch stabilen
Spinnvliese durch die Meltblownlage hindurch eine gute Verbindung zueinander erhalten.
Eine hohe Spaltfestigkeit ist die Folge.
[0012] Als besonders günstig hat sich eine Dachunterspannbahn erwiesen, bei der die Verbindung
zwischen einer Meltblown-Bahn und einer oder mehrerer Spinnvlies-Bahnen durch eine
Kombination aus einer Ultraschall-Schweißung und einer Kalandrierung, insbesondere
einer Kaltkalandrierung erzeugt wird. Eine derartige Verbundtechnologie eröffnet den
weiteren Vorteil, daß die einzelnen Schweißpunkte nicht verspröden und gegenüber anderen
Verbindungstechniken ein verbessertes Dehnungsverhalten aufweisen. Dadurch wird vermieden,
daß zumindest beim Auftreten geringer Dehnungen Undichtigkeiten entstehen können.
[0013] Darüber hinaus weist die zuletzt erwähnte Verbundtechnik den weiteren Vorteil auf,
daß sich dadurch eine noch höhere Wasserdichtigkeit bei einer hohen Dampfdurchlässigkeit
erzielen läßt.
[0014] An einem Beispiel wird die Erfindung nachfolgend näher erläutert. Dabei zeigen:
- Figur 1:
- eine erfindungsgemäße Dachunterspannbahn aus Meltblown mit Trägermaterial im Querschnitt;
und
- Figur 2:
- eine erfindungsgemäße Dachunterspannbahn in der Anwendung.
[0015] Die Bahn 1 besteht aus einer Schicht Polypropylen-Meltblown 2 in der Mitte mit einer
beidseitigen Abdeckung aus Polypropylen-Spinnvliesen, wobei das Spinnvlies 3 eine
Flächenmasse von 50 g/m² und das Spinnvlies 4 eine Flächenmasse von z. B. 50 oder
80 g/m² aufweisen. Die Spinnvliese sind schwarz eingefärbt und UV-stabilisiert. Dadurch
schirmen sie das Meltblown gut gegen UV-Strahlung ab, bis das Dach eingedeckt ist.
Zusätzlich wurde der Masse vor der Meltblownherstellung UV-Stabilisator zugemischt.
[0016] Der Verbund wurde in einem Punkte-Raster 5 mittels Ultraschall geschweißt. Dadurch
verbinden sich vor allem die beiden Lagen des Spinnvlieses miteinander, so daß eine
hohe Spaltfestigkeit ähnlich einer genieteten Verbindung erreicht wird.
[0017] Die Wasserdichtigkeit des Verbundes, gemessen als Wassersäule bis zum Durchschlag,
beträgt ohne weitere Verdichtung des Produktes (bei einer Flächenmasse von 40 g/m²
für das Meltblown) 70 cm. Die Wasserdampfdurchlässigkeit liegt weit oberhalb der Meßgrenze,
die Luftdurchlässigkeit bei 230 l/m²s (gemessen bei 20 mm WS Druckdifferenz).
[0018] Wird der Verbund bei Raumtemperatur unter hohem Liniendruck (bis 150 - 300 daN/cm)
kalandriert, so wird die Wassersäule auf über 120 cm gesteigert. Die Wasserdampfdurchlässigkeit
liegt immer noch oberhalb der Meßgrenze, die Luftdurchlässigkeit (bei 20 mm WS) im
Bereich 5 - 50 l/m²s und kann je nach geforderter Winddichtigkeit eingestellt werden.
Im Vergleich zu kalandrierten Spinnvliesen oder Flashspunvliesen mit gleicher Wassersäule
ist die Dampfdurchlässigkeit aber um ein Vielfaches höher, die Luftdurchlässigkeit
dieser Materialien liegt unterhalb der Meßgrenze (kleiner 0,5 l/m²s).
[0019] Durch die Flächenmasse von 140 g/m² wird eine deutlich bessere Planlage und Steifigkeit
im Vergleich zu Flashspunvliesen erreicht, die speziell bei Wind das Verlegen auf
den Dachsparren 6 erleichtern. Die Befestigung erfolgt durch Aufnageln, wobei die
beiden Spinnvlieslagen eine entsprechend hohe Nagelausreißfestigkeit, Bruchlast und
Weiterreißfestigkeit gewährleisten.
[0020] Die Konterlattung 7 und Traglattung 8 kann aufgebracht und das Dach eingedeckt werden.
Das Innere des Daches einschließlich der Dämmschicht 9 sind vor eindringendem Regenwasser,
Flugschnee, Staub etc. geschützt.
1. Wasserdichte Dachunterspannbahn mit erhöhter Wasserdampfdurchlässigkeit und verbessertem
Verlegekomfort, dadurch gekennzeichnet, daß sie ein Verbund (1) aus einem Meltblown-Feinstfaservlies (2) und mindestens
einer stabilisierenden Trägerschicht (3, 4) ist.
2. Dachunterspannbahn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Meltblown-Material (2) aus hydrophoben Polymeren besteht.
3. Dachunterspannbahn nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Meltblown-Material (2) aus einem Polymer mit hoher Oberflächenenergie wie
z. B. ETFE, PBT, PET, PC, PP und PE besteht, vorzugsweise aus PP oder PE.
4. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Flächenmasse der Meltblown-Schicht (2) zwischen 20 und 100 g/m² liegt, vorzugsweise
zwischen 30 und 80 g/m².
5. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Meltblown (2) UV-Stabilisatoren in der Masse enthält.
6. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Trägermaterial (3, 4) aus ein oder zwei Lagen Spinnvliesen besteht, vorzugsweise
aus den Polymeren Polypropylen oder Polyester, die eine Flächenmasse von 15 bis 180
g/m² aufweisen.
7. Dachunterspannbahn nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Meltblown (2) zwischen zwei Lagen Spinnvlies (3, 4) vorgesehen ist, die
zusammen eine Flächenmasse zwischen 80 und 150 g/m² aufweisen.
8. Dachunterspannbahn nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder beide Spinnvliese (3, 4) UV-geschützt sind.
9. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein oder beide Spinnvliese (3, 4) eingefärbt sind, vorzugsweise in der Farbe
scharz.
10. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbund (1) durch Schweißen, vorzugsweise durch Ultraschall-Schweißen, und/oder
Kalandrieren erzeugt wird.
11. Dachunterspannbahn nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Verbund (1) in einem Linien-, Punkt- und/oder Flächenmuster verschweißt
ist.
12. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Meltblownschicht (2) vor der Verbunderzeugung kalandriert ist.
13. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil oder der gesamte Verbund (1) kalandriert ist.
14. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Kalandrierung mit einer Walzentemperatur von mehr als 50°C, vorzugsweise
zwischen 80 und 160 °C erfolgt.
15. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 10 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß die Meltblownschicht (2), ein Teil des Verbundes (1) oder der gesamte Verbund
(1) unter 50°C kalandriert ist, vorzugsweise kaltkalandriert ist.
16. Dachunterspannbahn nach einem der Ansprüche 10 bis 13 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Meltblownschicht (2), ein Teil des Verbundes (1) oder der gesamte Verbund
(1) bei einer Walzentemperatur unter 50°C kalandriert ist, vorzugsweise bei vor Durchführung
der Kalandrierung erwärmter Verbundbahn.