[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung
von Luft, bei dem ein erster Teilstrom von verdichteter und gereinigter Luft abgekühlt,
einem Hauptrektifiziersystem zugeführt und dort in flüssigen Sauerstoff und gasförmigen
Stickstoff zerlegt wird, wobei in einem ersten Kondensator-Verdampfer eine flüssige
Produktfraktion in indirektem Wärmeaustausch mit einem zweiten Teilstrom von verdichteter
und gereinigter Luft verdampft, der zweite Teilstrom bei dem indirekten Wärmeaustausch
in dem ersten Kondensator-Verdampfer mindestens teilweise kondensiert und eine argonhaltige
Sauerstofffraktion aus dem Hauptrektifiziersystem einer Rohargonsäule zugeführt und
dort in Rohargon und in eine sauerstoffreiche Restflüssigkeit getrennt wird und wobei
dampfförmiges Rohargon vom Kopf der Rohargonsäule durch indirekten Wärmeaustausch
mit mindestens einem Teil des zweiten Teilstroms stromabwärts des ersten Kondensator-Verdampfers
in einem zweiten Kondensator-Verdampfer verflüssigt wird, wobei in dem zweiten Kondensator-Verdampfer
mindestens ein Teil des zweiten Teilstroms verdampft.
[0002] Die Grundlagen der Tieftemperatur-Luftzerlegung und der daran anschließenden Argongewinnung
sind in Hausen/Linde, Tieftemperaturtechnik, 2. Auflage 1985, insbesondere auf den
Seiten 332 bis 334 beschrieben. Das Hauptrektifiziersystem eines Luftzerlegers, in
dem Sauerstoff und Stickstoff gewonnen werden, umfaßt mindestens eine, häufig zwei
Rektifiziersäulen. Prozesse mit Verdampfung einer flüssig gewonnenen Produktfraktion
sind in EP-A-341854 und EP-B-93448 gezeigt. Bei den meisten bekannten Prozessen wird
die gegen den verdampfenden Sauerstoff (häufig vollständig oder fast vollständig)
kondensierte Luft flüssig in eine der Rektifiziersäulen eingespeist. Dies muß aufgrund
ihrer Zusammensetzung auf mittlerer Höhe der Säule, also oberhalb des Sumpfes und
unterhalb des Kopfes geschehen. Diese Einspeisung von Flüssigkeit auf einem Zwischenniveau
stört die Rektifikation und führt zu einer Verminderung der Produktreinheit und/oder
-ausbeute.
[0003] In der US-A-5245831 (Figur 4) wurde der Vorschlag gemacht, einen Teil der für die
Kühlung der Rohargonsäule benötigten Kälte durch verflüssigte Einsatzluft bereitzustellen.
Allerdings bedingt die dort beschriebene Verfahrensweise den Einsatz zweier Kondensator-Verdampfer
an der Rohargonsäule und ist damit apparativ und regeltechnisch sehr aufwendig; außerdem
wird die verdampfte Luft wieder angewärmt, zum Luftverdichter zurückgeführt und ein
zweites Mal verdichtet und gereinigt, so daß Hauptwärmetauscher (zusätzliche Passage),
Verdichter und Molsiebanlage entsprechend groß dimensioniert sind und zusätzliche
Energie verbraucht wird.
[0004] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Verfahren und die Vorrichtung
der eingangs genannten Art besonders wirtschaftlich zu gestalten und insbesondere
eine besonders hohe Produktreinheit und/oder eine besonders große Produktausbeute
bei einem besonders geringen apparativen und betriebstechnischen Aufwand und/oder
bei einem besonders niedrigen Energieverbrauch zu erreichen.
[0005] Diese Aufgabe wird in einer ersten Variante der Erfindung dadurch gelöst, daß die
gesamte oder im wesentlichen die gesamte für die Verflüssigung von Rohargon benötigte
Kälte durch die Verdampfung des zweiten Teilstroms zur Verfügung gestellt wird.
[0006] Die Kältemenge, die für die Verflüssigung von Rohargon benötigt wird, entspricht
mindestens der Verdampfungswärme der Rücklaufmenge für die Rohargonsäule. Falls Rohargon
flüssig aus der Rohargonsäule abgezogen wird, kann zusätzlich die Kältemenge für Produktmenge
hinzukommen, beispielsweise wenn die Produktverflüssigung im zweiten Kondensator-Verdampfer
stattfindet; alternativ kann die Produktverflüssigung des Rohargons auch mit Hilfe
eines anderen Kältemittels durchgeführt werden, vorzugsweise in einem getrennten Kondensator.
Mit "im wesentlichen die gesamte" sind mindestens 90 %, vorzugsweise mindestens 95
%, höchst vorzugsweise mindestens 99 % dieser Kältemenge gemeint. Die restliche Kältemenge
kann beispielsweise durch die Zuspeisung einer geringen Menge einer weiteren Flüssigfraktion
(z.B. Sumpf- oder Zwischenflüssigkeit aus einer der Säulen) auf die Verdampfungsseite
des zweiten Kondensator-Verdampfers geliefert werden. Bei der Erfindung wird vorzugsweise
ein einziger Wärmetauscher als zweiter Kondensator-Verdampfer eingesetzt. Er kann
apparativ auch durch mehr als einen Block realisiert sein, wobei die Verdampfungsräume
miteinander kommunizieren.
[0007] Bei der ersten Variante der Erfindung benötigt man also nur einen einzigen Kondensator-Verdampfer
zur Kühlung der Rohargonsäule. Gleichzeitig kann man die - im Vergleich zur Verampfung
von Zerlegungsprodukten billige - Kälte der kondensierten Luft zur Rohargonverflüssigung
verwenden. Zusätzlich braucht nur wenig oder keine Flüssigluft in die Rektifiziersäule(n)
eingespeist zu werden, beispielsweise 0,0 bis 15 mol%, vorzugsweise 0,3 bis 5,0 mol%
der gesamten Einsatzluft. Man erhält eine hohe Produktausbeute und -reinheit. (Umgekehrt
ist es natürlich möglich, gegenüber einem entsprechenden Verfahren mit Flüssiglufteinspeisung
in die Säule Ausbeute und Reinheit konstant zu halten und statt dessen die Zahl der
theoretischen Böden zu verringern, also Investionskosten einzusparen.)
[0008] Darüber hinaus ist der Stickstoffgehalt der verflüssigten Luft im zweiten Teilstrom
höher als derjenige in der Sumpfflüssigkeit aus einer der Säulen des Hauptrektifiziersystems,
die üblicherweise im Kopfkondensator der Rohargonsäule verdampft wird. Damit kann
der Kopf der Rohargonsäule mit einem besonders niedrigen Druck gefahren werden, beispielsweise
1,10 bis 1,20 bar, vorzugsweise ca. 1,15 bar. Bei gleichbleibendem Druckverlust pro
theoretischem Boden kann damit die Trennleistung der Rohargonsäule verbessert werden,
oder man kann (preiswertere) Stoffaustauschelemente mit höherem Druckverlust pro theoretischem
Boden einsetzen und trotzdem eine hohe Trennwirkung erreichen. Beispielsweise ist
es mit Hilfe der Erfindung möglich, mit konventionellen Siebböden theoretische Bodenzahlen
in der Rohargonsäule von mehr als 120, beispielsweise 120 bis 165, zu realisieren
und dabei einen Sauerstoffgehalt von weniger als 10 ppm, vorzugsweise bis zu 1 ppm
zu erreichen.
[0009] Die oben beschriebene Aufgabe wird in einer zweiten Variante der Erfindung dadurch
gelöst, daß mindestens ein Teil (beispielsweise 80 bis 100 mol%, vorzugsweise 95 bis
100 mol%) des bei dem indirekten Wärmeaustausch im zweiten Kondensator-Verdampfer
verdampften zweiten Teilstroms ohne weitere Druckerhöhung in das Hauptrektifiziersystem
eingeleitet wird. Vorzugsweise wird sogar der größte Teil des verdampften zweiten
Teilstrom oder der gesamte verdampfte zweite Teilstrom in die oder eine der Rektifiziersäulen
des Hauptrektifiziersystems eingespeist.
[0010] Damit gehen die an diesem Luftstrom bereits geleisteten Vorarbeiten (Verdichtung,
Reinigung, Abkühlung) nicht für das Trennverfahren verloren. Umgekehrt stellt die
dampfförmige Zuführung keine solch starke Störung der Rektifikation wie eine Flüssigeinführung
dar. Gegenüber der US-A-5245831 ergibt sich eine Erhöhung der Effizienz.
[0011] Die flüssige Produktfraktion kann bei beiden Varianten der Erfindung durch jede Luftkomponente
oder durch jedes aus Luftbestandteilen bestehende Gemisch gebildet sein, beispielsweise
durch Sauerstoff oder Stickstoff oder auch durch ein Zwischenprodukt wie Rohargon,
das außer Argon noch geringe Mengen von Sauerstoff und/oder Stickstoff enthält. Selbstverständlich
ist es möglich, mehrere flüssige Produktfraktionen (beispielsweise unterschiedlicher
Zusammensetzung und/oder unterschiedlichen Drucks) gegen den zweiten Luftteilstrom
zu verdampfen. Die Flüssigkeit kann beispielsweise einer Rektifiziersäule oder einem
Speicher- oder Puffertank entnommen werden. Als erster Kondensator-Verdampfer können
der Hauptwärmetauscher, in dem auch die Anwärmung der gasförmigen Produkte gegen Einsatzluft
stattfindet, oder ein getrennter Wärmetauscher (Nebenkondensator) eingesetzt werden.
[0012] Bei beiden Varianten der Erfindung kann der zweite Luftteilstrom beispielsweise 35
bis 45 mol%, vorzugsweise 35 bis 40 mol% der gesamten Einsatzluftmenge enthalten;
der Rest der Einsatzluft oder ein Teil davon bildet den ersten Luftteilstrom.
[0013] Die Erfindung kann mit Vorteil bei einem Doppelsäulenverfahren angewendet werden,
also wenn das Hauptrektifiziersystem eine Drucksäule und eine Niederdrucksäule aufweist.
Hierbei werden der erste Luftteilstrom in die Drucksäule eingeführt und die argonhaltige
Sauerstofffraktion aus der Niederdrucksäule abgezogen. Vorzugsweise wird die flüssige
Produktfraktion, gegen die der zweite Luftteilstrom kondensiert, in diesem Fall durch
einen flüssigen Sauerstoffstrom aus der Niederdrucksäule gebildet.
[0014] Eine Kombination der Merkmale beider Varianten der Erfindung kombiniert auch deren
Vorteile. Beispielsweise kann der gesamte verflüssigte zweite Luftteilstrom in den
zweiten Kondensator-Verdampfer geleitet werden, wobei der darin erzeugte Dampf teilweise
oder vollständig in eine Rektifiziersäule (beispielsweise die Niederdrucksäule einer
Doppelsäule) geführt wird.
[0015] Wenn beispielsweise gasförmiger Sauerstoff unter erhöhtem Druck gewonnen werden soll,
ist es günstig, wenn der Druck der flüssigen Produktfraktion stromaufwärts des indirekten
Wärmeaustauschs mit dem zweiten Teilstrom erhöht wird. Dadurch kann die Verdichtung
des gasförmigen Produkts ganz oder teilweise eingespart werden; insgesamt werden durch
die sogenannte Innenverdichtung auf besonders wirtschaftliche Weise ein oder mehrere
Druckprodukte wie Drucksauerstoff, Druckstickstoff und/oder unter Druck stehendes
Rohargon erzeugt.
[0016] Dabei ist es vorteilhaft, wenn der zweite Teilstrom bei dem indirekten Wärmeaustausch
mit dem flüssigen Sauerstoffstrom unter einem Druck steht, der höher ist als der höchste
Druck im Hauptrektifiziersystem, beispielsweise unter einem überkritischen Druck;
der Druck des zweiten Luftteilstroms kann beispielsweise 30 bis 55 bar, vorzugsweise
45 bis 52 bar über dem höchsten Druck im Hauptrektifiziersystem (z.B. dem Betriebsdruck
einer Drucksäule) liegen. Die Verflüssigungstemperatur der gegen die verdampfende
Produktfraktion kondensierenden Luft kann damit an die Verdampfungstemperatur der
Produktfraktion angepaßt werden. Für die Verdichtung von Luft auf den hohen Druck
gibt es grundsätzlich zwei Varianten. Entweder wird die gesamte Zerlegungsluft auf
den hohen Druck verdichtet und der nicht für die Flüssigproduktverdampfung benötigte
Luftanteil wird auf den Druck der Rektifiziersäule(n) entspannt, beispielsweise arbeitsleistend;
oder die Gesamtluft wird nur auf den für die Einführung in die Rektifiziersäule(n)
benötigten Druck gebracht und lediglich ein Teil der Luft, der den zweiten Teilstrom
einschließt, wird auf den hohen Druck nachverdichtet. Ein Teil der nachverdichteten
Luft kann auch in diesem Fall zur Kälteerzeugung mittels arbeitsleistender Entspannung
genutzt werden. In beiden Fällen kann auch die Druckenergie im zweiten Teilstrom in
einer arbeitsleistende Entspannung teilweise zurückgewonnen werden (siehe EP-B-93448).
[0017] Es ist vorteilhaft, wenn eine Gesamtproduktmenge, deren Normvolumen mindestens 21
%, beispielsweise 21 bis 30 %, vorzugsweise 22 bis 25 % der Einsatzluftmenge entspricht,
dem Hauptrektifiziersystem in flüssiger Form entnommen wird. Der Anteil bezieht sich
auf das Normvolumen. Diese flüssige Entnahme kann sowohl durch Herausführen aus der
oder den Rektifiziersäulen in flüssigem Zustand und anschließende externe Verdampfung,
vorzugsweise unter Druck, geschehen (z.B. Verdampfung der flüssigen Produktfraktion
im ersten Kondensator-Verdampfer), als auch durch die Entnahme als Flüssigprodukt,
beispielsweise zur Speicherung in Tanks. Der Anteil von 21 % kann beispielsweise dadurch
erreicht werden, daß das gesamte Sauerstoffprodukt im ersten Kondensator-Verdampfer
verdampft und zusätzlich eine kleine Menge Stickstoffs und/oder Sauerstoffs als Flüssigprodukt
gewonnen werden.
[0018] Vorzugsweise wird ein dritter Teilstrom von verdichteter und gereinigter Luft arbeitsleistend
entspannt und dem Hauptrektifiziersystem zugeführt. Dessen Menge beträgt beispielsweise
0 bis 45 mol%, vorzugsweise 15 bis 40 mol% der gesamten Einsatzluft; der zweite Luftteilstrom
enthält beispielsweise 35 bis 45 mol%, vorzugsweise 35 bis 40 mol% der gesamten Einsatzluftmenge;
der Rest der Einsatzluft bildet den ersten Luftteilstrom.
[0019] Der dritte Teilstrom kann beispielsweise vom zweiten Teilstrom abgezweigt werden,
vorzugsweise stromabwärts eines Nachverdichters, der den zweiten Teilstrom auf einen
Druck oberhalb des Maximaldrucks des Hauptrektifiziersystems bringt. Für den Fall,
daß die Gesamtluft auf diesen hohen Druck verdichtet wird, kann der dritte Teilstrom
auch vom ersten abgezweigt oder sogar mit dem ersten Teilstrom identisch sein. Im
Falle eines Doppelsäulenverfahrens wird der entspannte dritte Teilstrom vorzugsweise
in die Drucksäule eingespeist.
[0020] Alternativ dazu kann die arbeitsleistende Entspannung des dritten Teilstroms (beispielsweise
nach Abzweigung vom ersten Teilstrom) auch von etwa Drucksäulendruck auf Niederdrucksäulendruck
führen; die entspannte Luft muß dann in die Niederdrucksäule geleitet werden.
[0021] In günstiger Weise kann ein weiterer flüssiger Produktstrom in indirektem Wärmeaustausch
mit verdichteter und gereinigter Luft verdampft werden. Beispielsweise kann zusätzlich
zur Hauptmenge des Sauerstoffprodukts ein kleinerer Flüssigstrom an Stickstoff und/oder
Rohargon latente Wärme mit kondensierender Luft austauschen, beispielsweise mit dem
zweiten Luftteilstrom.
[0022] Auch eine Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von Luft gemäß den Patentansprüchen
10 bis 12 ist Teil der Erfindung.
[0023] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im folgenden anhand
eines in der Zeichnung schematisch dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0024] Ein erster Teilstrom 101 verdichteter und gereinigter Luft 1 wird unter einem Druck
von 5 bis 10 bar, vorzugsweise 5,5 bis 6,5 bar in einem Hauptwärmetauscher 2 im indirekten
Wärmeaustausch mit Produktströmen auf etwa Taupunkt abgekühlt. Das Hauptrektifiziersystem
weist eine Doppelsäule 4 mit Drucksäule 5 (5 bis 10 bar, vorzugsweise 5,5 bis 6,5
bar), Niederdrucksäule 6 (1,3 bis 2 bar, vorzugsweise 1,5 bis 1,7 bar) und dazwischenliegendem
Hauptkondensator 7 auf. Sumpfflüssigkeit 9 aus der Drucksäule 5 wird in einem Gegenströmer
8 gegen Produktströme der Niederdrucksäule unterkühlt und in die Niederdrucksäule
6 eingespeist (Leitung 10).
[0025] Gasförmiger Stickstoff 11 vom Kopf der Drucksäule 5 wird im Hauptkondensator 7 gegen
verdampfende Flüssigkeit im Sumpf der Niederdrucksäule 6 verflüssigt. Das Kondensat
12 wird zu einem Teil als Rücklauf auf die Drucksäule 5 aufgegeben (Leitung 13) und
zu einem anderen Teil 14 nach Unterkühlung 8 in die Niederdrucksäule 6 eingespeist
(15). Niederdruckstickstoff 16 und unreiner Stickstoff 17 werden nach Entnahme aus
der Niederdrucksäule 6 in den Wärmetauschern 8 und 2 auf etwa Umgebungstemperatur
angewärmt.
[0026] Produktsauerstoff wird als flüssiger Sauerstoffstrom 18 aus dem Sumpf der Niederdrucksäule
6 abgezogen und mittels einer Pumpe 19 auf einen erhöhten Druck von beispielsweise
5 bis 80 bar gebracht, je nach benötigtem Produktdruck. (Selbstverständlich sind auch
andere Methoden zur Druckerhöhung in der flüssigen Phase anwendbar, beispielsweise
durch Ausnutzung eines hydrostatischen Potentials oder durch Druckaufbauverdampfung
an einem Speichertank.) Der flüssige Hochdrucksauerstoff 20 wird im Hauptwärmetauscher
2 verdampft und als innenverdichtetes gasförmiges Produkt 21 abgezogen.
[0027] Gegen den verdampfenden Produktstrom wird ein zweiter Teilstrom 201, 202 der verdichteten
und gereinigten Luft kondensiert, nachdem er in einem Nachverdichter 206 auf einen
Druck von 12 bis 60 bar, vorzugsweise 15 bis 40 bar gebracht wurde.
[0028] Eine argonhaltige Sauerstofffraktion 22 aus der Niederdrucksäule 6 wird in einer
Rohargonsäule 24 in Rohargon am Kopf der Säule und in eine sauerstoffreiche Restflüssigkeit
zerlegt. Letztere wird über Leitung 23, gegebenenfalls durch eine Pumpe gefördert,
in die Niederdrucksäule 6 zurückgespeist. Zur Erzeugung von Rücklauf 25 und gegebenenfalls
zur Gewinnung von flüssigem Rohargon 26 wird das gasförmige Rohargon in einem Kopfkondensator
27 durch indirekten Wärmeaustausch verflüssigt. (Das Rohargonprodukt kann alternativ
oder zusätzlich als Gas entnommen werden.) Im Rahmen der Erfindung sind auch andere
Varianten zur Argon-Sauerstofftrennung als die in der Zeichnung dargestellte möglich,
insbesondere die in der DE-A-4317916 = EP-A-628777 gezeigte. Zu weiteren Details der
Argongewinnung durch Luftzerlegung wird außerdem auf die EP-B-377117 und die älteren
Anmeldungen DE 4406051 (EP-A-669508), DE 4406049 und DE 4406069 (EP-A-669509) verwiesen.
[0029] Erfindungsgemäß wird der verflüssigte zweite Teilstrom 203/204 auf die Verdampfungsseite
des Kopfkondensators 27 der Rohargonsäule geleitet und dort verdampft. In der Regel
wird der zweite Teilstrom zuvor im Gegenströmer 8 unterkühlt und auf etwa Niederdrucksäulendruck
gedrosselt (beispielsweise durch ein nicht dargestelltes Entspannungsventil). Der
bei dem indirekten Wärmeaustausch mit Rohargon entstandene Dampf wird über Leitung
205 zur Niederdrucksäule 6 und/oder über 205a in die Produktleitung 17 für unreinen
Stickstoff geleitet.
[0030] Zusätzlich kann ein weiteres Flüssigprodukt durch Verdampfen gewonnen werden. Im
Beispiel der Zeichnung wird flüssiger Stickstoff aus der Drucksäule über die Leitungen
28 und 29 zum Hauptwärmetauscher 2 geführt und über Leitung 30 als gasförmiges Produkt
abgezogen werden. Der flüssige Stickstoff kann bei Bedarf innenverdichtet werden,
beispielsweise durch eine Pumpe 31.
[0031] Als zusätzliches Flüssigprodukt, das gegen hochverdichtete Luft verdampft wird, kommt
außerdem beispielsweise flüssiges Rohargon in Betracht, das gasförmig unter erhöhtem
Druck benötigt wird. Rohargon kann - ebenso wie die zu verdampfenden Stickstoff- und
Sauerstoffströme - entweder aus einer Säule oder aus einem Puffer- beziehungsweise
Speichertank entnommen werden. Anwendbar ist die Erfindung insbesondere auf die Rohargon-Innenverdichtung
gemäß EP-A-171711, EP-B-331028 oder EP-B-363861.
[0032] Bei der Verdampfung von mehreren innenverdichteten Produktströmen 20, 29 muß der
Druck der kondensierenden Luft sich im Prinzip nach der höchsten Verdampfungstemperatur
richten. Für den Fall, daß im Ausführungsbeispiel die Verdampfungstemperatur des innenverdichteten
Stickstoffs 29 höher als diejenige des innenverdichteten Sauerstoffs 20, aber die
zu verdampfende Flüssigstickstoffmenge deutlich geringer als die Flüssigsauerstoffmenge,
ist es möglich, den Luftdruck nach der niedrigeren der beiden Verdampfungstemperaturen
zu richten.
[0033] Für ein besonders bevorzugtes Ausführungsbeispiel gelten die folgenden Zahlenwerte:
|
Druck in bar |
Luftdruck (Leitung 1) |
6,50 |
Zweiter Teilstrom 202/203 |
58,0 |
Drucksäule 5 |
6,20 |
Niederdrucksäule 6 |
1,60 |
Kopf der Rohargonsäule 24 |
1,05 |
Verdampfungsseite des Rohargonkondensators 27 |
1,40 |
Innenverdichteter Sauerstoff (Leitung 20) |
20,0 |
Innenverdichteter Stickstoff (Leitung 29) |
25,0 |
[0034] Die Verdampfung des oder der Flüssigprodukte gegen den zweiten Teilstrom der Luft
kann auch abweichend von der Darstellung in der Zeichnung in einem oder mehreren Nebenkondensatoren,
die vom Hauptwärmetauscher getrennt sind, durchgeführt werden.
[0035] Ein Teil des Sauerstoffprodukts kann als Flüssigprodukt gewonnen werden (Leitung
33); ebenso ist es möglich eine gewisse Menge Sauerstoffs gasförmig aus der Niederdrucksäule
6 zu entnehmen und im Hauptwärmetauscher 2 anzuwärmen (in der Zeichnung nicht dargestellt).
[0036] Zur Erzeugung von Verfahrenskälte kann ein dritter Teilstrom 301 vom nachverdichteten
zweiten Teilstrom 202 abgezweigt, arbeitsleistend entspannt (Turbine 32) und in das
Hauptrektifiziersystem, vorzugsweise in die Drucksäule 5 eingeführt werden.
1. Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, bei dem ein erster Teilstrom (101)
von verdichteter und gereinigter Luft (1) abgekühlt (2), einem Hauptrektifiziersystem
(4) zugeführt und dort in flüssigen Sauerstoff und gasförmigen Stickstoff zerlegt
wird, wobei in einem ersten Kondensator-Verdampfer (2) eine flüssige Produktfraktion
(20; 29) in indirektem Wärmeaustausch mit einem zweiten Teilstrom (202, 203) von verdichteter
und gereinigter Luft verdampft, der zweite Teilstrom (202, 203) bei dem indirekten
Wärmeaustausch in dem ersten Kondensator-Verdampfer (2) mindestens teilweise kondensiert
und eine argonhaltige Sauerstofffraktion (22) aus dem Hauptrektifiziersystem (4) einer
Rohargonsäule (24) zugeführt und dort in Rohargon und in eine sauerstoffreiche Restflüssigkeit
getrennt wird und wobei dampfförmiges Rohargon vom Kopf der Rohargonsäule durch indirekten
Wärmeaustausch mit mindestens einem Teil des zweiten Teilstroms (203) stromabwärts
des ersten Kondensator-Verdampfers (2) in einem zweiten Kondensator-Verdampfer (27)
verflüssigt wird, wobei in dem zweiten Kondensator-Verdampfer (27) mindestens ein
Teil des zweiten Teilstroms (203) verdampft, dadurch gekennzeichnet, daß die gesamte oder im wesentlichen die gesamte für die Verflüssigung von Rohargon
benötigte Kälte durch die Verdampfung des zweiten Teilstroms (203) zur Verfügung gestellt
wird.
2. Verfahren zur Tieftemperaturzerlegung von Luft, bei dem ein erster Teilstrom (101)
von verdichteter und gereinigter Luft (1) abgekühlt (2), einem Hauptrektifiziersystem
(4) zugeführt und dort in flüssigen Sauerstoff und gasförmigen Stickstoff zerlegt
wird, wobei in einem ersten Kondensator-Verdampfer (2) eine flüssige Produktfraktion
(20; 29) in indirektem Wärmeaustausch mit einem zweiten Teilstrom (202, 203) von verdichteter
und gereinigter Luft verdampft, der zweite Teilstrom (202, 203) bei dem indirekten
Wärmeaustausch in dem ersten Kondensator-Verdampfer (2) mindestens teilweise kondensiert
und eine argonhaltige Sauerstofffraktion (22) aus dem Hauptrektifiziersystem (4) einer
Rohargonsäule (24) zugeführt und dort in Rohargon und in eine sauerstoffreiche Restflüssigkeit
getrennt wird und wobei dampfförmiges Rohargon vom Kopf der Rohargonsäule durch indirekten
Wärmeaustausch mit mindestens einem Teil des zweiten Teilstroms (203) stromabwärts
des ersten Kondensator-Verdampfers (2) in einem zweiten Kondensator-Verdampfer (27)
verflüssigt wird, wobei in dem zweiten Kondensator-Verdampfer (27) mindestens ein
Teil des zweiten Teilstroms (203) verdampft, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil des bei dem indirekten Wärmeaustausch im zweiten Kondensator-Verdampfer
(27) verdampften zweiten Teilstroms (205) ohne weitere Druckerhöhung in das Hauptrektifiziersystem
(4) eingeleitet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens ein Teil des bei dem indirekten Wärmeaustausch im zweiten Kondensator-Verdampfer
(27) verdampften zweiten Teilstroms (205) ohne weitere Druckerhöhung in das Hauptrektifiziersystem
(4) eingeleitet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die flüssige Produktfraktion durch einen flüssigen Sauerstoffstrom (18) aus
dem Hauptrektifiziersystem (4), insbesondere aus der Niederdrucksäule (6) eines Doppelsäulensystems,
gebildet wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck der flüssigen Produktfraktion (20; 29) stromaufwärts des indirekten
Wärmeaustauschs (2) mit dem zweiten Teilstrom (202, 203) erhöht (19; 31) wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Teilstrom (202, 203) bei dem indirekten Wärmeaustausch (2) mit der
flüssigen Produktfraktion (20; 29) unter einem Druck steht, der höher ist als der
höchste Druck im Hauptrektifiziersystem (4).
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens 21 % der Einsatzluftmenge dem Hauptrektifiziersystem (4) in flüssiger
Form entnommen werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein dritter Teilstrom (301) von verdichteter und gereinigter Luft arbeitsleistend
entspannt (32) und dem Hauptrektifiziersystem (4) zugeführt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß ein weiterer flüssiger Produktstrom in indirektem Wärmeaustausch mit verdichteter
und gereinigter Luft verdampft wird.
10. Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von Luft nach dem Verfahren gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 8 mit einem Hauptrektifiziersystem (4), mit einer ersten (101) und
einer zweiten (202, 203) Luftleitung, die mit einer Quelle (1) für verdichtete und
gereinigte Luft verbunden sind, wobei die erste Leitung (101) in das Hauptrektifiziersystem
(4) führt (3), mit einer Flüssigleitung (20; 29), die einerseits mit einer Quelle
für eine flüssige Produktfraktion und andererseits mit dem Verdampfungsraum eines
zweiten Kondensator-Verdampfers (2) verbunden ist, durch dessen Verflüssigungsraum
die zweite Luftleitung (202, 203) führt, und mit einer Rohargonsäule (24), die (über
22, 23) mit dem Hauptrektifiziersystem (4) und mit dem Verflüssigungsraum eines zweiten
Kondensator-Verdampfers (27) verbunden ist, wobei die zweite Luftleitung (202, 203)
stromabwärts des Wärmetauschers (2) mit dem Verdampfungsraum des zweiten Kondensator-Verdampfers
(27) verbunden (204) ist, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Kondensator-Verdampfer (27) den einzigen Kopfkondensator (27) der
Rohargonsäule (24) bildet.
11. Vorrichtung zur Tieftemperaturzerlegung von Luft nach dem Verfahren gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 8 mit einem Hauptrektifiziersystem (4), mit einer ersten (101) und
einer zweiten (202, 203) Luftleitung, die mit einer Quelle (1) für verdichtete und
gereinigte Luft verbunden sind, wobei die erste Leitung (101) in das Hauptrektifiziersystem
(4) führt (3), mit einer Flüssigleitung (20; 29), die einerseits mit einer Quelle
für eine flüssige Produktfraktion und andererseits mit dem Verdampfungsraum eines
zweiten Kondensator-Verdampfers (2) verbunden ist, durch dessen Verflüssigungsraum
die zweite Luftleitung (202, 203) führt, und mit einer Rohargonsäule (24), die (über
22, 23) mit dem Hauptrektifiziersystem (4) und mit dem Verflüssigungsraum eines zweiten
Kondensator-Verdampfers (27) verbunden ist, wobei die zweite Luftleitung (202, 203)
stromabwärts des Wärmetauschers (2) mit dem Verdampfungsraum des zweiten Kondensator-Verdampfers
(27) verbunden (204) ist, gekennzeichnet durch eine Dampfleitung (205), die den Verdampfungsraum des zweiten Kondensator-Verdampfers
(27) mit dem Hauptrektifiziersystem (4) verbindet und keine Vorrichtungen zur Druckerhöhung
enthält.
12. Vorrichtung nach Anspruch 10, gekennzeichnet durch eine Dampfleitung (205), die den Verdampfungsraum des zweiten Kondensator-Verdampfers
(27) mit dem Hauptrektifiziersystem (4) verbindet und keine Vorrichtungen zur Druckerhöhung
enthält.