[0001] Die Erfindung betrifft ein Übungsgeschoß für Rohrwaffen, welches in Form und Masse
im wesentlichen einem Standard-Übungsgeschoß bzw. einem Kampfgeschoß entspricht, mit
einer Geschoßhaube und einem Geschoßheck mit Führungsband.
[0002] Das Übungsschießen mit Rohrwaffen von bodengebundenen oder luftgestützten Waffensystemen
ist durch die zur Verfügung stehende Schießanlage und den für die jeweilige Munition
gültigen Gefahrenbereich begrenzt. Es ist bekannt, daß sich vom Boden abprallende
Geschosse nach kurzer Zeit wieder stabilisieren können und danach in undefinierter
Richtung weiter fliegen. Dabei ist es möglich, daß solche wiederstablisierten Geschoßteile
auch den zulässigen Gefahrenbereich verlassen.
[0003] Allgemein bekannt sind Zerschellgeschosse, die sich bei einem Aufschlag bzw. dem
Auftreffen in einem Zielmedium mehr oder weniger stark zerlegen und dadurch den Gefährdungsbereich
verringern. Durch Radial- und Längssollbruchstellen in Verbindung mit Metallpulver-
oder anderen Füllkörpern in der Geschoßhaube sind solche Zerschellgeschosse technisch
aufwendig und wirtschaftlich ungünstiger herstellbar als herkömmliche Übungsgeschosse.
[0004] Durch die DE 39 02 112 C1 ist ein Zerleger-Geschoßkopf für Übungsmunition offenbart
bei dem in einer dünnen Haube ein Kern eingefügt ist, welcher eine zur Geschoßspitze
gewandte Ausnehmung aufweist. Auf dieser Ausnehmung liegt eine Kugel auf, die in die
Ausnehmung so weit eintaucht, daß der Kugelmittelpunkt oberhalb des oberen Randes
der Ausnehmung liegt. Bei einem Aufprall des Zerlegerkopfes auf ein Zielmedium wird
die Kugel in die Ausnehmung hineingetrieben. Dadurch wird der Kern aufgespalten und
zerlegt beim Aufplatzen auch die den Kern umgebende Haube.
[0005] Ein konstruktiv anders aufgebauter Zerleger-Geschoßkopf für Übungsmunition ist aus
der DE 36 42 414 A1 bekannt. Bei diesem Geschoßkopf ist ein Kern aus einem gepreßten
oder gesinderten Metallpulver in die Geschoßhaube eingebracht, die im Aufschlagbereich
konisch mit einer abgeplatteten Spitze ausgebildet ist. Wenn dieses bekannte Übungsgeschoß
auf ein Zielmedium auftrifft, so platzt die Geschoßhaube und der Kern wird durch die
Aufschlagkräfte nahezu in Pulverform zerlegt. Dadurch wird der größte Teil der Energie
des Übungsgeschosses abgebaut. Durch die Zerlegung des Kernes wird insbesondere verhindert,
daß das Übungsgeschoß vom Zielmedium abprallt und eventuell Personen auf einem Übungsgelände
verletzt.
[0006] Es ist jedoch bekannt, daß Zerlegerköpfe der vorgenannten Bauart sich insbesondere
bei einem Schrägaufprall auf ein Zielmedium nicht zuverlässig zerlegen und dadurch
eine Gefährdung, wie eingangs geschildert, darstellen.
[0007] Ausgehend von dem vorgenannten Stand der Technik ist es Aufgabe der Erfindung, ein
Übungsgeschoß für Rohrwaffen zu schaffen, welches einfach herstellbar ist und beim
Aufprall in mindestens zwei Teile zerlegt wird und dadurch die Gefahr von Abprallern
und den Gefährdungsbereich spürbar reduziert.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.
Erfinderische Weiterbildungen und Ausgestaltungen sind den Unteransprüchen 2 bis 6
zu entnehmen.
[0009] Durch die Verwendung des Zerlegeelementes als sogenanntes Trenn-Element ist es mit
technisch einfachen und wirtschaftlich günstigen Mitteln möglich, die Reichweite von
abprallenden Übungsgeschossen durch Trennung in mindestens zwei Teile drastisch zu
reduzieren, wodurch das Übungsschießen auch auf kleineren Übungsplätzen ermöglicht
wird.
[0010] Die Reichweitenreduzierung wird im wesentlichen durch zwei physikalische Gesetzmäßigkeiten
erzielt. Zum einen stellen die beiden verbleibenden Teile nach der Trennung des Übungsgeschosses
durch Zerlegung ballistisch ungünstige, d. h. mit einem höheren Widerstandsbeiwert
behaftete Körper dar, deren Fluggeschwindigkeit sich wesentlich schneller abbaut als
bei einem Gesamtgeschoß. Ein erneutes Stabilisieren von solchen Geschoßbruchstücken
ist darüber hinaus unwahrscheinlich. Zum anderen sind die beiden oder mehreren Geschoßbruchstücke
nach Zerlegung des Übungsgeschosses leichter als das Gesamtgeschoß. Dadurch wird die
den Geschoßteilen noch innewohnende Restgeschwindigkeit sehr schnell abgebaut.
[0011] In der Zeichnung ist ein Beispiel der Erfindung dargestellt. Es zeigen:
- Figur 1
- Ein Übungsgeschoß mit eingesetztem Zerlegeelement im Halbschnitt
- Figur 2
- Das Zerlegeelement gemäß Figur 1 mit innenliegender Sollbruchstelle
- Figur 3
- Ein Zerlegeelement anderer Bauart mit innenliegender Sollbruchstelle
- Figur 4
- Ein Zerlegeelement noch anderer Bauart mit außenliegender Sollbruchstelle
- Figur 5
- Ein Zerlegeelement für ein Übungsgeschoß mit innen- und außenliegender Sollbruchstelle
- Figur 6
- Ein Übungsgeschoß mit einem Zerlegeelement nach Figur 3 in Kombination mit Preßkörpern
- Figur 7
- Ein Übungsgeschoß mit Zerlegeelement nach Figur 3 in Kombination mit Preßkörpern und
Zerlege-Formkörpern.
[0012] Das Übungsgeschoß besteht im wesentlichen aus einer Geschoßhaube 2 und einem Geschoßheck
3, welches das Führungsband 4 in einer Ringnut aufnimmt. Die Geschoßhaube 2 und das
Geschoßheck 3 sind durch ein Zerlegeelement 5, welches hohlzylindrisch ausgebildet
ist und zu beiden Seiten eines Mittelbereiches 6 Gewindeansätze 7 und 8 aufweist,
verbunden. Mit dem Gewindeansatz 7 ist das Zerlegeelement 6 in ein entsprechendes
Innengewinde einer Sackbohrung 9 der Geschoßhaube 2 eingeschraubt. Das Geschoßheck
3 ist mit einem Innengewinde der Ausnehmung 10 auf den Gewindeansatz 8 aufgeschraubt.
In dem Beispiel der Figur 1 hat der Mittelbereich 6 des Zerlegeelementes 5 einen gleichen
Außendurchmesser 11 wie die Geschoßhaube 2 und das Geschoßheck 3. Dies bedeutet, daß
der Mittelbereich 6 des Zerlegeelementes 5 ringförmig zwischen den einander zugewandten
Stirnseiten der Geschoßhaube 2 und des Geschoßhecks 3 liegt.
[0013] Das Zerlegeelement 5 nach Figur 1 besitzt eine im Mittelteil 6 innen umlaufende Radialnut
12, die als Radialsollbruchstelle dient, wie dies in Figur 2 deutlich herausgestellt
ist.
[0014] Das Zerlegeelement 5 ist aus einer hochfesten Aluminium-Knetlegierung hergestellt,
welche über eine geringere Temperaturabhängigkeit der Kerbzähigkeit als Stahl verfügt.
Die Restwanddicke 13 der Radialsollbruchstelle 12 ist so bemessen, daß sich das Übungsgeschoß
bei einem Aufprall auf ein Zielmedium sicher in zumindest zwei Teile zerlegt. Dies
ist auch dann gewährleistet, wenn das Übungsgeschoß 1 in einem relativ flachen Auftreffwinkel
von beispielsweise 10° Grad auf ein Zielmedium aufprallt.
[0015] Durch eine konstruktiv günstig gewählte Lage der Trennstelle zwischen der Geschoßhaube
2 und dem Geschoßheck 3 kann die in den meisten Fällen günstigere Ballistik der Geschoßhaube
2 durch eine geringere Restmasse ausgeglichen werden, so daß für die beiden zerlegten
Teile jeweils ähnliche Restflugbahnen und Entfernungen erreichbar sind.
[0016] In Figur 3 ist ein Zerlegeelement 14 in leicht abgewandelter Bauart dargestellt.
Dieses Zerlegeelement 14 unterscheidet sich von dem Zerlegeelement 5 nach Figur 2
bzw. nach Figur 1 dadurch, daß der mittlere Bereich radial nicht über die beiden Gewindeansätze
7 und 8 hinausragt. Der mittlere Bereich 15, an dessen Innenseite wiederum eine umlaufende
Radialsollbruchstelle 12 eingebracht ist, schließt im Außendurchmesser mit dem Innendurchmesser
der Sackbohrung 9 der Geschoßhaube 2 bzw. mit der Ausnehmung 10 im Geschoßheck ab.
Dadurch liegt der Mittelbereich 15 des Zerlegeelementes 14 gemäß den Figuren 6 und
7 innerhalb der Geschoßummantelung, wobei die Radialsollbruchstelle 12 direkt unterhalb
der Trennlinie 16 zwischen der Geschoßhaube 2 und dem Geschoßheck 3 liegt.
[0017] Das Zerlegeelement 17 nach Figur 4 ist ähnlich aufgebaut wie das Zerlegeelement 14
in Figur 3. Als einziger Unterschied besitzt dieses Zerlegeelement 17 eine außenumlaufende
Radialsollbruchstelle 18.
[0018] In Figur 5 ist wiederum ein Zerlegelement 19 im Halbschnitt gezeigt, welches vom
Baukörper her dem Zerlegeelement 14 entspricht. Jedoch sind in dem Zerlegeelement
19 nun eine innenumlaufende und eine außenumlaufende Radialsollbruchstelle 20 bzw.
21 eingebracht.
[0019] Alle vorgenannten Zerlegeelemente 5,14,17 und 19 erfüllen die gestellten Anforderungen
optimal. In allen Fällen wurde in Versuchsreihen an einem Übungsgeschoß aus Stahl
die einwandfreie Zerlegung des Übungsgeschosses 1 in zumindest zwei Teile nachgewiesen.
[0020] Die Figur 6 zeigt wiederum ein Übungsgeschoß 22 mit einer Geschoßhaube 2 und einem
Geschoßheck 3 mit Führungsband 4. Die Geschoßhaube 2 und das Geschoßheck 3 sind wiederum
durch ein Zerlegeelement 23 miteinander verbunden, wobei lediglich die Gewindeansätze
7 und 8 unterschiedliche Durchmesser aufweisen. Die Radialsollbruchstelle 12 liegt
direkt unterhalb der Trennfuge 16 zwischen der Geschoßhaube 2 und dem Geschoßheck
3. Im vorderen Bereich des Übungsgeschosses 2 befinden sind ein oder mehrere Preßkörper
24,25 und 26 aus einem Eisenpulver.
[0021] Das Übungsgeschoß 22 nach Figur 7 ist wiederum mit einem Zerlegeelement 23 versehen,
als einziger Unterschied zur Figur 6 sind in diesem Fall nach Figur 7 zwischen dem
Zerlegeelement 23 und dem Preßkörper 24 kugelförmige Formkörper 27 und 28 von unterschiedlichen
Durchmessern eingesetzt. Durch den Einsatz von Preßkörpern 24,25 und 26 sowie Formkörpern
27 und 28 wird die Zerlegung des Übungsgeschosses 1 bzw. 22 weiter optimiert. Durch
Zurückverlegen der Trennstelle 16 am Übungsgeschoß 22,1 wird dann noch eine relativ
schwere, ballistisch optimierte Geschoßhaube 2 im mehrere unkritische Teile bei Zielaufschlag
zerlegt. Für das Geschoßheck 3 verbleibt dadurch nur noch ein relativ leichter, ballistisch
ungünstig fliegender zylinderähnlicher Restkörper.
[0022] Wie die Figuren 6 und 7 verdeutlichen, dient das Zerlegeelement 23 nicht nur der
Verbindung und Trennung von Geschoßhaube 2 und Geschoßheck 3, sondern erlaubt gleichzeitig
auch eine spielfreie und zum Geschoßheck 3 längentoleranzunabhängige Fixierung von
Füllkörpern 24,25,26,27 und 28 in der Geschoßhaube 2. Eine Bauweise nach Figur 6 bzw.
7 ist technisch aufwendiger als die Bauweise des Übungsgeschosses 1 nach Figur 1.
Hier bleibt es dem Fachmann überlassen, unter Berücksichtigung der an ihn gestellten
Forderungen die richtige Konstruktionsvariante für ein Übungsgeschoß 1 bzw. 22 zu
wählen, welches bei Zielaufprall sich in zumindest zwei Teile zerlegt.
1. Übungsgeschoß für Rohrwaffen, welches in Form und Masse im wesentlichen einem Standard-Übungsgeschoß
bzw. einem Kampfgeschoß entspricht, mit einer Geschoßhaube und einem Geschoßheck mit
Führungsband,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen der Geschoßhaube (2) und dem Geschoßheck (3) ein beide Teile verbindendes
Zerlegeelement (5,14,17,19,23) eingesetzt ist, welches mit zumindest einer innen-
und/oder außenliegenden Radialsollbruchstelle (12,18,20,21) versehen ist.
2. Übungsgeschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Radialsollbruchstelle (12,18,20,21) im Mittelbereich (6,15) des Zerlegeelementes
(5,14,17,19, 23) radial unterhalb der Trennstelle zwischen dem Geschoßheck (3) und
der Geschoßhaube (2) vorgesehen ist.
3. Übungsgeschoß nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Radialsollbruchstelle (12,18,20,21) ringförmig umlaufend am Zerlegeelement
(5,14,17,19,23) angeordnet ist.
4. Übungsgeschoß nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Zerlegeelement (5,14,17,19,23) einen Mittelbereich (6,15) aufweist, dessen
Außendurchmesser gleich oder kleiner dem Außendurchmesser des Geschoßhecks (3) und/oder
der Geschoßhaube (2) ist.
5. Übungsgeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Zerlegeelement (5,14,17,19,23) aus einer hochfesten Aluminium-Knetlegierung
gebildet ist.
6. Übungsgeschoß nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Zerlegeelement (5,14,16,19,23) in der Geschoßhaube (2) eingesetzte Formkörper
(24,25,26, 27,28) toleranzunabhängig fixiert.