[0001] Die Erfindung betrifft einen elektroakustischen Wandler in Flextensional-Technik
der im Oberbegriff des Anspruchs 1 genannten Gattung.
[0002] Elektroakustische Wandler in Flextensional-Technik, kurz Flextensional-Wandler, gekannt,
werden als leistungsstarke, elektroakustische Wandler zur Erzeugung hoher Schalldrücke
bei niedrigen Frequenzen in Wasser eingesetzt. Die Hülle arbeitet als mechanischer
Verstärker, indem sie die vom elektromechanischen Antriebselement in der Ellipsen-Hauptachse
erzeugten schwächeren Schwingungen in eine stärkere Biegebewegung der Hülle entlang
der Ellipsen-Nebenachse umwandelt. Die Art des Antriebselements spielt dabei keine
Rolle (vgl. ABB-Technik 8/9/90, Hydroakustik, "Flextensional-Wandler für die Unterwasserkomunikation").
[0003] Bei bekannten Flextensional-Wandlern der eingangs genannten Art (EP 0 340 674 A2;
US-PS 4 964 106) ist als elektromechanisches Antriebselement ein schwingender piezoelektrischer
Stab im Innern der Hülle längs der Ellipsenhauptachse angeordnet, der sich an der
Hüllenwand in den beiden Hauptscheiteln der Ellipse abstützt. Diese Flextensional-Wandler
werden wegen ihrer hohen Leistung in modernen Unterwasserkommunikationseinrichtungen
und aktiven Sonaranlagen eingesetzt.
[0004] In prozeßtechnischen Verfahren auf dem Gebiet der Sonochemie wird Schall oder Ultraschall
sehr hoher Leistung als Energiequelle für chemische Reaktionen oder für Stoffumwandlungen,
wie z. B. der Zerstörung von Zellsubstanzen in Biomassen, in liquiden Reaktionsmedien,
wie feststoffhaltige Flüssigkeiten, Suspensien, Emulsionen od. dgl., genutzt. Die
bei hohen Schalldrücken im Reaktionsmedium auftretende Kavitation mit den damit verbundenen
extrem hohen Temperaturen, Drücken und Scherkräften im Nahbereich der Kavitationsblasen
ist hierbei der prozeßfördernde Mechanismus. Anwendungsgebiete sind die Aufbereitung
von Klärschlämmen oder Gülle in Abwasserkläranlagen, Reinigung von ölverschmutztem
Wasser u. dgl.
[0005] Für die Schallbehandlung kleiner Mengen des Reaktionsmediums werden kleine Reaktorgefäße
im Batchbetrieb eingesetzt, in denen die Schallenergie durch sog. Sonotroden erzeugt
wird. Sind hingegen größere Mengen des Reaktionsmediums zu behandeln, so werden sog.
Rohrreaktoren verwendet, die eine kontinuierliche Beschallung des Reaktionsmediums
im Durchflußbetrieb ermöglichen. Die Beschallung erfolgt dabei in der Regel durch
eine Vielzahl von Schallwandlern, die auf einem längeren Rohrabschnitt außen um das
Reaktorrohr herum angeordnet sind.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, aus einem Flextensional-Wandler der eingangs
genannten Art einen im sonochemischen Prozeßverfahren zur Beschallung des Reaktionsmediums
einsetzbaren, neuen, hochenergetischen, elektroakustischen Wandler zu schaffen.
[0007] Die Aufgabe ist bei einem Flextensional-Wandler der im Oberbegriff des Anspruchs
1 definierten Gattung erfindungsgemäß durch die Merkmale im Kennzeichenteil des Anspruchs
1 gelöst.
[0008] Mit dem erfindungsgemäßen Flextensional-Wandler wird durch Verlegung des Antriebselements
aus dem Innern der Hülle nach außen und mit dem Hindurchleiten des liquiden Reaktionsmediums
durch die Hülle hindurch das Reaktionsmedium bei unveränderter Energiezufuhr maximaler
Schalleistung ausgesetzt, wodurch die vom Schall hervorgerufene Kavitationswirkung
im Reaktionsmedium wesentlich gesteigert wird. Das Reaktionsmedium wird dabei stetig
durch die im Hülleninnern "fokussierte" Schalleistung hindurchgeführt. Handelt es
sich bei dem Reaktionsmedium beispielsweise um Klärschlamm, so wird dieser aufgrund
der hohen Energie besser aufbereitet, so daß er im anschließenden Faulungsprozeß wesentlich
stärker aufgeschlossen und der Anteil der Biomasse zugunsten einer erhöhten Methangasproduktion
reduziert wird. Gegenüber den bisher verwendeten Rohrreaktoren unterscheidet sich
der neuartige Flextensional-Wandler dadurch, daß die Schallenergie nicht von einer
Vielzahl von peripheren Einzelwandlern durch das Rohr hindurch in das Rohrinnere fokussiert
eingebracht wird, sondern das vom Medium durchflossene Rohr selbst die Schallenergie
abstrahlt. Neben dem wesentlich verbesserten Wirkungsgrad ist auch der Sonoreaktor
wesentlich einfacher herstellbar, da er von dem Wandler selbst und nicht durch eine
ringförmige Anordnung von Wandlern gebildet wird, deren Ausrichtung bezüglich der
Rohrachse hochgenau eingestellt werden muß.
[0009] Zweckmäßige Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Flextensional-Wandlers mit vorteilhaften
Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen.
[0010] Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Einsatz des Flextensional-Wandlers
so erfolgen, daß die stirnseitig offene Hülle in einem vom Reaktionsmedium durchströmten
Behälter eingesetzt ist. Hierdurch wird die Hülle des Flextensional-Wandlers nicht
nur innen, sondern auch außen von diesem umströmt und auch die Außenströmung dem Schallfeld,
wenn auch mit einer geringeren Schallenergie, ausgesetzt.
[0011] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird die Hülle von einem Rohrabschnitt
eines das Reaktionsmedium führenden Rohres mit elliptischem Querschnitt gebildet.
Durch diese konstruktive Maßnahme erfolgt die Schallbehandlung des Reaktionsmediums
während dessen langsamen Durchflusses durch die Transportleitung und eröffnet den
großindustriellen Einsatz des Flextensional-Wandlers. Zur Sicherstellung einer ausreichenden
Energieeinbringung bei einem evtl. größeren oder schnelleren Durchfluß des Reaktionsmediums
durch die Transportleitung wird eine Rohrstrecke der Leitung aus mehreren, jeweils
die Hülle von Flextensional-Wandlern bildenden Rohrabschnitten zusammengesetzt, die
fluchtend hintereinander und miteinander einstückig längs der Rohrstrecke angeordnet
sind.
[0012] Die Erfindung ist anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
im folgenden näher beschrieben. Es zeigen in jeweils schematischer Darstellung
- Fig. 1
- eine Vorderansicht eines Flextensional-Wandlers für die Schallbehandlung von Klärschlamm,
- Fig. 2
- eine perspektivische Darstellung eines Flextensional-Wandlers gemäß einem zweiten
Ausführungsbeispiel,
- Fig. 3
- eine Anordnung von drei Flextensional-Wandlern innerhalb einer Rohrstrecke einer Klärschlamm-Transportleitung,
- Fig. 4
- die Anordnung eines Flextensional-Wandlers gemäß Fig. 2 in einem Klärschlammbehälter.
[0013] Der in Fig. 1 in Vorderansicht schematisch dargestellte Flextensional-Wandler weist
eine im Querschnitt elliptische, Hülle 10 von zylinderförmiger Gestalt sowie zwei
elektromechanische Antriebselemente 11, 12 auf, die sich jeweils an der elliptischen
Hülle 10 in einem der Hauptscheitel 13 bzw. 14 abstützen. Die Antriebselemente 11,
12, die als sog. piezokeramische oder piezoelektrische Schwinger oder sonstige elektromechanische
Wandler ausgebildet sein können, führen Schwingungen in ihrer Hauptachse aus, die
über Verbindungsstäbe 15, 16 auf die Hülle 10 übertragen werden. Die Längsachsen der
Antriebselemente 11, 12 und die Verbindungsstäbe 15, 16 fluchten mit der Hauptachse
der elliptischen Hülle 10.
[0014] Ein modifizierter Flextensional-Wandler ist in Fig. 2 perspektivisch dargestellt.
Während an dem einen Hauptscheitel 13 der zylindrischen Hülle 10 mit elliptischem
Querschnitt nach wie vor das Antriebselement 11 über einen Verbindungsstab 15 angreift,
ist das andere Antriebselement durch eine Gegenmasse 17 ersetzt, die wiederum im Hauptscheitel
14 der Hülle 10 an dieser von außen befestigt ist.
[0015] Bei beiden Flextensional-Wandlern wird das Innere der Hülle von Klärschlamm durchflossen.
Bei Betrieb der Flextensional-Wandler wird durch die schwingenden Antriebselemente
11, 12 bzw. 11 die die Hülle 10 erregende Schwingungskraft von außen an die elliptische
Hülle 10 angelegt und der Schall ins Innere der Hülle 10 abgestrahlt. Der langsam
und stetig durch die Hülle 10 hindurchfließende Klärschlamm wird so mit hochenergetischem
Schall behandelt, wodurch ein großer Teil der organischen Bestandteile des Schlamms
durch die im Schlamm erzeugte Kavitationswirkung zertrümmert wird. Der so behandelte
Klärschlamm kann anschließend im Faulungsprozeß besser aufgeschlossen und damit der
Anteil der Biomassen zugunsten einer erhöhten Methangasproduktion reduziert werden.
[0016] Für eine optimale Einbindung der Schallbehandlung des Klärschlamms in den Aufbereitungsprozeß
im Klärwerk wird die Hülle 10 des Flextensional-Wandlers von einem Rohrabschnitt eines
klärschlammführenden Rohres 18 mit elliptischem Querschnitt gebildet. Dieser Rohrabschnitt
kann beispielsweise in der Klärschlammzuleitung zum Faulturm angeordnet werden. Je
nach Anforderung an das zu beschallende Volumen bzw. an die Durchsatzmenge und die
Durchflußzeit des Klärschlamms sind - wie dies in Fig. 3 dargestellt ist - mehrere
Rohrabschnitte 181, 182, 183, die jeweils die Hülle 10 eines Flextensional-Wandlers
bilden, hintereinander über eine vorgegebene Rohrstrecke fluchtend angeordnet und
miteinander einstückig verbunden, so daß die Schallbehandlung des Klärschlamms über
eine größere Rohrstrecke erfolgt, was zu einer prozentmäßig höheren Aufschließung
des Schlamms führt.
[0017] Selbstverständlich ist es auch bei der Anordnung gemäß Fig. 3 möglich, die Antriebselemente
12 auf der einen Seite des Rohres 18 wie in Fig. 2 durch Gegenmassen zu ersetzen.
[0018] In Fig. 4 ist eine andere Art der Schlammführung bei der Schallbehandlung in Verbindung
mit dem Flextensional-Wandler gemäß Fig. 2 dargestellt. Die stirnseitig offene Hülle
10 des wie in Fig. 2 dargestellten Flextensional-Wandlers, die im einfachsten Fall
ebenfalls ein kurzes Rohrstück sein kann, ist in einen Behälter 20 eingesetzt, der
in Intervallen mit Klärschlamm gefüllt, entleert und wieder mit frischem Klärschlamm
gefüllt wird. Das schwingende Antriebselement 11 ist außerhalb des Behälters 20 angeordnet
und über den in den Klärschlamm eintauchenden Verbindungsstab 15 an die Hülle 10 angekoppelt.
Am gegenüberliegenden Hauptscheitel 14 der Hülle 10 ist wie in Fig. 2 die Gegenmasse
17 angeordnet. Der in den Behälter 20 einströmende Klärschlamm durchströmt das Innere
der Hülle 10 und umströmt die Hülle 10 auch auf deren Außenseite. Im Innern der Hülle
10 wird der Klärschlamm dem hochenergetischen Schallfeld ausgesetzt, ebenso auf der
Außenseite der Hülle 10, wo jedoch die Schallenergie mit zunehmendem Abstand von der
Hülle 10 abnimmt.
[0019] Die Erfindung ist nicht auf das beschriebene Beispiel der Verwendung des Flextensional-Wandlers
zur Schallbehandlung von Klärschlamm in Abwasserkläranlagen beschränkt. So kann anstelle
von Klärschlamm jedes liquide sonochemische Reaktionsmedium verwendet werden. Solche
sonochemischen Reaktionsmedien sind feststoffhaltige Flüssigkeiten, Suspensien, Emulsionen
od. dgl., wie sie beispielsweise Abwässer, Gülle, ölverschmutztes Wasser, aufgeschlämmte
mikrobiologische oder nachwachsende Biomassen od. dgl. darstellen.
1. Elektroakustischer Wandler in Flextensional-Technik (Flextensional-Wandler) mit einer
im Querschnitt elliptischen, hohlzylindrischen Hülle (10) und einem insbesondere elektromechanischen
Antriebselement (11), das in Richtung der Ellipsenhauptachse schwingt und sich dabei
an der Hülle (10) in deren Hauptscheitel (13) abstützt, gekennzeichnet durch seine
Verwendung zur Schallbehandlung eines liquiden, sonochemischen Reaktionsmediums, wie
feststoffbelastete Flüssigkeit, Suspension, Emulsion od. dgl., indem die Abstützung
des Antriebselements (11) an der Hülle (10) auf deren Außenseite in nur einem Hauptscheitel
(13) vorgenommen ist, während im anderen Hauptscheitel (14) der Hülle (10) ein weiteres,
ebenfalls in Richtung der Ellipsenhauptachse schwingendes Antriebselement (12) oder
eine Gegenmasse (17) von außen angreift, und das Reaktionsmedium durch das Innere
der Hülle (10) hindurchfließt.
2. Wandler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülle (10) stirnseitig offen
und in einem vom Reaktionsmedium durchströmten Behälter (20) angeordnet ist.
3. Wandler nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hülle (10) von einem Rohrabschnitt
(181 bis 183) eines das Reaktionsmedium führenden Rohres (18) mit elliptischem Querschnitt
gebildet ist.
4. Anordnung von Flextensional-Wandlern nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere, jeweils die Hülle (10) eines Wandlers bildende Rohrabschnitte (181 bis 183)
über eine vorgegebene Rohrstrecke fluchtend hintereinander und miteinander einstückig
angeordnet sind.