[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Lärm- und stoßarmen Angleichen des Ober-
und Unterwerkzeuges von mechanischen Fressen, insbesondere Pressen zum Umformen von
Blechteilen bei hohen Hubzahlen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Gegenstand
der Erfindung ist weiterhin ein Stößelantrieb für mechanische Pressen mit einer Einrichtung
zur Durchführung des o. g. Verfahrens mit den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruchs
4.
Bei mechanischen Kurbel- bzw. Exzenterpressen entstehen bei hohen Hubzahlen und großen
Ziehtiefen durch den Auftreffstoß negative Auswirkungen auf die Teilequalität und
eine unzulässige Lärmbelastung für den Werker.
Die kostenaufwendigen Gelenk- bzw. Hebelpressen haben den Auftreffstoß gemindert,
dennoch sind insbesondere beim Einsatz von Pneumatikkissen in vielen Fällen zusätzlich
noch Einrichtungen zum Vorbeschleunigen der bewegten Massen erforderlich. Bei Schneidarbeiten
ohne Kissen im Tisch kann auf diese Einrichtungen nicht zurückgegriffen werden.
Es wurden auch Lösungen für den Stößelantrieb vorgeschlagen, die die werkzeugabhängigen
Angleichvorgänge durch eine geeignete Gestaltung der Kinematik im Antriebsmechnismus
(DE 41 30 004 A1) realisieren. Die Variabilität des Aufsetzpunktes führt dabei konstruktiv
zu außerordentlich hohen Anforderungen.
Bei einem weiteren Vorschlag (DE 41 12 942 A1) ist der Stößelantrieb als Innen- und
Außenstößel ausgebildet. Dabei wird der Innenstößel durch steuer- und regelbare Hubzylinder
angetrieben, die am Außenstößel befestigt sind.
Aus den DD 279 639 A1 und DD 295 798 A5 sind zwei Lösungen bekannt, bei denen der
Angleichvorgang durch gesteuerte Hubzylinder, die zwischen den Druckpunkten und dem
Stößel angeordnet sind, realisiert wurde.
[0002] Keine der vorgeschlagenen Lösungen erfüllt die Anforderungen, mit einfachen Mitteln
ein leistungsfähiges und robustes Verfahren für den Angleichvorgang zu schaffen unter
Beachtung eines hohen Wirkungsgrades der Maschine.
[0003] Die Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Einrichtung vorzuschlagen,
nach dem mit einfachen Mitteln und hohem Wirkungsgrad der Angleichvorgang beim Schließen
des Werkzeuges sicher beherrscht wird.
[0004] Erfindungsgemäß wird das durch die Abarbeitung der Verfahrensschritte gemäß den kennzeichnenden
Merkmalen des Anspruchs 1 erreicht. Durch die Merkmale des Anspruchs 2 ist eine noch
bessere Anpassung der Bewegungscharakteristik möglich. Im Anspruch 3 wird ein Verfahren
angegeben, nach dem die optimalen Einstellparameter zur Durchführung des Verfahrens
nach den Ansprüchen 1 und 2 ermittelt werden können.
Ein Stößelantrieb mit einer Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen
1 oder 2 ist im Anspruch 4 beschrieben. Die Ansprüche 5 bis 7 enthalten weitere vorteilhafte
Ausgestaltungen der Einrichtung nach Anspruch 4.
[0005] Als Angleichvorgang wird die Bewegung des Stößels in Bezug zur Druckpunktfläche des
Pleuels bezeichnet. Dieser Angleichvorgang kann nur über den begrenzten Hub der Druckpunktzylinder
erfolgen. Der Angleichvorgang gelingt, wenn folgende Bedingungen erfüllt werden:
1. Der Angleichvorgang muß mit einer ausreichend großen Geschwindigkeit erfolgen.
Da die Richtung der Angleichbewegung der Antriebsbewegung des Stößels entgegengesetzt
ist, verlangsamt sich die Bewegung des Stößels bezüglich des Pressengestells im gleichen
Maße.
2. Die Geschwindigkeit des Stößels muß beim Auftreffen auf das Blechteil ausreichend
klein sein, d.h. die Relativgeschwindigkeit gegenüber den Pleuelstangen soll möglichst
ihr Maximum erreichen.
3. Nach dem Aufsetzen des Stößels auf das Blechteil soll der Stößel in Richtung des
Blechteils wieder ausreichend beschleunigt werden, damit am Ende des Angleichvorgangs
der innere Anschlag mit einer reduzierten Geschwindigkeit erreicht wird.
Zur Beeinflussung des Angleichvorgangs stehen mit der in Fig. 2 dargestellten Schaltungsanordnung
folgende Variablen zur Verfügung:
- Nocken zum Einschalten und Ausschalten des Bremsvorgangs,
- Nocken zur Einleitung und Beendigung des Beschleunigungsvorgangs,
- Drucksollwert für den Druckölspeicher zur Einstellung der erforderlichen Bremskraft.
Damit soll der Hybridantrieb an unterschiedliche Hubzahlen, verschiedene Ziehtiefen,
variable Oberwerkzeugmassen und an verschiedene Ziehkissen- und Verfahrenskräfte anpaßbar
sein.
[0006] Die Ermittlung der optimalen Einstellparameter wird in nachfolgend beschriebener
Verfahrensweise vorgenommen.
Der Angleichvorgang wird in zwei Bereiche unterteilt - in den Brems- und in den Beschleunigungsvorgang.
Sind die Verfahrens- und Ziehkissenkräfte vernachlässigbar klein, so werden für das
Bremsen und das Beschleunigen gleichgroße Wege vorgesehen, also jeweils der halbe
Relativhub.
Zur gezielten Beeinflussung des Bremsvorgangs können folgende modellhafte Überlegungen
zugrunde gelegt werden. Die dominante Größe beim Bremsen ist die kinetische Energie
des Stößels, die durch die Stößelmasse und die momentane Stößelgeschwindigkeit gekennzeichnet
ist. Dem Stößel wird während des Bremsvorgangs eine definierte Kraft entgegengesetzt
(Druck des Hydrauliköls im Druckölspeicher) und über den Bremsweg wird die kinetische
Energie größtenteils in potentielle Energie (Federspannarbeit) umgewandelt. Dabei
treten strömungsbedingte Verluste auf. Die Stößelbewegung läßt sich vereinfacht mit
der Bewegungsgleichung eines schwach gedämpften, schwingungsfähigen Systems 2. Ordnung
beschreiben.
[0007] Die Lösung der Differentialgleichung ist der Relativweg, den der Stößel in Richtung
des Druckpunktes zurücklegt. Bei Einleitung des Bremsvorgangs wird der Stößel vom
Antrieb "abgekoppelt" und verlangsamt seine Geschwindigkeit, bis die gewünschte Auftreffgeschwindigkeit
erreicht ist. In Abhängigkeit von der Bremskraft wird dabei ein bestimmter Bremsweg
zurückgelegt. Der Bremsweg und die Bremsgeschwindigkeit sind als Funktion von der
Zeit und der Bremskraft als Gleichungssytem darstellbar. Die Lösung des Gleichungssystems
gibt die erforderliche Bremskraft und die dazugehörige Bremszeit an, die der Stößel
benötigt, um die gewünschte Auftreffgeschwindigkeit nach dem halben Relativweg zu
erreichen. Damit läßt sich der Kurbelwinkel zum Zeitpunkt des Auftreffens angeben.
Unter der Voraussetzung, daß sich die Hubzahl der Presse während der Abwärtsbewegung
des Stößels nicht ändert, kann der Startpunkt (z.B. durch Nocken) für die Einleitung
des Bremsvorgangs exakt ermittelt werden.
Die Einleitung des Beschleunigungsvorgangs erfolgt unmittelbar nach dem Aufsetzen.
Mit dem Beschleunigen stellen sich die schaltungstechnisch bedingten Zwangsverhältnisse
ein. Der Stößel nimmt unter der Vorraussetzung der Flächengleichheit von Brems- und
Druckpunktzylinder die Hälfte der aktuellen Antriebsgeschwindigkeit an. Damit ist
der innere Anschlag erreicht.
Muß während des Angleichvorgangs mit Ziehkissen- und Verfahrenskräften gerechnet werden,
so spielt die Federsteifigkeit des eingeschlossenen Hydrauliköls eine Rolle. Der hydraulische
Zwanglauf wird erst dann voll wirksam, wenn das Öl in den Rohrleitungen ausreichend
vorgespannt ist. Die Folge ist eine Verzögerung des Beschleunigungsvorgangs, so daß
u.U. der innere Anschlag mit einer größeren Geschwindigkeit als vorgesehen, erreicht
wird. In diesem Fall muß das Verhältnis zwischen Brems- und Beschleunigungsweg derart
geändert werden, daß sich der Beschleunigungsweg verlängert und der Bremsweg sich
verkürzt.
[0008] Nach der in Fig. 3 dargestellten Schaltungsordnung läßt sich der Angleichvorgang
ebenfalls mit drei veränderbaren Parametern an unterschiedliche Hubzahlen, Ziehtiefen
und Kräfte anpassen:
- Nocken zum Ein- und Ausschalten des Bremsvorgangs,
- Drucksollwert für den Druckölspeicher zur Einstellung der Bremskraft,
- Sollwert für das Stetigventil zur Regelung der Angleichgeschwindigkeit.
Im Unterschied zu der in Fig. 2 beschriebenen Schaltung wird der Angleichvorgang
nicht durch Einstellung der Bremskraft und durch die darauf abgestimmte Auslösung
des Bremsvorgangs vorgenommen, sondern der Angleichvorgang wird durch die Soll-Funktionsvorgabe
und Regelung mit dem Stetigventil 10 dem Hybridantrieb "aufgezwungen". Da der Hybridantrieb
zwischen zwei entgegengerichteten, hydraulischen Kräften eingespannt ist, läßt sich
der Angleichvorgang bei ständig wirkender Bremskraft durch Abflußregelung des Öls
aus den Druckpunktzylindern beeinflussen. Die Bremsenergie muß hierbei größer als
die durch die Pressenhubzahl bestimmte kinetische Energie des Stößels sein und ergibt
sich aus der Bewegungscharakteristik des Angleichvorgangs.Aus energetischen Gründen
ist es sinnvoll, die Bremskraft an die sich ändernde Pressenhubzahl anzugleichen.
Die Zeitdauer des gesamten Angleichvorgangs ist abhängig von der Pressenhubzahl und
zusätzlich von der gewünschten Auftreffgeschwindigkeit.
Prinzipiell lassen sich beliebige Bewegungsfunktionen der Rast-in-Rast-Kinematik dem
Hybridantrieb vorgeben. Die beim Beschleunigen gegen das Ziehkissen auftretenden Ziehkissen-
und Verfahrenskräfte beeinflussen den Angleichvorgang solange nicht, wie der Druck
in den Druckpunktzylindern seinen Grenzwert noch nicht erreicht hat.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend an mehreren Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Die zugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- den Verfahrensablauf zur Ermittlung der optimalen Einstellparameter als Blockschaltbild,
- Fig. 2:
- eine Einrichtung zum Bremsen und Beschleunigen durch reversierbare Energiewandlung,
- Fig. 3:
- eine Einrichtung zum Bremsen und Beschleunigen durch Verdrängersteuerung über ein
Stetigventil und die
- Fig. 4-6:
- weitere Varianten für die Ausgestaltung des Stößelantriebes.
[0010] Bei einer Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens sind nach Fig. 2 in den Druckpunkten
des Stößels 4 zwischen den Pleuelstangen und dem Stößel 4 zusätzliche hydraulisch
betätigbare Druckpunktzylinder 1 mit einfachwirkenden Kurzhubkolben 1a angeordnet.
Am Kopfstück 27 sind die Kolbenstangen 2 von Bremszylindern 3 (mit beiderseitigen
Kolbenstangen) angelenkt, während das Gehäuse am Stößel 4 befestigt ist. Die oberen
und unteren Räume der Bremszylinder 3 können durch das Ventil 5 bei Erfordernis gegeneinander
abgesperrt werden. Über ein Rückschlagventil 6 wird bei Bedarf Öl aus dem mit Niederdruck
beaufschlagten, als Kolbenspeicher ausgeführten Druckölspeicher 7 gesaugt. Der Druckölspeicher
8 dient als Energiewandler des zu bremsenden und zu beschleunigenden Stößels 4.
Mit den Einschalten der Pressenkupplung wird das Rückschlagventil 11 entsperrt, so
daß unter dem Vorspanndruck des Druckölspeichers 8 die Kurzhubkolben 1 gespreizt werden,
bevor der Stößel 4 mit dem Oberwerkzeug schließt. Das Sperren des Ventils 5 bewirkt
ein zügiges Bremsen des Stößels 4, indem das Öl aus den oberen Räumen der Bremszylinder
3 in den Druckölspeicher 8 verdrängt wird. Gleichzeitig schieben die Kurzhubkolben
1a das Öl in die unteren Räume der Bremszylinder 3. Bei Bedarf wird Öl vom Druckölspeicher
7 über das Rückschlagventil 6 angesaugt.
Mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit setzt der Stößel 4 mit Oberwerkzeug auf die
Platine 19 auf. Das restliche Öl aus den Druckpunktzylindern 1a wird in die unteren
Räume der Bremszylinder 3 gepreßt. Dadurch erfahren der Stößel 4 mit Oberwerkzeug,
die Platine 19, der Blechhalter 20, die Druckbolzen 21 sowie die nicht dargestellte
Druckbolzenplatte des Ziehkissens eine Beschleunigungskraft gegen das Kopfstück 27,
die solange wirkt, bis die Kurzhubkolben 1a ihren unteren mechanischen Anschlag erreichen.
[0011] Die Wirkungsweise der Schaltung nach Fig. 2 wird nachstehend an Hand der Funktionen
der einzelnen Bauteile näher erläutert.
1. Kurzhubkolben 1a
[0012] Der Hub der Kurzhubkolben 1a repräsentiert den Angleichweg, den der Stößel 4 benötigt,
um auf die Auftreffgeschwindigkeit abgebremst und nach dem Aufsetzen auf die Platine
19 wieder beschleunigt zu werden. Diese Angleichung setzt sich also aus dem Bremsweg
und dem Beschleunigungsweg zusammen. Das Verhältnis von Bremsweg zu Beschleunigungsweg
ist 1:1 wenn keine äußeren Kräfte auf den Stößel 4 wirken, während dieser beschleunigt
wird. Das Steuerungsverfahren sieht es vor, die auf den Stößel 4 wirkenden Verfahrens-
und Kissenkräfte durch eine Veränderung des Verhältnisses von Brems- und Beschleunigungsweg
zu berücksichtigen. Die Fläche der Kurzhubkolben 1a richtet sich nach der maximalen
Beschleunigungskraft, die der Stößel 4 bei einem bestimmten Maximaldruck aufbringen
kann.
2. Bremszylinder 3
[0013] Die Gehäuse der Bremszylinder 3 sind mit dem Stößel 4 fest verbunden. Damit sind
alle Elemente der hydraulichen Schaltung in bzw. am Stößel 4 angeordnet, so daß keine
flexiblen Hydraulikleitungen erforderlich sind, die hydrauliche Verbindungen zwischen
feststehenden und bewegten Teilen der Presse herstellen. Die Kolbenstangen 2 der Bremszylinder
3 sind mindestens an einem Ende fest mit dem Pressengestell verbunden. Die Bremszylinder
3 müssen als Gleichgangzylinder ausgebildet sein, da jeweils beide Zylinderkammern
miteinander kurzgeschlossen sind, wenn der Angleichvorgang nicht stattfindet. Ist
die Kolbenfläche der Kolben der Bremszylinder 3 gleich der Fläche der Kurzhubkolben
1a, so ist die Geschwindigkeit des Stößels 4 am Ende des Angleichvorgangs halb so
groß wie die momentane Geschwindigkeit der Pleuelstangen. Mit dieser Geschwindigkeit
wird der innere Anschlag erreicht. Diese Anschlaggeschwindigkeit läßt sich verringern,
indem die Fläche der Kolben der Bremszylinder 3 kleiner bemessen wird als die der
Kurzhubkolben 1a der Druckpunkte. Aus energetischen Gründen ist jedoch Flächengleichheit
anzustreben.
3. Ventil 5 ("Bremsen")
[0014] Dieses Sitzventil unterbricht den Kurzschluß zwischen Zylinderober- und -unterseite
der Bremszylinder 3 während des gesamten Angleichvorgangs. Es leitet mit seiner Betätigung
den Bremsvorgang ein und muß am Ende des Beschleunigungsvorgangs, wenn das Ölvolumen
aus den Druckpunktzylindern 1 in die Bremszylinder 3 verdrängt wurde, wieder aktiviert
werden. Dies geschieht um ein Überfüllen des Druckölspeichers 8 und das Abspritzen
des überschüssigen Öles über das Speichersicherungsventil zu vermeiden.
4. Rückschlagventil 6 ("Nachsaugen")
[0015] Während des Bremsvorgangs gelangt das Öl aus den oberen Räumen der Bremszylinder
3 in den Druckölspeicher 8. Gleichzeitig ergibt sich für die unteren Räume der Bremszylinder
3 ein Volumenbedarf, der über das Rückschlagventil 6 durch den Druckölspeicher 7 gedeckt
wird. Das Rückschlagventil 6 verhindert jedoch ein Rückfließen der für die Druckpunktzylinder
1 bestimmten Ölmenge in den Druckölspeicher 7, wenn das "Spreizen" des Hydraulikantriebes
eingeleitet wird.
5. Druckölspeicher 7
[0016] Der als Kolbenspeicher ausgeführte Druckölspeicher 7 dient als "Ölreservoir" für
die gesamte hydrauliche Schaltung des Hydraulikantriebs und deckt den während des
Angleichvorgangs auftretenden Volumenbedarf. Der Druckölspeicher 7 ist soweit vorgespannt,
daß die kurzzeitig auftretenden großen Volumenströme nicht zu Unterdruck in der Anlage
führen.
6. Druckölspeicher 8
[0017] Der als Blasenspeicher ausgeführte Druckölspeicher 8 ist vor dem Angleichvorgang
soweit vorgespannt, daß der in ihm herrschende Druck die erforderliche Bremskraft
bewirkt. Er nimmt während des Angleichvorgangs die Ölmenge auf die aus den Bremszylindern
3 verdrängt wird und gibt diese Ölmenge beim "Spreizen" des Hydraulikantriebs an die
Druckpunktzylinder 1 wieder ab. Sind die Flächen der Kolben der Bremszylinder 3 gleich
denen der Kurzhubkolben, muß dem Druckölspeicher 8 über die Pumpe kein zusätzliches
Öl zugeführt werden.
7. Druckbegrenzungsventil 9
[0018] Das Druckbegrenzungsventil 9 ist vorzugsweise als Stetigventil ausgeführt und dient
innerhalb einer Speicherladeregelung zusätzlich der Einstellung des erforderlichen
Bremsdruckes. Ist der Druckölspeicher 8 auf das erforderliche Maß gefüllt, wird die
Pumpe auf drucklosen Umlauf gestellt.
8. Entsperrbares Rückschlagventil 11 ("Spreizen")
[0019] Das entsperrbare Rückschlagventil 11 wird aktiviert, wenn der Ziehvorgang abgeschlossen
ist und der Stößel 4 wieder in seine Ausgangslage gebracht werden muß. D.h., die Druckpunktzylinder
(1) werden wieder gefüllt, indem sie über das entsperrbare Rückschlagventil 11 mit
dem Druckölspeicher 8 verbunden werden.
9. Wegeventil 30 ("Beschleunigen")
[0020] Mit Hilfe des Wegeventils 30 wird das "Beschleunigen", also die zweite Phase des
Angleichvorgangs eingeleitet. Dabei wird durch Umschalten auf ein höheres Druckniveau
dafür gesorgt, daß das aus den Druckpunktzylindern 1 austretende "überschüssige" Öl
nicht mehr über ein Druckbegrenzungsventil in den Druckölspeicher 7, sondern zwangsweise
in die unteren Räume der Bremszylinder 3 gelangt. Somit wird eine "hydrauliche Übersetzung"
aktiviert, die den Stößel 4 mit der halben Geschwindigkeit der Pleuelstangen gegen
das Werkzeug bewegt.
[0021] Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 erfolgt der Bremsvorgang des Stößels 4 mit Oberwerkzeug
analog der Schaltungsanordnung nach Fig. 2 bei geöffneten Rückschlagventil 11. Dieses
entsperrbare Rückschlagventil 11 ist auch während des Beschleunigungsvorgangs zunächst
geöffnet. Es wird geschlossen, bevor die Kurzhubkolben 1a die Endlage erreicht haben.
Das Stetigventil 10 wirkt bis zum Anschlag der Kurzhubkolben 1a als Dämpfungsventil.
[0022] Bei der Ausführung gemäß Fig. 4 ist die Ausbalancierungseinrichtung steuerbar ausgeführt
und bremst den Stößel 4 zum erforderlichen Wegpunkt und mit ausreichender Intensität
nach Entkopplung des Kraftflusses in den Druckpunkten vorübergehend ab. Hierzu ist
zwischen dem Ausbalancierungszylinder 13 und dem Ausgleichsbehälter 14 mindestens
ein Ventil 15 angeordnet. Am Druckraum der Ausbalancierungszylinder 13 sind einerseits
zur Vermeidung unzulässiger Drücke Druckbegrenzungsventile 16 und andererseits mindestens
ein Rückschlagventil 17 zur Verhinderung eines Unterdrucks eingebaut.
Die Kurzhubkolben 1a können ihren Hub zurücklegen, wenn das in den Druckpunktzylindern
1 eingeschlossene Öl über das Schalt- bzw. Stetigventil 18 in den Druckölspeicher
7 gedrückt wird.
Durch die Hubeinleitung über den nicht dargestellten Antrieb geht der Stößel 4 mit
Oberwerkzeug in Schließstellung. Kurbelwinkelabhängig wird das Ventil 15 in Sperrstellung
geschaltet, so daß sich ein erhöhter Druckanstieg im Druckraum der Ausbalancierungszylinder
13 einstellt. Dadurch erhöht sich auch der Hydraulikdruck in den Druckpunktzylindern
1, da das Ventil 18 sich ebenfalls in Sperrstellung befindet. Bevor das Oberwerkzeug
auf die Platine 19 trifft, wird das Ventil 18 kurbelwinkelabhängig geöffnet. Die erhöhte
Ausbalancierkraft ist in der Lage, den Stößel 4 wirksam zu bremsen, wobei der Antrieb
über den Kurzhubkolben 1a das Drucköl aus den Druckpunktzylindern 1 über das Ventil
18 in den Druckölspeicher 7 drückt. Die Signalgabe erfolgt so, daß der Hub des Kurzhubkolbens
1a noch nicht zurückgelegt ist, bevor das Oberwerkzeug die Platine 19 erreicht. Infolge
der Stößelbremsung bei fortschreitender Stößelbewegung reduziert sich die Auftreffgeschwindigkeit
deutlich.
Mit reduzierter Geschwindigkeit werden der Blechhalter 20 mit den Druckbolzen 21 und
die massebehafteten Elemente des Ziehkissens beschleunigt und gleichzeitig die Kissenkraft
überwunden. Während des Ziehvorganges wird das Ventil 15 geöffnet, so daß sich die
Drücke im Ausbalancierzylinder 13 und Ausgleichsbehälter 14 angleichen können. In
Tiefstlage wird das Ventil 15 erneut geschlossen. Durch den Druckzusammenbruch in
den Ausbalancierungszylindern 13 kann der Stößel 4 nicht mehr der Bewegung des Antriebs
der Kurzhubkolben 1a folgen. Dadurch entsteht ein Sog in den Druckpunktzylindern 1
und über das Rückschlagventil 22 bzw. Ventil 18 gelangt das Öl aus dem Druckölspeicher
7 wieder in die Druckpunktzylinder 1 zurück.
Es ist auch denkbar, alternativ die pneumatischen Ausbalancierzylinder 13 und den
Ausgleichsbehälter 14 durch hydrauliche Arbeitszylinder und hydrauliche Druckspeicher
mit zwischengeschalteten Hydraulikventilen zu ersetzen.
[0023] Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 5 wirken hydrauliche Arbeitszylinder 23 kurz vor
dem Auftreffen des Oberwerkzeuges auf das Unterwerkzeug auf den Stößel 4. Die Kolbenstangen
24 können mit dem Stößel 4 gekoppelt oder durch hier nicht dargestellte Verstellspindeln
beaufschlagt werden. Die Arbeitszylinder 23 können auf dem unteren Werkzeugträger,
dem Maschinentisch, im Seitenständer oder am Kopfstück 27 angeordnet sein. Das Stetigventil
25 wird über Steuernocken so aktiviert, daß das Oberwerkzeug auf die Platine 19 trifft,
bevor die Kurzhubkolben 1a ihren Hub zurückgelegt haben. Ist der Hub zurückgelegt,
kann der Druckraum der Arbeitszylinder 23 drucklos gemacht werden. Über das Rückschlagventil
26 wird der Druckraum während des Hochlaufs des Stößels 4 wieder gefüllt, so daß die
Kolbenstangen 24 ihre Ausgangsstellung erreichen.
[0024] Bei einem weiteren Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 6 ist das Gehäuse der Bremszylinder
3 am Stößel 4 montiert, dessen Kolbenstange am Kopfstück 27 angelenkt ist. Im Vorhub
des Stößels 4 erfolgt ein Volumenaustausch des Öles aus dem stangenseitigen in den
anderen Kolbenraum des Bremszylinders 3. Dabei ist das Ventil 5 geöffnet und das Volumendefizit
wird mittels Ausgleichsbehälter 28 aufgehoben. Um den erforderlichen Füllgrad des
Zylinderraumes zu sichern, wird der Ausgleichsbehälter 28 vorgespannt. Ein Druckbegrenzungsventil
29 sichert den stangenseitigen Druckraum des Bremszylinders 3 gegen unzulässige Betriebsdrücke
ab. Zum Abbremsen des Stößels 4 vor dem Aufsetzen des Oberwerkzeuges auf den Blechhalter
20 wird das Ventil 5 geschlossen. Über die eingeschlossene Ölsäule wird eine Bremswirkung
auf den Stößel 4 ausgeübt. Die Relativbewegung zwischen dem Kurzhubkolben 1a und dessen
Anschlag wird erreicht, indem das Ventil 18 geöffnet wird.
1. Verfahren zum lärm- und stoßarmen Angleichen des Ober- und Unterwerkzeuges von mechanischen
Pressen, bei dem die durch den Kurbel- oder Exzenterantrieb erzeugte sinusförmige
Bewegungscharakteristik während bestimmter Phasen des Stößelhubes - vorzugsweise kurz
vor dem Aufsetzen des Oberwerkzeuges auf die Platine (den Blechhalter) - durch eine
mittels zusätzlicher, in Abhängigkeit vom Stößelweg oder Kurbelwinkel der Presse steuerbarer
hydraulischer Arbeitszylinder erzeugte, der Bewegung des Kurbel- bzw. Exzenterantriebes
entgegengerichtete Relativbewegung überlagert wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) kurz vor dem Aufsetzen des Oberwerkzeuges auf das Blechteil zur Erzeugung einer
der Stößelbewegung entgegengerichteten Bremskraft aus mindestens einem zwischen Stößel
(4) und Pressengestell (Tisch, Pressenständer, Werkzeugträger oder Kopfstück) angeordneten
Bremszylinder (3) den Druckluftablaß bzw. den Druckölabfluß absperrt bzw. verzögert
oder den Bremszylinder (3) mit einem Druckölspeicher (8) verbindet,
b) den Druckölabfluß aus den in jedem Druckpunkt zwischen Pleuelstange und Stößel
(4) vorgesehenen hydraulischen Druckpunktzylindern (1) - ggf. über Ventile - bewirkt,
in dem das in den Druckpunktzylindern (1) befindliche Drucköl durch die weitere Abwärtsbewegung
der Pleuelstangen bei abgebremsten Stößel (4) in einen Druckölspeicher (8) oder zumindest
teilweise in den unteren Zylinderraum des Bremszylinders bzw. der Bremszylinder (3)
verdrängt wird,
c) nach Beendigung des Angleichvorganges den Bremszylinder bzw. die Bremszylinder
(3) durch Umschalten der Ventile druckentlastet und
d) während des Stößelrückhubes durch Druckbeaufschlagung der Kurzhubkolben (1a) oder
durch das Aufbringen einer der Stößelbewegung entgegengerichteten Kraft mittels der
Bremszylinder (3) den Kurzhubkolben (1a) wieder in die Ausgangslage bringt.
2. Verfahren zum lärm- und stoßarmen Angleichen des Ober- und Unterwerkzeuges von mechanischen
Pressen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
a) den Angleichvorgang in einen Bremsvorgang - bei dem die Stößelgeschwindigkeit relativ
zur Pleuelstangengeschwindigkeit vermindert wird - und einen Beschleunigungsvorgang
- bei dem die Stößelgeschwindigkeit der Pleuelstangengeschwindigkeit wieder angenähert
wird - aufteilt, wobei man
b) das Verhältnis von Bremsweg und Beschleunigungsweg so einstellt, daß der Bremsweg
und der Beschleunigungsweg jeweils ca. der Hälfte des Hubweges des Kurzhubkolbens
(1a) entspricht und der Bremsvorgang vor dem Aufsetzen des Oberwerkzeuges auf die
Platine (19) beendet ist, und
c) nach dem Aufsetzen des Werkzeuges auf die Platine (19) - zur Beschleunigung des
Stößels (4) einschließlich des Blechhalters mit den wirkverbundenen Elementen des
Ziehkissens auf Angleichgeschwindigkeit und den Druckaufbau im Ziehkissen - mittels
schalt- oder steuerbarer Ventile den weiteren Ölablauf aus den Druckpunktzylindern
(1) verzögert, wobei der Beschleunigungsvorgang abgeschlossen ist, wenn der Kurzhubkolben
(1a) seinen Hubweg vollständig zurückgelegt hat.
3. Verfahren zur Ermittlung der optimalen Einstellparameter zur Durchführung des Verfahrens
nach den Ansprüchen 1 und 2,
gekennzeichnet durch die Abarbeitung der folgenden Verfahrensschritte, wobei einzelne
Schritte in der Reihenfolge austauschbar sind:
a) Vorgabe der Bremskraft, der aktuellen Ziehtiefe, des Verhältnisses von Bremsweg
zu Beschleunigungsweg und der geforderten Auftreffgeschwindigkeit,
b) Ermittlung der Bremszeit, bis die Auftreffgeschwindigkeit erreicht ist,
c) Ermittlung des Bremsweges, der bis zum Erreichen der Auftreffgeschwindigkeit zurückgelegt
wird,
d) Vergleich der Parameter,
e) Ermittlung des Startnockens für die Einleitung des Beschleunigungsvorganges,
f) Ermittlung des Startnockens für die Einleitung des Bremsvorganges und
g) Bestimmung des Abschaltzeitpunktes für den Brems- und den Beschleunigungsvorgang.
4. Stößelantrieb für mechanische Pressen mit einer Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach Anspruch 1, insbesondere für Pressen zum Umformen von Blechteilen bei hohen Hubzahlen,
deren Stößel mittels Pleuelstangen mit dem Kurbel- oder Exzenterantrieb verbunden
sind, wobei zur Realisierung einer der Hubbewegung der Pleuelstangen entgegengerichteten
Relativbewegung des Stößels in jedem Druckpunkt zwischen den Pleuelstangen und dem
Stößel ein zusätzlicher mit Drucköl beaufschlagbarer Kolben in einem Zylinderraum
angeordnet ist, der seinerseits über ein Schaltventil mit einem Druckölspeicher wirkverbunden
ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die in den Druckpunktzylinder (1) angeordneten Kolben als einfachwirkende Kurzhubkolben
(1a) ausgeführt sind und daß als temporär wirkende Stößelbremse mindestens ein hydraulisch
oder pneumatisch wirkender Bremszylinder (3) zwischen Stößel (4) und Pressengestell
(Tisch, Steitenständer, Werkzeugträger oder Kopfstück) angeordnet ist, wobei zum Druckaufbau
während des Angleichprozesses mittels Ventilen der Druckluftablaß bzw. der Druckölabfluß
aus dem Bremszylinder (3) absperrbar bzw. drosselbar oder der Bremszylinder (3) mit
einem Druckölspeicher (8) wirkverbunden ist.
5. Stößelantrieb für mechanische Pressen nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Bremszylinder (3) Hydraulikzylinder mit zweiseitig beaufschlagbaren Kolben
vorgesehen sind, die vorzugsweise im bzw. am Stößel (4) befestigt und deren Kolbenstangen
(2) am Pressengestell gelagert sind, wobei die unteren Zylinderräume der Bremszylinder
(3) mit den Druckpunktzylindern (1) unmittelbar verbunden bzw. über ein Stetigventil
(10) verbindbar sowie zur Realisierung des Ölumlaufes während der (normalen) Stößelbewegung
über ein Schaltventil (5) mit den oberen Zylinderräumen der Bremszylinder (3) kurzgeschlossen
sind und die oberen Zylinderräume zum Aufbau einer der Stößelbewegung entgegengerichteten
Bremskraft während der Angleichphase nach dem Absperren des Schaltventiles (5) über
ein entsperrbares Rückschlagventil (11) mit einem Druckölspeicher (8) wirkverbunden
sind.
6. Stößelantieb für mechanische Pressen nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen den Druckpunktzylindern (1) und den unteren Zylinderräumen der Bremszylinder
(3) ein den Ölabfluß an den Druckpunktzylindern (1) während des Beschleunigungsprozesses
verzögerndes Ventil (10 oder 30) und ein Druckölspeicher (7) mit niedrigerem Öldruck
sowie vor dem Druckölspeicher (7) ein den Druckölabfluß aus dem Druckölspeicher (8)
in den Druckölspeicher (7) während des Spreizens sperrendes Rückschlagventil (11)
angeordnet ist.
7. Stößelantrieb für mechanische Pressen nach Anspruch 4, deren Stößel- und Werkzeugmasse
mittels einer hydraulisch oder pneumatisch wirkenden Ausbalancierungseinrichtung kompensiert
wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausbalancierungszylinder (13) als Bremszylinder mitgenutzt werden, wobei zum
Zwecke einer gezielten Druckerhöhung in den Ausbalancierungszylindern (13) während
des Angleichvorganges zwischen den Ausbalancierungszylindern (13) und den Ausgleichsbehälter
(14) ein das Ausströmen der Druckluft in dieser Phase sperrendes oder das Ausfließen
des Drucköles verzögerndes Ventil (15) angeordnet ist.