[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Entstapeln von nichtferromagnetischen Platinen
mittels vertikal und horizontal bewegbar angeordneten Sauggreifern gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1 sowie eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
[0002] Beim Abheben der Platinen von einem Stapel besteht das Problem, daß gleichzeitig
mehrere aneinanderhaftende Platinen - sogenannte Doppelplatinen - durch die Sauggreifer
erfaßt, vom Stapel abgehoben und der Presse zugeführt werden. Um das Abnehmen von
Doppelplatinen zu vermeiden, ist es erforderlich, die Adhäsionskräfte zwischen den
aneinanderhaftenden Platinen wesentlich zu reduzieren bzw. aufzuheben und ggf. bei
der Trennung der Platinen zu erreichen, daß zwischen den Platinen Luft einströmen
kann. Mechanische Verhakungen durch den Schnittgrat sind ebenfalls aufzuheben.
Zum Entstapeln ferromagnetischer Platinen ist es bekannt (DE-OS 42 02 379), im oberen
Bereich der Platinenstapel als Elektromagnete oder Permanentmagnete ausgeführte Spreizmagnete
anzuordnen, die durch den Aufbau von sich gegenseitig abstoßenden Magnetfeldern ein
zuverlässiges Trennen der jeweils oberen Platinen vom Stapel gewährleisten. Derartige
Lösungen sind für das Entstapeln von nichtferromagnetischen Platinen nicht anwendbar.
Das Vereinzeln und Entstapeln von nichtferromagnetischen Platinen erfolgt bei bekannten
Lösungen der vorstehend genannten Art (DE-PS 12 33 330, DE-OS 28 00 381, EP 0 190
754) durch die Übertragung von Schwingungen (bzw. einer Rüttelbewegung) über die Sauggreifer
auf die Platinen, ggf. unterstützt durch ein zeitweises Anblasen der Stapelkante mittels
eines Druckluftstrahles.
Bei der letztgenannten Lösung (EP 0 190 754) wird auch vorgeschlagen, durch Umbiegen
eines Kantenabschnittes der obersten Platine und Richten eines Luftstromes auf den
umgebogenen Abschnitt während des Zurückführens in die Ebene eine Trennung von Doppelplatinen
zu erreichen.
Nachteilig wirkt es sich bei diesen Lösungen aus, daß die durch die Schwingungen erreichbaren
geringen Lösekräfte bei fest aneinander haftenden Platinen nicht in jedem Fall ausreichen,
um eine zuverlässige Trennung zu erreichen. Das gleiche trifft auch für das zusätzliche
Anblasen der Stapelkante mittels eines Druckluftstrahles zu, so daß trotz eines hohen
Aufwandes ein kontinuierliches Arbeiten derartiger Einrichtungen nicht gewährleistet
ist. Das zeitweise Umbiegen eines Kantenabschnittes der obersten Platine ist aufgrund
der Federeigenschaften nur bei sehr dünnen Platinen anwendbar.
Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, ein Verfahren und eine Einrichtung zur Durchführung
des Verfahrens anzugeben, nach dem ein funktionssicheres, lärmarmes und kostengünstiges
Entstapeln von Platinen aus nichtferromagnetischen Werkstoffen mittels Druckluft ohne
mechanische Einwirkungen auf die Platinen möglich ist, wobei ein hoher Staudruck erzeugt
werden und der Luftstrahl richtungsveränderlich auch während des Hebehubes des Sauggreifers
auf die zu hebende Platine wirken soll.
[0003] Erfindungsgemäß ist das Verfahren durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs
1 genannten Verfahrensschritte realisierbar. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen
des Verfahrens sind in den Ansprüchen 2 bis 6 beschrieben. Eine Einrichtung zur Durchführung
des Verfahrens ist durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs 7 beschriebenen
Merkmale realisierbar. Die Merkmale der Ansprüche 8 und 9 betreffen weitere detaillierte
Ausgestaltungen der Einrichtung.
Für den jeweiligen Platinenstapelwechsel ist die Druckluftdüse auch automatisierbar.
[0004] Die Erfindung wird nachstehend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Die
zugehörigen Zeichnungen zeigen:
- Fig. 1:
- eine schematische Darstellung der Einrichtung in der Seitenansicht,
- Fig. 2:
- die Einrichtung nach Fig. 1 in der Draufsicht,
- Fig. 3:
- Schnittdarstellung der Druckluftdüse
[0005] Die Entstapeleinrichtung (Fig. 1) besteht in einer einfachen Ausführung aus einem
rahmenförmigen Gestell 1 mit in Transportrichtung verlaufenden Führungsschienen 2,
auf denen ein Schlitten 3 verschiebbar gelagert ist. Der Antrieb des Schlittens 3
erfolgt durch mechanische Koppelung mit dem Antrieb der Transfereinrichtung der Presse
9 oder mittels eines separaten Antriebsmotors in bekannter Weise. Im Schlitten 3 ist
eine mit Sauggreifern 4 bestückte Traverse 5 mittels eines separaten Antriebes heb-
und und senkbar gelagert. Unterhalb des Sauggreifers 4 ist mindestens ein mit einem
Platinenstapel 20 beladener Stapelwagen bzw. Stapeltisch 7 mit einer Hubeinrichtung
8 vorgesehen. Die Rungen 6 stehen fest auf dem Rahmen des Stapeltisches 7. Die Hubeinrichtung
8 hebt den Platinenstapel 20 an und führt ihn bei Abarbeitung ständig nach, so daß
ein möglichst konstantes Abgriffniveau gehalten wird. Die Rungen 6 besitzen an ihrem
oberen Ende vorzugsweise je eine schwenkbare Druckluftdüse 10.
[0006] In Fig. 3 sind die Einzelheiten der Druckluftdüse 10 dargestellt. Der Hebel 12 besitzt
in seinem Lagerpunkt ein pneumatisches Schwenklager 13. Das Düsenmundstück 14 ist
speziell gestaltet und auf dem Hebel 12 verschiebbar gelagert. Eine Druckfeder 15
schiebt es nach links zum Platinenstapel 20. Der Querstift 16 hält das Düsenmundstück
14 in seiner dem Platinenstapel 20 zugewandten Endlage und dient der Druckfeder 15
als Widerlager.
Innerhalb des Düsenmundstückes 14 ist für den Querstift 16 ein Langloch eingebracht,
um die Verschiebbarkeit des Düsenmundstückes 14 zu realisieren. Das Düsenmundstück
14 ist in seinen äußeren Konturen so gestaltet, daß die Dichtfläche 17 parallel zur
Außenkante des Platinenstapels 20 verläuft und die Auflagefläche 18 auf dem Platinenstapel
20 zur Auflage kommt, wie in der Stellung I in Figur 3 dargestellt. Der Sauggreifer
4 hebt die Platine bzw. mehrere Platinen in die Kontrollstellung (Anzeige der Kontrollstellung
mit Schalter 11) und damit die Druckluftdüse 10 in Stellung II. Bei weiterem Aufwärtshub
gelangt die Druckluftdüse 10 in Stellung III, in der die Platine an ihr vorbeigeleitet
und von der aus die Druckluftdüse 10 durch Eigengewicht wieder nach unten schwenkt.
Dabei gleitet die schräge Fläche 19 des Düsenmundstückes 14 auf die Stapelkante und
schiebt das Düsenmundstück 14 so weit zurück bis die Dichtfläche 17 an der Stapelaußenfläche
anliegt. Die Druckluftdüse 10 schwenkt weiter nach unten bis die Auflagefläche 18
erneut auf der Stapeloberfläche aufliegt.
[0007] Die Austrittsöffnung für den Luftstrahl im Düsenmundstück 14 ist vorzugsweise länglich
gestaltet, so daß eine Luftstrahlfahne entsteht.
1. Verfahren zum Entstapeln von nichtferromagnetischen Platinen, bei dem die Platinen
mittels vertikal und horizontal bewegbar angeordneten Sauggreifern (4) vom Platinenstapel
(20) abgehoben und ggf. mittels weiterer Zwischenförderer dem Werkzeugraum einer Presse
(9) oder einer anderen Bearbeitungsmaschine zugeführt werden, dadurch gekennzeichnet,
daß vor dem Abgreifen der obersten Platine vom Platinenstapel (20) mehrere positionierbare
Druckluftdüsen (10) auf die Trennfuge zwischen oberster und darunter befindlicher
Platine blasen und nach dem Abgreifen der obersten Platine während des Aufwärtshubes
des Sauggreifers (4) eine Schwenkbewegung nach oben ausführen, wodurch die Trennfuge
aus sich veränderter Richtung angeblasen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Rungen (6) vertikal schwenkbare Druckluftdüsen (10) angeordnet sind, deren
verschiebbares Düsenmundstück (14) durch eine Auflagefläche (18) auf der obersten
Platine exakt positionierbar wird, so daß der Druckluftstrahl zwischen oberste und
nachfolgende Platine bläst und beim Anhebevorgang durch die Sauggreifer (4) die Druckluftdüsen
(10) mittels der Auflagefläche (18) nach oben geschwenkt werden, bis die jeweilige
Auflagefläche (18) an der Platinenaußenkante nach unten vorbeistreift und sich auf
der nächsten Platine wieder auflegt und sich dadurch das jeweilige Düsenmundstück
(14) positioniert.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erhöhung der Druckluftwirkung ein seitliches Entweichen der Druckluft am Platinenstapel
(20) weitgehend verhindert wird, in dem die Druckluftdüse (10) flächig am Platinenstapel
(20) anliegt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Aufwartsbewegung des Sauggreifers (4) anfangs mit geringer Geschwindigkeit
erfolgt, so daß genügend Zeit für das Eindringen der Luft zwischen oberster und nachfolgender
Platine zur Verfügung steht.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Vereinzelungsvorgang während des Aufwärtshubes und blasender Druckluftdüsen
(10) aus unterschiedlicher Richtung erst abgeschlossen ist, wenn durch Blechdickenmessung
angezeigt wird, daß nur eine einzelne Platine sich am Sauggreifer (4) befindet.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Sauggreifers (4) seinen Aufwärtshub zunächst nur bis zu einer Kontrollhöhe
durch elektrische oder pneumatische Signalgabe ausgeführt, in der die Blechdickenmessung
erfolgt und die Druckluftdüsen (10) noch im Eingriff sind, von der aus Wechselhubbewegungen
ausgeführt werden, wenn weitere anhaftende Platinen abzublasen bzw. abzuschütteln
sind und anschließend der Sauggreifers (4) seinen Aufwärtshub bis zur Endposition
fortsetzt.
7. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 mit mindestens einer Hubeinrichtung
(8), die den in Rungen (6) geführten Platinenstapel (20) nachfördert und damit die
Stapeloberfläche mit einer Toleranz von ca. ±10 mm auf Abgriffniveau hält und einem
mindestens vertikal bewegbaren Sauggreifer (4) zum Abheben der Platinen vom Platinenstapel
(20) und Anheben gegen ein oben liegendes Saugband oder Transport zu einer Übergabestation,
dadurch gekennzeichnet,
daß an den Rungen (6) vertikal schwenkbare Druckluftdüsen (10) angeordnet sind, bei
denen auf einem Hebel (12) Düsenmundstücke (14) verschiebbar angeordnet sind, wobei
die Düsenmundstücke (14) platinenstapelseitig neben der vertikal länglich ausgebildeten
Luftaustrittsöffnung eine Auflagefläche (18), eine Dichtfläche (17) und eine schräge
Fläche (19) aufweisen.
8. Einrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Dichtfläche (17) mit geringer Feder- und Druckluftkraft an die jeweilige Außenkantenfläche
des Platinenstapels (20) gedrückt wird.
9. Einrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Antrieb für die Aufwärtsbewegung des Sauggreifers (4) pneumatisch oder hydraulisch
mit gesteuertem Servo-oder Drosselventil oder elektrisch mit Servomotor oder polumschaltbarem
E-Motor erfolgt.