[0001] Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zur seitlichen Führung
einer laufenden Materialbahn mit einem um eine außermittig gelegene Schwenkachse schwenkbaren
Schwenkrahmen und einem ortsfesten Bahnkantan-Auslaufsensor in geringer Entfernung
von der schwenkachsenfernen Umlenkwalze zur Gewinnung eines Lageabweichungssignals
der von dieser Umlenkwalze ablaufenden Bahn für einen auf den Schwenkantrieb des Schwenkrahmens
wirkenden Regelkreis.
Eine solche Vorrichtung ist aus dem Aufsatz "Basic Techniques for Controlling Web
Position" von Sorsen in "Automation", April 1966, S. 105 ff., Fig. 3 (b) bekannt.
[0002] Solche Vorrichtungen haben gewöhnlich zwei vom Schwenkrahmen getragene Umlenkwalzen
und benötigen nur eine kurze Einlauflänge, weil die Schwenkachse etwa in der Ebene
der Mantellinie der schwenkachsennahen Umlenkwalze verläuft, auf die der einlaufende
Materialbahnabschnitt aufläuft, sodaß dieser bei den korrigierenden Schwenkungen nur
eine Torsion, nicht aber einen Seitenversatz erfährt.
[0003] Die schwenkachsenferne Umlenkwalze, über die die Bahn abläuft, führt bei den Schwenkungen
außer ihrer Winkeldrehung auch eine seitliche Translationsbewegung aus, welche einen
sofort wirksamen Proportionalanteil des Regeleingriffs bewirkt, während die Winkeldrehung
des Schwenkrahmens das laufende Band in die gewünschte Sollage bringt.
[0004] Die bekannten Führungsvorrichtungen mit solchen Schwenkrahmen sind nur für eine Bahnlaufrichtung
vorgesehen. Es kommt jedoch in einigen Anwendungsfällen vor, daß die Bahn auch in
umgekehrter Richtung (im Rückwärtsbetrieb) laufen muß und auch in diesem Betriebszustand
eine Bahnkantenführung erforderlich oder gewünscht ist.
[0005] Eine aufwendige Lösung für diese Aufgabe ist es, auf beiden Seiten des Schwenkrahmens
einen Schwenkantrieb vorzusehen und hier zur Bewirkung eines Seitenversatzes angreifen
zu lassen, und auch nahe der Ablaufstelle beider Umlenkwalzen einen ortsfesten Auslaufsensor
vorzusehen. Abhängig von der Bahnlaufrichtung wird dann der Schwenkantrieb auf der
Einlaufseite in der mittigen Stellung arretiert und der zugehörige Bahnkantensensor
abgeschaltet, während der Sensor und der Schwenkantrieb der anderen Seite des Schwenkrahmens
die bekannte Regelung auf der Auslaufseite bewirken. Diese Lösung ist nicht nur wegen
der Notwendigkeit zweier Schwenkantriebe aufwendig, sondern auch deswegen, weil einfache
und vorteilhafte Lagerungs- und Führungskinematiken des Schwenkrahmens nicht verwendet
werden können, wie sie aus DE-PS 26 35 631 oder DE-PS 31 25 852 bekannt sind. Bei
diesen Ausbildungen ist der Schwenkrahmen von Gleitführungselementen so geführt, daß
er nur Bewegungen um einen ortsfest bleibenden Momentanpol als virtuelle Schwenkachse
ausführen kann.
[0006] Eine andere für beide Laufrichtungen gedachte Vorrichtung zur seitlichen Führung
laufender Materialbahnen ist aus DE-AS 21 37 706 bekannt. Bei dieser sind zwei Umlenkwalzen
in einem Schwenkrahmen gelagert, wobei die Schwenkachse mittig zwischen den Walzenachsen
liegt, nämlich das Zentrum der von den Walzenachsen definierten Ebene rechtwinklig
schneidet. In der Nähe beider Ablaufstellen sind ortsfeste Bahnkantensensoren angeordnet,
wobei jeweils der den ablaufenden Bahnabschnitt erfassende Sensor aktiv ist und das
Fehlersignal für einen Regelvorgang zur Beseitigung des Fehlers liefert.
[0007] Auch bei dieser Lösung ist die konstruktive Ausbildung des Schwenkrahmens und seiner
Lagerung schwierig und aufwendig. Es kommt hinzu, daß bei einer Korrekturschwenkung
des Schwenkrahmens auch der einlaufende Bahnabschnitt einer seitlichen Verlagerung
unterworfen wird, was mechanische Beanspruchungen zur Folge hat. Auch entsteht dadurch
im Einlauf ein zusätzlicher Fehler, der durch die Regelung beseitigt werden muß. Diese
weniger günstigen Verhältnisse des Bahnlaufs sind in beiden Laufrichtungen gleichermaßen
vorhanden. Wenn eine der beiden Laufrichtungen den überwiegend stattfindenden primären
Betrieb darstellt, ist dieser dem genannten Nachteil unterworfen.
[0008] Zur vorstehenden Erfindung gehört die Erkenntnis, daß in den meisten Fällen der Verwendung
von in beiden Laufrichtungen wirksamen Vorrichtungen zur seitlichen Materialbahnführung
eine der Laufrichtungen die vorherrschende ist und für diese primäre Laufrichtung
die Regelung wirksam sein sollte, die den einlaufenden Bahnabschnitt keinen seitlichen
Versetzungen unterwirft und deren Regelvorgang ausgeht von einem Seitenlagesignal,
das ein nahe der Ablaufstelle angeordneter ortsfester Bahnkantensensor erzeugt.
[0009] Für die sekundäre Laufrichtung kann dagegen eine seitliche Verlagerung des einlaufenden
Bahnabschnitts hingenommen werden, wobei man sich zur seitlichen Bahnführung für diesen
Fall einer Steuerung bedienen kann, wie sie an sich bei Aufwicklern bekannt ist, beispielsweise
aus der eingangs zitierten Quelle "Basic Techniques for Controlling Web Position",
Fig. 6. In diesem Betriebszustand wird der bekannte und kinematisch vorteilhaft ausführbare
Schwenkrahmen mit außermittiger Schwenkachse in neuartiger Weise eingesetzt und in
einen Steuervorgang einbezogen.
[0010] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist somit die Schaffung einer Vorrichtung zur
Seitenführung einer laufenden Materialbahn, die unter Beibehaltung einer einfachen
und bewährten mechanischen Konstruktion und bekannter Regelungsgüte in der einen Laufrichtung
auch in der anderen Laufrichtung mit befriedigendem Ergebnis der Bahnseitenführung
betrieben werden kann.
[0011] Ausgehend von der eingangs genannten bekannten Ausbildung gelingt die Lösung der
gestellten Aufgabe durch einen zumindest virtuell mit der schwenkachsenfernen Seite
des Schwenkrahmens verbundenen Bahnkanten-Einlaufsensor zur Gewinnung eines Lageabweichungssignals
der im Rückwärtsbetrieb auf die schwenkachsenferne Umlenkwalze auflaufenden Bahn für
einen auf den Schwenkantrieb des Schwenkrahmens wirkenden Steuerkreis.
[0012] Der im Rückwärtsbetrieb wirksame Einlaufsensor ist also in der einfachsten Ausbildung
starr am Schwenkrahmen angebracht und erfaßt somit die Veränderungen der Lage der
überwachten Bahnkante relativ zur schwenkachsenfernen Seite des Schwenkrahmens. Bei
großen Anlagen kann statt einer starren mechanischen Verbindung eine hydraulische
oder elektrische Nachführung verwendet werden. Möglich ist aber auch eine virtuelle
Verbindung, bei der der Bahnkantensensor ortsfest angebracht ist, aber sein Signal
von einem Signal für die Seitenlage der schwenkachsenfernen Seite des Schwenkrahmens
in der Weise überlagert wird, daß ein Signal für nur die genannten Relativveränderungen
gewonnen wird.
[0013] Es versteht sich, daß der Schwenkrahmen anstelle von zwei Umlenkwalzen auch mit nur
einer Umlenkwalze gebaut sein kann, wobei dann statt der schwenkachsennahen und schwenkachsenfernen
Umlenkwalze die Mantellinien der einen Umlenkwalze zu betrachten sind, auf denen die
Materialbahn auf- bzw. abläuft, also eine schwenkachsennahe und eine schwenkachsenferne
Mantellinie. Andererseits kann der Schwenkrahmen anstelle von zwei zur Erhöhung des
Reibschlusses auch drei oder mehr Umlenkwalzen aufweisen.
[0014] Die Erfindung wird nachfolgend durch die Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
anhand der beigegebenen Zeichnung weiter erläutert. Diese zeigt schematisch eine Vorrichtung
zur Seitenführung einer laufenden Materialbahn für Vorwärts- und Rückwärtsbetrieb.
[0015] Auf einem ortsfesten Einbaurahmen 10 ist mittels Gleitführungselementen 13 ein Schwenkrahmen
8 derart geführt und gelagert, daß er Schwenkbewegungen ausführen kann, deren Achse
6 außermittig verläuft, und zwar etwa in der Ebene des im Vorwärtsbetrieb (Pfeil V)
auflaufenden Abschnitts der Materialbahn 12. Der Schwenkantrieb 9 ist als Hydraulikzylinder
angedeutet.
[0016] Im Schwenkrahmen 8 sind zwei Umlenkwalzen 7 und 5 gelagert und die Materialbahn 12
umläuft vor und hinter den Umlenkwalzen des Schwenkrahmens ortsfest gelagerte Festwalzen
11 und 4. Im Vorwärtsbetrieb mit der Laufrichtung V ist 11 die festmontierte Einlaufwalze
und 4 die festmontierte Auslaufwalze.
[0017] In der Nähe der Ablaufstelle der Materialbahn von der schwenkachsenfernen Umlenkwalze
5 ist im Einbaurahmen 10 ein Bahnkantensensor 1 befestigt, der nur im Vorwärtsbetrieb
aktiv ist, d.h. wenn der von ihm überwachte Materialabschnitt der auslaufende Abschnitt
ist, und der deshalb einen Auslaufsensor 1 darstellt.
[0018] Mittels eines Trägers 3 ist ein Bahnkantensensor 2 am Schwenkrahmen 8 so gehalten,
daß er sich in der Nähe der Festwalze 4 befindet. Dieser Sensor ist nur im Rückwärtsbetrieb
(Pfeil R) aktiv und überwacht dann den einlaufenden Abschnitt der Materialbahn, weshalb
er als Einlaufsensor 2 bezeichnet wird.
[0019] Im Vorwärtsbetrieb mit der Bahnlaufrichtung V ist der Sensor 1 aktiv und liefert
das Lageabweichungssignal, das in einem Regelkreis verarbeitet wird, welcher den Schwenkantrieb
9 als Stellglied beaufschlagt und auftretende Bahnlagenabweichungen wegregelt. Dieser
Betrieb unterscheidet sich nicht von dem mit diesen Schwenkrahmen-Seitenführungsvorrichtungen
bekannten und üblichen Betrieb.
[0020] Im Rückwärtsbetrieb ist der Auslaufsensor 1 abgeschaltet und der den jetzt einlaufenden
Materialbahnabschnitt überwachende Einlaufsensor 2 eingeschaltet, der aufgrund seiner
mechanischen Verbindung mit dem Schwenkrahmen 8 dessen seitliche Bewegungen mitmacht
und im Einlauf auftretende Seitenlageabweichungen erfaßt, bevor sie den Schwenkrahmen
8 erreichen. Der Antrieb 9 wird derart angesteuert, daß der Einlaufsensor 2 und damit
die Auflaufstelle auf die schwenkachsenferne Umlenkwalze 5 den Lageänderungen der
Bahnkante folgt, wodurch der Lagefehler beseitigt wird, ohne daß der Erfolg, also
die Bahnkantenlage hinter dem Schwenkrahmen 8 kontrolliert wird. Es handelt sich also
bei diesem Betriebszustand um eine Steuerung.
[0021] Der Schwenkantrieb 9 ist vorliegend in Form eines Hydraulikzylinders angedeutet;
es kann jedoch ein elektromechanischer Antrieb oder ein anderer geeigneter Schwenkantrieb
Verwendung finden.
[0022] Es versteht sich, daß anstelle der mechanischen Verbindung des Einlaufsensors 2 mit
dem Schwenkrahmen 8 bei großen Bahnführungsanlagen auch eine elektrische oder hydraulische
Nachführung des Einlaufsensors 2 Verwendung finden kann, also die Verbindung auf eine
andere geeignete Weise zustandegebracht ist, abgesehen von der bereits beschriebenen
virtuellen Verbindung.
[0023] Es versteht sich auch, daß anstelle einer Bahnkantenführung mit jeweils einem Sensor
für eine Bahnkante eine Bahnmittenführung verwirklicht werden kann, wobei dann für
jede Bahnkante jeweils ein Auslaufsensor und ein Einlaufsensor vorzusehen sind. Es
müßten also anstelle von Sensor 1 zwei Sensoren eingesetzt werden, einer für die rechte
und einer für die linke Bahnkante. Ebenso müßten dann anstelle von Sensor 2 ein rechter
und ein linker Bahnkantensensor vorgesehen werden.
[0024] Die Sensoren selbst können von beliebiger geeigneter Art sein, beispielsweise auch
Diodenzeilenkameras.
1. Vorrichtung zur seitlichen Führung einer laufenden Materialbahn (12) mit einem um
eine außermittig gelegene Schwenkachse (6) schwenkbaren Schwenkrahmen (8) und einem
ortsfesten Bahnkanten-Auslaufsensor (1) in geringer Entfernung von der schwenkachsenfernen
Umlenkwalze (5) zur Gewinnung eines Lageabweichungssignals der von dieser Umlenkwalze
ablaufenden Bahn (12) für einen auf den Schwenkantrieb (9) des Schwenkrahmens (8)
wirkenden Regelkreis,
gekennzeichnet durch einen zumindest virtuell mit der schwenkachsenfernen Seite des
Schwenkrahmens (8) verbundenen Bahnkanten-Einlaufsensor (2) zur Gewinnung eines Lageabweichungssignals
der im Rückwärtsbetrieb (R) auf die schwenkachsenferne Umlenkwalze (5) auflaufenden
Bahn (12) für einen auf den Schwenkantrieb (9) des Schwenkrahmens (8) wirkenden Steuerkreis.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Einlaufsensor (2) in
größerem Abstand zur bahnkantenfernen Umlenkwalze (5) angeordnet ist als der Auslaufsensor
(1).
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Einlaufsensor (2) in
der Nähe einer im Rückwärtsbetrieb (R) dem Schwenkrahmen (8) vorgelagerten Festwalze
(4) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Einlaufsensor (2) ortsfest angeordnet ist und sein Signal mit einem Signal
für die Seitenlage der schwenkachsenfernen Seite des Schwenkrahmens (8) zusammengeführt,
hieraus ein Signal für die Bahnkantenlage relativ zur schwenkachsenfernen Schwenkrahmenseite
ermittelt und dieses zur Ansteuerung des Schwenkantriebs (9) verwendet wird.
5. Vorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, gekennzeichnet
durch eine Lagerung und Führung des Schwenkrahmens (8) auf einem Einbaurahmen (10)
mittels an sich bekannter Gleitführungselemente (13) in der Weise, daß der Momentanpol
der Schwenkrahmenbewegung ortsfest bleibt und mit der Schwenkachse (6) zusammenfällt.