[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Hybridgarn, enthaltend Verstärkungsfilamente
und thermoplastische Matrixfilamente, und daraus hergestellte schrumpffähige und geschrumpfte,
permanent verformbare, z.B. tiefziehfähige, textile Flächengebilde. Ferner betrifft
die Erfindung die durch Verformen der erfindungsgemäßen verformbaren Textilflächen
hergestellten faserverstärkten Thermoplast-Formkörper, die aufgrund der uni- oder
multidirektional angeordneten, im wesentlichen gestreckten Verstärkungsfilamente eine
gezielt einstellbare hohe Festigkeit in einer oder mehreren Richtungen aufweisen.
[0002] Hybridgarne aus unschmelzbaren (z.B. Glas- oder Kohlenstoffaser) und schmelzbaren
Fasern (z.B. Polyesterfaser) sind bekannt. So betreffen beispielsweise die Patentanmeldungen
EP-A-0,156,599, EP-A-0,156,600, EP-A-0,351,201 und EP-A-0,378,381 und die Japanische
Druckschrift JP-A-04/353,525 Hybridgarne aus nichtschmelzbaren Fasern, z.B. Glasfasern,
und thermoplastischen, z.B. Polyester-Fasern.
Auch die EP-A-0,551,832 und die DE-A-2,920,513 betreffen Mischgarne, die allerdings
gebondet werden, vorher aber als Hybridgarn vorliegen. Aus dem Europäischen Patent
EP-B-0,325,153 ist ein textiles Flächengebilde aus Polyestergarnen mit einem Craquelé-Effekt
bekannt, das zum teil aus kaltverstreckten, höher schrumpfenden und zum Teil aus warmverstreckten,
normalschrumpfenden Polyesterfasern besteht. Bei diesem Material wird der Craquelé-Effekt
durch Auslösen des Schrumpfs der höherschrumpfenden Fasern herbeigeführt.
Aus der EP-B-0,336,507 ist ein Verfahren zum Verdichten eines textilen Flächengebildes
aus Polyestergarnen bekannt, das zum teil aus kaltverstreckten, höher schrumpfenden
und zum Teil aus warmverstreckten, normalschrumpfenden Polyesterfasern besteht. Bei
diesem Material wird die Verdichtung durch Auslösen des Schrumpfs der höherschrumpfenden
Fasern herbeigeführt.
[0003] Es ist auch bekannt aus Hybridgarnen, die einen hochschmelzenden oder unschmelzbaren
Filamentanteil und einen thermoplastischen niedriger schmelzenden Filamentanteil aufweisen,
Flächengebilde herzustellen, die durch Erwärmen über den Schmelzpunkt der thermoplastischen,
niedriger schmelzenden Garnkomponente in faserverstärkte, steife Thermoplast-Platten,
sog. "organische Bleche" überführt werden können.
[0004] Verschiedene Wege der Herstellung faserverstärkter Thermoplasthalbzeuge sind beschrieben
worden in Chemiefasern/Textiltechnik 39./91. Jahrgang (1989) Seiten T185 bis T187,
T224 bis T228 und T236 bis T240. Die Herstellung ausgehend von flächenförmigen Textilmaterialien
aus Hybridgarnen wird dort als ein eleganter Weg beschrieben, der den Vorteil bietet,
daß das Mischungsverhältnis von Verstärkungs- und Matrixfasern sich sehr exakt einstellen
läßt und daß die Textilmaterialien sich aufgrund ihrer Drapierfähigkeit gut in Preßformen
einlegen lassen (Chemiefasern/Textiltechnik 39./91. Jahrgang (1989), Seite T186).
Wie aus Seite T238/T239 dieser Publikation hervorgeht, ergeben sich Probleme allerdings
bei der zweidimensionalen Verformung der Textilmaterialien. Da die Dehnungsfähigkeit
der Verstärkungsfäden in der Regel vernachlässigbar klein ist, können Textilflächen
aus herkömmlichen Hybridgarnen, nur noch aufgrund ihrer Bindung verformt werden.
Dieser Verformbarkeit sind jedoch in der Regel enge Grenzen gesetzt, wenn Faltenbildung
vermieden werden soll (T239), eine Erfahrung die durch Computersimulationen bestätigt
wurde.
Der Ausweg, die Textilien aus Verstärkungs- und Matrixfäden in Formen zu pressen ist
mit dem Nachteil behaftet, daß dann eine partielle Stauchung eintritt, was zu einer
Verlagerung und/oder Kräuselung der Verstärkungsfäden, verbunden mit einem Abfall
der Verstärkungswirkung, führt.
Eine weitere in Seite T239/T240 angesprochene Möglichkeit, dreidimensional verformte
Formteile mit unverlagerten Verstärkungsfäden herzustellen, bestünde in der Herstellung
dreidimensional gewebter Vorformlinge, was aber erheblichen maschinellen Aufwand,
sowohl bei der Herstellung der Vorformlinge als auch bei der Thermoplast-Imprägnierung
oder -Beschichtung, bedingt.
[0005] Ein grundsätzlich anderer Weg, faserverstärkte Thermoplastformkörper herzustellen,
besteht darin, eine Textilfläche herzustellen, die im wesentlichen nur aus Verstärkungsgarnen
besteht, diese als Ganze oder in Form von kleineren Abschnitten in Formen einzulegen
oder auf Formen aufzulegen, mit einem geschmolzenen oder in einem Lösungs- oder Dispergiermittel
gelösten oder dispergierten Matrixharz zu imprägnieren und das Harz durch Abkühlen
oder Abdampfen des Lösungas- oder Dispergiermittels auszuhärten.
Diese Methode kann auch in der Weise variiert werden, daß das Verstärkungstextil vor
dem Ein- oder Auflegen in bzw. auf die Form imprägniert wird und/oder daß das Verstärkungstextil
und ein thermoplastisches Matrixharz in geschlossenen Formen unter Druck in die gewünschte
Form gepreßt wird wobei eine Arbeitstemperatur gewählt wird, bei der das Matrixharz
fließt und die Verstärkungsfasern lückenlos einschließt.
Verstärkungstextilien für diese Technologie sind beispielsweise aus dem Deutschen
Gebrauchsmuster 85/21, 108 bekannt. Das dort beschriebene Material besteht aus übereinanderliegenden
Längs- und Querfadenschichten, die durch zusätzliche Längfäden aus thermoplastischem
Material miteinander verbunden sind. Ein ähnliches Verstärkungstextilmaterial ist
aus der EP-A-0,144,939 bekannt. Diese Textilbewehrung besteht aus Kett und Schußfäden,
die mit Fäden aus thermoplastischem Material umwickelt sind, die durch Erhitzen ein
Verschweißen der Verstärkungsfasern bewirken.
[0006] Ein weiteres Verstärkungstextilmaterial ist aus der EP-A-0,268,838 bekannt. Auch
dieses besteht aus einer Schicht von Längfäden und einer Schicht von Querfäden, die
nicht miteinander verwebt sind, wobei jedoch die eine der Fadenlagen ein wesentlich
höheres Hitze-Schrumpfvermögen haben soll, als die andere. Bei dem aus dieser Druckschrift
bekannten Material erfolgt der Zusammenhalt durch Hilfsfäden, die die Schichten der
Verstärkungsfäden nicht verkleben sondern gegeneinander verschiebbar lose aneinander
fixieren.
[0007] Zur Verbesserung der Verformbarkeit von Verstärkungseinlagen dient ein aus der DE-A-4,042,063
bekanntes Verfahren. Bei diesem werden in das als Textilbewehrung vorgesehene Flächengebilde
längenverformbare, nämlich hitzeschrumpfende, Hilfsfäden eingearbeitet. Durch Erwärmen
wird der Schrumpf ausgelöst und das Textilmaterial etwas zusammengezogen, sodaß die
Verstärkungsfäden gewellt oder in loser Umschlingung gehalten werden.
[0008] Aus der DE-A-3,408,769 ist eine Verfahren bekannt zur Herstellung von faserverstärkten
Formkörpern aus thermoplastischem Material, bei dem flexible textile Gebilde eingesetzt
werden, die aus weitgehend unidirektional ausgerichteten Verstärkungsfasern und aus
einer aus thermoplastischen Garnen oder Fasern aufgebauten Matrix bestehen. Diese
Halbzeuge werden bei Ihrer endgültigen Formgebung durch heizbare Profildüsen verformt,
wobei praktisch alle thermoplastischen Fasern aufgeschmolzen werden.
[0009] Ein schichtförmiges Halbzeug zur Herstellung von faserverstärkten, Thermoplast-Formkörpern
ist aus der EP-A-0,369,395 bekannt. Dieses Material besteht aus einer Thermoplastschicht
in die eine Vielzahl beabstandeter paralleler Verstärkungsfäden mit sehr geringer
Reißdehnung eingebettet ist, die in regelmäßigen Abständen Auslenkungen aufweisen,
die ein Fadenreservoir bilden. Bei der Verformung dieser schichtförmigen Halbzeuge
werden die Auslenkungen der Verstärkungfäden gerade gezogen, wodurch das Reißen vermieden
wird.
[0010] Vom fertigungstechnischen Standpunkt her sind solche Halbzeuge am vorteilhaftesten,
die einen textilen Charakter haben, d.h. die drapierfähig sind, und die sowohl die
Verstärkungsfasern als auch das Matrixmaterial enthalten. Besonders vorteilhaft wären
dabei solche, die ein genau festgelegtes Gewichtsverhältnis von Verstärkungsfasern
zu Matrixmaterial aufweisen. Die bisher bekannten drapierfähigen Halbzeuge, die ein
definiertes Verhältnis von Verstärkungsfasern und Matrixmaterial aufweisen, können
zwar in Preßformen eingelegt und zu Formkörpern verpreßt werden, haben aber nach dem
Verformen wegen der Stauchung beim Pressen oft nicht mehr die ideale Anordnung und
Streckung der Verstärkungsfasern.
Verstärkungseinlagen, wie z.B. die aus der DE-A-4,042,063 bekannten, sind zwar dreidimensional
verformbar, z.B. durch Tiefziehen, wobei in der Regel die gewünschte Anordnung und
Streckung der Verstärkungsfasern erreicht werden kann, müssen aber in einem zusätzlichen
Arbeitsgang in das Matrixmaterial eingebettet werden.
Tiefziehfähige faserverstärkte Halbzeuge, wie die aus der EP-A-0,369,395 bekannten,
sind wegen der komplizierten wellenförmigen Anordnung der Verstärkungsgarne schwierig
herzustellen.
[0011] Es wurde nun gefunden, daß man die Nachteile des Standes der Technik weitgehend überwinden
kann durch ein flächenförmiges Halbzeug, das textilen Charakter hat, entweder schrumpffähig
(Halbzeug I) oder das geschrumpft und permanent verformbar, z.B. tiefziefähig,(Halbzeug
II) ist und dabei sowohl die Verstärkungsfasern als auch das Matrixmaterial in definiertem
Gewichtsverhältnis enthält.
Ein solches vorteilhaftes Halbzeug kann durch Weben, Wirken oder Stricken, aber auch
durch Kreuzlegen oder andere bekannte Verfahren zur Herstellung flächenförmiger Textilien
auf bekannten Maschinen hergestellt werden, ausgehend von einem Hybridgarn, das ein
Gegenstand dieser Erfindung ist.
[0012] Im Sinne dieser Erfindung und in der folgenden Beschreibung sind unter den Begriffen
"Fasern", "Fasermaterialien", "Faserbestandteile" und mit diesen Ausdrücken zusammengesetzten
Begriffen auch "Filamente", "Filamentmaterialien", Filamentbestandteile" und damit
zusammengesetzte Begriffe zu verstehen. Unter den "Faser- bzw, Filamentbestandteilen"
sind nicht die Bestandteile der Fasern bzw. Filamente zu verstehen, sondern die faserförmigen
bzw. filamentförmigen Bestandteile der erfindungsgemäßen Hybridgarne, Halbzeuge und
faserverstärkten thermoplastischen Formkörper.
[0013] Das erfindungsgemäße Hybridgarn ist dadurch gekennzeichnet, daß es aus mindestens
zwei Sorten von Filamenten besteht, wobei mindestens eine Sorte (A) einen geringeren
Hitzeschrumpf und mindestens eine Sorte (B) einen höheren Hitzeschrumpf als die übrigen
Filamente des Hybridgarns aufweisen, wobei
- -
- die erste Sorte (A) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter 7,5%
- -
- die zweite Sorte (B) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum über 10% aufweist
und
- -
- ihr Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum so groß ist, daß die Gesamt-Schrumpfkraft
des Anteils der zweiten Sorte von Filamenten ausreicht, eine Kräuselung der vorhandenen,
geringer schrumpfenden Filamente zu erzwingen,
- -
- die gegebenenfalls anwesenden, weiteren Filamentsorten (C) Trockenhitze-Schrumpfmaxima
im Bereich von 2 bis 200% aufweisen
- -
- und wobei mindestens eine der Filamentsorten (B) und/oder (C) des Hybridgarns ein
Thermoplastfilament ist, dessen Schmelzpunkt mindestens 10°C, vorzugsweise 20 bis
100°C, insbesondere 30 bis 70°C unter dem Schmelzpunkt der niedriger schrumpfenden
Komponente des Hybridgarns liegt.
[0014] Zweckmäßigerweise sind die Filamente miteinander verwirbelt. Dies hat den Vorteil,
daß das Hybridgarn wegen des verbesserten Fadenschlusses auf üblichen Maschinen leichter
zu Flächengebilden verarbeitet, z.B. verwebt verstrickt oder verwirkt, werden kann
und daß bei der Herstellung von faserverstärkten thermoplastischen Formkörpern aus
dem flächenförmigen Textilmaterial wegen der innigen Mischung der Verstärkungs- und
der Matrixfasern sehr kurze Fließwege des geschmolzenen Matrixmaterials und eine ausgezeichnete
lückenlose Einbettung der Verstärkungsfilamente in die Thermoplastmatrix resultieren.
Zweckmäßigerweise liegt der Verwirbelungsgrad bei einer Öffnungslänge, gemessen mit
einem Nadeltestgerät ITEMAT (gemäß US-A-2,985,995), von < 200 mm, vorzugsweise im
Bereich von 5 bis 100 mm, insbesondere im Bereich 10 bis 30 mm.
[0015] Das erfindungsgemäße Hybridgarn hat zweckmäßigerweise einen Gesamttiter von 100 bis
24000 dtex, vorzugsweise von 150 bis 18000 dtex, insbesondere von 200 bis 10000 dtex.
[0016] Der Anteil der geringer schrumpfenden Filamente (A) beträgt 20 bis 90, vorzugsweise
35 bis 85, insbesondere 45 bis 75 Gew.-%,
der Anteil der höher schrumpfenden Filamente (B) 10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45,
insbesondere 25 bis 55 Gew.-% und der Anteil weiterer Faserbestandteile 0 bis 70,
vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-% des erfindungsgemäßen Hybridgarns.
[0017] Der Anteil der Thermoplastfaser, deren Schmelzpunkt mindestens 10°C tiefer liegt
als der Schmelzpunkt der gering schrumpfenden Faser, beträgt 10 bis 80, vorzugsweise
15 bis 45, insbesondere 20 bis 40 Gew.-% des erfindungsgemäßen Hybridgarns.
[0018] Um eine ausreichende Tiefziefähigkeit sicherzustellen beträgt die maximale Trockenhitze-Schrumpfdifferenz
ΔS
MAX zwischen der geringer schrumpfenden (A) und der höher schrumpfenden (B) Filamentsorte
mehr als 2,5 %-Punkte, z.B. 2,5 bis 90%-Punkte, vorzugsweise 5 bis 75 %-Punkte, insbesondere
10-60 %-Punkte. Für geringere Ansprüche an die Verformbarkeit, z.B. die Tiefziefähigkeit,
können auch geringere Werte der Trockenhitze-Schrumpfdifferenz gewählt werden.
[0019] Vorteilhafterweise haben die geringer schrumpfenden Filamente (A), die im Endprodukt,
d.h. dem faserverstärkten dreidimensionalen Thermoplastformkörper die Verstärkungsfilamente
bilden, ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter 3%.
Diese geringer schrumpfenden Filamente (A) haben zweckmäßigerweise einen Anfangsmodul
von über 600 cN/tex, vorzugsweise von 800 bis 25000 cN/tex, insbesondere von 2000
bis 20000 cN/tex, eine feinheitsbezogene Höchstzugkraft von über 60 cN/tex, vorzugsweise
von 80 bis 220 cN/tex, insbesondere von 100 bis 200 cN/tex und eine Höchstzugkraftdehnung
von 0,01 bis 20%, vorzugsweise von 0,1 bis 7,0 %, insbesondere von 1,0 bis 5,0 %.
[0020] Im Interesse eines typisch textilen Charakters mit guter Drapierbarkeit weisen die
geringer schrumpfenden Filamente (A) Einzeltiter von 0.1 bis 20 dtex, vorzugsweise
0,4 bis 16 dtex, insbesondere 0,8 bis 10 dtex auf.
In Fällen, in denen die Drapierbarkeit keine große Rolle spielt, können auch Verstärkungsfilamente
mit größeren Einzeltitern als 20 dtex eingesetzt werden.
[0021] Die geringer schrumpfenden Filamente (A) sind entweder anorganische Filamente, oder
Filamente aus sogenannten Hochleistungspolymeren oder vorgeschrumpfte und/oder fixierte
organische Filamente aus anderen, zur Herstellung hochfester Filamente geeigneten
organischen Polymeren.
[0022] Beispiele für anorganische Filamente sind Glasfilamente, Kohlenstoffilamente Filamente
aus Metallen oder Metallegierungen wie Stahl, Aluminium oder Wolfram; Nichtmetallen
wie Bor; oder Metall- oder Nichtmetalloxiden, -carbiden oder nitriden, wie Aluminiumoxid,
Zirkonoxid, Bornitrid, Borcarbid oder Siliciumcarbid; Keramikfilamente, Filamente
aus Schlacke, Stein oder Quarz.
Bevorzugt als anorganische geringer schrumpfende Filamente (A) sind Metall-, Glas-,
Keramik- oder Kohlenstoffilamente, insbesondere Glasfilamente.
[0023] Als geringer schrumpfende Filamente (A) eingesetzte Glasfilamente haben vorzugsweise
Titer von 0,15 bis 3,5 dtex, insbesondere von 0,25 bis 1,5 dtex.
[0024] Filamente aus Hochleistungspolymeren im Sinne dieser Erfindung sind Filamente aus
Polymeren, die ohne oder mit nur geringer Verstreckung, ggf. nach einer dem Spinnvorgang
nachgeschalteten Wärmebehandlung, Filamente mit sehr hohem Anfangsmodul und sehr hoher
Reißfestigkeit (= feiheitsbezogener Höchstzugkraft) liefern. Solche Filamente sind
eingehend beschrieben in Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry, 5.Auflage
(1989), Band A13, Seiten 1 bis 21 sowie Band 21, Seiten 449 bis 456. Sie bestehen
beispielsweise aus flüssigkristallinen Polyestern (LCP), Poly-(bis-benzimidazo-benzophenanthrolin)
(BBB), Poly-(amid-imiden) (PAI), Polybenzimidazol (PBI), Poly-(p-phenylenbenzo-bisoxazol)(PBO),
Poly-(p-phenylenbenzo-bisthiazol)(PBT), Polyetherketon (PEK), Polyetheretherketon
(PEEK), Polyetheretherketonketon (PEEKK), Polyetherimiden (PEI), Polyethersulfon (PESU),
Polyimiden (PI), Aramiden wie Poly-(m-phenylen-isophthalamid)(PMIA), Poly-(m-phenylen-terephthalamid)(PMTA),
Poly-(p-phenylen-isophthalamid)(PPIA), Poly-(p-phenylen-pyromellitimid)(PPPI), Poly-(p-Phenylen)
(PPP), Poly-(phenylensulfid)(PPS), Poly-(p-phenylen-terephthalamid)(PPTA) oder Polysulfon
(PSU).
[0025] Vorzugsweise sind die geringer schrumpfenden Filamente (A) vorgeschrumpfte und/oder
fixierte Aramid-, Polyester-, Polyacrylnitril-, Polypropylen-, PEK-, PEEK- oder Polyoxymethylen-Filamente,
insbesondere vorgeschrumpfte und/oder fixierte Aramidfilamente oder Hochmodul-Polyesterfilamente.
[0026] Die Schrumpffähigkeit der höher schrumpfenden Filamente (B) muß mindestens so groß
sein, daß, wenn ihr Schrumpf (z.B. durch Erhitzen) ausgelöst wird, die Verstärkungsfilamente
gekräuselt werden, d.h. eine wellenförmige Lage annehmen, die bei einer späteren Verformung
eines aus dem erfindungsgemäßen Hybridgarn hergestellten Halbzeugs, bei dem eine Flächenvergrößerung
eintritt, wieder rückgängig gemacht wird, sodaß die Verstärkungsfilamente in dem dreidimensional
verformten, faserverstärkten Thermoplast-Formkörper (Endprodukt) wieder im wesentlichen
in gestreckter Form vorliegen.
Die höher schrumpfenden Filamente (B) weisen zweckmäßigerweise ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum
von über 20% auf. Für Endprodukte mit relativ geringfügiger dreidimensionaler Verformung
kann aber das Trockenhitze-Schrumpfmaximum auch niedriger gewählt werden.
[0027] Wie oben ausgeführt, sollen die stärker schrumpfenden Filamente die Verstärkungsfilamente
so zusammenziehen, daß diese gekräuselt werden, d.h. eine Wellenlinie bilden. Dieser
Aufgabe muß die Schrumpfkraft der stärker schrumpfenden Filamente gerecht werden.
[0028] Die höher schrumpfenden Filamente (B) weisen daher zweckmäßigerweise ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum
von 0,1 bis 3,5 cN/tex, vorzugsweise von 0,25 bis 2,5 cN/tex, auf.
[0029] Die höher schrumpfenden Filamente (B) haben einen Anfangsmodul von über 200 cN/tex,
vorzugsweise von 220 bis 650 cN/tex, insbesondere von 300 bis 500 cN/tex eine feinheitsbezogene
Höchstzugkraft von über 12 cN/tex, vorzugsweise von 40 bis 70 cN/tex, insbesondere
von 40 bis 65 cN/tex
und eine Höchstzugkraftdehnung von 20 bis 50%, vorzugsweise von 15 bis 45 %, insbesondere
von 20 bis 35 %.
[0030] Sie haben, je nach der geforderten Schmiegsamkeit (Drapierfähigkeit) des Halbzeugs
Einzeltiter von 0.5 bis 25 dtex, vorzugsweise 0,7 bis 15 dtex, insbesondere 0,8 bis
10 dtex.
[0031] Die höher schrumpfenden Filamente (B) sind synthetische organische Filamente. Soweit
sie mit dem erforderlichen Trockenhitze-Schrumpfmaximum und der erforderlichen Trockenhitze-Schrumpfspannung
herstellbar sind können sie aus den oben genannten Hochleistungspolymeren bestehen.
Hierbei ist nur zu beachten, daß die oben angegebene Trockenhitze-Schrumpfdifferenz
ΔS
MAX zwischen den Filamentsorten (A) und (B) erreicht wird.Als Beispiel seien Filamente
(B) aus Polyetherimid (PEI) genannt.
Als Polymermaterial, aus denen die höher schrumpfenden Filamente (B) bestehen, kommen
aber auch andere spinnfähige Polymere in Betracht wie z.B. Vinylpolymere wie Polyolefine,
Polyvinylester, Polyvinylether, Polyacryl- und methacrylate, Polyvinylaromaten, Polyvinylhalogenide
sowie die verschiedensten Copolymere, Block- und Pfropfpolymere, Liquid-crystal-Polymere
oder auch Polymergemische.
Spezielle Vertreter dieser Gruppen sind Polyethylen, Polypropylen, Polybuten, Polypenten,
Polyvinylchlorid, Polymethylmethacrylat, Poly-(meth)acrylnitril, ggf. modifiziertes
Polystyrol, oder Mehrphasenkunststoffe wie ABS.
Ferner kommen in Betracht Polyadditions-, Polykondensations-, Polyoxidations-oder
Cyclisierungspolymere. Spezielle Vertreter dieser Gruppen sind Polyamide, Polyurethane,
Polyharnstoffe, Polyimide, Polyester, Polyether, Polyhydantoine, Polyphenylenoxid,
Polyphenylensulfid, Polysulfone Polycarbonate, sowie deren Mischformen, deren Mischungen
und Kombinationen untereinander und mit anderen Polymeren oder Polymer-Vorstufen,
beispielsweise Polyamid-6, Polyamid-6,6, Polyethylenterephthalat oder Bisphenol-A-Polycarbonat.
[0032] Vorzugweise sind die höher schrumpfenden Filamente (B) verstreckte Polyester-, Polyamid-
oder Polyetherimidfilamente.
Besonders bevorzugt als höher schrumpfende Filamente (B) sind Polyester-POY-Filamente
und insbesondere Polyethylenterephthalat-Filamente.
[0033] Besonders bevorzugt ist es, daß die höher schrumpfenden Filamente (B) gleichzeitig
die Thermoplastfilamente (Matrixfilamente) sind, deren Schmelzpunkt mindestens 10°C
unter dem Schmelzpunkt der niedriger schrumpfenden Filamente (Verstärkungsfilamente)
des erfindungsgemäßen Hybridgarns liegt.
[0034] In vielen Fällen wird es gewünscht, daß die aus den erfindungsgemäßen Hybridgarnen
über die flächenförmigen Halbzeuge hergestellten dreidimensional verformten Thermoplast-Formkörper
Hilfs- und Zusatzstoffe, wie z.B. Füller, Stabilisatoren, Mattierungsmittel oder Farbpigmente
enthalten sollen. In diesen Fällen ist es zweckmäßig, daß zumindest eine der Filamentsorten
des Hybridgarns zusätzlich derartige Hilfs- und Zusatzstoffe enthält, in einer Menge
von bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bis zu 12 Gew.-%
des Gewichts der Faserbestandteile.
Vorzugsweise enthält der Anteil der Thermoplastfaser, deren Schmelzpunkt mindestens
10°C tiefer liegt als der Schmelzpunkt der gering schrumpfenden Fasern, d.h. die Matrixfasern,
die zusätzlichen Hilfs- und Zusatzstoffe in einer Menge von bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise
bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bis zu 12 Gew.-% des Gewichts der Faserbestandteile.
Bevorzugte Hilfs-und Zusatzstoffe, die in dem Thermoplast-Faseranteil enthalten sein
können, sind Füller, Stabilisatoren und/oder Pigmente.
[0035] Das oben beschriebene Hybridgarn ist aufgrund der darin enthaltenen schrumpffähigen
Fasersorte (B) insgesamt schrumpffähig. Wird dieses Hybridgarn einer Wärmebehandlung
unterzogen bei einer Temperatur, bei der die Fasersorte (B) schrumpft, so bilden die
Fasern der Sorte (A) eine Kräuselung aus, d.h. sie bilden eine Folge von kleinen oder
größeren Bögen aus, um ihre unveränderte Länge in der nunmehr geringeren Garnlänge
unterzubringen.
Dieses geschrumpfte Garn ist somit dadurch gekennzeichnet, daß die Filamente der Sorte
(A) gekräuselt und die Filamente der Sorte (B) geschrumpft sind. Auch dieses Garn
ist Gegenstand der vorliegenden Erfindung.
[0036] Endprodukte, die aus dem erfindungsgemäßen Hybridgarn hergestellt werden, sind die
faserverstärkten Thermoplastformkörper. Diese werden aus dem Hybridgarn über flächenförmige,
textile Flächengebilde (Halbzeuge I und II) hergestellt, die, wenn die darin enthaltenen
Verstärkungsfilamente in gekräuseltem Zustand vorliegen, dreidimensional permanent
verformbar sind.
[0037] Ein Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch textile Flächengebilde (Halbzeug
I) bestehend aus, oder enthaltend einen ihr Schrumpfvermögen signifikant beeinflussenden
Anteil des oben beschriebenen erfindungsgemäßen Hybridgarns.
Die erfindungsgemäßen Flächengebilde können Gewebe, Gestricke oder Gewirke, stabilisierte
Gelege oder ggf. gebondete Wirrvliese sein.
Vorzugsweise ist das Flächengebilde ein Gewirke oder Gestrick oder ein stabilisiertes,
unidirektionales oder multidirektionales Gelege, insbesondere aber ein Gewebe.
[0038] Im Prinzip können die gewebten Flächen alle bekannten Gewebekonstruktionen aufweisen
wie die Leinwandbindung und deren Ableitungen, wie z.B. Ripse-, Panama-, Gerstenkorn-
oder Scheindreherbindung, die Köperbindung und deren vielfache Ableitungen, von denen
nur beispielsweise Fischgratköper, Flachköper, Flechtköper, Gitterköper, Kreuzköper,
Spitzköper, Zickzackköper, Schattenköper oder Schatten-Kreuzköper genannt seien, oder
die Atlasbindung mit Flottierungen verschiedener Länge. (Wegen der Bindungsbezeichnungen
vergl. DIN 61101) Die Dichte jeder der Gewebeflächen liegt je nach der Anwendung für
die das Material vorgesehen ist und je nach dem Titer der bei der Herstellung eingesetzten
Garne im Bereich von 10 bis 60 Fäden/cm in Kette und Schuß. Innerhalb dieses Bereichs
können die Dichten der Gewebelagen unterschiedlich oder, vorzugsweise, gleich sein.
[0039] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Textilmaterialien
sind die textilen Flächen gewirkt oder gestrickt.
Die gewirkten textilen Flächen können kettengewirkt oder kuliergewirkt sein, wobei
die Konstruktionen durch Henkel oder Flottungen in weitem Umfang variiert sein können.
(Vergl. DIN 62050 und 62056)
Ein gestricktes oder gewirktes erfindungsgemäßes Textilmaterial kann Rechts/Rechts,
Links/Links oder eine Rechts/Links-Maschenstruktur und deren bekannte Varianten sowie
Jacquard-Musterungen aufweisen.
Die Rechts/Rechts-Maschenstruktur beinhaltet beispielsweise auch deren Varianten plattiert,
durchbrochen, gerippt, versetzt, Welle, Fang oder Noppe sowie die Interlock-Bindung
Rechts/Rechts/Gekreuzt.
Die Links/Links-Maschenstruktur beinhaltet beispielsweise auch deren Varianten plattiert,
durchbrochen, unterbrochen, versetzt, übersetzt, Fang oder Noppe. Die Rechts/Links-Maschenstruktur
beinhaltet beispielsweise auch deren Varianten plattiert, hinterlegt, durchbrochen,
Plüsch, Futter, Fang oder Noppe.
[0040] Die Gewebe- oder Maschenbindungen werden nach dem beabsichtigten Einsatzzweck des
erfindungsgemäßen Textilmaterials ausgewählt, wobei rein technische Zweckmäßigkeit
ausschlaggebend, gelegentlich aber auch zusätzlich dekorative Gesichtspunkte berücksichtigt
werden können.
[0041] Wie bereits oben ausgeführt, weisen diese erfindungsgemäßen Flächengebilde dann eine
sehr gute permanente Verformbarkeit, insbesondere Tiefziefähigkeit auf, wenn die darin
enthaltenen Verstärkungsfilamente in gekräuseltem Zustand vorliegen.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind daher permanent verformbare
textile Flächengebilde (Halbzeug II) bestehend aus, oder enthaltend einen ihr Schrumpfvermögen
signifikant beeinflussenden Anteil des Hybridgarns des Anspruchs 1, wobei die geringer
schrumpfenden Filamente (A) des darin enthaltenen Hybridgarns gekräuselt sind.
Vorzugsweise sind die geringer schrumpfenden Filamente des darin enthaltenen Hybridgarns
um 5 bis 60 %, vorzugsweise 12 bis 48 %, insbesondere 18 bis 36 % eingekräuselt.
[0042] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind auch faserverstärkte Formteile, bestehend
aus 20 bis 90, vorzugsweise 35 bis 85, insbesondere 45 bis 75 Gew.-%, eines flächenförmigen
Verstärkungsmaterials aus gering schrumpfenden Filamenten, das eingebettet ist in
10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45, insbesondere 25 bis 55 Gew.-% einer Thermoplastmatrix,
0 bis 70, vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-% weiterer Faserbestandteile
und zusätzlich bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bis zu
12 Gew.-% des Gewichts der Faser- und Matrixbestandteile Hilfs- und Zusatzstoffe.
[0043] Flächenförmige Verstärkungsmaterialien die in die Thermoplastmatrix eingebettet sind,
können aus Scharen paralleler Filamente bestehen, die unidirektional angeordnet oder
z.B. in übereinanderliegenden Schichten multidirektional ausgerichtet und im wesentlichen
gestreckt sind. Sie können aber auch aus Geweben Gewirken oder Gestricken, vorzugweise
aber aus Geweben, bestehen.
[0044] Das erfindungsgemäße faserverstärkte Formteil enthält je nach den Erfordernissen
des Anwendungsfalles als Hilfs-und Zusatzstoffe Füller, Stabilisatoren und/oder Pigmente.
Ein Charakteristikum dieser Formteile ist, daß sie durch Verformung eines textilen
Flächengebildes aus dem oben beschriebenen Hybridgarn, in dem die Verstärkungsfilamente
gekräuselt sind, bei einer Temperatur, die über dem Schmelzpunkt der Thermoplastfilamente
und unter dem Schmelzpunkt der geringer schrumpfenden Filamente liegt, hergestellt
werden.
Dabei ist es von Bedeutung daß sie durch dehnende Verformung hergestellt werden, wobei
die im Halbzeug gekräuselten Verstärkungsfilamente zumindest im Bereich der verformten
Partien gestreckt und geradegezogen werden.
[0045] Der Schmelzpunkt der zur Herstellung des erfindungsgemäßen Hybridgarns eingesetzten
Filamente wurde im Differential Scanning Calorimeter (DSC) mit einer Aufheizgeschwindigkeit
von 10°C/min bestimmt.
Zur Bestimmung des Trockenhitze-Schrumpfs und der Temperatur des maximalen Trockenhitze-Schrumpfs
der eingesetzten Filamente wurde das Filament mit einer Spannung von 0,0018 cN/dtex
belastet und das Schrumpf-Temperatur-Diagramm aufgenommen. Aus dem erhaltenen Kurvenverlauf
können beide Werte entnommen werden.
Zur Bestimmung der maximalen Schrumpfkraft wurde eine Schrumpfkraft-Temperatur-Kurve
kontinuierlich aufgenommen mit einer Aufheizgeschwindigkeit von 10°C/min und mit einer
Ein- und Auslaufgeschwindigkeit des Filaments in den bzw. aus dem Ofen. Aus dem Kurvenverlauf
sind beide gewünschten Werte zu entnehmen.
[0046] Die Bestimmung der Öffnungslänge als Maßzahl für den Grad der Verwirbelung erfolgte
nach dem Prinzip des Nadeltest ("Hook drop test"), beschrieben in US-A-2,985,995 unter
Benutzung eines ITEMAT-Prüfgeräts.
[0047] Ein weiterer Gegenstand dieser Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung des erfindungsgemäßen
Hybridgarns, das dadurch gekennzeichnet ist, daß Filamente (A) mit geringerem Hitzeschrumpf,
Filamenten (B) mit höherem Hitzeschrumpf und ggf. weitere Filamentsorten (C) in einer
Verwirbelungseinrichtung, der sie mit einem Overfeed von 0 bis 50 % zugeleitet werden,
verwirbelt werden, wobei
- die erste Sorte (A) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter 7,5%
- die zweite Sorte (B) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum über 10% aufweist
und
- ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum der höher schrumpfenden Filamente so groß
ist, daß die Gesamt-Schrumpfkraft des Anteils der zweiten Sorte von Filamenten ausreicht,
eine Kräuselung der eingesetzten, geringer schrumpfenden Filamente zu erzwingen,
- die gegebenenfalls eingesetzten, weiteren Filamentsorten (C) Trockenhitze-Schrumpfmaxima
im Bereich von 2 bis 200% aufweisen
- und wobei mindestens eine der Filamentsorten (B) und/oder (C) ein Thermoplastfilament
ist, dessen Schmelzpunkt mindestens 10°C, vorzugsweise 20 bis 100°C, insbesondere
30 bis 70°C unter dem Schmelzpunkt der niedriger schrumpfenden Filamente liegt.
[0048] Die Verwirbelung wird vorzugsweise so eingestellt, daß der Verwirbelungsgrad bei
einer Öffnungslänge von unter 200 mm, vorzugsweise im Bereich von 5 bis 100 mm, insbesondere
im Bereich von 10 bis 30 mm liegt.
[0049] Auch die Verfahrensschritte, die erforderlich sind, um aus dem erfindungsgemäßen
Hybridgarn einen faserverstärkten Thermoplast-Formkörper herzustellen sind Gegenstände
der vorliegenden Erfindung.
[0050] Der erste dieser Schritte ist ein Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes
(Halbzeug I) durch Verweben, Stricken, Wirken, Legen oder Wirrablage des erfindungsgemäßen
Hybridgarns ggf. gemeinsam mit anderen Garnen, wobei das eingesetzte erfindungsgemäße
Hybridgarn die oben beschriebenen Merkmale aufweist und wobei der Anteil des Hybridgarns
so gewählt wird, daß er das Schrumpfvermögen des Flächengebildes signifikant beeinflußt.
Vorzugsweise wird hierbei soviel des erfindungsgemäßen Hybridgarns eingesetzt, daß
der Anteil des Hybridgarns an der Gesamtmenge des verwebten, verstrickten, verwirkten,
gelegten oder wirrabgelegten Garns 30 bis 100 Gew.-%, vorzugsweise 50 bis 100 Gew.-%,
insbesondere 70 bis 100 Gew.-% beträgt.
[0051] Vorzugsweise erfolgt die Herstellung des Flächengebildes durch Weben mit einer Fadendichte
von 4 bis 20 Fäden/cm oder durch unidirektionales oder multidirektionales Legen der
Hybridgarne und Stabilisierung des Geleges durch quergelegte Bindefäden oder durch
örtliches oder ganzflächiges Bonden.
[0052] Der zweite dieser Verarbeitungsschritte des erfindungsgemäßen Hybridgarns zum Endprodukt
besteht in einem Verfahren zur Herstellung eines permanent verformbaren Flächengebildes
(Halbzeug II), wobei nach der Herstellung eines Flächengebildes durch Verweben, Stricken,
Wirken, Legen oder Wirrablage eines Hybridgarns ggf. gemeinsam mit anderen Garnen
das erhaltene Flächengebilde einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur unterhalb
der Schmelztemperatur des am niedrigsten schmelzenden Fasermaterials oder einer Infrarotbehandlung
unterzogen wird bis es zumindest in einer Richtung um 3 bis 120 % seiner Anfangsgröße
geschrumpft wird.
Vorzugsweise wird die Wärmebehandlung bei einer Temperatur von 85 bis 250°C, vorzugsweise
von 95 bis 220°C ausgeführt.
[0053] Besonders bevorzugt und zweckmäßig ist es, das Ausmaß des Schrumpfs, durch entsprechende
Wahl der Temperatur und Dauer der Wärmebehandlung, so einzustellen, daß der Schrumpf
etwa der bei der Verarbeitung zum faserverstärkten Thermoplastformkörper erfolgenden
Dehnung entspricht.
[0054] Alternativ können die erfindungsgemäßen permanent verformbaren Flächengebilde, in
denen die darin enthaltenen Verstärkungsfilamente (A) in gekräuseltem Zustand vorliegen,
selbstverständlich auch dadurch erhalten werden, daß man sie nach den oben beschreibenen
Verfahren durch Weben, Stricken, Wirken, Legen oder Wirrablage eines Hybrisgarns,
ggf. gemeinsam mit anderem Garnen, herstellt unter Einsatz eines erfindungsgemäßen,
geschrumpften Hybridgarns, in dem die Filamente (A) bereits in gekräuselter und die
Filamente (B) in geschrumpfter Form vorliegen, wobei der Anteil des Hybridgarns so
gewählt wird, daß er sie Dehnbarkeit des Flächengebildes signifikant beeinflußt.
Zu beachten ist dabei lediglich, daß die Zugbelastung bei der Herstellung des Flächengebildes
nicht die Streckspannung der erfindungsgemäßen geschrumpften Hybridgarne übersteigt.
[0055] Der letzte Schritt der Verarbeitung des erfindungsgemäßen Hybridgarns besteht in
einem Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten Formteils, bestehend aus 20
bis 90, vorzugsweise 35 bis 85, insbesondere 45 bis 75 Gew.-%, eines vorzugsweise
flächenförmigen Verstärkungsmaterials aus gering schrumpfenden Filamenten, das eingebettet
ist in 10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45, insbesondere 25 bis 55 Gew.-% einer Thermoplastmatrix,
sowie 0 bis 70, vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-% weiterer Faserbestandteile
und zusätzlich bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bis zu
12 Gew.-% des Gewichts der Faser- und Matrixbestandteile Hilfs- und Zusatzstoffe,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß ein oben beschriebenes, erfindungsgemäßes permanent
verformbares textiles Flächengebilde (Halbzeug II) bei einer Temperatur, die über
dem Schmelzpunkt der Thermoplastfilamente und unter dem Schmelzpunkt der gering schrumpfenden
Filamente liegt, hergestellt wird.
[0056] Die folgenden Ausführungsbeispiele veranschaulichen die Herstellung des erfindungsgemäßen
Hybridgarns, der erfindungsgemäßen Halbzeuge I und II und eines erfindungsgemäßen,
faserverstärkten Thermoplast-Formkörpers.
Beispiel 1
[0057] Ein Multifilament-Glasgarn von 2 x 680 dtex und ein Multifilamentgarn aus Polyethylenterephthalat-POY-Garn
vom Titer 5 x dtex 300f64 (= 1500 dtex) werden gemeinsam einer Verwirbelungsdüse zugeführt,
in der sie durch einen Druckluftstrom verwirbelt werden. Das Polyester-POY-Garn hat
ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von 65 %, mit einer Peaktemperatur von 100°C und
ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum von 0,3 cN/tex bei einer Peaktemperatur
von 95°C; sein Schmelzpunkt beträgt 250°C.
Das erhaltene verwirbelte Hybridgarn hat einen Gesamttiter von 2260 dtex; die Öffnungslänge,
gemessen mit dem ITEMAT-Gerät beträgt 19,4 mm. Das Garn hat eine feinheitsbezogene
Festigkeit von 25,8 cN/tex und eine Reißdehnung von 3,5 %.
Proben des Hybridgarns wurden bei 95, 150 oder 220°C 1 Minute geschrumpft. Der dabei
erhaltene Schrumpf betrugt 56-57 %. Das KD-Diagramm der geschrumpften Garne zeigt,
daß zunächst eine Dehnung der PET-Filamente erfolgt. Nach einer Dehnung von 130 -
150 % beginnen die Glasfilamente zu tragen, kurz danach reißt das Garn ab.
Beispiel 2
[0058] Ein Multifilament-Hochmodul-Aramidgarn von dtex 220f200 dtex und ein Multifilamentgarn
aus Polyethylenterephthalat-POY- Garn vom Titer 2 x dtex 111f128 werden gemeinsam
einer Verwirbelungsdüse zugeführt, in der sie durch einen Druckluftstrom verwirbelt
werden.
Das Polyester-POY-Garn hat ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von 65 %, mit einer Peaktemperatur
von 100°C und ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum von 0,3 cN/tex bei einer Peaktemperatur
von 95°C; sein Schmelzpunkt beträgt 250°C.
Das erhaltene verwirbelte Hybridgarn hat einen Gesamttiter von 440 dtex, die Öffnungslänge,
gemessen mit dem ITEMAT-Gerät beträgt 21 mm, der maximale Schrumpf ergibt sich bei
98°C und beträgt 68 %.
[0059] In analoger Weise wie in den Beispielen 1 und 2 beschrieben können die erfindungsgemäßen
Hybridgarne der Tabelle hergestellt werden. Die in der Tabelle benutzten Abkürzungen
haben die folgenden Bedeutungen:
- PET
- = Polyethylenterephthalat; PBT = Polybutylenterephthalat
- PEI
- = Polyetherimid (®ULTEM der Fa. GE Plastics)
- POY
- = Teilorientiertes Garn, gesponnen mit einer Spinnabzugsgeschwindigkeit von 3500 m/min,
unverstreckt.

Beispiel 13
[0060] Aus dem gemäß Beispiel 1 hergestellten Hybridgarn wird ein Gewebe mit Leinwandbindung
angefertigt.
Die Fadendichte beträgt in der Kette 12,6, im Schuß 10,6 Fäden pro cm. Dieses Gewebe
(Halbzeug I) wird im Ofen 1 Minute bei 200°C frei geschrumpft. Dabei ergibt sich ein
Schrumpf von 50 % in Kett- und in Schußrichtung. Das so erhaltene Gewebe (Halbzeug
II) hat eine sehr gute permanente Verformbarkeit. Die maximal mögliche Flächenvergrößerung
beim Tiefziehen liegt bei über 250 %.
Beispiel 14
[0061] Aus dem gemäß Beispiel 1 hergestellten Hybridgarn wird ein Gewebe mit Leinwandbindung
angefertigt.
Die Fadendichte beträgt in der Kette 10,4, im Schuß 10,6 Fäden pro cm. Dieses Gewebe
(Halbzeug I) wird im Ofen 1 Minute bei 200°C auf dem Spannrahmen geschrumpft. Dabei
wird ein Schrumpf von 4 % in Kett- und in Schußrichtung zugelassen.
Das so erhaltene Gewebe (Halbzeug II) hat eine ausreichende permanente Verformbarkeit.
Die mögliche Flächenvergrößerung beim Verformen liegt bei etwa 8 %.
Beispiel 15
[0062] Aus dem gemäß Beispiel 1 hergestellten Hybridgarn wird ein Gewebe mit Leinwandbindung
angefertigt.
Die Fadendichte beträgt in der Kette 7,4, im Schuß 8,2 Fäden pro cm. Dieses Gewebe
(Halbzeug I) wird im Ofen 1 Minute bei 200°C auf dem Spannrahmen geschrumpft. Dabei
wird ein Schrumpf von 12 % in Kettrichtung und von 15 % in Schußrichtung zugelassen.
Das so erhaltene Gewebe (Halbzeug II) hat eine gute permanente Verformbarkeit. Die
mögliche Flächenvergrößerung beim Verformen liegt bei etwa 30 %.
Beispiel 16
[0063] Aus dem gemäß Beispiel 1 hergestellten Hybridgarn wird ein Gewebe mit Leinwandbindung
angefertigt.
Die Fadendichte beträgt in der Kette 12,6, im Schuß 5,2 Fäden pro cm. Dieses Gewebe
(Halbzeug I) wird im Ofen 1 Minute bei 200°C frei geschrumpft. Dabei ergibt sich ein
Schrumpf von 50 % in Kettrichtung, in Schußrichtung ergibt sich kein Schrumpf.
Das so erhaltene Gewebe (Halbzeug II) hat eine gute permanente Verformbarkeit. Die
maximal mögliche Flächenvergrößerung beim Tiefziehen liegt bei ca. 50 %.
Beispiel 17
[0064] Ein gemäß Beispiel 15 hergestelltes Halbzeug II wird in eine Kotflügelform gezogen
und 3 Minuten auf 280°C erwärmt. Nach dem Abkühlen auf etwa 80°C kann der rohe Kotflügel-Formkörper
der Tiefziehform entnommen werden.
Der erhaltene faserverstärkte Thermoplast-Formkörper hat eine ausgezeichnete Festigkeit.
Die Verstärkungsfilamente sind darin sehr gleichmäßig verteilt und weitgehend gestreckt.
[0065] Der Formkörper wird durch Beschneiden, Glätten und Lackieren fertiggestellt.
1. Hybridgarn, bestehend aus mindestens zwei Sorten von Filamenten, wobei mindestens
eine Sorte (A) einen geringeren Hitzeschrumpf und mindestens eine Sorte (B) einen
höheren Hitzeschrumpf als die übrigen Filamente des Hybridgarns aufweisen, dadurch
gekennzeichnet, daß
- die erste Sorte (A) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter 7,5%
- die zweite Sorte (B) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum über 10% aufweist
und
- ihr Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum so groß ist, daß die Gesamt-Schrumpfkraft
des Anteils der zweiten Sorte von Filamenten ausreicht, eine Kräuselung der vorhandenen,
geringer schrumpfenden Filamente zu erzwingen,
- die gegebenenfalls anwesenden, weiteren Filamentsorten (C) Trockenhitze-Schrumpfmaxima
im Bereich von 2 bis 200% aufweisen
- und wobei mindestens eine der Filamentsorten (B) und/oder (C) des Hybridgarns ein
Thermoplastfilament ist, dessen Schmelzpunkt mindestens 10 °C, vorzugsweise 20 bis
100°C, insbesondere 30 bis 70°C unter dem Schmelzpunkt der niedriger schrumpfenden
Komponente des Hybridgarns liegt.
2. Hybridgarn gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Filamente miteinander
verwirbelt sind.
3. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß
es einen Gesamttiter von 100 bis 24000 dtex, vorzugsweise von 150 bis 18000 dtex,
insbesondere von 200 bis 10000 dtex hat.
4. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
der Anteil der geringer schrumpfenden Filamente (A) 20 bis 90, vorzugsweise 35 bis
85, insbesondere 45 bis 75 Gew.-%, der Anteil der höher schrumpfenden Filamente (B)
10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45, insbesondere 25 bis 55 Gew.-% und der Anteil weiterer
Faserbestandteile 0 bis 70, vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-% des
Hybridgarns beträgt.
5. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
der Anteil der Thermoplastfaser, deren Schmelzpunkt mindestens 10°C tiefer liegt als
der Schmelzpunkt der gering schrumpfenden Faser, 10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45,
insbesondere 20 bis 40 Gew.-% des Hybridgarns beträgt.
6. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die maximale Trockenhitze-Schrumpfdifferenz ΔSMAX zwischen der geringer schrumpfenden (A) und der höher schrumpfenden (B) Filamentsorte
mehr als 2,5 %-Punkte, vorzugsweise 5 bis 75 %-Punkte, insbesondere 10-60 %-Punkte
beträgt.
7. Hybridgarn gemaß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die geringer schrumpfenden Filamente (A) ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter
3% aufweisen.
8. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die geringer schrumpfenden Filamente (A) einen Anfangsmodul von über 600 cN/tex, vorzugsweise
von 800 bis 25000 cN/tex, insbesondere von 2000 bis 20000 cN/tex, eine feinheitsbezogene
Höchstzugkraft von über 60 cN/tex, vorzugsweise von 80 bis 220 cN/tex, insbesondere
von 100 bis 200 cN/tex und eine Höchstzugkraftdehnung von 0,01 bis 20%, vorzugsweise
von 0,1 bis 7,0 %, insbesondere von 1,0 bis 5,0 % haben.
9. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die geringer schrumpfenden Filamente (A) anorganische oder vorgeschrumpfte und/oder
fixierte organische Filamente sind.
10. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die geringer schrumpfenden Filamente (A) Metall-, Glas-, Keramik- oder Kohlenstoffilamente
sind.
11. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß die geringer schrumpfenden Filamente (A) Glasfilamente sind.
12. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß die geringer schrumpfenden Filamente (A) vorgeschrumpfte und/oder fixierte Aramidfilamente
oder Hochmodul-Polyesterfilamente sind.
13. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von über
20% aufweisen.
14. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum
von 0,1 bis 3,5 cN/tex, vorzugsweise von 0,25 bis 2,5 cN/tex, aufweisen.
15. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) synthetische organische Filamente sind.
16. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) verstreckte Polyester-, Polyamid- oder Polyetherimidfilamente
sind.
17. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 16, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) Polyester-POY-Filamente sind.
18. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 17, dadurch gekennzeichnet,
daß die höher schrumpfenden Filamente (B) Polyethylenterephthalat-Filamente sind.
19. Hybridgarn gemäß mindestens einem der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekennzeichnet,
daß zumindest eine der Filamentsorten des Hybridgarns zusätzlich Hilfs- und Zusatzstoffe
enthält, in einer Menge von bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere
bis zu 12 Gew.-% des Gewichts der Faserbestandteile.
20. Textiles Flächengebilde bestehend aus, oder enthaltend einen sein Schrumpfvermögen
signifikant beeinflussenden Anteil des Hybridgarns des Anspruchs 1.
21. Textiles Flächengebilde gemäß Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde
ein Gewebe, Gestrick oder Gewirke, ein stabilisiertes Gelege oder ein ggf. gebondetes
Wirrvlies ist.
22. Textiles Flächengebilde gemäß mindestens einem der Ansprüche 20 und 21, dadurch gekennzeichnet,
daß das Flächengebilde ein Gewebe ist.
23. Textiles Flächengebilde gemäß mindestens einem der Ansprüche 20 bis 22, dadurch gekennzeichnet,
daß ein stabilisiertes, unidirektionales Gelege ist.
24. Permanent verformbares textiles Flächengebilde bestehend aus, oder enthaltend einen
sein Schrumpfvermögen signifikant beeinflussenden Anteil des Hybridgarns des Anspruchs
1, wobei die geringer schrumpfenden Filamente (A) des darin enthaltenen Hybridgarns
gekräuselt sind.
25. Permanent verformbares textiles Flächengebilde gemäß Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet,
daß die geringer schrumpfenden Filamente des darin enthaltenen Hybridgarns um 5 bis
60 %, vorzugsweise 12 bis 48 % insbesondere 18 bis 36 % eingekräuselt sind.
26. Faserverstärktes Formteil, bestehend aus 20 bis 90, vorzugsweise 35 bis 85, insbesondere
45 bis 75 Gew.-%, eines flächenförmigen Fasermaterials aus gering schrumpfenden Filamenten,
das eingebettet ist in 10 bis 80, vorzugsweise 15 bis 45, insbesondere 25 bis 55 Gew.-%
einer Thermoplastmatrix, 0 bis 70, vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-%
weiterer Faserbestandteile und zusätzlich bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20
Gew.-%, insbesondere bis zu 12 Gew.-% des Gewichts der Faser- und Matrixbestandteile
Hilfs- und Zusatzstoffe.
27. Faserverstärktes Formteil gemäß Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß es als Hilfs-und
Zusatzstoffe Füller, Stabilisatoren und/oder Pigmente enthält.
28. Faserverstärktes Formte gemäß mindestens einem der Ansprüche 26 und 27, dadurch gekennzeichnet,
daß es durch Verformung eines textilen Flächengebildes des Anspruchs 24 bei einer
Temperatur, die über dem Schmelzpunkt der Thermoplastfilamente und unter dem Schmelzpunkt
der geringer schrumpfenden Filamente liegt, hergestellt wird.
29. Faserverstärktes Formteil gemäß mindestens einem der Ansprüche 26 bis 28, dadurch
gekennzeichnet, daß es durch dehnende Verformung hergestellt wird.
30. Verfahren zur Herstellung eines Hybridgarns des Anspruchs 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Filamente (A) mit geringerem Hitzeschrumpf, Filamenten (B) mit höherem Hitzeschrumpf
und ggf. weitere Filamentsorten (C) in einer Verwirbelungseinrichtung verwirbelt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die erste Sorte (A) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum von unter
7,5%
- die zweite Sorte (B) von Filamenten ein Trockenhitze-Schrumpfmaximum über 10%
aufweist und
- ein Trockenhitze-Schrumpfspannungsmaximum der höher schrumpfenden Filamente so
groß ist, daß die Gesamt-Schrumpfkraft des Anteils der zweiten Sorte von Filamenten
ausreicht, eine Kräuselung der eingesetzten, geringer schrumpfenden Filamente zu erzwingen,
- die gegebenenfalls eingesetzten, weiteren Filamentsorten (C) Trockenhitze-Schrumpfmaxima
im Bereich von 2 bis 200% aufweisen
- und wobei mindestens eine der Filamentsorten (B) und/oder (C) ein Thermoplastfilament
ist, dessen Schmelzpunkt mindestens 10°C, vorzugsweise 20 bis 100°C, insbesondere
30 bis 70°C unter dem Schmelzpunkt der niedriger schrumpfenden Filamente liegt.
31. Verfahren zur Herstellung des textilen Flächengebildes des Anspruchs 20 durch Verweben,
Stricken, Wirken, Legen oder Wirrablage eines Hybridgarns ggf. gemeinsam mit anderen
Garnen, dadurch gekennzeichnet, daß das eingesetzte Hybridgarn die im Anspruch 1 genannten
Merkmale aufweist und daß der Anteil des Hybridgarns so gewählt wird, daß er das Schrumpfvermögen
des Flächengebildes signifikant beeinflußt.
32. Verfahren gemäß Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil des Hybridgarns
an der Gesamtmenge des verwebten, verstrickten, verwirkten, gelegten oder wirrabgelegten
Garns 30 bis 100 Gew.-%, vorzugsweise 50 bis 100 Gew.-%, insbesondere 70 bis 100 Gew.-%
beträgt.
33. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 31 und 32, dadurch gekennzeichnet,
daß die Herstellung des Flächengebildes durch Weben mit einer Fadendichte von 4 bis
20 Fäden/cm erfolgt.
34. Verfahren zur Herstellung eines permanent verformbaren Flächengebildes des Anspruchs
24, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Herstellung eines Flächengebildes durch Verweben,
Stricken, Wirken, Legen oder Wirrablage eines Hybridgarns ggf. gemeinsam mit anderen
Garnen gemäß Anspruch 20, das Flächengebilde einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur
unterhalb der Schmelztemperatur des am niedrigsten schmelzenden Fasermaterials oder
einer Infrarotbehandlung unterzogen wird bis es zumindest in einer Richtung um 3 bis
120 % seiner Anfangsgröße geschrumpft ist.
35. Verfahren gemäß Anspruch 34, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmebehandlung bei einer
Temperatur von 85 bis 250°C, vorzugsweise von 95 bis 220°C ausgeführt wird.
36. Verfahren gemäß mindestens einem der Ansprüche 34 und 35, dadurch gekennzeichnet,
daß das Ausmaß des Schrumpfs, durch entsprechende Wahl der Temperatur und Dauer der
Wärmebehandlung, so eingestellt wird, daß der Schrumpf etwa der bei der Verarbeitung
erfolgenden Dehnung entspricht.
37. Verfahren zur Herstellung eines faserverstärkten Formteils des Anspruchs 26, bestehend
aus 20 bis 90, vorzugsweise 35 bis 85, insbesondere 45 bis 75 Gew.-%, eines flächenförmigen
Fasermaterials aus gering schrumpfenden Filamenten, das eingebettet ist in 10 bis
80, vorzugsweise 15 bis 45, insbesondere 25 bis 55 Gew.-% einer Thermoplastmatrix,
sowie 0 bis 70, vorzugsweise 0 bis 50, insbesondere 0 bis 30 Gew.-% weiterer Faserbestandteile
und zusätzlich bis zu 40 Gew.-%, vorzugsweise bis zu 20 Gew.-%, insbesondere bis zu
12 Gew.-% des Gewichts der Faser- und Matrixbestandteile Hilfs- und Zusatzstoffe,
dadurch gekennzeichnet, daß es durch Verformung eines textilen Flächengebildes des
Anspruchs 12 bei einer Temperatur, die über dem Schmelzpunkt der Thermoplastfilamente
und unter dem Schmelzpunkt der gering schrumpfenden Filamente liegt, hergestellt wird.
38. Verwendung eines Hybridgarns des Anspruchs 1 zur Herstellung eines Flächengebildes
des Anspruchs 20.
39. Verwendung des Flächengebildes des Anspruchs 20 zur Herstellung eines permanent verformbaren
Flächengebildes des Anspruchs 24.
40. Verwendung des permanent verformbaren Flächengebildes des Anspruchs 24 zur Herstellung
eines faserverstärkten Formteils des Anspruchs 26.