[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Aufweiten von Hohlkörpern, insbesondere
von Rohrenden, mit mehr als zwei identischen, um eine Achse "A" angeordneten, im wesentlichen
sektorförmigen Spreizbacken, die durch Trennfugen voneinander getrennt sind und teilzylindrische
Arbeitsflächen aufweisen und mittels einer Antriebseinrichtung in radialer Richtung
zur Achse "A" beweglich in einer Halterung angeordnet sind.
[0002] Die Trennfugen sind dabei von Seitenflächen der Spreizbacken begrenzt und können
zwischen dem Abstand 0 und einem vorgegebenen Maximalwert geöffnet werden.
[0003] Bei einer derartigen, durch die DE-PS 42 02 348 C1 bekannten Vorrichtung werden die
Trennfugen durch planparallele Spalte gebildet, die scharfkantig zu den Arbeitsflächen
stehen. Dies war schon durch den klassischen Herstellprozeß bedingt, bei dem ein Rotationskörper
beispielsweise durch drei diametrale Sägeschnitte in sechs Sektoren zerlegt wurde.
Die Arbeitshübe der besagten Spreizbacken verlaufen in radialer Richtung zu Achse
"A", so daß sich die Trennfugen bzw. Spalte mit zunehmendem Arbeitshub verbreitern.
Obwohl die Arbeitsflächen in der am weitesten geöffneten Stellung der Spreizbacken
in einer oder mehreren Zylinderflächen liegen, fehlt dadurch in zunehmendem Maße die
Unterstützung des Hohlkörpers im Bereich der Trennfugen. Die Form der aufgeweiteten
Hohlkörper, die beispielsweise aus Rohren aus Kupfer oder Kunststoff bestehen, weicht
infolgedessen von der exakten Zylinderform ab, und die scharfen Kanten an den Spalträndern
bilden sich auf der Rohrinnenfläche ab. Die Scharfkantigkeit ergibt sich aus den Herstellverfahren
der Spreizbacken: Ein Rotationskörper wird durch Sägevorgänge in Sektoren zerlegt,
die die Spreizbacken bilden.
[0004] Die Aufweitung erfolgt in den meisten Fällen zu dem Zweck, um in den aufgeweiteten
Hohlkörper einen anderen Hohlkörper einführen und mit dem aufgeweiteten Hohlkörper
verbinden zu können. Sollen also Rohre gleichen Ursprungsdurchmessers und gleicher
Wandstärke miteinander verbunden werden, so muß der Arbeitshub einer jeden Spreizbacke
notwendigerweise der Wandstärke des Rohres entsprechen, gegebenenfalls zuzüglich eines
sogenannten "Kapillar-Spaltes" für die Unterbringung eines Lotes oder eines Klebers.
Es ist dabei erwünscht, daß der Kapillar-Spalt eine möglichst konstante Spaltweite
auf dem gesamten Umfang der Verbindungsstelle besitzt. Dieser Forderung steht der
Spalt bzw. die Trennfuge zwischen den einzelnen Spreizbacken entgegen.
[0005] Kunststoff-Rohre haben im allgemeinen eine größere Wandstärke als Metallrohre gleichen
Außendurchmessers. Infolgedessen ist der Arbeitshub der Spreizbacken dieser Wandstärke
anzupassen, womit notwendigerweise auch die Spaltweite der Trennfugen am Ende des
Aufweitevorgangs vergrößert wird.
[0006] Dieser Vorgang führt insbesondere bei Kunststoff-Rohren zu dem Nachteil, daß sich
die scharfen Kanten an den Übergangslinien zwischen den Seiten-und den Arbeitsflächen
in das Rohrmaterial einprägen. Dieser Vorgang wird noch durch die Eigenschaften einiger
Kunststoffe verstärkt, die sich nach dem Aufweitevorgang zusammenziehen, so daß ein
Teil des Kunststoffes in die Spalte der Trennfugen eindringt. Dieser Vorgang erschwert
die Abdichtung zwischen den zu verbindenden Hohlkörpern erheblich. Außerdem wird der
Kunststoff an den scharfen Kanten leicht überdehnt, was sich bei transparenten oder
transluzenten Kunststoffen durch eine weiße Verfärbung, den sogenannten "Weißbruch",
äußert. Weißbruch kann leicht zum Ausgangspunkt von Brüchen werden (Stoeckhart "Kunststoff-Lexikon",
1981, S. 556).
[0007] Durch die DE-C-519 535 ist es bekannt, bei einer Rohraufweitezange mit zwei Spreizbacken
die kreisbogenförmigen Endkanten der Grundbacken und von zusätzlichen Aufsatzbacken
abzurunden. Über die Ausbildung der achsparallelen Kanten der Spreizbacken ist nichts
ausgesagt. Mit einem solchen Werkzeug können zylindrische Aufweitungen nur durch absatzweises
Drehen und schrittweises Betätigen der Aufweitezange hergestellt werden. Bei großem
Aufweiteweg der am Ausgabetag der Schrift wegen des Fehlens geeigneter Rohrwerkstoffe
nicht zur Diskussion stand, würden sich an den achsparallelen Kanten scharfkantige
Einprägungen im Rohrwerkstoff ergeben.
[0008] Auch bei dem Spreizdorn nach der DE 42 20 794 A1 sind nur an den freien Enden der
Spreizbacken Anfasungen vorgesehen, so daß sich bezüglich der achsparallelen Kanten
die gleichen Probleme ergeben.
[0009] Die WO 84/00120 offenbart einen Rohrexpander mit teilweise kegelstumpfförmigen Spreizbacken,
die nur kurze Zylinderflächen aufweisen und die als Sektoren ausgebildet sind und
beim Expandieren Schwenkbewegungen ausführen. Um Abweichungen von der Zylinderform
des Rohres und Ziehriefen in der inneren Oberfläche des Rohres zu vermeiden, sind
alternierend unterschiedlich geformte und unterschiedlich lange Sektoren vorgesehen,
die als Haupt- und Nebenbacken bezeichnet sind, um etwaige Spalte zwischen den Expanderbacken
auszufüllen. Der Aufbau solcher Expanderköpfe und ihrer Steuerung ist kompliziert,
weil die unterschiedlichen Expanderbacken zeitweise axiale Relativbewegungen gegeneinander
ausführen müssen. Sämtliche Spreizbacken haben Anfasungen nur an ihren kreisbogenförmigen
Enden, nicht an den zur Achse zumindest teilweise parallel verlaufenden Längskanten.
Solche Expansionsköpfe können nur in Verbindung mit speziell hierfür ausgebildeten
komplex aufgebauten Expanderzangen verwendet werden, nicht aber als Nachrüstelemente
für bereits auf dem Markt befindlichen Expanderzangen. Vor allem aber muß der Expansionsvorgang
progressiv durch Herausziehen der gespreizten Expanderbacken aus dem Rohr durchgeführt
werden, um eine einigermaßen zylindrische Aufweitung zu erzeugen. Vor dem Aufweitevorgang
muß das Rohr mit den Expanderbacken gegen eine Federkraft gegen die Expanderzange
verschoben werden, um das Gerät in Arbeitsbereitschaft zu versetzen. Dadurch gestaltet
sich das Gerät im Aufbau kompliziert und der Arbeitsvorgang gewöhnungsbedürftig und
zeitaufwendig.
[0010] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine einfach aufgebaute und zu bedienende
Vorrichtung der eingangs beschriebenen Gattung anzugeben, mit der eine möglichst schonende
Aufweitung des Hohlkörpers erzeugt werden kann und die in Verbindung mit herkömmlichen
Expanderzangen verwendet werden kann.
[0011] Die Lösung der gestellten Aufgabe erfolgt bei der eingangs beschriebenen Vorrichtung
erfindungsgemäß dadurch, daß die Spreizbacken beiderseits einer jeden Trennfuge an
den achsparallelen Kanten gebrochen sind.
[0012] Derartige identische Spreizbacken sind mehr als zweifach vorhanden, vorzugsweise
mindestens vierfach, üblicherweise sechsfach oder achtfach.
[0013] Das Brechen der Kanten kann durch eine beliebige geometrische Formgebung erfolgen,
beispielsweise durch Anfasen, Abrunden, auch durch einen chemischen Ätzvorgang oder
Präzisionsgießen. Es hat sich überraschend gezeigt, daß schon geringe Abweichungen
von einem scharfen Winkel von 90° zwischen Spaltwand und Arbeitsfläche das Fließen
des Werkstoffs erleichtern und eine "Abbildung" der Kanten auf der inneren Rohroberfläche
sowie den gefürchteten Weißbruch bei Kunststoffen verhindern.
[0014] Als Antriebseinrichtung für die Spreizbacken wird üblicherweise ein sogenannter Spreizdorn
verwendet, der ein kegelstumpf- oder pyramidenstumpfförmiges Ende besitzt und in axialer
Richtung in einen entsprechend geformten Hohlraum zwischen den Spreizbacken eingeführt
wird. Dadurch wird die axiale Bewegung des Spreizdorns über entsprechend ausgebildete
Gleitflächen in einen einzigen, ausschließlich radialen Arbeitshub der Spreizbacken
umgesetzt.
[0015] Ein zangenförmiges Aufweitewerkzeug mit einem Werkzeuggrundkörper, in dem ein Spreizdorn
gelagert ist, wird in der DE-PS 40 71 404 beschrieben. Der Antrieb des Spreizdorns
erfolgt hierbei durch eine bogenförmig verlaufende Kulisse, die auf einen Rollkörper
im Spreizdorn einwirkt. Die Anwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist jedoch
nicht auf ein solches Aufweitewerkzeug beschränkt; vielmehr kommen auch zangenförmige
Aufweitewerkzeuge mit einem Nockenantrieb oder mit einem Zahnstangenantrieb in Frage.
Als Antriebseinrichtungen können ferner Gewindespindeln oder hydraulische Antriebe
verwendet werden, bei denen der Spreizdorn durch einen Hydraulikkolben angetrieben
wird.
[0016] Die Erfindung bezieht sich auch auf Vorrichtungen, bei denen jede Spreizbacke mehrere,
abgestufte teilzylindrische Arbeitsflächen aufweist, wie dies beispielhaft in der
DE-PS 42 02 348 C1 beschrieben ist. Die Zahl der Durchmesserabstufungen kann dabei
noch weiter gesteigert werden, so daß auf diese Weise ein Universal-Aufweitewerkzeug
für unterschiedliche Durchmesser erhalten wird. Es ist lediglich erforderlich, daß
jede Arbeitsfläche beiderseits aller Trennfugen mittels gebrochener Kanten in die
Spaltwände übergeht.
[0017] Vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgegenstandes ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0018] Drei Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes werden nachfolgend anhand der
Figuren 1 bis 4 näher erläutert.
[0019] Es zeigen:
- Figur 1
- in perspektivischer Darstellung in der linken Hälfte eine Außenansicht und in der
rechten Hälfte einen teilweisen Axialschnitt durch einen Expansionskopf, und die
- Figuren 2 bis 4
- stirnseitige Ansichten von Spreizbacken mit unterschiedlichen Kantenbrechungen.
[0020] In Figur 1 ist ein Expansionskopf 1 dargestellt, dessen tragendes Teil eine Überwurfmutter
2 mit einem Innengewinde 3 ist, mit dem der Expansionskopf 1 auf einen hier nicht
dargestellten Werkzeuggrundkörper aufschraubbar ist. Zu diesem Werkzeuggrundkörper
gehört ein gestrichelt angedeuteter Spreizdorn 4 mit einer kegelförmigen Spreizfläche
5. Die Überwurfmutter besitzt an dem Innengewinde 3 abgekehrten Ende einen kreisringförmigen
Innenflansch 6, der zur Lagerung und Halterung von insgesamt sechs Spreizbacken 7
dient.
[0021] Mit dem Innenflansch 6 wirken auf dessen innerer Kreisringfläche innere Flanschsektoren
8 zusammen, die Teile der Spreizbacken 7 sind und auf ihren Außenflächen Nuten 9 besitzen,
in denen eine ringförmige Zugfeder 10 gelagert ist. Die Flanschsektoren 8 sind jeweils
durch ein in entsprechende Bohrungen 11 eingepreßtes Niet 12 mit dem Innenflansch
6 verbunden, dessen Achse parallel zur Achse A-A des Expansionskopfes verläuft. Das
Niet 12 durchdringt außerdem den Innenflansch 6, der zum Zwecke einer radialen Bewegungsmöglichkeit
der Spreizbacken mit dem Niet längliche und radial verlaufende Ausnehmungen aufweist,
die hier nicht besonders hervorgehoben sind. Figur 1 zeigt die Spreizbacken 7 in ihrer
am weitesten nach außen gerichteten Stellung.
[0022] Die Spreizbacken 7 besitzen Arbeitsflächen 13, die Teile einer gemeinsamen Zylinderfläche
sind, deren Durchmesser dem Enddurchmesser der herzustellenden Aufweitung entspricht.
Da die Anfangsstellung der Spreizbacken radial einwärts verlagert ist, werden beim
Aufweitevorgang zwischen den Spreizbacken 7 Trennfugen 14 gebildet, die von Seitenflächen
7a und 7b begrenzt sind, die die sogenannten Spaltwände bilden.
[0023] Die Kanten 7c, die die Übergänge zwischen den Seitenflächen 7a, 7b und den Arbeitsflächen
13 bilden, sind auf ihrer gesamten Länge, d.h., zwischen den Stirnflächen 7d und den
Verbreiterungen 7e, der Spreizbacken 7 gebrochen, was anhand der Figuren 2 bis 4 näher
erläutert wird:
[0024] In den Figuren 2 und 3 sind Fasen gezeigt, die Öffnungswinkel von 60° bzw. 90° zwischen
sich einschließen, d.h., die Seitenflächen sind an ihren achsparallelen Außenkanten
unter Winkeln von jeweils 30° bzw. 45° abgeschrägt. Die Winkel zwischen diesen Fasen
und den Arbeitsflächen 13 sind dadurch stumpfe Winkel, die deutlich von 90° abweichen,
daß bereits diese Raumform ausreicht, um die gestellte Aufgabe zu lösen!
[0025] Figur 4 zeigt abgerundete Kanten 7c, die durch Zerspanung schwieriger herzustellen
sind, sehr wohl aber durch Präzisionsguß oder chemisches Ätzen kostengünstig herstellbar
sind.
[0026] Die Fasen bzw. Abrundungen bilden gewissermaßen "Kerben", solange die Spreizbacken
nicht expandiert sind. Es hat sich gezeigt, daß die Kerbtiefe und -breite nichtsonderlich
kritisch ist und durch Ausprobieren gefunden werden kann, wobei im Auge zu behalten
ist, daß die Arbeitsflächen 13 möglichst groß sein sollen. Aus allen Figuren geht
hervor, daß die Kantenbrechungen beiderseits aller Trennfugen 14 vorhanden sind, d.h.
die "Kerben" verlaufen spiegelsymmetrisch zu den radialen Mittenebenen der Trennfugen
14. In jedem Falle ist auch der radiale Arbeitshub der Spreizbacken größer als die
maximale Wandstärke der zu expandierenden Rohre.
[0027] Es ist schließlich von besonderem Vorteil, wenn die Spreizbacken auch an den kreissektorförmigen
Stirnkanten 7f gebrochen sind, die sich nahezu zu einem Kreis ergänzen. Dadurch wird
das Fließen des Werkstoffs auch an diesen Stirnkanten 7f begünstigt und bei Kunststoffen
der "Weißbruch" unterdrückt. Für die geometrischen Formen dieser Stirnkanten 7f gelten
analoge Überlegungen wie für die achsparallelen Kanten 7c.
[0028] Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist es beispielsweise möglich, Kunststoff-Rohrleitungen
mit einem Außendurchmesser von 28 mm und einer Wandstärke von 3 bis 4 mm um etwa 10
mm im Durchmesser aufzuweiten, um ein entsprechend dimensioniertes Gegenstück mit
zylindrischer Oberfläche entsprechenden Durchmessers einführen zu können.
1. Vorrichtung zum Aufweiten von Hohlkörpern, insbesondere von Rohrenden, mit mehr als
zwei, um eine Achse "A" angeordneten, im wesentlichen sektorförmigen Spreizbacken
(7), die durch Trennfugen (14) voneinander getrennt sind und teilzylindrische Arbeitsflächen
(13) aufweisen und mittels einer Antriebseinrichtung (Spreizdorn 4) in radialer Richtung
zur Achse "A" beweglich in einer Halterung (Überwurfmutter 2) angeordnet sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Spreizbacken (7) beiderseits einer jeden Trennfuge (14) an den achsparallelen
Kanten (7c) der Arbeitsflächen (13) gebrochen sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spreizbacken (7) an den kreissektorförmigen Stirnkanten (7f) gebrochen sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spreizbacken an den achsparallelen Kanten (7c) der Arbeitsflächen (13) mit
Fasen versehen sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Öffnungswinkel zwischen zwei benachbarten Spreizbacken (7) zwischen 40° und
90°, vorzugsweise zwischen 50° und 70°, betragen.
5. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Breite der Fasen zwischen 0,3 und 3 mm, vorzugsweise zwischen 0,5 und 1,0
mm, beträgt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die achsparallelen Kanten (7c) der Arbeitsflächen (13) abgerundet sind.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Radius der Abrundungen zwischen 0,2 und 2,0, vorzugsweise zwischen 0,4 und
1,5 mm, beträgt.
8. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Spreizbacken (7) als Feingußteile ausgeführt sind.