(19)
(11) EP 0 718 169 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
26.06.1996  Patentblatt  1996/26

(21) Anmeldenummer: 95119370.5

(22) Anmeldetag:  08.12.1995
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B61C 5/00, B61D 3/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE NL

(30) Priorität: 20.12.1994 DE 4445571

(71) Anmelder: Krauss-Maffei Verkehrstechnik GmbH
D-80997 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Jung, Martin
    D-82296 Fürstenfeldbruck (DE)
  • Wöhl, Peter
    D-86152 Augsburg (DE)

   


(54) Schienenwagen mit eigenem Antriebsaggregat


(57) Ein Schienenwagen, z.B. ein Güterzugwaggon mit eigenem Antriebsaggregat und eigenen Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen für einen manuellen und/oder automatischen bzw. ferngesteuerten Betrieb soll mit einfachen Mitteln mit dem Antriebsaggregat und den Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen ausrüstbar sein und ohne die Erfordernis von Wartungsaufenthalten in Instandsetzungswerken ständig betriebsbereit gehalten werden können. Hierzu wird vorgeschlagen, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen in einem einheitlichen Antriebsblock (9) integriert sind, als eigenständige Funktionseinheit am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens mittels schnell lösbarer, formschlüssiger Verbindungselemente am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens befestigbar ist und mit mindestens einer Antriebsachse (8) des Schienenwagens antriebsmäßig koppelbar ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft einen Schienenwagen mit eigenem Antriebsaggregat und eigenem Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen für manuellen und/oder automatischen Betrieb.

[0002] Ein Schienenwagen dieser Art ist aus der DE-OS 29 00 170 bekannt, bei dem die einzelnen Funktionselemente des Antriebsaggregats, wie z.B. die aus den Dieselmotoren bestehenden Hauptantriebe, die Drehmomentenwandler und die Transmissionsgetriebe jeweils gesondert am Wagengehäuse angebracht sind und mit in Drehgestellen angeordneten angetriebenen Einrichtungen gekoppelt sind. Die Kopplung ist dabei leicht lösbar ausgeführt, um zur Anpassung an unterschiedliche Geschwindigkeitsanforderungen die Drehgestelle austauschen zu können. Bei derartigen Schienenwagen erfordert die Anordnung der Antriebsaggregate am Wagengehäuse aufwendige Einbaumaßnahmen, die im Zuge der Gesamtherstellung des Schienenwagens durchgeführt werden.

[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, vorhandene, antriebslose Schienenwagen bzw. Standardwaggons mit geringem Anpassungsaufwand mit einem manuell und/oder automatisch steuerbaren Antriebssystem versehen zu können, das ständig und mit einfachen Mitteln, d.h. ohne die Erfordernis von Wartungsaufenthalten des Schienenwagens in Instandsetzungswerken betriebsbereit gehalten werden kann.

[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen in einem einheitlichen Antriebsblock integriert sind, der als eigenständige Funktionseinheit am Hauptrahmen des Schienenwagens mittels schnell lösbarer, formschlüssiger Verbindungselemente am Hauptrahmen des Schienenwagens befestigbar ist und mit mindestens einer Antriebsachse des Schienenwagens antriebsmäßig koppelbar ist.

[0005] Damit ergibt sich der Vorteil, daß an den mit einem eigenständigen Antriebssystem auszurüstenden Waggons an deren Hauptrahmen nur geringe konstruktive Maßnahmen zu treffen sind, um den aus einer eigenständigen Funktionseinheit bestehenden Antriebsblock in leicht lösbarer Weise befestigen zu können.

[0006] Die konstruktiven Maßnahmen können gemäß einer bevorzugten Ausführungsform lediglich aus an der Unterseite des Hauptrahmens senkrecht nach unten stehenden Bolzen bestehen. Zur Befestigung des Antriebsblocks wird dieser lediglich von unten zum Hauptrahmen angehoben, wobei die Bolzen in Öffnungen in der Rahmenstruktur des Antriebsblocks eintauchen und in dieser verriegelt werden. Die Bolzen können jedoch auch an der Rahmenstruktur befestigt sein, wobei am Hauptrahmen des Schienenwagens lediglich entsprechende Eintauch- und Verriegelungsöffnungen vorzusehen sind. In beiden Fällen können die Anpassungsarbeiten schnell und mit geringem konstruktiven und kostenmäßigen Aufwand durchgeführt werden, wofür kein Aufenthalt in einem Herstellungswerk erforderlich ist.

[0007] Die Anordnung bzw. das Wechseln des Antriebsblocks kann dabei in einfacher Weise durch einen Gabelstapler bewerkstelligt werden.

[0008] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Hauptrahmen des Schienenwagens an seiner Unterseite mit quer zur Hauptachse des Schienenwagens verlaufenden Tragschienen versehen sein, in denen der Antriebsblock mit Führungsschienen schubladenartig von der Fahrzeugseite unter dem Hauptrahmen positioniert werden kann.

[0009] Vorzugsweise ist der Antriebsblock in einer containerartigen Rahmenstruktur integriert, wodurch eine leichte Befestigbarkeit an den ebenen Rahmenteilen, wie den Unterseiten von Schienenwagen, und eine leichte Handhabbarkeit mittels Kran- und Gabelstaplerfahrzeugen gegeben ist.

[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher erläutert. Diese zeigt in schematischer Darstellung einen Güterwaggon herkömmlicher Bauart, mit einem Hauptrahmen 1 und zwei Drehgestellen 2 und 3. In den Drehgestellen sind nicht angetriebene Radachsen 4, 5 und 6 sowie eine über eine Kardanwelle 7 gekoppelte Antriebsachse 8 gelagert, die zur Verdeutlichung im teilweise geschnitten dargestellten Drehgestell 3 im Halbschnitt gezeigt ist. Die Kardanwelle 7 ist zur Anpassung an die sich verändernden Auslenkwinkel des Drehgestells 2 bei Kurvenfahrt mit Einrichtungen zur Längenverstellung versehen. Die Kardanwelle 7 ist ferner mit einem Antriebsblock 9 gekoppelt, der als containerartige Baueinheit lösbar an der Unterseite des Hauptrahmens 1 befestigt ist.

[0011] Die Befestigung kann mittels am Hauptrahmen 1 angeordneter Tragschienen 10 erfolgen, in die der Antriebsblock 9 mit seinen Führungsschienen 11 schubladenartig einschiebbar und in einer Betriebsstellung verriegelbar ist.

[0012] Die Befestigung kann auch mittels am Hauptrahmen 1 angeordneter und nach unten gerichteter Bolzen (nicht dargestellt) bewerkstelligt werden, die in entsprechende, im Antriebsblock 9 ausgebildete Ausnehmungen eintauchen und darin verriegelbar sind.

[0013] Beide Befestigungsarten sind besonders für den Austausch des Antriebsblocks 9 mit Hilfe von Gabelstaplern geeignet, wobei nach der Befestigungsart mit den Führungsschienen der Antriebsblock 9 in einfacher Weise seitlich ein- und ausgefahren werden kann. In gleicher Weise einfach kann der Austausch des an den senkrechten Bolzen befestigten Antriebsblocks 9 mittels eines Gabelstaplers erfolgen, wobei der Antriebsblock 9 nach dem Lösen der Verriegelung an den Bolzen vom Gabelstapler aufgenommen und nach dem Absenken quer zum Hauptrahmen 1 abtransportiert werden kann, wobei sich die Montage eines Austausch-Antriebsblocks in umgekehrter Reihenfolge bewerkstelligen läßt.

[0014] Der Antriebsblock 9 umfaßt das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen. Das Antriebsaggregat kann z.B. aus einem Verbrennungsmotor, einem Elektromotor oder aus Hybridantrieben bestehen, wobei entsprechende Energiespeicher, wie z.B. Kraftstofftanks oder Batterien zugeordnet sein können. Die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen umfassen sämtliche Bauteile, die zum vollautomatischen Betrieb des Schienenwagens erforderlich sind, wie z.B. Einrichtungen für den Gleit- und Schleuderschutz, Einrichtungen zum steuern und überwachen des Antriebsaggregats, sowie zur Signalüberwachung und zur Signalabgabe.

[0015] Zur Erfüllung der Steuerungs- und Sicherungsaufgaben sind an den Drehgestellen 2 und 3 gesonderte signalgebende und -empfangende Komponenten 12 angeordnet, die an die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen im Antriebsblock 9 angeschlossen sind (nicht dargestellt).

[0016] Im Betrieb können die mit dem Antriebsblock 9 mit jeweils integriertem Antriebsaggregat und integrierter Steuerung ausgestatteten Schienenwagen über Funk, bzw. Linienzugbeeinflussung oder über eine selbsttätige Signalführung führerlos auf der Strecke gesteuert werden.

[0017] Nach der Erfindung kann z.B. ein Standard-Güterwaggon mit einfachsten Mitteln zu einem Selbstfahrschienenfahrzeug ausgerüstet werden, da neben dem Austausch einer nichtangetriebenen Radachse durch eine Antriebsachse am Hautrahmen 1 im wesentlichen nur noch geringe Anpassungsmaßnahmen zu treffen sind, wie z.B. die Anordnung von Tragschienen oder von Bolzen zur Aufnahme eines containerartig gestalteten Antriebsblocks.

[0018] Im weiteren bietet die Erfindung den Vorteil einer wirtschaftlichen Betriebsweise, da der Antriebsblock 9 überall, d.h. unabhängig von Instandsetzungswerken mit einfachen Mitteln, beispielsweise mit Hilfe eines Gabelstaplers, ausgetauscht werden kann.


Ansprüche

1. Schienenwagen mit eigenem Antriebsaggregat und eigenen Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen für manuellen oder automatischen Betrieb, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen in einem einheitlichen Antriebsblock (9) integriert sind, der als eigenständige Funktionseinheit am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens mittels schnell lösbarer, formschlüssiger Verbindungselemente am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens befestigbar ist, und mit mindestens einer Achse (8) des Schienenwagens antriebsmäßig koppelbar ist.
 
2. Schienenwagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungselemente aus einer quer zur Längsachse des Schienenwagens angeordneten Schubladenführung (10,11) bestehen, in der der Antriebsblock (9) in der Betriebsstellung verriegelbar ist und über die der Antriebsblock (9) durch seitliches Ein- und Ausschieben auswechselbar ist.
 
3. Schienenwagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungselemente nach der Maßgabe ausgelegt sind, daß der Antriebsblock (9) durch eine senkrechte Hubbewegung mit den Verbindungselementen zusammenfügbar ist.
 
4. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Antriebsblock (9) Anschluß- und Verbindungseinrichtungen aufweist, mit denen das im Schienenwagen vorhandene Bremsdruckluftsystem verbindbar ist.
 
5. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die im Antriebsblock (9) als eigenständiger Funktionseinheit containerartig integrierten Funktionselemente als Modulbausteine auswechselbar im Antriebsblock befestigt sind.
 
6. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen mittels einer containerartigen Rahmenstruktur im Antriebsblock (9) integriert sind.
 




Zeichnung







Recherchenbericht