[0001] Die Erfindung betrifft einen Schienenwagen mit eigenem Antriebsaggregat und eigenem
Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen für manuellen und/oder automatischen Betrieb.
[0002] Ein Schienenwagen dieser Art ist aus der DE-OS 29 00 170 bekannt, bei dem die einzelnen
Funktionselemente des Antriebsaggregats, wie z.B. die aus den Dieselmotoren bestehenden
Hauptantriebe, die Drehmomentenwandler und die Transmissionsgetriebe jeweils gesondert
am Wagengehäuse angebracht sind und mit in Drehgestellen angeordneten angetriebenen
Einrichtungen gekoppelt sind. Die Kopplung ist dabei leicht lösbar ausgeführt, um
zur Anpassung an unterschiedliche Geschwindigkeitsanforderungen die Drehgestelle austauschen
zu können. Bei derartigen Schienenwagen erfordert die Anordnung der Antriebsaggregate
am Wagengehäuse aufwendige Einbaumaßnahmen, die im Zuge der Gesamtherstellung des
Schienenwagens durchgeführt werden.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, vorhandene, antriebslose Schienenwagen
bzw. Standardwaggons mit geringem Anpassungsaufwand mit einem manuell und/oder automatisch
steuerbaren Antriebssystem versehen zu können, das ständig und mit einfachen Mitteln,
d.h. ohne die Erfordernis von Wartungsaufenthalten des Schienenwagens in Instandsetzungswerken
betriebsbereit gehalten werden kann.
[0004] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und
Sicherungseinrichtungen in einem einheitlichen Antriebsblock integriert sind, der
als eigenständige Funktionseinheit am Hauptrahmen des Schienenwagens mittels schnell
lösbarer, formschlüssiger Verbindungselemente am Hauptrahmen des Schienenwagens befestigbar
ist und mit mindestens einer Antriebsachse des Schienenwagens antriebsmäßig koppelbar
ist.
[0005] Damit ergibt sich der Vorteil, daß an den mit einem eigenständigen Antriebssystem
auszurüstenden Waggons an deren Hauptrahmen nur geringe konstruktive Maßnahmen zu
treffen sind, um den aus einer eigenständigen Funktionseinheit bestehenden Antriebsblock
in leicht lösbarer Weise befestigen zu können.
[0006] Die konstruktiven Maßnahmen können gemäß einer bevorzugten Ausführungsform lediglich
aus an der Unterseite des Hauptrahmens senkrecht nach unten stehenden Bolzen bestehen.
Zur Befestigung des Antriebsblocks wird dieser lediglich von unten zum Hauptrahmen
angehoben, wobei die Bolzen in Öffnungen in der Rahmenstruktur des Antriebsblocks
eintauchen und in dieser verriegelt werden. Die Bolzen können jedoch auch an der Rahmenstruktur
befestigt sein, wobei am Hauptrahmen des Schienenwagens lediglich entsprechende Eintauch-
und Verriegelungsöffnungen vorzusehen sind. In beiden Fällen können die Anpassungsarbeiten
schnell und mit geringem konstruktiven und kostenmäßigen Aufwand durchgeführt werden,
wofür kein Aufenthalt in einem Herstellungswerk erforderlich ist.
[0007] Die Anordnung bzw. das Wechseln des Antriebsblocks kann dabei in einfacher Weise
durch einen Gabelstapler bewerkstelligt werden.
[0008] In einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung kann der Hauptrahmen
des Schienenwagens an seiner Unterseite mit quer zur Hauptachse des Schienenwagens
verlaufenden Tragschienen versehen sein, in denen der Antriebsblock mit Führungsschienen
schubladenartig von der Fahrzeugseite unter dem Hauptrahmen positioniert werden kann.
[0009] Vorzugsweise ist der Antriebsblock in einer containerartigen Rahmenstruktur integriert,
wodurch eine leichte Befestigbarkeit an den ebenen Rahmenteilen, wie den Unterseiten
von Schienenwagen, und eine leichte Handhabbarkeit mittels Kran- und Gabelstaplerfahrzeugen
gegeben ist.
[0010] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung näher
erläutert. Diese zeigt in schematischer Darstellung einen Güterwaggon herkömmlicher
Bauart, mit einem Hauptrahmen 1 und zwei Drehgestellen 2 und 3. In den Drehgestellen
sind nicht angetriebene Radachsen 4, 5 und 6 sowie eine über eine Kardanwelle 7 gekoppelte
Antriebsachse 8 gelagert, die zur Verdeutlichung im teilweise geschnitten dargestellten
Drehgestell 3 im Halbschnitt gezeigt ist. Die Kardanwelle 7 ist zur Anpassung an die
sich verändernden Auslenkwinkel des Drehgestells 2 bei Kurvenfahrt mit Einrichtungen
zur Längenverstellung versehen. Die Kardanwelle 7 ist ferner mit einem Antriebsblock
9 gekoppelt, der als containerartige Baueinheit lösbar an der Unterseite des Hauptrahmens
1 befestigt ist.
[0011] Die Befestigung kann mittels am Hauptrahmen 1 angeordneter Tragschienen 10 erfolgen,
in die der Antriebsblock 9 mit seinen Führungsschienen 11 schubladenartig einschiebbar
und in einer Betriebsstellung verriegelbar ist.
[0012] Die Befestigung kann auch mittels am Hauptrahmen 1 angeordneter und nach unten gerichteter
Bolzen (nicht dargestellt) bewerkstelligt werden, die in entsprechende, im Antriebsblock
9 ausgebildete Ausnehmungen eintauchen und darin verriegelbar sind.
[0013] Beide Befestigungsarten sind besonders für den Austausch des Antriebsblocks 9 mit
Hilfe von Gabelstaplern geeignet, wobei nach der Befestigungsart mit den Führungsschienen
der Antriebsblock 9 in einfacher Weise seitlich ein- und ausgefahren werden kann.
In gleicher Weise einfach kann der Austausch des an den senkrechten Bolzen befestigten
Antriebsblocks 9 mittels eines Gabelstaplers erfolgen, wobei der Antriebsblock 9 nach
dem Lösen der Verriegelung an den Bolzen vom Gabelstapler aufgenommen und nach dem
Absenken quer zum Hauptrahmen 1 abtransportiert werden kann, wobei sich die Montage
eines Austausch-Antriebsblocks in umgekehrter Reihenfolge bewerkstelligen läßt.
[0014] Der Antriebsblock 9 umfaßt das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen.
Das Antriebsaggregat kann z.B. aus einem Verbrennungsmotor, einem Elektromotor oder
aus Hybridantrieben bestehen, wobei entsprechende Energiespeicher, wie z.B. Kraftstofftanks
oder Batterien zugeordnet sein können. Die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen
umfassen sämtliche Bauteile, die zum vollautomatischen Betrieb des Schienenwagens
erforderlich sind, wie z.B. Einrichtungen für den Gleit- und Schleuderschutz, Einrichtungen
zum steuern und überwachen des Antriebsaggregats, sowie zur Signalüberwachung und
zur Signalabgabe.
[0015] Zur Erfüllung der Steuerungs- und Sicherungsaufgaben sind an den Drehgestellen 2
und 3 gesonderte signalgebende und -empfangende Komponenten 12 angeordnet, die an
die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen im Antriebsblock 9 angeschlossen sind
(nicht dargestellt).
[0016] Im Betrieb können die mit dem Antriebsblock 9 mit jeweils integriertem Antriebsaggregat
und integrierter Steuerung ausgestatteten Schienenwagen über Funk, bzw. Linienzugbeeinflussung
oder über eine selbsttätige Signalführung führerlos auf der Strecke gesteuert werden.
[0017] Nach der Erfindung kann z.B. ein Standard-Güterwaggon mit einfachsten Mitteln zu
einem Selbstfahrschienenfahrzeug ausgerüstet werden, da neben dem Austausch einer
nichtangetriebenen Radachse durch eine Antriebsachse am Hautrahmen 1 im wesentlichen
nur noch geringe Anpassungsmaßnahmen zu treffen sind, wie z.B. die Anordnung von Tragschienen
oder von Bolzen zur Aufnahme eines containerartig gestalteten Antriebsblocks.
[0018] Im weiteren bietet die Erfindung den Vorteil einer wirtschaftlichen Betriebsweise,
da der Antriebsblock 9 überall, d.h. unabhängig von Instandsetzungswerken mit einfachen
Mitteln, beispielsweise mit Hilfe eines Gabelstaplers, ausgetauscht werden kann.
1. Schienenwagen mit eigenem Antriebsaggregat und eigenen Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen
für manuellen oder automatischen Betrieb, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen in einem
einheitlichen Antriebsblock (9) integriert sind, der als eigenständige Funktionseinheit
am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens mittels schnell lösbarer, formschlüssiger Verbindungselemente
am Hauptrahmen (1) des Schienenwagens befestigbar ist, und mit mindestens einer Achse
(8) des Schienenwagens antriebsmäßig koppelbar ist.
2. Schienenwagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungselemente aus einer quer zur Längsachse des Schienenwagens angeordneten
Schubladenführung (10,11) bestehen, in der der Antriebsblock (9) in der Betriebsstellung
verriegelbar ist und über die der Antriebsblock (9) durch seitliches Ein- und Ausschieben
auswechselbar ist.
3. Schienenwagen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Verbindungselemente nach der Maßgabe ausgelegt sind, daß der Antriebsblock
(9) durch eine senkrechte Hubbewegung mit den Verbindungselementen zusammenfügbar
ist.
4. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Antriebsblock (9) Anschluß- und Verbindungseinrichtungen aufweist, mit denen
das im Schienenwagen vorhandene Bremsdruckluftsystem verbindbar ist.
5. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die im Antriebsblock (9) als eigenständiger Funktionseinheit containerartig
integrierten Funktionselemente als Modulbausteine auswechselbar im Antriebsblock befestigt
sind.
6. Schienenwagen nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Antriebsaggregat und die Steuerungs- und Sicherungseinrichtungen mittels
einer containerartigen Rahmenstruktur im Antriebsblock (9) integriert sind.