[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung einer chromhältigen, martensitischen Eisenbasislegierung
für Kunststofformen.
[0002] Für die Herstellung von korrosionsbeständigen Kunststofformen zur Verarbeitung von
chemisch angreifenden Preßmassen werden vorwiegend Eisenbasislegierungen mit einem
Chromgehalt von über 12 % verwendet. Je nach erforderlicher bzw. gewünschter Materialhärte
kommen vergütbare Cr-Stähle mit ca. 13,0% Cr und ca. 0,2 oder ca. 0,4 Gew. -% C, zum
Beispiel nach DIN Werkstoffnummer 1.2082 und 1.2083, zur Anwendung. Diese, im wesentlichen
Kohlenstoff und Chrom enthaltende Eisenbasislegierungen sind für weniger beanspruchte
Formen durchaus wirtschaftlich einsetzbar, haben aber den Nachteil, daß für hochkorrosive
Preßmassen und Kunststoffe mit verschleißenden Zusätzen keine ausreichende Standzeiten
des Werkzeuges erreicht werden.
[0003] Durch eine Erhöhung des Chromgehaltes auf ca. 14,5 Gew.-% und eine Anhebung des Kohlenstoffgehaltes
auf ca.0,48 Gew.-% sowie einen Zusatz von ca. 0,25 Gew.-% Molybdän entsprechend der
DIN Werkstoffnummer 1.2314 können besser korrosionsbeständige Eisenbasislegierungen
für eine Kunststoffverarbeitung erhalten werden. Derartige Werkstoffe sind zumeist
im praktischen Einsatz ausreichend beständig gegen chemischen Angriff, haben jedoch,
insbesondere bei Mineralfasern enthaltenden Preßmassen, keinen ausreichenden Widerstand
gegen Verschleiß.
[0004] Verbesserte Gebrauchseigenschaften von Kunststofformen betreffend Oxidation/Korrosion
und Verschleiß sind durch vergleichsweise hohe Chromgehalte, hohe Kohlenstoffgehalte
sowie Molybdän- und Vanadingehalte des verwendeten Stahls erreichbar. Eine dafür typische
Eisenbasislegierung für hochbeanspruchte Kunststoffwerkzeuge stellt der Werkstoff
Nr. 1.2361 gemäß DIN dar. Bei einer Herstellung von Werkzeugen bzw. Formen aus dieser
Legierung kann jedoch ein Materialverzug bzw. eine ungleichmäßige Maßänderung entstehen,
welcher bzw. welche oft teure Nacharbeiten oder ein Ausscheiden des angearbeiteten
Teiles erfordern. Eine derartige ungleichmäßige Maßänderung, wie dem Fachmann bekannt
ist, wird im wesentlichen durch eine Verformungstextur bzw. eine zeilige Anordnung
der Karbide bewirkt. Wird nun, wie vorgeschlagen wurde, der Kohlenstoffgehalt und
damit der Karbidanteil in der Matrix erniedrigt, so erniedrigt sich auch insbesondere
der Verschleißwiderstand des Werkstoffes, wodurch die Abtragung der Form bei hoher
Reibbeanspruchung vergrößert und die Standzeit verringert sind. Ein weiterer Nachteil
eines hohen Kohlenstoffgehaltes besteht in einem geringen Dehnungsvermögen und einer
geringen Zähigkeit des Stahls.
[0005] Aufgabe der Erfindung war, obige Nachteile zu vermeiden und eine chromhältige, martensitische
Eisenbasislegierung für thermisch vergütete Kunststofformen mit hoher Korrosionsbeständigkeit
vorzuschlagen, welche Formen wirtschaftlich mit geringer Maßänderung herstellbar sind
und verbesserte Gebrauchseigenschaften aufweisen.
[0006] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß die Verwendung einer Eisenbasislegierung
mit der Zusammensetzung gemäß Anspruch 1 zur Herstellung thermisch vergüteter Kunststofformen
mit einer Härte von mindestens 45 HRC , vorzugsweise von 50 bis 55 HRC, und mit hoher
Korrosionsbeständigkeit vorgeschlagen.
[0007] Die durch die Erfindung erreichten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen,
daß der Formteil bzw. das Werkstück weitgehend isometrische Maßänderungen bei einer
Wärmebehandlung zeigt. Weiters ist die Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes verbessert
und dessen Matrix weist eine größere Homogenität auf. Sowohl die mechanischen Eigenschaften
als auch , vollkommen überraschend, die Verschleißfestigkeit der Kunststofformen aus
der erfindungsgemäß verwendeten Legierung sind deutlich erhöht. Die Ursache für diese
Eigenschaftsverbesserung des Formenmaterials wird darin gesehen, daß die Eisenbasislegierung
Stickstoff enthält, welches Element einerseits ein starker Austenitbildner ist und
andererseits mit nitridbildenden Elementen ein Entstehen intermetallischer harter
Phasen bewirkt. Die Konzentrationen aller wesentlichen Legierungselemente sind dabei
synergetisch aufeinander, unter Bedachtnahme auf die Wirkung des Stickstoffes auf
die Erstarrung, auf die Ausscheidungen, auf die Umwandlungskinetik bei einer Wärmebehandlung
und auf das Korrosions- sowie Rißverhalten der Eisenbasislegierung abgestimmt, so
daß bei einer erfindungsgemäßen Verwendung des Werkstoffes zur Herstellung thermisch
vergüteter Kunststofformen diese wesentlich verbesserte Gebrauchseigenschaften aufweisen.
Im besonderen gilt dies für eine Hochglanzpolierbarkeit der Kunststofform, welche
oft, unter anderem bei einer Verwendung der Form in der Elektronikindustrie, erforderlich
ist. Alle Ursachen dafür sind wissenschaftlich noch nicht restlos geklärt, jedoch
wurden folgende Zusammenhänge gefunden: Bei der Erstarrung und Verformung sowie einer
üblichen Wämebehandlung sind die Konzentrationsunterschiede an Chrom in der Matrix
des erfindungsgemäß verwendeten des Formmaterials gering und auch der Karbidanteil
ist im Vergleich mit stickstoffreien martensitischen Chromstählen niedrig, was eine
hohe Korrosionsbeständigkeit und offensichtlich eine besonders gute Hochglanzpolierbarkeit
bewirkt. Niedrigere Cr-Gehalte als 14 Gew.-% führen jedoch zu einem sprunghaft erhöhten
chemischen Angriff, insbesondere durch organische Säuren. Bei Chromgehalten über 25
Gew.-% wurden Versprödungserscheinungen des Werkstoffes bei der Verwendung für Kunststofformen
beobachtet, wobei die besten Langzeitergebnisse bei Cr-Konzentrationen von 16, 0 bis
18,0 Gew.-% festgestellt wurden.
[0008] Zur Unterstützung der Korrosionsbeständigkeit bzw. der Stabilisierung der Oberflächen-Passivschicht
ist ein Mindestgehalt von 0,5 Gew.-% Molybdän wichtig, höhere Gehalte als 3,0 Gew.-%
können jedoch eine ferritstabilisierende Wirkung haben, wodurch eine Vergütbarkeit
der Legierung erschwert wird. Besonders gute Ergebnisse auch hinsichtlich der Wirkung
des Molybdännitrides (Mo
2N) auf die mechanischen Materialeigenschaften, insbesondere jedoch auf den Verschleißwiderstand
wurden bei Gehalten im Bereich von 0,3 bis 1,5 Gew.-% Mo gefunden.
[0009] Vanadin hat sowohl zu Kohlenstoff als auch zu Stickstoff eine sehr hohe Affinität.
Die feinen dispers verteilten Monokarbide (VC) bzw. die Mononitride ( VN) und die
Mischkarbide sind im Bereich von 0,04 bis 0,4 Gew.-% Vanadin vorteilhaft wirksam betreffend
die Materialeigenschaften des Werkstoffes im vergüteten Zustand, wobei im Bereich
zwischen 0,05 und 0,2 Gew.-% V besonders gute Härtewerte und hohe Anlaßbeständigkeit
bei guter Maßhaltigkeit der Form erreicht wurden, was vermutlich auf die Keimwirkung
der kleinen homogen verteilten Vanadinverbindungen zurückzuführen ist.
[0010] Von wesentlicher Bedeutung ist in den gewählten Konzentrationsbereichen der Legierungsmetalle
die Summenwirkung von Kohlenstoff und Stickstoff in der Eisenbasislegierung. Bei Minimalkonzentrationen
von entweder Kohlenstoff und/oder Stickstoff von 0,25 bzw. 0,1 Gew.-% muß die Summe
der Gehalte mindestens 0,5 Gew.-% sein, um eine vorteilhafte Wechselwirkung der Legierungselemente,
wie vorher erwähnt, zu bewirken. Bei einem Summengehalt im Bereich von 0,5 bis 1,2
Gew.-% C + N wurde überraschend gefunden, daß insbesondere die Dauerfestigkeit bei
Wechselbeanspruchungen wie sie bei Kunststofformen der Füllzyklen wegen auftritt wesentlich
erhöht ist. Wahrscheinlich ist dies auf die durch Stickstoff bewirkte Stabilisierung
der Passivschicht im atomaren bzw. Mikro- Bereich und damit eine Vermeidung einer
Rißinitiation durch örtlichen Materialangriff zurückzuführen. Stickstoffatome könnten,
was noch genauer zu untersuchen sein wird, bei Korrosions- Wechselbeanspruchung des
Werkstoffes, wie gefunden wurde, eine günstige Wirkung ausüben. Weiters beginnt bei
obigem Mindest-Summengehalt offensichtlich eine Destabilisierung des kubisch raumzentrierten
Gitters, so daß bei der Vergütung in einfacher Weise keine Restbereiche mit Alpha-
und Deltagefüge verbleiben, was eine Spannungsrißkorrosionsneigung des Werkstoffes
ausschaltet. Bei gleicher Härte und Verschleißfestgkeit ist durch ein Legieren des
chromhältigen martensitischen Stahles mit Kohlenstoff und Stickstoff ein geringerer
Karbidgehalt gegeben, wobei die Matrix eine erhöhte Festigkeit besitzt, was die Gebrauchseigenschaften
einer hochbeanspruchten Kunststofform wesentlich verbessert. Höhere Summenwerte von
Kohlenstoff und Stickstoff als 1,2 Gew.-% bewirken zwar eine außerordentlich große
Härte bei aufwendigen Anlaß- und Tiefkühlbehandlungen der Form, erhöhen aber auch
sprunghaft deren Bruchgefahr.
In einem Bereich von 0,61 bis 0,95 Gew.-% des Summengehaltes von Kohlenstoff und Stickstoff
der Eisenbasislegierung wurden bei daraus gefertigten thermisch vergüteten Kunststofformen
mit einer Materialhärte von 50 bis 55 HRC die höchsten Standzeiten , insbesondere
bei einer Verarbeitung von stark chemisch angreifenden Preßmassen und Kunststoffen
mit verschleißenden Zusätzen ermittelt. Dabei war überraschend, daß die Haftung des
Kunststoffproduktes bzw. Preßlings in der Form, insbesondere bei hohen Produktionszahlen,
wesentlich geringer war als bei niedrigen Stickstoffkonzentrationen in der Legierung,
was den Auswurf des Preßgutes wesentlich erleichterte. Die Ursache für eine Verringerung
der Gleitreibung an der Formwand ist noch nicht vollkommen geklärt.
[0011] Wolframgehalte bis 3,0 Gew.-% verbessern die Härte und Verschleißfestigkeit, höhere
Werte jedoch wirken sich der großen Kohlenstoffaffinität des Wolframs wegen nachteilig
auf die Bearbeitbarkeit und das Glühverhalten des Materials aus.
[0012] Niob und/oder Titan sind in höheren Anteilen Monokarbid- und Mononitridbildner; bis
zu einer Konzentration von 0,18 Gew.-% bzw. 0,2 Gew.-% werden diese Elemente jedoch
hauptsächlich im Mischkarbid eingelagert, verbessern die mechanischen Eigenschaften
des Stahles und verringern eine Überhitzungsgefahr wesentlich. Höhere Gehalte können
insbesondere bei Kohlenstoffgehalten über 0,7 Gew..-% die Sprödigkeit der Formen erhöhen.
[0013] Kobalt und Nickel verbessern in geringen Gehalten bis 2,8 Gew.-% bzw. 3,9 Gew.-%
die Materialzähigkeit, wobei Nickel , ein austenitbildendes Element, der Härtbarkeit
wegen vorzugsweise einen Konzentrationswert von 1,5 Gew.-% nicht übersteigen sollte.
[0014] Eine Verbesserung der Bearbeitbarkeit des Materials ist , wie an sich bekannt, durch
ein Zulegieren von Schwefel erreichbar, wobei die günstigsten Werte in einem Konzentrationsbereich
gemäß Anspruch 2 gefunden wurden.
[0015] Zur weiteren Härtung bzw. Erhöhung der Verschleißfestigkeit der Oberfläche der Kunststofformen
aus einer erfindungsgemäß verwendeten Eisenbasislegierung ist, wie umfangreiche Arbeiten
zeigten, vorteilhaft, wenn insbesondere auf der Arbeitsfläche eine, vorzugsweise nach
einem CVD- oder PVD-Verfahren hergestellte, Hartstoffschicht ausgebildet ist.
[0016] Die Erfindung wird zwecks weiterer Verdeutlichung anhand von Beispielen, die in einer
Tabelle zusammengefaßt sind, nachfolgend beschrieben. Dabei wurden für gleich ausgebildete,
besonders hoch, jedoch gleichartig chemisch und auf Verschleiß beanspruchte Kunststofformen
acht Eisenbasislegierungen verwendet, wobei die Ergebniswerte der Form aus dem zum
Stand der Technik zu zählenden DIN Werkstoff Nr. 1.2361 mit 100% gesetzt wurden, um
vergleichend wesentliche Eigenschaftswerte anderer Formen aus untertschiedlichen Werkstoffen
deutlich darstellen zu können. Die jeweiligen Werte sind gerundete Summenwerte. Dabei
sind das Korrosionsverhalten, die mechanischen Eigenschaften, die Dauerfestigkeit,
die Hartstoffbeschichtung und die Verschleißbestandszahl bei höheren Ergebniswerten
besser, eine geringere Maßbeständigkeit und eine bessere Hochglanzpolierbarkeit des
Werkstoffes werden durch geringere Kennzeichnungszahlen angegeben.
1. Verwendung einer Eisenbasislegierung bestehend aus in Gew.-%
C 0,25 bis 1,0, vorzugsweise 0,4 bis 0,8
Si bis 1,0
Mn bis 1,6, vorzugsweise 0,3 bis 0,8
N 0,10 bis 0,35, vorzugweise 0,12 bis 0,29
Al bis 1,0, vorzugsweise 0,002 bis 0,8
Co bis 2,8
Cr 14,0 bis 25,0, vorzugsweise 16,0 bis 19,0
Mo 0,5 bis 3,0, vorzugsweise 0,8 bis 1,5
Ni bis 3,9, vorzugsweise bis 1,5
V 0,04 bis 0,4, vorzugsweise 0,05 bis 0,2
W bis 3,0
Nb bis 0,18
Ti bis 0,20
mit der Maßgabe, daß die Summe der Konzentration von Kohlenstoff und Stickstoff einen
Wert A von in Gew.-%
mindestens 0,5 und höchstens 1,2, vorzugsweise von mindestens 0,61 und höchstens 0,95
ergibt, Rest Eisen und erschmelzungsbedingte Verunreinigungen zur Herstellung thermisch
vergüteter Kunststofformen mit einer Härte von mindestens 45 HRC, vorzugsweise von
50 bis 55 HRC und mit hoher Korrosionsbeständigkeit und/oder Hochglanzpolierbarkeit.
2. Verwendung einer Eisenbasislegierung gemäß Anspruch 1, welche in Gew.-% 0,02 bis 0,45,
vorzugsweise 0,20 bis 0,30 Schwefel enthält, entsprechend dem Zweck nach Anspruch
1.
3. Verwendung einer Eisenbasislegierung gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2 mit einer
Oberfläche, insbesondere Arbeitsoberfläche, auf welcher zumindest teilweise eine Hartstoffschicht,
vorzugsweise aus Karbid und/oder Nitrid und/oder Oxid in Einzel- oder Mischformen
, insbesondere der Elemente Titan und/oder Vanadin und/oder Aluminium, ausgebildet
ist.