[0001] Die Erfindung betrifft eine Fachbilde-Vorrichtung für eine Jacquardmaschine mit drei
definierten Fachstellungen bzw. ein Verfahren zur Steuerung einer Jacquardmaschine
mit drei definierten Fachstellungen gemäß den Oberbegriffen des Anspruchs 1 bzw. 13.
[0002] Jacquardmaschinen mit drei definierten Fachstellungen (Unterfach, Mittelfach, Oberfach)
werden insbesondere für die Fertigung von Plüschteppichen oder Jacquard-Doppelteppichen
benötigt.
[0003] Fig. 7 zeigt beispielsweise das Bindungsschema eines durchgemusterten Jacquard-Doppelteppichs
in der Ausführung als zweischützig gewebter Dreischußteppich. Zur Fertigung solch
eines Jacquard-Doppelteppichs muß die Fachbilde-Vorrichtung der Jacquardmaschine drei
definierte Fachstellungen für die Kettfäden bereitstellen können, nämlich das Unterfach,
das Mittelfach und das Oberfach, in die entsprechende Schußfäden f,g bzw. h eingeschossen
werden.
[0004] Im Falle des dargestellten Doppelteppichs werden wie dargestellt zwei Grundgewebe
a, b mit einem der doppelten Florhöhe eines Teppichs entsprechenden Abstand übereinandergewebt,
verbunden durch Polkettfäden i. Die Schußschlaufen der Polkettfäden i werden zwischen
den beiden Grundgeweben a,b von dem Messer j durchgeschnitten und die beiden Grundgewebe
a,b somit getrennt. Es ist ersichtlich, daß die drei definierten Fachstellungen jeweils
synchron für die beiden Grundgewebe a,b angesteuert werden.
[0005] Klassisch ist beispielsweise eine Ansteuerung einer Jacquardmaschine, bei der zwei
Platinen über einen gemeinsamen Rollenzug am unteren Ende verbunden sind, wobei die
Platinen je nach Ansteuerung meist mit zwei ständig gegenläufigen bewegten Hubmessern
koppelbar sind, wodurch dem Rollenzug und dem damit verbundenen Kettfaden eine gesteuerte
Hubbewegung erteilt wird. Bei solch einer Jacquardmaschine mit bewegbaren Hubmessern
ist in einer Stellung der Hubmesser jeder Platine die Möglichkeit zu geben, den Eingriff
zwischen dieser Platine und dem zugehörigen Hubmesser mustergesteuert zu lösen oder
nicht und auch wiederherzustellen, um ein gewünschtes Jacquardmuster erzielen zu können.
Herkömmlich sind Nadelwerke, die in einer Stellung, bei der Platine und zugehöriges
Hubmesser außer Eingriff sind, die Platine aus dem Bewegungsweg der Hubmesser herausbewegen,
so daß bei der nächsten Bewegung des Hubmessers dieses an der so angesteuerten Platine
vorbeibewegt wird und diese nicht mitnimmt. Dieses sog.
[0006] Einlesen kann nicht nur auf mechanischem Wege, sondern, wie bei modernen Maschinen
üblich, auch auf elektromagnetischem Wege erfolgen, und zwar dadurch, daß ein Elektromagnet
in einem seiner Erregungszustände dazu dient, die Platine auszulenken und in dem ausgelenkten
Zustand (angesteuertem Zustand) zu halten, während in dem anderen Erregungszustand
keine Auslenkung erfolgt und das Hubmesser die Platine mitnehmen kann. Wesentlich
ist dabei nur, dem Rollenzug eine Bewegung zu erteilen und ferner die Platinen dabei
relativ zu einer Ansteuervorrichtung so zu bewegen, daß die mustergemäße Ansteuerung
möglich ist. Mit bei elektronischen Rollenzugmaschinen klassischen Steuervorrichtungen
sind jedoch mit einer Hubeinheit bestehend aus zwei Hubmessern und zwei Platinen nur
zwei definierte Fachstellungen möglich.
[0007] Um eine Fachbilde-Vorrichtung mit drei definierten Fachstellungen zu schaffen, werden
üblicherweise zwei Hubeinheiten über eine zusätzliche Umlenkrolle miteinander verbunden,
d. h., daß somit zur Erreichung von drei definierten Fachstellungen vier Platinen
und vier Hubmesser pro Kettfaden benötigt werden. Es ist ersichtlich, daß dadurch
der Raum- und Energiebedarf, die Wärmeentwicklung sowie der mechanische Aufwand erheblich
steigen oder die effektive Zahl von Hebevorrichtungen durch die Verbindung von zwei
Hubeinheiten halbiert wird. Die genannten Nachteile werden bei der Verwendung der
bekannten Fachbilde-Vorrichtung zur Herstellung eines Jacqard-Doppelteppiches noch
bedeutender, da wie oben erklärt zur Herstellung eines Doppelteppiches je drei Fachstellungen
für zwei Grundgewebe benötigt werden, was für sich schon eine aufwendige Mechanik
zur Folge hat. Schließlich ist bei solch hohem mechanischen und steuertechnischen
Aufwand auch mit hoher Fehlerquote und hoher Ausfallquote zu rechnen.
[0008] Ausgehend hiervon ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Fachbilde-Vorrichtung
und ein Verfahren zur Steuerung einer Fachbilde-Vorrichtung der oben genannten Art
so weiterzubilden, daß bei einfachem mechanischen Aufbau unter Reduzierung der Zahl
der Platinen pro Hebevorrichtung ein sichererer und wirtschaftlicherer Betrieb möglich
ist.
[0009] Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale der Ansprüche 1 bzw. 13 gelöst.
Die Erfindung wird durch die Merkmale der Unteransprüche weitergebildet.
[0010] Die Erfindung geht dabei von der Erkenntnis aus, daß durch geringe Änderungen aus
einer Doppelhub-Maschine mit zwei Fachstellungen eine Einhub-Maschine mit drei Stellungen
geschaffen werden kann. Unter Inkaufnahme einer aufwendigeren Steuerung bei einer
Fachbilde-Vorrichtung können somit auch drei definierte Fachstellungen erreicht werden,
wenn nur zwei Platinen pro Hebevorrichtung verwendet werden und somit der mechanische
Aufwand erheblich verringert wird. Entscheidend dafür ist, daß die Steuervorrichtung
so ausgebildet ist, daß sie mustergesteuert wahlweise keine, eine oder beide Platinen
auslenkt. Bei den bekannten Vorrichtungen sind dagegen entweder keine oder beiden
Platinen auslenkbar. Der mechanische Aufwand ist somit in unerwarteter Weise bei der
Vorrichtung bzw. dem Verfahren in etwa genauso groß wie für eine Fachbilde-Vorrichtung
für zwei definierte Fachstellungen bzw. eine Verfahren zur deren Steuerung. Die zu
erwartenden Probleme bei der dadurch komplizierteren Ansteuerung der Fachbilde-Vorrichtung
werden erfindungsgemäß überraschend einfach gelöst.
[0011] Die Auslenkung von wahlweise einer, keiner oder beiden Platinen wird in einem Ausführungsbeispiel
durch einen Quasi-Gleichlauf mit geringem Zeitversatz der Auf- und Abbewegung der
beiden Platinen zusammen mit einer dem Zeitversatz entsprechenden Ansteuerung einer
ein Steuerelement enthaltenden Steuervorrichtung erreicht.
[0012] In einem weiteren Ausführungsbeispiel erfolgt die unabhängigen Auslenkung der Platinen
dadurch, daß die Steuervorrichtung getrennt ansteuerbare, je einer der Platinen zugeordnete
Steuerelemente aufweist.
[0013] Die Erfindung wird anhand der in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1a-1c
- schematisch eine grundsätzliche Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Fachbilde-Vorrichtung,
- Fig. 2a, 2b
- detailliert eine Steuervorrichtung einer erfindungsgemäßen Fachbilde-Vorrichtung gemäß
einem ersten Ausführungsbeispiel,
- Fig. 3a-3c
- schematisch die Erregungszustände einer Ansteuervorrichtung bei dem ersten Ausführungsbeispiel,
- Fig. 4
- detailliert eine weitere Steuervorrichtung einer erfindungsgemäßen Fachbilde-Vorrichtung
gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel,
- Fig. 5
- ein Zeitverlaufsdiagramm der Bewegung der Kettfäden bei einer Fachbilde-Vorrichtung
gemäß dem ersten oder dem zweiten Ausführungsbeispiel,
- Fig. 6a,b
- Zeitverlaufsdiagramme der Bewegung der Kettfäden und Fachbildevorrichtungen gemäß
besonders vorteilhaften Ausführungsformen der Erfindung, und
- Fig. 7
- ein Bindungsschema eines Jacquard-Doppelteppichs.
[0014] Gemäß Fig. 1a sind zwei Platinen 1 und 2 über einen gemeinsamen Rollenzug 3 am unteren
Ende miteinander verbunden. Jeder Platine 1, 2 ist ein Hubmesser 4 bzw. 5 zugeordnet,
die in üblicher Weise zwischen einer Hochstellung H und einer Tiefstellung T bewegbar
sind. Mit dem Rollenzug 3 ist in üblicher Weise ein Kettfaden 6 verbunden, dem durch
die Auf- und Abbewegung des Rollenzugs 3 eine gesteuerte Hubbewegung erteilt wird.
Die Platinen 1, 2 sind in Führungen zur geradlinigen Bewegung zwischen Hochstellungen
H und Tiefstellungen T geführt. Den beiden durch den Rollenzug 3 miteinander verbundenen
Platinen 1 und 2 eine Steuervorrichtung 7 zugeordnet, die vorteilhaft wie schematisch
dargestellt zwischen den Bewegungswegen der beiden Platinen 1,2 angeordnet ist. Die
Steuervorrrichtung 7 kann jedoch auch in jeder anderen Lage bezüglich der beiden Platinen
1,2 vorgesehen sein, wesentlich ist, daß die mustergemäße Ansteuerung erfolgen kann.
[0015] Jede Platine 1, 2 weist ein Nase 8 bzw. 9 auf, die von der jeweiligen Platine 1,
2 wegragt. Wird die Steuervorrichtung 7 angesteuert, so wird die entsprechende Platine
von der Steuervorrichtung 7 ausgelenkt und das Hubmesser 4 bzw. 5 geht bei seiner
Hubbewegung vorbei, ohne die Nase 8 der Platine 1 zu ergreifen und somit die Platine
1 mitnehmen zu können. Die Platine 1 verbleibt also in ihrer Tiefstellung T. Ist die
Steuervorichtung 7 dagegen in dem anderen Ansteuerzustand, also "nicht angesteuert",
so geht die zugehörige Platine 1 bzw. 2 z. B. aufgrund einer Federkraft wieder in
diejenige Lage zurück, in der das zugehörige Hubmesser 4 bzw. 5 sie über die Nase
8,9 ergreifen kann, bzw. lenkt die Platine nicht aus.
[0016] Aus Fig. 1a bis 1c ist das Grundprinzip der vorliegenden Erfindung ersichtlich. In
Fig. 1a sind beide Platinen 1 und 2 von der Steuervorrichtung 7 so angesteuert, daß
sie sich in einer Position befinden, in der sie von den Hubmesern 4,5 nicht ergriffen
werden können. Bei der Aufwärtsbewegung der zugehörigen Hubmesser 4 bzw. 5 werden
die Platinen 1,2 daher nicht mitgenommen, d. h. sie verbleiben in ihrer Tiefstellung.
Bei dieser Ansteuerung der Steuervorrichtung 7 wird somit die tiefste Stellung des
Rollenzugs 3 angesteuert, und der zugehörige Kettfaden 6 befindet sich in seiner untersten
einstellbaren Stellung, dem Unterfach UF.
[0017] In dem in Fig. 1b dargestellten Zustand ist die Steuervorrichtung 7 so aufgrund des
zu bildenden Jacqardmusters angesteuert, daß sich eine Platine 1 der beiden Platinen
1, 2 in einer solche Lage befindet, daß sie bei der Aufwärtsbewegung des zugeordneten
Hubmessers 4 von diesem ergriffen wird und somit durch die Aufwärtsbewegung dieses
Hubmessers 4 nach oben gezogen wird. Bei dieser Ansteuerung der Steuervorrichtung
7 ist indessen die andere Platine 2 der beiden Platinen 1, 2 in der in Fig.1b gezeigten
Position und wird daher von dem ihr zugeordneten Hubmesser 5 bei dessen Aufwärtsbewegung
nicht mitgenommen und verbleibt somit in ihrer Tiefstellung.
[0018] Als Ergebnis wird der Rollenzug 3 und somit der zugehörige Kettfaden 6 in eine gegenüber
der Stellung von Fig. 2a etwas angehobenen Stellung gezogen, das sogenannte Mittelfach
MF.
[0019] In Fig. 1c ist die Steuervorrichtung 7 dagegen so angesteuert, daß beide Platinen
1 und 2 durch die Steuervorichtung 7 jeweils in eine Position gebracht wurden, bei
der sie bei der Aufwärtsbewegung der beiden Hubmesser 4 bzw. 5 jeweils in ihre obere
Stellung mitgenommen sind. Als Ergebnis ist der Rollenzug 3 und somit der zugehörige
Kettfaden 6 in eine noch weiter angehobene Stellung gebracht, die noch weiter oberhalb
der in Fig. 1b dargestellten Stelllung liegt und somit das sogenannte Oberfach OF
darstellt.
[0020] Wie in Fig. 1a bis 1c gezeigt, lassen sich somit mit einer Hubeinheit bestehend aus
zwei Platinen und zwei Hubmessern sowie einer Steuervorrichtung drei definierte Fachstellungen
UF, MF, und OF erreichen.
[0021] Im folgenden soll ein erstes Ausführungsbeispiel einer Steuervorrichtung bezugnehmend
auf Fig.2a und 2b im Zusammenhang mit den in Fig.3a-3c dargestellten Erregungszuständen
der Steuervorrichtung erläutert werden.
[0022] In Fig.2a weist die Steuervorrichtung 7 ein einziges Steuerelement für beide Platinen
1 und 2 auf, das in einer Form eines Elektromagneten 10 ausgeführt ist. Dieser Elektromagnet
10 kann beispielsweise auch als ein schwenkbarer Elektromagnet ausgeführt sein, wie
er in der DE-A-37 13 832 beschrieben ist.
[0023] Wie aus der Fig.2a und b ersichtlich bewegen sich die Hubmesser 4,5 um einen Hubversatz,
der einem Zeitversatz T entspricht, zueinander versetzt auf und ab. Die Steuervorrichtung
7 ist entsprechend diesem Zeitversatz T ansteuerbar. Die Bemessung des Zeitversatzes
T wird weiter unten erläutert.
[0024] Wenn der Elektromagnet 10 während Zeitspannen t1 (Fig.3a) in dem Erregungszustand
ER (angesteuert) ist, in der sowohl das Hubmesser 5 an der Nase 9 der ihm zugeordneten
Platine 2, als auch das Hubmesser 4 an der Nase 8 der ihm zugeordneten Platine 1 im
Verlauf ihrer um den Zeitversatz T versetzten Aufwärtsbewegung vorbeiziehen, befinden
sich beide Platinen 1,2 in einer solchen Position, daß sie nicht mit dem zugehörigen
Hubmesser 4 bzw. 5 Eingriff treten können und verbleiben somit in ihrer jeweiligen
Tiefstellung. Dieser erste Ansteuerzustand entspricht somit der in Fig. 1a dargestellten
Situation. Der zugehörige Kettfaden 6 befindet sich also im Unterfach UF.
[0025] In Fig.2b ist der Elektromagnet 10 so lange im Erregungszustand ER (gewesen), bis
das Hubmesser 5 an der Nase 9 der zugehörigen Platine 2 im Verlauf seiner Hub(Aufwärts)Bewegung
vorbeigezogen ist, wobei das Hubmesser 5 aufgrund der Erregung ER des Elektromagneten
10 nicht mit der ihm zugeordneten Platine 2 in Eingriff treten konnte. Nach einer
Zeitspanne t1 (Fig.3b), die kleiner als der Zeitversatz T, jedoch größer Null ist,
wird der Elektromagnet 10 entregt, was den zweiten Ansteuerzustand EN darstellt. Die
Platine 1 ist daher z.B. auf Grund einer ihr eigenen Federvorspannung in einer Position,
in der sie mit dem ihr zugeordneten Hubmesser 4 in Eingriff treten kann. Die Platine
1 wird somit in diesem Ansteuerzustand durch die Aufwärtsbewegung des Hubmessers 4
in ihre obere Stellung gezogen. Dadurch wird der Rollenzug 3 und der zugehörige Kettfaden
6 um die Hälfte der Hubstrecke nach oben gezogen, die durch die Höhendifferenz zwischen
der Hochstellung H und der Tiefstellung T der Platine 2 festgelegt ist.
[0026] Als Ergebnis befinden sich die beiden Platinen 1,2 am Ende der Aufwärtsbewegung beider
Hubmesser 4 und 5 in einer Position, die der in Fig.1b dargestellten Situation entspricht.
Der zugehörige Kettfaden 6 befindet sich also bei dieser Ansteuerung der Steuervorrichtung
7 im Mittelfach MF.
[0027] Für den Fall, daß der Elektromagnet 10 in dem Entregungszustand EN ist, bevor das
Hubmesser 5 im Verlauf seiner Hubbewegung an der ihm zugeordneten Platine 2 vorbeigezogen
ist, tritt das Hubmesser 5 mit der Platine 2 in Eingriff und wird durch die Hubbewegung
des Hubmessers 5 nach oben gezogen. Wenn nun der Elektromagnet 10 während einer Zeitspanne
t2 (Fig.3c), die größer als der Zeitversatz T ist, in diesem entregten Ansteuerzustand
EN verbleibt, ist die andere Platine 1 zum Zeitpunkt des Vorbeigangs des ihr zugeordneten
Hubmessers 4 ebenfalls in einer Position, in der sie mit dem Hubmesser 4 in Eingriff
tritt und durch dessen Aufwärtsbewegung nach oben gezogen wird.
[0028] Als Ergebnis befinden sich die beiden Platinen 1,2 am Ende der Aufwärtsbewegungen
der beiden Hubmesser 4,5 in einer Position, die der in Fig.1c dargestellten Situation
entspricht. Der zugehörige Kettfaden 6 befindet sich also durch das Anheben des zugehörigen
Rollenzugs 3 bei der zuletzt geschilderten Ansteuerung des Elektromagneten 10 im Oberfach
OF.
[0029] Wie detailliert in Fig. 5 dargestellt ist, resultiert die Bewegung des Rollenzugs
3 (s.a. Fig.1) und damit des zugeordneten Kettfadens 6 (Fig. 5a) aus der Überlagerung
der um den Zeitversatz T versetzten Bewegungen der beiden Hubmesser 4 und 5 (Fig.
5b). Wie aus Fig. 5a und 5b ersichtlich ist, wird das Oberfach OF während einer Zeitdauer
gebildet, die im wesentlichen zwischen dem Erreichen des oberen Totpunkts des Hubmessers
5 und dem Erreichen des oberen Totpunkts des Hubmessers 4 liegt und somit im wesentlichen
dem Zeitversatz T entspricht. Wie indessen in Fig.5b ebenfalls durch den schraffierten
Bereich gezeigt ist, weicht der ideale Zustand d. h. Hub-Maximalwert, bei dem kein
Zeitversatz auftritt (der aber nur mit getrennter Ansteuerung der Platinen bezüglich
der beiden Hubmesser 4 und 5 möglich ist) vom real erreichbaren Hubwert des Kettfadens
6 deutlich ab, und zwar umsomehr je größer der Zeitversatz T ist (im Extremfall können
sich diese Bewegungen sogar gegenseitig auslöschen). Somit ist ersichtlich, daß hinsichtlich
des Zeitversatzes T ein Kompromiß zwischen der zeitlichen Dauer des Offenfachs OF
und einem ausreichenden Niveauunterschied zwischen den jeweiligen Fachstellungen UF,MF,OF
gefunden werden muß.
[0030] Bei der Wahl des Zeitversatzes T ist weiterhin zu bedenken, daß, wenn eine Platinen-Stellung
erreicht werden soll, die der Unterfachstellung UF oder der Mittelfachstellung MF
entspricht, das Hubmesser 5 zum Zeitpunkt der Entregung des Elektromagneten 10 zur
Auslenkung der Platine 1 bereits an der Nase der nunmehr ebenfalls ausgelenkten Platine
2 vorbeigezogen ist und die Platine 2 somit sicher außer Eingriff mit dem Hubmesser
5 verbleibt.
[0031] Der Zeitversatz T ist somit auch so zu wählen, daß bei einer Ansteuerung der einen
Platine 2 eine Ansteuerung der anderen Platine 1 sicher vermieden werden kann.
[0032] In dem in Fig.4 dargestellten Ausführungsbeispiel eines Details einer erfindungsgemäßen
Fachbilde-Vorichtung weist die Steuervorrichtung 7 zwei getrennt ansteuerbare Steuerelemente
auf, die je einer der Platinen 1,2 zugeordnet sind. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel
sind die beiden Steuerelemente vorteilhaft in Form von Elektromagneten 11,12 ausgeführt.
[0033] Die beiden Elektromagneten 11,12 sind durch eine Trennwand 13 räumlich getrennt und
magnetisch abgeschirmt, um eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Elektromagnete
11,12 zu vehindern. Die beiden Elektromagnete 11,12 können unabhängig voneinander
jeweils in den entregten bzw. erregten Zustand angesteuert werden. Somit ist es ersichtlich,
daß je nach Ansteuerung der beiden unabhängigen Elektromagneten 11,12 mustergesteuert
keine, eine oder beide Platinen 1,2 ausgelenkt werden können, ohne daß es dazu eines
Zeitversatzes T der Auf- und Abbewegungen der Platinen 1,2 und deren Ansteuerung bedarf.
[0034] Durch die unabhängige Ansteuerung (Erregung) beider Elektromagneten 11,12 können
somit beide Platinen 1,2 in eine solche Position gebracht werden, daß sie mit den
Hubmessern 4 bzw.5 nicht in Eingriff treten können und daher bei der Aufwärtsbewegung
der Hubmesser 4,5 in ihrer jeweiligen Tiefstellung verbleiben. Als Ergebnis der Ansteuerung
beider Elektromagnete 11,12 befindet sich der zugehörige Kettfaden 6 im Unterfach
UF.
[0035] Durch Ansteuerung (Erregung) eines der Elektromagneten 11,12 kann eine der Platinen
1,2 in solch eine Position ausgelenkt werden, daß sie mit den ihr zugeordneten Hubmesser
4 bzw. 5 in Eingriff treten kann und somit durch die Aufwärtsbewegung dieses Hubmessers
nach oben in ihre Hochstellung gezogen wird, während die andere der beiden Platinen
2,1 durch die Entregung des ihr zugeordneten Elektromagneten 12 bzw. 11 in ihrer Tiefstellung
verbleibt. Als Ergebnis befindet sich der zugehörige Kettfaden 6 im Mittelfach.
[0036] Wenn die beiden Elektromagneten 11,12 so angesteuert sind, daß sie beide entregt
sind, befinden sich beide Platinen z.B. auf Grund einer ihnen eigenen Federkraft in
einer solchen Position, daß sie beide mit ihren zugeordneten Hubmessern 4,5 in Eingriff
treten und durch deren Hubbewegung nach oben in ihre jeweilige Hochstellung gezogen
werden. Als Ergebnis befindet sich der zugehörige Kettfaden 6 im Oberfach OF.
[0037] Bei der Ansteuerung mit Hilfe von Elektromagneten kann ein an sich bekanntes Anbieten
erfolgen, bei dem die jeweilige Platine mechanisch in geringem Abstand zu dem oder
in Anlage an den Elektromagneten gebracht wird und mechanisch wieder in die nicht
ausgelenkte Lage gebracht wird, wenn ihre Ansteuerung durch Erregung des Elektromagneten
erfolgt, wobei dann das zugehörige Hubmesser die Platine (wieder) mitnimmt (vgl. ebenfalls
DE-A-37 13 832).
[0038] Schließlich kann die Ansteuerung grundsätzlich auch in jeder anderen herkömmlichen
Weise erfolgen- etwa mittels Nadelwerken oder dgl.
[0039] Eine besonders vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung ist in Fig. 6a,b dargestellt.
[0040] Wie in Fig. 6a dargestellt ist, kann der Kettfaden 6' an einem Ende der Rollenzugschnur
eines zweiten Rollenzugs 15 anstatt direkt mit dem Rollenzug 3 verbunden sein. Das
zweite Ende der Rollenzugschnur des zweiten Rollenzugs 15 ist dabei fest an einem
Rahmen R befestigt. Es ergibt sich somit eine Maschine mit Hochfach-Arbeitsweise,
d.h. das Ansteuern der Platinen 1,2 (Einlesen E) erfolgt in der Unterfach-Stellung
UF. Bei jedem Schuß wird wenn gewünscht das Mittel- und Oberfach MF,OF angefahren
(angesteuert). Danach wird wieder in die Einlese-Stellung (=Unterfach UF) zurückgekehrt.
Daraus ergibt sich der Nachteil, daß der Weg von der Einlese-Stellung E zu der Oberfach-Stellung
OF doppelt so weit ist wie der Weg von der Einlese-Stellung E zu der Mittelfach-Stellung
MF.
[0041] Eine besonders elegante Lösung dieses Problems ist in Fig.6b dargestellt. Bei dieser
Ausführungsform ist der Rahmen R, an dem das feste Ende der Rollenzugschnur des zweiten
Rollenzugs 15 befestigt ist, zwischen zwei Höhenlager bewegbar und führt die in Fig.6b
dargestellte Auf- und Abbewegung aus. Das Einlesen E erfolgt somit in der Mittelfach-Stellung
MF. Das Ober- bzw. Unterfach OF bzw. UF sind daher durch eine einfach Hubbewegung
im Gegensatz zu der doppelten Hubbewegung der Ausführungsform von Fig. 6a zu erreichen.
Die Bewegung des Kettfadens 6' wird somit geringer.
[0042] Für die anhand Fig. 3a erläuterte Anregung des Elektromagneten 10 für das Unterfach
UF ist es nicht zwingend erforderlich, zwei Erregungsimpulse, die um den Zeitversatz
T versetzt sind, vorzusehen. Vielmehr reicht es aus, wenn, wie durch eine Strichpunktlinie
in Fig. 3a dargestellt, der Elektromagnet 10 während der Zeitspanne im Erregungszustand
ER ist, in der sowohl das Hubmesser 5 als auch das Hubmesser 4 an den jeweiligen Platinen
1 bzw. 2 vorbeiziehen. In gleicher Weise ist es nicht zwingend erforderlich, für das
Mittelfach MF (vgl. Fig. 3b und Fig. 4) ausschließlich die Platine 1, die dem Hubmesser
4 zugeordnet ist, anzusteuern. Vielmehr kann alternativ dazu selbstverständlich auch
die Platine 2, die dem Hubmesser 5 zugeordnet ist, angesteuert werden (nicht im einzelnen
dargestellt).
[0043] Grundsätzlich kann die Grundidee der Erfindung auch angewendet werden, wenn die Ansteuerung
(Einlesen) im Bereich der oberen Totpunktlage der Hubmesser erfolgt. Es ist lediglich
(mechanisch) in an sich bekannter Weise sicherzustellen, daß die beiden Positionen
der Platinen gewährleistet sind, ohne daß die unter Zugspannung durch den Kettfaden
6 stehende Platine nach unten zurückfällt.
1. Fachbilde-Vorrichtung für eine Jacquardmaschine mit drei definierten Fachstellungen
(UF,MF,OF), bei der zwei über einen gemeinsamen Rollenzug (3) an einem Ende verbundene
Platinen (1,2) mittels einer Hubmesser-Anordnung (4,5) jeweils zwischen einer oberen
und einer unteren Stellung bewegbar sind, und eine auf der Grundlage des zu bildenden
Musters ansteuerbare Steuervorrichtung (7) so den Bewegungswegen der beiden Platinen
(1,2) zugeordnet ist, daß in einem ersten Ansteuerzustand (ER) eine der Platinen (1,2)
in eine läge auslenkbar ist, in der keine Bewegung dieser Platine (1,2) möglich ist,
während in der einem weiteren Ansteuerzustand (EN) entsprechenden läge die jeweilige
Platine (1,2) bewegbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erreichung der drei Fachstellungen (UF,MF,OF) die Steuervorrichtung (7) so
ausgebildet ist, daß sie mustergesteuert wahlweise keine, eine oder beide Platinen
(1,2) auslenkt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) zwischen den Bewegungswegen der Platinen (1,2) vorgesehen
ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Auf- und Abbewegungen der beiden Platinen (1,2) um einen kleinen, jedoch endlichen
Wert (T) zueinander zeitversetzt sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) entsprechend dem Zeitversatz (T)ansteuerbar ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) ein einziges Steuerelement (10) für beide Platinen (1,2)
aufweist und dieses für je eine der Platinen (1,2) zeitlich versetzt ansteuerbar ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 3-5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitversatz (T) so klein wie möglich, jedoch größer Null ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitversatz (T) so bestimmt ist, daß bei der Ansteuerung einer der Platinen
(1,2) eine Ansteuerung der jeweils anderen Platine (1,2) sicher vermieden ist.
8. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) getrennt ansteuerbare, je einer der Platinen zugeordnete
Steuerelemente (11,12) aufweist.
9. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) die Platinen (1,2) auf elektromagnetischer Grundlage
auslenkt.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) die Platinen (1,2) mechanisch auslenkt.
11. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie in einer Doppelteppich-Webmaschine vorgesehen ist.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß sie in einer Webmaschine für Plüschteppiche vorgesehen ist.
13. Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein zweiter Rollenzug (15) mit dem ersten Rollenzug (3) verbunden ist, wobei ein
Kettfaden (6') der Rollenzugschnur des zweiten Rollenzugs (15) zugeordnet ist.
14. Vorrichtung nach Anspruch 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Ende der Rollenzugschnur des zweiten Rollenzugs (15) fest an einem Rahmen
(R) angebracht ist, wobei der Rahmen (R) entsprechend der Auf- und Abbewegungen der
beiden Platinen (1,2) bewegbar ist.
15. Vefahren zur Steuerung einer Jacquardmaschine mit drei definierten Fachstellungen
(UF,MF,OF), bei dem zwei über einen gemeinsamen Rollenzug (3) an einem Ende verbundene
Platinen (1,2) mittels einer Hubmesser-Anordnung (4,5) jeweils zwischen einer oberen
und einer unteren Stellung bewegt werden, und eine auf der Grundlage des zu bildenden
Musters angesteuerte Steuervorrichtung (7) in einem ersten Ansteuerzustand (ER) eine
der Platinen in eine läge auslenkt, in der keine Bewegung dieser Platine möglich ist,
während in der einem weiteren Ansteuerzustand (EN) entsprechenden Lage die jeweilige
Platine bewegt werden kann,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erreichung der drei Fachstellungen (UF,MF,OF) die Steuervorrichtung (7) mustergesteuert
wahlweise keine, eine oder beide Platinen (1,2) auslenkt.
16. Verfahren nach Anspruch 15,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich die beiden Platinen um einen kleinen, jedoch endlichen Wert (T) zueinander
zeitversetzt auf- und abbewegen.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 oder 16,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) entsprechend dem Zeitversatz (T) angesteuert wird.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 15-17,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) ein einziges Steuerelement (10) für beide Platinen (1,2)
aufweist und dieses für je eine der Platinen zeitlich versetzt angesteuert wird.
19. Verfahren nach Anspruch 18,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitversatz (T) so klein wie möglich, jedoch größer Null eingestellt wird.
20. Verfahren nach Anspruch 19,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Zeitversatz (T) so eingestellt wird, daß bei der Ansteuerung einer der Platinen
(1,2) eine Ansteuerung der jeweils anderen Platine (1,2) sicher vermieden wird.
21. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 20,
dadurch gekennzeichnet,
daß je einer der Platinen (1,2) zugeordnete Steuerelemente (11,12) der Steuervorrichtung
(7) getrennt angesteuert werden.
22. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) die Platinen (1,2) auf elektromagnetischer Grundlage
auslenkt.
23. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 21,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Steuervorrichtung (7) die Platinen (1,2) mechanisch auslenkt.
24. Verfahren nach einem der Ansprüche 15-23,
dadurch gekennzeichnet,
daß es in einer Doppelteppich-Webmaschine angewendet wird.
25. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 23,
dadurch gekennzeichnet,
daß es in einer Webmaschine für Plüschteppiche angewendet wird.
26. Verfahren nach einem der Ansprüche 15 bis 25,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Kettfaden (6') über einen zweiten Rollenzug (15) bewegt wird, der mir dem
ersten Rollenzug (3) verbunden ist.
27. Verfahren nach Anspruch 26,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Rahmen (R), an dem ein zweites Ende der Rollenzugschur des zweiten Rollenzugs
(15) angebracht ist, auf und ab bewegt wird.
28. Verfahren nach Anspruch 27,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Rahmen (R) entsprechend der Auf- und Abbewegungen der Platinen (1,2) bewegt
wird, derart, daß das die Auslenkung der Platinen (1,2) in der Mittelfachstellung
(MF) erfolgt.