[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen von Fäden
endlicher und endloser Länge aus fadenbildenden Schmelzen, vorzugsweise aus Polymeren,
mit Hilfe von Gasstrahlen, vornehmlich kalter Luftstrahlen.
[0002] Es ist bekannt, thermoplastische Polymerschmelzen aus Spinndüsen auszupressen und
sie durch heiße Gasstrahlen, meistens Luftstrahlen, auszuziehen, wobei diese Luftstrahlen
beiderseits einer Reihe von Schmelzeaustrittsöffnungen ausströmen. Dieses Verfahren
wurde erstmals durch A. Van Wente in einer Veröffentlichung des Naval Research Laboratory,
Washington D.C., USA in 'Industrial and Engineering Chemistry', 48 (1956), 1342-46,
bekannt. Eine große Zahl von nachfolgenden technischen Ausführungen bis in die jüngste
Zeit lassen sich im wesentlichen auf das dort gezeigte Prinzip zurückführen, nämlich
mit den Kennzeichen, daß es sich um e i n e Reihe von Schmelzeaustrittsöffnungen handelt
und die die Schmelze ausziehenden Luftströme auf mindestens Schmelzetemperatur und
meistens darüber aufgeheizt werden müssen. Da die Austrittsschlitze für die Luftströmungen
etwa um 1 mm, oft darunter, von den Schmelzebohrungen entfernt sind, ist diese Erwärmung
notwendig, um die Schmelze in den Austrittsöffnungen nicht erstarren zu lassen. Diese
Blasstrom- oder Blasdüsen-Spinnverfahren (engl. meltblown) sind geschaffen worden,
um möglichst dünne Fäden, durchaus auch endlicher Länge, d.h. mit Abrissen herzustellen,
wozu eine höhere Lufttemperatur die notwendige Wärmezufuhr zum Verziehen auf möglichst
feine Durchmesser gibt.
[0003] Diese Verfahren sind energieaufwendig durch die notwendige Aufheizung des Gases einerseits,
andererseits liegt die höchste Gasgeschwindigkeit am Austritt der Luft aus den Schlitzen
vor und baut sich im Austrittsfreistrahl durch Vermischung mit der Umgebungsluft ständig
ab. Auf den Schmelzefaden trifft eine zunehmend geringere Luftgeschwindigkeit und
da sich dieser durch die auf ihn wirkenden Schubkräfte des Luftstrahls beschleunigt,
wird die wirksame Impulsdifferenz zwischen Luft- und Fadengeschwindigkeit immer geringer.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und dafür geeignete Vorrichtungen zu
schaffen, bei denen diese beiden wesentlichen Nachteile vermieden werden. Die Gas-,
vorzugsweise Luftströme werden nicht aufgeheizt, da sie nicht mehr direkt neben den
Schmelzebohrungen, sondern dicht unterhalb der Austrittsöffnungen auf die Fäden treffen.
Diese kalten Luftstrahlen, die beiderseits einer Reihe von Fäden angreifen, beschleunigen
sich zunehmend bis der Faden seinen endgültigen Durchmesser erreicht hat. Er ist dann
soweit abgekühlt, daß er sich nicht mehr weiter verziehen läßt.
[0005] Da die Luftströme erst in einem bestimmten Abstand unter den Schmelzeaustrittsöffnungen
auf die Fäden treffen, können auch mehr als nur eine Reihe von Schmelzeaustrittsbohrungen
angeordnet sein, beispielsweise zwei oder drei, wodurch sich der Durchsatz bei gegebener
Düsenlänge vergrößert und die Gasstrahlenenergie durch eine höhere Gutbeladung besser
ausgenutzt werden kann. Es bedarf zudem keiner teuren Spritzwerkzeuge, sondern nur
normaler Spinndüsen und fertigungstechnisch wenig anspruchsvoller Teile für die Gasströmung.
[0006] Beim herkömmlichen Schmelzspinnen wird die Verformung des Fadens vom Austritt aus
der Schmelzebohrung bis zu seiner Erstarrung von Zugkräften bewirkt, die mechanisch
durch Abzugs- oder Wickelrollen oder beim Spinnvliesverfahren aerodynamisch aufgebracht
werden. Die Zugkräfte greifen nach der Erstarrung des Fadens am unteren Ende der Spinnlinie
an, vgl. DOS 37 36 418 und 43 12 419. Im oberen Bereich wird der Faden durch besonders
eingeführte Kühlluft, meist nach Temperatur, manchmal auch Feuchte geregelt, abgekühlt.
Die Kühlluft kann quer oder auch mit einer Komponente in Fadenlaufrichtung eingeblasen
werden. Beim Blasspinnen mit aufgeheizter Luft, dem Meltblown-Verfahren, vermischt
sich die Heißluft nach ihrem Austritt aus den Schlitzen neben den Schmelzebohrungen
mit der kalten Umgebungsluft und es kommt zur Abkühlung und Erstarrung der Fäden.
[0007] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Verformung der Fäden durch Schubkräfte
erzeugt, die die seitlich zustömende, nicht besonders aufgeheizte Luft am Fadenmantel
erzeugt. Auch die unten am Faden nach seiner Erstarrung angreifenden Schubkräfte wirken
sich als Zugkräfte auf den Verformungsbereich aus, meist aber geringer als die Schubkräfte
am noch nicht erstarrten Teil. Die Geschwindigkeit dieser Luftströme ist, abgesehen
von einem Bereich von wenigen mm direkt unterhalb des Schmelzeaustritts, größer als
die Fadengeschwindigkeit. Sie beschleunigen sich stetig zu einer Lavaldüse hin, in
derem engsten Querschnitt Schallgeschwindigkeit erreicht werden kann.
[0008] Das Verfahren nach der Erfindung steht also zwischen den bekannten Spinnvliesverfahren
mit Abzug unten am erstarrten Faden und den Meltblown-Verfahren mit Heißluftströmen
aus der Spinndüse. Ein solches Verfahren ist bisher nicht bekanntgeworden.
[0009] Ähnlich dem erfindungsgemäßen Verfahren hat sich ein Verfahren zur Herstellung von
Pulvern aus Metall- und Keramikschmelzen bewährt (DE 33 11 343), bei dem in der Regel
eine einzelne Ausflußöffnung der Schmelze dicht oberhalb einer rotationssymetrischen
Lavaldüse steht und die radial zuströmende Gasmenge sich ständig beschleunigt, auch
bis zur Schallgeschwindigkeit und darüber, und damit für das Ausziehen des Schmelzemonofils
günstige Verhältnisse durch zunehmende Gasströmung bei zuenhmender Monofilgeschwindigkeit
aufweist. Bei Metallschmelzen ist in der Regel die Oberflächenspannung so groß, daß
im Bereich des geringeren Druckes mit Annäherung an die engste Stelle der Lavaldüse
der Faden aufplatzt und sich aus den einzelnen Teilchen durch die Oberflächenspannung
Kugeln ergeben, die zu festem Pulver erstarren. In einer weiteren Ausführung, DE 35
33 964, wird das Schmelzemonofil durch Strahlungsheizung länger warm gehalten, um
es weiter auszuziehen und damit noch feineres Pulver zu erhalten.
[0010] Mit der vorliegenden Erfindung sollen möglichst feine Fäden aus fadenbildenden, d.h.
höherviskosen Schmelzen hergestellt werden. Anders als bei Metallschmelzen überwiegt
hier der Einfluß der Viskosität den der Oberflächenspannung. Das führt zu Fäden und
nicht zu Pulvern. Ausschließlich die Herstellung von Fäden endlicher oder endloser
Länge werden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und seinen kennzeichnenden Vorrichtungen
bezweckt. Bei Fäden aus schmelzspinnbaren Polymeren wie Polyamiden, Polyester, Polystyrol,
Polyurethan, Polypropylen und anderen schmelzspinnbaren, in Synthesefasern umwandelbaren
Polymeren kommt es jedoch nicht darauf an, Fäden bestimmter Dicke und in besonderen
Fällen wie Filter, feinkapillare Vliesstoffe, Textilien mit weichem Griff, zum Beispiel
besonders feine Fäden zu erzeugen, sondern diese sollen in vielen Fällen auch die
höchstmögliche Festigkeit bei geringer Dehnung und bestimmtem, meist möglichst geringem
Schrumpf, was wichtig für die spätere Nachbehandlung ist, aufweisen. Dazu ist eine
molekulare Orientierung während des Übergangs von der Schmelze zum festen Faden die
Grundvoraussetzung. Dieses wird geschafft im vorliegenden Fall überwiegend durch Einwirken
von Schubkräften auf das schmelzflüssige Monofil. Die Schwerkraft allgemein und Zugkräfte
am erstarrten Fadenteil helfen.
[0011] Es hat sich gezeigt, daß bei einer raschen Verringerung des Durchmessers mit hohen
Schubkräften und demzufolge hohen Gasgeschwindigkeiten sich besonders gute Festigkeitswerte
der Fäden mit hohem Anfangsmodul Kraft zu Dehnung erzeugen lassen. In besondersn Fällen
wie bei Polyester ist auch der Schrumpf in diesem Fall gering. Die vorliegende Erfindung
erfüllt die Voraussetzung auf rasche Verstreckung auf den Enddurchmesser durch die
grundsätzlich kurze Verstreckungslänge zwischen Schmelzeaustrittsdüse und Lavaldüse.
Verglichen mit den konventionellen Spinnverfahren für endlose Fäden mit mechanischem
Abzug und anschließendem Aufwickeln oder den Spinnvliesverfahren mit aerodynamischen
Abzug und anschließender Ablage der Fäden zu einem Vlies ist die molekulare Orientierung
zwischen Spinndüse und Erstarrungspunkt in der kurzen Verziehstrecke und den damit
verbundenen hohen Schergradienten im Faden höher, weil neben den Zugkräften von unten
starke Schubspannungen direkt im Verformungsbereich angreifen. Diese greifen zwar
auch bei den Meltblown-Spinnverfahren an, aber nur ganz am Anfang, dann immer schwächer
wegen der ungünstigen Verhältnisse der abnehmenden Gasgeschwindigkeit zu zunehmender
Fadengeschwindigkeit.
[0012] Zum Vorteil der Energieeinsparung kommen bei Polymerfäden die hohen Fadenqualitäten
hinzu. Im Vergleich zu anderen bekanntgewordenen Verfahren zum Spinnen von Fäden aus
der Schmelze mit Hilfe aerodynamischer Kräfte kommt hinzu, daß die Vorrichtungen zur
Verwirklichung des erfindungsgemäßen Verfahrens einfacher sind.
[0013] Die Vorrichtung für das vorliegende Verfahren zur Herstellung von Fäden und Fasern
mit kalten Blasströmen besteht aus einer Längsdüse, aus der die Schmelze aus Öffnungen
austritt in einer oder mehreren Reihen. Unterhalb der Längsdüse befindet sich ein
Spalt von einigen mm Breite, dessen Kontur die konvergent-divergente Form einer Lavaldüse
hat und der sich über die gesamte Länge der Spinnbohrungsreihe erstreckt. Bei entsprechenden
Druckverhältnissen kann im engsten Teil des Spaltes Schallgeschwindigkeit und im erweiterten
sogar Überschallgeschwindigkeit erzeugt werden. Der Spalt ist nur wenige mm breit,
um mit möglichst geringer Luftmenge auszukommen, aber hinreichend breit, um ein Anschlagen
der Fäden an seinen Wandungen zu vermeiden. Bei Verhältnissen zwischen Umgebungsdruck
p
0 = 1 bar und Druck im Raum unterhalb der Spinndüse mit Öffnung nach unten durch den
als Lavaldüse ausgebildeten Längsspalt von p
1 = 2 bar ergibt sich bereits Schallgeschwindigkeit im engsten Teil des Längsspalts.
[0014] Der im folgenden als Blasdüse bezeichnete Teil unterhalb der Spinndüse kann als Lavaldüse
mit konvergent-divergent verlaufendem Strömungsquerschnitt ausgebildet sein. Bei entsprechendem
Druckverhältnis p
1/p
0 größer etwa 1,9 entsteht dahinter Überschall durch Strahlexpansion auf den Umgebungsdruck.
Bei einer nicht erweiterten Blasdüse, sog. Borda-Mündung, herrscht am Austritt höchstens
Schallgeschwindigkeit.
[0015] Statt heiße Luft direkt neben den Schmelzebohrungen austreten zu lassen, trifft nicht
aufgeheizte Luft in einem bestimmten Abstand von den Schmelzaustrittsöffnungen entfernt
und mit ständig zunehmender Geschwindigkeit auf die Fäden, zieht sie aus und kühlt
sie gleichzeitig ab. Alles findet auf einer sehr kurzen Verzugs strecke statt. Die
Austrittsbohrung selbst ist nur mit geringer Luftgeschwindigkeit umströmt, kann auch
wesentlich von jeglicher Strömung abgeschirmt werden in bekannter Weise dadurch, daß
die Austrittsbohrungen in einer Längsnut angeordnet sind und somit etwas zurückgesetzt
werden. Zusätzlich kann der Düsenkörper neben der Bohrungsreihe isoliert werden. Durch
diese verhältnismäßig einfachen Maßnahmen gelingt es, den Energieaufwand für die Luftstrahlen
durch die nicht mehr notwendige Beheizung und die bessere Ausnutzung der Druckenergie
zur Beschleunigung der Fäden und damit Ausziehen auf geringere Durchmesser deutlich
zu verringern gegenüber den herkömmlichen Meltblown-Verfahren.
[0016] Die Erfindung wird an den folgenden Zeichnungen erläutert.
- Fig. 1
- Querschnitt durch eine Spinnvorrichtung mit Laval-Blasspinndüse
- Fig. 2
- Ausführung mit Gasströmung schräg von oben
- Fig. 3
- Spinndüse mit zusätzlicher elektrischer Heizung in der Nähe der Schmelzeaustrittsbohrungen
[0017] In Fig. 1 ist eine Spinnvorrichtung 1 wie sie üblicherweise für polymere Schmelzen
eingesetzt wird über einer Blasdüse 2 dargestellt. Die Schmelze gelangt aus einer
nicht gezeigten Dosiervorrichtung, beispielsweise eine Zahnradpumpe, über eine Öffnung
3 in die Spinnvorrichtung und verteilt sich über einem Längskanal 4 über die Breite
der Düse. Über bekannte Filter 5 zur Herausfiltrierung von Fremdkörpern und zur Widerstandsbildung
zwecks gleichmäßiger Schmelzeverteilung über die Düsenlänge hin gelangt die Schmelze
über die Vorbohrungen 6 der Düse zu den Schmelzeöffnungen 7 in der Düsenplatte 8.
Diese ist in einer aus mehreren Teilen bestehenden Düsenverschraubung 9 mit den zuvor
genannten Teilen zusammengefaßt und in einen beheizten Kasten 10 gesetzt, aus dem
sie zum Austausch durch Auflösung der Verbindung mit der Schmelzeleitung bei 3 entfernt
werden kann.
[0018] Die unaufgeheizte Luft längs den Pfeilen 11 über die gesamte Länge der hintereinander
in einer oder mehreren Reihen angeordneten Schmelzeaustrittsöffnungen 7 über Widerstände
17 zur Vergleichmäßigung und zweckmäßigerweise auch zur Gleichrichtung, d.h. Wirbelverminderung,
aus dem Druckraum 15 dem Lavaldüsenspalt 12 zugeführt. Dieser wird gebildet aus den
beiden Platten 13a und 13b, die sich über etwas mehr als die Düsenbohrungsreihe erstrecken.
Durch die entsprechende Formgebung an den Enden formen sie einen zunächst zusammenlaufenden,
dann auseinanderstrebenden Spalt 12, die Lavaldüse.
[0019] Die Luftströmung ist vorzugsweise laminar, um ein ruhiges Verziehen ohne turbulente
Schwankungen der Fäden 25 zu gestatten. Eine laminare Strömung erlaubt einen engeren
Spalt bei 12 und damit einen geringeren Einsatz von Gas(Luft)-menge. Eine laminare
Strömung im Verzugsbereich der Fäden ist auch aus Gründen der Energieersparnis vorteilhaft.
[0020] Im Raum 15 herrscht ein höherer Druck p
1 als unterhalb im mit 16 bezeichneten Raum. Der Raum 16 kann unter Umgebungsdruck
p
0 stehen oder, falls noch ein Auffangen der Fäden zu einem Vlies erfolgen soll oder
ein Weitertransport der Fäden, kann er auch einen über der Umgebung liegenden Druck
haben. Herrscht bei Luft als strömendem Medium im Raum 15 ein Druck gegenüber dem
Raum 16 von mindestens dem etwa 1,9-fachen, so stellt sich an der engsten Stelle bei
12 Schallgeschwindigkeit ein.
[0021] Je nach Polymer oder sonstiger schmelzspinnbarer Masse werden Temperaturen etwas
über dem Schmelzpunkt eingestellt. Um besonders dünne Fäden zu erhalten, kann die
Temperatur deutlich über den Schmelzpunkt erhöht werden, was bei höherviskosen Polymeren
wie Polypropylen ohnehin vonnöten ist, bei Polyester und Polyamiden reicht eine geringere
Überhitzung über den Schmelzpunkt. Die Weite des Spaltes 12 wird so eng gewählt, daß
gerade ein Anschlagen und damit ein Verstopfen und Aufstauen des faserigen Materials
in der Blasdüse 2 verhindert wird. Um den Spalt sowohl in seiner Entfernung zu den
Austrittsöffnungen der Schmelze und seiner Weite einstellen zu können, sind die Platten
13a und 13b, die den unteren Abschluß des Druckraumes 15 bilden, beweglich über Drehpunkte
18 und Gleitöffnugnen 19 einstellbar, wobei diese Art der Verstellung nur eine Möglichkeit
von anderen darstellen soll. Stirnseitig ist der Druckraum durch Platten 20 verschlossen.
Die Dichtung mit den Platten 13a und 13b kann metallisch über eben ausgeführte Flächen
und Zusammenpressen erfolgen; auch Dichtelemente in den Platten 13a und 13b sind in
bekannter Weise möglich. Die Verspannung zwischen diesen und den Platten der Stirnwand
wird zum Anspinnen und Einstellung des Spaltes 12 leicht gelöst.
[0022] In Fig. 2 ist eine ähnliche Vorrichtung bestehend aus Spinnvorrichtung 21 und Blasdüse
22 dargestellt. Die Luftströme 23a und 23b treten mit von vornherein nach unten gerichteter
Komponente seitlich von oberhalb der Düsenaustrittsbohrungen 24 auf die Fäden 25.
Die Beheizung durch ein in Kammern 26 befindliches Wärmeträgermedium 27, dampfförmiger
oder flüssiger Art, ist möglichst dicht an die Spinndüsenplatte 28 herangeführt, um
ihre Abkühlung durch die Luftströmung, die in diesem Bereich zwar noch geringe Geschwindigkeit
hat, zu vermindern. Anders als in Fig. 1 ist in diesem beispielhaften Fall die Spinndüse
von oben ein- und auszubauen.
[0023] In Fig. 3 ist angedeutet, daß eine elektrische, flachstabförmige Heizung 29 für eine
Wärmezufuhr an die Spinndüse sorgt und der Abkühlung der Luftströme entgegenwirkt.
Isolierende Platten 30 können wie hier und in Fig. 1 gezeigt in gleichem Sinne wirken.
Mit Hilfe dieser seitlichen Heizungen kann die Schmelze kurz vor ihrem Austritt stärker
überhitzt werden, um feinere Fäden zu erhalten. Wegen der kurzen Einwirkdauer der
höheren Temperatur kann die Schädigung des Polymers gering gehalten werden und ein
Abfall der mechanischen Gütewerte der Fäden bleibt gering oder ist gar nicht feststellbar.
[0024] Die zum Verspinnen der Schmelze notwendige Luft wird auf Drücke von etwa 0,5 bis
etwa 3 bar über dem Druck p
0 der Atmosphäre bzw. dem Druck p
2 im Raum 16 der Blasspinnvorrichtung zugeführt. Liegt im Raum 16 ein Unterdruck vor,
z.B. wenn sich eine Fadenablage zu einem Vlies anschließt, so kann der Druck im Raum
15 kleiner sein und es läßt sich dennoch bei 12 Schallgeschwindigkeit erreichen, wenn
bei Luft das kritische Druckverhältnis 1,9 erreicht oder überschritten wird.
[0025] Es ist zweckmäßig, die durch die Verdichtung der Luft erzeugte Wärme im Gas zu erhalten,
die Zuleitungen also kurz zu halten und gut zu isolieren, um diese im übrigen verlorene
Energie für das Verspinnen zu nutzen, indem die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen
Luft und Faden geringer ausfallen kann, wenn der Faden während des Verziehens länger
auf einer höheren Temperatur gehalten werden kann. Ein Warmhalten des Fadens auch
durch Strahlungsheizung wie in DE 35 33 964 ist auch hier möglich. Eine Aufheizung
der gesamten Blasluft ist nicht nötig und könnte auch nur in geringem Maß erfolgen
(wenn z.B. billige Wärme zur Verfügung steht und besonders feine Fasern erzeugt werden
sollen), da die Fäden sonst nicht genügend rasch zur Abkühlung gebracht werden.
[0026] Bei der Herstellung von Fäden aus synthetischen Polymeren gelingt es durch das erfindungsgemäße
Verfahren, Fäden mit der Qualität von Stapelfasern herzustellen, obwohl deren wesentliche
Eigenschaften Festigkeit, Dehnung, Schrumpf und natürlich auch der Fadendurchmesser
durch die nicht vollständig konstante Zugwirkung der Luftströmung auf die Fäden stärker
schwanken als bei der konventionellen Fadenherstellung mit mechnischem Abzug der Fäden
aus Spinndüsen. Einige Beispiele sollen das zeigen.
Beispiel 1
[0027] In einem elektrisch beheizten Gefäß von etwa 0,5 1 Inhalt wurde zuvor sorgfältig
getrocknetes Granulat von Polyester (Polyethylentherephthalat) aufgeschmolzen. Über
dem Schmelzespiegel befand sich eine Stickstoffatmosphäre. Die Schmelzetemperatur
lag bei 270 °C. Durch Erhöhung des Stickstoffdrucks wurde die Schmelze zum Ausfluß
am Boden aus einer Bohrung mit einem Durchmesser von 2 mm gebracht. Im Abstand von
etwa 5 mm unter dieser Austrittsöffnung trat Luft radialsymmetrisch an den austretenden
Faden heran und strömte durch eine Lavaldüse von 3 mm Durchmesser parallel mit den
Fäden nach unten ab. Der engste Querschnitt der Lavaldüse hatte einen Abstand von
eta 8 mm vom Schmelzeaustritt. Die Luft wurde einem industriell üblichen Preßluftnetz
entnommen.
[0028] Bei einem Luftdruck in der Zuspeisung von 2,5 bar über Atmosphäre ergaben sich Fäden
mit einer Feinheit von 1,1 den, entsprechend 11 µ, und einer Festigkeit von 2,7 g/den,
Dehnung von 71 %, Kochschrumpf 9 % - jeweils Mittelwerte aus 10 Messungen. Der Durchsatz
betrug 0,9 bis1 g/min.
Beispiel 2
[0029] Ein Kunststoffgranulatgemisch aus Polyester und Polypropylen im Gewichtsverhältnis
50:50 wurd in einem länglichen Gefäß, ebenfalls mit elektrischer Beheizung und unter
Stickstoffatmosphäre, aufgeschmolzen und durch einen Überdruck im Stickstoff zum Ausfluß
gebracht aus drei in Reihe angeordneten Austrittsöffnungen mit einem Durchmesser von
0,8 mm. Die Temperatur der Schmelze betrug 285 °C, der Druck der Preßluft 1,8 bar
über Atmosphäre und der Durchsatz 0,75g/min pro Loch. Die Lavaldüse hatte rechteckigen
Querschnitt mit einer Weite von 3 mm an der engsten Stelle. Ihr Abstand von den Schmelzeaustrittsöffnungen
betrug etwa 25 mm. Es ergaben sich seidige Fäden mit den Mittelwerten 0,76 den, 1,60
g/den Festigkeit, 272 % Dehnung, 35 % Kochschrumpf.
[0030] Die Fäden wurden auf einem unterhalb der Vorrichtung bewegten Siebband aufgefangen,
wo sie zu einem etwa 5 cm breiten Vlies abgelegt wurden.
[0031] In der gleichen Vorrichtung wurden verschiedene Kunststoffmischungen und reine Kunststoffe
wie Polystyrol, Polyamid, Polyethylen zu feinen Fäden versponnen und es zeigte sich,
daß bereits mit diesen einfachen Vorrichtungen erstaunlich hohe Faserwerte in Festigkeit,
Dehnung und geringem Schrumpf erzeugt werden konnten, wozu sonst ein höherer Aufwand
an apparativen Einrichtungen und besonders an Energie vonnöten ist.
[0032] Die vorliegende Erfindung ist auf alle Stoffe anwendbar, die sich in schmelzförmigem
Zustand zu Fäden umwandeln lassen. Der Verzug der Schmelzemonofile soll bei Polymeren
rasch und unter Einwirkung von Zug- und Schubspannungen geschehen, um eine möglichst
hohe molekulare Orientierung und damit Güte der Fäden zu erhalten. Das gilt auch,
wenn die Fäden besonders fein sind und nicht endlos sind, sondern in unregelmäßigen
Abständen abreißen und sich dann ein neues Fadenstück bildet. Die Herstellung von
Polymerfäden und Vliesen darauf ist eine bevorzugte Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens, ohne daß es darauf beschränkt ist.
[0033] Bei der Herstellung von Vliesen erstreckt sich die Einrichtung bestehend aus Spinndüse
und Blasteil über eine bestimmte Länge, die die Breite des erzeugten Vlieses vorgibt.
Die Fäden - endlos, teilweise endlos oder überwiegend endlicher Länge - werden auf
einem Auffangband abgelegt, zu dessen Laufrichtung die Längsachse der Spinndüse mit
Blasteil in einem bestimmten Winkel, meistens unter 90° steht. Die Fadenablage kann
geschehen, indem zwischen Lavalblasdüse und Auffangband ein offener Raum besteht.
Es können aber auch in der Spinnvliestechnologie bekannte Legemethoden zum Hin- und
Herschwenken der aus der Lavaldüse austretenden Fadenschar angewendet werden. Auch
das Saugverfahren, bei dem der Legeteil von der Umgebung abgetrennt und unter dem
Band abgesaugt wird, kann angewendet werden, indem der Raum unterhalb der Lavalblasdüse
in bekannter Weise bis zum Auffangband geschlossen ist und die zu einem Vlies gelegten
Fäden diesen abgeschlossenen Legeraum über abdichtende Walzen mit dem Siebband verläßt.
Vliese aus endlosen Fäden, als Spinnvliese bezeichnet, wenn sie direkt aus der Spinndüse
erzeugt werden, können ein bevorzugtes Anwendungsgebiet der vorliegenden Erfindung
sein. Hier sollen, abgesehen von Sonderfällen, die Fäden in allen Richtungen möglichst
gleichmäßig verteilt sein, um isotrope Werkstoffe zu erhalten. Gemäß dem statistischen
Charakter der Turbulenz, die sich in der Strömung unterhalb der Lavalblasdüse ausbildet,
ist der Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens und der zugehörigen Vorrichtung für
die Herstellung derartiger Produkte besonders geeignet.
1. Verfahren zur Herstellung von Fäden aus Schmelzen mit Hilfe einer Gasströmung dadurch
gekennzeichnet, daß die Gasströmung kurz unterhalb der Austrittsöffnungen für die
Schmelze eine Geschwindigkeit über der Geschwindigkeit der Schmelzefäden erreicht
und sich weiterhin stetig beschleunigt, wodurch die Fäden verzogen und abgekühlt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß es sich um fadenbildende Polymerschmelzen
handelt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei das Gas nach der Verdichtung auf den jeweils
gewünschten Druck direkt zum Verspinnen der Schmelze verwendet wird, ohne daß dem
Gas Wärme zu- oder abgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei das strömende Gas Luft ist.
5. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, wobei die Gasströmung im Bereich
der Erstarrung der Fäden Schallgeschwindigkeit oder auch Überschallgeschwindigkeit
erreicht.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder einem der folgenden
Ansprüche, wobei die Schmelze aus einer oder mehreren parallelen Reihen von Spinnbohrungen
einer Spinndüse austritt, in die Gas, vorzugsweise Luft, von beiden Seiten der Spinnbohrungsreihen
in einen Raum unterhalb der Spinndüse eintritt und diesen durch einen unterhalb der
Mittelachse der Spinndüsenreihe(n) liegenden schlitzartigen Querschnitt verläßt, dadurch
gekennzeichnet, daß dieser viel kleiner ist als die seitlichen Zuströmquerschnitte,
um eine ständig beschleunigte Strömung vom Auftreffen des Gases auf die Fäden bis
zum engsten Querschnitt des Schlitzes zu erreichen.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6, wonach der Schlitz in seinem Querschnitt in Strömungsrichtung
des Gases konvergent-divergent in Form einer Lavaldüse ausgebildet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 6 oder 7 dadurch gekennzeichnet, daß die Spinndüse zur Verminderung
des Wärmeabflusses an die Gasströmung nach unten wärmeisolierend abgedeckt ist oder
von unten zusätzlich beheizt wird.