[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abkühlen aus der Walzhitze von warmgewalzten
Profilen mit im Abstand über den Querschnitt angeordneten Profilteilen von unterschiedlicher
Masse, insbesondere von Schienen auf einem Kühlbett sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens.
[0002] Auf Kühlbetten werden Schienen aus der Walzhitze bis auf Temperaturen unter 80
oC abgekühlt. Wegen der unsymmetrischen Anordnung der Massen des Profils ergibt sich
zwischen Kopf und Fuß der Schiene ein unterschiedliches Abkühlverhalten, bei dem der
Fuß infolge seiner vergleichsweise zur Masse größeren Wärmeabgabeflächen schneller
abkühlt als der Kopf. Daraus resultiert, daß sich die Schiene beim Erkalten krümmt.
Diesem Krummwerden kann bis zu einem gewissen Maß durch Vorbiegen der noch heißen
Schiene begegnet werden. Dies erfordert jedoch nachteilig einen aufwendigen Warmbiegevorgang
mit ungewissem Ergebnis. In jedem Falle müssen dabei die Schienen nach dem Abkühlen
nachgerichtet werden. Sowohl durch den Kühlprozeß als auch besonders durch das Richten
entstehen Eigenspannungen in der Schiene, die deren Festigkeit nachteilig beeinflussen.
Es wurden bereits zahlreiche Vorschläge bekannt, um dieser Schwierigkeit wirksam zu
begegnen:
Die DE 42 37 991 A1 beschreibt ein Verfahren zur Abkühlung von in Walzgerüsten warmgewalztem
profiliertem Walzgut, insbesondere von Schienen auf einem Kühlbett, mit natürlicher
Konvektion oder mit forcierter Luftkühlung. Die Erfindung besteht darin, daß die Schienen
mit dem Kopf nach unten hängend, über das Kühlbett transportiert werden. Durch diese
Maßnahme werden bereits bei natürlicher Konvektion die Wärmeübergangsverhältnisse
so günstig verändert, daß die Temperaturdifferenz zwischen Kopf und Fuß der Schiene
von ca. 140
oC bei liegender Schiene auf ca. 50
oC bei hängender Schiene zurückgeht. Infolge der geringeren Temperaturdifferenz zwischen
Kopf und Fuß werden die Nachteile des Krummwerdens wirksam verringert und es wird
erreicht, daß eine nahezu gerade Schiene in die Richtmaschine zum Fertigrichten eingeführt
wird, wodurch die Endspannungen im Schienenmaterial äußerst gering gehalten werden.
[0003] Aus der DE-PS 21 61 704 ist ein Verfahren sowie eine Einrichtung zum spannungs- und
verzugsfreien Abkühlen von Eisenbahnschienen bekannt, welches darin besteht, daß die
abzukühlenden gleichartigen Schienenprofile mit ihren Schienenfüßen paarweise symmetrisch
und gegenseitig Widerlager bildend, Fuß gegen Fuß zusammengespannt und durch einen
Querförderer über ein Kühlbett gefördert werden. Da jeder Schienenkopf zwar eine etwa
gleichgroße Masse wie der Schienenfuß hat, jedoch der Umfang des Schienenfußes etwa
doppelt so groß ist wie der des Schienenkopfes, wird die Umfangsfläche der zusammengespannten
Schienenfüße im Verhältnis zu ihrer Masse etwa gleich groß, wie das Verhältnis von
Umfangsfläche und Masse am Schienenkopf. Damit wird ein gleichmäßiges Abkühlen von
Schienenköpfen und Schienenfüßen erzielt, wobei sich in der Praxis gezeigt hat, daß
diese Maßnahme bei den paarweise sich gegeneinander abstützenden Schienenfüßen für
ein nahezu verzugfreies Abkühlen ausreicht.
[0004] In der US-PS 468 788 ist ein Verfahren zum Abkühlen von Schienen offenbart, wobei
diese in einer Vorrichtung mit nach unten hängenden Schienenköpfen in ein mit Wasser
gefülltes Becken ganz oder teilweise eingetaucht und dadurch abgekühlt werden, wobei
sie gleichzeitig mittels Druckschrauben gegen ein festes Wiederlager gedrückt werden.
[0005] In der DE-PS 404 127 ist ein Verfahren zum Richten von Metallstangen unsymmetrischen
Querschnitts, insbesondere von Eisenbahnschienen, offenbart, wobei die Erfindung darin
besteht, daß die starken Teile des Querschnitts einer derart geregelten künstlichen
Abkühlung unterworfen werden, daß alle Teile trotz ihrer ungleichen Stärken um dasselbe
Maß schwinden und die Stangen bei Abkühlung bis auf Umgebungstemperatur gerade bleiben.
Erzielt wird dieses Ergebnis, dadurch, daß die künstliche Abkühlung entweder durch
Eintauchen in eine Flüssigkeit, durch Benetzen oder Berieseln, durch Anblasen mit
einer zerstäubten Flüssigkeit, mit Dampf, Luft oder anderen Gasen erzeugt wird, wobei
das verwendete Mittel stetig oder mit Unterbrechungen während der ganzen Dauer oder
nur während eines Teils der Abkühlungsdauer wirkt. Bemerkenswert ist bei dem Verfahren,
daß die künstliche Abkühlung derart geregelt werden kann, daß die Stangen, selbst
wenn sie aus Hartstahl oder einer härtbaren Legierung bestehen, während der Abkühlung
nicht gehärtet werden.
[0006] Aus der DE-PS 19 42 929 ist ein Verfahren zum Abkühlen von Schienen bekannt, welches
auf einem anderen physikalischen Prinzip beruht. Dieses besteht darin, daß die Schienen
vor Erreichen der Austenit-Umwandlungstemperatur mit Abstand über einer wärmereflektierenden
Schicht auf dem Schienenfuß abgestellt werden. Zusätzlich kann dabei auf die Laufflächen
der Schienen im weiteren Verlauf der Abkühlung ein fester Isolierstoff aufgelegt werden.
Eine gegenseitige positive Beeinflussung durch Strahlung wird weiterhin bei diesem
Verfahren dadurch erreicht, daß die Schienen unmittelbar nebeneinander abgestellt
werden, so daß sich die Schienenfüße seitlich berühren. Diese Maßnahmen führen zur
positiven Beeinflussung des Abkühlungverlaufes jeweils eines Teils vom Schienenquerschnitt
ohne Zufuhr von Fremdenergie durch Rückstrahlung an einer Reflektionsschicht sowie
isolierende Abdeckung der Laufflächen. Es entsteht dabei ein günstiger Spannungsausgleich
im Schienenquerschnitt. Das Abstellen der Schienen auf dem Schienenfuß vor dem Erreichen
der Austenit-Umwandlungstemperatur mit Abstand über einer wärmereflektierenden Schicht
ergibt den Vorteil, daß es das frühere Einsetzen der Austenit-Umwandlung im Schienenfuß
und -steg verhindert. Damit können die technologischen Werte des Schienenmaterials
individuell, d.h. je nach Stahlanalyse, durch exakte Temperaturführung so beeinflußt
werden, daß höhere Festigkeits-, Dehnungs- und Einschnürungswerte erzielbar sind.
[0007] Das Gegenteil hiervon, nämlich eine Durchhärtung des Schienenkopfes infolge eines
entsprechend rapiden Kühlverfahrens wird nach dem FR-PS 543.461 dadurch erreicht,
daß die Schiene über Kopf mit dem Schienenfuß nach oben hängend einer Serie definierter
Tauchvorgänge von sehr kurzer Dauer in einem mit Wasser gefüllten Trog unterzogen
wird.
[0008] Die genannten Verfahren weisen den gemeinsamen Nachteil auf, daß sie mehr oder minder
auf Empirie beruhen, d.h. daß durch langwierige Versuche zunächst einmal ermittelt
werden muß, welche Parameter bei der Durchführung des Verfahrens eingehalten werden
müssen, um das gewünschte Abkühlungsergebnis zu gewährleisten. Dabei werden zumindest
bei jeder Charge Versuchsstücke von warmgewalzten Profilen verwendet, die bei nicht
sogleich befriedigendem Ergebnis Wiederholungen erfordern und vielfach zunächst zum
Anfall von Ausschußmaterial führen.
[0009] Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Abkühlen von warmgewalzten Profilen der im
Oberbegriff von Anspruch 1 genannten Art zu verbessern und diese so weit zu vervollkommenen,
daß damit die vorgenannten Schwierigkeiten überwunden werden und ein verzugsfreies
Abkühlungsergebnis beim Abkühlen aus der Walzhitze ohne kosten- und zeitaufwendige
Versuche und ohne Anfall von dadurch bedingtem Schrott erreicht wird.
[0010] Die Lösung gelingt mit dem Verfahren nach der Erfindung dadurch, daß zunächst unter
Verwendung von meßtechnischen Mitteln, im Zusammenwirken mit einer Recheneinheit mit
Hilfe eines Rechenprogramms die den unterschiedlichen Profilteilen nach Maßgabe ihrer
Masse und Temperatur anteilig zu entziehenden Wärmemengen und die hierfür erforderliche
Aufgabenmenge von Kühlmedien ermittelt und berechnet und danach die Abkühlung der
unterschiedlichen Profilteile bzw. ihrer Massen derart gesteuert vorgenommen wird,
daß diese mit möglichst geringem Zeitversatz die Umwandlungslinie A
r3/A
r1 beim Zerfall des Gamma-Mischkristalls in Ferrit und/oder Perlit unter Freisetzung
der Umwandlungswärme erreichen.
[0011] Mit großem Vorteil wird durch das Verfahren erreicht, daß bei unterschiedlichen Chargen
auch ohne das Erfordernis kostspieliger empirischer Versuche ein einwandfreies Abkühlungs-Ergebnis
ohne Krümmung des Profils erhalten wird.
[0012] Eine Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, daß die weitere Abkühlung von der Umwandlungstemperatur
bis auf eine vorgegebene Endtemperatur weiterhin so vorgenommen wird, daß die unterschiedlichen
Massenschwerpunkte des Profils mit möglichst geringem Zeitversatz die Endtemperatur
erreichen. Diese Maßnahme sichert über ein einwandfreies Abkühlungsergebnis ohne Abkrümmung
der Schiene hinaus einen optimalen Vergütungszustand mit gleichmäßiger Härte über
den Profilquerschnitt.
[0013] Zweckmäßigerweise wird bei der Berechnung der den Profilteilen zu entziehenden Wärmemengen
die Umwandlungstemperatur der zugrundeliegenden Stahlqualität berücksichtigt.
[0014] Eine weitere zweckmäßige Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß beim Abkühlen
des Walzgutprofils oder von Teilen davon mittels Wasser als Kühlmittel die sich an
den unterschiedlichen Profilflächen einstellenden Wärmeübergangszahlen ermittelt und
mit diesen die für das Abkühlen der Profilflächen erforderlichen Aufgabenmengen an
Kühlmitteln vorbestimmt werden. Dadurch entfallen zeitraubende Versuche ebenso wie
verlorenes Versuchsmaterial.
[0015] Eine ferner sehr vorteilhafte Ausgestaltung des Verfahrens wird dadurch erreicht,
daß die Schienen mit nach unten hängenden Köpfen über ein Kühlbett geführt und dabei
eine gesteuerte Kühlung der unterschiedlichen Massenschwerpunkte mindestens zum Teil
durch natürliche Konvektion und zusätzlich aufgrund der nach Maßgabe von Hasse und
Temperatur den Profilteilen anteilig zu entziehenden Wärmemengen durch zusätzlichen
Einsatz von Kühlmedium vorgenommen wird. Dadurch wird eine Krümmung des Profils soweit
verringert, daß ein Nachrichten entweder ganz entfallen kann, oder unter Vermeidung
von schädlichen Spannungen nur ein geringfügiges Nachrichten erforderlich wird.
[0016] Dabei kann der Wärmeentzug durch gezieltes und bevorzugt intermittierendes Besprühen
einzelner Profilteile mit Kühlmedium vorgenommen werden.
[0017] Um einen fallweise über die Profillänge vorhandenen Temperaturkeil zu kompensieren,
kann weiterhin die Maßnahme getroffen sein, daß das Walzgutprofil, über die ausgewalzte
Länge gesehen, unterschiedlich intensiv gekühlt wird. Und schließlich kann ein gesteuerter
Wärmeentzug durch Eintauchen des gesamten Walzgutprofils oder einzelner Teile desselben
in ein Kühlmedium einmal oder mehrfach wiederholt, mit vorgegebenen Zykluszeiten vorgenommen
werden.
[0018] Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach der Erfindung sieht vor, daß
neben einer Schiene bevorzugt in Abständen entlang ihrer Walzlänge Mittel zum Messen
der Wärmestrahlung von unterschiedlichen Profilteilen, wie Kopf, Steg oder Fußteil
angeordnet sind, die über Datenleitungen mit einer Recheneinheit in Verbindung stehen,
in welche mit einer Input-Datenleitung die Abmessungen bzw. Massen dieser Profilteile
eingegeben werden, und die so programmiert ist, daß sie das Produkt aus Temperatur
und Masse errechnet und nach Maßgabe dieses Produktes die Kühlmittel-Aufgabevorrichtung
über eine Signalleitung steuert.
[0019] Eine bevorzugte Ausgestaltung der Vorrichtung sieht vor, daß das Kühlbett steuerbare
Kühlmittelaufgabevorrichtungen für unterschiedliche Kühlmedien, z. B. Wasser, Luft,
Wasser/Luft-Gemische aufweist.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren und eine beispielhaft ausgeführte Vorrichtung werden
anhand von Zeichnungen erläutert.
[0021] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein ZTU-Schaubild einer kontinuierlichen Abkühlung eines Schienenstücks,
- Fig. 2
- im Querschnitt eine Schiene mit eingebetteten Thermoelementen,
- Fig. 3
- ein Diagramm des Abkühlungsverlaufs an einzelnen Meßstellen gemäß Fig. 2 bei Abkühlung
eines Schienenstücks mit natürlicher Konvektion,
- Fig. 4
- ein Diagramm des Abkühlungsverlaufs nach der Erfindung,
- Fig. 5
- eine schematische Darstellung einer Abkühlvorrichtung.
[0022] Figur 1 zeigt im ZTU-Schaubild Kurven unterschiedlichen Abkühlungsverlaufes verschiedener
Querschnittsteile, die nach Maßgabe ihrer Masse und damit ihrer Temperaturschwerpunkte
zu vergleichsweise unterschiedlichen Zeiten die Umwandlungslinie A
r1 erreichen. Die hierbei auftretenden zeitlichen Unterschiede ergeben Differenzen zwischen
40 und 120 Sekunden. Das Schaubild betrifft einen Stahl mit folgender metallurgischer
Zusammensetzung in Gewichts-%: C = 0,63; Si = 0,29; Mn = 1,72; P = 0,020; S = 0,027;
Cr = 0,099. Dieser Stahl wurde bei 950
oC austenitisiert mit einer Haltezeit von 15 Minuten nach fünfminütigem Aufheizvorgang.
[0023] Im Schaubild bezeichnet:
- A =
- Austenit
- P =
- Perlit
- Zw =
- Zwischenstufe
- M =
- Martensit
Aus dem Verlauf der Kurvenschar ist ersichtlich, daß nachdem eine Probe fünf Minuten
bei 950
oC austenitisiert wurde, bei niedrigen Abkühlgeschwindigkeiten die A
r1-Linie bei einer bestimmten Temperatur und Kühlzeit erreicht wird. Bei höheren Abkühlgeschwindigkeiten
erreicht der Stahl aufgrund eines umwandlungsträgen Bereiches die Perlitlinie nicht
und wandelt bei niedrigen Temperaturen im Zwischenstufenbereich (Bainit) oder bei
noch höheren Abkühlgeschwindigkeiten erst beim Erreichen der Martensitlinie (ca. 260
oC) um. Zur Vervollständigung des Schaubildes sind die bei Raumtemperatur gemessenen
Härtewerte HV2 in N/mm
2 in die am Fuß der Kurven befindlichen Kreise eingetragen.
[0024] Es ist bekannt, daß beim Abkühlen von Stahl und Erreichen der A
r3 bzw. der A
r1-Umwandlungslinie durch den Zerfall des Gamma-Mischkristalls in Ferrit bzw. Perlit
die sogenannte Umwandlungswärme frei wird, die bis zum Erreichen des Eutektoid-Punktes
(C = 0,86 %) mit wachsendem C-Gehalt auf ein Maximum ansteigt.
[0025] Je nach Abkühlungsgeschwindigkeit und C-Gehalt kann die dabei frei werdende Wärme
bis zu 90 kJ/kg betragen. Gleichzeitig tritt bei diesem Umwandlungsprozeß ein Längenwachstum
von ca. 0,3 % auf. Es ist anzunehmen, daß die bekannten plastischen Verformungen unsymmetrischer
Profile auf dem Kühlbett zum überwiegenden Teil während der oben beschriebenen Umwandlungsphase
stattfinden, während das Krummwerden des Profiles erst am Ende des Kühlbettes beim
Ausgleich der Temperaturen über den Querschnitt sichtbar wird. Die damit verbundenen
Eigenspannungen können durch Richten nicht vollständig abgebaut werden. Am Beispiel
der Schiene läßt sich dieser Vorgang wie folgt erklären:
Beim Abkühlen der Schiene nach dem Walzen erreicht der Fuß (12, Fig.5) aufgrund seiner
geringeren Masse und seiner größeren Abstrahlfläche im Verhältnis zur Masse zuerst
die Umwandlungslinie A
r3/A
r1 und beginnt zu wachsen. Diese Längenänderung führt im Schienenkopf (10, Fig. 5),
der sich noch im Austenit-Bereich befindet, zu einer plastischen Längung. Nach der
Umwandlung schrumpft der Fuß (12) mit sinkender Temperatur, wobei der Kopf (10) aufgrund
seiner geringeren Festigkeit nicht wesentlich behindert, sondern ein wenig gestaucht
wird. Wenn dann der Schienenkopf (10) die Umwandlungslinie A
r3/A
r1 erreicht, beginnt für diesen das Längenwachstum infolge der Umwandlung. Dieses Wachsen
wird jedoch durch den schon umgewandelten kälteren Fuß (12), dessen Streckgrenze in
diesem Temperaturbereich deutlich höher ist, unterdrückt, so daß der noch weichere
Kopf (10) plastisch verformt, d.h. gestaucht wird. Wenn sich am Ende des Kühlbettes
(50, Fig.5) die Temperaturen über den Schienenquerschnitt ausgleichen, beginnt die
Schiene, sich über den gestauchten und damit kürzeren Kopf (10) zu krümmen. Diese
Krümmung kann bei langen Schienen so groß sein, daß erhebliche Schwierigkeiten beim
weiteren Transport über das Kühlbett (50) und beim anschließenden Einfädeln in die
Richtmaschine auftreten können.
[0026] Am Beispiel einer Schiene wird gezeigt, wie das erfindungsgemäße Abkühlverfahren
berechnet und durchgeführt wird:
In der Figur 2 ist der Querschnitt einer Schiene in annähernd natürlicher Größe gezeigt,
wobei das Schienenstück an den mit 1 bis 5 bezeichneten Stellen mit Thermoelementen
bestückt ist. Das Schienenstück wird in einem Ofen bei 1000
oC austenitisiert und anschließend an Luft bei natürlicher Konvektion abgekühlt. Dabei
wurde der Abkühlverlauf an den einzelnen Meßstellen 1 -5 in einem Diagramm aufgezeichnet.
[0027] Dieses ist in der Figur 3 gezeigt. Darin sind die den Meßstellen 1 - 5 gemäß Fig.
2 zugeordneten Abkühlungsverläufe mit einzelnen Kurven eingezeichnet. Aus dem Diagramm
ist bei Abkühlung mittels natürlicher Konvektion ohne zusätzliche Kühlung z. B. des
Kopfes (10) ersichtlich, daß der Massenschwerpunkt (4) des Fußes (12) nach ca. 6,5
Minuten die A
r3/A
r1-Linie erreicht und nach 10 Minuten die Umwandlung beendet hat. Der Massenschwerpunkt
(1) des Kopfes (10) beginnt erst nach ca. 8,5 Minuten die Umwandlung und hat sie nach
12 Minuten beendet. Zu diesem Zeitpunkt ist der Schienenfuß (12) schon um ca. 100
oC kälter und hat damit eine wesentlich höhere Warmstreckgrenze als der Schienenkopf
(10). Demnach ist zu erwarten, daß die mit der Umwandlung verbundene Längenzunahme
des Schienenkopfes (10) vom Fuß (12) ganz bzw. teilweise unterdrückt wird und dadurch
der Schienenkopf (10) plastisch verformt, d.h. gestaucht wird. Bei der erkalteten
Schiene wurde dies durch eine deutliche Krümmung über den Schienenkopf (10) sichtbar.
Mit Hilfe eines Rechenprogrammes wurde nun berechnet, welche Wärmemenge dem Schienenkopf
(10) entzogen werden muß, um sicherzustellen, daß er zum gleichen Zeitpunkt wie der
Schienenfuß (12) die Umwandlungslinie A
r3/A
r1 erreicht. Hierbei wurde die Umwandlungswärme des entsprechenden Stahls (0,8 % C)
erfindungsgemäß mit berücksichtigt. Aufgrund der Berechnung wurde nun zusätzlich zur
natürlichen Konvektion der Schienenkopf (10) durch zusätzliches Besprühen mit Wasser
gekühlt.
[0028] Das Ergebnis ist in der Kurvenschar des Diagramms der Figur 4 dargestellt. Dabei
betrug die Zeitdifferenz bei Erreichen der Umwandlungstemperatur t
4 - t
1 der beiden Kurven 4 und 1 lediglich 25 Sekunden. Das bedeutet, daß Schienenkopf (10)
und Schienenfuß (12) annähernd gleichzeitig die A
r3/A
r1-Linie erreichen und auch gleichzeitig die Umwandlung beenden. In einem Großversuch
wurde dieses im Labor erprobte Verfahren bestätigt. Dabei stellte sich auch das erwartete
Ergebnis ein: Die erfindungsgemäß behandelte Schiene war nach Beendigung des Abkühlvorganges
bei annähernd Raumtemperatur um eine Zehnerpotenz gerader und spannungsärmer als eine
unbehandelte Schiene.
[0029] In Figur 5 ist ein mögliches Ausführungsbeispiel der Erfindung rein schematisch dargestellt.
Dabei ist die Schiene über Kopf (10) hängend mit dem Fuß (12) in einer Halterung (21)
angeordnet. Meßköpfe (30, 31, 32) sind so angeordnet, daß der Meßkopf (30) die Wärmestrahlung
des Schienenfußes (12), der Meßkopf (31) die Wärmestrahlung des Steges (11) und der
Meßkopf (32) die Wärmestrahlung des Schienenkopfes (10) erfaßt und die gemessenen
Werte über die Datenleitungen (33, 34, 35) an die Recheneinheit (40) meldet. Dieser
werden zusätzlich mit der Input-Datenleitung (36) die Abmessung bzw. Massen der zugeordneten
Profilteile (10, 11, 12) eingegeben, woraus die entsprechend programmierte Recheneinheit
das Produkt aus Temperatur und Masse für die einzelnen Profilteile (10, 11, 12) errechnet
und nach Maßgabe dieses Produktes die Kühlmittelaufgabevorrichtungen (45 - 47) über
die Signalleitung (37) steuert. Diese werden aktiviert und sprühen Kühlmittel in gezielten
Strahlen (48) gegen den hängenden Schienenkopf (10). Mit der strichpunktierten Linie
(50) ist beispielhaft ein Kühlbett angedeutet, welches steuerbare Kühlmittelaufgabevorrichtung
(45 - 47) für unterschiedliche Kühlmedien (48) aufweist. Diese Kühlmedien können Wasser,
Luft, Wasser/Luft-Gemische sein.
[0030] Mit der Erfindung wird durch gezielte Maßnahmen der Abkühlprozeß der Schiene so vergleichsmäßigt,
daß die Hauptmassen, Kopf (10), Steg (11) und Fuß (12) etwa zum gleichen Zeitpunkt
die Umwandlungslinie A
r3/A
r1 erreichen und die dann eintretende Längenänderung der unterschiedlichen Profilteile
ebenfalls gleichzeitig stattfindet. Dadurch wird verhindert, daß ein Bereich des Schienenprofils
gestaucht bzw. gedehnt wird. Beim anschließenden Abkühlen auf dem Kühlbett (50) können
sich zwar wieder Temperaturunterschiede über dem Querschnitt einstellen, die dadurch
erzeugten Spannungen befinden sich jedoch deutlich unterhalb der jeweiligen Streckgrenze,
so daß die entstehenden Verformungen im elastischen Bereich stattfindenm mit dem Ergebnis,
daß eine so behandelte Schiene nach dem Abkühlen nahezu spannungsfrei und etwa so
gerade ist, wie sie vor der erfindungsgemäßen Behandlung im warmgewalzten Zustand
war. Dies wird erfindungsgemäß erreicht durch Entzug einer vorher rechnerisch ermittelten
Wärmemenge, so daß die bis zum Erreichen der Umwandlungslinie A
r3/A
r1 im ZTU-Schaubild verstrichene Zeit für alle Hauptmassen des Profils zumindest weitgehend
gleich ist, wie dies aus dem Vergleich der Figuren 3 und 4 deutlich erkennbar ist.
1. Verfahren zum Abkühlen von warmgewalzten Profilen aus der Walzhitze, wobei diese mit
im Abstand über den Querschnitt angeordneten Profilteilen (10 - 12) von unterschiedlicher
Masse (1 - 5) beispielsweise als Schienen ausgebildet sind, dadurch gekennzeichnet, daß zunächst unter Verwendung von meßtechnischen Mitteln (30 - 32) im Zusammenwirken
mit einer Recheneinheit (40) mit Hilfe eines Rechenprogramms die den unterschiedlichen
Profilteilen (10 - 12) nach Maßgabe ihrer Masse (1 - 5) und Temperatur anteilig zu
entziehenden Wärmemengen und die hierfür erforderliche Aufgabemenge von Kühlmedien
(48) ermittelt und berechnet und danach die Abkühlung der unterschiedlichen Profilteile
(10 - 12) bzw. ihrer Massen (1 - 5) derart gesteuert vorgenommen wird, daß diese mit
möglichst geringem Zeitversatz die Umwandlungslinien Ar3/Ar1 beim Zerfall des Gamma-Mischkristalls in Ferrit und/oder Perlit unter Freisetzung
der Umwandlungswärme erreichen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die weitere Abkühlung von der Umwandlungstemperatur bis auf eine vorgegebene
Endtemperatur weiterhin so vorgenommen wird, daß die unterschiedlichen Massenschwerpunkte
(1 - 5) des Profils mit möglichst geringem Zeitversatz die Endtemperatur erreichen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Berechnung der den Profilteilen (10 - 12) zu entziehenden Wärmemengen
die Umwandlungstemperatur der zugrunde liegenden Stahlqualität berücksichtigt wird.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß beim Abkühlen des Walzgutprofiles oder von Teilen (10 - 12) davon mittels z.
B. Wasser die sich an den unterschiedlichen Profilflächen einstellenden Wärmeübergangszahlen
ermittelt und mit diesen die für das Abkühlen der Profilflächen erforderlichen Aufgabemengen
an Kühlmittel (48) vorbestimmt werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schienen mit nach unten hängenden Köpfen (10) über ein Kühlbett (50) geführt
und dabei eine gesteuerte Kühlung der unterschiedlichen Massenschwerpunkte (1 - 5)
mindestens zum Teil durch natürliche Konvektion und zusätzlich aufgrund der nach Maßgabe
von Masse und Temperatur den Profilteilen (10 - 12) anteilig zu entziehenden Wärmemengen
durch zusätzlichen Einsatz von Kühlmedium (48) vorgenommen wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Wärmeentzug durch gezieltes und bevorzugt intermittierendes Besprühen einzelner
Profilteile (10 - 12) mit Kühlmedium (48) vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Walzgutprofil über die ausgewalzte Länge gesehen, unterschiedlich intensiv
gekühlt wird, um einen fallweise über die Profillänge vorhandenen Temperaturkeil zu
kompensieren.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der gesteuerte Wärmeentzug durch Eintauchen des gesamten Walzgutprofils oder
einzelner Teile (10 - 12) desselben in ein Kühlmedium, einmal oder mehrfach wiederholt,
mit vorgegebenen Zykluszeiten vorgenommen wird.
9. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß neben einer Schiene bevorzugt in Abständen entlang ihrer Walzlänge Mittel (30
- 32) zum Messen der Wärmestrahlung von unterschiedlichen Profilteilen wie Kopf (10),
Steg (11) oder Fußteil (12) angeordnet sind, die über Datenleitungen (33 - 35) mit
einer Recheneinheit (40) in Verbindung stehen, in welche mit einer Input-Datenleitung
(36) die Abmessungen bzw. Massen dieser Profilteile eingegeben werden und die so programmiert
ist, daß sie das Produkt aus Temperatur und Masse errechnet und nach Maßgabe dieses
Produktes die Kühlmittelaufgabevorrichtungen (45 - 47) über die Signalleitung (37)
steuert.
10. Vorrichtung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Kühlbett (50) steuerbare Kühlmittelaufgabevorrichtungen (45 - 47) für unterschiedliche
Kühlmedien (48) Wasser, Luft, Wasser/Luft-Gemische aufweist.