TECHNISCHES GEBIET
[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Dämpfung von Schaufelschwingungen einer
axial durchströmten Turbomaschine, bei welcher die Enden der rotierenden Schaufeln
gegen die strömungsbegrenzende Wand eines Turbinengehäuses dichten.
STAND DER TECHNIK
[0002] Bei Turbomaschinen sind die rotierenden Schaufeln für ein bestimmtes Feld der Betriebsbedingungen
resonanzfrei ausgelegt. Durch variierende Betriebsbedingungen, z.B. Volumenstromänderungen
des strömenden Arbeitsmittels oder Gegendruckbetrieb im Grenzbereich, werden die Schaufeln
stochastisch zu Schwingungen angeregt. Im Fall von Schwingungsresonanz führen diese
mechanischen Beanspruchungen zum Versagen der Schaufeln.
[0003] Zur Dämpfung dieser Schwingungen sind verschiedene Einrichtungen entwickelt worden,
die die Schaufeln aneinander koppeln und damit schwingungsdämpfend wirken. Bekannte
Konzepte sind beispielsweise Dämpferdrähte, Dämpferbolzen, Schaufeldeckplatten, sowie
angeschmiedete Nocken mit Stiften. Derartige Einrichtungen für die Dämpfung von Schaufelschwingungen
sind bekannt aus DE B 1 299 004 und US 3 185 441. Dabei sind die Einsatzbereiche der
vorgeschlagenen Dämpfungsmittel beschränkt. Bohrungen für die Aufnahme von Dämpferdrähten
oder Dämpferbolzen beeinträchtigen die Festigkeit der Schaufelprofile, und die Dämpferdrähte
und -bolzen selbst verschlechtern die Strömungseigenschaften des strömenden Arbeitmittels.
Hohe Fliehkräfte treten nachteilig ins Gewicht bei der Dämpfung mittels Schaufeldeckplatten,
die benachbarte Schaufelköpfe zu einem geschlossenen Ring aneinanderkoppeln und durch
Reibschluss dämpfend wirken. Die Ausführung und Bearbeitung dieser Schaufeldeckplatten,
sowie die Schaufelmontage mit diesen Deckplatten ist wegen der geforderten Massgenauigkeit
aufwendig und teuer.
Hinzu kommt, dass bei den Dämpfungseinrichtungen, die auf Reibschluss benachbarter
Schaufeln basieren, durch eine Abnützung der Kontaktflächen, die geforderte Dämpfung
beeinträchtigt wird und somit Revisionen nötig sind.
DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Einrichtung zur Schwingungsdämpfung
für Turbinenschaufeln der eingangs genannten Art darzustellen, bei der jede Schaufel
individuell und reibungslos gedämpft wird.
[0005] Erfindungsgemäss wird dies dadurch erreicht, dass auf der strömungsbegrenzenden Wand
des Turbinengehäuses in radialer Richtung gegenüber den Schaufelenden ein Ring aus
permanentmagnetischem Material angebracht ist, der aus mindestens einem oder mehreren
Teilringen gleicher oder unterschiedlicher magnetischer Polarisation besteht, und
dass die Schaufelenden mit je einer Deckplatte versehen sind, welche aus einem elektrisch
gut leitenden Material besteht.
[0006] Die Vorteile der Erfindung sind unter anderem darin zu sehen, dass die Schaufeln
nicht gekoppelt sind an Kontaktflächen von aneinander reibenden Dämpfungseinrichtungen
wie Deckplatten, Dämpferdrähte oder -bolzen. Bei der vorgeschlagenen Dämpfungseinrichtung
werden die Schaufeln reibungs- und damit verschleissfrei individuell gedämpft.
Vorteilhaft ist ferner, dass bei axialem Einbau in ein Turbinenrad die Montage einzelner
Schaufeln vereinfacht ist, da keine tangentialen Dämpfungskonstruktionen benachbarter
Schaufeln einander überlappen.
[0007] Es ist besonders zweckmässig, wenn die Schaufeldeckplatten aus Aluminium gefertigt
werden, da sich bei dieser Materialwahl gute elektrische Eigenschaften mit geringem
spezifischen Gewicht verbinden. Auch Fliehkräfte in der Grössenordnung, wie sie bei
bekannten Deckplattendämpfungen vorkommen, treten wegen den wesentlich kleineren und
damit leichteren Deckplattenkonstruktion der Erfindung reduziert auf. Dies bedeutet
für die Turbinenschaufel eine verminderte mechanische Beanspruchung.
KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNG
[0008] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung vereinfacht dargestellt.
Es zeigen:
- Fig.1
- einen Teillängsschnitt einer Schaufelspitze mit einem radial gegenüberliegenden Magnetring;
- Fig.2
- einen Schnitt nach Linie II-II gemäss Fig.1.
[0009] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Nicht dargestellt in der Zeichnung ist ein Turbinenschaufelfuss und eine Montageansicht
der Schaufel in einem Turbinenrad.
WEG ZUR AUSFÜHRUNG DER ERFINDUNG
[0010] In Fig.1 ist von einem Turbinengehäuse 1 ein Ausschnitt gezeigt, der einem Schaufelende
8 einer Turbinenlaufschaufel 2 radial gegenüberliegt. Wie aus dem Überschallschaufelprofil
in Fig.2 erkennbar, handelt es sich bei der dargestellten Schaufel um eine Endschaufel,
beispielsweise einer ND-Dampfturbine. In Umfangsrichtung ist an bezeichneter Stelle
des Turbinengehäuses 1 um ein nicht dargestelltes, beschaufeltes Turbinenrad ein Ring
4 aus permanentmagnetischem Material angebracht. Dieser Magnetring 4 besteht aus Teilringen
6, die in einem Gehäuse 5 aus austenitischem Stahl zusammengefasst sind und mit diesem
im Turbinengehäuse 1 befestigt sind. Dabei ist der Magnetring 4 in drei Teilringe
6 mit einander abwechselnder magnetischer Polarisation 7a,b,c unterteilt, wobei das
Polarisationsschema SNS vorliegt.
Die dem Magnetring 4 radial gegenüberliegende Turbinenschaufel 2 hat an deren Schaufelende
8, wie Fig. 2 zeigt, eine Deckplatte 3. Diese Deckplatte 3 weist bei radialer Draufsicht
annähernd die Form eines Rhombus auf, dessen spitzwinklige Ecken parallel zur Rotationsrichtung
9 der Turbinenschaufeln 2 abgeflacht sind. Die Schaufeln 2 sind freistehend, d.h.,
die Deckplatten 3 benachbarter Schaufeln 2 sind so bemessen, dass sie tangential nicht
überlappend sind und einander nicht berühren.
[0011] Bei Rotation des nicht dargestellten Turbinenrades in Rotationsrichtung 9 bleibt
das magnetische Feld 10 des Permanentmagnetringes 4 für die Schaufeldeckplatte 3 solange
konstant, wie die Schaufel 2 keine Schwingbewegung ausübt. Schwingt jedoch die Turbinenschaufel
2, so ist der magnetische Fluss in der Schaufeldeckplatte 3 zeitlich veränderlich.
Dieser zeitlich veränderlicher Magnetfluss induziert in der Schaufeldeckplatte 3 Wirbelströme,
die zur Produktion von Joule'scher Wärme führen. Diese Energiedissipation hat eine
Dämpfung der Schaufelschwingung zur Folge. Die Joule'sche Wärme und damit der Dämpfungseffekt
wächst mit der elektrischen Leitfähigkeit des Deckplattenmaterials.
[0012] Eine bevorzugte Legierung für den Permanentmagnetring 4 ist Cobalt-Samarium (Co-Sm).
Wegen seiner guten elektrischen Eigenschaften und dem für Metalle geringen spezifischen
Gewicht ist es von Vorteil, die Schaufeldeckplatte 3 aus Aluminium zu fertigen.
Das geringe spezifische Gewicht ermöglicht eine leichte Ausführung der Deckplatte
3 der fliehkraftbelasteten Schaufeln 2. Die gute elektrische Leitfähigkeit des Aluminiums
begünstigt die Wirbelströme und damit, wie oben erwähnt, das Dämpfungsverhalten.
[0013] Selbstverständlich ist die Erfindung nicht auf das gezeigte und beschriebene Ausführungsbeispiel
beschränkt. So ist die Anzahl der am Magnetring 4 beteiligten Teilringe 6 und deren
magnetische Polarisation 7a,b,c auch in anderer Konfiguration denkbar, wobei auch
ein anderer Magnetwerkstoff dem Co-Sm vorgezogen werden könnte.
Weiterhin sind die Teilringe 6 auch als elektrisch gespeiste Ringkernspulen ausführbar.
Im Sinne der Erfindung ist die Ausführung der Schaufeldeckplatte 3 auch aus einem
anderen Material als Aluminium denkbar. Unter Inkaufnahme des höheren spezifischen
Gewichts von ferromagnetischen Metallen und ihren Legierungen, eignen sich diese Materialien
ebenfalls ausserordentlich gut für die Fertigung der Deckplatten. Herausragend sind
hier ihre magnetischen Eigenschaften, welche eine erhebliche Verkleinerung des magnetischen
Luftspalts zwischen einer Deckplatte und der strömungsbegrenzenden Wand bedeutet.
Die dissipierte Schwingungsenergie kann somit durch eine Begünstigung des magnetischen
Flusses in der Deckplatte erhöht werden. Selbstverständlich kann die Erfindung auch
bei deckbandgebundenen Schaufelrädern zusätzlich dämpfend eingesetzt werden.
BEZUGSZEICHENLISTE
[0014]
- 1
- Turbinengehäuse
- 2
- Schaufel
- 3
- Schaufeldeckplatte
- 4
- Ring aus permanentmagnetischem Material
- 5
- austenistisches Stahlgehäuse
- 6
- permanentmagnetischer Teilring
- 7a,c
- magnetische Polarisation S eines Teilrings
- 7b
- magnetische Polarisation N eines Teilrings
- 8
- Schaufelende
- 9
- Rotationsrichtung der Turbinenschaufeln in radialer Draufsicht
- 10
- Magnetfeldlinien des Permanentmagnetringes
1. Einrichtung zur Dämpfung von Schaufelschwingungen einer axial durchströmten Turbomaschine,
bei welcher die Enden (8) der rotierenden Schaufeln (2) gegen die strömungsbegrenzende
Wand eines Turbinengehäuses (1) dichten,
dadurch gekennzeichnet,
- dass auf der strömungsbegrenzenden Wand des Turbinengehäuses (1) in radialer Richtung
gegenüber den Schaufelenden (8) ein Ring (4) aus permanentmagnetischem Material angebracht
ist, der aus mindestens einem oder mehreren Teilringen (6) gleicher oder unterschiedlicher
magnetischer Polarisation (7a,b) besteht, und
- dass die Schaufelenden (8) mit je einer Deckplatte (3) versehen sind, welche aus
einem elektrisch gut leitenden Material besteht.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
- dass der Permanentmagnetring (4) aus drei Teilringen (6) besteht mit dem Polarisationsschema
NSN oder SNS, und
- dass dieser Permanentmagnetring (4) von einem nichtmagnetischen Gehäuse (5) umgeben
ist.
3. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass benachbarte Deckplatten (3) der Schaufeln (2) einander nicht berühren.
4. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Deckplatten (3) der Schaufeln (2) aus Aluminium gefertigt sind.
5. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Deckplatten (3) der Schaufeln (2) aus einem ferromagnetischen Material gefertigt
sind.
6. Verwendung der Einrichtung nach Anspruch 1 bei Turbomaschinen mit freistehenden Schaufeln
(2).