[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung, mit deren Hilfe
verdeckt operierende, kurzeitig auftauchende und anschließend wieder die Deckung nutzende
gegnerische Hubschrauber auch nach dem Verlust der Sichtverbindung unter Verwendung
eines selektiv auf Hubschrauber-Typenerkennung entwickelten elektro-optischen Suchkopfes
wirksam bekämpft werden können.
[0002] Solche Vorrichtungen sind in unterschiedlichen Ausführungsformen bekannt. Als Beispiel
hierfür kann die Patentschrift DE 37 33 681 C1 genannt werden. Bei der bekannten Vorrichtung
wird zur Hubschrauberdetektion ein sog. Infrarot-Suchkopf verwendet. Der Suchkopf
besteht im wesentlichen aus einer Eintrittsoptik in deren Brennebene infrarot-empfindliche
Detektorelemente in einer Rechtecksmatrix angeordnet sind. Jedes Detektorelement kann
individuell ausgelesen, das daraus resultierende Signal nach Amplitude und Frequenzverhalten
untersucht werden.
[0003] Die Beobachtungsachse des Suchkopfes ist vertikal nach unten ausgerichtet, wobei
davon ausgegangen werden kann, daß gegnerische Hubschrauber, Geländeabschattungen
nutzend, sich in Bodennähe bewegen. Der Suchkopf ist so ausgestaltet, daß er aufgrund
seiner Bildfeldauslegung und seiner Höhe über Grund Hubschrauber anhand ihrer durch
die Rotorblattbewegung charakteristisch modulierten Eigenstrahlung in einem definierten
Suchgebiet zuverlässig erkennen können soll.
[0004] Die Auslegung des Suchkopfes auf die vertikale Beobachtungsrichtung schränkt die
operationelle Leistungsfähigkeit eines mit diesem Sensor ausgestatteten Abwehrflugkörpers
erheblich ein, insbesondere wenn dieser "schulterverschießbar" sein muß. Kriterien
für die Schulterverschießbarkeit sind geringes Gewicht (typisch 12 kg), einfache Handhabung,
hohe Zuverlässigkeit und ein günstiges Kosten/Nutzenverhältnis.
[0005] In Verbindung mit einem Flugkörper kann dieser vertikal nach unten ausgerichtete
Sensors wie folgt eingesetzt werden. Der beobachtende Schütze entdeckt einen gegnerischen
Hubschrauber. Er schätzt die Entfernung zum Ziel und gibt diesen Wert in die Startvorrichtung
des Flugkörpers ein. Da das Sensorbildfeld begrenzt ist, hängt von der Zuverlässigkeit
dieser Schätzung der Erfolg der Bekämpfungsmaßnahine entscheidend ab. Ferner muß sichergestellt
sein, daß sich die durch die Schätzwerte vorgegebenen Suchbereiche überlappen. Der
Flugkörper wird gestartet. Entsprechend der Entfernungsdaten und des vorgegebenen
Sensorbildfeldes bewegt sich der Flugkörper auf einer vorgegebenen Flugbahn um dann
auf einer Höhe von typischerweise 800 - 1200 m durch einen Heckfallschirm abgebremst
zu werden. Die Flugkörperlängsachse ist nach Abschluß des Bremsvorganges vertikal
orientiert, der Zielsuchkopf blickt nach unten, die Suchphase beginnt. Die Fallgeschwindigkeit
muß durch den Fallschirm der Leistungsfähigkeit des Signalauswerteverfahrens angepaßt
werden. Ist das Ziel erfaßt, wird der Fallschirm abgetrennt. Der verbliebene Teil
des Flugkörpers, der den Gefechtkopf beinhaltet, muß nunmehr, ausgehend von der geringen
Fallgeschwindigkeit, soweit beschleunigt werden, daß das Ziel selbst bei maximaler
Fluchtgeschwindigkeit zuverlässig bekämpft werden kann.
[0006] Die Nachteile der bekannten Einrichtung hinsichtlich der Wirksamkeit eines Waffensystems
sind offenkundig:
- Falsche Entfernungsschätzung führt zu Fehlschuß, was nur durch einen zusätzlich eingesetzten
Laserentfernungsmesser vermeidbar wäre.
- Die Suchphase erfolgt bei geringer Flugkörpergeschwindigkeit. In der daraus resultierenden
Zeit kann das Ziel eine zusätzliche Distanz zurücklegen, deren Überwindung erhöhte
Anforderungen an die Zielverfolgungsgeschwindigkeit des Flugkörpers stellt.
- Aufgrund der ungünstigen Energiebilanz durch zusätzliche Brems- und Beschleunigungsmanöver
erhöhter Treibstoffbedarf, und daraus resultierend Gewichtszunahme, ungünstiges Kosten-/Nutzenverhältnis.
- Der Fallschirm erhöht Komplexität des Flugkörpers und damit dessen Ausfallquote, sowie
die Herstellungskosten.
- Ohne eine zusätzliche Vorrichtung zur elektronischen oder mechanischen Bildstabilisierung
im Suchkopf können die Pendelbewegungen am Fallschirm während der Suchphase nicht
ausgeglichen werden, so daß die Frequenz der Hubschrauberstrahlung in der Realität
- so wie in DE 37 33 681 C1 angegeben - gar nicht erkannt werden kann.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein bedienerfreundliches, wirksames Verfahren
und eine Einrichtung zur Realisierung desselben aufzuzeigen, mit dem die zuverlässige
Erkennung und Bekämpfung insbesondere von verdeckt operierenden Hubschraubern, d.
h. ohne Sichtverbindung des Schützen zum Ziel, ohne Entfernungsmessung, bei niedrigem
Flugkörpergewicht gewährleistet ist, wobei wesentlich ist, daß die Zielsuche auch
bei einem Flugprofil in einer Ebene parallel oder unter einem geringen Neigungswinkel
zum Gelände erfolgen kann.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 aufgezeigten Maßnahmen gelöst. In den
Unteransprüchen sind Ausgestaltungen und Weiterbildungen angegeben und in der nachfolgenden
Beschreibung wird wird anhand eines Bekämpfungsszenarios ein Ausfühungsbeispiel erläutert
und in den Figuren der Zeichnung, die auch als Ergänzung der Beschreibung anzusehen
sind, skizziert.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Figuren Fig. 1 bis Fig. 3 erläutert. Es
zeigen
- Fig. 1
- in schematischer Darstellung die operationelle Aufgabe gemäß der Erfindung,
- Fig. 2
- in schematischer Darstellung die Suchphase gemäß der Erfindung, und
- Fig. 3
- in schematischer Darstellung die Zielverfolgungsphase gemäß der Erfindung.
[0010] In Fig. 1 ist die operationelle Aufgabe schematisch dargestellt. Ein am Startpunkt
positionierter Schütze geht aufgrund vorangegangener Beobachtungen davon aus, daß
sich ein gegnerisches Zielobjekt hinter einem Baum in Deckung befindet. Damit besteht
zwischen ihm und dem Ziel keine direkte Sichtverbindung. Die hier nicht näher dargestellte
Schulter-Startvorrichtung wird ungefähr zum Ziel ausgerichtet, der Flugkörper startet
unter einem Elevationswinkel von typischerweise 70°. Auf einer Höhe von typischerweise
800m schwenkt der Flugkörper in eine Flugbahn ein, die ungefähr parallel zum Gelände
verläuft.
[0011] Nunmehr beginnt die Suchphase, deren Details aus Fig. 2 ersichtlich werden. Die Bildfeldachse
wird aufgrund der Winkelstellung des stationären Keiles K und des Drehkeiles DK unter
einem Winkel von typischerweise 45° nach unten ausgerichtet. Durch die Wahl der Detektormatrix
DM(z. B. InSb-Detektormatrix mit 256*256 Einzeldetektoren) und der Auslegung des Linsensystems
LS wird bei einer Flughöhe von 800 m auf der Erdoberfläch typischerweise ein Suchstreifen
der Breite (senkrecht zur Flugrichtung) von bis zu 1200 m ausgebildet.
[0012] Wird ein Ziel aufgrund seiner durch die Rortorblattbewegungen in eindeutiger Weise
modulierten Infrarot-Eigenstrählung entdeckt, so nähert sich der Flugkörper, wie in
Fig. 3 angedeutet, dem Ziel nach dem Lenkgesetz der Proportionalnavigation. Gleichzeitig
dreht sich der Drehkeil um 180° um die Flugkörper-Längsachse, so daß die Bildfeldachse
nunmehr kollinear zur Flugkörperachse orientiert ist. Damit beginnt die Zielverfolgungsphase.
[0013] Neben der Zielsuche und eindeutigen Zielerkennung dient die Signalauswertung SAW
der Spurbildung. Dadurch verbessert sich die Prädiktion der Zielbewegung und die Treffergenauigkeit.
Desweiteren werden die Meßwerte eines Lagesensors (Roll-, Nick- und Gierbewegungen)
in der Signalauswertung zur Bildstabitisierung verwendet. Dabei werden die Dreh- und
Längsbewegungen des Flugkörpers durch Sensoren quantitativ erfaßt werden und mittels
geeigneter Algorithmen das Sehfeld am Boden auf elektronischem Wege so stabilisiert,
daß die Frequenzerkennung der Hubschrauber innerhalb von Rasterelementen eines am
Boden ruhenden Laserkoordinatensystems erfolgt.
1. Verfahren zum lückenlosen Erfassen, Identifizieren und zuverlässigen Bekämpfen verdeckt
operierender Hubschrauben mit einem Flugkörper mit integriertem Zielsuchkopf, wobei
die durch die Rotorblattbewegung modulierte Eigenstrahlung des Hubschraubers zur Zielerkennung
genutzt wird,
dadurch gekennzeichnet,
- daß der den Zielsuchkopf beinhaltende Flugkörper während der Suchphase eine zur
Erdoberfläche in etwa parallele Flugbahn ausführt,
- daß die Sichtlinienachse während der Suchphase mit einem geeigneten Winkel schräg
nach unten weist und während der Zielverfolgung kollinear zur Flugkörperachse verläuft,
- daß die Suche typischerweise in einem Streiten von bis zu 1200 m Breite erfolgt,
- daß die Dreh- und Längsbewegungen des Flugkörpers durch Sensoren quantitativ erfaßt
werden und
- daß mittels geeigneter Algorithmen das Sehfeld am Boden auf elektronischem Wege
so stabilisiert wird, daß die Frequenzerkennung der Hubschrauber, die ein über eine
gewisse Mindestzeit ruhendes Bild im Suchkopf erfordert, innerhalb von Rasterelementen
eines am Boden ruhenden Koordinatensystems erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Sensorbildfeld nach erfolgter Zielerkeunung durch eine Veränderung der Sichtlinienachse
den Anforderungen der Zielverfolgungsphase angepaßt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bildfeldadaption des Infrarot-Zielsuchkopfes beim Übergang von der Suchphase
zur Zielverfolgungsphase durch optisch wirksame Drehkeile erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bildfeldadaption durch eine mechanisch definierte, variable Anordnung von
Spiegeln erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß aus dem zeitlichen Ablauf der Zielbewegung (Spurbildung) in der Endphase der
Zielverfolgung der optimale Auftreffbereich des Flugkörpers im Ziel berechnet wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sensor auf einer Flugbahn bewegt wird, die näherungsweise senkrecht zu der
Richtung verläuft, in der das Ziel ursprünglich geortet wurde.