[0001] Es sind Verbunde bekannt, bei denen zur Erzielung bestimmter Eigenschaften Werkstoffe
mit unterschiedlichen Eigenschaften miteinander verbunden werden, von denen wenigstens
ein Werkstoff ein Polyolefin ist. Dies können beispielsweise Folien sowie massive
Werkstoffe der unterschiedlichsten Art, beispielsweise Metalle, Nichtmetalle, Glas
usw., sein. Soll beispielsweise eine Polyamid-Folie und Polyethylen-Folie zu einer
Verbundfolie zusammengefügt werden, ist wie bei der Herstellung der meisten Polyolefinverbunde
derzeit der Einsatz eines Haftvermittlers notwendig, da die Herstellung von Polyolefinverbunden
durch die Unpolarität der Polyolefine sehr erschwert wird. Je nach Größe und Art des
herzustellenden Polyolefinverbundes ist dabei der Einsatz einer mehr oder weniger
großen Menge des Haftvermittlers notwendig. Diese Haftvermittler sind immer nur für
relativ eng begrenzte Anwendungsfälle einsetzbar. Weiterhin ist nachteilig, daß umso
größer die Menge des eingesetzten Haftvermittlers ist, eine Beeinträchtigung der gewünschten
Eigenschaften des herzustellenden Polyolefinverbundes auftritt. Darüber hinaus ist
nachteilig, daß bei einem eventuellen Recycling der Polyolefinverbunde die eingesetzten
Haftvermittler Probleme bereiten. Oftmals ist eine nur sehr schwierig durchzuführende
Trennung der einzelnen Bestandteile des Polyolefinverbundes notwendig.
[0002] Weiterhin ist die Herstellung von Compounds bekannt, bei denen wenigstens zwei Polymere
als Komponenten miteinander vermischt werden. Die Herstellung von Poyolefincompounds
wird durch die Unpolarität der Polymere sehr erschwert, so daß häufig Entmischungserscheinungen
auftreten, die die Einsetzbarkeit der Compounds beeinträchtigen, beziehungsweise die
Herstellung bestimmter Compounds unmöglich machen. Bei der Herstellung von Polyolefincompounds
werden derzeit in der Regel Verträglichkeitsvermittler eingesetzt. Diese Verträglichkeitsvermittler
sind meist Copolymere des Polyethylens. Hierbei ist kritisch, daß die bekannten Verträglichkeitsvermittler
jeweils nur zur Herstellung bestimmter Polyolefincompounds geeignet sind.
[0003] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen polymeren Werkstoff zu schaffen,
der einfach und kostengünstig herstellbar ist und dessen Eigenschaften für den speziellen
Anwendungszweck als Verbundkomponente, Haftvermittler, Compoundkomponente oder Verträglichkeitsvermittler
eingestellt werden können. Damit wird der Einsatz von Haftvermittlern reduziert oder
überflüssig, die Verbundfestigkeit erhöht und die Verträglichkeit der Polyolefinkomponenten
in Polyolefincompounds verbessert. Außerdem erweitert sich dadurch das Spektrum der
herstellbaren Polyolefinverbunde und Polyolefincompounds.
[0004] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die polymeren Werkstoffe durch
eine Niedertemperatur-Plasmabehandlung von Polyolefinen in einem Frequenzbereich von
5 kHz bis 10 GHz hergestellt werden. Unter Niedertemperatur-Plasmabehandlung wird
hier verstanden, daß das zu behandelnde Material selbst nicht über einen bestimmtem
Temperaturbereich, beispielsweise 40 °C - 60 °C, hinaus erwärmt wird. Es wurde überraschenderweise
gefunden, daß die so hergestellten polymeren Werkstoffe als Verbundkomponenten für
Polyolefinverbunde verwendet werden können, ohne daß zusätzliche Haftvermittler eingesetzt
werden müssen. In jedem Fall kann der Einsatz der Haftvermittler zumindest drastisch
reduziert werden. Das Spektrum der herstellbaren Polyolefinverbunde kann erweitert
werden. Beim Einsatz der erfindungsgemäßen polymeren Werkstoffe bei der Herstellung
von Polyolefincompounds wird eine Erhöhung der Verträglichkeit der Polyolefinkomponenten
vor allem mit polaren Polymeren erreicht. Der Einsatz eines zusätzlichen Verträglichkeitsvermittlers
kann bei vielen Anwendungen unterbleiben. Weiterhin hat sich überraschend gezeigt,
daß das Spektrum der herstellbaren Compounds erweitert werden kann. Darüber hinaus
ist sehr vorteilhaft möglich, bei der Herstellung von Compounds aus unbehandelten
Polyolefinen die erfindungsgemäßen polymeren Werkstoffe als Verträglichkeitsvermittler
einzusetzen.
[0005] Als weiterer wesentlicher Vorteil ergibt sich, daß bei einem eventuellen Recycling
von Polyolefinverbunden und Polyolefincompounds, die die erfindungsgemäßen polymeren
Werkstoffe als Komponente und/oder als Haft- bzw. Verträglichkeitsvermittler enthalten,
eine Separierung einzelner Bestandteile unterbleiben kann. Im Gegenteil, bei einem
Recycling beispielsweise mit einem thermoplastischen Verarbeitungsverfahren (Extrudieren,
Spritzgießen o.ä.) können die im Recyclingmaterial enthaltenen erfindungsgemäßen polymeren
Werkstoffe ihre überraschenden und vorteilhaften Wirkungen in puncto Verträglichkeit
in einem zweiten Reaktionsschritt nochmals entfalten.
[0006] Besonders bevorzugt wird ein polymerer Werkstoff, in den durch die Niedertemperatur-Plasmabehandlung
Sauerstoff- und/oder stickstoffhaltige Gruppen eingebaut worden sind. Dies wird sehr
vorteilhaft dadurch erreicht, daß die Polyolefine beispielsweise einer Behandlung
mit einem Sauerstoff- und/oder Stickstoffplasma und/oder einem Plasma aus einem Gemisch
dieser beiden Gase unterworfen werden.
[0007] Ein besonders bevorzugter polymerer Werkstoff wird erhalten, wenn die Niedertemperatur-Plasmabehandlung
der Polyolefine mit wechselnden Frequenzen, vorzugsweise mit Kombinationen verschieden
hoher wechselnder Frequenzen, durchgeführt wird. Hierbei kann sehr vorteilhaft unter
gleichzeitiger Behandlung mit einem Reaktionsgasplasma (Sauerstoffplasma und/oder
Stickstoffplasma) und/oder einem Reaktionsgasgemischplasma auf einen unterschiedlichen
chemischen Aufbau und unterschiedliche Zusammensetzungen der als Ausgangsstoffe dienenden
Polyolefine eingegangen werden. Es hat sich gezeigt, daR durch das gefundene Verfahren
der Anteil an polaren Gruppen entscheidend erhöht werden kann und sich somit ein wesentlicher,
vollkommen überraschender Qualitätssprung beim Einsatz der erfindungsgemäß behandelten
Polyolefine einstellt.
[0008] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den übrigen in
den Unteransprüchen angegebenen Merkmalen.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend in einem Ausführungsbeispiel anhand der zugehörigen
Zeichnung, die einen Verfahrensablauf zur Herstellung eines polymeren Werkstoffs in
einem Flußdiagramm zeigt, näher erläutert.
[0010] In der Figur soll das Verfahren mit Hilfe des Diagrammes verdeutlicht werden. In
einem ersten Schritt 10 werden die als Ausgangsmaterialien zur Verfügung stehenden
Polyolefine vorbereitet. Die Polyolefine werden hier in Pulver- und/oder Granulatform
gebracht, deren Körnungsgröße beispielsweise kleiner als 1 mm ist. Als Ausgangsmaterialien
können sowohl neuwertige Polyolefine als auch aus Recyclingmaterial gewonnene Polyolefine
verwendet werden. Bei Polyolefinen aus Recyclingmaterial ist zu beachten, daß diese
nicht zu stark geschädigt sind, das heißt, daß noch eine geeignete Molekularstruktur
vorhanden ist. In einem nächsten Schritt 12 wird das vorbereitete Ausgangsmaterial
in eine Prozeßkammer gegeben. Die Prozeßkammer kann dabei beispielsweise eine Drehtrommel
eines an sich bekannten Plasmaofens zur Durchführung einer Niedertemperaturplasmabehandlung
sein.
[0011] In einem nächsten Schritt 14 werden die für die Behandlung des Ausgangsmaterials
gewünschten Prozeßparameter und Prozeßgase eingestellt. Hierbei werden insbesondere
die speziellen Kombinationen der Prozeßgase, das heißt beispielsweise eine erste Behandlung
mit einem Inertgasplasma, vorzugsweise mit Helium und/oder Argon, und die nachfolgende
Behandlung mit einem Reaktionsgasplasma, vorzugsweise mit Sauerstoff und/oder Stickstoff,
oder auch die Behandlung mit einem Plasma, das aus einem Gemisch der vorgenannten
Gase erzeugt wird, festgelegt. Weiterhin erfolgt die Einstellung der zur Plasmaerzeugung
im Vakuum notwendigen Hochfrequenzen und deren zeitlicher Abfolge. So sind Varianten
denkbar, in der erst mit einer niederen Frequenz, beispielsweise 13,56 MHz, und anschließend
mit einer höheren Frequenz, beispielsweise 2,45 GHz, eine Plasmabehandlung durchgeführt
wird. Darüber hinaus ist eine alternierende Zuschaltung der Frequenzen denkbar. Selbstverständlich
können auch andere Frequenzen in beliebiger frei wählbarer Reihenfolge zur Durchführung
der Plasmabehandlung eingestellt werden. Im übrigen wird die gewünschte Drehzahl der
Drehtrommel, beispielsweise im Bereich zwischen 4 und 20 Umdrehungen/Minute, sowie
der gewünschte Prozeßdruck, der beispielsweise im Bereich zwischen 0,3 mbar und 1
mbar liegt, eingestellt. Während der Plasmabehandlung kann der Prozeßdruck verfahrensbedingt
Schwankungen unterliegen. Weiterhin wird die Behandlungdauer festgelegt, mit der die
Behandlung des Ausgangsmaterials erfolgt. Diese beträgt beispielsweise zwischen 15
und 600 Sekunden. Die genannten Prozeßparameter bzw. Prozeßgase können untereinander
in beliebiger Zusammenstellung variiert werden und sind insbesondere auf die Zusammensetzung
des jeweiligen konkret vorliegenden Ausgangsmaterials, also der Polyolefine, sowie
auf den gewünschten Verwendungszweck des Endproduktes abgestimmt.
[0012] In einem nächsten Schritt 16 erfolgt dann die Plasmabehandlung des Ausgangsmaterials
mit den in dem Schritt 14 eingestellten Prozeßparametern bzw. Prozeßbedingungen. Hierbei
ist es ebenfalls denkbar, daß während der Plasmabehandlung in dem Schritt 16 eine
Veränderung und/oder Anpassung der Prozeßparameter, beispielsweise durch eine Regelung,
erfolgen kann. Durch die beschriebene Kombination der Prozeßgase und der Prozeßparameter
der Niedertemperatur-Plasmabehandlung ist insbesondere der für die Verwendung der
erfindungsgemäßen polymeren Werkstoffe wünschenswerte Einbau von sauerstoff- und/oder
stickstoffhaltigen Gruppen in die Polyolefine in Abhängigkeit von dem eingesetzten
Ausgangsmaterial erreichbar. Die erfindungsgemäßen polymeren Werkstoffe können aus
allen zur Gruppe der Polyolefine gehörenden Verbindungen, beispielsweise aus allen
Polyethylentypen (LDPE, LLDPE, HDPE) sowie Polypropylen hergestellt werden.
[0013] Mit den erfindungsgemäßen polymeren Werkstoffen kann jeder denkbare Polyolefinverbund
hergestellt werden, wobei die behandelten Polyolefine als Verbundkomponenten und/oder
Haftvermittler eingesetzt werden. Weiterhin ist der Einsatz der erfindungsgemäßen
polymeren Werkstoffe als vollkommen neuartige Verträglichkeitsvermittler bei der Herstellung
von Polyolefincompounds oder direkt als Compoundkomponente möglich.
[0014] In einem konkreten Beispiel wird in die Drehtrommel einer an sich bekannten Niedertemperaturplasmaanlage
als Ausgangsstoff LDPE (AL22FA) mit einer Korngröße < 1 mm eingefüllt. Als Prozeßparameter
wird ein Prozeßdruck von 0,6 Millibar bei einer Umdrehungsgeschwindigkeit von 4 U/min.
der Drehtrommel eingestellt. Die Leistung des Mikrowellengenerators beträgt 600 Watt
und die der Hochfrequenzeinspeisung ebenfalls 600 Watt. Als Prozeßgase wird ein Gemisch
von Argon, Sauerstoff und Stickstoff zugeführt und der eingebrachte Ausgangsstoff
für die Dauer von 300 sec. plasmabehandelt. Der Mikrowellengenerator erzeugt dabei
eine Frequenz von 2,45 GHz und die Hochfrequenzeinspeisung eine Frequenz von 13,56
MHz. Mit dem nach Beendigung des Herstellungsverfahrens gewonnenen polymeren Werkstoff
kann mit Glas bei 165 °C ein transparenter, gut haftender Verbund erzielt werden,
zu dessen Herstellung kein Haftvermittler erforderlich ist. Hinsichtlich der Stärke
der einzelnen Verbundkomponenten bestehen keine Einschränkungen.
1. Polymerer Werkstoff, herstellbar durch eine Niedertemperatur-Plasmabehandlung von
Polyolefinen in einem Frequenzbereich von 5 kHz bis 10 GHz.
2. Verfahren zur Herstellung eines polymeren Werkstoffes nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung vorzugsweise in einem Frequenzbereich von 13,56 MHz bis
2,45 GHz durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung mit wechselnden Frequenzen durchgeführt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung mit Kombinationen verschieden hoher wechselnder Frequenzen
durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß als Polyolefine Polyethylen und/oder Polypropylen eingesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung unter Zufuhr eines Inertgases, beispielsweise Helium und/oder
Argon, durchgeführt wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung unter Zufuhr eines Reaktionsgases, beispielsweise Sauerstoff
und/oder Stickstoff, durchgeführt wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung nacheinander mit einem Inertgasplasma und wenigstens einem
Reaktionsgasplasma oder wenigstens einem Reaktionsgasgemischplasma oder unter Zufuhr
eines Gemisches aus wenigstens einem Inertgas und wenigstens einem Reaktionsgas durchgeführt
wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Plasmabehandlung bei einem Prozeßdruck von 0,1 mbar bis 2 mbar, vorzugsweise
0,3 mbar bis 1 mbar, erfolgt.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden AnSprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Dauer der Plasmabehandlung 5 Sekunden bis 800 Sekunden, vorzugsweise 15
Sekunden bis 600 Sekunden, beträgt.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyolefine als Pulver oder Granulat der Plasmabehandlung unterworfen werden.
12. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyolefine während der Plasmabehandlung bewegt werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyolefine in einer Drehtrommel mit vorzugsweise 4 bis 20 Umdrehungen/Minute
umgewälzt werden.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyolefine in Form von Neuware und/oder Recyclingware eingesetzt werden.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß den Polyolefinen vor der Plasmabehandlung übliche Kunststoffzusätze wie Stabilisatoren
zugesetzt werden.
16. Verwendung eines nach den Ansprüchen 2 bis 15 behandelten Polyolefins als Verbundkomponente
für Polyolefinverbunde.
17. Verwendung eines nach den Ansprüchen 2 bis 15 behandelten Polyolefins als Haftvermittler
für Polyolefinverbunde.
18. Verwendung eines nach den Ansprüchen 2 bis 15 behandelten Polyolefins als Compoundkomponente
für Polyolefincompounds.
19. Verwendung eines nach den Ansprüchen 2 bis 15 behandelten Polyolefins als Verträglichkeitsvermittler
in Polyolefincompounds.