[0001] Die Erfindung betriffl ein Walzgerüst mit Stütz- und Arbeitswalzen zum Walzen von
Blechen und Bändern, bei dem die oberen und unteren Arbeitswalzen zusammen mit den
ihnen zügeordneten Stützwalzen durch gegensinniges horizontales Verschieben der jeder
Walze innerhalb des Ständerfensters lagernden Einbaustücke mittels zwischen den Einbaustücken
und den Ständersäulen der Walzenständer angeordneter Verschiebeblöcke über Verschiebeantriebe
paarweise aus der gemeinsamen Vertikalebene heraus in Stellungen verschiebbar sind,
in der sich die durch die Walzenachsen der Arbeits- und Stützwalzen verlaufenden Vertikalebenen
kreuzen.
[0002] Diese Systeme, bei denen eine paarweise und gegensinnige Verschwenkung von Ober-
und Unterwalzen eines Quarto-Walzgerüstes vorgenommen wird, sind auch als Pair-Cross-Rolling-Systeme
bekannt. Durch Verschränkung der Walzen und das Kreuzen der Walzenachsen kann das
Profil des Walzgutes eingestellt werden, ohne wie sonst erforderlich, hohe Arbeitswalzen-Biegekräfte
aufbringen zu müssen. Ein daraus sich ergebender Vorteil ist die Erhöhung der Lagerstandzeiten.
Zum Verstellen der Walzenpaare sind die verschiedensten Lösungen vorgeschlagen worden.
Die gattungsbildende europ. Patentanmeldung 0 525 552 Al schlägt für die Einbaustücke
der Arbeits- und der Stützwalzen gemeinsame Verschiebeblöcke vor, die zwischen den
Einbaustücken und dem Walzenständer angeordnet sind und an ihren den Einbaustücken
abgewandten Seiten Keilflächen aufweisen, welche mit vertikal verstellbaren Verschiebeantrieben
mit ebensolchen Keilflächen korrespondieren. Beim Verstellen dieser Verschiebeantriebe
bewirken die aufeinandergleitenden Keilflächen eine Horizontalverschiebung der Verschiebeblöcke,
wodurch diese die seitlich anliegenden Einbaustücken verstellen.
Aus der gleichen Schrift sind auch andere Verstellantriebe bekannt geworden, wie Hydraulikzylinder
oder mechanisch auf die Einbaustücke wirkende Spindeln, mit denen jeweils die Einbaustücke
zur Veränderung der Walzenpositionen innerhalb des Ständerfensters horizontal verschoben
werden.
[0003] Die bekannten Pair-Cross-Rolling-Systeme sind sehr aufwendig, sie erfordern gewöhnlich
spezielle Arbeitswalzen-Lager; die Walzensätze müssen mit Axialverriegelungen versehen
sein, um die durch die systembedingte Schrägstellung der Walzen auftretenden Axialkräfte
aufnehmen zu können. Ein weiterer Nachteil ist darin zu sehen, daß Verstellbauteile
im Bereich der Gerüsfführungen angeordnet sind, die den Walzenwechsel behindern.
[0004] Ausgehend von einem Stand der Technik, wie er durch die EP 0 525 552 Al bekannt ist,
besteht die Aufgabe der vorliegenden Erfindung darin, ein gattungsgemäßes Walzgerüst
mit geringem mechanischem Aufwand so auszubilden, daß mit einfachen Verschiebeantrieben
und hoher Systemstabilität das Verschränken der Walzen mit herkömmlichen Lagern möglich
ist, wobei der Ein- und Ausbau der Arbeitswalzen gegenüber konventionellen Walzgerüsten
nicht behindert wird.
[0005] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Verschiebeblöcke
als U-förmige Druckstücke ausgebildet sind, deren Stege mit ihren kalottenförmigen
Außenseiten an den Einbaustücken anliegen und deren Schenkel die Ständersäule des
Walzenständers beidseitig umgreifen.
[0006] Durch die U-förmig gestalteten, den Walzenständer umfassenden Druckstücke wird eine
äußerst stabile Konstruktion geschaffen, bei der die Führungen seitlich der Ständersäulen
des Walzenständers angeordnet sind, also aus dem Bereich des Ständerfensters nach
außen verlegt sind. Dadurch baut der Teil des Druckstückes, der innerhalb des Ständerfensters
angeordnet ist, sehr schmal, wodurch die Einbaustücke sehr groß dimensioniert sein
können. Durch das beidseitige Umgreifen der Ständersäule erfolgt ein günstiges Abstützen
in Walzachsrichtung, so daß insgesamt ein sehr formstabiles System geschaffen wurde.
Die Außenseiten der Druckstücke, die den Einbaustücken zugewandt sind, sind kalottenförmig
ausgebildet, so daß eine Schrägstellung der Walzen in diesen kalottenförmigen Teilen
problemlos und auch bei hohen Kräften verschleißarm aufgenommen werden kann.
[0007] In einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß zum Verschieben
der Druckstücke in deren beiden, die Ständersäule des Walzenständers umgreifenden
Schenkeln, Querbohrungen vorgesehen sind, in denen am Walzenständer angeordnete zu
den Achsen der Querbohrungen parallele Achsen verdrehbare Exzenter gelagert sind.
[0008] Es hat sich gezeigt, daß mit der vorgeschlagenen konstruktiven Lösung, d. h. der
Verschiebung der Druckstücke über Exzenter, eine besonders günstige und genaue Einstellbarkeit
der Einbaustücke vorgenommen werden kann, wobei die Verschiebeantriebe gleichfalls
außerhalb des Ständerfensters platzsparend angeordnet sind. Dadurch, daß die Exzenter
in beiden Schenkeln des die Ständersäule umfassenden Druckstückes synchron verdrehbar
angeordnet sind, lassen sich die Anstellkräfte zum Verschieben der Druckstücke und
damit der Einbaustücke gleichmäßig verteilen, ohne daß durch Schrägstellung der Druckstücke
Kippkräfte in die Verschiebeblöcke gelangen.
[0009] Vorzugsweise liegen sich die Querbohrungen beider Schenkel jedes Druckstückes gegenüber
und sind über eine die Ständersäule des Walzenständers durchgreifende Bohrung verbunden,
in der eine mit einem Drehantrieb verbundene gemeinsame Welle für die beidseitig in
den Querbohrungen der Schenkel gelagerten Exzenter angeordnet ist. Damit gelingt es,
die Verschiebeantriebe wartungsfreundliche nach außen zu legen und mit elektrisch
synchronisierten Einzelantrieben zu bestücken. Die Exzenterwelle ist in den Ständersäulen
sehr sicher und stabil gelagert, ohne zusätzlichen Einbauraum zu beanspruchen und
ohne den Ein- und Ausbau der Walzen zu behindern.
[0010] Nach einem besonders günstigen Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, die Stützwalzeneinbaustücke
als Rahmeneinbaustücke auszubilden, die die Arbeitswalzeneinbaustücke vertikal verstellbar
aufnehmen, wobei die Druckstücke an den Rahmeneinbaustücken anliegen. Durch diese
Bauweise werden beim Verschieben der Verschiebeblöcke beide Einbaustücke, nämlich
die der Stützwalze und die Arbeitswalze gleichzeitig verschoben, ohne daß die Vertikalverstellbarkeit
der
[0011] Arbeitswalzeneinbaustücke behindert ist. Die Anlage der Druckstücke mit ihren kalottenförmigen
Außenseiten an dem Rahmeneinbaustück gestattet eine Obertragung großer Horizontalkräfte,
weil die Druckflächen groß dimensioniert sein können und damit geringe spezifische
Flächenbelastungen auftreten.
[0012] Insgesamt ergeben sich durch die Konstruktion des erfindungsgemäßen Walzgerüstes
wesentliche Vorteile gegenüber dem Stand der Technik. So ist ein geringer mechanischer
Aufwand zur Verschränkung der Walzen durch elektrisch synchronisierte Einzelantriebe
der Exzenteranstellungen und einfache Wartung an den außenliegenden Antriebe hervorzuheben.
Die Obertragung der Hodzontalkräfte über groß dimensionierte kalottenförmige Druckflächen
an den Einbaustücken wurde bereits erwähnt. Durch die Anstellbarkeit mittels Exzentern
wird es möglich, Verschleiß an den Kalotten auszugleichen, ohne die Verstellgenauigkeit
des Gesamtsystems zu verschlechtern. Durch die Ausführung der Arbeitswalzen, Einbaustücke
und Lager wie bei konventionellen Walzwerken wird das System vereinfacht und ein schneller
Arbeitswechsel ermöglicht.
[0013] Ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Lösung ist in der Zeichnung dargestellt
und wird nachfolgend beschrieben. Es zeigt:
Fig. 1 Eine schematische Seitenansicht eines Walzgerüstes nach der Erfindung,
Fig. 2 einen Querschnitt durch das Walzgerüst nach Figur 1 in der Walzebene mit unverschränkten
Walzen und
Fig. 3 einen Querschnitt durch das Walzgerüst nach Figur 1 mit verschränkten Walzen.
[0014] In Figur 1 ist mit 1 das erfindungsgemäße Walzgerüst bezeichnet, in dem die obere
Arbeitswalze 2a und die untere Arbeitswalze 2b beidseitig in oberen Einbaustücken
3a und unteren Einbaustücken 3b gelagert sind. Die Arbeitswalzen 2a, 2b werden jeweils
von einer oberen Stützwalze 4a und einer unteren Stützwalze 4b abgestützt, die ihrerseits
in den oberen Einbaustücken 5a und den unteren Einbaustücken 5b gelagert sind. Das
obere und untere Einbaustück 5a, 5b jeder Seite ist als Rahmeneinbaustück ausgebildet
und übergreift mit Vorsprüngen 6 die Einbaustücke 3a und 3b der Arbeitswalzen 2a und
2b von beiden Seiten, so daß diese innerhalb der Einbaustücke 5a, 5b in Querrichtung
gehalten sind. In vertikaler Richtung sind die Einbaustücke 3a, 3b der Arbeitswalzen
2a, 2b verstellbar; dazu sind die Einbaustücke 3a, 3b beidseitig mit seitlichen Vorsprüngen
7 versehen, zwischen denen und den Vorsprüngen 6 der Einbaustücke 5a, 5b vertikal
wirkende Kolben-Zylinder-Einheiten 8 vorgesehen sind.
[0015] Die Einbaustücke 5a, 5b sind im Ständerfenster 9 des Walzenständers 1 angeordnet,
so wie das bei konventionellen Walzgerüsten bekannt ist. Beidseitig der Einbaustücke
5a, 5b sind die Druckstücke 1 0 vorgesehen, die U-förmig ausgebildet sind und die
Ständersäulen des Walzenständers beidseitig umgreifen (Figur 2). Die Außenseiten der
Stege der Druckstücke 1 0 sind, wie bei 12 angedeutet, kalottenförmig ausgebildet
und liegen seitlich an den Einbaustücken 5a, 5b an.
[0016] In den Schenkeln der Druckstücke 10 sind Querbohrungen 13 angebracht, in denen die
am Walzenständer 1 angeordneten, um zu den Achsen 14 der Querbohrungen 13 parallele
Achsen 15 verdrehbaren Exzenter 16 gelagert sind.
[0017] Im Querschnitt durch das Walzgerüst gemäß Figur 2 sind die beschriebenen Bauteile
besser zu erkennen. Die Ständersäulen 1 1 sind in Querrichtung durchbohrt; durch die
Bohrung hindurch ist eine Welle 17 geführt, auf der beidseitig der Ständersäulen 1
1 die Exzenter 16 befestigt sind. Die Exzenter 16 sitzen in den Querbohrungen 13 und
bewirken beim Verdrehen der gemeinsamen Welle 17 und damit der Exzenter 16 über den
insgesamt als 18 bezeichneten Drehantrieb ein Verschieben der U-förmigen Druckstücke
1 0 quer zur Walzenachse 19, so daß dieEinbaustücke 5a (in der Zeichnungsebene nach
rechts bzw. links) verschoben werden, wobei die kalottenförmigen Außenseiten 12 eine
Schrägstellung der Einbaustücke gegenüber den Druckstücken 1 0 und den Ständersäulen
1 1 ermöglichen.
[0018] In Figur 3 ist die schräggestellte Position der Arbeits- und Stützwalzen 2a, 3a dargestellt;
erkennbar sind die Druckstücke 1 0 durch entsprechendes Verdrehen der Exzenter 16
(auf der linken Seite oben der Darstellung) gegenüber der Ständersäule 1 1 nach rechts
verschoben; der Steg des linken U-förmigen Druckstückes 1 0 ist dadurch weiter von
der Ständersäule 1 1 beabstandet, als auf der rechten Seite der zeichnerischen Darstellung,
wo sich das U-förmige Druckstück 10 weiter über die Ständersäule geschoben hat. In
der unteren Zeichnungshälfte erfolgt die Verschiebung in entgegengesetzter Richtung,
so daß die Arbeits- und Stützwalze 2a, 3a sich gegenüber der gestrichelt dargestellten
unteren Arbeits- und Stützwalze 2b, 3b in entgegengesetzten Richtungen verschoben
haben, woraus das Kreuzen der Arbeits- und Stützwalzen resultiert.
[0019] Der Antrieb 18 besteht aus dem Elektromotor 20 und den Stirn- und Planetengetrieben
21, 22, die an jedem Druckstück 1 0 angesetzt sind. Die Antriebe der einzelnen Druckstücke
sind elektrisch miteinander synchronisiert, so daß ggfs. über ein Rechenprogramm,
ein Einstellen der Arbeits- und Stützwalzen jeweils paarweise zu den gegenüberliegenden
Arbeits- und Stützwalzen in den verschiedensten Variationen möglich ist.
1. Walzgerüst mit Stütz- und Arbeitswalzen zum Walzen von Blechen und Bändern, bei dem
die oberen und unteren Arbeitswalzen zusammen mit den ihnen zugeordneten Stützwalzen
durch gegensinniges horizontales Verschieben der jede Walze innerhalb der Ständerfenster
lagernden Einbaustücke mittels zwischen den Einbaustücken und den Ständersäulen der
Walzenständer angeordneter Verschiebeblöcke über Verschiebeantriebe paarweise aus
der gemeinsamen Vertikalebene heraus in Stellungen verschiebbar sind, in der sich
die durch die Walzenachsen der Arbeits- und Stützwalzen verlaufenden Vertikalebenen
kreuzen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Verschiebeblöcke als U-förmige Druckstücke (1 0) ausgebildet sind, deren Stege
(1 Ob) mit ihren kalottenförmigen Außenseiten (12) an den Einbaustücken (5a,5b) anliegen
und deren Schenkel (10a) die Ständersäulen (1 1) des Walzenständers (1) beidseitig
umgreifen.
2. Walzgerüst mit Stütz- und Arbeitswalzen zum Walzen von Blechen und Bändern nach Anspruch
1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zum Verschieben der Druckstücke (10) in deren beiden, die Ständersäule (1 1) des
Walzenständers (1) umgreifenden Schenkeln (1 Oa), Querbohrungen (1 3) vorgesehen sind,
in denen am Walzenständer (1) angeordnete, um zu den Achsen (1 4) der Querbohrungen
parallele Achsen (1 3) verdrehbare Exzenter (16) gelagert sind.
3. Walzgerüst mit Stütz- und Arbeitswalzen zum Walzen von Blechen und Bändern nach Anspruch2,
dadurch gekennzeichnet,
daß sich die Querbohrungen (1 3) beider Schenkel (1 Oa) jedes Druckstückes (1 0) gegenüberliegen
und über eine die Ständersäule (1 1) des Walzenständers (1) durchgreifende Bohrung
verbunden sind, in der eine mit einem Drehantrieb (18) verbundene gemeinsame Welle
für die beidseitig in den Querbohrungen (1 3) der Schenkel (1 Oa) gelagerten Exzenter
(1 6) angeordnet ist.
4. Walzgerüst mit Stütz- und Arbeitswalzen zum Walzen von Blechen und Bändem nach Anspruch
1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einbaustücke (5a,5b) als Einbaustücke ausgebildet sind, die die Einbaustücke
(3a,3b) vertikalverstellbar aufnehmen, wobei die Druckstücke (10) an den Einbaustücken
anliegen.