[0001] Die Erfindung betrifft ein Transportsystem mit einem auf nebeneinander angeordneten
Schienen verfahrbarem und kurvengängigem Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruches
1.
[0002] Aus der DE 36 01 837 C2 ist ein derartiges Schienenfahrzeug mit an einer Längsseite
des Fahrzeugs über Tragschenkel angeordnete Fahrwerke bekannt. Auf der den Tragschenkeln
gegenüberliegenden Seite sind die Fahrwerke mit Führungsrollen versehen, die an den
Seiten der Schiene anliegen. Diese Ausbildung des Schienenfahrzeuges wurde gewählt,
um einen ruhigeren Lauf des Fahrzeuges auch im Kurvenbereich zu erzielen. Dieses Schienenfahrzeug
erweist sich als zuverlässig, um bei Strecken mit gleichem Schienenabstand etwaige
Abstandstoleranzen auszugleichen. Darüber hinaus eignet es sich für die Durchfahrung
von Kurven mit annähernd gleichem Schienenabstand und großen Radien. Das Verhältnis
von dem Abstand der Schienen untereinander und dem Radius der kurvenäußeren Schiene
beträgt minimal etwa 1 : 5.
[0003] Des weiteren ist in der DE 39 00 616 A1 ein Transportsystem mit einem schienengeführten
Fahrzeug und einer Weiche beschrieben. Das Fahrzeug besteht im wesentlichen aus einem
rechtwinkligen Rahmen, in dessen Eckbereichen um senkrechte Achsen schwenkbare Fahrwerke
angeordnet sind. Die Fahrwerke sind auf nebeneinander und voneinander beabstandeten
Schienen verfahrbar. Die Schienen von unterschiedlichen Schienenstrecken kreuzen sich
vorzugsweise unter einem rechten Winkel. In den Kreuzungsbereichen sind Weichen vorgesehen,
um den Fahrzeugen einen Wechsel der Schienenstrecke zu ermöglichen. Die Weichen bestehen
im wesentlichen aus in den Kreuzungspunkten der Schienen angeordneten Schienenabschnitten,
die um eine vertikale Achse schwenkbar sind. Die Umsetzung eines Fahrzeuges von einer
ersten auf eine zweite Schienenstrecke erfolgt nach Einfahren des Fahrzeugs in die
Weiche durch Verfahren der schwenkbaren Schienenabschnitte. Hierdurch werden die Fahrwerke
des Fahrzeuges ebenfalls um 90° geschwenkt, und anschließend ist das Fahrzeug in Richtung
des zweiten Schienenstrangs verfahrbar.
[0004] Dieses Transportsystem ermöglicht zwar eine platzsparende Umsetzung des Schienenfahrzeuges
von einer ersten auf eine dazu rechtwinklige zweite Schienenstrecke, jedoch erweist
sich diese Lösung für die Einsatzfälle, in denen das Fahrzeug beispielsweise nur eine
90°-Kurve fahren soll und keine Kreuzung vorliegt, als konstruktiv zu aufwendig.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde. ein Transportsystem zu schaffen, welches
eine optimierte Kurvengängigkeit aufweist.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Transportsystem durch die im Anspruch 1 aufgeführten
Merkmale gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
2 bis 11 angegeben.
[0007] Erfindungsgemäß wird durch die Verlagerung der Schwenkachsen der Tragschenkel von
den Fahrzeugenden zur Fahrzeugmitte hin erreicht, daß die Kurvengängigkeit des Fahrzeugs
verbessert wird. Hierdurch können engere Kurven verschleißarm durchfahren werden.
Durch die leicht von der Fahrzeuglängsseite nach innen versetzte Anordnung der Schwenkachsen
wird ermöglicht, das Fahrzeug auch über Weichen gemäß der DE 39 00 616 A1 verfahren
zu lassen.
[0008] Als besonders vorteilhaft erweist sich die im Kurvenbereich in Richtung der äußeren
Schiene eingezogene Ausbildung der inneren Schiene, so daß die Geschwindigkeit des
inneren, hinteren Fahrwerks während der Durchfahrung des Kurvenbereiches gegen null
geht, d.h im bevorzugten Fall fast stehenbleibt und seine Bewegungsrichtung nicht
umkehrt. Die Vorteile der Erfindung bleiben jedoch auch erhalten, wenn das innere,
hintere Fahrwerk während der Durchfahrung des Kurvenbereiches zunächst stehenbleibt
und geringfügig (etwa eine 114 Umdrehung) in die Gegenrichtung rollt. Das erfindungsgemäß
ausgebildete Transportsystem stellt somit ein Fahrzeug zur Verfügung, das auch enge
Kurvenradien sanft sowie ruckarm durchfahren kann. Enge Kurvenradien heißt hier, daß
das Verhältnis von dem Abstand der Schienen untereinander und dem Radius der kurvenäußeren
Schiene bis zu minimal etwa 1 : 1 betragen kann. Durch die erfindungsgemäße Ausbildung
des Fahrzeugs und der Schiene werden die Querbeschleunigungen, die auf das auf dem
Fahrzeug angeordnete Stückgut einwirken, sehr gering. Das Stückgut, insbesondere in
Form von auf Paletten angeordneten Kartonagen, neigt somit nicht mehr zum Verrutschen
auf dem Fahrzeug und aufwendige Befestigungsvorrichtungen für das Stückgut können
entfallen. Des weiteren hat sich als vorteilhaft erwiesen, die senkrecht zur Fahrtrichtung
ausgerichteten Achsen der Fahrwerke annähernd in den Eckpunkten eines gedachten Quadrates
anzuordnen, da hierdurch selbst bei der Durchfahrung von engen Kurvenradien erreicht
wird, daß der Schwerpunkt des Stückgutes innerhalb der Radaufstandsfläche bleibt und
somit das Fahrzeug die Kurve stabil durchfährt.
[0009] Besonders geeignet ist dieses Fahrzeug für die Verwendung auf im Querschnitt I-förmig
ausgebildeten Schienen, die über Stützen auf dem Boden gehalten sind. Dieses Transportsystem
eignet sich somit für die Umfahrung von zumeist im Grundriß rechtwinklig ausgebildeten
Lagern, um von den einzelnen Lagerplätzen Stückgüter aufzunehmen oder an diese abzugeben.
Die Erfindung ist auch für Fahrzeuge und Schienen im Hängebahnbereich geeignet.
[0010] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1
- Draufsicht auf ein Transportsystem mit einem kurvengängigen Fahrzeug auf einem geraden
Schienenabschnitt,
- Fig. 2
- Seitenansicht von Fig. 1,
- Fig. 3
- Transportsystem mit einem Fahrzeug bei der Durchfahrung einer Rechtskurve,
- Fig. 4
- Transportsystem mit einem Fahrzeug bei der Durchfahrung einer Linkskurve.
[0011] In Fig. 1 ist ein Fahrzeug 1 auf einem geraden Schienenabschnitt dargestellt. Der
Schienenabschnitt ist aus zwei nebeneinander und weitestgehend parallel zueinander
ausgerichteten Schienen 2 aufgebaut. Das Fahrzeug 1 besteht im wesentlichen aus einem
Rahmen 3, der über vier Fahrwerke 4 auf den Schienen 2 abgestützt ist. Die Fahrwerke
4 sind jeweils um senkrechte Achsen 5 schwenkbar mit dem Rahmen 3 verbunden. Der Rahmen
3 ist im wesentlichen aus einem Längsträger 6 einer Quertraverse 7 und zwei vorzugsweise
gleich lange Tragschenkeln 8 gebildet. Der Längsträger 6 und die Quertraverse 7 sind
in der Draufsicht gesehen T-förmig miteinander verbunden. An den Enden des Längsträgers
6 ist jeweils ein Fahrwerk 4 gelagert. Der Längsträger 6 ist mit seiner Längserstreckung
in Fahrtrichtung F ausgerichtet. An dem dem Längsträger 6 abgewandten Ende der Quertraverse
7 sind die Tragschenkel 8 über einen Zwischenträger 9 angelenkt. Der Zwischenträger
9 ist mit seiner Längserstreckung in Fahrtrichtung F ausgerichtet und an seinen Enden
über Schwenkachsen 10 mit den Tragschenkeln 8 verbunden. An den freien Enden der Tragschenkel
8 ist über eine Achse 5 ein Fahrwerk 4 gelagert. Die Tragschenkel 8 sind derart an
der Quertraverse 7 gelagert, daß die Tragschenkel 8 bei auf einem geraden Schienenabschnitt
befindlichen Fahrzeug 1 - ausgehend von einer Lage parallel zur Fahrtrichtung F -
nach außen geschwenkt sind. Die Tragschenkel 8 sind etwa um 1/8 der Breite des Fahrzeugs
1 von der Längsseite nach innen versetzt angelenkt. Diese Ausführung wird gewählt,
wenn das Fahrzeug 1 über Weichen gemäß der DE 39 00 616 A1 fahren soll, um ein Verklemmen
der Laufräder 11 zu vermeiden. Die Schwenkachsen 10 sind in unmittelbarer Nähé zur
Quertraverse 7 an dem Zwischenträger 9 gelagert. Da die Quertraverse 7 in Fahrrichtung
F gesehen in der Fahrzeugmitte angeordnet ist, liegen die Schwenkachsen 10 entsprecherweise
im Bereich der der halben Länge des Fahrzeugs 1. In Abhängigkeit der nach innen versetzten
Anordnung der Schwenkachsen 10 und deren angrenzenden Anordnung an die Quertraverse
7 ist die Länge der Tragschenkel 8 so gewählt, daß die vier Fahrwerke 4 mit ihren
Achsen 5 in den Eckpunkten eines gedachten Vierecks angeordnet ist, wenn das Fahrzeug
1 sich auf einem geraden Schienenabschnitt befindet. Die Fahrwerke 4 sind im wesentlichen
aus jeweils einem Laufrad 11 und vier Führungsrollen 12 aufgebaut. Die Führungsrollen
12 sind derart an dem Fahrwerk 4 angeordnet, daß diese seitlich an der Schiene 2,
insbesondere bei einer I-förmig ausgebildeten Schiene 2, an dessen Obergurt 12 abrollen.
Das Fahrzeug 1 wird vorzugsweise über einen Elektroantrieb 13 angetrieben, der seitlich
an dem Fahrwerk 4 angeflanscht ist. Der Elektroantrieb 13 ist über nicht dargestellte
Stromabnehmer mit einer entlang der Schiene 2 angeordneten Schleifleitung elektrisch
verbunden. Das Fahrzeug 1 über eine Batterie zu versorgen, ist auch möglich.
[0012] Die Fig. 2 zeigt eine Seitenansicht von Fig. 1, aus der die Anordnung der Tragschenkel
8 an der Quertraverse 7 ersichtlich ist. Die Tragschenkel 8 sind jeweils über eine
Schwenkachse 10 an einem an der Quertraverse 7 angeordneten Zwischenträger 9 gelagert.
Hierzu ist der Zwischenträger 9 aus zwei in Fahrtrichtung F ausgerichteten Flachprofilen
ausgebildet, die jeweils auf der Ober- und Unterseite der Quertraverse 7 angeordnet
sind und somit einen Zwischenraum zur Aufnahme des Tragschenkels 8 bzw. dessen Schwenkachse
10 bilden. Des weiteren ist aus der Fig. 2 ersichtlich, daß auf dem Fahrzeug 1 eine
Aufnahmevorrichtung für Stückgut angeordnet ist. Diese Aufnahmevorrichtung 15 ist
vorzugsweise als angetriebene Rollenbahn oder Tragkettenförderer für auf Paletten
angeordnete Stückgüter ausgebildet.
[0013] Die Fig. 3 und 4 zeigen jeweils ein Fahrzeug 1 beim Durchfahren einer Rechts- (s.
Fig. 3) bzw. einer Linkskurve (s. Fig. 4). Es ist ersichtlich, daß die kurveninnere
Schiene 2i, ausgehend von einem weitestgehend parallelen Verlauf der Schienen 2, im
Kurvenbereich in Richtung der äußeren Schiene 2a eingezogen ist. Der Abstand der inneren
Schiene 2i zu der äußeren Schiene 2a beträgt im Kurvenbereich etwa 0,8 x S, wobei
S der Abstand zwischen der inneren Schiene 2i und der äußeren Schiene 2a in einem
geraden Schienenabschnitt ist. Im Bereich der Kurve ist die innere Schiene 2i bei
einer Rechtskurve aus einem sich an die gerade innere Schiene 2i anschließenden linksgekrümmten
Kreisbogen mit einer Länge von 15°, einem sich daran anschließenden geraden Schienenabschnitt,
einem rechtsgekrümmten Kreisbogen mit einer Länge von etwa 120°, einem weiteren geraden
Schienenabschnitt und einem linksgekrümmten Kreisbogen mit etwa 15° gebildet. Die
Ausbildung der inneren Schiene 2i ist so gewählt, daß die Geschwindigkeit des inneren
hinteren Fahrwerks 2hi während der Durchfahrung des Kurven bereichs gegen Null geht,
d.h. im bevorzugten Fall fast stehenbleibt und seine Bewegungsrichtung nicht umkehrt.
Die Vorteile der Erfindung bleiben jedoch auch erhalten, wenn das innere, hintere
Fahrwerk 2hi während der Durchfahrung des Kurvenbereichs zunächst stehenbleibt und
geringfügig um etwa eine Einviertelumdrehung in Gegenrichtung rollt. Für die Ausführung
eines Fahrzeuges 1 mit beidseitigem Elektroantrieb ist innere Schiene 2i so ausgebildet,
daß das hintere innere Fahrwerk 4hi während der Durchfahrung der Kurve durch das Fahrzeug
1 seine Bewegungsrichtung nicht ändert, d.h. daß das Laufrad 11 seine Umdrehungsrichtung
beibehält.
Bezugszeichenliste
[0014]
- 1
- Fahrzeug
- 2
- Schiene
- 3
- Rahmen
- 4
- Fahrwerk
- 5
- Achsen
- 6
- Längsträger
- 7
- Quertraverse
- 8
- Tragschenkel
- 9
- Zwischenträger
- 10
- Schwenkachse
- 11
- Laufrad
- 12
- Führungsrollen
- 13
- Elektroantrieb
- 14
- Obergurt
- 15
- Aufnahmevorrichtung
- F
- Fahrtrichtung
- S
- Abstand der Schienen 2
- i
- innen
- a
- außen
- v
- vorne
- h
- hinten
1. Transportsystem mit einem auf nebeneinander angeordneten Schienen verfahrbarem und
kurvengängigem Fahrzeug, mit an einem Rahmen angeordneten und um senkrechte Achsen
schwenkbaren Fahrwerken und mit in Fahrtrichtung gesehen an einer Fahrzeugseite zwischem
dem Rahmen und dem jeweiligen vorderen und hinteren Fahrwerk angeordneten Tragschenkeln,
die um eine senkrechte Schwenkachse schwenkbar an dem Rahmen gelagert sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwenkachsen (10) der Tragschenkel (8) in Fahrtrichtung (F) gesehen im Bereich
der halben Länge des Fahrzeuges (1) angeordnet sind.
2. Transportsystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwenkachsen (10) der Tragschenkel (8) in Fahrtrichtung (F) gesehen hintereinander
angeordnet sind.
3. Transportsystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tragschenkel (8) die gleiche Länge aufweisen.
4. Transportsystem nach Anspruch 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schwenkachsen (10) der Tragschenkel (8) ausgehend von der Fahrzeugseite zur
Mitte des Fahrzeugs (1) versetzt sind.
5. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß je zwei vordere und hintere Fahrwerke (4) vorgesehen sind und die Länge der Tragschenkel
(8) so gewählt ist, daß jeweils die vorderen und die hinteren Fahrwerke (4) in Fahrtrichtung
(F) gesehen auf einem geraden Abschnitt der Schienen (2) nebeneinander angeordnet
sind.
6. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens eines der Fahrwerke (4) über einen Elektroantrieb (13) angetrieben
ist, der über an der Schiene (2) angeordnete Schleifleitungen versorgbar ist.
7. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
aß die Fahrwerke (4) im wesentlichen aus einem Laufrad (11) bestehen, das über Führungsrollen
(12) an der Schiene (2) geführt ist.
8. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß ausgehend von einem weitestgehend parallelen Verlauf der Schienen (2) im Kurvenbereich
die innere Schiene (2i) derart in Richtung der äußeren Schiene (2a) eingezogen ist,
daß das innere, hintere Fahrwerk (4hi) während der Durchfahrung des Kurvenbereiches
seine Fahrtrichtung (F) beibehält.
9. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schienen (2) im Querschnitt I-förmig ausgebildet, über Stützen auf dem Boden
abgestützt sind und das Fahrzeug (1) auf den Obergurten (14) der Schienen (2) verfahrbar
ist.
10. Transportsystem nach einem der Ansprüche 7 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Führungsrollen (12) an den Längsseiten der Obergurte (14) verfahrbar sind.
11. Transportsystem nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die benachbarten Fahrwerke (4) mit annähernd gleichen Abständen zueinander angeordnet
sind.